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1. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte für Volksschulen - S. 110

1822 - Elberfeld : Büschler
lio Iii. Ztr. Das Mittelalter. Von 768 — 1517. und Halberstadt, die Stephanskirche in Wien, die St. Sebatduskirche in Nürnberg, die Elisabetbkirche in Mar- burg, gehören zu den ausserordentlichen Gebäuden; und so könnten ihrer noch viele in den deutschen Städten ge- nannt werden. — Um nun die großen Kirchen auch im Innern würdig auszuschmücken, mußten die Maler und Bildhauer, die Holzschneider und Glasmaler helfen, und daher blühten diese Künste auf das herrlichste. Die Werke aus jenen Zeiten, die mit Unrecht von man- chem barbarisch genannt worden sind, dienen noch immer als Muster für uns. Auch die Dichtkunst und die Musik wurden nicht versäumt. Sie dienten, sowohl die kirchlichen Feste, als die der geistlichen und weltlichen Fürsten und der reichen Bürger in den Städten, zu verherrlichen. Da war kein Gast so willkommen, als der Sänger, welcher die Hel- denthaten der Vorfahren, den Ruhm der Geschlechter, die Schönheiten der Natur, die Erhabenheit des Schöpfers, oder irgend ein schönes menschliches Gefühl zum Klang der Harfe besang. Die Dichtkunst war so hoch geehrt , daß Kaiser und Könige, Herzöge, Grafen und Ritter, sie übten und ei- nen hohen Ruhm darin fanden, wenn ihre Lieder von ei- nem Ende des deutschen Landes bis zum andern gesungen wurden. Die ernstern Wissenschaften, die Erforschung der Re- ligion, der Geschichte, der Philosophie, die Naturkunde und Mathematik, waren vorzüglich das Eigenthum der Geistlichkeit. Diese hatte dazu durch ihren Stand selbst den ersten Beruf, und besonders boten die stillen Mauern der Klöster fast den einzigen schicklichen Platz da- zu dar. Das Leben der Ritter, selbst das der Bürger in den Städten, war zu unruhig und kriegerisch; es gehört Fleiß, Geduld, Ruhe und eine lange Zeit dazu, um sich eine gründliche Kenntniß der Wissenschaften zu erwerben. Auch hatte man damahls die Buchdruckertunst noch nicht, wodurch nützliche Bücher so leicht vervielfältigt und ver- breitet werden können. Damahls mußte ein Buch so oft- mahl abgeschrieben werden, als man es haben wollte; und welch außerordentlich mühsame Arbeit war das! Wer hät- te Zeit und Geduld dazu gehabt, wenn es nicht die Mön- che in den Klöstern gethan hätten! Ohne sie wären die wichtigsten Bücher über unsere Geschichte, und so viele andere nützliche Werke, gänzlich verloren gegangen.- Uud wenn wir die künstliche und mühsame Schrift, zum Theil mjt schön ausgemalten Buchstaben und mit Bildern am »

2. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte für Volksschulen - S. 113

