Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 272

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
272 Die mittlere Zeit. Ihre rotgelbe Farbe wurde durch eine Art von Seife noch erhöht und ihre Fülle durch eine Pomade aus Talg oder Butter und Buchenasche befördert. Die Männer, welche es wachsen ließen wie das Frauengeschlecht, banden es rückwärts gegen den Scheitel in einen Schopf oder Knoten zusammen; der Bart wurde abgeschoren. Sie trugen einen einfachen Mantel, oft nur ein Tierfell, die Weiber dagegen Kleider von selbstgewobener Leinwand. Die Nahrungsmittel waren: Fleisch, geronnene Milch, Butter und Käse, Vogeleier, Fische, Haferbrei, Bier und eingetauschter Wein, den man gewöhnlich aus Bufselhörnern trank, die oft' mit Silber beschlagen waren. Religiöse Feste, Hochzeiten, Leichenfeierlichkeiten, Volksberatungen waren mit Trinkgelagen verbunden, bei denen man unter Begleitung musikalischer Instrumente sang. Bei solchen Gelagen kam es sehr oft zu Raufereien. 8 99. Kcltgiott der Germanen. Ständeunterschied. Mrgerliche Verfassung. 279) Die Religion der Germanen war ursprünglich Naturdienst, wie die aller asiatischen Völker. Man verehrte vorerst die Naturkräfte in ihrem geheimnisvollen Walten und dachte sich dieselben dann bald als persönliche göttliche Wesen. Der oberste Gott ist Odin oder Wodan, von dem die Äsen (Göttersöhne) abstammen. Neben den Äsen gibt es noch Halbgötter. Der vornehmste ist Tnisko, der erdgeborne Gott, und dessen Sohn Mannus, der Stammvater aller Menschen. Wodan thront zu Asgard, der Götterheimat, wo die Walhalla ist, die Himmelsburg, in der nach ihrem Tode die gefallenen Helden von edlem Geschlecht sich erfreuen. Auch an wohlgesinnte Dämonen wie an neckende und schadende Plagegeister glaubte man. Die heiligen Orte der Germanen waren Tempel, insbesondere aber geheiligte Haine und Opferplätze im Freien. Leider wurden auch Menschenopfer dargebracht, wobei namentlich viele Kriegsgefangene geschlachtet wurden. Die Priester standen in großem Ansehen. Sie waren neben den Königen die höchsten Diener des Staates und die Erforscher des göttlichen Willens in allen öffentlichen Angelegenheiten. Als solche waren sie auch zugleich die Richter und Vollstrecker der Todesurteile bei Staatsverrätern und die Bewahrer der Nationalfeldzeichen. Es gab auch Priesterinnen, weissagende Frauen, die aus den Eingeweiden der Opfertiere, aus dem Blute der getöteten Gefangenen, aus dem Geräusche der Wellen 2c. prophezeiten. 280) Die politische Verfassung beruhte ganz auf dem Grundbesitze, der allein rechtsfähig machte. Im Vollgenuß der Rechte befanden sich die Freien, welche ein unveräußerliches Grund-

2. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 338

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
338 Die mittlere Zeit. Schwerte auf die Schulter, wobei er durch feierlichen Eid gelobte, die Wahrheit zu ehren, das Recht zu verteidigen, Witweu und Waisen und die verfolgte Unschuld zu beschützen und vor allem sein Schwert für die Religion und gegeu jede» Ungläubigen zu führen. Der Kaiser hatte auch das Recht, verdiente Personen aus dem Bürgerstand zu Rittern zu schlagen. Da uach den Anschauungen der damaligen Zeit auch die Gelehrsamkeit adelte, so waren die Söhne der Gelehrten (Doktoren) ebenfalls ri tt erb ürti g. 3. Die Turniere oder Kampfspiele lassen sich auf die altgermanischen Wassentänze zurückführen. Als Heinrich der Finkler die Reiterei neu organisierte und einübte, war eine natürliche Folge davon, daß solche Wassenspiele unter die Kriegsübnngen aufgenommen wurden. Sie wurden mit großer Pracht abgehalten, und nur Adelige durften daran Anteil nehmen. Diese vereinigten sich dann zu eigenen Turniergesellschaften, deren es in Deutschland vier große gab: die rheinische, die fränkische, die schwäbische und die bayrische. Diese zerfielen wieder in eine Menge kleinerer Gesellschaften. Das Turnieren selbst geschah zu Pferde mit Lanze und Schwert, oder zu Fuße mit Streitaxt, Kolben, Pike und Schwert, und zwar in ganzen Scharen gegeneinander, oder im Einzelkampfe vou Mann gegen Mann. Man unterschied das Schimpfrennen, wobei man stumpfe „Lanzen und Schwerter gebrauchte, und wobei es nur auf Spiel und Übung abgesehen war, und das Schar fr einten, wobei von der scharfen Waffe Gebrauch gemacht wurde und oft viel Blut floß, wie z. B. 1241 in entern Turnier zu Nuys bei Köln sechzig Ritter um das Leben kamen. Die Kirche war fortwährend gegen die Scharfreuueit. Die Turuierprcisc bestauben in goldenen Ketten und Kreuzen, in reichverzierten Waffen, kunstvollen Stickereien oder prächtig aufgeschirrten Rossen. 4. Die Städte waren entweder freie Reichsstädte, welche keinen Herrn über sich anerkannten, als den Kaiser und das Reich, oder Landstädte, welche in den Gebieten der einzelnen Fürsten gelegen waren, und in deren Namen fürstliche Beamte (Burggrafen, Schultheiße, Vögte) die Hoheitsrechte, Gerichtsbarkeit, Müuzrecht, Marktrecht re. ausübten. Allein diese Hoheitsrechtc wurden oft bedeutend durch die Privilegien beschränkt, welche die Städte von den Fürsten erhielten, insbesondere wenn sie denselben ans Geldverlegenheiten halfen. Die freigegebenen Einwohner und die ritterbürtigen Bürger (Geschlechter) waren in der Regel allein im Besitze der politischen Rechte. Die zinspflichtigeu Gewerbs- und Ackerleute wurden genannt: Schutzbürger, weil sie ein Schntzgeld entrichten mußten, mit in der Stadt ihren Aufenthalt nehmen zu dürfen; Pfahlbürger, weil sie außerhalb der Umzäunung der eigentlichen Stadt wohnten; Spießbürger, weil sie den Kriegsdienst zu Fuß mit der Pike leisten mußten. Sie erkämpften sich erst später Anteil an der bürgerlichen Verwaltung, insbesondere seit die Zünfte als geschlossene Körperschaften auftraten. 5. Trotz des Gottesfriedens und des Landfriedens und trotz der religiösen Wethe, welche die Kirche dem Rittertum erteilte, gab es viele Raubritter, welche vou ihren Burgeu aus die wandernden Kaufleute überfielen und die benachbarten Städte brandschatzten und dann mit ihrem Raube in ihren festen Schlössern sich bargen. Auch sanken arme Adelige zu Wegelagerern herunter, die von Plünderung lebten. Gegen diese „Herren vom Stegreife" rote gegen die Raubritter mußten die Städte die Ihrigen schützen. So schlossen schon 1303 Eß-

