Erzählungen und Gedichte.
33
und hat's Büblein mitgenommen.
Er hat's gehängt an einen Ast gar hoch;
dort hängt das Büblein und zappelt noch.
Ist denn das Büblein gestorben?
Nein, es zappelt ja noch!
Morgen gehn wir 'naus und thun's 'runter.
Riickert.
35. (113.) Die drei Blicke.
Ein frommer Mann wurde einst gefragt, woher es komme, daß er trotz
aller Not des Lebens doch so zufrieden und gleichmütig sei. Er antwortete:
„Jeden Morgen, ehe ich an die Geschäfte gehe, richte ich meine Augen be-
dachtsam auf drei Dinge: Erstens heb' ich sie gen Himmel und erinnere
mich, daß mein Hauptgeschäft und das Ziel meines Lebens und Strebens
dort oben ist; zweitens senk' ich sie zur Erde und bedenke, wie wenig Raum
ich bedarf, um einst in ihr mein Grab zu finden; drittens endlich schaue ich
um mich und betrachte die Menge derer, denen es noch schlimmer ergeht als mir."
Aurbacher.
36. (42.) Mahnung.
1. Hütet eure Zungen!
das1 geziemt den Jungen.
Stosst den Riegel vor die Thür;
lasst kein böses Wort herfür!
2. Hütet eure Augen,
sollen sie was taugen!
Lasst sie gute Sitt' erspähn,
sie hinweg von böser sehn!
Walther v.
3. Hütet wohl der Ohren!
oder ihr seid Thoren.
Lasst ihr böse Wort' herein,
nur zum Schaden wird’s euch sein.
4. Wehrt darum den dreien,
den ja allzu freien!
Zungen, Ohren, Augen sind
voller Schalkheit, taub und blind.
L. Vogelweide, übers, v. Schneider (gekürzt).
37. (115.) Fritz Oberlin.
Fritz Oberlin, später Pfarrer im Steinthale, ging als zwölfjähriger
Knabe eines Tages über den Straßburger Markt; da sah er, wie einige un-
gezogene Knaben einem Bauernweibe ihren Korb mit Eiern vom Kopfe stießen.
Das Weib war trostlos. Fritz sieht die Buben mit einem durchbohrenden
Blicke an, schilt ihre Unart tüchtig aus und tröstet das weinende Weib. Dann
bittet er sie, etwas zu warten, und läuft spornstreichs nach Hause zu seiner
Sparbüchse. Im Fluge kommt er zurück, schüttet den ganzen Inhalt der
Büchse in die Schürze der überraschten Bäuerin aus und ist auch sogleich
wieder fort, ohne ihren Dank abzuwarten.
Schleswig-holst. Kinderfreund.
3
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann]]
Extrahierte Personennamen: Walther L. Schneider Fritz_Oberlin Fritz_Oberlin
136
Ii. Bilder aus der Natur
neun Monate im Jahre mit Schnee bedeckten Passes, 2472 Meter über dem
Meere, steht das Bernhardiner-Hospiz, eine Herberge der Barmherzigkeit, die
im Jahre 962 durch Bernhard von Mentone gegründet worden sein soll.
In dieser Herberge wohnen zwölf Augustinermönche mit einer Anzahl dienender
Brüder, deren Lebensaufgabe es ist, die Reisenden unentgeltlich zu bewirten,
die verschneiten Wege zu bahnen, die Verirrten aufzusuchen und zurecht-
zuweisen, vor allem aber die im Schnee Versunkenen zu retten. Bei
stürmischem Wetter dringen sie dann unerschrocken nach beiden Seiten des
Passes vor, um den etwa Verunglückten zu Hilfe zu kommen. Seit vielen
Jahren schon bedienen sie sich hierbei des Beistandes besonders abgerichteter
großer Hunde. Hat der Hund einen Verunglückten ausgewittert, so kehrt
er in pfeilschnellem Laufe zu seinem Herrn zurück und giebt durch Bellen,
Wedeln und unruhige Sprünge die gemachte Entdeckung kund. Dann
wendet er um, immer zurücksehend, ob man ihm auch nachfolge, und führt
seinen Herrn nach der Stelle hin, wo der Verunglückte liegt.
