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1. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 22

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
I. Fabeln, Märchen und belehrende Eh' sich’s der Zimmermann versah, klapp ! stand das ganze Haus schon fertig da. 3. Beim Bäckermeister war nicht Not ; die Heinzelmännchen backten Brot. Die faulen Burschen legten sich, die Heinzelmännchen regten sich und ächzten daher mit den Säcken schwer und kneteten tüchtig und wogen es richtig und hoben und schoben und fegten und backten und klopften und hackten. Die Burschen schnarchten noch im Chor, da rückte schon das Brot, das neue, vor. 4. Beim Fleischer ging es just so zu: Gesell und Bursche lag in Ruh'; indessen kamen die Männlein her und hackten das Schwein die Kreuz und Quer’. Das ging so geschwind wie die Mühl’ im Wind; die klappten mit Beilen, die schnitzten an Speilen, die spülten, die wühlten und mengten und mischten und stopften und wischten. That der Gesell die Augen auf, wapp ! hing die Wurst da schon im Ausverkauf. 5. Beim Schenken war es so : es trank der Küfer, bis er niedersank ; am hohlen Fasse schlief er ein. Die Männlein sorgten um den Wein und schwefelten fein alle Fässer ein und rollten und hoben mit Winden und Kloben und schwenkten und senkten und gossen und panschten und mengten und manschten. Und eh’ der Küfer noch erwacht, war schon der Wein geschönt und fein gemacht.

2. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 24

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
24 I. Fabeln, Märchen und belehrende 29. Wie Rübezahl Holz fahren half. Ein armer Bauersmann hatte sich ein wenig Holz im Gebirge zusammen- gelesen in der Hoffnung, es bei guter Schneebahn bequem hinunterzubringen. Da der Winter aber streng war und dabei wenig Schnee fiel, mußte er mit Weib und Kindern große Kälte ausstehen. In solcher Not ging er in den Busch, um viel oder wenig Holz, so gut es ihm möglich sei, nach Hause zu schaffen. Wie er nun so recht in Gedanken dastand und keinen Rat wußte, das Holz den Berg hinunterzubringen, kam unverhofft ein Mann mit einem großen Schlitten auf ihn zu und fragte, was ihm fehle. Es war Rübezahl. Der Bauer kannte ihn nicht, klagte ihm aber seine Not. „Seid ohne Sorge," entgegnete der Berggeist, „helft mir nur das Holz auf den ^Schlitten packen, dann will ich Euch hinunterhelfen." Da luden sie beide Schlitten, Rübezahls und den des Bauern, voll. Rübezahl hieß ihn getrost bergab fahren und folgte ihm nach. Das ging wie der Blitz; ehe sich's der Bauer versah, waren sie unten. Rübezahl half ihm die Schlitten bis vor das Haus schieben, trat in die Stube und nahm vorlieb mit dem, was ihm die guten Leute, die an dem vielen Holze große Freude hatten, bereitwillig auftrugen. Der Bauer gab ihm auch einige Groschen für seine Mühe und wollte ihm diese gern besser bezahlt haben, wenn er's nur hätte. Zwei hübsche Kinder, die in der Stube umher- sprangen, gefielen Rübezahl besonders wohl. Er rief das eine, einen munteren Knaben, freundlich zu sich, zog ein paar Kügelchen aus der Tasche und sagte: „Sieh, was ich dir zum Spielen schenke!" Der Knabe griff beherzt zu, und weil das andere Kind so verlangend danach blickte aber nicht heranzukommen wagte, warf ihm Rübezahl gleichfalls so ein paar Kügelchen in den Schoß. Darauf nahm er Abschied und zog mit seinem Schlitten dem Gebirge zu. Nach einer guten Weile, als die Eltern eine von den kleinen Kugeln in die Hand nahmen und näher betrachteten, entdeckten sie, daß es lauter gediegenes Gold sei. Da wurden sie recht von Herzen froh; denn sie waren blutarm und konnten nun von dem Golde eine schöne Zeit haushalten. Jketfe. 30. (37.) Die kleinen Müßiggänger. 1. Es blieben einst drei Kinder stehn, die grad' zur Schule sollten gehn. Sie dachten dies und dachten das, das Lernen sei ein schlechter Spaß; und sprachen dann mit leichtem Sinn: „Ei, laßt uns doch zum Walde hin! Das Spielen ist der Tierlein Brauch; laßt spielen uns mit ihnen auch!"

3. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 27

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
Erzählungen und Gedichte. 27 Es dauerte nicht lange, so saß da eine Katze an dem Wege und machte ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter. „Nun, was ist dir in die Quere gekommen, alter Bartputzer?" sprach der Esel. „Wer kann da lustig sein, wenn's einem an den Kragen geht?" antwortete die Katze. „Weil ich nun zu Jahren komme, meine Zähne stumpf werden und ich lieber hinter dem Ofen sitze und spinne als nach Mäusen herumjage, hat rnich meine Frau ersäufen wollen. Ich habe mich zwar noch fortgemacht, aber nun ist guter Rat teuer. Wo soll ich hin?" — „Geh mit uns nach Bremen! Du ver- stehst dich doch auf die Nachtmusik, da kannst du ein Stadtmusikant werden." Die Katze hielt das für gut und ging mit. Darauf kamen die drei Landesflüchtigen an einem Hofe vorbei, da saß auf dem Thore der Haushahn und schrie aus Leibeskräften. „Du schreist einem durch Mark und Bein," sprach der Esel, „was hast du vor?" — „Da hab' ich gut Wetter prophezeit," sprach der Hahn, „aber weil morgen zum Sonntag Gäste kommen, so hat die Hausfrau doch kein Erbarmen und hat der Köchin gesagt, sie wolle mich morgen in der Suppe essen, und da soll ich mir heute Abend den Hals abschneiden lassen. Nun schrei' ich aus vollem Halse, solange ich noch kann." — „Ei was, du Rotkopf," sagte der Esel, „zieh lieber mit uns fort nach Bremen! Etwas Besseres als den Tod findest du überall; du hast eine gute Stimme, und wenn wir zusammen musizieren, so muß es eine Art haben." Der Hahn ließ sich den Vorschlag gefallen, und sie gingen alle vier zusammen fort. Sie konnten aber die Stadt Bremen in einem Tage nicht erreichen und kamen in einen Wald, wo sie übernachten wollten. Der Esel und der Hund legten sich unter einen großen Baum, die Katze und der Hahn machten sich in die Äste, der Hahn aber flog bis in die Spitze, wo es am sichersten für ihn war. Ehe er einschlief, sah er sich noch einmal nach allen vier Winden um. Da deuchte ihm, er sehe in der Ferne ein Fünkchen brennen, und rief seinen Gesellen zu, es müßte gar nicht weit ein Haus sein; denn es scheine ein Licht. Da sprach der Esel: „So müssen wir uns aufmachen und noch hingehen; denn hier ist die Herberge schlecht." Der Hund meinte, ein paar Knochen und etwas Fleisch thäten ihm auch gut. Also machten sie sich auf den Weg nach der Gegend, wo das Licht war, und sahen es bald heller schimmern, und es ward größer, bis sie vor ein hell erleuchtetes Räuberhaus kamen. Der Esel als der größte näherte sich dem Fenster und schaute hinein. „Was siehst du, Grauschimmel?" fragte der Hahn. „Was ich sehe?" antwortete der Esel, „einen gedeckten Tisch mit schönem Essen und Trinken; und Räuber sitzen daran und lassen's sich wohl sein." — „Das wäre was für uns!" sprach der Hahn. „Ja, ja; ach, wären wir da!" sagte der Esel. Da ratschlagten die Tiere, was sie anfangen müßten, um die Räuber hinauszujagen, und fanden endlich ein Mittel. Der Esel mußte

4. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 28

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
28 I. Fabeln, Märchen und belehrende sich mit den Vorderfüßen aus das Fenster stellen, der Hund auf des Esels Rücken springen, die Katze auf den Hund klettern, und endlich flog der Hahn hinauf und setzte sich der Katze auf den Kopf. Wie das geschehen war, fingen sie auf ein Zeichen insgesamt an, ihre Musik zu machen: der Esel schrie, der Hund bellte, die Katze miaute, und der Hahn krähte. Dann stürzten sie durch das Fenster in die Stube hinein, daß die Scheiben klirrend niederfielen. Die Räuber fuhren bei dem entsetzlichen Geschrei in die Höhe, meinten nicht anders, als ein Gespenst käme herein, und flohen in der größ- ten Furcht in den Wald hinaus. Nun setzten sich die vier Gesellen an den Tisch, nahmen mit dem vorlieb, was übrig geblieben war, und aßen, als wenn sie vier Wochen hungern sollten. Wie die vier Spielleute fertig waren, löschten sie das Licht aus und suchten sich eine Schlafstätte, jeder nach seiner Natur und Bequemlichkeit. Der Esel legte sich auf den Mist, der Hund hinter die Thür, die Katze auf den Herd an die warme Asche, und der Hahn setzte sich auf den Hahnen- balken. Und weil sie müde waren von ihrem langen Wege, schliefen sie auch bald ein. Als Mitternacht vorbei war und die Räuber von weitem sahen, daß kein Licht mehr im Hause brannte, auch alles ruhig schien, sprach der Hauptmann: „Wir hätten uns doch nicht sollen ins Bockshorn jagen lassen," und hieß einen hingehen und das Haus untersuchen. Der Abgeschickte fand alles still, ging in die Küche, ein Licht anzuzünden, und weil er die glühen- den, feurigen Augen der Katze für lebendige Kohlen ansah, hielt er ein Schwefelhölzchen daran, daß es Feuer fangen sollte. Aber die Katze verstand keinen Spaß, sprang ihm ins Gesicht, spie und kratzte. Da erschrak er ge- waltig, lief und wollte zur Hinterthür hinaus. Aber der Hund, der da lag, sprang auf und biß ihn ins Bein. Und als er über den Hof an dem Miste vorbeirannte, gab ihm der Esel noch einen tüchtigen Schlag mit dem Hinterfuße. Der Hahn aber, der vom Lärmen aus dem Schlafe geweckt und munter geworden war, rief vom Balken herab: „Kikiriki!" Da lief der Räuber, was er konnte, zu seinem Hauptmann zurück und sprach: „Ach, in dem Hause sitzt eine greuliche Hexe, die hat mich angehaucht und mit ihren langen Fingern mir ins Gesicht gekratzt. Und vor der Thür steht ein Mann mit einem Messer, der hat mich ins Bein gestochen. Und auf dem Hofe liegt ein schwarzes Ungetüm, das hat mit einer Holzkeule auf mich losgeschlagen. Oben auf dem Dache da sitzt der Richter, der rief: Bringt mir den Schelm her! Da machte ich, daß ich fortkam." Von nun an ge- trauten sich die Räuber nicht weiter in das Haus. Den vier Bremer Musikanten gefiel's aber so wohl darin, daß sie nicht wieder heraus wollten. Und der das zuletzt erzählt hat, dem ist der Mund noch warm. Gebr. Grimm.

5. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 35

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
Erzählungen und Gedichte. 35 40. Die Haubenlerche. Die Haubenlerche hatte ihr Nest in einem Gerstenfelde; und als nun das Getreide weiss zu werden begann, waren die Jungen noch nicht ganz flügge. Da sprach die Mutter, als sie nach Futter ausflog, zu ihren Kindern: „Gebt nur hübsch acht, ob etwas Neues vorfällt, und sagt mir’s wieder.“ Ging der Herr des Kornfeldes mit seinem er- wachsenen Sohne vorüber und sprach zu ihm: „Siehst du wohl? die Gerste wird reif, und es ist Zeit, sie zu schneiden. Geh du morgen früh zu unsern Freunden und bitte sie, dass sie uns helfen bei unserer Ernte.“ Als nun die Mutter wiederkam, erzählten ihr die Kinder, was sie gehört hatten, und baten sie, sie möchte sie an einen andern Ort hintragen. Aber die Mutter sprach: „Wenn der Herr mit seiner Ernte auf die Freunde wartet, so haben wir morgen noch Ruhe.“ Und so geschah’s. Die Sonne schien heiss, und kein Freund liess sich sehen. Da sprach der Herr zum Sohne: „Die Freunde bleiben aus; wir wollen doch unsere Vettern bitten, dass sie uns morgen zur Hand gehen.“ Die erschreckten Jungen teilten auch dies der Mutter mit. Allein die Mutter sprach: „Noch könnt ihr ohne Sorge sein; so schnell kommen die Vettern nicht; aber gebt nur acht, ob etwas Neues vorfällt!“ Am andern Tage flog die Lerche wie- der nach Futter; aber die Vettern sparten sich die Mühe. Da sprach der Herr zu seinem Sohne: „Lass nun die Freunde und die Vettern fahren! morgen früh holst du zwei Sicheln, mir eine und dir eine, und dann wollen wir uns selbst ans Schneiden machen.“ Da dies die Hauben- lerche von ihren Jungen hörte, sprach sie: „Nun ist es Zeit, dass wir uns fort machen.“ Und sie trug ihre Kinder in ein anderes Feld. Caspari. 41. Sprichwörter und Denkverse. 1. Hoffen und harren macht manchen zum Narren. 2. Sauer sehen hilft nicht. 3. Wer viel fragt, kriegt viel Antwort. 4. Wer andrer harrt, der wird genarrt. 5. Greifs selber an! selbst ist der Mann. 6. Frisch ge- wagt ist halb gewonnen. 7. Dem Mutigen gehört die Welt. 8. Man muß das Eisen schmieden, solange es warm ist. 9. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. 10. Not bricht Eisen. 42. (131.) Eile mit Weile! Ein Kaufmann hatte auf der Messe gute Geschäfte gemacht, alle Waren verkauft und seine Geldkatze mit Gold und Silber gespickt. Er wollte jetzt heimreisen und womöglich noch vor Einbruch der Nacht zu Hause sein. Er packte also den Mantelsack mit dem Gelde auf sein Pferd und ritt fort. Zu Mittag rastete er in einer Stadt. Als er weiter wollte, führte ihm der Hausknecht das Roß vor, sprach aber: „Herr, am linken Hinterfuße fehlt im Hufeisen ein Nagel." — „Laß ihn fehlen!" erwiderte der Kaufmann, „die sechs Stunden, die ich noch zu machen habe, wird das Eisen wohl halten. 3*

6. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 39

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
Erzählungen und Gedichte. 39 48. (138.) Seltsamer Spazierritt. Ein Mann reitet auf einem Esel nach Hause und lässt seinen Buben zu Fuss nebenherlaufen. Kommt ein Wanderer und sagt: „Das ist nicht recht, Yater, dass Ihr reitet und lasst Euern Sohn laufen; Ihr habt stärkere Glieder.“ Da stieg der Yater vom Esel herab und liess den Sohn reiten. Kommt wieder ein Wandersmann und sagt: „Das ist nicht recht, Bursche, dass du reitest und lässt deinen Yater zu Fuss gehen; du hast jüngere Beine.“ Da safsen beide auf und ritten eine Strecke. Kommt ein dritter Wandersmann und sagt: „Was ist das für ein Unverstand; zwei Kerle auf einem schwachen Tiere! Sollte man nicht einen Stock nehmen und euch beide hinabjagen P“ Da stiegen beide ab und gingen selbdritt zu Fuss, rechts und links der Yater und der Sohn und in der Mitte der Esel. Kommt ein vierter Wandersmann und sagt: „Ihr seid drei wunder- liche Gesellen! Ist’s nicht genug, wenn zwei zu Fuss gehen ? Geht’s nicht leichter, wenn einer von euch reitet?“ Da band der Yater dem Esel die vorderen Beine zusammen und der Sohn die hinteren; dann zogen sie einen starken Baumpfahl durch, der an der Strasse stand, und trugen den Esel auf der Achsel heim. So weit kann’s kommen, wenn man es allen Leuten will recht machen. Hebel. 49. Gieb nicht zu viel für die Pfeife ! Als ich ein Knabe von sieben Jahren war, füllten mir einst an einem Festtage meine Verwandten die Taschen mit Kupfermünzen. Ich hatte nun nichts Eiligeres zu thun, als nach einem Laden zu gehen, wo Spielzeug zu kaufen war; jedoch entzückt von dem Schall einer Pfeife, die ich unterwegs in den Händen eines anderen Knaben sah, gab ich für diese bereitwillig meinen ganzen Reichtum hin. Vergnügt über meinen Besitz, der mir ebenso viel Freude als den andern Ärgernis bereitete, durchzog ich pfeifend das ganze Haus. Als aber meine älteren Brüder und Schwestern von meinem Handel hörten, belehrten sie mich, daß ich viermal mehr für die Pfeife gegeben hätte, als sie wert sei; sie hielten mir vor, wie viel schöne Sachen ich für das übrige Geld hätte kaufen können, und lachten mich meiner Thorheit wegen so lange aus, bis ich vor Ärger weinte und die Freude an der Pfeife durch die Reue über den schlechten Handel ganz verdrängt wurde. Später jedoch ist mir dieser Vorfall sehr nützlich geworden, weil er einen bleibenden Eindruck in meiner Seele hinterließ; denn so oft ich in Ver- suchung geriet, etwas Unnötiges zu kaufen, sagte ich mir selbst: „Gieb nicht zu viel für die Pfeife!" und sparte mein Geld. Als ich herangewachsen war und in die Welt trat und die Handlungen

7. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 41

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
Erzählungen und Gedichte. 41 2. Es schwammen an der Küste, daß es die Nahrung sei, den Mönchen in dem Kloster jährlich zwei Fisch' herbei. Sie hätten sich sollen begnügen! 3. Zwei Störe, groß, gewaltig; dabei war das Gesetz, daß jährlich sie den einen fingen davon im Netz. Sie hätten sich sollen begnügen! 4. Der andre schwamm von dannen bis auf das andre Jahr; da bracht' er einen neuen Gesellen mit sich dar. Sie hätten sich sollen begnügen! 5. Da fingen wieder einen sie sich für ihren Tisch; sie fingen regelmäßig jahraus, jahrein den Fisch. Sie hätten sich sollen begnügen! 6. Einst kamen zwei so große in einem Jahr herbei; schwer ward die Wahl den Mönchen, welcher zu sangen sei. Sie hätten sich sollen begnügen! 7. Sie fingen alle beide; den Lohn man da erwarb, daß sich das ganze Kloster den Magen dran verdarb. Sie hätten sich sollen begnügen! 8. Der Schaden war der kleinste; der größte kam nachher: es kam nun gar zum Kloster kein Fisch geschwommen mehr. Sie hätten sich sollen begnügen! 9. Sie hat so lange gnädig gespeiset Gottes Huld; daß sie nun des sind ledig, ist ihre eigne Schuld. Sie hätten sich sollen begnügen! Mckert. 52. (4.) Nützliche Lehren. (2.) 1. Mit den Wölfen muss man heulen. Das heisst: Wenn man zu unvernünftigen Leuten kommt, muss man auch unvernünftig thun wie sie. Merke: Nein! das muss man nicht; sondern erstlich: Du sollst dich nicht unter die Wölfe mischen sondern ihnen aus dem Wege gehen. Zweitens: Wenn du ihnen nicht entweichen kannst, so sollst du sagen: Ich bin ein Mensch und kein Wolf; ich kann nicht so schön heulen wie ihr. Drittens: Wenn ein Fall kommt, wo du meinst, es sei nimmer anders von ihnen loszukommen, so kannst du ein- oder zweimal mit- beilen, aber du sollst nicht mit ihnen beifsen und anderer Leute Schafe fressen; sonst kommt zuletzt der Jäger, und du wirst mit ihnen geschossen. Eher lass dich von den Wölfen fressen, als dass du mit ihnen nur ein Lamm frisst! 2. Frisch gewagt ist halb gewonnen. Daraus folgt: Frisch gewagt ist auch halb verloren. Das kann nicht fehlen. Deswegen sagt man auch: Wagen gewinnt, Wagen verliert. Was muss also

8. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 42

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
42 I. Fabeln, Märchen und belehrende den Ausschlag geben? — Prüfung, ob man die Kräfte habe zu dem, was man wagen will, Überlegung, wie es anzufangen sei, Benutzung der günstigen Zeit und der Umstände und hintennach, wenn man sein mutiges A gesagt hat, ein besonnenes B und ein bescheidenes C. — Aber so viel muss wahr bleiben: Wenn etwas Gewagtes soll unternommen werden und kann nicht anders sein, so ist ein frischer Mut zur Sache der Meister; und der muss dich durchreifsen. Aber wenn du immer willst und fängst nie an, oder du hast schon angefangen, und es reut dich wieder und willst, wie man sagt, auf dem trockenen Lande ertrinken: guter Freund! dann ist schlecht gewagt ganz verloren. Hebel. 53. (167 a.) Till Eulenspiegel. Till Eulenspiegel zog einmal mit andern über Berg und Thal. So oft als sie zu einem Berge kamen, ging Till an seinem Wanderstab den Berg ganz sacht und ganz betrübt hinab; allein, wenn sie berganwärts stiegen, war Eulenspiegel voll Vergnügen. „Warum," fing einer an, „gehst du bergan so froh, bergunter so betrübt?" — „Ich bin," sprach Till, „nun so. Wenn ich den Berg hinunter gehe, so denk' ich Narr schon an die Höhe, die folgen wird, und da vergeht mir denn der Scherz. Allein wenn ich berganwärts gehe, so denk' ich an das Thal, das folgt, und fass' ein Herz." Geliert. 54. Geschichten von Till Eulenspiegel. In dem Munde des Volkes lebt noch jetzt, nach mehr als 500 Jahren, die Erinnerung an einen Schalk, Till Eulenspiegel mit Namen, der seine Lust darin fand, die Welt zu durchwandern, lustige Streiche zu verüben und den Leuten einen Schabernack zu spielen; am häufigsten dadurch, daß er ihre Aufträge buchstäblich ausrichtete. 1. Ein Barbier, der ihn auf der Landstraße zum Gesellen annahm, bezeichnete ihm, weil er nicht selbst gleich nach Hause ging, seine Wohnung. „Sieh nur," sagte er, „nach dem roten Hause an der Ecke des Marktes mit den hohen Fenstern von Spiegelglas; da geh nur hinein und warte, bis ich komme!" Till Eulenspiegel bezog die Worte „da geh nur hinein" auf die Fenster; er ging nicht durch die Thür wie andere Leute sondern stieg durch ein Fenster, dessen kostbare Scheiben dabei zerbrochen wurden. Als der Herr vernahm, was der neue Geselle vollführt hatte, hieß er ihn sofort des

9. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 4

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
4 I. Fabeln, Märchen und belehrende „Nun gut!“ sprach die alte zu der kleinen, „du hast so schön geraten, so magst du der Katze die Schelle anhängen.“ „Ich?“ sprach die junge Maus, „nein, das kann ich doch nicht wagen!“ — „Und ich auch nicht, und ich auch nicht!“ riefen die andern. Schnell lief die ganze Versammlung aus einander. Die Katze aber geht noch ohne Schelle umher bis auf den heutigen Tag. Brandauer. 5. (6.) Drei Paare and einer. Du hast zwei Ohren und einen Mund; willst du's beklagen? Gar vieles sollst du hören und — wenig drauf sagen. Du hast zwei Augen und einen Mund; mach' dir's zu eigen! Gar manches sollst du sehen und — manches verschweigen. Du hast zwei Hände und einen Mund; lern' es ermessen! Zweie sind da zur Arbeit und — einer zum Essen. Rackert. 6. (16 a.) Der Wolf und das Lämmlein. Ein Wolf und ein Lämmlein kamen von ungefähr beide an einen Bach, um zu trinken. Der Wolf trank oben am Bache, das Lämmlein aber weiter unten. Da nun der Wolf des Lämmleins gewahr ward, lief er zu ihm und sprach: „Warum trübst du mir das Wasser, daß ich nicht trinken kann?" Das Lämmlein antwortete: „Wie kann ich dir das Wasser trüben? Trinkst du doch über mir und möchtest es mir wohl trüben." Der Wolf sprach: „Wie? Fluchst du mir noch dazu?" Das Lämmlein antwortete: „Ich fluche dir ja nicht." Der Wolf sprach: „Ja, dein Vater that mir vor sechs Mon- den auch ein solches." Das Lämmlein antwortete: „Bin ich doch dazumal noch gar nicht geboren gewesen; wie soll ich meines Vaters Schuld entgelten?" Der Wolf sprach: „So hast du mir aber meine Wiesen und Äcker abgenagt und verderbet." Das Lämmlein antwortete: „Wie ist das möglich? Hab' ich doch noch keine Zähne!" — „Ei," sprach der Wolf, „und wenn du gleich viel Ausreden hast, so sollst du doch heute nicht ungefressen bleiben." Also würgte er das unschuldige Lämmlein und fraß es. Luther. 7. Die gefährliche Brücke. 1. Ein guter, dummer Bauernknabe, den Junker Hans einst mit auf Reisen nahm, und der trotz seinem Herrn mit einer guten Gabe, recht dreist zu lügen, wiederkam, ging kurz nach der vollbrachten Reise mit seinem Vater über Land. Fritz, der im Gehn recht Zeit zum Lügen fand, log auf die unverschämt'ste Weise.

10. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 44

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
44 I. Fabeln, Märchen und belehrende 5. Eines Tages begegnete ihm ein Fuhrmann, der auf einer steinigen, Straße seine Pferde über die Gebühr antrieb. „Kann ich," fragte er im Vorbeifahren, „wohl noch vor Abend zur Stadt kommen?" — „Wenn Ihr langsam fahrt," antwortete Eulenspiegel. Der Kerl ist wohl nicht klug, dachte der Fuhrmann und trieb die Pferde nur noch mehr an. Gegen Abend kam Eulenspiegel auf demselben Wege zurück und traf den Fuhrmann wieder auf der Straße an, und zwar in großer Verlegenheit. Durch das Jagen auf steinigem Boden war ihm nämlich ein Rad am Wagen gebrochen, und er mußte sich nun bequemen, die Nacht unter freiem Himmel zuzubringen. Sagte ich's Euch nicht," sprach Eulenspiegel, „daß Ihr langsam fahren müßtet, wenn Ihr noch zur Stadt wolltet?" Till Eulenspiegel war zu Kneitlingen unweit Schöppenstedt im Herzog- tum Braunschweig geboren; er starb im Jahre 1350 zu Mölln im Kreise Herzogtum Lauenburg, wo man heute noch seinen Grabstein zeigt. S-huiz. 55. (165.) Wächterruf. 1. Hüret, was ich euch will sagen! die Glocke Hat zehn geschlagen. Jetzt bet' und such' die Lagerstatt! und wer ein gut Gewissen Hat, schlaf' sanft und wohl! Jm Himmel wacht ein heiter Aug' die ganze Nacht. 2. Hüret, mas ich euch will sagen! die Glocke Hat elf geschlagen. Und wer noch an der Arbeit schwitzt, und wer noch bet den Karten sitzt, zum letzten Mal rus' ich thm zu: 's ist hohezett, — und geh zurruh'! 3. Hüret, was ich euch will sagen! die Glocke Hat zwolf geschlagen. Und wo noch in der Mitternacht ein Herz in Leid und Kummer wacht: Gott geb' dir eine sanfte Stund' und mach' dich wiederum gesund! 4. Hüret, was ich euch will sagen! die Glocke Hat eins geschlagen. Und wo nach Satans Rat und List ein Dieb auf dunkeln Pfaden ist, — ich will's nicht hoffen, doch geschieht's — : geh heim! der Richter droben sieht's. 5. Höret, was ich euch will sagen! die Glocke hat zwei geschlagen. Und wem schon wieder, eh's noch tagt, die schwere Sorg' am Herzen nagt: du armer Tropf, dein Schlaf ist hin. Gott sorgt; schlag dir sie aus dem Sinn! 6. Höret, was ich euch will sagen! die Glocke hat drei geschlagen. Die Morgenstund' am Himmel schwebt; und wer den neuen Tag erlebt, dank' Gott und fasse frohen Mut und geh' ans Werk und — halt dich gut! Hebel, übers, v. Schneider. 56. (141.) Das Hirtenbüblein. Es war einmal ein Hirtenbübchen, das war wegen seiner weisen Antworten, die es auf alle Fragen gab, weit und breit berühmt. Der
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