3. Geschichte - S. 19

1871 - Freiburg im Breisgau : Herder
19 ward es auch unter dem Kessel lebendig: die Salpetersteine zerschmolzen, vermischten sich mit der Asche und dem Sande, und als das Feuer ausgebrannt war, verhärtete sich der Brei zu einer schönen, blanken, durchsichtigen Masse und wurde — Glas. Ein anderes mal weidete ein phönizischer Hirt seine Heerde nicht weit vom Meeresstrande. Sein Hund schnobert überall umher und kommt endlich zurück mit blutendem Maule. Der Hirt will den Schaden besehen, wischt die Schnauze des Hundes mit einer Flocke Wolle, aber siehe da! es ist kein Blut, sondern ein Saft, und nach einigem Suchen findet der Hirt eine zerbissene Schnecke. Eine schönere Farbe hatte der Hirt nie gesehen; er macht die Sache bekannt, man versucht es, Zeuge mit diesem Safte zu färben, was vortrefflich gelingt. Diese Purpurkleider wurden im Alterthum so kostbar geachtet, daß nur Könige und sonst sehr reiche Leute dergleichen tragen konnten. Der reiche Prasser im Evangelium z. B. kleidete sich in Purpur. Das Glas hatte bei den Phöniziern weniger Nutzen als bei uns; sie brauchten es nur als Münze und Putzwerk. Trinkgefäße verfertigten die Alten überhaupt aus Thon, Holz, Blech, Gold oder Silber; Fensterscheiben hat man in dem warmen Morgenlande nicht nothwendig; man schloß die Oeffnnngen höchstens durch Vorhänge, und statt der Spiegel, die erst später vorkamen, waren polierte Metallplatten im Gebrauch. Noch wichtiger ist für uns die Buchstabenschrift, deren Erfindung ebenfalls den Phöniziern zugeschrieben wird. Die Phönizier hatten nur 16 Buchstaben und schrieben von der Rechten zur Liuken, und alle, die von ihnen schreiben lernten, folgten ihrem Beispiele, z. B. die Israeliten, Chaldäer, Araber. Die Griechen schrieben nachher die erste Zeile nach der Rechten, die zweite nach der Linken, die dritte wieder nach der Rechten und so abwechselnd, ohne abzusetzen. Dies nannte man Bnstrophedon, Ochsenwendung, weil die Ochsen beim Pflügen so gehen. Noch später schrieben die Griechen bloß nach der Rechten hin. Man schrieb auf gepreßte Palmblätter, auf feine Lindenrinden, auf Leinwand, auf ägyptischen Papyrus, auf Thierhäute, die nirgends so trefflich zubereitet wurden wie in Perga-mns, und daher Pergament hießen. Man hatte schwarze

4. Geschichte - S. 99

1871 - Freiburg im Breisgau : Herder
99 Pferden über Deutschland, das, zumal da gerade ein Kind auf dem Throne saß, zu unmächtig zum Widerstände war. Wo sie immer hinkamen, wurden die unerhörtesten Grausamkeiten verübt, alles Tragbare als Beute fortgenommen und viele tausend Männer, Weiber und Kinder an den Haaren zusammengebunden und in die Knechtschaft der Barbaren fortgeführt. Da wurde endlich ein thatkräftiger, dabei weiser und gerechter Mann, Heinrich, Herzog der Sachsen, zum Könige der Deutschen erwählt (reg. 919—936). Um sich der gefürchteten Ungarn zu entledigen, wandte er einen neunjährigen Waffenstillstand, den er erkaufte, dazu an, seine Deutschen in der Kampfweise der Feinde einzuüben, lehrte sie in geschlossenen Reihen fechten, schnelle Schwenkungen machen rc. Feruer liest er, da es damals in Deutschland uoch au großen Festungen fehlte und die Städte noch nicht mit Mauern und Wällen umgeben waren, alte Städte befestigen und mehrere Burgen bauen. Der neunte Mann vom Lande mußte iu die Stadt ziehen und die übrigen acht für ihn das Feld mitbauen. Auch der dritte Theil des Getreides wurde in die festen Plätze König Heinrich I. 5*

5. Heimatkundliches Lesebuch - S. 387

1912 - Danzig : Kasemann
— 387 - Marienwerder. Zweckdienlich und schön ist jeder Raum gestaltet, und zwanglos kommt seine Bedeutung nach außen zum Ausdruck. Dennoch ist alles, wie des Ordens Glieder selbst, streng geeint in eine große gesetzmäßige Erscheinung: jenes Banviereck, welches wie eine Bergschroffe weithin die Landschaft be- herrscht. Gespannt von dieser Eigenart hat man darin wohl den Geist wuchtiger, straffer friederizianischer Staatskunst verkörpert sehen wollen, Welcher den Orden und seine Meister in der Schule des großen Hohen- staufen erfaßte. Solch hohes Komturschloß, mit mehrfachen Terrassen, Mauern und Gräben umgeben und mit den erdenklichsten Mitteln gesichert, war füglich uneinnehmbar. Die Festigkeit gelang aber nur dadurch, daß außer Besatzung und Vorräten aller Wirtschaftsballast daraus ferngehalten und in Vorburgen abgeschoben war. Das aber waren Dinge von beträchtlichem Umfang; denn eine Ordenskomturei war darauf angewiesen, den Unterhalt aus eigenem Natural- und Handelsbetrieb zu beschaffen: die Erzeugnisse aus Feld und Wald, Rosse und Schlachtvieh, die Barmittel für Beschaffung der Bauten, für Haus- und Küchengerät. Dazu gehörten Stallungen, Speicher, Scheunen, Werkstätten, Mühlbetrieb und Wohnungen für Gesinde, Handwerker und Amtleute aller Art. Die Vorburgen dehnten sich deshalb gewaltig aus, waren oft zwei- oder dreigestaltig und selbständig befestigt, immer aber von

