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1. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 103

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
und ihrem Leben. 103 Vögel, der Leinsamen aber zu Ol. Zwar hat das Leinöl nicht den guten Geschmack des Mohnöls oder des Nußöls, allein zu Firnis und Ölfarbe ist es unter allen das brauchbarste. Und der Flachs trägt reichlich. Aus seinen blauen Blüten bilden sich erbsengroße Knoten, in deren Fächern die platten Leinkörnchen in Menge sitzen. So groß die Ähnlichkeit in der Behandlung des Hanfes und des Flachses ist, so ungleich sind die Pflanzen selbst. An dem Hanfe ist alles größer und gröber: mannshohe Stengel, dickere, runde Samenkörner, widriger Geruch, unschöne Blüte; an dem Flachs ist alles kleiner, feiner und lieblicher. Dennoch erträgt dieser mehr Kälte und kommt in geringerem Boden fort. Der beste Lein kommt aus Rußland, der beste Hanf aus Italien. Curtmann. 118. (77.) Der blühende Flachs. 1. Auf, kommt in die Felder und blühenden Au'n, das liebliche Pflänzchen der Mädchen zu schau'n! Es wächset und grünet so freundlich und zart, jungfräulich bescheiden in eigener Art. 2. Laut rauschet vom Golde der Ähren das Land, still grünet das Pflänzchen in schlichtem Gewand; doch trägt es ein Krönlein von himmlischem Blau, des Krönleins Gestein ist der funkelnde Tau. 3. Erst barg es die Erde im kühligen Schoß, da zogen die freundlichen Lüftchen es groß; nun woget und wallet es lieblich und schlank. Du Erde, ihr Lüftchen, habt freundlichen Dank! 4. Bald tragen wir sorglich das Pflänzchen hinein, dann schmückt es den Rocken mit silbernem Schein; wir singen zum tönenden Rädchen und drehn die Fädchen wie Seide so glatt und so schön. 5. Wenn draußen die Felder erstarren von Eis, dann ruft uns das Pflänzchen zum traulichen Kreis; jetzt blühend und grünend ergötzt uns sein Glanz, dann schlingt es uns selber zum blühenden Kranz. 6. Drum kommt in die Felder und blühenden Au'n, das liebliche Pflänzchen der Mädchen zu schau'n! Es grünet und blühet so freundlich und zart, jungfräulich bescheiden in eigener Art. 119. (78.) Die Kreuzotter. Die einzige Giftschlange Norddeutschlands, unsere mit Recht gefürchtete Kreuzotter, kenntlich an dem über ihren Rücken verlaufenden dunklen Zickzack-

2. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 186

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
186 Iii. Gemeinschafts- und Berufsleben und dreimal kam er glücklich an, bis ihm die Rettung ganz gelang. Kaum kamen die letzten in sichern Port, so rollte das letzte Getrümmer fort. — 15. „Hier," rief der Gras, „mein wackrer Freund, hier ist dein Preis! Komm her, nimm hin!" — Sag' an, war das nicht brav gemeint? — Bei Gott! der Graf trug hohen Sinn; doch höher und himmlischer, wahrlich! schlug das Herz, das der Bauer im Kittel trug. 16. „Mein Leben ist für Gold nicht feil; arm bin ich zwar, doch ess' ich satt. Dem Zöllner werd' Eu'r Gold zu teil, der Hab' und Gut verloren hat!" So rief er mit herzlichem Biederton und wandte den Rücken und ging davon. Bürger (gekürzt). 208. Die Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger. „Nun, hat der Strand endlich mal Segen gebracht, Janssen ?“ fragte ein bejahrtes aber kräftiges und gerade aufgerichtetes Weib von unver- kennbar friesischem Aussehen einen blonden, hochaufgeschossenen jungen Mann, der, den Südwester auf dem Kopfe, angethan mit der ungefügen Oljacke und riesigen Seestiefeln, mit schwerem Schritte in die niedrige, kajütenartige Wohnstube seiner Fischerhütte eintrat. „Wo ist Gesine, Mutter? Wo ist Luth Konrad?“ fragte Janssen Harms dagegen, auf die Frage der Mutter nicht achtend. „Es giebt eine Flut, wie du und ich sie vielleicht noch nicht erlebt haben.“ — „Sei ohne Sorgen, Janssen! Die haben friesisch Blut. Sie sind aus nach dir. Doch sag1! giebt’s brav Strandgut ? Unsere Waren gehen zu Ende, und der Fischfang giebt heuer nichts aus. Wahrlich, ein ordentlicher Strandsegen thäte uns not!“ — „Mutter, was fallt dir ein? Lebst immer noch in der Zeit, wo unser Herr Pastor selig sein „„Gott segne den Strand““ widerwillig ins Kirchengebet einschalten musste? Weifst du nicht, dass es vorbei ist mit dem Strandsegen? Aber etliche Hundert Bergelohn — meinte der Yogt — wird’s diesmal austragen. Kommt auf eins heraus. Wer Geld hat, braucht für die Ware nicht zu sorgen. Ein Glas Steifen hab1 ich heut verdient, Mutter!“ Die Alte schüttelte den Kopf über die neue Ordnung und sprach still vor sich hin von der verkehrten Welt und der guten, alten Zeit und von verkümmerten Hechten; aber sie ging nach dem buntbemalten Wandschrank, goss aus einer grossen, unförmlichen Kruke

3. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 179

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
in Familie, Gemeinde und Staat. 179 schönes Gerstenfeld an. „Das ist es, was wir suchen," rief der Rittmeister. „Noch einen Augenblick Geduld!" sagte der Greis, „und Sie sollen befriedigt werden." Sie marschierten also weiter und gelangten nach einiger Zeit zu einem andern Gerstenfelde. Die Reiter stiegen von den Pferden, mähten das Feld ab, banden die Gerste auf die Pferde, saßen wieder auf und ritten davon. Darauf sagte der Rittmeister zu seinem Führer: „Guter Vater, Ihr habt uns unnötigerweise weiter reiten lassen; das erste Feld war besser als dieses." -- „Das kann wohl sein," entgegnete der Alte, „aber es gehörte nicht mir." Caspari. 202. (174.) Dev Wilde. 1. Ein Kanadier, der noch Europens übertünchte Höflichkeit nicht kannte und ein Herz, wie Gott es ihm gegeben, von Verstellung frei, im Busen fühlte, brachte, was er mit des Bogens Sehne fern in Quebeks übereisten Wäldern auf der Jagd erbeutet, zum Verkaufe. Als er ohne schlaue Rednerkünste, so wie man ihm bot, die Felsenvögel um ein Kleines hingegeben hatte, eilt' er froh mit dem geringen Lohne heim zu seinen tiefverdeckten Horden, in die Arme seiner braunen Gattin. 2. Aber ferne noch von seiner Hütte überfiel ihn unter freiem Himmel schnell der schrecklichste der Donnerstürme. Aus dem langen, rabenschwarzen Haare troff der Guß herab auf seinen Gürtel; und das grobe Haartuch seines Kleides klebte rund an seinem hagern Leibe. Schaurig zitternd unter kaltem Regen eilete der gute, wackre Wilde in ein Haus, das er von fern erblickte. „Herr! ach laßt mich, bis der Sturm sich leget," bat er mit der herzlichsten Gebärde den gesittet feinen Eigentümer, „Obdach hier in Eurem Hause finden!" — „Willst du mißgestaltet Ungeheuer," schrie ergrimmt der Pflanzer ihm entgegen, „willst du Diebsgesicht mir aus dem Hause?" und ergriff den schweren Stock im Winkel. 12*

4. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 239

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
Sage und Geschichte. 239 worfenen Netze, der Hering kam jährlich in ungeheuren Wanderzügen durch den Sund, und an den Flussmündungen wimmelten der Lachs und der Aal. Besonders aber war der Heringsfang für die nordischen Handels- städte von der grössten Wichtigkeit. Bis zum Ende des zwölften Jahr- hunderts zog der Fisch längs der Küste von Pommern in so dichten Massen, dass man im Sommer nur den Korb ins Meer zu senken brauchte^ um ihn gefüllt herauszuziehen. Damals wuchsen Lübeck, Wismar, Rostock, Stralsund und Greifswald mit wunderbarer Schnelligkeit zu ho- hem Wohlstand. Im dreizehnten Jahrhundert aber verlegte der Hering seine Seewege und strich längs der flachen Küste von Schonen und am norwegischen Ufer. Da eilten alle seetüchtigen Völker in sein Fahr- wasser, und die deutschen Hansastädte kämpften um seinetwillen blutige und siegreiche Kriege mit den Dänen, Engländern, Schotten und Hol- ländern ; sie brachen den dänischen Königen ihre festen Schlösser, be- setzten ihre Inseln und behaupteten Jahrhunderte hindurch die Herrschaft in Gotland, Schonen und Bergen. Das war die grosse Zeit der deut- schen Hansa. Nach 1400 aber änderte der Hering wieder seine Züge und ging an die holländische Küste; seitdem wurden die holländischen Städte reich und mächtig. War der hanseatische Kaufmann daheim, so zeigte er gern seinen Wohlstand durch stattliche Kleidung, kostbare Pelze und bunte Farben; er trug das Schwert an der Seite und am reichverzierten Gurt die Geld- tasche und den Siegelring, worin das wichtige Zeichen seines Geschäftes, die Hausmarke, eingegraben war. Denn er war des Schreibens nicht immer mächtig, und durch dieselbe Marke, die von seinen Fässern und Ballen her an allen Enden der Welt bekannt war, bestätigte er Geld- anweisungen und Urkunden, die er durch seinen Schreiber ausstellen liess. Aber derselbe Mann trug zur See auch die Friesjacke des Schiffers und das Panzerhemd des Kriegers. Denn wenn er auf seinem rund- bauchigen, hochbordigen Fahrzeuge das Meer durchstrich, dann hatte er nicht selten mit verwegenen Seeräubern zu kämpfen. Auch in fremden Ländern musste er manchen blutigen Straufs bestehen; doch trug er mit seiner zähen Ausdauer stets den Sieg davon, und im Gefolge seiner kauf- männischen Arbeit brachte dann auch das Christentum in Länder, die bis dahin völlig unbekannt gewesen waren, seine Segnungen. So trugen bremische Kauffahrer in das heidnische Livland Christentum und deut- sches Wesen. Die Blüte der Hansa dauerte dreihundert Jahre. Erst nach Auf- findung neuer Seewege, als dem Handel neue Bahnen eröffnet waren, geriet sie in Verfall und hielt 1630 ihre letzte Tagsatzung. Noch heute führen Hamburg, Lübeck und Bremen den alten Namen Hansestädte fort. Nach Freytag. (aus Keck u. Johansen, Vaterl. Lesebuch).

5. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 332

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
332 Iv. Bilder aus der Erdkunde, 318. (281.) 1)68 deutschen Knaben Tischgebet. 1. Das war einmal ein Jubeltag! Bei Sedan fiel der grosse Schlag: Mac Mahon war ins Garn gegangen, der Kaiser und sein Heer gefangen. Und blitzschnell flog die Siegespost am Draht nach Süd und Kord und Ost. Da gab's ein Jubeln ohne Massen; von Flaggen wogten alle Strassen. Vieltausendstimmig scholl Hurra, und waren noch Kanonen da, so schoss man auch Viktoria. Doch jedenfalls die Wacht am Rhein ward angestimmt von gross und klein; denn auch durch der Unmünd’gen Mund wird Gottes Lob von alters kund. 2. Und einer von den kleinsten Jungen, der hat am lautsten mitgesungen; die bunte Mütze auf dem Ohr, die Höslein flott im Stiefelrohr marschiert er wacker mit im Chor, beteiligt sich den Morgen lang an jedem Schrei und jedem Sang. So wichtig nahm’s der kleine Wicht, als ging’s ohn’ ihn entschieden nicht; war so mit Leib und Seel’ dabei, als ob er selbst die Rheinwacht sei; hat drum den Glockenschlag vergessen und kam zu spät zum Mittagessen. 3. Mit heissen Wangen, rotem Kopf, mit offner Brust, verwehtem Schopf erscheint er endlich siegesmatt — die andern waren halb schon satt — griffst obenhin, setzt sich zu Tisch und greift nach seinem Löffel frisch. Jedoch der biedre Vater spricht: „Fritz, angebetet isst man nicht!“ Worauf mein Fritz vom Stuhl ersteht, die Hände faltet zum Gebet, und weil sein Kopf noch stark zerstreut, giebt’s, wie der Geist ihm just gebeut, spricht: „Lieber Gott, magst ruhig sein; fest steht und treu die Wacht am Rhein! Amen.“ Grerok.

6. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 354

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
354 V. Geistliche und kirchengeschichtliche Stoffe. einmal rufen: „Lieber Offerus, hol' über!" Gut, er macht sich auf und kommt ans andere Ufer. Aber da ist niemand zu sehen. Also denkt er, er hätte geträumt, kehrt um und legt sich wieder hin. Auf einmal kommt wieder die Stimme: „Lieber Offerus, hol' über!" Er reibt sich die Augen, greift zu seiner Tanne — das ist sein Stab gewesen — und watet geduldig durchs Wasser hinüber. Abermals kein Mensch zu sehen! Ei, denkt er und brummt in seinen langen Bart, das ist zu seltsam! und legt sich wieder in seine Hütte und schläft in Gottes Namen ein. Da hört er's zum dritten Male ganz deutlich: „Lieber Offerus, hol' über!" Der lange Offerus schaut ver- wundert drein; indes er macht sich zum dritten Male ins Wasser und watet hinüber; ist's doch Mariens Sohne zulieb. Und siehe, da stand am User ein Knäblein, das war ganz wundersam anzuschauen: Auf seinem Haupte die Haare waren wie lauter Gold und glänzten so hell. Sein Kleid war schneeweiß. Dazu trug's in seiner linken Hand ein Kreuz und daran ein Fähnlein und darauf abgebildet ein Lamm. In der rechten Hand aber trug's eine Kugel, und darauf stand ein Kreuz. — Unser Offerus nimmt nun das Kind federleicht mit einem Finger in die Höhe und setzt es auf seine breite Schulter. Aber im Wasser — es war wunderlich — da ward ihm das Kind immer schwerer und immer schwerer von Schritt zu Schritt; ja, er meinte, er könnte es nimmermehr hinüberbringen und durch die hohe Flut tragen, sondern jetzt, jetzt müßt' er mit ihm zusammenbrechen. Endlich — der Schweiß läuft von seiner Stirn, und alle Glieder zittern — kommt er ans andere Ufer und fällt keuchend hin. Da steht aber das Junkerlein vor ihm. Wie die helle Sonne glänzt sein Gesicht. Es nimmt Wasser aus dem Fluß und läßt es auf Offerus' greises Haupt träufeln zu dreien Malen, tauft ihn und spricht: „Dir sind deine Sünden vergeben. Hinfort sollst du Christophorus heißen, denn du hast der Welt Heiland getragen, und sollst eingehen zu deines Herrn Freude!" — und ver- schwand. Da ftel Christophorus auf sein Angesicht und betete an. Aber nach dreien Tagen haben die Engel seine Seele in Abrahams Schoß getragen. Das ist die Sage von Christophorus, zu deutsch Christusträger. Andere erzählen's anders. Und diese Sage, und wäre auch kein Christophorus wirk- lich auf der Welt gewesen, ist dennoch gar sinnig. Nämlich sie will uns zeigen, was eines Christen Aufgabe ist: Christum zu tragen, das ist dem Größten zu dienen. ^-,4011. 338. (202.) Wo wohnt der liebe Gott? 1. Wo wohnt der liebe Gott? Sieh dort den blauen Himmel an, wie fest er steht so lange Zeit, sich wölbt so hoch, sich streckt so weit, daß ihn kein Mensch erfassen kann; und sieh der Sterne goldnen Schein gleich als viel tausend Fensterlein: das ist des lieben Gottes Haus;

7. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 13

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
Erzählungen und Gedichte. 13 zum Bett der Grossmutter und verschluckte sie. Dann that er ihre Klei- der an, setzte ihre Haube auf, legte sich in ihr Bett und zog die Vor- hänge vor. Rotkäppchen aber war nach den Blumen herumgelaufen, und als es so viel zusammen hatte, dass es keine mehr tragen konnte, fiel ihm die Grossmutter wieder ein, und es machte sich auf den Weg zu ihr. Es wunderte sich, dass die Thür aufstand, und wie es in die Stube trat, so kam es ihm so seltsam darin vor, dass es dachte: Ei, du mein Gott, wie ängstlich wird mir’s heute zu Mut, und bin sonst so gern bei der Grossmutter! Es rief: „Guten Morgen!“ bekam aber keine Antwort. Darauf ging es zum Bett und zog die Vorhänge zurück. Da lag die Grossmutter und hatte die Haube tief ins Gesicht gesetzt und sah so wunderlich aus. „Ei, Grossmutter, was hast du für grosse Ohren?“ — „Dass ich dich besser hören kann.“ — „Ei, Grossmutter, was hast du für grosse Augen?“ — „Dass ich dich besser sehen kann.“ — „Ei, Grossmutter, was hast du für grosse Hände?“ — „Dass ich dich besser packen kann.“ — „Aber, Grossmutter, was hast du für ein entsetzlich grosses Maul?“ — „Dass ich dich besser fressen kann.“ Kaum hatte der Wolf das gesagt, so that er einen Satz aus dem Bette und verschlang das arme Rotkäppchen. Wie der Wolf sein Gelüsten gestillt hatte, legte er sich wieder ins Bett, schlief ein und fing an, überlaut zu schnarchen. Der Jäger ging eben an dem Hause vorbei und dachte: Wie die alte Frau schnarcht! du musst doch sehen, ob ihr etwas fehlt. Da trat er in die Stube, und wie er vor das Bett kam, so sah er, dass der Wolf darin lag. „Finde ich dich hier, du alter Sünder?“ sagte er, „ich habe dich lange gesucht.“ Nun wollte er seine Büchse anlegen, da fiel ihm ein, der Wolf könnte die Grossmutter gefressen haben, und sie wäre noch zu retten, schoss nicht sondern nahm eine Schere und fing an, dem schlafenden Wolfe den Bauch aufzuschneiden. Wie er ein paar Schnitte gethan hatte, da sah er das rote Käppchen leuchten, und noch ein paar Schnitte, da sprang das Mädchen heraus und rief: „Ach, wie war ich erschrocken; wie war’s so dunkel in dem Wolf seinem Leib!“ Und dann kam die alte Gross- mutter auch noch lebendig heraus und konnte kaum atmen. Rotkäpp- chen aber holte geschwind grosse Steine; damit füllten sie dem Wolf den Leib; und wie er aufwachte, wollte er fortspringen, aber die Steine waren so schwer, dass er gleich niedersank und sich tot fiel. Da waren alle drei vergnügt. Der Jäger zog dem Wolfe den Pelz ab und ging damit heim; die Grossmutter als den Kuchen und trank den Wein, den Rotkäppchen gebracht hatte, und erholte sich wieder; Rot- käppchen aber dachte: Du willst dein Lebtag nicht wieder allein vom Wege ab in den Wald laufen, wenn dir’s die Mutter verboten hat! 2, .j Gebr. Grimm.

8. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 79

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
und ihrem Leben. 79 Da trägt der Kirschbaum Blatt um Blatt, viel tausend Blätter grün und frisch. 2. Und's Würmlein, aus dem Ei erwacht's. Es schlief in seinem Winterhaus. Es streckt sich, sperrt das Mäulchen auf und reibt die blöden Augen aus. 3. Und drauf so hat's mit stillem Zahn genagt am Blättlein da und dort und spricht: „Wie ist's Gemüs' so gut! man kommt davon schier nicht mehr fort." 4. Und wieder spricht der liebe Gott: „Deck' jetzt dem Bienlein auch den Tisch!" Da trägt der Kirschbaum Blüt' um Blüt', viel tausend Blüten weiß und frisch. 5. Und's Bienlein sieht's und fliegt drauf los früh in der Sonne Morgenschein und denkt: „Welch kostbar Porzellan! das wird gewiß mein Kaffee sein. 6. Wie sind die Schälchen rein gespült!" Sein trocken Zünglein streckt's hinein; es trinkt und spricht: „Wie schmeckt's so süß! hier muß der Zucker wohlfeil sein." 7. Zum Sommer spricht der liebe Gott: „Geh, deck' dem Spätzlein auch den Tisch!" Da trägt der Kirschbaum Frucht um Frucht, viel tausend Kirschen rot und frisch. 8. Und's Spätzlein sagt: „Ist's so gemeint, da setzt man sich und fragt nicht lang'; das giebt mir Kraft in Mark und Bein und stärkt die Stimm' zu neuem Sang." 9. Zum Herbste spricht der liebe Gott: „Räum' ab! sie haben alle jetzt." Da hat's vom Berge kühl geweht und kleine Reife schon gesetzt. 10. Die Blättlein werden gelb und rot, und eines fällt dem andern nach; denn was vom Boden aufwärts kommt, muß auch zum Boden allgemach. 11. Zum Winter spricht er dann zum Schluß: „Deck' weidlich zu, was übrig ist!" Da streut er Schnee im Überfluß. Hebel, übersetzt von Schneider.

9. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 85

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
und ihrem Leben. 85 2. Und drängen die Nebel noch so dicht sich vor den Blick der Sonne, sie wecket doch mit ihrem Licht einmal die Welt zur Wonne. 3. Blast nur, ihr Stürme, blast mit Macht! mir soll darob nicht bangen; auf leisen Sohlen über Nacht kommt doch der Lenz gegangen. 4. Da wacht die Erde grünend auf, weiß nicht, wie ihr geschehen, und lacht in den sonnigen Himmel hinauf und möchte vor Lust vergehen. 5. Sie flicht sich blühende Kränze ins Haar und schmückt sich mit Rosen und Ähren und läßt die Brünnlein rieseln klar, als wären es Freudenzähren. 6. Drum still! und wie es frieren mag, o Herz, gieb dich zufrieden! es ist ein großer Maientag der ganzen Welt beschieden. 7. Und wenn dir oft auch bangt und graut, als sei die Hüll' auf Erden: nur unverzagt auf Gott vertraut, es muß doch Frühling werden! Geib-i. 99. Der Ameisler. Wer in den Wald geht, der kommt selten leer zurück. Zerrt er schon keinen Baumstamm hinter sich her, so hat er doch vielleicht ein frisches Stöcklein in der Hand; schleppt er keine Reisigfuhr, so trägt er doch wohl ein grünes Zweiglein am Hute; hat er schon keinen Korb mit Wildobst bei sich, so doch ein Sträußlein duftiger Beeren; und trägt er auch kein erlegtes Wildbret heim, so nimmt er doch vielleicht, ohne es zu wissen, Ameisen oder Käfer mit sich, die munter auf ihm umherspazieren. Mancher aber geht in den Wald, um etwas heimzubringen, wovon andere sich schwerlich etwas träumen lassen. Da kannst du im Walde einem sonderbaren Manne begegnen. Seinem zerfahrenen Gewände nach könnte es ein Bettelmann sein; er hat auch einen großen Sack auf dem Rücken. Aber über diesem Bündel und an all seinen Gliedern, von den geflickten Schuhen bis zum verwitterten Hute, laufen in großer Hast zahllose Ameisen auf und nieder, hin und her, in Schreck und Angst und wissen sich keinen

10. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 171

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
in Familie, Gemeinde und Staat. 171 Sein Sarras war, man glaubt es kaum, so groß schier als ein Weberbaum. 3. Er hatte Knochen wie ein Gaul und eine freche Stirn und ein entsetzlich großes Maul und nur ein kleines Hirn; gab jedem einen Rippenstoß und flunkerte und prahlte groß. 4. So kam er alle Tage her und sprach Israel Hohn: „Wer ist der Mann? Wer wagt's mit mir? sei's Vater oder Sohn; er komme her, der Lumpenhund! Ich box' ihn nieder auf den Grund." 5. Da kam in seinem Schäferrock ein Jüngling zart und fein; er hatte nichts als seinen Stock, die Schleuder und den Stein und sprach: „Du hast viel Stolz und Wehr; ich komm' im Namen Gottes her." 6. Und damit schleudert' er auf ihn und traf die Stirne gar; da fiel der große Esel hin, so lang und dick er war; und David haut in guter Ruh' ihm nun den Kopf noch ab dazu. 7. Trau' nicht auf deinen Tressenhut noch auf den Klunker dran! Ein großes Maul es auch nicht thut, das lern' vom langen Mann; und von dem kleinen lerne wohl, wie man mit Ehren fechten soll! Claudius. 195. (152.) Was mich nicht brennt, das blas' ich nicht. Wie mancher hat schon gesagt: „Was mich nicht brennt, das blas' ich nicht!" und ist vorübergegangen, wo er hätte helfen sollen. So aber dachte der brave Christoph Kollheim in einem Dörflein bei Duderstadt nicht. Der war ein blutarmer Schelm und ein Witwer dazu und hatte drei Kinder, die gar oft sagten: „Vater, wie sind wir so hungrig!" — Das hört ein Vater gern, wenn er Brot genug hat und noch etwas dazu; aber wie schneidet das ins Herz, wenn keins da ist! Und just so qing's dem armen Kollheim oft genug. Das Betteln verstand er nicht; aber er verstand, Schuhe zu flicken, Kochlöffel zu schnitzen, Besen zu binden und solcher kleinen Künste mehr. Das that er denn auch so fleißig, daß er sich kümmerlich mit seinen Kindern durchbrachte; aber es kam doch manch ein „langer Tag." Kollheim hatte einen recht guten Freund, der hieß Volkmann; dieser war auch ein Witwer und hatte sieben unerzogene Kinder. Gleich und gleich gesellt sich gern, heißt es im Sprichwort. Volkmann und seine Kinder hatten auch der Fasttage so viele, daß sie schier die Kunst des Hungerns bald gelernt hätten, wenn nicht das Lehrgeld gar zu schwer wäre. Da sagte einmal Volkmann zu seinem Busenfreunde: „Ich ziehe nach
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