438 Die neue Zeit.
Soliman stellte den Seeräubern seine Flotte zur Verfügung', um der Christenheit desto empfindlicher schaden zu können. Mulei Hassau wandte sich an den Kaiser um Hilfe. Dieser landete vor Tunis, eroberte die Stadt und befreite 22 000 Christeu-1538. sklaveu aus der Gefangenschaft. Mulei Hassau erhielt Tunis zurück, aber als spanischer Vasall. Der Menschenraub wurde ihm untersagt. Aber ein zweiter Zng, den Karl neun Jahre später gegen Hayreddin Barbarossa nach Algier unter* 1541. nahm, lief sehr unglücklich ab, da ein Sturm die Flotte zertrümmerte und nur ein kleiner Teil des Heeres gerettet wurde.
443) Das Unglück Karls in Algier bot Franz I. eine zu günstige Gelegenheit dar, um seinem Verlangen nach Rache widerstehen zu können. Er verband sich mit Schweden, Dänemark und den Türken, um Karl an fünf verschiedenen Punkten auf einmal anzugreifen. Doch Karl faud an Genua und England wieder die alten Bundesgenossen. Die Genuesen unter dem Dogeu (Dodschen) Andreas Doria blieben Meister zur See, Heinrich landete in Calais und drang von da aus gegen Paris vor; Karl aber zog durch die Champagne und trieb das Heer des Dauphin (Dofäng) vor sich her. 1544.Franz mußte sich zum Frieden von Crespy (Kräpi) herbeilassen, durch welchen der italienische Zwist dauerud beseitigt wurde.
Anmerkungen.
1. Sultau Solimau Ii. der Große oder der Prächtige belagerte 1522 Rhodus sechs Monate lang. Endlich fiel es durch Berrat, worauf Karl V. den Rhodiser-Rittern die Insel Malta znm Aufenthalte anwies. Mit 100 000 Mann und 300 Kanonen brach der Sultan 1526 in Ungarn ein. Der König von Ungarn Lndwig Ii. ging ihm entgegen, wurde aber vou dem Fürsten von Siebenbürgen Johann Zapolya, der mit seinen Truppen zu ihm stoßen sollte, im Stiche gelassen und fiel in der Schlacht von Moha cs (Mohatsch) nebst vielen Adeligen, Bischöfen und dem größern Teile des Heeres, worauf Pest und Ofen den Türken ihre Thore öffneten (29. Ang. 1526). Lndwig hinterließ keinen Sohn. Nach „den Verträgen sollte jetzt Ungarn an den Erzherzog Ferdinand von Österreich, den Bruder Karls V., fallen. Allein Zapolya ließ sich auf einer Reichsversammlung zu Stuhl-weißeuburg zum König von Ungarn wählen, während Ferdinand zu Preßburg gewählt wurde. Als Zapolya bei Tokay geschlagen wurde, rief er selbst Soliman Ii. zu Hilfe und lieferte ihm sogar die heilige Krone und die Reichsinsignien Ungarns aus. Dafür unterstützte ihn Soliman und nannte ihn Freund, Bruder und Lehensmann. Die Türken erfochten einen großen Sieg bei Essek gegen Ferdinand, welcher nicht in den Besitz Ungarns zu gelangen vermochte und zu Großwar de in (1538) einen Frieden eingehen mußte, wonach er Ungarn bis an die Theiß dem Zapolya überließ. Auch behielt dieser Siebenbürgen und den Titel König von Ungarn. Nach dessen Tode je-
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien]]
TM Hauptwörter (200): [T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T186: [Stadt Insel Hauptstadt Tunis Handel Afrika Land Hafen Küste Algier], T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder]]
Extrahierte Personennamen: Mulei_Hassau Mulei_Hassau Karl Karl Barbarossa Barbarossa Karls Franz_I. Franz_I. Karl Karl Karl Andreas_Doria Heinrich Heinrich Karl Crespy Karl_V. Karl_V. Johann_Zapolya Johann Ferdinand_von_Österreich Ferdinand Karls_V. Karls_V. Ferdinand Soliman_Ii Ferdinand Ferdinand
Extrahierte Ortsnamen: Tunis Algier Karls Algier Genua England Paris Malta Ungarn Ungarn Ungarns Ungarn Ungarn
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen]]
TM Hauptwörter (200): [T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten]]
Extrahierte Personennamen: Johann_von_Österreich Johann Ludwig_von_Baden Ludwig Eugen Eugen Joseph_Ii Jassy Lepanto Ali
Extrahierte Ortsnamen: Persien Asien Wien Belgrad Serbien Asien Mo-rea Konstantinopel
§ 227. Österreich. 633
Emmanuel ebenfalls Frieden geschlossen hatte und ein paar« Tage nachher Venedig, welches am längsten Widerstand leistete, kapitulierte, so war in Österreich die Ruhe wieder zurückgekehrt.:
Anmerkungen.