Ein solcher Hund war Barry. Zwölf Jahre lang war er unermüdet
thätig und treu im Dienste der Menschheit; und er allein hat in seinem
Leben mehr als vierzig Menschen das Leben gerettet. Der Eifer, den er
hierbei bewies, war außerordentlich. Nie ließ er sich an seinen Dienst
mahnen. Sobald der Himmel sich bedeckte, Nebel sich einstellten oder die
gefährlichen Schneegestöber sich von weitem zeigten, hielt ihn nichts mehr
im Kloster zurück. Nun strich er rastlos und bellend umher und ermüdete
nicht, immer und immer wieder nach den gefährlichen Stellen zurückzukehren
und zu sehen, ob er nicht einen Sinkenden halten oder einen Vergrabenen
hervorscharren könnte; und konnte er nicht helfen, so setzte er in ungeheuren
Sprüngen nach dem Kloster hin und holte Hilfe herbei.
Seine liebenswürdigste That aber war folgende: In einer eisigen
Grotte fand er einst ein halberstarrtes, verirrtes Kind, das schon dem zum
Tode führenden Schlafe unterlegen war. Sogleich leckte und wärmte er es
mit der Zunge, bis es aufwachte; dann wußte er es durch Liebkosungen
zu bewegen, daß es sich auf seinen Rücken setzte und an seinem Halse fest-
hielt. So kam er mit seiner Bürde triumphierend ins Kloster.
Als Barry alt und kraftlos geworden war, sandte man ihn nach Bern,
wo er bis zu seinem Tode verpflegt ward, und wo er jetzt ausgestopft im
Museum aufgestellt ist. Nach Lenz und T,chudi.
152. (178.) Der Reif.
1. Seht meine lieben Bäume an
wie sie so herrlich stehn,
auf allen Zweigen angethan
mit Reif gar wunderschön!
2. Von unten an bis oben ’naus,
auf allen Zweigelein,
hängt’s weiss und zierlich,zart und kraus
und kann nicht schöner sein.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Bernhard von_Mentone Barry Barry
in Familie, Gemeinde und Staat.
199
Revolution der Befehl der Regierung, die gewöhnliche gottesdienstliche Feier
solle aufhören; die Steinthaler sollten sich einen Präsidenten wählen, dieser
sollte einen Bruder Redner ernennen, und dann sollten an gewissen Tagen Ver-
sammlungen gehalten werden, bet denen der Bruder Redner gegen die Tyrannen
sprechen und mit der Gemeinde sich über ihre Abschaffung beraten solle.
Selbst im Stetnthale fehlte es damals nicht an einzelnen, denen diese
neue Sache gar anlockend vorkam, und die auch gern das mit- und nachge-
macht hätten, was die große Nation ihnen vormachte. Der Pfarrer Oberlin
ließ mithin seine Gemeinde unter der Linde zusammenkommen. Er las ihr
das eingegangene Schreiben vor und fügte hinzu, das sei Befehl ihrer
welschen Regierung; und da es die Obrigkeit gebiete, müsse man auch ge-
horchen. Er halte es für gut, noch heute gleich zu den nötigen vorläufigen
Beratungen zu schreiten. Zuerst müsse ein Präsident gewählt werden; und
da er als der gewesene Pfarrer des Orts für heute wohl noch einmal
sich das Recht nehmen dürfe, seine Meinung zuerst zu sagen, so schlage er
den Schulmeister des Orts als Präsidenten vor. Der Schulmeister sträubte
sich zwar etwas gegen diese Wahl, aber Oberlin bestimmte ihn bald, sie an-
zunehmen; und so wurde denn die Wahl des Bruder Schulmeisters zum
Bruder Präsidenten einstimmig von den Bauern bestätigt. Jetzt war nun
die Reihe an dem Präsidenten, aus der Mitte der Versammlung jemand
zum Bruder Redner zu ernennen. Wer paßte aber dazu besser als der bis-
herige Pfarrer Oberlin? Die Wahl wurde mit lautem Beifallrufen bestätigt.
