88
Das Mittelalter.
damals eine viel gewaltigere Waffe war als das strkste Kriegs-Heer. Als von dem hohenstaufischen Hanse nur noch ein unmndiger Knabe brig war, Konradin, d. i. der kleine Konrad, verschenkte der Papst dessen Erbland, das Knigreich Neapel, an den Bruder des Knigs von Frankreich. Zum Jngling herangewachsen, zog Konradin nach Italien, um sein vterliches Erbe wieder zu erobern; aber nach einer siegreichen Schlacht ward er unvermutet berfallen, gefangen genommen und wie ein Verbrecher hingerichtet (1268). Das war das Ende des so ruhmreichen Geschlechtes der Hohenstaufen.
21. Mittelalterliche Zustnde.
1) Das Rittertum.
a. Die Erziehung des Ritters. Die Ritter bildeten im Mittelalter die Hauptstrke eines Heeres; denn sie waren den Fugngern nicht nur durch bessere Rstung berlegen, sondern auch dadurch, da sie fr den Kriegsdienst erzogen wurden. Schon mit dem siebenten Jahre ward der Knabe von adeliger Herkunft in das Schlo eines anderen Ritters gebracht, um hier als Edelknabe mit anderen Altersgenossen im Dienste seines Herrn und in ehrfurchtsvollem Umgange mit Edelfrauen die ersten Anfnge der Rittersitte zu lernen. Er wartete bei der Tafel auf, suberte seinem Herrn die Waffen und bte sich im Reiten, Fechten und Schieen; so hrtete er seinen Krper ab und lernte Gehorsam und Zucht. Mit dem vollendeten vierzehnten Jahre ward er durch Umgrtung mit einem vom Priester geweihten Schwerte wehrhaft. Er hie jetzt Knappe oder Junker (Iungherr) und lernte die Waffenkunst in strengen bungen. Er legte seinem Herrn die Waffen an und begleitete ihn zu jeder Zeit, zu der Lust der Jagd, der Feste und Waffenspiele, sowie in die ernste Schlacht. Treue Anhnglichkeit und Sorge fr seinen Herrn war seine hchste Pflicht; ihn in der Schlacht mit Schild und Schwert zu decken, ihm das Leben zu retten oder das eigene fr ihn hinzugeben, war der hchste Ruhm, den ein Knappe sich erwerben konnte: Treue war seine hchste Tugend. Hatte ein Knappe das 21. Lebensjahr erreicht, so konnte er in den Ritterstand aufgenommen, zum Ritter geschlagen werden.
b. Die Turniere. Zur Erhaltung des ritterlichen Sinnes dienten vor allem die Turniere, das Hauptvergngen fr den Ritter, das ihm zugleich Gelegenheit gab, seine Kraft und Gewandtheit ffentlich zu zeigen und Ruhm und Beifall zu ernten. Die Kmpfer muten adelig und von unbescholtenen Sitten sein. Daher waren Turnierrichter eingesetzt,
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Extrahierte Personennamen: Konradin Konradin Konrad Konrad Konradin Konradin
110
Die Neuzeit.
als Lehrer an die Universitt zu Wittenberg berufen. Bald verknpfte ihn mit Luther das Band inniger Freundschaft, das erst durch den Tod gelst wurde. Er starb 1560.
Man nannte Melanchthon denlehrerdeutschlands; aus allen Lndern eilten Schler zu ihm. Luther bezeichnet seine und Melanchthons Wirksamkeit fr die Reformation also: Meister Philipp fhrt suberlich und stille daher, bauet und pflanzet, set und begieet mit Lust, nach dem ihm Gott seine Gaben so gar reichlich gegeben. Ich aber mu Kltze und Stmme ausreuten, Dornen und Hecken umhauen, Bahn brechen und zurichten." Durch seine groe Gelehr-samkeit, besonders in der griechischen Sprache, sowie durch seine Milde und ruhige Besonnenheit war er vorzglich geeignet, Luther in seinem schwierigen Werke zu untersttzen.