1. Die Studenten Wiens bildeten unter sich eine akademische Legion, von deren Hauptquartier iu der Aula die Befehle ausgingen. Als die Regierung diese Legion aufheben und mit der Nationalgarde verschmelzen wollte, entstanb ein Aufruhr, so daß das Ministerium diese Anordnung zurücknehmen mußte. Bei der Belagerung Wiens befehligte bei- Reichstagsabgeorbnete Robert Blum von Leipzig eine Kompanie und würde deshalb nach der Einnahme der Stadt stanbrechtlich erschossen. Der Pole Bem leitete die Verteibigung der Stadt. Den Aufruhr schürten ganz besonbers ungarische Agenten, welche von Kossuth bezahlt würden. Diesem lag baran, daß Wien die Truppen des Kaisers beschäftige, bamit er selbst in Ungarn sich freier bewegen konnte. Der Ban Jella-chich verließ auch wirklich seine Stellung bei Preßburg, wo er eine Schlacht annehmen wollte, und zog auf Wien zu, als er Nachricht von den Vorfällen in der Stadt erhalten hatte (7. Okt. 1848).
2. In Prag war das Volk vor das Haus des Fürsten Winbisch-grätz gezogen. Zum Schutze besselben hatte sich Militär aufgestellt. Da fiel aus einem gegenüberstehenben Hause eiu Schuß, der die Fürstin Winbischgrätz, die am Fenster stand, tötete. Das Militär schritt nun ein und es entwickelte sich ein Straßenkampf, der das Bombardement zur Folge hatte. In Wien wurde der Kriegsminister Latour von einem Pöbelhaufen an einen Laternenpfahl gehenkt, in Pest der General Graf La mb erg auf der Brücke getötet und durch die Stadt geschleift.
3. Zugleich mit dem Kaiser Ferdinand I. verzichtete dessen Bruder, der Erzherzog Franz Karl, auf die Thronfolge und es gelangte nun nach dem Erbfolgerecht Franz Joseph, der Sohn bieses Erzherzogs und der Prinzessin Sophie von Bayern, an die Regierung. Derselbe ist geboren am 18. August 1830 und mußte vor der Abdankung Ferdinands erst für volljährig erklärt werden.
4. Joseph Freiherr von Jellachich war beim Ausbruche der ungarischen Revolution nur Oberst, wurde aber auf ausdrückliches Verlangen bet Kroaten, die beshalb eine Deputation an den Kaiser schickten, zum Banus des vereinigten Königreichs Kroatien, Dalmatien und Slavonien, zum geheimen Rat und Felbmarfchallleutnant und zum Inhaber zweier Regimenter ernannt. Als der Banus gegen Ungarn marschierte, zwang der ungarische Kriegsminister dem Kaiser zwar ein Manifest ab, in welchem Jellachich aller seiner Ämter und Würden entsetzt wurde, aber dieser gehorchte nicht, behielt das Kommando und half so das Kaiserreich retten.
5. Ludwig Kofsuth war bereits 1830 Advokat und Agitator für bte Sache der Polen. Als solcher staub er einmal wegen Veruntreuung anvertrauten Gutes in Untersuchung. Seine Bewerbung um ein Staatsamt hatte feinen Erfolg und ba er das Vertrauen als Abvokat verloren hatte, so verfaßte er politische Schriften, die ihm eine vierjährige Haft zuzogen. Nach feiner Entlassung würde er Rebafteur. Er griinbete den Schutzverein, der sich verpflichtete, nur ungarische Erzeugnisse zu gebrauchen.