„Jetzt ist nun die Frage/' sagte Oberlin, „welches Haus und welchen
Tag wir zu unsern Versammlungen wählen wollen. Das Haus des Bruder
Präsidenten hat nur eine große Stube, die Schulstube; da geht aber kaum
die Hälfte von uns hinein, besonders da auch die Weiber gern werden zu-
hören wollen; im bisherigen Pfarrhause ist auch der Raum gering, und so
wüßte ich eben im ganzen Steinthale kein schicklicheres Haus zu unsern
Klubs als die bisherige, gewesene Kirche." — Die Bauern gaben hierzu
allgemein ihren Beifall. — „Was nun den Tag der Versammlung betrifft,"
sagte Oberlin, „so ist der Montag nicht geeignet, weil da viele nach Straß-
burg zu Markte fahren; ebenso Mittwoch und Freitag. Ich dächte aber doch,
der geeignetste und bequemste Tag zu unsern Versammlungen wäre der bis-
herige und gewesene Sonntag, und zwar vorzüglich die Vormittagszeit von
9 Uhr an." — Die Bauern gaben auch hierzu ihren allgemeinen Beifall.
Als nun die Bauern am Sonntag in die Kirche kamen, stand der
Bruder Redner in der Nähe des Altars auf ebener Erde. „Was dünkt euch,"
sagte er zu den sich Versammelnden, „sollte es nicht besser sein, ich stellte
mich auf die bisherige Kanzel? Wir sind hier zu arm, um uns einen be-
sonderen Rednerstuhl machen zu lassen, und da oben könnt ihr mich besser
sehen und hören." Die Bauern billigten das.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
860
V. Geistliche und kirchengeschichtliche Stoffe.
denn Gott hatte ihn reichlich mit Gütern gesegnet, und alle Welt segnete
ihn desgleichen. So suchte er auch jeden zu erfreuen, den Fremdling wie
den Nachbar, besonders die Armen und Notleidenden. Er that aber folgen-
dermaßen:
Wenn er einen frohen Tag gehabt hatte mit seinen Freunden, so
ging er in sein Kämmerlein und dachte: „Es sind viele, die keines solchen
Tages sich erfreut haben; und was wäre es, so ich der Gäste noch einmal
soviel geladen hätte?" Also legte er von seinem Gelde so viel, wie ihm die
Mahlzeit gekostet hatte, in eine Lade; die nannte er den Gotteskasten. Des-
gleichen, wenn er vernahm, daß irgendwo eine Feuersbrunst gewütet habe, so
gab er seinen Beitrag zur Unterstützung der Unglücklichen reichlich. Darauf
sah er sein Haus an und ging in sein Kämmerlein und sprach: „Alles
stehet bei mir fest und unversehrt!" und legte dafür in den Gotteskasten.
Abermals, wenn er von Hagelschlag, Wassersnöten und anderen Unfällen
hörte, legte er dafür in den Gotteskasten. Also auch, wenn ihm kostbarer
Wein und schönes Gerät geboten wurde, so kaufte er davon, jedoch mäßig,
so daß sie sein Haus zierten und seine Freunde erfreuten, und ging alsdann
in sein Kämmerlein und sprach: „Solches hast du dir kaufen und deinen
Vorrat mehren können!" und legte in den Gotteskasten; dazu sandte er
gern von denl köstlichen Weine, so ein Kranker dessen bedurfte. Also that
er sein Leben lang.
Als er nun sterben sollte, da klagten und weinten die Armen, die
Witwen und Waisen und sprachen: „Wer wird sich unser erbarmen, wenn
Benedictas von uns scheidet?"