Luthers Lehre war schon weit verbreitet. Die evangelische Kirche wurde zuerst in Sachsen eingefhrt. 1525 starb Friedrich der Weise, auf dem Sterbebette lie er sich das heilige Abendmahl in beiderlei Gestalt reichen; sein Bruder, Johann der Bestndige, bekannte sich mit seinem Sohne Johann Friedrich ffentlich zur neuen Lehre. Bald trat auch Philipp der Gromtige von Hessen der, ebenso Alb recht von Brandenburg, Herzog in Preußen, die Herzge von Mecklenburg, Pommern, Braunschweig - Lneburg, der Fürst von Anhalt und die Grafen von Mansfeld. Unter den deutschen Stdten nahmen am ersten Magdeburg, Hamburg, Frankfurt am Main, Straburg und Nrnberg die neue Lehre an.
Das Clibat und die Klster wurden in den evangelischen Lndern ausgehoben; der Gottesdienst wurde in der Landessprache abgehalten, das Abendmahl in beiderlei Gestalt gereicht. Groen Einflu auf die Er-weckung und Verbreitung des evangelischen Glaubens bte das um diese Zeit entstandene deutsche Kirchenlied, das bald in Kirchen, Husern und aus Gassen gesungen ward und unzhlige Herzen, ja ganze Städte wie im Sturme fr die Reformation gewann. Um der groen Unwissen-heit bei dem Volke, wie auch bei den Geistlichen zu steuern, verfate Luther (1529) den groen und kleinen Katechismus, die zu den symbolischen Bchern der lutherischen Kirche gerechnet werden.
b. Zwmgli. Gleichzeitig mit Luther, aber unabhngig von ihm, begann auch Ulrich Zwingli (geb. 1484) das Werk der Reformation. Als Prediger in Zrich lehrte er das lautere Evangelium, zeugte wider den Abla, die Verderbnis der Geistlichen und andere Mibruche der Kirche. Der Rat und die Brger Zrichs waren von der Wahrheit der Lehren Zwinglis so berzeugt, da allen Zricher Geistlichen geboten wurde: Es sollen alle Pfarrer ihre Lehre einzig nach der Bibel beweisen, die Neuerungen und menschlichen Erfindungen aber weglassen." Auf
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Extrahierte Personennamen: Melanchthon Philipp Philipp Luthers Friedrich Friedrich Johann Johann_Friedrich Johann Friedrich Philipp Ulrich_Zwingli
Der schmalkaldische Krieg.
113
fortwhrend in auswrtige Kriege verwickelt waren, jener mit Franz I. von Frankreich, dieser mit den Trken. 1525 wurde" Franz m der Schlacht bei Pavia geschlagen und gefangen genommen; aber nach-dem er frei geworden, begann er noch dreimal den Krieg wieder, bis erst 1544 ein dauernder Friede zwischen beiden zustande kam. Inzwischen hatte Karl auch noch zweimal einen Kriegszug nach Algier gemacht, um die dortigen Seeruber zu vertreiben. Sobald er aber vor ueren Feinden Ruhe hatte, kehrte er, nicht lange nach Luthers Tode, seine Waffen gegen die Protestanten.
Zwei Monate vor Luthers Tode berief der Papst ein Konzil nach Trient, um eine Einigung der Kirche zu versuchen; aber die Protestanten beschickten es nicht. Da erklrte der Kaiser die Hupter des schmalkaldischen Bundes, den Kurfrsten Johann Friedrich von Sachsen und den Landgrafen Philipp von Hessen, in die Reichsacht. Der Vetter des Kurfrsten, Herzog Moritz von Sachsen, stand auf des Kaisers Seite, obwohl er Protestant und Philipps Schwiegersohn war. Mit leichter Mhe unterwarf der Kaiser die sddeutschen evangelischen Stnde (Wrttemberg, Augsburg u. a.) und zog dann an die Elbe.
b. Schlacht bei Mhlberg. Der Kurfürst zog stch auf dem rechten Elbufer nach Wittenberg zurck; aber Herzog Moritz und Alba holten
ihn ein und ntigten ihn bei Mhlberg zur Schlacht. Bald waren 1547 die Sachsen auf der Flucht, der Kurfürst selber wurde gefangen genommen. Seinen Shnen blieben nur die jetzigen schsischen Herzogtmer; den grten Teil des Kurfrstentums riebst der Kurwrde erhielt Moritz. Als Karl V. nach seinem Einzge in Wittenberg auch Luthers Grab besah, riet ihm Alba, die Gebeine des Erzketzers verbrennen zu lassen; er aber erwiderte: Lat ihn ruhen; er hat seinen Richter bereits ge-sunden! Ich fhre Krieg mit den Lebendigen, nicht mit den Toten."