Rolfus, Weltgeschichte. 3. Aufl. 27
TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
TM Hauptwörter (100): [T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe]]
TM Hauptwörter (200): [T73: [König Paris Parlament Partei Frankreich Volk Regierung Nationalversammlung Republik Robespierre], T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T150: [Maria König Theresia Kaiser Franz Karl Friedrich Joseph Frankreich Sohn], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff]]
Extrahierte Personennamen: Emmanuel Robert_Blum Latour Ferdinand_I. Franz_Karl Franz Karl Franz_Joseph Franz Sophie_von_Bayern August Ferdinands Joseph_Freiherr_von_Jellachich Ludwig_Kofsuth Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Wiens Wiens Leipzig Wien Ungarn Wien Prag Wien Ferdinands Kroatien Dalmatien Ungarn Polen
640 Unsre Zeit.
seiner Armee aucfji über den Balkan (Sabalkan), was noch kein Feldherr versucht hatte. Während aber Diebitsch (Sabalkanski) bis Adrianopel vordrang, fiel Paskewitsch vom Kaukasus aus in Asien ein und eroberte neun Festungen. Von zwei Seiten im Gedränge, mußte der Sultan den Frieden von Adria-1829. nopel eingehen, wodurch Rußland zwar keinen Länderzuwachs erhielt, aber sich die Handelsfreiheit im türkischen Reich und freie Schiffahrt für alle Stationen auf dem Schwarzen Meere
erwarb.
637) Der Krieg gegen die Türkei wurde wieder erneuert, als die Pforte deu lateinischen Christen an den heiligen Stätten in Jerusalem mehrere Vergünstigungen bewilligte. Rußland, welches sich das Protektorat über alle griechischen Christen im türkischen Reiche anmaßte, erblickte hierin eine Zurücksetzung und eröffnete wieder in der Walachei den Krieg. Aber diesmal wnrde die Türkei vou England und Frankreich unterstützt. Eine englisch-französische Flotte unter Rapier- segelte in die Ostsee
1854. und sollte Kronstadt nehmen, richtete aber nichts ans. In Bulgarien wehrten sich die Türken so tapfer, daß Paskewitsch
den Rückzug hinter den Prnth antreten mußte. In Eupatoria auf der Insel Krim landete eine aus Franzosen, Engländern und Türken bestehende Armee, zu denen später noch Sardinier
i85i. hinzukamen. An der Alma, bei Juke r m a n und an der T s ch e r-naja wurden die Russen von den Alliierten und bei Enpa-
1855. toria von den Türken geschlagen. Die Festung Sebastopol
wnrde eingeschlossen und bestürmt. Da man dieselbe auf der
Wasserseite durch Verseukuug vou Kriegsschiffen unzugänglich gemacht hatte, so konnte man sie nur auf der Südseite angreifen. Während der Belagerung von Sebastopol starb Kaiser Nikolaus, aber sein Sohn Alexander Ii. führte deu Krieg wider-alles Erwarten fort. Elf Monate lagen die Alliierten vor Sebastopol. Endlich nach einem zweiundzwanzig Tage ohne Unter-
8-Sep-laß dauerudeu Bombardement wnrde die Festung erobert. i855n 638) Während aber die Russen in der Krim Unglück hatten,
kämpften sie gegen die Türken um so glücklicher in Armenien und bemächtigten sich der Festung Kars. Da hierdurch die russische Waffenehre gerettet erschien, vermittelte Österreich Konferenzen, ^30. die zum Frieden von Paris führten. Rußland mußte 1856^ zwar fein Protektorat über die Donaufürstentümer, wie über die griechischen Christen in der Türkei aufgeben, erhielt aber die Krim zurück, wie die Türkei auch Armenien zurückerhielt. Nach dem Abschluß dieses Friedens wandte Rußland den Ländern des Kaukasus wieder erhöhte Aufmerksamkeit zu. Seit 1839 hatte
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem]]
TM Hauptwörter (200): [T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff]]
Extrahierte Personennamen: Kaiser_Nikolaus Nikolaus Alexander_Ii Alexander
Extrahierte Ortsnamen: Sabalkan Asien Jerusalem England Frankreich Ostsee Kronstadt Bulgarien Eupatoria Alma Sebastopol Sebastopol Armenien Kars Paris Armenien
168 Englische Revolution. Zeitalter Ludwigs Xiv. re.
senstraße heißt. Was thaten aber der Kaiser und die deutschen Fürsten?