6. Heimatkundliches Lesebuch - S. 341

1912 - Danzig : Kasemann
341 (Pommerellen) Wenden, tut Süden Polen; das rechts von der Weichsel gelegene Gebiet der Provinz hatten, ebenso wie Ostpreußen, die heidnischen Preußen (Pruzzen) inne, ein in Sprache und nach Abstammung den Lithauern verwandtes Volk, das jedoch südlich der Ossa, im Culmer Lande, stark pv- lonisiert und mit Polen gemischt war. Die heidnische Bevölkerung Westpreußens unterhielt außer mit den deutschen Nachbarn in dem oben genannten Zeitraum sehr lebhafte Handels- beziehungen mit den mohamedanifchen Reichen des Orients. Von dort ge- langte viel arabisches Geld (kufische Münzen) ditrch Handelsaustausch hier- her, außerdem lieferten die arabischen Handelsplätze unserm Norden Weine, Früchte, leinene, seidene und baumwollene Stosse, von denen im Laufe der Zeit nichts als die arabischen Namen sich erhalten haben, wie Damast, Atlas, Kattun usw.; wahrscheinlich wurden auch Waffen, Geräte, Schiffstaue, Kauri- muscheln und Glasperlen ausgeführt, ferner zahlreiche Schmucksachen aus Silber, Hals- und Armringe aus mehreren gewundenen Silberdrähten usw., endlich die sogenannten Hakenringe, kleine offene Ringe ans Silber von der Gestalt eines Hakens, deren eines Ende schleifenförmig umgebogen ist. Dafür lieferte unser Norden den Arabern Sklaven, Mammutszähne, Jagdfalken, Vieh, Leder, besonders aber Pelze vom Fuchs, Zobel, Hermelin, Wiesel, Biber, Eichhörnchen und Hasen, Fischleim und Fischzähne, Honig, Wachs, Getreide, Bernstein. Schwerter, Panzer, Pfeile und Pelzmützen; die zahlreichen Geräte aus Eisen, wie Äxte, Messer, Pfeilspitzen, Lanzen usw. wurden wahr- scheinlich hier verfertigt. Es find uns nun aus jener Zeit in Westpreußen auch Überreste von Wohnplätzen erhalten, nämlich Pfahlbauten in einigen Seen, z. B. im Lonkorreker See (Kr. Löbau), im Skarliner See (Kr. Strasburg) usw. Aber auch die Burg wälle, zwar in erster Linie für Verteidigungszwecke bestimmt, find zum Teil auch bewohnt worden. Die Erbanungsart der Burgwälle wurde überall genau der Ört- lichkeit angepaßt, und es lassen sich in dieser Beziehung verschiedene Typen unterscheiden. Als vornehmster Typus sind die Ringwälle zu nennen, die dort an- gelegt wurden, wo ein Schutz auf allen Seiten nötig war, also auf ebenem Gelände oder auf flachen, leicht ersteigbaren Hügeln. Wie die Ringwälle erbaut wurden, darüber gibt einen guten Aufschluß ein Bericht des Ibrahim ibn Jaküb, der im Jahre 973, wahrscheinlich als Arzt, eine Sarazenen- Gesandtschaft an den Kaiser Otto I. nach Merseburg begleitete. Er sagte darin folgendes: „Wenn sie (die Slaven) eine Burg gründen wollen, so suchen sie ein Weideland, welches an Wasser oder Rvhrsümpfen reich ist und stecken dort einen runden oder viereckigen Platz ab, je nach der Gestalt und dem Umfang, welche sie der Burg geben wollen. Dann ziehen sie darum einen Graben und häufen die aufgeworfene Erde auf. Diese Erde wird mit Brettern und Balken so fest gestampft, bis sie die Härte von Pisé (tapia) erhalten hat. Ist dann die Mauer (der Wall) bis zur erforderten Höhe aufgeführt, so wird an der Seite, welche man auswählt, ein Tor abgemessen und von diesem eine hölzerne Brücke über den Graben gebaut." Ju dieser Schilderung ist zunächst bemerkenswert, daß der Wall, rund oder viereckig, in sich geschloffen war. Ferner, die Erde zur Errichtung des