Allein konnte Philipp von Hessen sich nicht gegen den Kaiser wehren; er warf sich ihm daher zu Fen und bat um'gnade. Karl aber lie auch ihn gefangen nehmen.
c. Der Augsburger Religionsfriede. In Augsburg lie Karl durch Geistliche beider Kirchen eine vorlufige Glaubensvorschrift, das Interim, aufstellen. Viele der Evangelischen weigerten sich, dasselbe anzunehmen am beharrlichsten widersetzte sich Magdeburg. Der Kaiser hatte diese totadt im schmalkaldischen Kriege nicht bezwungen, jetzt erklrte er sie in die Acht und ubertrug Moritz die Ausfhrung derselben. Dieser war ergrimmt der die schimpfliche Gefangenschaft seines Schwiegervaters,
auch bereute er seine Untreue gegen seine Glaubensgenossen. Deshalb zog er die Belagerung Magdeburgs absichtlich in die Lnge, unterhandelte insgeheim mit mehreren evangelischen Fürsten und schlo ein Bndnis
Hofsmeyer und Hering, Erzhlungen. o
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114
Die Neuzeit.
mit dem Könige von Frankreich; leider mute er diesem dafr die deutschen Städte Metz, Toul und Verdun zusichern. Als Magdeburg sich unter gnstigen Bedingungen ergeben hatte, fhrte Moritz sein Heer gegen den Kaiser, der, ohne etwas von dem Verrat zu ahnen, in Tirol weilte. Nur durch schleunige Flucht entging Karl der Gefangenschaft. Nun gab der Kaiser die Hoffnung aus, die Protestanten zu bewltigen. In dem 1555 Augsburger Religionsfrieden erhielten die evangelischen Stnde volle Religionsfreiheit und gleiche brgerliche Rechte mit den Katholiken. Die Reformierten waren in diesen Frieden nicht einge-schlssen. der einen Punkt konnte man sich nicht einigen. Die Katho-liken verlangten, da die in Zukunft zur lutherischen Lehre bertretenden Geistlichen ihre Stifter und Pfrnden der katholischen Kirche ausliesern sollten, während die Evangelischen dieselben fr sich beanspruchten. Diese Frage, der geistliche Vorbehalt, wurde mit dem Zusatz in den Friedensvertrag aufgenommen, da sich die Stnde darber nicht htten einigen knnen. Es war ein Keim zu knftigen Streitigkeiten.
Bald nach diesem Frieden bertrug Karl V. seinem Bruder Ferdinand die Regierung im Reiche; sein Sohn Philipp Ii. wurde sein Nachfolger in den Niederlanden, in Spanien und Neapel. Dann zog sich der lebens-mde Greis in das Kloster St. Just in Spanien zurck; dort verbrachte er feine Tage mit Gebet, Gartenbau, Drechslerarbeiten und Uhrmacherei und starb 1558.
6) Die Reformation in den Nachbarlndern Deutschlands.
a. Philipp Ii., Karls V. Sohn, König von Spanien und den Nieder-landen, war ein harter, finsterer Mann und ein groer Feind der evangelischen Lehre. Er setzte ein eigenes Gericht zur Verfolgung der Ketzer" ein. Wer auch nur im Verdachte stand, ein Protestant zu sein, wurde vors Gericht geschleppt; bekannte er nicht, so spannte man ihn aus die Folter; gestand er, so warteten seiner Gefngnis oder Tod durchs Schwert oder aus dem Scheiterhaufen. Bei diejer Verfolgung leistete ihm der Orden der Jesuiten willig Dienste. Derselbe ist 1540 von dem Spanier Ignatius Loyola gestiftet und hat die Aufgabe, die evangelische Lehre zu unterdrcken. In Spanien wurde die neue Lehre vollstndig ausgerottet; aber in den Niederlanden breitete sie sich trotz aller Ver-folgungen immer weiter aus.