Sie waren sehr bestürzt und deliberierten und protestierten; der Bran-
denburger Kurfürst unterschrieb aber nicht einmal die Protestation, son-
dern spann Ränke mit Ludwig, um Pommern zu gewinnen. Ludwig
lachte der Deutschen und nahm den Spaniern zu derselben Zeit mitten
im Frieden die starke Festung Luxemburg weg.
Die Türkenkriege.
Johannes Sobiesky, der polcnkönig, rettet Wien (12. Sept. 1683).
Ludwig Xiv. benutzte gegen den Kaiser auch die Türken, wie sein
gepriesener Vorfahr Franz I. schon gethan hatte, und die Zustände in
Ungarn sowie in Siebenbürgen begünstigten die Absichten der Oesterreich
feindseligen Mächte nur zu sehr. Nach Bethlen Gabors Tod (1629)
wurde Georg I. Rakoczp von den Ständen zum Fürsten von Sie-
benbürgen gewählt, der sich mit den Türken abfand, 1644 aber mit
Frankreich und Schweden gegen den Kaiser Bündniß schloß und densel-
den zur Abtretung mehrerer Bezirke in Ungarn zwang. Sein Sohn
Georg Ii. machte sich mit den Fürsten der Moldau und Walachei zu
schaffen, die gleich ihm Vasallen des Sultans waren, und wurde da-
durch diesem sehr verdächtig; als er vollends im Bunde mit Schweden
1657 Polen angriff, erlitt er durch die Tataren eine schwere Niederlage,
wurde auf Befehl des Sultans von den Ständen abgesetzt, und als er
sich mit Waffengewalt behaupten wollte, erlag er trotz seines Helden-
muthes der türkischen Uebermacht und starb 1660 an seinen bei Klausen-
burg empfangenen Wunden. Weil der Kaiser gegen den von den Tür-
ken eingesetzten Fürsten Michael Apafi einen andern, Kemeny, be-
günstigte, eröffnete der Großwesir Achmed Kiuprili, einer der letzten
großen Feldherren der Türken, den Krieg gegen den Kaiser, schlug dessen
Heer am 7. August 1663 bei Gran, nahm die wichtige Festung Nen-
häusel an der Neitra und ließ durch seine Tataren Verwüstungszüge bis
über die mährische und steperische Gränze ausführen. Doch am 10. Au-
gust des folgenden Jahres erfocht der kaiserliche Feldherr Montekuk-
kuli mit 37,000 Mann (zu denen Ludwig Xiv. vielleicht in chevaleres-
ker Aufwallung 6000 Franzosen gestellt hatte) bei St. Gotthard an
der Raab einen großen Sieg über das viel stärkere Heer Kiuprilis, wo-
rauf dieser einen 20jährigen Waffenstillstand auf die Bedingung des
Status quo mit dem Kaiser abschloß und sich gegen Venedig wandte,
dem er 1669 die Insel Kreta entriß.
Dessenungeachtet erhielt Ungarn keine Ruhe, denn nach dem Frie-
densschlüsse mit den Türken stifteten ungarische Edelleute eine große Ver-
schwörung gegen den Kaiser an, die zwar entdeckt und durch zahlreiche
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg]]
TM Hauptwörter (200): [T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T79: [Ludwig Xiv Frankreich König Ludwigs Xvi Napoleon Xviii Xv. Philipp]]
Extrahierte Personennamen: Ludwigs Ludwig Ludwig Ludwig Johannes_Sobiesky Ludwig_Xiv Ludwig Franz_I. Georg_Ii Michael_Apafi Achmed_Kiuprili Achmed August Ludwig_Xiv Ludwig Gotthard
Extrahierte Ortsnamen: Luxemburg Wien Ungarn Siebenbürgen Oesterreich Frankreich Schweden Ungarn Schweden Kemeny Neitra