Er aber sprach: „Ein guter Hausvater sorget, daß auch dann, wenn
er nicht daheim ist, den Kindlein nichts gebreche. So nehmet den Gottes-
kasten mit allem, was darinnen ist; er gehöret den Armen, den Witwen
und den Waisen. Teilet davon aus und verwaltet es wohl und weislich!"
Darauf starb er, und es geschah, wie er gesagt hatte.
Also bestehet der Gotteskasten seit hundert Jahren zum Trost der
Bedürftigen, und des Mannes Andenken bleibet in Segen. Krummacher.
344. Ansgar, der Apostel des Nordens.
Ansgar wurde im Jahre 801 im nördlichen Frankreich geboren. Da
er früh seine Mutter verlor, ward er schon als fünfjähriger Knabe von
seinem Vater, einem vornehmen Franken, in die Schule des Klosters
von Corbie gebracht, wo der Abt Adalard, ein Keife Karls des Grossen,
ihn vor allen andern Knaben mit väterlicher Sorgfalt erzog. Hier sah
er noch den grossen Karl in seiner Herrlichkeit; aber mehr als alles
prägte sich der plötzliche Tod des Kaisers in seine Seele ein und liess
ihn die Hinfälligkeit aller irdischen Grösse erkennen. Er floh alle wilden
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Personennamen: Ansgar Apostel Ansgar Adalard Karls Karls Karl Karl
V. Geistliche und kircheugeschichtliche Stoffe.
361
Knabenspicle, ward still und ernst, und seine Gedanken beschäftigten
sich Tag und Nacht nur mit himmlischen Dingen. Es ergriff ihn bald
die Ahnung, er sei von Gott zu einem Heidenboten ausersehen, und oft
erschien ihm in wunderbaren Träumen seine heisse Sehnsucht erfüllt.
Einmal war es ihm, als wenn er der Erde entschwebte und vor den
Thron Gottes geführt würde. Dort stand er im Kreise der Seligen. Alle
sangen himmlische Lieder zum Preise des Herrn und schauten gegen
Sonnenaufgang, wo ein strahlender Lichtglanz den Thron Gottes einhüllte.
Von den Aposteln geleitet trat er näher und hörte eine Stimme, die ihm
zurief: „Geh hin! und mit dem Kranze des Märtyrers wirst du mir zu-
rückkehren.“
Solche Traumgesichte befestigten immer mehr in ihm den Entschluss,
als Prediger des Evangeliums zu den Heiden zu gehen. Um sich nun
die hierzu nötigen Kenntnisse zu erwerben, widmete er sich mit dem
grössten Eifer den Wissenschaften, so dass er im Alter von 20 Jahren
schon zum Vorsteher der Klosterschule ausersehen ward. Zwei Jahre
lang hatte er mit Lust und Liebe für das Wohl seiner Schüler gesorgt,
als er mit andern Mönchen nach dem Kloster Neu-Corvey in Westfalen
versetzt wurde, das der Kaiser Ludwig der Fromme zu einer Missions-
stätte unter den Sachsen bestimmt hatte. Hier verweilte er drei Jahre
lang als Rektor der Schule und Volksprediger unter mancherlei Mühen,
bis sein innigster Wunsch sich unerwartet erfüllen sollte: Es kam ihm
die Kunde, dass Harald, der König von Südjütland, mit grossem Gefolge
am Hofe Ludwigs zu Jngelheim bei Mainz erschienen sei, um Hilfe gegen
seine Feinde zu suchen, und dass der Kaiser ihn ausersehen habe, den
neubekehrten König auf der Rückkehr in sein Reich zu begleiten und
unter seinem Schutze den heidnischen Jüten das Evangelium zu verkün-
digen. Mit hoher Freude vernahm Ansgar seine Wahl, und alle Be-
mühungen seiner furchtsamen Freunde, ihn in seinem Entschlüsse wankend
zu machen, waren vergebens. Nur ein Klosterbruder, Autbert mit
Namen, war entschlossen, sich mit ihm dem heiligen Werke zu weihen.