7. Heimatkundliches Lesebuch - S. 499

1912 - Danzig : Kasemann
499 trugen 120 Millionen Taler. Die landwirtschaftlichen Besitzungen waren so heruntergekommen, daß sie in Sulchastationen um 1/e, ja um V10 ihres heutigen Wertes verkauft wurden. Die Kriegsschulden der einzelnen Städte waren sehr groß: so betrug die von Elbing über 2000000, die von Danzig 12000000 Taler. Auch um das Schulwesen stand es schlecht: ganz West- preußen hatte 1816 nur 1133 Volksschulen. Ganz besonders erschrecklich waren die Zustände natürlich in den entlegenen Gegenden der Provinz, der Tuchler Heide und der sogenannten Kassubei. Dafür ist charakteristisch eine Beschreibung, die der Oberforstmeister von Pannewitz in Marienwerder noch 1829 entwarf und in der es folgendermaßen heißt: „Besonders roh sind die polnischen Bewohner der Wälder, namentlich der Tuchelschen Heide und in Kassuben. Die Nahrung dieser Menschen ist mit der der Haustiere oft ganz gleich. Ihr Bart und das Haupthaar wird nicht gekämmt, und die Kleidung besteht in grober Leinwand und einer Art selbstbereitetem hellblauen, groben Tuch, welches im Winter den schmutzigen, gelbbraunen Körper oft nur zum Teil bedeckt, denn häufig sieht man selbst sechs- bis achtjährige Kinder beim Froste im Hemde und barfuß im Schnee herumlaufen. Ein Strick befestigt die Kleidung um den Leib und vertritt die Stelle von Schnallen, Nadeln usw., deren in dieser Wildnis niemand bedarf. Viele dieser Halbwilden in den Wäldern haben das ganze Jahr kein Brot im Hause, sondern genießen es höchstens, wenn sie sich in der Stadt oder bei kirchlichen Anlässen etwas zugute tun wollen. Manche haben nie Brot gekostet, und eine Delikatesse ist es, wenn sie an Feiertagen das zwischen Steinen gequetschte Getreide zu einem ungesäuerten Teig bilden und es in Kuchenform in der heißen Asche backen. Die in ausgehöhlten Baumstämmen durch Klopfen selbst roh und elend bereitete Graupe, ferner Sauerkohl, Kohlrüben, Buchweizen, Erbsen, Kartoffeln und schmacklose Kräuter sind nächst der Milch das Hauptnahrungs- mittel dieser Waldbewohner und überhaupt der meisten Landbewohner. Die jungen Triebe der Kiefern, mit Wasser gekocht und dann bloß mit Salz verzehrt, geben in der Tuchelschen Heide hie und da auch eine Speise ab; sogar roh verzehren sie die Hirtenknaben. Die von Raupen, Staub und Regen beschmutzten Blätter der Futterrüben werden ungewaschen auf das Dach gebreitet, dort ohne Schutz getrocknet und so im Winter als Gemüse in Suppen verzehrt. Pilze, selbst die der schlechtesten Art, sind eine Leckerei für die Waldbewohner, werden aber für jeden andern ungenießbar zubereitet. Fleisch ist eine seltene Speise und kommt in den Waldgegenden zuweilen jahrelang nicht auf den Tisch; es wird daher das minder kraftgebende Gemüse in oft unglaublich großen Massen verschlungen Zu dieser elenden Lebensart kommt nun noch die ungemein große Unreinlichkeit, welche sich kaum beschreiben läßt; Kopf, Bart, Kleider wimmeln von Ungeziefer; der Körper wird fast nie gewaschen; Seife kennt der polnische Bauer garnicht, und das vielleicht alle vier Wochen gewechselte Hemd wird, wie überhaupt die Wäsche, auf einen Stein im Flusse oder See gelegt, dort angefeuchtet, mit einem Stück Holz tüchtig geklopft, dann ausgerungen und getrocknet." Ebenso elend waren die Wohnungsverhältnisse. „Schweine, Kälber und Gänse leben oft in vertraulichem Vereine mit den Bewohnern, ein plumper Tisch und eine rohe Bank und desgleichen Bettgestell und höchstens einige Klötze zum Sitzen, ein schwarzgrauer Sack mit Moos, Stroh und selten mit schlechten Federn als Bett, alles selbst gefertigt, eine große Wassertonne,

