287
Schwedische Geschichte.
bade sich der gefährlichen schwedischen adligen Herren entledi-
gen wollte, brach in Schw. der offene Aufstand aus. Gustav
Wasa, der Sohn eines bei jener Metzelei Gefallenen, wurde
nach mannichfacher und wunderbarer Gefahr der Befreier sei-
ner Landsleute und der Gründer einer neuen Königs-
dynastic. Mit dem neuen König wurde das Land luthe-
risch; doch die bischöfliche Verfassung beibehalten. Damals
war übriges S. ein unbedeutendes Reich, dem eine einzige
große deutsche Handelsstadt, Lübeck, mit Glück trotzen
konnte. Norwegen und das südliche Schweden waren da-
mals dänisch; dafür war Finnland schwedisch. Zuerst
wurde das Reich mächtig durch Gustav Adolph, der sich mit
Glück in den 80jährigen Krieg mischte; er starb am 6. (16.)
Nov. 1632 den Heldentod auf deutscher Erde bei Lützen und
gewann seinem Lande deutsche Erde. Im westphälischen
Frieden bekam Schweden den größten und besten Theil von
Pommern, ferner die Stadt Wismar, die Länder Bre-
men und Verden zwischen Weser und Elb-Mündung. Die
Tochter Gustav Adolphs, Christine, ist bekannt durch
ihre Gelahrtheit, ihren llebertritt zur katholischen Kirche und
ihre Thronentsagung. Nach ihr bestieg ein mit den Wasa's
verwandtes deutsches Haus, Pfalz-Zweibrücken, den
Thron und setzte das Eroberungssystem noch glücklicher fort.
Gegen Ende des 17ten Jahrhdts. gehörten zum Reiche ganz
Schweden, Finnland, Ingermannland, Esthland,
Liefland, die vorhin genannten deutschen Lande.
Schweden war eine europäische Großmacht, von
Dänemark, Rußland, Polen zugleich beneidet und gefürchtet.
Als diese drei Feinde gegen den jungen Carl Xii. (1697—
1715) losbrachen, trat dieser im Anfänge wie ein zweiter
Alexander der Große auf; überall war er siegreich und verfolgte
den K. August von Polen, der zugleich Kurfürst von Sachsen
war, bis in das Herz von Deutschland. Aber sein starrer
Eigensinn verdarb Alles. Er verlor i 709, gegen Peter von Ruß-
land, die Schlacht von Pultäwa, lebte dann mehrere Jahre
unter den Türken, die seine Tapferkeit eben so gut als seine
Eisenköpsigkeit erkannten. Unterdessen waren seine Länder von
allen Seiten angefallen. Endlich kehrte C rrl zurück, siel aber
nach einigen Jahren (1718) vor der norwegischen Festung
Friedrichshall. Im Belaufe des i8ten Jahrhdrcs. sank
Schweden, wo hernach das Haus Holstein-Gottorp auf
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
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Extrahierte Personennamen: Gustav
Wasa Gustav Gustav_Adolph Gustav Gustav_Adolphs Gustav Christine Carl_Xii Alexander August Peter_von_Ruß- Pultäwa
Hannover.
403
der Entwickelung der protestantischen Theologie sehr bedeutsam ge-
wesen ist. 7000 E. — Auch Scheppenstädt liegt in dieser
Gegend.
b) In dem schmalen, zackigen von O. nach W. langgedehnten
Streifen zwischen Oberharz und Weser, H. 91. 3. a.,
auf dem Harze viele Berg- und Hüttenwerke. lieber dem erwähn-
ten Neustadt auf dem Burgberge wenige Trümmer der Harzburg,
deren Zerstörung Heinrich Iv. den Sachsen nimmer vergeben konnte.