Da sandte Philipp seinen General, den grausamen Herzog Alba, mit einem Heere nach den Niederlanden. Angst und Schrecken gingen vor ihm her; viele flohen ins Ausland. Wer von den Zurckgebliebenen nicht zur katholischen Kirche zurckkehren wollte, wurde gekpft oder ver-brannt. Alba selber rhmte sich spter, er habe in den Niederlanden
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Magdeburg Niederlanden Spanien Neapel Spanien Deutschlands Karls Spanien Spanien
68 Das Mittelalter.
errichtete er auf seinen Gtern Musterwirtschaften, in denen die strengste Ordnung herrschen mute. Er selber war ein tchtiger Landwirt und gab die genauesten Anweisungen der die Pflege der Haustiere und Bienen, der die Wein- und Bierbereitung, der die Aufbewahrung der Wintervorrte, der Feld- und Gartenbau. Die Gutsverwalter muten ein genaues Verzeichnis der alle auf dem Gute vorhandenen Gegenstnde einreichen; Karl prfte die Rechnungen, in die auch die kleinsten verkauften Gegenstnde, z. B. jedes verkaufte Ei, eingetragen werden mute. Alle greren Verbesserungen ordnete er selbst an.
d. Karls Lebensweise und sein Tod. Karl war von groem, starkem Krperbau. Seine Kraft war so gewaltig, da er einst einen Mauren mit einem Hiebe spaltete und Hufeisen zerbrechen konnte. Er ritt und jagte gern und oft; im Schwimmen bertraf ihn keiner. In Speise und Trank war er sehr mig. Am liebsten a er Braten, den seine Jger am Spiee braten und auftragen muten. Whrend der Mahlzeit lie er sich gern aus der heiligen Schrift oder der die Thaten alter Helden vorlesen. Seinen Nachtschlaf unterbrach er hufig vier-oder fnfmal durch Aufstehen. Stets hatte der Kaiser sein Schwert an der Seite. Fr gewhnlich unterschied sich seine Kleidung von der eines seiner Unterthanen nicht; auslndische Kleidung hate er. Karls Wohlthtigkeit erstreckte sich nicht blo auf seine Unterthanen, sondern weit bers Meer pflegte er Geld zu schicken, nach Syrien und Jerusalem, nach Alexandria und Karthago, wenn er hrte, da Christen dort in Drftigkeit lebten. Der Ruhm seines Namens war weit verbreitet; selbst der Kalif von Bagdad am Tigris sandte ihm Geschenke. Vor allem edlen Wissen hatte Karl groe Achtung; aber er selber hatte einen mangelhaften Unterricht genossen. Er lernte die Rechenkunst noch im hheren Mannesalter; die Schreibkunst aber vermochte er sich nicht mehr anzueignen. Er gab sich groe Mhe, fhrte sein Tfelchen immer bei sich und legte es bei Nacht unter sein Kopfkissen, um das Schreiben zu den, wenn er nicht schlafen konnte; doch die des Schwertes ge-wohnte Hand vermochte den leichten Federkiel nicht zu regieren. Die letzten Lebensjahre wurden dem alten Kaiser durch Krankheit und den Verlust seiner beiden ltesten Shne getrbt. Als er sein Ende nahen fhlte, machte er sein Testament. In demselben waren die Armen reichlich bedacht; den Geistlichen seines Reiches vermachte er ein Drittel seines Vermgens an Geld, Hausrat und Kostbarkeiten. Dann berief er seinen Sohn Ludwig und die Groen seines Reiches nach Aachen und stellte seinen Sohn als Nachfolger in der Kaiserwrde vor. Hierauf begab er sich in die Marienkirche, wohin ihm die ganze Versammlung folgte; dort knieete er vor dem Hauptaltare zu inbrnstigem Gebete
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Karl der Groe.
