34 ;
nahm die Festung Jülich weg. Nun gingen den Erben
über den Plan des Kaisers die Augen auf. Schnell ver-
trugen sie sich., regierten vorläufig gemeinschaftlich die
Länder und zwangen den Kaiser, zu weichen. Kaum war
dieser entfernt, als der Zank abermals begann. Alle güt-
lichen Plane zur Ausgleichung wurden verworfen; end-
lich gefiel nur der Vorschlag, daß der junge Pfalzgraf
eine Tochter unsers Ehurfürsten heirathen sollte. Man
versammelte sich in Düsseldorf, denn hier wollte man
das Werk zu Stande bringen. Mit der Heirath war
man'allgemein zufrieden, aber die Mitgift war ein Stein
des'anstoßes. Der Reuburger verlangte die clevische
Erbschaft; der Churfürst aber wollte auch nicht ein Dorf
abtreten. Einst, beim Mittagsmahle, führte der Zufall
da.s Gespräch auf diese Angelegenheit. Man hatte schon
sehr stark dem Weine zugcsprochen, darum wußte der
Verstand so recht nicht mehr, was die Zunge sprach.
Der Neuburger gebrauchte unziemliche Reden, der Chur-
fürst crwiederte sie in gleichem Maße, und so gerieth
es am Ende so weit, daß Johann Sigismund dem
Pfalzgrafen öffentlich eine Ohrfeige gab. Wüthend
eilte dieser fort und reifete in seine Staaten. Dann
ging er zur katholischen Kirche über und verbün-
dete sich mit dieser Parthei und den Spaniern, die
auch bald darauf in die clevischen Länder sielen. Der
Churfürst wurde besorgt, ob er diesen Feinden allein
die Spitze bieten könne. Darum verband er sich mit
den damals so kriegerischen Holländern, die ihm ein
Heer stellten und 100,000 Gulden liehen. Jeder glaubte,
daß der Krieg augenblicklich losbrechen werde: da ver-
mittelten einige andere Fürsten die Sache, und zu Tan-
ten kam es zu einem Vergleiche, nach welchem Bran-
denburg die Länder Cleve, Mark und Ravensberg, Neu-
burg aber Jülich und Berg erhielt. Und fast um die-
selbe Zeit siel auch das Herzogthum Preußen an unser
Vaterland. Der blödsinnige Herzog starb 1618. Durch
alle diese Lander wuchs der Umfang des Staats auf
1444 s^Meilen. Aber diese Vergrößerungen brachte
dem Innern kein großes Heil. Die Kriegsrüstungen
kosteten viel Geld, und der Unterthan mußte mit Ab-
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Extrahierte Personennamen: Johann_Sigismund Johann
36
und dazu stahlen sie noch Alles, was ihnen in die
Hände siel. Großes Unglück kam über das brandenbur-
gische Volk, so daß selbst der Churfürst klagend an den
Kaiser schrieb: „Mancher Kreis muß monatlich 25000
Thaler bezahlen; die Felder liegen unbebaut, weil man
den Bauern Pferde und Spannvieh nimmt; viele 100
Häuser sind verlassen, weil die Menschen wegen Armuth
und Bedrückungen entfliehen."— Aber es war nicht an
Erleichterung zu denken, und die Noth wurde noch grö-
ßer, als der Kaiser 1629 befahl, daß die evangelische
Lehre in keinem Lande fortan mehr geduldet, und alles
eingezogene Kirchengut herausgeaeben werden sollte.
Welchen Wirrwarr mußte die Ausführung dieses Befehls
in unserm Vaterlande erzeugen! Doch ehe er zur Aus-
führung kam, änderte sich die ganze Sache.
Der Kaiser hatte den edlen und muthvollen König
von Schweden, Gustav Adolph, auf vielfache Weise ge-
kränkt. Gustav Adolph, selbst evangelisch, hatte sich sei-
ner Glaubensgenossen in Deutschland angenommen und
den Kaiser gebeten, nicht so hart mit ihnen umzu-
gehen. Aber diese Bitten wurden in Wien verächtlich
zurückgewiesen, ja, die kaiserlichen Generale Lilly
und Wallenstein beleidigten den Schweden absichtlich.