Getrosten Mutes traten sie mit Harald und seinem Gefolge die
Reise an, fuhren den Rhein hinab und erreichten im Spätherbste des
Jahres 826 zu Lande über Hammaburg die jütische Grenze. Wahr-
scheinlich schlugen sie schon damals nördlich von dem Danewerk, dem
späteren Grenzwall der Dänen, zu Heidaby oder Sliasvic (Schleswig, d. h.
Schleiort) ihren Wohnsitz auf. Es war ein vielbesuchter Hafenplatz, wo
Kaufleute aus allen umliegenden Ländern zusammenströmten und alle
Waren aufgestapelt wurden, die von der Nordsee nach der Ostsee oder
umgekehrt geschafft werden sollten. Sogleich begannen die Glaubens-
boten ihre Predigt; allein sie wurden mit Misstrauen und finsteren Blicken
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt]]
Extrahierte Personennamen: Gott Ludwig Ludwig Harald Ludwigs Ansgar Harald Heidaby
388
V. Geistliche und kirchengeschichtliche Stoffe.
In einer Hütte wohnt eine arme Frau, die schwer krank ist. Keiner
pflegt sie, und keiner speist ihre Seele, und sie ist ganz verzagt. Da kommt
jemand zu ihr, etwa die Nachbarin, die bringt ihr stärkende Nahrung und
Arzenei. Sie setzt sich an ihr Bett, spricht ihr Trost ein, betet mit ihr,
thut es alle Tage, und die kranke Frau gesundet an Leib und Seele; denn
der Herr Christus hat ihr eine Freundin geschickt. Diese Freundin treibt
innere Mission.
Dort ist ein anderes Haus, — du kennst es schon — wo Armut und
bittere Not und dazu noch Unfriede zwischen Mann und Frau, zwischen Eltern
und Kindern herrschen. In das Haus geht einer, der Pastor oder ein anderer,
und lehrt Eltern und Kinder die Gebote Gottes und ermahnt sie in Ernst
und Liebe und bringt die Kinder in die Schule und schafft dem Manne
Arbeit und lehrt ihn, wie er's anfangen soll, um an seinem Verdienste zu
sparen. Er bleibt manchmal eine Abendstunde bei ihnen, wenn der Mann
von der Arbeit kommt, und spricht mit allen ein freundlich Wort, daß sie
wieder Freude bekommen an einander, daß ins Haus Friede einkehrt, daß sie
wieder in die Kirche gehen und zum heiligen Abendmahle. So wird aus
der Stätte des Unfriedens ein gesegnetes Christenhaus — und das thut
die innere Mission.
Willst du noch mehr hören? Hier laufen Bettelkinder umher, die im
Elend umkommen, dort andere, die in Gottlosigkeit versunken sind, und nie-
mand hilft ihnen. Die Christenliebe aber sammelt die Unglücklichen und
baut ihnen Häuser und erzieht sie in Gottesfurcht und pflanzt das Evangelium
unterste, daß sie zu neuen Menschen werden. Das ist die innere Mission.
Zahlreich sind die Werke der innern Mission. Wollte man eine Über-
sicht auch nur der bedeutendsten Anstalten christlicher Liebesthätigkeit geben, so
müßte man ganze Bogen füllen. Die innere Mission leistet Hilfsarbeit für
die Familie, für die Kirche und für den Staat.
In den Krippen und Kleinkinderschulen werden noch nicht schulpflichtige
Kinder erzogen; die Arbeitsschulen beschäftigen Schüler in schulfreier Zeit
und bewahren sie vor Müßiggang; die Lehrlingsheime, Jünglingsvereine,
Marthastifte nehmen sich der erwachsenen Jugend an: Trinkerasyle suchen
den Branntweinsäufer abzubringen von seinem bösen Wege. Stadtmissionare
suchen einzelne Familien auf, um leibliche und geistliche Not zu lindern; die
Sonntagsschulen, Vereine für Sonntagsheiligung, für Bibelverbreitung, die
Gustav Adolf-Vereine u. a. dienen der Kirche. Täglich neu und täglich groß
ist die Arbeit an Gefangenen, Waisen, Verwahrlosten, Kranken und Armen.