69
nieder, erhob sich wieder und legte seinem Sohne in einer ergreifenden Rede die Pflichten eines Kaisers ans Herz. Willst du, mein Sohn," so fuhr er fort, alle diese Pflichten gewissenhaft erfllen?" Ja, mit Gottes Hlfe!" war die Antwort. Wohlan denn, setze dir selbst die Krone auf, und stets mge sie dich an dein Versprechen erinnern!" Darauf befahl er allen Anwesenden, seinen Sohn von jetzt an Kaiser zu nennen. Bald nachher ward der alte Kaiser krank und starb mit den Worten! Vater, in deine Hnde befehle ich meinen Geist!" Noch 814 an demselben Tage ward er in der Marienkirche zu Aachen begraben. Man setzte den Leichnam auf einen goldenen Thron in vollem Kaiser-schmuck, auf dem Haupte die goldene Krone und ein Stck vom heiligen Kreuze; in der Hand hielt er einen Kelch, an der Seite hing das Schwert, um die Hfte die goldene Pilgertasche^ zu den Fen lagen Scepter und Schild, auf den Knieen ein Evangelienbuch. Noch jetzt ist die Grabsttte an einer einfachen Marmorplatte kenntlich, welche die kurze Inschrift trgt: Carolus Magnus.
e. Karls nchste Nachfolger. Karls Sohn und Nachfolger L u d w i g der Fromme war sehr gutherzig, besa aber zu wenig Willenskraft, das groe Reich zu regieren. Fr die Mission nach dem skandinavischen Norden hat er viel gewirkt; zur Sttze derselben ward das Erzbistum Hamburg gegrndet. Von hier aus brachte Ansgarius (Anschar), der Apostel des Nordens, das Christentum nach Dnemark und Schweden. Schon frh teilte Ludwig das Reich unter seine drei Shne Lothar, Pipin und Ludwig. Als ihm spter noch ein Sohn geboren wurde, Karl, der Kahle genannt, hob er die erste Verteilung wieder auf, um auch diesem einen Teil geben zu knnen. Da ergriffen die Shne die Waffen gegen ihren eigenen Vater, und als diesen der Tod erlste, kehrten die Brder die Schwerter gegen einander, bis der Vertrag zu Verdun 843 (fpr. Wrdng!) endlich dem Lande Frieden gab. Lothar erhielt Italien nebst der Kaiserwrde, Karl Frankreich, Ludwig bekam Deutschland und heit deswegen Ludwig der Deutsche. Er war der beste Herrscher Deutschlands unter den Nachkommen Karls des Groen, den Karolingern. Nach ihm herrschte Unordnung im Reiche. Die Magyaren (spr. Maddjaren!) oder Ungarn machten hufig ruberische Einflle, und die Normannen plnderten auf ihren kleinen Schiffen die Ksten der Nordsee, fuhren die Flsse hinauf und beraubten und verwsteten die an denselben liegenden Städte.
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Der siebenjhrige Krieg.
141
Und wenn der groe Friedrich kommt und klopft nur auf die Hosen,
So luft die ganze Reichsarmee, Panduren und Franzosen."
Leuthen. Sowie sich Friedrich von dem einen Feinde befreit sah, eilte er nach Schlesien, das fast ganz in die Hnde der streicher gefallen war. Mit nur 30 000 Mann zog er dem 90000 Mann starken Heere der Feinde entgegen, das bei Leuthen (unweit Breslau) stand. Die streicher sahen mit Geringschtzung auf die kleine preuische Armee,
die sie spttisch die Berliner Wachtparade" nannten. Friedrich aber sprach zu seinen Soldaten: Wir mssen den Feind schlagen, oder wir sind alle verloren." Da erscholl aus den Reihen der Preußen das Lied:
Gieb, da ich thu' mit Flei, was mir zu thun gebhret:c." Ein Befehlshaber wollte den Kriegern Schweigen gebieten, Friedrich aber sagte: Nein, la er das; mit solchen Leuten wird Gott mir heute ge-wi den Sieg verleihen." Damit griff er an, und in drei Stunden war die verhngnisvolle Schlacht entschieden. In wilder Flucht eilte die 1757 feindliche Armee davon; ganze Haufen, zusammen wohl 20 000 an der Zahl, ergaben sich als Gefangene. (5. Dez.)