Man nannte ihn spöttisch „den Schneekönig" und
„das kleine Feindel," und Alle schienen es darauf ange-
legt zu haben, ihn herauszufordern. Das war mehr,
als Gustav Adolph ertragen konnte. Er sammelte ein
Heer, bestellte in Stockholm sein Haus, nahm Abschied
von seinem Reiche und den Seinigen, als Einer, der ah-
net, er sehe Niemanden wieder, und segelte mit 15000
Kriegern muthig nach Deutschland. Am 4. Juli 1630
landete er aufder Insel Rügen. Da stand nun derheld
mit seinem Häuflein auf deutscher Erde, und vieler Her-
zen hofften durch ihn Erlösung. Rasch drang er in Pom-
mern ein und dachte, die deutschen evangelischen Fürsten
würden ihn jauchzend aufnehmen. Aber die Furcht vor
des Kaisers großer Gewalt hielt Alle ab. Als der König
dies merkte, beschloß er, mit dem Schwerte in der Hand
die Fürsten zum Bündnisse zu bringen und sich auf diese
Art den Weg zu bahnen. Unaufhörlich schritt er vor.
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Extrahierte Personennamen: Gustav_Adolph Gustav Gustav_Adolph Gustav Lilly Gustav_Adolph Gustav
Extrahierte Ortsnamen: Schweden Deutschland Wien Stockholm Deutschland
33
llche Nachricht an, mit Thranen in den Augen hob er die
Hände gen Himmel und rief: „Ich will dich rächen,
unglückliche Stadt, daß die Welt davon erzählen soll."
Unser Churfürst wollte aber jetzt seine Festungen wieder
haben, weil Magdeburg doch nun verloren sei. Zornig
brausete Gustav Adolph auf, im Fluge ging's zurück,
und nach wenigen Tagen standen die schwedischen Kano-
nen vor Berlin, jeden Augenblick bereit, Alles in Grund
und Boden zu schießen. Unter solchen Umständen galt
kein langes Bedenken. Man ergab sich abermals den
Schweden, und schloß mit ihnen ein förmliches Bündniß.
Lilly hatte nach Magdeburg's Zerstörung seine Au-
gen auf das schöne Sachsenland geworfen und dem säch-
sischen Churfürsten entbieten lassen, er müsse die kaiserliche
Armee in sein Land aufnehmen. Der Churfürst antwor-
tete indeß: „Ich sehe wohl, Lilly will das langgesparte
sächsische Brot jetzt auftischen; man pflegt dabei aber auch
so mancherlei Hartgebackenes aufzutragen, das schwer zu
beißen ist, und er sehe sich vor, daß er sich nicht die Zähne
daran ausbeißt." Dann sandte der Sachsensürft nach
dem früher verschmäheten Könige von Schweden und bat
um Hülfe. Der edelmüthige Gustav Adolph gedachte der
geschehenen Beleidigungen nicht und eilte schnell nach
Sachsen. Hier vereinigte er sich mit den sächsischen
Truppen und ging nun auf Lilly los. Bei Breitenfelde,
unweit Leipzig, trafen die Heere auf einander. Lilly,
der noch am Morgen von sich rühmte, in 35 Schlachten
nicht besiegt zu sein, wurde schrecklich geschlagen und
mußte schimpflich nach Baiern fliehen. f Gustav Adolph
durchzog aber im Fluge Franken, die Länder am Rheine
und das Baierland und schlug überall die Truppen des
Kaisers zurück. Dieser sah trostlos umher, woher er
Hülfe nehmen möge, doch Niemand rührte sich. Endlich
stand ein einzelner Mann auf. Wallenstein, der sammelte
ein großes Heer und traf nach vielen Hin- und Herzügen
bei Lützen mit den Schweden zusammen. Diese siegten,
aber Gustav Adolph verlor in dieser Schlacht
sein Leben. Siegend hatte er nämlich mit seinem
rechten Flügel die Feinde vor sich hergetrieben, da hörte
er, daß sein linker Flügel weiche. Um dort Hülfe zu
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Extrahierte Personennamen: Gustav_Adolph Gustav Lilly Gustav_Adolph Gustav Lilly Gustav_Adolph Gustav Gustav_Adolph Gustav
40
erfassen und die Regierung eines Reichs übernehmen,
das einer Wüste glich. In Berlin waren kaum 300
Einwohner, in den Provinzen lagen Schutthaufen an
Schutthaufen, und der Acker war seit Jahren nicht mehr
bebaut. Einwohner fanden sich entweder gar nicht mehr,
oder doch nur sehr wenig, und dann waren sie bettelarm.