8. Teil 1 - S. 11

1904 - Hannover [u.a.] : Meyer
— 11 — sorgen mußte. — In vielen Städten wohnten die Bürger, die das gleiche Handwerk trieben, in einer Straße zusammen. Danach erhielten die Straßen ihre Namen, wie Knochenhauer-, Schmiede-, Kramerstraße n. a. Auch erhielten manche Bürger uach ihrem Geschäfte den Zu- oder Familiennamen, wie Becker, Schuster, Schräder u. s. w. ,rj Io. Das Rathaus. Die Bürger mußten die meisten threr Angelegenheiten selbst ordnen. Daher wählten sie aus ihrer Mitte ■eine Anzahl erfahrener und tüchtiger Männer, die für Recht und Ordnung zu sorgen und über das Wohl und Wehe der Stadt zu wachen hatten. Das war der Rat: Einer von den Ratsherren führte den Namen Bürgermeister. Für den Rat bauten die Bürger das Rathaus; es war aus festem Gestein gefügt, mit mancherlei Zierrat versehen, und der Stolz der Bürgerschaft, jn den meisten Städten sind die alten Prächtigen Rathäuser noch heute ■erhalten. In einem Saale des Rathauses versammelten sich die Ratsmänner; in der Halle wurde Gericht gehalten, auch gefeiert und getanzt, wenn große Feste waren; von der Laube wurden die Namen der neuen Ratsherren und alles ausgerufen, was die gesamte Bürgerschaft wissen sollte. c. Das Bürgerheer. Wie der Ritter feine Burg, so mußten die Bürger ihre Stadt verteidigen. Geschlechter und Gilden bildeten daher ein einheitliches Bürgerheer, dem die Patrizier als Reisige oder Reiter, die Zünfte als Fußvolk angehörten. Jede Gilde hatte eigenes Wappen, Zelt und Banner und stand unter dem Befehle des Gildemeisters, dem ein Reisiger als Anführer zur Seite stand. In Zeiten der Not verstärkte die Stadt tue wehrhafte Bürgerschaft durch geworbene Knechte. Den Oberbefehl über die gesamte städtische Streitmacht führte ein Stadthauptmann, den der Rat aus den umwohnenden Adeligen erwählte. Für Ausrüstung der Knechte sorgte die Stadt. Die Bürger beschafften ihre Waffen selbst nach Vorschrift des Rates. Läutete die Rats-glocke Sturm, so eilte die Bürgerschaft auf den Marktplatz, jede Gilde an die Stelle, wo ihr Wappen sichtbar wurde, Mann für Mann in voller Rüstung, angetan mit Waffenrock, Panzer, Eisenhaube, und bewaffnet mit Schwert, Schild und Mordaxt, die Schützen mit Armbrust, Kocher und Pfeilen. Ging's dem Feinde entgegen, so entfaltete sich das Stadtbanner, und freudig zogen die Bürger hinaus in den Kampf. Wer im Felde von Banner und Hauptmann wich, dessen Leib und Gut war dem Rat verfallen. Um ihre Wehrfähigkeit zu erhöhen und die Freiheiten der Stadt besser verteidigen zu können, übten sich die Bürger regelmäßig in den Waffen und veranstalteten alljährlich große Schützenfeste. Die besten Schützen wurden durch Preise ausgezeichnet und als Schützenkönige besonders geehrt.