Bei dem Dorfe Lutter siegte Tilly 1626 über den Dänenkönig
Christian. Gandersheim war ein Reichsstift: Schwester Ros-
witha schrieb dort im I4ten Jh. das Leben Otto's I. und latei-
nische sittsame Komödien. An der Weser Holzminden, eine leb-
hafte, betriebsame Stadt.
c) Das dritte Stück auf dem Unterharze begreift das Für-
stenthum Blankenburg (einst eigene Grafen) und das 1648
erworbene Stift Walkenried. Blankenburg liegt am Abhange
eines Berges, oben ein weißes, blinkendes Schloß. In der Umge-
gend viel schöne Harzpartien: die preußische, vom braunschweigi-
schen Gebiet eingeschloffene Ruine Reinstein (S. 373), die Teu-
felsmauer, besonders im Thale der Bude bei Rübeland 2 merk-
würdige Tropfsteinhöhlen, Baumanns - und B i e l s h ö h l e.
Fürstenthum Oels (S. 371.).
3. Königr. Hannover. Der nächste Stammherr
der herrschenden Linie ist W i l h e l m, der jüngere Sohn Ernst
des Bekenners (S 402.). Die letzte Zeit des 17ten und die
erste des 18len Jhts. war für das Emporkommen derselben
entscheidend. Um 1630 waren nach mannichfacher Theilung
wieder alle Besitzungen in einer Hand, 1692 entstand
durch kaiserliche Gunst ein neues Kurfürstenthum Han-
nover, und 1714 bestieg Kurf. Georg den englischen Thron
(S. 271.). Daß nun die hannoverschen Kurlande mit Eng-
land einen Landesherrn hatten, brachte ihnen freilich man-
chen Nachtheil, in vielen Festlandskriegen suchten Englands
Feinde, welche dem meerumgürteten Albion nicht beikommen
konnten, an Hannover ihr Müthchen zu kühlen. Aber na-
mentlich nach Napoleons Sturze that die siegreiche Großmacht
auch sehr viel für ihre deutschen Länder. Sie erwarb den
Titel eines Königreiches und schöne, fruchtbare Provin-
zen. Jetzt 700 nm. und l3/4 Mill. Einw. (‘/4 Mill. ka-
tholisch). Seitdem in England, wo das salische Gesetz nicht
gilt (S. 27i.), Victoria den Thron bestiegen, hat H. einen
eignen König. König Georg V. Man theilt das Land
jetzt in die Landdrosteien Hannover, Hn., Hildes heim.
Hl., Lüneburg, L., Stade, S., Osnabrück, 0., Au-
26*
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: O. Heinrich_Iv Heinrich Tilly Christian Ernst Georg Napoleons H. Georg_V.
Extrahierte Ortsnamen: Hannover H. Harzburg Sachsen Gandersheim Blankenburg Blankenburg Hannover Englands Napoleons England Hannover Hn Lüneburg Stade Osnabrück
380
Viertes Buch.
erwarben im 13ícn Jh. noch die große und blühende Rhein-
pfalz, theilten sich aber — denn damals galt noch nicht das
Recht der Erstgeburt — in viele Zweige. In der Mitte des
18ten Jhs. gab es noch deren 3. a) Das eigentliche Bayern,
seit dem 30jährigen Kriege ein Kurfürstenthum, d) Kur-
pfalz. c) Pfalz-Zw ei brücken. Bei dem Aussterben
der beiden ersten Linien vereinigte 1799 die dritte die ganze
Ländermasie, damals 800 rnim. In den französischen Krie-
gen und den folgenden Umwälzungen verlor zwar B. Vieles
von dem, was es auf dem linken Rheinufer besessen, den
größten Theil der Pfalz: erwarb aber durch Napoleon, gegen
den es sich jedoch schon vor der Leipziger Schlacht erklärte —
den Königstitel und so viel Gebiet, daß es jetzt 1400 lüm. mit
über 4^/2 Mill. E. hat (% Katholiken, */3 Protestanten).
Jetziger König Maximilian Ii. Das Reich besteht aus 8
Landschaften; wir zählen sie nach dem Alter der Erwerbung auf:
a) Oberbayern, die größte Landschaft, §. 86. 2. 3- b. §. 87.