232 Englische Revolution. Zeitalter Ludwigs Xiv. rc.
kunst und der entsetzlichen Taktik der russischen Generale. Romjanzow
siegte in zwei großen Schlachten und eroberte bis auf wenige Festungen
die Moldau und Walachei. Bender nahm Graf Panin durch einen
nächtlichen Sturm; Tausende der Stürmenden waren gefallen und füll-
ten mit ihren Leichen die Festungsgräben, aber über sie weg drangen
ihre Kameraden in die Festung, wo sie alles niedermachten und die
Stadt in einen Schutthaufen verwandelten. Die Kaiserin schickte unter
Al er ei O rl ow durch die Meerenge von Gibraltar eine Flotte in das
ägeische Meer und ließ die Griechen zur Freiheit aufrufen. Bei Skio
wurde die türkische Flotte angegriffen und geschlagen und am 16. Juli
1770 in der Bai von Tschesme verbrannt. Die Türken wurden da-
durch 1774 zum Frieden von Kutschuk Kainardsche gezwungen, in
welchem sie die Schutzherrlichkeit Rußlands über die Moldau und Wala-
chei sowie dessen Garantie für die Rechte der dem Sultan unterworfenen
griechischen Glaubensgenossen anerkennen, das Land zwischen dem Dniepr
und Bug abtreten, die Krim und die Tataren unabhängig erklären und
den Russen freie Durchfahrt durch die Dardauellen sowie große Handels-
vortheile zugestehen mußten. Die aufgestandenen Griechen gab Rußland
preis, und die Ruhe wurde von den Türken in der Art hergeftellt, daß
einzelne Landstriche z. B. Morea fast ganz entvölkert wurden; albane-
sische Einwanderer siedelten sich in dem öden Lande an. Den Khan der
Tataren bewog der übermüthige und gewissenlose Potemkin, der viel-
jährige Günstling Katharinas, zur freiwilligen Unterwerfung unter Ruß-
land. Potemkin behielt aber den ausbedungenen Jahresgehalt des Khans
für sich und als die Tataren sich nicht unterwerfen wollten, zwang sie ein
russisches Heer unter Potemkin durch gräßliche Metzeleien zur Ruhe; die
Krim erhielt den alten Namen „Taurien", Potemkin aber den Beinamen des
„Tauriers". Diese Triumphe über die Türken wurden in Europa mit kurz-
sichtigem Jubel gefeiert; man betrachtete jeden Sieg der Russen als einen
Sieg der christlichen Civilisation über türkische Barbarei und bedachte nicht,
daß im besten Falle eine Barbarei durch die andere verdrängt und statt des
rohen orientalischen Despotismus nur ein anderer, der noch drückendere
militärische, die unterworfenen und entvölkerten Länder in Besitz nahm.
Der schwedische Krieg (1788 — 1790).
Gustav Iii. (1771-1792).
Nach der Ermordung Karls Xii. benutzte die Adelspartei in Schwe-
den ihre wieder gewonnene Herrschaft zum eigenen Vortheile und zur
Schmach des Landes. Sie theilte sich bald in zwei Parteien; die eine,
mit dem Grafen Gpllenborg an der Spitze, hieß die Partei der „Hüte"
und verkaufte sich an Frankreich, die andere, unter dem Grafen Horn,
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
TM Hauptwörter (100): [T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
TM Hauptwörter (200): [T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
Extrahierte Personennamen: Ludwigs Romjanzow Graf_Panin B._Morea Gustav_Iii Gustav Karls
Extrahierte Ortsnamen: Kutschuk_Kainardsche Katharinas Europa Karls Schwe- Frankreich
Stellung Oesterreicks und der Weftmäckte. 67o
gegen ihre ganze Flottille; dieselbe hatte Truppen und Munition nach
Datum geführt und lag auf der von einigen schwachen Batterieen ver-
theidigten Rhede von Sinope so sorglos vor Anker, als ob es 60
Stunden nördlich kein Scbastopol und keine russische Flotte gäbe; diese
erschien auch so plötzlich und in solcher Uebermacht, daß nur ein türki-
sches Dampfschiff entkam, um die Botschaft von der Vernichtung des
ganzen Geschwaders nach Konftantinopel zu bringen. Jetzt lief die eng-
lisch-französische Flotte in den Pontus ein, um die türkischen Schiffe
und Küsten zu decken, worauf die russische sich nach Sebaftopol zurückzog.