9. Teil 1 - S. 31

1904 - Hannover [u.a.] : Meyer
— 31 — in ungestümem Angriffe nach und bringt in des Feindes Reihen. Mann kämpft gegen Mann, bis der Sieg errungen worben ist. Die Sieger teilen burchs Los Beute und Gefangene und ziehen heim mit Siegesgesang. 6. Das Gefolge. Außer dem Heerbanne gab es noch eine freiwillige Waffeufreundschaft, die man das Gefolge nannte. Kriegslustige Jünglinge sammelten sich um einen als Anführer bewährten, hochgeachtet! Edeling und schwuren, vereint mit ihm leben und sterben zu wollen. Sie nannten ihn Fürst, b. H. der Vorberste. Träge Ruhe war ihnen verhaßt. Saß der eigene Volksstamm im Frieberr, so zog der Fürst mit seinen Gefolgs-mannen zu beit Völkerschaften, die sich im Kriege befanben. 1. Wie entstanben die Völkerschaften? Nenne solche! Gib ihre Wohnplätze an! 2. Welche Völkerschaft hat in beiner Heimat gewohnt? 3. Suche die Grenzen ihres Laubes zu bestimmen! 4. Wobnrch schützte unsere Völkerschaft ihr Land? Gib Schutzburgen ans unsrer Gegenb an! 5. Wobnrch wirst bu bar an erinnert, daß die benannten Orte Schutzburgen waren ? 6. Warum befestigten die Völkerschaften die Gegenben beim Eintritt nnb Austritt der Flüsse? 7. Kannst bu bir erklären, warum man die Erhöhungen Berge nennt ? 8. Inwiefern ist das Wort Burg mit Berg verwanbt? 9. Gib an, wie unsre Vorfahren das Land befestigten! 10. Unterscheide (Schutzburgen und Ritterburgen! 11. Erkläre die Namen: Herzog, Fürst, Heerbann, Gefolge! 12. Unterscheibe die Bewaffnung unserer Soldaten von berjenigen der Heerbannleute! 13. Unterschieb zwischen einem Herzog von heute und bern Heerbannherzog! 14. Denke, bu wärst ein cherus-fischer Kriegsmann und würbest zum Kampfe gerufen; was hättest bu zu tun? 15. Beschreibe die Heerbannschlacht! Gib durch Zeichnung die Ausstellung der Gegner an! B. Die alten Deutschen und die Mmer. 1. Die Römer und ihr Reich, a. Die Römer. Jenseit des jwhen Alpengebirges, im Laube Italien, wohnten zu der Zeit, ba ^esus lebte, die Römer. Sie hatten ihren Namen von der Stadt Rom, waren von kräftiger, untersetzter Gestalt, hatten schwarzes Haar und gelbliche Hautfarbe. Die Männer gingen metst bartlos und kurzgeschoren. Sie kleibeten sich in ein weites, mantelartiges Gewanb, die Toga. Darunter hatten sie ein bis auf die Knie reichenbes, ärmelloses Untergewanb, die Tunika. Auch trugen sie golbene Ohrgehänge und Armbänber, gingen meist ohne Kopfbedeckung und hatten an den Füßen Sandalen. Sie