3. b. c. d. Die Hauptstadt des ganzen Reiches, München, wm
Heinrich dem Löwen gegründet, liegt in flacher, reizloser Gegend
— wie hoch? (S. 317.) — welche indessen doch die Alpenkette zum
Hintergründe hat. M. liegt am linken Jsarufer, gegenüber die
Vorstadt Au. Noch 1816 hatte M. nur 40,000, jetzt mit Au,
114,000 E., und -hat überhaupt dadurch seine ganze Gestalt verän-
dert, daß besonders unter dem vorigen kunstliebenden Monarchen
ganze Stadttheile neu angelegt und viele Prachtbauten aufgeführt
sind. So giebt es neue Kirchen in jedem Baustil: die Pfarrkirche
in der Au im gothischcn, die Allerheiligen-Kapelle im byzantini-
schen, die Ludwigskirche an der breiten, mit lauter großartigen Ge-
bäuden besetzten Ludwigsstraße im italienischen Stil — die Boni-
facius - Kirche bildet die Form der alten Basílica nach. Außerdem
merke den Königsbau, die Pinakothek (Gemäldehaus), die Gly-
ptothek (Statuenhaus), die Feldherrnhalle, Bibliothekgebäude u.
s. w.: in der Nähe der Stadt die colossale Statue der Bavaria,
der Triumph deutscher Bildner- und Gieße-Kunst. Eine Menge
Künstler und Maler halten sich in M., das auch Universitätsstadt ist,
auf. Dem etwas derben, aber treuherzigen Volke wohnt dabei Ge-
schmack für materiellere Genüsse inne: bekannt ist die Vorliebe für das
treffliche bayersche Bier, das jetzt in ganz Deutschland seine Verehrer
hat. — Im W. das Lustschloß Nymphen bürg, 7 M. im Nw.
die Ruine Wittelsbach. Ingolstadt, Festung — an? — Die
Gebirgs- und Seepartien: Kochel-, Walchen-, Ammer-,
Starnberger-, Schlier-, Chiem-, Tegern-See (mit
schönem Lustschlosse tiefer ins Gebirge das Bad Kreuth), über
Berchtesgaden (früher gefürstete Propstei), Königsee, Waz--
mann S. 314. 319. 320. Merke noch an der bayerschen Saale das
Salzwerk Reichenhall, am Inn Mühldorf, wo 1322 Ludwig
der Bayer seinen Gegner Friedrich von Oesterreich besiegte
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Maximilian_Ii Maximilian Heinrich_dem_Löwen Heinrich Ludwig
der_Bayer Ludwig Friedrich_von_Oesterreich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Oberbayern München Boni- M. Deutschland Wittelsbach Ingolstadt Tegern-See Berchtesgaden Königsee
Dresden.
380
von Thüringen und vom Oberlands. Aber 1547 erfolgte
eine große Aenderung. Kurfürst Johann Friedrich der
Großmüthige, ein entschiedener Anhänger der Reforma-
tion, war mit anderen protestantischen Fürsten gegen Carl V.
in den schmalkaldischen Bund getreten — aber geschlagen
und gefangen. Wo? S. 374. Da gab der Kaiser die Kur-
würde und Kurlande dem Haupte der albertinischen Linie,
Hzg. Moritz, seinem Bundesgenossen. Nur wenige Aemter
in Thüringen und im Osterlande blieben den Söhnen des
Gefangenen. Nachdem im 30jährigen Kriege auch die Lau-
sitz erworben, betrug der Kurstaat über 600 □ M. Um
1700 wurde die Kurlinie katholisch, und 2 Kurfürsten waren
zugleich Könige von Polen, nicht eben zu des Stammlandcs
Heil (S. 287.). Im Jahre 1806 war S. mit Preußen gegen
Napoleon verbündet, trat aber dann zu dem Übermächtigen
über und als Königreich dem Rheinbunde bei, ohne ähn-
liche Vergrößerungen wie Bayern u. s. w. zu erhalten. Da
Kg. Friedrich August sich 181s den Verbündeten nicht an-
schloß, wurde sein Land als ein erobertes behandelt und die
Hälfte an Preußen abgetreten (S. 363.). Das K.
Sachsen hat jetzt 270 om., gegen 2 Mill. meist lutherische
E. und umfaßt meist alte Lande der albertinischen Linie im
früheren obersächsischen Kreise. König Friedrich August.