Kein Christ, kein Mensch, der die Brüder liebt, darf sich diesen Ltebes-
werken entziehen. Hilfst du deinen armen, unglücklichen Brüdern und
Schwestern in heiliger Liebe aus ihrer Not, dann treibst du wahrhaftigen
Gottesdienst, d. h. 'innere Mission. Aus der Ev. Kirchenmung.
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann]]
Extrahierte Personennamen: Christus Ernst Gustav_Adolf-Vereine Gustav
V. Geistliche und kirchengeschichtliche Stoffe.
391
Wir werden ganz müde vom vielen Sehen; doch in das Wirt-
schaftsgebäude müssen wir noch eintreten. Die blanke Küche darin
kann wohl den Wunsch erwecken, in ihr arbeiten zu dürfen. Jenes
andere lange, etwas abseits liegende Gebäude ist das Krankenhaus. In
ihm finden wir helle Säle und Zimmer mit sauberen Betten, in denen
erkrankte Glieder der Anstalt liebevolle Pflege und die Brüder des
Hauses Gelegenheit zur Ausbildung in der Krankenpflege finden. Wir
freuen uns der luftigen Bäume ; dann begeben wir uns zurück in die
Nahe der Direktorwohnung. Wir möchten auch noch gern das Herz
des Hauses, den Betsaal sehen, in dem die tägliche Hausandacht ge-
halten wird. Er ist durch ein Türmchen vor den andern Häusern
ausgezeichnet. Ein traulicher Saal ist’s mit brauner Holzdecke, die
Wände mit dunklem Holz beschlagen und mit einigen Bildern — dar-
unter Wicherns Bild — geschmückt. Hier finden auch die Gesangproben
der Bewohner des Rauhen Hauses statt; die herrlichen, ernsten und
fröhlichen Lieder des Hauses sind weit bekannt.
Wir sind mit unserm Kreisgange zu Ende und verabschieden uns
von unserm freundlichen Führer. Doch nachdem wir Wicherns Schöpfung
gesehen haben, verlangt es uns auch, an seine Grabstätte zu treten.
Auf unserm Heimwege kommen wir an der Kirche des benachbarten
Hamm vorüber, wo der damals achtzehnjährige Kandidat Wiehern einst
seine erste Predigt hielt. Im Schatten dieser Kirche ruht er von seiner
Arbeit. Auf dem schlichten Steine, der sein Grab deckt, steht zu lesen
sein Name, sein Geburts- und Todestag und sein Wahlspruch 1. Joh.
5, 4: Denn alles, was von Gott geboren ist, überwindet die Welt; und
unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat. Schäfer-
369. (220.) Die Kapelle.
1. Droben stehet die Kapelle,
schauet still ins Thal hinab;
drunten singt bei Wies' und Quelle
froh und hell der Hirtenknab'.
2. Traurig tönt das Glöcklein nieder,
schauerlich der Leichenchor;
stille sind die frohen Lieder,
und der Knabe lauscht empor.
3. Droben bringt man sie zu Grabe,
die sich freuten in dem Thal.
Hirtenknabe, Hirtenknabe,
dir auch singt man dort einmal!
Uhland.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung]]
Sage und Geschichte.
343
lener Zeit gefunden! und eine wie segensreiche Thätigkeit hat er nach
den Stürmen des Krieges auch im Frieden entfaltet! Ende des Jahres
1899 betrug die Zahl der Vereine 944, die der Mitglieder gegen
200000 und das Vereinsvermögen über 10 Millionen Mark.
Wo irgend im Vaterlande Notstände auftreten, sei es durch ver-
heerende Sturmfluten oder durch Überschwemmungen, sei es durch
Krankheiten oder durch Feuersbrünste, da tritt der Vaterländische
Frauenverein sofort lindernd und helfend ein. Namentlich aber ist es
die Armen-, Kranken- und Kinderpflege, der die Vereine sich widmen.