Die Katastrophe von Sinope störte die Diplomaten, welche an der Wie-
derberstellung des Friedens arbeiteten, nicht wenig, denn Rußland hatte
durch diesen Schlag, den es gleichsam unter den Kanonen der westmächt-
lichen Flotten führte, offenbar bewiesen, daß es von Frankreich und Eng-
land kein ernsthaftes Einschreiten befürchte, und dadurch die Regierungen
der beiden ehrsüchtigen Völker in eine schlimme Stellung gebracht. Die
vier Großmächte Unterzeichneten am 5. Dezember zu Wien ein Pro-
tokoll zur Wahrung der Integrität der Türkei, Rußland aber theilte
die Milizen der Donaufürstenthümer in seine Armee ein, ließ die Ent-
fernung der Hospodare zu, ordnete eine russische Verwaltung der Fürsten-
thümer an und erschöpfte sie durch Requisitionen für seine Armee, lehnte
endlich die Vermittlung der Mächte förmlich ab, weil Rußland cs allein
mit der Türkei zu thun habe, die nur den Status quo ante anzuerkenncn
brauche, wenn sie Frieden wolle. Indem aber Kaiser Nikolaus auf diese
Weise die Wünsche und Warnungen der europäischen Großmächte ab-
weisen zu dürfen glaubte, hatte er sich nach zwei Seilen verrechnet. Er
rechnete darauf, Oesterreich werde dem Kriege gegen die Türkei wie
1828 — 29 zwar sehr unwillig, aber doch unentschlossen und unthätig
zuschauen und blieb bei dieser Voraussetzung, obwohl sein Vertrauter,
der Graf Orlow, welchen er gegen Ende Januar nach Wien gesandt
hatte, von der österreichischen Regierung nichts weniger als die unbe-
dingte Zusicherung eines neutralen Verhaltens zurückbrachte. Oesterreich
verstärkte damals sein Armeekorps an der türkischen Gränze bis auf
50,000 Mann und hielt eine noch stärkere Streitmacht bereit, wodurch
es bewirkte, daß Serbien ehrlich neutral blieb, wie es dessen Fürst am
6. November versprochen hatte, daß selbst die Montenegriner nicht gegen
die Türken loszuschlagen wagten und Bosnien wie die Herzegowina sick-
ruhig verhielten. Hätte Oesterreich sich nicht als geharnischter Wächter
an der westlichen Gränze des türkischen Reiches aufgestellt, so wäre von
den serbischen Stämmen eine Insurrektion ausgegangen, welche sich über
Bulgarien und Makedonien mit Sturmeseile verbreitet und die ganze
Armee Omer Paschas im Rücken gefaßt hätte; denn im Süden waren
bereits Epirus und Thessalien, wo die christliche Bevölkerung der türki-
43*"
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter]]
Ludwig Xiv. und die Kirche. 171
Hause Habsburg, so daß es in Europa nur noch zwei Wahlreiche
gab, Polen, das an dieser Freiheit zu Grunde ging, und Deutschland,
das darüber seine nationale Einheit verlor. Unterdessen wurde auch
Siebenbürgen befreit und Michael Apasi huldigte dem Kaiser als Schirm-
herrn; 1688 den 6. September fiel Belgrad durch einen fürchterlichen
Sturm in die Gewalt des christlichen Heeres, wobei sich der bayerische
Kurfürst wieder besonders auszeichnete. Nach Karl von Lothringen führte
den Oberbefehl der wackere Markgraf Ludwig von Baden, der 1689
die Türken bei Patasch und Nissa schlug, diese Stadt sowie Semen-
dria und Widdin eroberte und 1691 den großen Sieg bei Salanke-
men erfocht, in welchem Mustafa Kiuprili blieb, der 1690 den Christen
Belgrad und Serbien wieder entrissen hatte. Zuletzt befehligte Prinz
Eugenius und vertrieb die Türken durch die Schlacht bei Zenta
(11. Sept. 1697) aus Ungarn. Zm Frieden von Karlowitz (1699)
trat der Sultan Ungarn bis auf das Banat von Temeswar und Sie-
benbürgen (der junge Michael 11. Apasi legte 1690 die fürstliche Würde
in die Hände des Kaisers nieder) an Oesterreich ab, an die Venetianer
Morea und einige Inseln, denn auch Venedig half die Roßschweife rupfen,
seit die kaiserlichen Waffen siegreich waren. So wurde Ungarn größten-
theils durch deutsches Blut den Türken entrissen und die Magyaren soll-
ten es nie vergessen, daß sie ohne deutsche Hilfe die Sklaven türkischer
Paschen wären.
Viertes Kapitel.
Ludwig Xiv. und die Kirche.
Aushebung des Edikts von Nantes (22. Vktober 1685).