Eintheilung in 4 Kreisdirectionen: Dresden,
Leipzig, Zwickau, Bautzen. Sie sind, wo es nöthig,
bei den einzelnen Städten durch Anfangsbuchstaben bezeichnet.
re) Die Hauptstadt Dresden, 94,000 E., liegt in anmuthkger
Gegend an der Elbe, deren rechtes Ufer von lieblichen Anhöhen be-
gleitet ist. Der größte Theil: Altstadt und Friedrichsstadt
(durch die hier in die Elbe mündende Weißeritz geschieden) auf
dem linken, die kleinere Neustadt auf dem rechten Ufer. Beide
verbindet eine schöne, 550 Ellen lange und 13 Ellen breite Brücke.
Wo die Brücke in die Altstadt übergeht, ist der Glanzpunkt und
die lebendigste Gegend. Hier das im Acußern nicht ausgezeichnete
Schloß: in zu ihm gehörigen Gebäuden befindet sich die Bilder-
galerie, eine der reichsten in Europa (Raphaels Sixtinische Ma-
donna), das grüne Gewölbe, ein Schatz von Edelsteinen, Per-
len , Kostbarkeiten und Seltenheiten aller Art. Unweit des Schlos-
ses steht das neue geschmackvolle Schauspielhaus, die katho-
lische Kirche — nach S. zieht sich an der Elbe die Brühlsche
Terrasse. Dr. hat wegen seiner Lage und Umgebungen den Na-
men des deutschen F.orenz und ist ein Ziel und Durchzugspunkt un-
zähliger Reisender. — In der Nabe das Thal der Weißeritz, der
plauensche Grund genannt, bis Tharand; an der Elbe herauf
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Extrahierte Personennamen: Johann_Friedrich_der
Großmüthige Johann Friedrich Carl_V. Moritz Napoleon Friedrich_August Friedrich August Friedrich_August Friedrich August
258
Drittes Buch.
geahmte Form seiner Kleidung. Feinheit, Artigkeit, wohl-
thuende Gewandtheit, das Alles ist bei diesem Volke zu fin-
den; dabei ein lebhafter Sinn für Ehre und Ruhm. Sie
sind nicht bloß als gelenkige Tanzmeister oder fade Mode-
herrchen (petits maitres) aufgetreten, sondern haben sich un-
zählige Mal als die tapfersten Soldaten bewährt. Fast in
allen Wissenschaften haben sie tüchtige Männer; aber die
Bildung des Volkes ist weit weniger Gemeingut, z. B. kann
fast die Halste weder schreiben noch lesen, wenigstens im S.
nicht, wie denn der Unterschied von N. und S. in vielen
Beziehungen in F. bedeutsam ist. Zu den Schattenseiten
französischen Characters gehört ein gränzenloser Leichtsinn, dem
Ueberrnuth und Grausamkeit nicht fern liegen, sehr verschie-
den von dem Ernste und der Ruhe der Deutschen. Zu vie-
lem hier Gesagten bietet die Geschichte den Beleg.
Zu Römerzeiten hieß das Land Gallia und zwar
transalpina. Wo lag cisalpina? Cäsar, der es um
60 zur Provinz machte, hat seine Kriege und die Sitten der
Gallier selbst beschrieben. In der Völkerwanderung setzte sich
das deutsche Volk-dcr Franken unter Chlodwig hier
fest. Die späteren Frankenkönige erweiterten ihr Reich in
glücklicher Eroberung, und Carl der Große 763 — 814
besaß auch Deutschland bis zur Elbe und Eider, im O. bis
zur Raab, Spanien bis zum Ebro, das Meiste von Italien.
So ward er nicht mit Unrecht 800 in Rom zu Weihnacht
von dem Papste als neuer weströmischer Kaiser begrüßt.
