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1. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 119

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
und ihrem Leben. 119 unglaublicher Schnelligkeit, eilt durch dieses noch stürmischere Meer hoch über den Wolken dahin, die ihm sogar den Anblick der Erde entziehen, und irrt nicht und findet seinen Weg genau zu dem Dachgiebel, wo es vor einem halben Jahre gehaust hat! Hier waltet ein Trieb ob, der um so unbegreiflicher ist, als er weder mit der Erhaltung noch mit der Fortpflanzung noch mit der Ernährung des Tieres unmittelbar zusammenhängt. Warum ist es dem Tiere eine Not- wendigkeit, dasselbe Nest als sein alleiniges Eigentum sein ganzes Leben lang zu bewohnen, wo doch auf dem Wege viel tausend solcher Nester da sind? Deutet das nicht auf einen Trieb nach Besitz hin, den hier die Natur selber geheiligt zu haben scheint? Nur äußerst selten findet sich ein fremder Storch in einem fremden Neste ein und wahrscheinlich nur, wenn sein eigenes durch Unglück oder durch Mutwillen während seiner Abwesenheit zerstört worden ist; aber wenn der wirkliche Eigentümer dazukommt, so entsteht ein Kampf zwischen den Störchen um den Besitz, der nur mit der Flucht des Eindring- lings oder dem Tode des einen der Kämpfenden endet. Man hat noch nie bemerkt, daß der rechtmäßige Eigentümer geflohen ist, wenn auch der Ein- dringling weit stärker war; lieber läßt er sich töten, als daß er sein Recht aufgiebt. Der Eindringling dagegen hat das Gefühl des Rechtes nicht und ergreift die Flucht, wenn er einen Besitzer findet, der ihn bewältigen kann. Höchst eigentümlich ist auch eine Erscheinung, die bei der Wanderung der Störche öfter beobachtet worden aber bis heute noch völlig unerklärt geblieben ist: Wenn der Winter naht und die Störche sich zur Abreise an- schicken, versammeln sie sich zu einem gemeinsamen Zuge und treffen mit andern Zügen bald zusammen, um die Reise gemeinschaftlich zu machen. Bevor aber der Zug ins Weite hinaus beginnt, läßt sich die Storchgesellschaft ge- wöhnlich auf ein Feld nieder und schließt da einen Kreis, in dessen Mitte einer oder zwei Störche bleiben. Nach vielem Klappern mit den Schnäbeln fallen die Störche über die im Kreise sich befindenden her und töten sie, und sodann erhebt sich der Zug sofort und zieht von dannen. Man nennt diesen Vorgang Gerichtstag und will darin eine Art Rechtspflege erkennen gegen irgendwelche verbrecherischen Störche; allein es ist wahrscheinlicher, daß die schwächlichen und kranken Störche in solcher Weise getötet werden, weil sie den Zug nicht mitmachen können und ohnehin umkommen würden. Jedenfalls ist dieser rätselhafte Vorgang höchst wunderbar; und es findet sich in der Tierwelt nichts Ähnliches, womit er verglichen werden könnte. 21, Bernstein. 136. Raupe und Schmetterling. Wie eine Raupe sich bald lang hinstreckt, bald zusammenzieht, bald nach rechts und links krümmt und dabei Gestalt, Länge und Dicke ihres Körpers stets verändert, das hat schon jeder gesehen; aber nicht

2. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 275

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
Sage und Geschichte. 275 275. Dominikus Dietrich von Stratzburg. Im Jahre 1660 starb der regierende Ammeister, d. h. der Oberbürger- meister, der damaligen deutschen freien Reichsstadt Straßburg. Zu seinem Amtsnachfolger erwählten die Bürger einmütig Dominikus Dietrich, einen echt deutschen Mann von altem Schrot und Korn und dazu einen treuen, gläubigen evangelischen Christen. Er war 1620 geboren und hatte also erst als achtundzmanzigjähriger Mann aus eigener Anschauung kennen ge- lernt, wie ein Land im Frieden aussieht. Und als nach dreißig Jahre langem Blutvergießen, Rauben, Plündern, Brennen und Morden im Jahre 1648 auch in Straßburg sich die Klänge des Paul Gerhardschen Liedes zum Himmel aufschwangen: „Gottlob, nun ist erschollen das edle Fried- und Freudenwort," da hatte er zwar mit seinen Mitbürgern darüber gejubelt, daß seine geliebte Vaterstadt sich aus den Verhandlungen des westfälischen Friedens noch glücklich als freie und protestantische deutsche Reichsstadt herausgerettet hatte; er hatte aber auch mit ihnen gebangt und gezagt bei der Frage, wie lange es der Stadt gelingen werde, sich diese kostbaren Güter zu be- wahren. Jetzt, als er 40 Jahre alt war, wälzte das Vertrauen seiner Mitbürger, das ihn zum Oberhaupte der Stadt wählte, die schwere Last auf seine Schultern, das schwache Schifflein durch die tosenden Wellen unge- fährdet hindurchzusteuern. Straßburg gehörte als freie, unabhängige Stadt zum heiligen römischen Reiche deutscher Nation. Ja, das mochte ihr Ehre und Ansehen schaffen, Schutz und Rückhalt gewährte ihr diese Stellung nicht. Denn was war das deutsche Reich so, wie es aus dem dreißigjährigen Kriege hervorgegangen war, anders als ein lose zusammengeworfener Haufen einzelner Länder und Länderchen ohne Einheit und Zusammenhalt? Trotz seines Hauptes, das den stolzen Titel Kaiser führte, außer dem leeren Namen aber so gut wie nichts mehr vom Kaisertum besaß, war es ein kraftloser Körper, der keins seiner Glieder gegen Angriffe von außen her zu verteidigen vermochte. Und wie sehr hätte gerade Straßburg eines kräftigen Schutzes bedurft! War doch diese Stadt, weil im westfälischen Frieden das ganze schöne Elsaß mit Ausnahme der darin liegenden Bistümer und freien Reichsstädte schmäh- licherweise an Frankreich abgetreten war, rings umgeben von dieser fremden Macht; und saß doch in Frankreich gerade damals ein König auf dem Throne, der mit seinem berüchtigten Grundsätze „Der Staat bin ich" nur zwei Ziele seines Strebcns kannte: im eigenen Lande unumschränkte Alleinherrschaft über Hab und Gut, über Leib und Leben, ja selbst über die Gewissen seiner Unterthanen, nach außen Machtentfaltung und Ausdehnung seiner Reichs- grenzen. Ludwig Xiv, so hieß dieser König, vor dem Europa zitterte, wenn er zürnte, schien da, wo bei anderen Menschen das Gewissen seine Stelle hat, nur teuflische Klugheit, Hinterlist und Tücke zu besitzen. Da war 18'

3. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 287

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
Sage und Geschichte. 287 dann drückt mich Müh’ den ganzen Tag, dass meine Kinder gross und klein sich ihrer Feierstunde freu’n !“ Gewiss, so hat der Held gedacht; er hat sein Denken wahr gemacht. Drum, wo man Gutes liebt und ehrt, sein Angedenken ewig währt; und jedes Kindlein ehrfurchtsvoll den Edlen kennen lernen soll. Fröhlich. 283. (262 a.) König Friedrich und sein Nnchhnr. Der König Friedrich Ii von Preußen hatte acht Stunden von Berlin ein schönes Lustschloß und war gern darin, wenn nur nicht ganz nahe dabei die unruhige Mühle gewesen wäre. Denn erstens stehen ein königliches Schloß und eine Mühle nicht gut neben einander, obgleich das Weißbrot auch in dem Schlosse nicht übel schmeckt, wenn die Mühle fein gemahlen und der Ofen wohl gebacken hat. Außerdem aber, wenn der König in seinen besten Ge- danken war und nicht an den Nachbar dachte, auf einmal ließ der Müller seine Mühle klappern und dachte auch nicht an den Herrn Nachbar; und die Gedanken des Königs störten zwar das Räderwerk der Mühle nicht, aber manchmal das Klapperwerk der Räder die Gedanken des Königs. Eines Tages ließ er den Müller zu sich kommen. „Ihr begreift," sagte er zu ihm, „daß wir zwei nicht neben einander bestehen können. Einer muß weichen. Was gebt Ihr mir für mein Schlößlein?" Der Müller sagte: „Wie hoch haltet Ihr es, königlicher Herr Nachbar?" Der König erwiderte ihm: „Wunderlicher Mensch, so viel Geld habt Ihr nicht, daß Ihr mein Schloß kaufen könnt. Wie hoch haltet Ihr Eure Mühle?" Der Müller erwiderte: „Gnädigster Herr, so habt Ihr auch nicht so viel Geld, daß Ihr mir meine Mühle abkaufen könnt. Sie ist mir nicht feil." Der König that gern ein Gebot, auch das zweite und dritte, aber der Nachbar blieb bei seiner Rede: „Sie ist mir nicht feil. Wie ich darin geboren bin, so will ich darin sterben, und wie sie mir von meinem Vater erhalten worden ist, sollen sie meine Nachkommen von mir erhalten und auf ihr den Segen ihrer Vorfahren ererben." Da nahm der König eine ernsthaftere Sprache an. „Wißt Ihr auch, guter Mann, daß ich gar nicht nötig habe, viele Worte zu machen? Ich lasse Eure Mühle schätzen und breche sie ab. Nehmt alsdann das Geld oder nicht!" Da lächelte der unerschrockene Müller und erwiderte dem König: „Gut gesagt, allergnädigster Herr, wenn nur das Kammergericht zu Berlin nicht wäre!" — nämlich, daß er es wollte auf einen richterlichen Ausspruch ankommen lassen. Der König Der ganze Ghor fiel jubelnd ein: „Der alte Fritz will König sein und weiss nicht mal, dass dieser Frist des Mittwochs keine Schule ist!“ — Der König stille vor sich lacht und hat in seinem Sinn gedacht: „Wie reich bist, liebe Einfalt, du! Ich alter Mann hab’ keine Ruh’; des Morgens ruft mich Sorge wach;

4. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 190

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
190 Iii. Gemeinschafts- und Berufsleben daheim in süsser, behaglicher Ruhe von den kühnen Thaten vernimmt, die von den Mannschaften deutscher Rettungsstationen vollbracht werden, anfangen wird, Teilnahme zu gewinnen für das deutsche Rettungs- wesen zur See; dass er, nun die Aufforderung ergangen ist, diese treff- lichen und segensreichen Einrichtungen zu unterstützen, an die einfache Erzählung denken und seine milde Hand zu reichlichen Spenden öffnen, auch seine Freunde und Verwandten auffordern werde, sich als Mitglieder der deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger aufnehmen Zu lassen. Aus: Frz. Hoffmann, „Neuer deutscher Jugendfreund". 209. Das Feuer. Wohlthätig ist des Feuers Macht, wenn sie der Mensch bezähmt, bewacht; und was er bildet, was er schafft, das dankt er dieser Himmelskraft. Doch furchtbar wird die Himmelskraft, wenn sie der Fessel sich entrafft, einhertritt auf der eignen Spur, die freie Tochter der Natur. Wehe, wenn sie losgelassen, wachsend ohne Widerstand durch die volkbelebten Gassen wälzt den ungeheuren Brand! denn die Elemente hassen das Gebild der Menschenhand. Aus der Wolke quillt der Segen, strömt der Regen; aus der Wolke ohne Wahl zuckt der Strahl. Hört ihr's wimmern hoch vom Turm? Das ist Sturm! Rot wie Blut ist der Himmel. Das ist nicht des Tages Glut! Welch Getümmel Straßen auf! Dampf wallt auf! Flackernd steigt die Feuersäule; durch der Straße lange Zeile wächst es fort mit Windeseile. Kochend wie aus Ofens Rachen glühn die Lüfte, Balken krachen, Pfosten stürzen, Fenster klirren, Kinder jammern, Mütter irren, Tiere wimmern unter Trümmern; alles rennet, rettet, flüchtet; taghell ist die Nacht gelichtet. Durch der Hände lange Kette um die Wette fliegt der Eimer; hoch im Bogen spritzen Quellen, Wasserwogen. Heulend kommt der Sturm geflogen, der die Flamme brausend sucht; prasselnd in die dürre Frucht fällt sie, in des Speichers Räume, in der Sparren dürre Bäume; und als wollte sie im Wehen mit sich fort der Erde Wucht reißen in gewalt'ger Flucht, wächst sie in des Himmels Höhen — riesengroß! Hoffnungslos weicht der Mensch der Götterstärke; müßig sieht er seine Werke und bewundernd untergehn. Leergebrannt ist die Stätte, wilder Stürme rauhes Bette. In den öden Fensterhöhlen wohnt das Grauen; und des Himmels Wolken schauen hoch hinein. Schiller.

5. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 255

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
Sage und Geschichte. 255 668 Drückens nicht verraten; aber als die Stadt Mainz bei einer Fehde erobert und fast ganz zerstört wurde, wobei auch die Fustsche Werk- stätte nicht verschont blieb, da wanderten die Druckergehilfen aus' und gründeten in verschiedenen Städten neue Druckereien. Rocsbach. 260. Die Wahl Christians I zum Herzog von Schleswig-Holstein. Als Adolf Viii, der letzte Herzog in Schleswig und Holstein aus dem schauenburgi8chen Hause, der gute Herzog, wie ihn seine Unter- thanen zu nennen pflegten, im Jahre 1459 ohne Erben gestorben war, ergriff die Gemüter des Volkes grosse Besorgnis, wie es mit der Nach- folge in der Landesherrschaft werden solle. Denn es waren zwei Fürsten, die Ansprüche auf die Nachfolge machten: Graf Otto von Schauenburg, der noch einen kleinen Teil von Holstein, nämlich die Grafschaft Pinne- berg besass, und Christian I, der König von Dänemark. Von der Ritter- schaft waren einige für den Grafen Otto, andere für den König Christian, dem auch Adolf schon früher, ehe er noch König wurde, die Nachfolge in Schleswig und Holstein hatte zuwenden wollen. Die Stände beider Lande traten zusammen und schwuren, dass sie jetzt einträchtig einen Herrn wählen wollten; denn nur auf diese Weise konnten Schleswig und Holstein unter einem gemeinsamen Landesherrn zusammenbleiben. Sie berieten zuerst in Neumünster in Gegenwart des Grafen Otto und seiner Söhne, dann in Rendsburg zusammen mit den Abgesandten der Städte Lübeck und Hamburg. Aber es kam zu keiner Entscheidung, sondern es wurde nur beschlossen, dass sie erst zu Ripen das Begehren Christians vernehmen wollten; darnach solle in Lübeck ein Tag gehalten werden, wo beide Bewerber ihre Ansprüche darlegen wollten; und wer von beiden das beste Recht habe, solle Fürst des Landes werden. Am 3. März 1460 kamen die Stände mit Christian und dem dänischen Reichsrat in Ripen zusammen. Als nun der König feierlich versprach, dass er seine Mitbewerber mit Geld abfinden und die Rechte des Landes schützen wolle, wurden alsbald in der Versammlung Stimmen laut, dass man rasch den König wählen und es ihm überlassen möge, sich mit seinen Mit- bewerbern abzufinden. Ohne sich um das Versprechen zu kümmern, dass sie in Lübeck zusammenkommen wollten, entschlossen sich die Stände, die Wahl sofort vorzunehmen, und von dem Rathause zu Ripen verkündigte der Bischof Nikolaus von Schleswig mit lauter Stimme dem versammelten Volke, dass der Rat der Holsten zum Besten ihrer Lande den König Christian von Dänemark zu einem Herzoge von Schleswig und Grafen zu Holstein erkoren habe. Der neue Landesherr stellte darauf eine Urkunde aus, worin er erklärte, aus persönlicher Gunst und

6. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 219

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
Sage und Geschichte. 219 Das Meer hat seine Nachbarn früh zur Schiffahrt gelockt. Die An- wohner beider Küsten zeigen sich geübt zur See; vor allem die an der West- seite versuchen sich auch in weiteren Fahrten. Aber auch daheim in den flachen, noch nicht durch Deiche geschützten Marschgegenden und auf den vorliegenden Inseln hatten sie mit dem Meere zu kämpfen, das oft ver- wüstend einbrach und im Laufe der Jahrhunderte viel des fruchtbaren Landes, auch zahlreiche Ortschaften zerstörte und ihre Bewohner ertränkte. In Nöten und Gefahren ist hier die Kraft der Friesen gestählt, der Sinn gehärtet; fest und unbeugsam ist ihr Charakter. Ernst und stramm in Wesen und Haltung zeigen sich diese Nieder- deutschen alle, zähe festhaltend an alter Sitte und altem Recht, auch hart und trotzig, zum Kampf und Streit geneigt. Noch im zwölften Jahrhundert heißt es von den Holsten: „Wer nichts zu rauben weiß, gilt für träge und unrühmlich." Wilden Waldeseln, die der Zähmung bedürfen, vergleicht sie ein Geschichtsschreiber jener Zeit. Freiheitsstolz und trotzig treten allezeit die Dithmarscher auf. Milder erscheint der Bewohner Wagriens und Angelns, wo fremde Einwanderung sich mit der altheimischen Bevölkerung gemischt hat. Altdeutsche Verhältnisse, freie Bauern in Gemeinden verbunden, die ihre Angelegenheiten selbst besorgen, haben sich in einzelnen Teilen des Landes länger als anderswo erhalten. Daneben macht sich aber auch hier im Laufe der Zeit die Ausbildung einer streitbaren Ritterschaft, eines regen städtischen Lebens, später fürstlicher Macht und Herrschaft geltend. Dieselben Umstände, die auch anderswo das deutsche Staatsleben bedingen, aber in mannigfach eigentümlicher Ausbildung, treten uns entgegen. Dazu kommt in einem Teile des Landes ein Einfluß dänischer Verhältnisse, die bei der alten Stammgemein- schaft der Völker sich den deutschen Einrichtungen nicht so fremdartig gegen- überstellen, wie man manchmal zu meinen geneigt ist. Auch die Völker, so oft sie sich feindlich gegenüberstanden, haben zu andern Zeiten friedlich zu- sammengelebt; und mannigfache Übergänge von dem einen zum andern zeigen sich gerade auf dem Boden Schleswigs. Die Berührung und Reibung der verschiedenen Nationalitäten hat auch nur dazu gedient, größere Regsamkeit und Beweglichkeit zu erzeugen: der Schleswiger ist geistig lebendiger als sein Nachbar in Holstein. 235. (247.) Der Mäuseturm. 1. Am Mäuseturm um Mitternacht des Bischofs Hatto Geist erwacht. Er flieht um die Zinnen im Höllenschein, und glühende Mäuslein hinter ihm drein. 2. Der Hungrigen hast du, Hatto, gelacht, die Scheuer Gottes zur Hölle gemacht;

7. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 276

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
276 Iv. Bilder aus der Erdkunde, denn freilich nicht zu erwarten, daß er aus Achtung vor Recht und Ver- trägen dauernd auf den Besitz der herrlichen freien Reichsstadt verzichten werde. Im Sommer des Jahres 1681 sammelte er in verschiedenen Teilen des Elsaß zahlreiche Kriegsvölker, die in aller Stille einen immer enger geschlossenen Kreis um die Reichsstadt bildeten. Mitten im Frieden über- rumpelte dann plötzlich der französische Oberst Baron Asfeld die schwach be- setzte straßburgische Zollschanze am Rhein. Die kleine Besatzung vermochte natürlich keinen erfolgreichen Widerstand zu leisten und mußte sich nach tapferer Gegenwehr ergeben. Das war die Schreckenskunde, mit der am frühen Morgen des 28. September, eines Sonntages, Dominikus Dietrich geweckt wurde; und noch ehe die Kirchenglocken die Gemeinde zum Gottes- dienst luden, rief die große Sturmglocke vom Münster herab die waffenfähigen Bürger auf die Wälle. Hier rüstete man alles zur Verteidigung, derweil dort im Münster Tausende von Andächtigen das Lied anstimmten: „Aus tiefer Not schrei' ich zu dir." Sie thaten's mit der bangen Frage im Herzen, ob's auch vielleicht der letzte evangelische Gottesdienst sein möchte, der im ehrwürdigen Münster gefeiert würde. Der Ammeister hatte sofort nach dem Eintreffen der unerhörten Kunde einen Unterhändler in das französische Lager gesandt und von dem Obersten Asfeld Aufklärung über den Gewaltstreich gefordert, hatte aber nur die Antwort bekommen, er habe auf Befehl des Kriegsministers Louvois gehandelt. Dieser werde am folgenden Tage selber in der Zollschanze er- scheinen und erwarte dann die Vertreter der Stadt, um mit ihnen zu ver- handeln. Nunmehr berief Dietrich den Magistrat zusammen und fand alle Ratsherrn in Übereinstimmung mit der ganzen Bürgerschaft entschlossen, die Stadt gegen den ruchlosen Angriff zu verteidigen, wenn nur einige Aussicht aus Hilfe von außen vorhanden wäre. Eilboten sprengten aus, die dem Kaiser und dem Reichstag die Bitte um schleunige Hilfe bringen, und andere, die den straßburgischen Ämtern hin und her im Elsaß den Befehl über- mitteln sollten, alle streitbaren Kräfte unverzüglich in die Stadt hineinzu- werfen. Allein als am andern Tage Dominikus Dietrich sich selbst an der Spitze einer städtischen Abordnung zum Minister Louvois ins französische Lager begab, da mußte er sich davon überzeugen, daß der feindliche eiserne Ring um Straßburg schon so fest geschlossen war, daß auf Entsatz keine Hoffnung mehr blieb. Von Verhandlungen war kaum die Rede. Die Straßburger Abgeordneten hatten von Louvois einfach die Erklärung ent- gegenzunehmen, daß die Stadt sich bis zum nächsten Tage frühmorgens zu entscheiden habe, ob sie ihre Thore öffnen oder sich in einep Aschenhaufen verwandeln lassen wolle. Bei der gänzlichen Aussichtslosigkeit der Gegen- wehr blieb der armen Stadt keine andere Wahl als die Übergabe. Drei prunkvolle aber für sie überaus schmerzliche Einzüge in ihre

8. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 277

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
Sage und Geschichte. 277 Stadt mußten nun im Laufe weniger Wochen die Straßburger Bürger mit ansehen: Am 30. September 1681 zog mit klingendem Spiel das franzö- sische Heer durch die geöffneten Thore ein; und in dumpfer Betäubung und stummer Niedergeschlagenheit schaute das Volk dem Einmarsch zu. Am 20. Oktober zog der Bischof Franz Egon von Fürstenberg unter Pauken- und Trommelschall in seine neue Residenz ein und weihte tags darauf das wiedergewonnene Münster, in dem am 28. September zum letzten Male lutherischer Gottesdienst gehalten war, zum Gebrauch für den katholischen Gottesdienst ein. Mit tiefem Schmerz sah die treue protestantische Gemeinde zu, wie ihr das herrliche Gotteshaus entrissen ward, um den fünf katholischen Familien — denn mehr gab es damals in Straßburg nicht — zum Ge- brauch überwiesen zu werden. Am 23. Oktober endlich hielt der König Ludwig Xiv selber mit der ganzen königlichen Familie, glänzendem Gefolge und großem Gepränge seinen Einzug in die Stadt; und mit Abscheu mußten die Straßburger es mit ansehen und anhören, wie der Bischof ihn mit seinem ganzen stolzen Klerus am Portal des Münsters empfing, ihn segnete und sich nicht entblödete, ihn mit den Worten zu begrüßen: „Herr, nun lässest du deinen Diener in Frieden fahren; denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen." Den Evangelischen wurde an Stelle des herrlichen Münsters die alte Dominikanerkirche zum Gebrauche eingeräumt, die seit hundert Jahren nicht mehr als Gotteshaus benutzt worden war sondern als Speicher gedient hatte. Es standen sogar Mühlen darin, die mit Pferden getrieben wurden, so daß der Fußboden schuhhoch mit Kot und Unrat bedeckt war. Ludwigs Xiv brennender Wunsch war nun, daß in Straßburg, da- mit es eine gefügige französische Stadt würde, das katholische Bekenntnis zur allgemeinen Herrschaft gelange; und damit das rasch von statten gehe, mußte der von allen seinen Mitbürgern so hoch verehrte Ammeister ein zur Nachahmung hinreißendes Beispiel geben. Weil aber Dominikus Dietrich jede Zumutung, seinen Glauben zu verleugnen, standhaft ablehnte, so sollte er dazu gezwungen werden. Und das wurde so eingeleitet: Im Februar 1685 erhielt er einen Kabinettsbefehl aus Paris, bei Hofe zu Versailles zu erscheinen, weil sich der König persönlich mit ihm über wichtige Angelegen- heiten der Stadt besprechen wolle. Mit tief bekümmertem Herzen trat der sechsundsechzigjährige Ammeister die Reise nach Paris und Versailles an, deren eigentlicher Zweck ihm deutlich genug bewußt war. In sehr zuvorkommender Weise wurde er von den Ministern empfangen; aber die Höflichkeit der Behandlung ließ merklich nach, als Dominikus Dietrich allen Andeutungen gegenüber, daß sein Übertritt zur römischen Kirche dem Könige erwünscht sein würde, völlig taub blieb. Wochenlang mußte er täglich in seiner Amtstracht bet Hofe erscheinen. Aber weder erhielt er die in Aussicht gestellte Audienz beim Könige noch eine Aufklärung über den

9. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 294

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
294 Iv. Bilder aus der Erdkunde, — Gewiß wird es besser werden; das verbürgt der Glaube an Gott. Aber es kann nur gut werden in der Welt durch die Guten. Deshalb glaube ich auch nicht, daß der Kaiser Napoleon Bonaparte fest und sicher auf seinem jetzt freilich glänzenden Throne ist. Fest und ruhig ist nur allein Wahrheit und Gerechtigkeit; und er ist nur klug, und er richtet sich nicht nach ewigen Gesetzen. Dabei befleckt er seine Regierung mit vielen Ungerechtigkeiten. Er meint es nicht redlich mit der guten Sache und mit den Menschen. Er und sein ungemessener Ehrgeiz meint nur sich selbst und sein persönliches Interesse. Man muß ihn mehr bewundern, als man ihn lieben kann. Er ist von seinem Glücke geblendet, und er meint, alles zu vermögen. Dabei ist er ohne alle Mäßigung; und wer nicht Maß halten kann, verliert das Gleichgewicht und fällt. Ich glaube fest an Gott, also auch an eine sittliche Weltordnung. Diese sehe ich in der Herrschaft der Gewalt nicht; deshalb bin ich der Hoffnung, daß auf die jetzige böse Zeit eine bessere folgen wird. Diese hoffen, wünschen und erwarten alle besseren Menschen; und durch die Lobredner der jetzigen und ihres großen Helden darf man sich nicht irre machen lassen. Ganz unverkennbar ist alles, was geschehen ist und geschieht, nicht das Letzte und Gute, wie es werden und bleiben soll, sondern nur die Anbahnung des Weges zu einem besseren Ziele hin. Dieses Ziel scheint aber in weiter Entfernung zu liegen; wir werden es wahrscheinlich nicht erreicht sehen und darüber hinsterben. Wie Gott will; alles wie er will! Aber ich finde Trost, Kraft und Mut und Heiterkeit in dieser Hoffnung, die tief in meiner Seele liegt. Ist doch alles in dieser Welt nur Übergang! Wir müssen durch. Sorgen wir nur dafür, daß wir mit jedem Tage reifer und besser werden!" 3. Drei Jahre verlebte die königliche Familie fern von der Hauptstadt in selbstgewählter Zurückgezogenheit und Beschränkung. Jetzt sehnte sich die Königin heim nach Berlin; und endlich im Dezember 1809 ward die Reise angetreten, die durch die Liebe des Volkes sich zu einem Triumphzuge ge- staltete. Am 23. Dezember, an demselben Tage, an dem vor sechzehn Jah- ren die Braut eingezogen war, hielt das Königspaar seinen Einzug. Der Empfang hätte nicht herzlicher sein können; doch mehr Augen waren naß von Wehmut und von Schmerz als von Freude. Der schönen Königin, die sich dem begrüßenden Volke am Fenster zeigte, sah man an den rotgeweinten Augen den tiefen Gram in der Wonne an. Und nicht lange mehr sollte sie unter ihrem Volke weilen. Öfter fühlte sie sich körperlich angegriffen, und Todesahnungen gingen durch ihre Seele. Sie verlangte noch einmal nach der mecklenburgischen Heimat zu ihrem Vater und ihren Geschwistern. Ende Juni ward die Reise dahin angetreten. Welch eine Freude für die glückliche Gattin und Mutter, nun auch die Ihri- gen wiederzusehen! Aber überraschend schnell entwickelte sich die Krankheit,

10. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 338

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
338 Iv. Bilder aus der Erdkunde, größere Sicherheit und Ergiebigkeit des Beistandes zu hinterlassen, auf den sie Anspruch haben." Diese Kundgebung machte einen tiefen Eindruck im ganzen Vülke. Mit warmen Worten legte auch Fürst Bismarck im Reichstag die Absichten des Kaisers klar. „Es ist sein Bestreben," sagte er, „daß auch die bisher Schutzlosen im Staate die Überzeugung gewinnen, daß der Staat nicht bloß ihrer gedenkt, wenn sie Rekruten stellen oder Steuern zahlen sollen, sondern daß er auch an sie denkt, wenn es gilt, sie zu schützen und zu stützen, damit sie mit ihren schwachen Kräften auf der großen Heerstraße des Lebens nicht übergerannt und nicht niedergetreten werden." Um sein schönes Ziel rascher zu erreichen, erließ der Kaiser im folgenden Jahre eine zweite Bot- schaft. Er wies darin auf sein hohes Alter hin und sprach den Wunsch aus, den Segen der neuen Gesetze noch vor seinem Ende zu sehen. Die Botschaft schloß mit den zu Herzen gehenden Worten: „Unsere kaiserlichen Pflichten gebieten Uns, kein in Unserer Macht stehendes Mittel zu versäumen, um die Besserung der Lage der Arbeiter und den Frieden der Berufsklassen unter einander zu befördern, solange Gott uns Frist giebt zu wirken." Die beiden Gesetze, welche die Arbeiter gegen die durch Erkrankung oder Unglücksfälle hervorgerufene Rot sicher stellen, kamen in den Jahren 1883 und 1884 zu stände. Die Kosten der Krankenversicherung tragen zum größeren Teil die Arbeitgeber, zum kleineren die Arbeiter; zur Unfallver- sicherung aber brauchen die Arbeiter nichts zu leisten. Auch für die Hinter- bliebenen verunglückter Arbeiter wird Sorge getragen. Seitdem diese Ver- sicherungen in Kraft getreten sind, ist nian noch eifriger darauf bedacht, durch geeignete Vorkehrungen in Fabriken und Werkstätten Erkrankungen und Un- fälle der Arbeiter zu verhüten. Sollte indessen das Versprechen der kaiserlichen Botschaft ganz eingelöst werden, so blieb noch übrig, die Alters- und Jnvaliditätsversiche- rung einzurichten. Hieran ging die Regierung im Jahre 1887. Man war sich von vornherein klar, daß gegen die Folgen von Alter und Invalidität ein viel weiterer Kreis geschützt werden müßte als gegen die Folgen von Krankheiten und Unfällen, und daß deshalb hier ein Nersicherungsumsang gewählt werden müßte, in welchem möglichst alle als Arbeiter, Gehilfen, Ge- sellen, Lehrlinge oder Dienstboten beschäftigten Personen ihren Platz fünden. Den Ausgang der ganzen Angelegenheit erlebte Kaiser Wilhem I nicht mehr; erst unter seinem Enkel kam das Gesetz zu stände, das am 1. Januar 1891 Gültigkeit erlangte. Es darf mit Recht behauptet werden, daß kein Land in der ganzen Welt sich in solcher Weise der arbeitenden Klassen ange- nommen hat wie Deutschland. Dem Kaiser Wilhelm I aber bleibt der Ruhm, den Anstoß gegeben zu haben zu Einrichtungen, deren Segen zu leugnen nur die wagen können, die von der Erregung oder Erhaltung von Unzufriedenheit in den Kreisen der Arbeiter für sich einen Nutzen erhoffen. Nach Conrad.
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