1822 - Elberfeld : Büschler
Schilderung des Mittelalters. 11z starke Strafbcispiele wieder auf einige Zeit Ansehen gab. Sonst wurde das Wort des Richters nicht gehört, und ein jeder that, wozu er die Macht in Händen hatte. 4. Die Vehmgerichte.— Unter diesen Umstän- den bildeten sich in Westphalen die sogenannten heimlichcu- odcr Vehmgerichte, und breiteten sich von da auch in au- dere Gegenden aus. In Dortmund war der Hauptstnhl dieser Gerichte. Sie standen unmittelbar unter dem Kai- ser und richteten in seinem Namen über alle schwere Ver- brechen. Um ihren Sprüchen mehr Schreckhaftes zu ge- den, wurden diese Gerichte heimlich, in stiller Nacht und in entlegener Gegend, in Wäldern und Felsenhöhlen, oder in unterirdischen Gewölben, gehalten. Wenn jemand da- hin geladen werden sollte, so'mußten die Bannbothen oder Gerichtsdiener den Ladungsbrief, der mit 7 Siegeln des Vehmgerichteö versehen war, bei Nachtzeit an die Woh- nung deö Angeklagten oder an das nächste Heiligenbild an- schlagen, und zum Zeichen, basi sie dagewesen, drcispäh- ne von den Pfosten des Hauses oder von dem nächsten Baume schneiden. Ost schlugen sie auch drcimahl an das Thor des Hauses, und cs war ein fürchterlicher Klang in den Ohren der Bewohner, der so durch die Nacht scholl; denn nur wegen schwerer Verbrechen wurde man vor die Vchme geladen. — Wollte sich der Geladene stellen, so mußte er um Mitternacht ans dem nächsten Kreuzwege bei seiner Wohnung erscheinen, und dann wurde er mit ver- bundenen Augen an die geheime Stelle des Gerichts, und so auch wieder weggeführt, wenn er unschuldig befunden war. Wurde er als schuldig erkannt, so war meistens die Todesstrafe sein Loos; bisweilen auch Landesverwei- sung, und cm gelindesten Falle Geldstrafe. Kam der An- geklagte aber auf dreimahlige Ladung gar nicht vor Ge- richt , so hatte er dadurch selbst seine Schuld anerkannt, und wenn er noch so weit stoh, so ereilte ihn der Dolch der Fronbothen doch früh oder spät. Denn es waren ih- rer viele, und sie hatten ihre geheimen Kundschafter über- all ; ein feierlicher Eld hielt sie gebunden, daß sie ihr Ge, heimniß weder Vater noch Mutter, weder Bruder noch Frcuttd, entdecken dursten. Unter einander erkannten sie sich an geheimen Zeichen. Eine lange Zeit hielt die Furcht vor diesen Gerichten manchen von dösen Thaten zurück. Nachher aber artete das Gericht selbst aus; schlechte Menschen drängten sich hinein und übten, unter dem Deckmantel desselben, die grausamsten Handlungen gegen unschuldige Menschen aus. Es verbreitete sich ein allgemeiner Hast gegen die Vchmge, Kühle. d. G. f. Dolkàschutsn. &

3. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte für Volksschulen - S. 117

1822 - Elberfeld : Büschler
117 Kaiser aus verschiedenen Häufeln» über dieses graue Wams gespottet; jetzt sprach Rudolf; „Der König von Böhmen hat oft über mein graues Wams gelacht, heute soll mein graues Wams über ihn lachen." Und nun befahl er seinen deutschen Rittern, dem Könige in ihrem schönsten Waffenschmuck entgegen zu reiten; er selbst aber empfing ihn, auf seinem Stuhle sitzend, in sei- nem grauen Wams, und der stolze, Ln Purpur strahlende, König mußte vor ihm auf die Knie fallen. Seine Demuth war nicht Ernst gewesen. Als die deutschen Reichövvlker, wie immer nach geendigtem Feld- zuge, nach Hause zurückgekehrt waren, und Rudolf nur mit seinen getreuen schwäbischen und elsaßischen Rittern noch in Wien war, rüstete Ottokar plötzlich ein neues Heer aus und warb viele Hülfsvölker. Mit diesen rückte er ge- gen Wien. Rudolf ging ihm kühn entgegen, obgleich er viel schwacher an Mannschaft war. Nicht weit von Wien, auf dem Marchfelde, kam cs zur entscheidenden Schlacht. Man stritt mit großer Erbitterung. Unter dem böhmischen Heere waren mehrere Ritter, die sich verbündet hatten, den Kaiser selbst aufzusuchen und niederzumachen. Einer von Ihnen, Heinrich von Fnllenstein, erblickte ihn i>nd sprengte mit eingelegter Lanze auf ihn los. Rudolfs als geübter Ritter, wich dem Stoße aus und rannte dagegen seine eigne Lanze durch das Augenloch des Helmes seinem Gegner gerade in's Auge, daß er todt vom Pferde stürz- te. Aber in demselben Augenblicke durchbohrte ein ande- rer der Verbündeten, ein thüringischer Ritter von riesen- mäßiger Größe, sein Pferd mit der Lanze, daß es nieder- stürzte. Laut frohlockte jener über den Fall des Königs; dieser aber deckte sich glücklich mit seinem Schilde, daß die über ihn wcgsprengenden Pferde ihn nicht zertraten, und 4 bestieg darauf rasch ein anderes Pferd welches ihm einer seiner Ritter brachte. Nun ging es mit erneuerter Kraft gegen den Feind, und dieser gerieth bald in's Weichen. Der Böhmenkönig selbst floh, aber einige steiermärkische Ritter, deren Anverwandten er vor mehreren Zähren grau- sam hatte hinrichten lassen, holten ihn ein und tödtcten ihn. Sein Heer wurde gänzlich geschlagen. Der Tag der. Schlacht -war der 26. August des Jah- res 1278, und dieser Tag ist der Grünhungütag der Grö- ße des Habsburgisch-östreichischen Hauses. Demi nach die- sem Siege belehnte der Kaiser, mit Einwilligung der deut- schen Ehurfürstcn, seine Söhne A l b r e chr und Rudolf mit den östreichischen Ländern, die er mit Schweiß und Blut dem Böhmischen Hause abgewonnen hatte. Die noch übrigen Zahre seines Lebens wandte Rudolf

4. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte für Volksschulen - S. 121

1822 - Elberfeld : Büschler
Kaiser aus verschiedenen Häusern. 121 hineinragte, sprang darauf, stieß den Kahn mit dem Fuße in die Wellen zurück und entfloh über die steilen Felsen. Wohl wissend, daß nun sein und seiner Kinder Leben unwiderruflich verloren sey, wenn der Landvogt lebe, der ans dem Stürme noch entkommen war, lau- erte er ihm auf und erschoß ihn in der hohlen Gasse bei Küßnach. Diese That regte alle Gemüther auf. Schon lange waren sie über die Tyrannei der Landvögte erbittert ge, wesen und zuletzt hatten drei freiheitsliebende Männer, Werner S ta n ffa ch e r von Schwyz, W a l t h e r F n r st im Lande U-ri, Tests Schwiegervater, und Arnold von Melchthal in Unterwalden, mit einander einen Bund zur Befreiung des Vaterlandes geschworen. Jeder batte zehn vertraute Männer unter seinen Freunden ausgewählt, und diese 33 hatten sich in der Nacht Mittwochs vor Mar- tinitag im 1.1.307 auf einer abgelegenen, von Felsen um- schlossenen, Wiese gm Vierwalvstätter-Sce, das Rütli genannt, versammelt und den alten Bund der Waldstädte beschworen. Sie wollten einander treulich beistehen zur Vertreibung der tyrannischen Vögte und zur Vertheidigung gegen die Angriffe von Oestreich, die sie a.ü sicher voraus sehen konnten. Jetzt nun, als der Geßler dnrch Tests Pfeil gefallen war, hatten sie es nur noch mit dem zweiten Vogte, dem Landenberg, zu thun. Dessen Veste Sarnen wurde durch eine wohlansgcdachtc List gewonnen. Am Ncujahrstage 1308 gingen zwanzig rüstige Männer von Unterwalden, mit Kälbern, Ziegen, Lämmern, Hühnern und Hasen, als den gewöhnlichen Neujabrsgpschenlen, zur Burg hinauf. Landenberg begegnete ihnen, als er gerade zur Messe herabging, und wies sie in die Burg. Da sie im Thore waren, stieß einer in ein Horn und auf dies Zeichen rannten 30 andere aus dem Gebüsch bewaffnet den Berg heran, während die 20 ein Eisen hervorzogen und auf ihre Stöcke steckten. Die Burgleute wurden gefangen und Laudenberg, der Kunde von dem Vorfall erhielt, floh. Er wurde eingeholt aber nicht gctödtet, weil die Verbün- deten geschworen hatten, ohne Noth kein Blut zu vergie- ßen; ste ließen ihn schwören, den Boden der Schweiz nie wieder zu betreten und ließen ihn über die Gränze ziehen. — Von asten Seiten erscholl Jubel über die so leicht, oh- ne Blut, errungene Freiheit, und dazu befreite der Tod des Kaisers Albrecht, im Mai desselben Jahres, die Schwei- zer von der Gefahr, die ihnen von seiner Seite drohte. Albrecht ncmlich rüstete sich schon, Strafe an ihnen zu üben, als ihn der Mordstahl seines eigenen Neffen,

5. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte für Volksschulen - S. 122

1822 - Elberfeld : Büschler
122 Ii!. Ztr^ Das Mittelatter. Von 7(18 — 1517, I ohanns von S ch waben, des Sohnes von seinem verstorbenen Bruder, traf. Albrecht verwaltete neck). im- mer dessen väterliches Erbe als Vormund, und wollte cs ihm nicht herausgeben, selbst da er schon zum Jünglinge herangewachsen war : es schien, als wenn er es ihm ganz vorzuenthalten gedächte. Johann, der jähzornig und rach- süchtig war, hatte sich mit einigen Rittern zur Ermor- dung seines Oheims verbunden, und sie benutzten den Au- genblick, als derselbe von seinem Schlosse Baden im Aar- gau in ihrer Begleitung nach Rheinfelbcn ritt. Da sie an die Ueherfahrt über die Reuß bei Windisch kamen, dräng- ten sich die Verschwornen mit dem Könige zuerst in den Kahn, der nur wenige fassen konnte, so daß das übrige Gefolge zurückbleiben mußte; und als sie nun mit ihm al- lein weiter ritten, rannte der Herzog Johann plötzlich dem Könige seinen Speer durch den Hals, mit den Worten: „Hier der Lohn des Unrechtes!" Zugleich brachten ihn Walther von Eschenbach und Rudolf Balm mehrere tödtli- che Wunden bei. Albrecht sank vom Pferde und starb in dem Schooße eines armen Weibes, die am Wege war; die Verschwornen aber sprengten davon und sind alle, bis auf einen, der ergriffen und hingerichtet wurde, unbe- kannt im Elende gestorben. 50. Heinrich Vii., Friedrich von Oestreich und Lud- wig von Baiern. 1308 — 1347. Die deutschen Fürste» wählten keinen von Albrechts Söhnen, sondern wieder einen minder mächtigen, aber tapfern und biedern, Ritter, den Grafen Heinrich vozt Lurcnbnrg. Er hat nur 5 Jahre regiert und in dieser Zeit noch dazu einen Zng nach Italien unternommen, wo- hin lange kern Kaiser gezogen war. Ans demselben starb er plötzlich, nach einigen Nachrichten durch Gift, und hat auf diese Weise keine Zeit gehabt, etwas Bedeutendes für Deutschlands Wohl zu thun. Für sein Haus hat er aber glücklicher gesorgt, indem er seinen Sohn Johann mit der Erbprirrzcsssn von Böhmen vermählte. Dadurch kam die- ses Königreich an sei» Geschlecht und wir werden künftig noch mehrere Kfliser aps demselben auftreten sehen. Zu- nächst aber nahmen die Fürsten auch nicht seinen Sohn Jo- hann, sondern eine Parthei wählte: Den Herzog Friedrich von Oestreich, die andere den Herzog Ludwig von Baiern. ' So hatte Deutschland wieder zwei Gegenkaiscr und mußte durch sie eine Zeitlang traurige Zerrüttung ersah-

6. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte für Volksschulen - S. 125