Armen- und Krankenhäuser, Waisenhäuser und Kinderhospitäler werden
gegründet oder unterstützt; unter Zuziehung von Diakonissen und sonst
ausgebildeten Krankenpflegerinnen wird die Krankenpflege in den Ge-
meinden ausgeübt und in tausend Hütten und Arbeiterstuben Hilfe und
Trost an das Krankenlager der Bedürftigen gebracht. Näh- und Flick-
schulen, Industrieanstalten und Sonntagsküchen, Volks- und Schulküchen so-
wie Suppenanstalten werden aus Vereinsmitteln gegründet; armen Kindern
wird der Weihnachtsbaum angezündet und der Weihnachtstisch mit
Gaben gedeckt, und arme Konfirmanden werden zum ersten Gange an
den Tisch des Herrn mit Kleidung versehen. Waeber.
329. Die Ostküste Schleswig-Holsteins.
Die Ostküste Schleswig-Holsteins hat einen besonderen Reiz durch die
lief ins Land eindringenden Meerbusen, Förden genannt. Wie sind die
entstanden? Die Gelehrten, die mit großem Fleiß und Scharfsinn die Geschichte
unserer Erde erforscht haben, nehmen folgendes an: Vor vielen Jahrtausen-
den, ehe noch unser Vaterland von Menschen bewohnt war, bewegten sich
gewaltige Gletscher von den Bergen Skandinaviens herab südwärts und
führten ungeheure Massen von Thon, Sand und Steingeröll mit sich. Als
das Eis allmählich auftaute, lagerten sich jene Geschiebemassen auf dem
felsigen Untergründe ab und bedeckten nicht allein die cimbrische Halbinsel
sondern auch die ganze norddeutsche Tiefebene bis zu einer Höhe von 100
Meter und darüber.
Dann trat — vielleicht Tausende von Jahren später —- eine aber-
malige Vereisung ein. Diesmal kamen die Gletscher von Osten und Nord-
osten; und sie waren es, die die Ostküste Schleswig-Holsteins zerrissen, die
sich tief in die weichen, losen Gcschiebemassen hineinbohrten und so jene
Furchen und Risse schufen, die dann durch die Schmelzwasser des Gletschers
und durch einströmende Flüßchen und Bäche allmählich vertieft wurden.
Die weite, trompetenförmige Mündung der Förden ist das Werk der
wühlenden und spülenden Meereswogen, die fortwährend in die Buchten
eindringen.
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle]]
Worwoit
In dem Vorworte zur 21. Auflage des Deutschen Kinderfreundes habe ich in Aussicht
gestellt, daß dem Kindersreunde demnächst seinem zweifachen Zwecke entsprechend auch eine
zweifache Gestalt gegeben werden solle, und zwar in einer Ausgabe A für ein- und zwei-
klassige und einer Ausgabe B für die Mittelstufe mehrklassiger Schulen.
Diese Absicht ausführend biete ich hiermit der Schule die Ausgabe A dar. Daß ich
sie nicht so nenne sondern ihr den Namen Schleswig-Holsteinischer Kinderfreund gebe, hat
zwar zur Hauptsache den Zweck, unbequeme Verwechselungen, wie sie erfahrungsgemäß bei
Lesebüchern mit A- und B-Ausgaben leicht vorkommen, thunlichst zu verhindern; indessen
wird die provinzielle Färbung, die dem vorliegenden Buche mit Fleiß und Absicht gegeben
ist, die gewählte Bezeichnung als nicht willkürlich gegriffen rechtfertigen.
Von den dargebotenen 372 Lesestücken sind 195, also mehr als die Hälfte, aus dem
Deutschen Kinderfreund, wie er in den beiden neusten Auflagen vorliegt, herübergenommen.
Es wird darum möglich sein, übergangsweise den Schleswig-holsteinischen und den Deutschen
Kinderfreund in den beiden letzten Auflagen neben einander zu gebrauchen. Um das zu
erleichtern, sind in den Überschriften den Nummern der Lesestücke in Klammern die der 21.