Während der französische König Eroberungen über seine Nachbarn
machte und auf neue sann, setzte er den Uebergriffen seiner Vorfahren
gegen die Kirche die Krone auf und die Päpste mußten es bereuen, daß
sie in ihrem Kampfe gegen die deutschen Kaiser den französischen Königen
zu gefällig gewesen waren. Wie Philipp der Schöne Bonifacius Viii.
lohnte, wissen wir, und von dieser Zeit an geht ein Widerstreben gegen
den päpstlichen Stuhl durch die Geschichte Frankreichs, dem auch der hohe
Klerus nicht fremd blieb, der sich auf die alten Rechte der „galli-
kanischen Kirche" berief und die Bestimmungen des Konstanzer und
Basler Koncils über das Verhältniß der Päpste zu den Koncilien an-
führte; keine Rede davon, daß Rom gegen den französischen Klerus jene
Reservationen von Beneftcien, Erspektationen und Annaten geltend machen
durfte, über welche in Deutschland so viel geklagt wurde. Papst Leo X.
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T77: [Papst Bischof Kaiser Rom Kirche König Heinrich Erzbischof Gregor Papste], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xiv Ludwig Michael_Apasi Karl_von_Lothringen Karl Ludwig_von_Baden Ludwig Mustafa_Kiuprili Eugenius Karlowitz Michael_11._Apasi Ludwig_Xiv Ludwig Philipp_der_Schöne_Bonifacius Philipp Leo_X Leo
Extrahierte Ortsnamen: Europa Polen Deutschland Belgrad Serbien Zenta Ungarn Ungarn Temeswar Oesterreich Ungarn Nantes Frankreichs Rom Deutschland
204 Englische Revolution. Zeitalter Ludwigs Xiv. rc.
als König von Polen anerkannt, Stanislaus Leszinsky preisgegeben.
Gegen den Zaren sperrte sich der Reichsrath bis 1721 und trat dann
Ingermanland, Esthland, Livland und den größten Theil von Karelien
ab gegen zwei Millionen Thaler Entschädigung.
So mußte Schweden von seiner hohen Stellung, auf die es Gu-
stav Adolf, Karl X. und Xi. erhoben hatten, heruntersteigen, aber es
bewies sich dabei als eine achtungswerthe Nation. Man berechnet, daß
über 400,000 Jünglinge und Männer von 1700—1719 durch den Krieg
hinweggerafft wurden und doch konnte Karl Xii. noch bei seinen letzten
Anstrengungen 70,000 Streiter gegen seine Feinde verwenden. So auf-
opfernd zeigte sich die Nation und so ergeben war sie ihrem Könige,
daß nirgends von einem Volksaufstande die Rede ist, obwohl in weiten
Bezirken nur Weiber, Kinder und Greise das Feld bebauten, weil alle
waffenfähige Mannschaft unter die Fahne gerufen war.
Rußland unter Peter dem Großen.
Seit Karl Xii. den Zaren über Polen und Sachsen aus den Au-
gen gelassen hatte und endlich nach kurzem Kampfe unterlegen war,
baute dieser rastlos, aber nach einem sichern Plane, an der Größe der
russischen Monarchie weiter. Das baltische Meer betrachtete er als die
Pforte Rußlands gegen Europa; wenn er sich der Herrschaft über das-
selbe bemächtigte, so wurden Schweden und Dänemark der russischen Po-
litik dienstbar und sein Einfluß auf Polen und das nordöstliche Deutsch-
land maßgebend. Darum baute Peter eine Flotte von 41 Kriegsschiffen
und legte in Kronstadt einen unangreifbaren Kriegshafen an. Seine
folgenreichste Schöpfung ist aber die Stadt St. Petersburg. Auf
einem morastigen Boden gründete er diese Residenz; von mehr als 100
Stunden weit zog er Leibeigene herbei, welche in harter Frohne den
sumpflgen Boden austrocknen und gewaltige Granitdämme gegen die
Ueberschwemmungen der Newa aufführen mußten; seine Bojaren aber
verpflichtete er zum Häuserbau und zum zeitweiligen Aufenthalte in der
neuen Residenz. Denn Moskau blieb wohl die Hauptstadt, in Peters-
burg aber wohnte der Zar und zeichnete damit seinen Nachfolgern die
Bahn vor, die sie gehen mußten. Aus den Fenstern des Palastes sahen
diese die Küsten von Finnland, das noch schwedisch war, und Kurland,
welches noch seine eigenen Herzoge hatte; wollten sie in ihrem Schlosse
sicher wohnen, so mußten sie sich Finnlands bemächtigen und durch ihre
Kriegsflotte das baltische Meer beherrschen. Dies ist seitdem geschehen;
noch Katharina Ii. hörte im Kriege mit Gustav Iii. in ihrem Palaste
jeden Kanonenschuß der fechtenden schwedischen und russischen Flotten,
aber heute ist Rußland die einzige Seemacht in jenen Gewässern, und
muß so lange in Peters Sinne fortfahren, bis es mit dem Sunde die
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T150: [Maria König Theresia Kaiser Franz Karl Friedrich Joseph Frankreich Sohn]]
Extrahierte Personennamen: Ludwigs Stanislaus_Leszinsky Adolf Karl_X Karl Karl_Xii Karl Peter Karl_Xii Karl Peter Katharina_Ii Gustav_Iii Gustav Peters
Rußland unter Peter dem Großen.