1822 - Elberfeld : Büschler
Kaiser aus verschiedenen Häusern. i*6 Friedrich indeß nahm nicht mehr besondern Antheil an der Regierung und lebte auch nicht lange mehr. Er war von seinen Leiden gebeugt und brachte die letzten Jahre in stillen Betrachtungen zu. Er starb auf seinem Bcrgschlosse Gutenstein 1330. Der König Ludwig regierte von da an noch 17 Jahre allein. Es waren aber unglückliche Jahre für ihn so wie für das deutsche Vaterland. Er selbst war fortwährend unter dem päpstlichen Banne, und so viel Mühe er sich auch gab, davon loszukommen, — er hat sieben Gesand- schaften deshalb nach Avignon geschickt, — so war doch Alles vergebens, weit die französischen Könige die Aus- söhnung nicht zuließen. Die Zwietracht in Deutschland wurde dadurch fortwährend erhalten, denn das Haus Oestreich hatte nun immer einen Grund der Feindseligkei- ten gegen Ludwig; und dieser erregte auch dadurch die Eifersucht anderer Fürsten, daß er die Macht seiner Fa- milie glücklich zu erweitern strebte. Seinen Sohn Ludwig belehnte er, nach dem Aussterben des anhaltischcn Mannö- stammes, mit der Mark Brandenburg, und verschaffte ihm durch eine Heirath Ansprüche auf Tyrol, so wie er selbst durch seine Gemahlin Ansprüche auf Holland erworben hatte. Aber diese glänzenden Aussichten sind nachher doch wieder vereitelt worden, und er selbst sank durch seine Schwäche so weit herab, daß er im I. 1346 abgesetzt und ein anderer deutscher König, Karl, Sohn des Königs Johann von Böhmen und Großsohn Kaiser Heinrichs Vii., gewählt wurde. Dieser Karl wär an sich' viel weniger würdig zur Kaiserkrone, als Ludwig, aber der Parthci- eifer verblendete Alle, und dazu wußte Karl durch die feine und glatte Bildung zu täuschen, die er in Paris er- halten hatte; denn dort'hatte ihn sein Vater erziehen las- sen. Dennoch würde er in Deutschland wohl nicht recht ausgekommen seyn, wenn nicht Ludwig schon im folgenden Jahre 1347 gestorben wäre. Er wurde plötzlich vom Schla- ge gerührt, als er eben nicht weit von seiner'hauptstadt München auf der Bärenjagd war. 61. Karl Iv. 1347 — 1378. Karl hat lange über Deutschland regiert und hätte daher genug Zeit gehabt, recht viel Gutes auszurichten; aber cs ist dessen nicht viel von ihm zu erzählen. Er bar mehr daran gedacht, sich und seinen Nachkommen Vortheil zu verschaffen und sein Königreich Böhmen zu heben, als das deutsche Reich zu mehren, obwohl schon damahls der deutsche Kaiser in seinem Titel „allezeit Mehrer des Reichs"

7. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte für Volksschulen - S. 128