Auflage des Deutscheu Kindersreundes beigefügt worden.
Möge mit dieser Arbeit der schleswig-holsteinischen Volksschule ein Dienst erwiesen sein!
Altona im November 1900.
Wagner.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch]]
Sage und Geschichte.
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waren. Sie wurden misshandelt, beraubt, ihre Andachten gestört und
die heiligen Stätten beschimpft. Laute Klagen tönten in das Abend-
land ; und schon Gregor Yii wollte die Christenheit zu einem Kreuzzuge
aufrufen, aber seine Kämpfe mit Heinrich Iy hinderten ihn daran. Erst
einer seiner Nachfolger brachte diesen Plan zur Ausführung. Er berief
eine Kirchenversammlung nach Clermont im südlichen Frankreich,
wo er die Erschienenen zum Kampfe gegen die Türken aufforderte.
„Wehe uns“, sprach der Papst, „dass wir still sitzen und den Misse-
thaten und der Schmach der Stadt Gottes ruhig zuschauen! Darum auf,
meine Geliebten, und waffnet euch! Ein jeglicher umgürte seine Lenden
mit dem Schwerte, unseren Brüdern zu helfen; denn besser ist es, im
Kampf für unseren Glauben zu sterben als die Greuel länger zu dulden.
Im Namen des barmherzigen Gottes verkündigen wir allen, welche die
Waffen wider die Ungläubigen ergreifen, vollkommenen Ablass ihrer
Sünden; und denen, die im Streite fallen werden, verheissen wir den
Lohn des ewigen Lebens.“
Die Wirkung dieser Worte auf die versammelte Menge war unbe-
schreiblich gross. Alles war von Begeisterung und heiligem Eifer erfüllt.
Ein frommer Bischof fiel vor dem Papst auf die Kniee nieder und erbot
sich zur Teilnahme an dem Kreuzzuge wider die Türken, Seinem Bei-
spiele folgten viele andere. „Gott will es! Gott will es!“ war der all-
gemeine Ruf; und allen ward zum Zeichen, dass sie an dem Zuge teil-
nehmen wollten, ein Kreuz aus roter Wolle auf die rechte Schulter
geheftet.
Als die Teilnehmer an der ^Versammlung in ihre Heimat zurück-
kehrten und mit Begeisterung erzählten, was sie gehört und erlebt hatten,
da wurden Tausende und aber Tausende zu dem Entschlüsse hingerissen,
mitzuziehen in den heiligen Krieg. Auch Prediger zogen im Lande
umher, schilderten die Not der Christen im heiligen Lande und riefen
zur Teilnahme an dem Zuge auf. Einer dieser Prediger war der Ein-
siedler Peter von Amiens. Schon seine Erscheinung fiel auf, wenn
er in ein Dorf oder eine Stadt kam. Barhäuptig und barfuss sass er auf
einem Esel. Seine Kutte war mit einem Strick zusammengebunden, und
in der Hand hielt er ein Kruzifix. Er ritt durch Italien, Frankreich und
Deutschland und gewann durch seine Reden auf Strassen, Kreuzwegen,
Märkten und in Kirchen viele willige Zuhörer, die sich auch ein Kreuz
auf die Schulter heften liessen.
Da verliessen Männer ihre Frauen, Yäter ihre Kinder, Söhne ihre
Eltern; auch Mönche gingen aus dem Kloster, um an dem Zuge teil-
zunehmen. Bauern und Bürger verkauften Gut und Habe, spannten
das Jochvieh vor ihre Karren, setzten Weib und Kind darauf und sammel-
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T4: [Orden Ritter Peter Kreuzzug Land Jahr Jerusalem Johanniter Arnold Frankreich], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe]]
Extrahierte Personennamen: Gregor_Yii Gregor Heinrich_Iy Heinrich Peter_von_Amiens
Extrahierte Ortsnamen: Clermont Frankreich Gottes Schwerte Gottes Italien Frankreich Deutschland