205
Schlüssel des baltischen Meeres besitzt und dadurch Petersburg und seine
Städte an der Ostsee gegen jeden Angriff sicher stellt und kein englischer
Admiral mehr Petersburg in Grund zu schießen droht.
Andererseits wies Peter seine Nachfolger an das schwarze Meer.
Asow war ein zu kümmerlicher Antheil, als daß sich das russische Reich
damit begnügen konnte, und die zunehmende Schwäche der Pforte er-
leichterte die Eroberungen der Küsten des schwarzen Meeres ans eine
sehr einladende Weise. Seitdem ist das schwarze Meer bereits zu einem
russischen Landsee geworden, und wenn Rußland vollends die Meerenge
von Konstantinopel und die Dardanellen besitzt, so hat es ein zweites
geschlossenes Meer und ist auch im Süden unangreifbar.
Auch nach dem innern Asien richtete Peter seinen Blick. Auf dem
kaspischen See baute er Schiffe und fing darauf mit Persien Krieg
an, das ihm drei Provinzen: Masanderan, Asterabad und das seiden-
reiche Ghilan abtreten mußte. Jetzt befahren russische Dampfschiffe das
hyrkanische Meer der Alten und dringen den Orus und Jarartes hin-
auf in das Innere vor; der Handel mit dem Turan der alten Perser
ist in russischen Händen, Persien selbst an die russische Politik gekettet.
Peter war es aber auch, welcher die unbeschränkte Macht der rus-
sischen Herrscher seinen Nachfolgern fertig hinterlicß. Nach dem Frieden
von Nystädt, den Schweden 1721 eingehen mußte, legte er sich mit
gegründetem Stolze den Kaisertitel und den Beinamen des Großen bei.
Er nahm dem Adel seinen Einfluß auf die Negierung des Landes, er-
richtete statt des Bojarenhofes einen Senat, dessen Mitglieder der Kai-
ser ernennt, als obersten Gerichtshof des Reiches, für die Provinzen
aber Regierungskollegien. Die kaiserlichen Erlasse, Ukase, hatten auch
gesetzliche Geltung ohne die Beistimmung der Bojaren, und eine euro-
päisch-organisierte Polizei mit der geheimen Jnquisitionskanzlei wachte
über die öffentliche Sicherheit und über das Treiben unzufriedener Rus-
sen. Der russisch-griechischen Kirche war bisher ein Patriarch mit so
großen Rechten vorgestanden, daß er mit dem Kaiser die erste Person
des Reiches war; letzteres wurde besonders durch den Gebrauch ange-
deutet, daß der Zar und der Patriarch am Neujahrstage sich öffentlich
umarmten und küßten. Als (1700) der Patriarch Adrian starb, ließ
Peter keinen neuen mehr wählen und ernannte während 20 Jahren nur
Stellvertreter, so daß das Volk allmählig des sonst so hoch angesehenen
Patriarchen vergaß; dann setzte er 1720 eine heilige dirigierende Synode
ein, welche von ihm ihre Verhaltungsbefehle erhielt und wurde so auch
das Haupt der russischen Kirche. Ausdrücklich bemerkte er der Geistlich-
keit, er wolle nicht, daß das Volk neben dem Kaiser einen Patriarchen
sehe, dessen Worte es wie eine Stimme Gottes anhöre und ihm viel-
leicht gehorche, wenn er gegen die Verordnungen des Kaisers spreche.
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
TM Hauptwörter (100): [T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat]]
Extrahierte Personennamen: Peter Peter Peter Adrian Peter