1822 - Elberfeld : Büschler
m M. Ztr. Das Mittelalter. Don 768 — 1517. Kriegen; das Heer der Städte litt aber im offenen Felde mehrere Niederlagen, besonders durch den Grafen Eber- hard von Württemberg und den Pfalzgrafen Ruprecht. Glücklicher waren die Schweizer in dem neuen Krie- ge, den der Herzog Leopold von Oestreich, ein Nachkom- me des Leopold, der bei Morgarten stritt, gegen sie er- hob. Es waren von beiden Seiten Beleidigungen vorge- fallen und nun sollte im I. 1386 ein großes Heer von Rittern und Herren die trotzigen Schweizer Bauern be- kämpfen und vielleicht wieder ganz in den alten Gehorsam bringen. Leopold zog auf Sempach los, wo die Schwei- zer sich zur Schlacht gesammelt hatten. Sein Fußvolk war zwar noch zurück, aber in seiner Ungeduld glaubte er mit seinen Rittern allein den wenig zahlreichen Feind besiegen zu können ; wie er denn überhaupt ein tapferer und hciden- müthiger Fürst war. Er ließ die Ritter absitzen, die Pfer- de hinter die Schlachtordnung führen, und die Ritter schlos- sen sich nun zu einer festen Schlachtreihe, mit vorgestreck- ten Speeren, zusammen. Die Schweizer kamen mit lau- tem Kriegsgeschrei von ihrem Hügel herunter und griffen die Ritter an; aber ihre Strcitärte und Schwerdter wa- ren nicht lang genug, die geharnischten Männer hinter ihren langen Speeren zu erreichen und viele tapfere Schwei- zer waren schon durchbohrt gefallen. Es war ein heißer Sommertag und viel Schweiß und Blut wurde vergossen. Da entschied Arnold von Winkelricd ans Unterwal- den die verzweifelte Schlacht durch Aufopferung seines ei- genen Lebens. Vorspringend umfaßte er so viele Speere aus der Reihe der Ritter, als er mit seinen Armen um- spannen konnte, und indem er mit lauter Stimme rief: „Sorget für mein Weib und meine Kinder, treue liebe Eidgenossen!" drückte er sich die Speere in die Brust und riß sie m seinem Falle mit sich nieder. Schnell drangen die Nachfolgenden durch diese Lücke ein und schmetterten mit ibren kurzen schweren Waffen die Ritter, die sich nicht so behende rühren konnten, von beiden Seiten nieder. Das Glück verließ die Oestrcicher. Ihr Hanptbanner sank. Der Herzog Leopold selbst ergriff es und schwang es hoch über den Schaaren. Man redete ihm zu, sich selbst zu retten; aber er sprach: „Es ist so mancher Graf und Herr mit mir in den Tod gegangen, ich will mit ihnen ehrlich ster- den!" — stürzte sich mitten in den dicksten Haufen der Feinde und wurde im Gedränge zur Erde geworfen. Er rang in der schweren Rüstung, sich wieder empor zu hel- fen , aber ein Landmann ans Schwyz erschlug ibn. Der Fall-des Fürsten brach den Muth der Seinigen gänzlich;

8. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte für Volksschulen - S. 197