Nach seiner Zeit kam bald der Verfall. Seine 3 Enkel theil-
len 843 zu Verdun das große Reich. Der älteste, Lothar,
bekam die Kaiserwürde, Italien und den ganzen Strich zwi-
schen Rhein auf der einen, Rhone und Maas auf der an-
deren Seite. Man nannte dies von den Alpen bis zur Nord-
see reichende Land nach ihm Lotharingen. Der andere
Sohn, Ludwig, erhielt das eigentliche Deutschland östlich
vom Rhein; der dritte, Carl der Kahle, das eigentliche
Frankreich im W von Maas und Rhone. Jetzt ist also
erst von einem französischen Reiche die Rebe, das im
Anfänge ziemlich unmächtig war. Der Stamm des großen
Carl starb in F. 987 aus; es folgte die Linie der Cape-
tinger bis 13?8, wo Per Seiten;weig Valois für sie
cinlrat. Die französischen Könige hatten sicb nicht bloß ver-
geblich der lotharingischen Erbschaft zu bemächtigen gesucht,
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Extrahierte Personennamen: Cäsar Chlodwig Carl_der_Große Lothar Maas Ludwig Ludwig Carl_der_Kahle Maas Carl
Extrahierte Ortsnamen: Gallia Deutschland Spanien Italien Rom Italien Rhein Deutschland Rhein Frankreich
Das Heilige Römische Reich. Z49
die fehlende Feinheit und Gewandtheit anderer Nationen.
Dabei kann der Deutsche kühn fragen, in welchem Lande
wahre Bildung so allgemein bis in die untersten Volks-
klaffen verbreitet sei?' Welches Volk sich so vieler Erfindun-
gen, so tüchtiger Leistungen auf allen Gebieten des Wissens
rühmen dürfe? Darum nennt auch der französische Gelehrte
Cousin unser Vaterland „ein ernstes, nachdenkliches, durch
Gelehrsamkeit und geschichtliche Kritik klassisches Land," und
noch schöner ist das Lob des Geographen Rougemont:
„vor allen andern Völkern zeichnet sich das deutsche durch
Religiosität, Ernst und Tiefe aus und kann deswegen vor-
zugsweise das christliche genannt werden."
H. 95.
Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation.
Erzähle tiach S. 258., wie der deutsche Völkerbund
der Franken ein Reich gründete, wie dies unter dem groß-
ßen Earl sich weit ausdehnte, wie es 843 unter seine 3
Enkel getheilt ward. Die Nachkommen Ludwigs des
Deutschen, die karolingischen Könige, regierten bis
911; sie hatten das eigentliche Lothringen zu ihrem Reiche
gebracht (S. 258.). Aber die größte Plage waren damals
die verheerenden Einfälle der Ungarn (S. 246.), der Nor-
mannen (S. 286.), der Slaven an der Elbgränze. Die
Herzoge der 5 großen deutschen Stämme, der Franken,
Sachsen, Bayern, Schwaben, Lothringer, wählten
911 den Hz. von Franken, Konrad I., dann 919 dm
Sachsenherzog Heinrich. Mit ihm beginnt die Reihe der
Sächsischen Kaiser bis 1024. Gleich der erste hat
Ungarn und Slaven weggescheucht; sein großer Sohn erwarb
Italien und verband mit deutschem Königthum die römische
Kaiserwürde (S. 199.). Unter den fränkischen oder sa-
lischen Kaisern 1024—1125, erhielt das römische
Reich deutscher Nation seine weiteste Ausdehnung.
Das bedeutende, aus Lothars Erbschaft noch entstandene
Königreich Burgund oder Are lat (S. 266.) wurde ge-
wonnen , und die Westgränze bis zur Rhone und dem Golf
von Lyon erweitert. Die Slaven waren bis über die Oder
hinaus unterworfen, die Länder der deutschen Ritter und der
Schwerdtritter bis zum finnischen Busen hin gehörten zum
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Extrahierte Personennamen: Ernst Ludwigs Konrad_I. Konrad_I. Heinrich Heinrich
417
Belgien.
bensten Natur umschlingen sich hier in den mannigfachsten For-
men und schaffen diesen südlichen Saum der hohen Alpen zu einem
Paradiese um.
Wie heißen die 4 größten Städte der Schweiz? Wie
die Binnencantone? Die Außencantone? Die alten Can-
tone? Die neuen Cantone? Die rein katholischen? Die
rein reformirten? Die gemischten?
Ii. Königreich Belgien, H. 90. 1. a. § 93. 1. a.