Ein alter General stattete dem Könige seine Glckwnsche zu dem errungenen Siege ab. Das", erwiderte der König, ..hat ein Hherer gethan." Ja",
sagte der General, und Ew. Majestt vortreffliche Anordnungen." Ach, was will er mit seinen Anordnungen, na, es kommt wohl eins zum andern."
Auch die Armee bertrug Gott die Ehre des Sieges. Wie aus einem Munde erscholl es am Abend der das Schlachtfeld:
..Nun danket alle Gott mit Herzen, Mund und Hnden!"
Am Abend wre Friedrich fast feindlichen Offizieren in die Hnde gefallen.
Diese wollten vor ihr^r weiteren Flucht auf dem Schlffe zu Lisia eine Mahlzeit halten. Friedrich drang in das Schlo ein. Guten Abend, meine Herren!"
rief er. Gewi haben Sie mich nicht erwartet; kann man hier noch mit unterkommen?" Die Offiziere, durch die sichere Sprache irre gemacht, meinten, der Ort fei schon von Preußen besetzt, und leuchteten dem Könige in den Saal, wo Friedrich sich so lange mit ihnen unterhielt, bis seine Soldaten nachkamen und sie gefangen nahmen."
c. 1758; Zorndorf und Hochkirch. Die Franzosen hielt Ferdinand von Braun schweig mit dem englisch-hannoverschen Hulfsheere im Westen sest; Friedrich selbst mute alles thun, die streicher von einer Verbindung mit den Russen abzuhalten. Diese waren in Brandenburg eingefallen und hatten Kstrin niedergebrannt. Der König traf auf sie bei Zorndorf. Nicht eine Schlacht, ein Schlachten 1758 war's zu nennen. Das russische Heer bildete ein groes Schlachtenviereck, in dessen Mitte Reiterei und Tro standen. In diesen dichten Menschen-knuel sandten die Preußen ihre Kanonenkugeln. Die Preußen geben keinen Pardon!" riefen sie den Russen entgegen. Und wir auch nicht".
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Der siebenjhrige Krieg.
143
Preußen wurde nur durch die Uneinigkeit der Feinde gerettet. Keiner wollte zu Gunsten des andern vorrcken; da zogen die Russen vor Ko l-berg, das sie vergeblich belagerten, und darauf nach Polen; die st-reicher gingen nach Schlesien. Friedrich wandte sich nach Sachsen, wo Daun bereits Dresden erobert hatte. Der General Fink, den Friedrich gegen ihn schickte, wurde bei Maxen, unweit Dresden, geschlagen und mit seinem Heere gefangen genommen. Dieken Sieg nannte Daun den Finkenfang. Trotz' dieses Unfalls behielt Friedrich die Hlfte Sachsens in seiner Gewalt und beschlo hier das Jahr 1759, in welchem ihm fast alle Unternehmungen verunglckt waren; nur Ferdinand von Braunfchweig hatte bei Minden die Franzosen vllig geschlagen.