1822 - Elberfeld : Büschler
. ./■ Das Z - y r 17 5 7. 17s treffliche Ordnung, so lange der erfahrne Fcldmarsc alsi Brown an ihrer Spitze war. Aber auch er fiel, tödnich verwundet, und nun sank ihr Muth; sie wichen zurück und räumten das Schlachtfeld. Ein Theil warf sich in Prag, ein anderer zog sich zu dein Feldmarschatt Dann, der mit einem Hülfsheere bei Kuttenberg stand. Von preu- ßischer Seite war der Sieg theuer erkauft; 10,000 Mann waren gefallen oder verwundet. , Die Schlacht bei Kolli«. 18. Juni. — 40,000 Oestreicher waren in Prag eingeschlossen und konnten sich ans Mangel an Vorrath nicht lange halten. Wenn cs ge- lang, sie gefangen zu nehmen, so konnte Oestreich in die- sen? Feldzüge nicht viel mehr ausrichten, ja, vielleicht hät- te^ sich die Kaiserin sogleich znm Frieden bereit erklärt. Al- lein der Feldmarschatt Dann, der sein Heer bis auf 60,000 Mann verstärkt hatte, zog heran, die Armee in Prag zu entsetzen, und ihm konnte der König nur 32,000 Mann entgegenstellen, wenn, er Prag eingeschlossen halten wollte. Dennoch beschloß er eine Schlacht und griff Dann am 18. Juni bei dem Dorfe"kollin an. Der erste Angriff der Prcnßkn unier Ziethen auf den rechten östreichschen Flügel war so heftig, daß dieser zurückweichen mußte. Nun befahl der König, auch ihren Mittelpunkt, der auf stark verschanzten Hü- geln stand, zu bestürmen. Seine Feldherrn ricthcn davon ab, denn die Schanzen waren zu start und der Preußen zu wenige; aber der König wiederholte mit strengen Worten seinen Befehl. Hätte'er noch etwas gewartet, so würd der gan- ze Angriff nicht nöthig gewesen, denn Dann hatte, nach der Niederlage seines rechten Flügels, schon auf einen Zettel mit Bleistift den Befehl zum Rückzüge geschrieben; der Zettel sollte von Reihe zu Reihe an die Anführer ge- hen. Als aber nun die preußischen Regimenter mit ver- geblicher Anstrengung gegen die Schanzen anstürmten, und Immer dünner wurden und anfingen sich aufzulösen, da hielt dör Oberst eines sächsischen Neuterregimcnts den Zet- tel zurück und machte einen raschen Angriff ans die Preu- ßen. Mit Erbitterung im Herzen hieben die Sachsen ein, andere Angriffe folgten, und die Preußen wichen in Un- ordnung zurück. Wenn nicht alles verloren gehen sollte, so mußte Friedrich den allgemeinen Rückzug befehlen, und Dann, der froh war, die Preußen nur abziehen zu sehen, störte denselben auch gar nicht. Sie hatten leider 14,000 Manu, also fast die Hälfte ihrer ganzen Zahl, und 43 Kanonen verloren. Es war die erste Schlacht, die Friedrich verlor und die Folge» für ihn waren harr. Er mußte die Belagerung

9. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte für Volksschulen - S. 199

1822 - Elberfeld : Büschler
Das Jahr 1 7 5 7. 199 Sachsen war befreit, aber dagegen war untcrdcß das wichtige schlesische Land in die Hände der Oestreicher gekommen. Sie hatten Schweidnitz und Breslau er- obert, und wenn sie das Land den Winter über behielten und sich darin festsetzten, so war es für Preußen vielleicht ganz verloren. Darum mußte noch jetzt, obgleich schon fast mitten im Winter, eine Schlacht gewagt werden. Es war aber ein schweres Wagestück, denn der König konnte nur 30,000 Mann gegen die schöne östreichsche Armee von 80,000 zusammenbringen, und diese war ihres Uebcrge- wichts so gewiß, daß man die heranrückenden Preußen nur die Berliner Wachtparade nannte. Die Schlacht bei Leuthen. 5. Dec. —> Gerade einen Monat nach der Noßbacher Schlacht stand der Kö- nig schon wieder zu einem verzweiflungsvollen Kampfe dem Feinde gegenüber und erklärte seinen Generalen den festen Entschluß, hier entweder zu siegen oder zu sterben. Die- ser Sinn theilte sich wie ein Blitz dem ganzen Heere mit und brachte solche Begeisterung hervor, daß schon in 3 Stunden der vollkommenste Sieg erfochten war. Die Oest- reichcr hatten ihte Schlachtordnung zu weit ausgedehnt, sie war wohl eine Meile lang; nun ließ Friedrich ihren linken Flügel mit aller Macht angreifen, während ein ver- stellter Angriff auf ihren rechten gemacht wurde; und da- durch kam bald allgemeine Unordnung unter sie. Der Kö- nig, der in Benutzung eines Sieges sich vorzüglich als groß- ßer Feldherr zeigte, verfolgte auch diesen, trotz der Er- müdung seiner Krieger, auf das Aeußerste. Der tapfere Husarengeneral Ziethen n.ußte die Oestreicher durch ganz Schlesien, bis an die böhmische Gränze, verfolgen und ih- nen weder Tag noch Nacht Ruhe lassen; dadurch schmol- zen sie so zusammen, daß von den 80,000 M., die Schle- sien betreten hatten, kaum 17,000 im streitbarem Zustande nach Böhmen kamen; und außer den 20,000 Gefangenen, die der König in der Schlacht gemacht hatte, fielen ihm auch noch 17,000 in der Stadt Breslau in die Hände. 83. Das Jahr 1758. Zornvorf und Hochkirch. < i Nach jenem so blutigen Jahre, mit 4 Hauptschlachten und vielen kleineren Gefechten, ließ der König den Frie- den anbieten. Er wollte nichts als Schlesien behalten. Aber seine Feinde wollten nichts vom Frieden hören; sie konnten aus ihren weiten Ländern Menschen genug in den Krieg führen; er dagegen wurde sogar durch, seine Siege immer schwächer. Also sing der Kampf mit neuer Erbit- terung wieder an. Zum Glück für Preußen war in Eng-

10. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte für Volksschulen - S. 200

1822 - Elberfeld : Büschler
200 Ih. Ztr? Die neuere Zeit, von der Reformation bis jetzt. land der berühmte William Pitt erster Minister geworden und hatte cs dahin gebracht, daß das Heer verstärkt und anch von dieser Seite der Krieg kräftig fortgesetzt wurde. Zuck Feldherrn über das vereinigte Heer der Engländer, Harmoveraner uno Hessen gab Friedrich ans seinen Feld- herrn den besten, um einen vollständigen Oberbefehl zu fnhrew, den Prinzen Ferdinand von Braunschweig ab. Dieser eröffnete den Feldzug damit, daß er noch im Win- ter plötzlich die Franzosen ans ihren Winterquartieren in Hannover und Hessen, wo sie in schwelgerischer Ueppigkeit das Land aussagen, aufjagten, ihnen nicht Ruhe noch Rast gönnte und so in wenigen Wochen die,100,000 Fremdlin- ge über den Rhein trieb. Selbst über diesen Fluß verfolg- te er sie und schlug sie in einem Treffen bei der Stadt Ercveldt. Das war ein guter Anfang ans dieser Seite und verbreitete den Ruhm des Prinzen Ferdinand durch ganz Europa. Der Kgnig Friedrich batte mttcrdcß einen Feldzug nach der östrcichschen Provinz Mähren gemacht und die Stadt Olmütz belagert. Hätte er sie erobert, so konnte er im- mer die kaiserliche Hauptstadt Wien in Schrecken halten. Aber diese Unternehmung mißlang. Die Besatzung verthei- digte sich auf das Tapferste, die Einwohner des Laudes hielten es treu mit ihrem Kaisbrhause und thaten den Preu- ßen manchen Abbruch,, und dem Feldmarschall gelang es, ihnen eine Zufuhr von auüö Wagen wegzunehmen. " Der König mußte die Belagerung ausyeben und zurückziehen. Hierzu trieb ihn auch die Gefahr seiner eigenen ' Länder, in welche die Russen eingefallen waren; sie sengten und brennten furchtbar in Pommern und der Neumart.. Die Schlacht bei Z o r n d o r f. 2 5. A n g. — Als er ihnen nun bei Zorndorf gegenüberstand und die ganze Stadt Küstrin, bis auf 3 Häuser, in Asche liegen sab, fas te ihn ein glühender Zorn gegen diesen barbarischen Feind. Sein Heer theilte ocnsclben mit ihm, und als es nun zur Schlacht kam, wurde mit unbeschreiblicher Erbit- terung gestritten. Die Schlacht dauerte vom Morgen 9 Uhr bis 10 Uhr in der Nacht; die Russen standen fest, wie Mauern, wie ihre Art ist; am Abend lagen ne- den den «9,000 Russen, à das Schlachtfeld bedeckten, 11,000 Preußen hingestreckt. Und hätte nicht der kühne Seidli'tz an diese«:! Tage mit seinen Reutern Wunder der Tapferkeit gethan und überall, wo der Kampf am härte- ste» war, den Ausschlag gegeben, so möchte der Sieg wobt
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