(S. 341—343.). Die Lander, welche die Königreiche Bel-
gien und Niederlande ausmachen, kamen nach dem Vertrage
zu Verdun theils an Deutschland, theils an Lotharingen
(S. 258.). Aber später wurde das Ganze deutsches
Reichsgebiet und zerfiel bald in eine Menge von Herzog-
tümern und Grafschaften, an welche noch jetzt die Namen
der Provinzen erinnern. So galt z. B Flandern für
die beste Grafschaft in der Welt. Im 15. Ihdt. war es dem
Hause Burgund gelungen, fast alle diese kleineren Staats-
gebiete unter seinem Herzogshute zu vereinigen. Lies die
schöne Schilderung der Heersolge Hzg. Philipps des Gütigen
in dem Prologe der Schillerschen Jungfrau von Orleans
„-------die das glückliche Brabant bewohnen, die üppigen
Genter, die in Sammt und Seide stolziren, die von See-
land, deren Städte sich reinlich aus dem Meerwasser heben,
die heerdenmelkenden Holländer" u. s. w. Der Sohn Phi-
lipps, Carl der Kühne, siel 1477, ohne Söhne zu hin-
terlassen; seine Tochter brachte die väterlichen Besitzungen
dem österreichischen Erzherzog Maximilian zu. Durch sei-
nen Enkel Carl (S. 177. 355.) wurden sie ein Bestand-
theil der spanischen Monarchie. Unter seinem Sohne
Philipp Ii. brach theils wegen Religionssachen — ein
Theil der Niederlande hielt sich zur Reformation — theils
wegen Eingriffen in die Privilegien der Landschaften und
Städte ein Aufstand aus. Nach langem Kampfe, der eigent-
lich erst 1648 endigte, erkannte Spanien die Unabhängig-
keit der 7 nördlichen Provinzen an. Die südlichen katholisch
gebliebenen, meist das heutige Belgien, blieben als bur-
gundischer Kreis mit dem deutschen Reiche vereint, nur
daß nach dem spanischen Erbfolgekriege 1713 sie österrei-
chisch wurden (S, 177.). In den französisch-napole-
onischen Kriegen wurde Belgien den Franzosen zur Beute,
Daniel's Geographie. 5. Ausl. 27
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Extrahierte Personennamen: Philipps Philipps Carl_der_Kühne Maximilian Maximilian Philipp_Ii Philipp
Extrahierte Ortsnamen: Belgien Schweiz Belgien H. Deutschland Flandern Burgund Niederlande Spanien Belgien Belgien
290
§ 92. Die Skandinavische Halbinsel.
einigen. Nach ihr regierten über ein Jahrhundert lang Unions -k ö n i g e. Aber die drei nordischen Völker, obwohl sich in vieler Hinsicht nahe verwandt, waren durch eine bestimmte Abneigung voneinander geschieden. Namentlich gilt das von den Schweden gegenüber den Dänen und Norwegern. Unter dem grausamen Christian Ii., der 1520 im Stockholmer Blutbade sich der ihm abgeneigten schwedischen Adelshäupter entledigen wollte, brach in Schweden der offene Ausstand aus. Gustav Wasa, der Sohn eines in jener Metzelei Gefallenen, wurde nach mannigfacher Gefahr der Befreier seiner Landsleute und der Gründer einer neuen Königsdynastie. Mit dem neuen König wurde das Land lutherisch, jedoch die bischöfliche Verfassung beibehalten. Damals war Schweden ein unbedeutendes Reich, dem das einzige Lübeck, als Haupt des deutschen Hansabundes, mit Erfolg gebieten konnte. Norwegen und das südliche Schweden waren damals dänisch; dasür war aber Finnland noch schwedisch. Zuerst wurde das Reich mächtig durch G u st a v A d o l f, der mit großem Erfolge in den 30 jährigen Krieg eingriff; er fiel 1632 auf deutscher Erde bei Lützen. Im W e st s ä l i s ch e n Frieden setzte Schweden auf deutschem Boden sich fest; es bekam zwar nicht den größten, aber den fruchtbarsten Teil von Pommern (Vorpommern); ferner die Stadt Wismar, die Gebiete Bremen und Verden zwischen Weser- und Elbmündung. Die Tochter Gustav Adolfs, Christine, ist bekannt durch ihre Gelehrsamkeit, ihre Thronentsagung und ihren Übertritt zur katholischen Kirche. Nach ihr bestieg das mit den Wasas verwandte Wittelsbacher Haus der Herzöge von Pfalz-Zwei-brücken den Thron und setzte die Eroberungen noch glücklicher fort. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts gehörten zum Reiche ganz Schweden, Finnland, Inger mänland, E st land, Livland und die vorhin genannten deutschen Lande. Schweden war eine europäische Großmacht, von Dänemark, Rußland, Polen zugleich beneidet und gefürchtet. Als diese drei Feinde hintereinander gegen den jungen König Karl Xii. losbrachen, begann der zweite N o rd i sch e Krieg (1700—1721). Karl trat im Anfange wie ein zweiter Alexander der Große auf; überall war er siegreich, schlug die Dänen, die Russen, die Polen, und verfolgte den König August den Starken von Polen, der zugleich Kurfürst von Sachsen war, bis nach Deutschland hinein. Aber der Rückschlag folgte bald. Er verlor 1709 gegen Peter den Großen von Rußland die Schlacht von Poltawa [poltawa] und lebte dann mehrere Jahre unter den Türken, die seine Tapferkeit ebensogut wie seme Eisenköpfigkeit erkannten. Unterdessen waren seine Länder von allen Seiten bedroht. Daher kehrte Karl zurück, fiel aber nach einigen Jahren (1718)
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Extrahierte Personennamen: Christian_Ii Gustav_Wasa Gustav Gustav_Adolfs Gustav Adolfs Christine Inger Karl_Xii Karl Karl Alexander August Peter Karl Karl
398
§ 109. Die sächsisch-thüringische Staatengruppe.
die vom Grafen Nikolaus von Zrnzendorf neu belebte Brüder-gemeine (ein Zweig der lutherischen Kirche) den Namen der Herrnhuter führt. Nordwestlich von Bautzen Kamenz, Lesfings Geburtsstadt.
2) Großherzogtum Sachsen-Weimar. Die ernestinischen Fürsten teilten sich nach dem Schlage von 1547 in mehrere Linien; doch vergrößerte sie ihr Gebiet bedeutend durch einen großen Anteil an der Grafschaft Henneberg (fränkischer Kreis), mit deren erloschenem Grafengeschlechte das Haus Sachsen im Erbvertrag gestanden hatte. Die eine Hauptlinie, Weimar, erhielt 1815 die großherzogliche Würde und bedeutende Vergrößerungen. Ihr in drei größeren und vielen kleinen Teilen zerstreut liegendes Gebiet enthält 3600 qkm mit 362 000 meist lutherischen Bewohnern. (Uber die Naturverhältnisse aller ernestinischen Lande §99,2,b. §101,1,3,a,b. §102,l,h.ß.)
a) Im größeren Ostteil an der Ilm und Saale: Weimar in dem gewundenen Tale der Ilm, 29 000 E. Der geschichtliche Ruhm Weimars besteht darin, daß es unter Karl August ein wahrer Musenhof deutscher Dichter war. Wieland, Herder, Schiller, Goethe strahlen vor allem hervor: der Fremde sucht die Erinnerungen an sie auf und tritt mit Ehrerbietung an ihre Grabstätten. Fabrikstadt Apolda. An der S a a l e: Jena, zwischen schroff zum Fluß abfallenden, malerischen Kalkbergen im anmutigen Tale, eine kleine, aber berühmte Universitätsstadt. Schlacht 1806.
b) Im West teil an der Werra und Hörsel: Eisenach, unweit der Thüringischen Pforte (§ 101, 1), an? — 31 000 E. Darüber erhebt sich im S. die W a r t b n r g , lange Zeit die Residenz der thüringischen Landgrafen. Gar manche Erinnerung macht sie außerdem bedeutend. Hier wirkte die fromme wohltätige Elisabeth (§ 107, 11 Ans.), hier war zur Zeit des Landgrafen Hermann von Thüringen der Sammelplatz der größten deutschen Dichter (Sage vom Sängerkriege), hier begann Luther 1521 die Bibelübersetzung. Die Wartburg ist jetzt in ihrer schönen ursprünglichen Gestalt wiederhergestellt.
c) Im Hennebergischen: Ilmenau, in reizender Lage an der Ilm. Etwas südwestlich von Ilmenau der Aussichtspunkt Gickel-hahn mit Aussichtsturm (860 m, höchster Punkt des Grotzherzogtums).
d) Das östliche Stück ist der früher königlich sächsische Neustädter Kreis, welcher die reußischen Lande in zwei Stücke teilt.