10. Schul-Geographie in Abrissen und Charakterbildern - S. 56

1878 - Danzig : Kafemann
56 Elsaß-Lothringen. — Straßburg und sein Münster. der Jll, Saar und Mosel. Zu den Hauptproducten gehören: Wein, Getreide, Krapp, unsere Hausthiere, Silber, Kupfer, Eisen, Steinkohlen. _ Reg.-Bez. Nieder-Elsaß. Straßburg a. d. Jll mit 95 000 E. hat eine Umversttät, em berühmtes Münster und starke Festungswerke. Die Schlacht- örter Wörth und Weißenburg. Ober-Elsaß. Colmar. Mülhausen a. d. Jll ist eine reiche Fabnkstadt. Metz. Reg.-Bez. Lothringen. Metz a. d. Mosel ist eine starke Festung und ein Schlachtort, hat 52 000 Einw. In der Umgegend liegen die Schlachtorte Gravelotte, Courcelles, Mars la Tour. Dudenhofen (franz. Thionville) ist ebenfalls ein Schlachtort. 71. Straßburg und sein Munster. (Charakterbild.) Straßburg ist eine Festung ersten Ranges. Die meisten Straßen sind eng und krumm und die Häuser alterthümlich gebaut. Der Marktplatz wird durch das Denkmal Gutenbergs geziert. Die ganze Umgebung gleicht einem englischen Park. Ein Lieblings-Spazierort der Bewohner ist die Insel Robertsau, welche sich zwischen Jll und Rhein befindet und mit reizenden Landhäusern ge- schmückt ist. Der Münster ist Straßburgs Stolz. Er ist 144 m hoch. Erwin von Steinbach ist der Erbauer dieses Tempels. Als Baumaterial ist röthlicher Sandstein verwendet. Im Innern des Domes herrscht geheimnißvolle Dämme- rung. Das weite Schiff ist ohne Altar und Schmuck. Chor und Hochaltar sind einfach gebaut. Unter dem erhöhten Chor befindet sich eine Unterkirche, welche das heilige Grab darstellt und der Sage nach von Karl dem Großen erbaut ist. Ganz besoubers fesselt uns der Anblick der schönen Steinkanzel, der Kapelle des heiligen Laurentius und die berühmte astronomische Uhr. In der letztern wird der Schlag der zwölften Stunde durch das Krähen eines künst- lichen Hahnes verkündet. Nach dem ursprünglichen Plane Erwins sollte der Dom zwei Thürme bekommen, jedoch ist einer von diesen unvollendet geblieben. Die Krone des Thurmes ist mit einem Kreuz mit achteckigem Knopfe geschmückt.
   bis 10 von 13 weiter»  »»
13 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 13 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 0
4 1
5 2
6 0
7 0
8 1
9 2
10 1
11 0
12 0
13 0
14 0
15 0
16 5
17 0
18 0
19 2
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 0
26 3
27 0
28 0
29 0
30 0
31 0
32 1
33 1
34 0
35 0
36 7
37 1
38 1
39 2
40 0
41 0
42 0
43 2
44 0
45 1
46 1
47 0
48 1
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 4
1 9
2 1
3 18
4 12
5 1
6 12
7 0
8 2
9 2
10 17
11 2
12 6
13 13
14 11
15 0
16 16
17 25
18 2
19 11
20 0
21 9
22 6
23 19
24 3
25 3
26 9
27 1
28 13
29 1
30 0
31 0
32 1
33 2
34 1
35 2
36 2
37 5
38 3
39 6
40 9
41 8
42 6
43 14
44 1
45 24
46 0
47 3
48 11
49 11
50 0
51 1
52 2
53 3
54 37
55 2
56 2
57 3
58 6
59 8
60 2
61 1
62 3
63 1
64 1
65 8
66 1
67 0
68 11
69 20
70 10
71 7
72 16
73 1
74 0
75 28
76 69
77 28
78 16
79 5
80 2
81 2
82 19
83 4
84 5
85 3
86 4
87 9
88 1
89 3
90 0
91 26
92 52
93 1
94 9
95 5
96 0
97 4
98 4
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 1
1 7
2 1
3 0
4 4
5 9
6 0
7 0
8 1
9 6
10 3
11 2
12 3
13 1
14 0
15 2
16 1
17 1
18 2
19 1
20 2
21 5
22 0
23 0
24 2
25 0
26 0
27 1
28 0
29 0
30 8
31 1
32 0
33 12
34 1
35 3
36 2
37 3
38 0
39 10
40 2
41 0
42 2
43 5
44 3
45 0
46 0
47 3
48 1
49 1
50 4
51 0
52 8
53 0
54 5
55 1
56 5
57 3
58 1
59 5
60 16
61 6
62 4
63 0
64 0
65 9
66 0
67 2
68 1
69 0
70 0
71 5
72 1
73 4
74 0
75 6
76 1
77 0
78 4
79 0
80 5
81 9
82 0
83 0
84 2
85 2
86 1
87 2
88 1
89 1
90 0
91 3
92 1
93 0
94 1
95 0
96 0
97 3
98 1
99 6
100 4
101 3
102 4
103 5
104 0
105 2
106 3
107 1
108 0
109 0
110 0
111 3
112 13
113 12
114 12
115 1
116 2
117 0
118 0
119 1
120 3
121 10
122 2
123 4
124 4
125 3
126 2
127 4
128 0
129 7
130 0
131 1
132 0
133 4
134 2
135 4
136 4
137 2
138 0
139 2
140 3
141 5
142 9
143 6
144 3
145 14
146 1
147 2
148 3
149 0
150 4
151 3
152 4
153 1
154 3
155 39
156 4
157 4
158 0
159 2
160 0
161 0
162 3
163 1
164 0
165 4
166 5
167 0
168 2
169 3
170 2
171 1
172 0
173 9
174 0
175 7
176 0
177 17
178 0
179 3
180 1
181 1
182 5
183 15
184 0
185 4
186 4
187 1
188 5
189 2
190 0
191 2
192 2
193 3
194 0
195 3
196 4
197 1
198 0
199 2