e. Die letzten Kmpfe; Friede. Friedrich versuchte vergebens. Dresden wiederzuerobern und wandte sich dann nach Schlesien. Sein Heer war immer mehr zusammengeschmolzen, und die neu angeworbenen Krieger waren jung und wenig eingebt. Aber dennoch verlor der Heldenknig den Mut nicht. Bei Liegnitz wollten ihn die streicher berfallen.' Aber Friedrich hatte ihre Absicht gemerkt, empfing die Feinde kampfbereit und hatte sie morgens 5 Uhr schon vollstndig geschlagen. Russen und streicher konnten sich nun nicht vereinigen; dafr zog ein Teil derselben nach Berlin und plnderte es. Sowie aber der König seiner Hauptstadt zu Hlfe eilte, zogen die Feinde eiligst davon, und Friedrich konnte wieder nach Sachsen ziehen. Dieses Land hatte Daun fast ganz erobert und wollte in demselben berwintern. Friedrich konnte Sachsen nicht entbehren und beschlo, den Feind anzugreifen. Es kam zur Schlacht bei Torgau, der blutigsten Schlacht des ganzen Krieges. 1760 (3. Nov.) Als der Feind das Feuer aus seinen 400 Kanonen erffnete,
sprach der König zu seinem Adjutanten: Welche schreckliche Kanonade! Haben Sie je eine hnliche gehrt?" Schon 6000 Preußen waren dahin-gestreckt, ehe es zum eigentlichen Kampfe kam. Derselbe begann erst spt, und der Abend kam, ohne da der geringste Vorteil der den Feind gewonnen war; ja, Daun fertigte schon einen Siegesboten nach Wien ab. Da errang Ziethen in der Nacht den Sieg. Mit Ausnahme Dresdens fiel Sachsen wieder in die Hnde der Preußen. Acht Tage vor der Schlacht bei Torgau war der König von England gestorben, sein Nach-folger trat von dem preuischen Bndnisse zurck. Auch die inlndischen Hlssquellen versiegten mehr und mehr. Friedrich durste kaum noch eine offene Feldfchlacht wagen, fondern bezog in Schlesien ein verschanztes Lager, in welchem der Feind ihn nicht anzugreifen wagte. (1761.) Er konnte aber nicht verhindern, da die Festung Schweidnitz von den streichern und Kolberg von den Russen erobert wurde. So war halb Schlesien und halb Pommern verloren; der Krieg zog sich immer mehr nach
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Extrahierte Ortsnamen: Polen Schlesien Sachsen Dresden Sachsens Schlesien Liegnitz Berlin Sachsen Sachsen Torgau Daun Wien Dresdens Sachsen Torgau England Schlesien Kolberg
150 Die Neuzeit.
einem Throne sitzend durch Paris getragen und als Gttin der Vernunft verehrt. Das Haupt dieser Umsturzpartei war Robespierre; er wtete mit unumschrnkter Gewalt und beherrschte Frankreich durch' den Schrecken. An manchen Tagen starben 150 Personen durch das Fallbeils so da ganze Geschlechter ausgerottet wurden. Als Robespierre trotz seiner Gewalt seine Macht wanken sah, beantragte er beim Konvent, den Glauben an Gott und die Unsterblichkeit wieder einzufhren, was unter groen Festlichkeiten auch geschah. Als aber der Tyrann mit neuen Anklagen gegen die Mitglieder des Konvents auftrat, schrie man ihm entgegen: Nieder mit dem Tyrannen!" Man ergriff und ent-hauptete auch ihn. Der Konvent ging auseinander, und statt seiner trat eine mildere Regierung an die Spitze des Staates. womit Ruhe und Sicherheit zurckkehrten. Schon aber lag die ganze Kraft des Landes in dem Heere und seinen jungen Generalen.
33. Friedrich Wilhelm Ii; 1786-1797.
a. Der Krieg gegen Frankreich. Der Nachfolger Friedrichs des Groen wurde Friedrich Wilhelm Ii., ein Sohn des Prinzen August Wilhelm, der ein Bruder des Knigs war. Als in Frankreich die Revolution ausbrach, lag die Gefahr nahe, da dieselbe auch in Deutschland um sich griffe; dazu war Maria Antoinette eine Schwester des deutschen Kaisers; endlich reizten die vielen, aus Frankreich geflchteten Adeligen fortwhrend zum Kriege, indem sie den deutschen Fürsten vorspiegelten, die meisten Einwohner Frankreichs seien treue Anhnger des Knigs und wrden sich wie ein Mann erheben, sobald nur ein deutsches Heer ihnen zu Hlse kme. Da verbndeten sich die Fürsten Ostreichs und Preuens gegen Frankreich. (1792.) Dies erregte unter den preuischen Offizieren die freudigste Zustimmung. Der preuische Befehlshaber, der Herzog Ferdinand von Braunschweig, hoffte, mit den Pariser Advokaten" leicht fertig zu werden; er sagte zu seinen Offizieren: Meine Herren, nicht zu viel Gepck! Es handelt sich nur um einen Spaziergang!" Aber es kam anders? In den Weinbergen der Champagne (Schangpanj) muten sich die Truppen tagelang von unreifen Weintrauben nhren, infolgedessen die Ruhr im Heere ausbrach; der lehmige Boden war durch Regengsse in einen Morast verwandelt, und ein franzsisches Heer drohte, in Deutschland einzufallen. Daher fhrte der Herzog von Braunschweig das Heer nach groen Verlusten der den Rhein zurck. Die )streichet wurden gnzlich geschlagen und verloren die
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Extrahierte Ortsnamen: Paris Frankreich Frankreich Frankreich Deutschland Frankreich Frankreichs Frankreich Deutschland Rhein