3) Herzogtum Sachsen - Koburg - Gotha, 2000 qkm mit
229 000 lutherischen Einwohnern.
a) Im thüringischen (Weser-) Gebiet die Hauptstadt Gotha, zwischen Gärten und anmutigen Spaziergängen, 35 000 E. Das Schloß ans der Höhe ist weithin sichtbar. In der Nähe die neue Sternwarte -Ein Paar Stunden nach Sw. liegt am Rande des Thurtnger Waldes Schnepsenthal, eine Erziehungsanstalt; bei ihr vorbei geht man durch
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
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Extrahierte Personennamen: Nikolaus_von_Zrnzendorf Nikolaus Lesfings Henneberg Karl_August Karl August Wieland Schiller Goethe Hermann_von_Thüringen
§ 110. Die süddeutschen Staaten.
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Das Elsaß, wie das benachbarte Baden von Schwaben (Alemannen) bewohnt, die sich hier Elsässer nannten, kam 870 durch den Vertrag von Mersen an das ostfränkische, d.h. an das Deutsche Reich und gehörte zum Herzogtum Schwaben bis zu dessen Auflösung (1268). Unter dem Titel einer Landgraffchast zerfiel das Elsaß im späteren Mittelalter in viele kleine Gebiete geistlicher und weltlicher Herren, neben welchen zwölf Städte sich aus dem Verbände der Landgraffchast herauslösten und reichsunmittelbar wurden. Der Westfälische Friede von 1648 machte das Elsaß zu einer französischen Provinz; nur die darin eingeschlossenen Reichsstädte sollten deutsch bleiben, doch auch diese entriß uns 1681 König Ludwig Xiv. von Frankreich.
Was wir jetzt noch Lothringen nennen, das Land an der oberen Maas und Mosel, war bis 1735 ein deutsches Herzogtum, der südliche Rest des bis in die Niederlande ehemals sich erstreckenden gleichnamigen Herzogtums Lothringen. Die Franzosen, die sich 1735 auch dieses Reichs-fand abtreten ließen, hatten die darin eingeschlossenen wichtigen drei Bistümer (Metz, Toul und Verdun) bereits seit 1552 in Händen.
Elsaß (jedoch ohne die Grenzfestung Belfort) und Deutsch-Lothringen ist infolge des siegreichen Feldzuges von 1870/71 für Deutschland zurück-erobert, und seit dem diese Erwerbung besiegelnden Frieden von Frank-furt a. M. (10. Mai 1871) zieht die deutsche Reichsgrenze wieder auf der Kammhöhe des Wasgau, ist die Festung Metz nicht mehr das gefahrdrohende Ausfallstor Frankreichs gegen Deutschland, sondern Deutschlands starke Friedenswehr gegen den welschen Nachbar.
Das Land (§ 98,2, a. § 100,2) ist ähnlich einer preußischen Provinz m Bezirke eingeteilt, die wieder in Kreise zerlegt sind. Oberhaupt der Verwaltung ist der kaiserliche Statthalter in Straßburg.
624 gegründeten Benediktinerstifts, i
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urg an der Lauter; ehemals Sitz eines >n dem Otsried, der Dichter des
althochdeutschen „K-tst". lebte. «Km gen »iriv. w° di7luw°n
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TM Hauptwörter (200): [T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T118: [Karl Ludwig Reich Sohn Lothar König Lothringen Frankreich Herzog Tod], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit]]
Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xiv Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Schwaben Deutsche_Reich Herzogtum_Schwaben Frankreich Niederlande Lothringen Verdun Belfort Deutschland Frank-furt_a._M. Frankreichs Deutschland Deutschlands Straßburg