180 Die Neuzeit.
Geist und Kraft, seines Volkes Tapferkeit. Hingebung und Gesittung es empor-gehoben haben. Flehen wir den Allmchtigen, den Lenker der Geschicke der Völker den Lenker der Schlachten an, da er unsere Waffen segne. Gott mit uns!" '
Zu gleicher Zeit rckten die Preußen in Hannover, Kur Hessen und Sachsen ein.
In der Nacht zum 16. Juni lehnte König Georg V. von Hannover den angebotenen Frieden ab ; schon am folgenden Tage wurde die Hauptstadt Hannover besetzt. König Georg floh mit seinen Truppen nach Sden, um sich mit Bayern und Hessen zu vereinigen; aber in Thringen warf sich ihm eine preuische Abteilung entgegen. Es kam (27. Juni) zu dem Gefechte bei Langensalza, in welchem 9 000 Preußen gegen 18 000 Hannoveraner mit vortrefflicher Kavallerie fochten. Zwar bewhrten diese auch hier ihre alte Tapferkeit und behielten den Sieg; aber schon am folgenden Tage waren sie von allen Seiten eingeschlossen und muten sich ergeben, nachdem König Georg nochmals ein Bndnis abgewiesen hatte. Da preuische Truppen Dresden und Kassel schon besetzt hatten, ,o war Norddeutschland erobert, bevor der eigentliche Ent-scheidungskamps begann.
Ostreich mute seine Truppen in eine Nordarmee gegen Preußen und in eine Sdarmee gegen Italien teilen; die erstere, etwa 270 000 Mann, befehligte Feldzeugmeister v o n Be n e d e f. Dieser teilte sein Heer in die stliche, westliche und die Hauptarmee. Die erste sollte in Oberschlesien einbrechen, die westliche sich mit den Sachsen und Bayern vereinigen , und die Hauptarmee sollte in Eilmrschen auf Berlin los-gehen. K n i g W i l h e l m hatte seine gegen Ostreich bestimmten Truppen ebenfalls in drei Heeren aufgestellt: die erste Armee, etwa 100 000 Mann stark, stand unter Prinz Friedrich Karl in der Lausitz; die zweite oder s chlesische Armee, etwa 116 000, befehligte der Kron-prinz, und die dritte oder Elbarmee, etwa 40000, stand unter Herwarth von Bittenfeld in Sachsen. Alle drei Armeen sollten sich in Bhmen vereinigen.
Die Psse der Sudeten hatten die streicher nicht gesperrt, sie wollten den Feind vor denselben erwarten. Nach mehreren siegreichen Gefechten standen die preuischen Heere wohlbehalten in Bhmen. Am 30. Juni begab sich der König, begleitet vom Grafen Bismarck, dem Kriegsminister Grafen Roon und dem Freiherrn von Moltke zur Armee und bernahm den Oberbefehl.
d. Schlacht bei Kniggriitz (Sadowa). Benedek hatte seine Truppen auf den Hhen zwischen Kniggrtz und Sadowa auf-gestellt; sie wurden durch 600 Geschtze untersttzt. So war die Stellung der streichischen Armee eine beraus starke und vorteilhafte; nur fr
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Extrahierte Personennamen: Georg_V._von_Hannover Georg Georg Friedrich_Karl Friedrich Karl Herwarth_von_Bittenfeld Benedek