Die Regierung über dies unglückliche Land hatte Georg
Wilhelm seinem Minister Graf Adam zu Schwarzenberg
überlassen, von dem man glaubte, daß er ein Verräther
sei und das Land zum eignen Vortheile bis auf's Blut
aussauge. Die wenigen brandenburgischen Soldaten
standen im Dienste des Kaisers, so daß auf ihre Treue
nicht zu rechnen war. Wenn der junge Churfürst bei
einem solchen Elende verzagt geworden wäre, wahrlich,
man hatte es ihm nicht verdenken können. Aber in dem
jungen Fürsten arbeitete eine Kraft, die Großes auszu-
führen vermochte, und ein Muth, der sich nicht leicht
niederbeugen ließ. Darum ergriff er kräftig die Regie-
rung und suchte nach und nach alles Unglück zu überwin-
den. Zuerst schloß er mit den Schweden Frieden, damit
das Land Ruhe erhalte. Die feindlichen Kriegsvölker
räumten Städte und Dörfer, und so war Friedrich Wil-
helm doch Herr seines Reichs. Darauf wollte er den
Minister Schwarzenberg strafen. Doch den traf des
Himmels Hand; er starb schon im Jahre 1641. Nun
war noch das Heer umzuformen. Es wurde ganz auf-
gelöset und vorläufig 2000 Soldaten genommen, auf
welche der Churfürst sich verlassen konnte. Das schwerste
Geschäft blieb aber dem jungen Regenten noch übrig,
nämlich, dem Lande im Innern aufzuhelfen. Im Jahr
1643 bereisete er die Provinzen, und sah nun mit eige-
nen Augen das gräßliche Elend. Freundlich munterte
er die wenigen Einwohner auf, sich wieder Häuser zu
bauen und den Acker zu bestellen. Er schickte den Land-
leuten Saatkorn, Vieh und Holz, und die armen Men-
schen, durch solche Unterstützung ermuthigt, griffen die
Arbeit freudig an. Dann zog er aus dem Bremischen,
Holländischen, ja sogar aus der Schweiz Einwohner in
sein verödetes Land, die sich in demselben niederließen
und fleißig an's Werk gingen, um Dörfer anzulegen
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Extrahierte Personennamen: Georg
Wilhelm Wilhelm Graf_Adam_zu_Schwarzenberg Friedrich_Wil- Friedrich Schwarzenberg
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Schweden Holländischen
42
Der König Karl Gustav von Schweden und der
König von Polen waren mit einander in Krieg gerathen.
Die Streitsache selbst ging unsern Churfürsten nichts
an, aber sein Preußen lag dem Kriegsschauplätze sehr
nahe, und Polen war sein Lehnsherr, so daß Friedrich
Wilhelm voraussah, er werde in das Kriegsgetüm-
met hineingerathen. Nun wollte er aber nicht ein
Spielball Anderer sein, wie sein Vater gewesen war,
sondern nach seinem Dafürhalten handeln. Darum ver-
band er sich rasch mit den mächtigen Schweden, trotz
alles Tobens und Schimpfens des Polenkvnigs, zog mit
ihnen gen Warschau und errang hier einen glänzenden
Sieg über' das Polenheer. Der König von Schweden
mußte selbst sagen, daß dieser Sieg hauptsächlich durch
unsern Churfürsten und die Brandenburger errungen
sei. Für solchen Beistand, und damit Friedrich Wilhelm
noch ferner mit ihm halte, bewilligte Karl Gustav, daß
dem Hause Brandenburg das Herzogthum Preußen frei
und unabhängig gehöre, und jegliche Lehnsherr-
schast darüber aufhöre. Und als es im Laufe des Krie-
ges dahin kam, daß Brandenburg sich von den Schweden
lossagte und mit den Polen hielt, bestätigte auch dieses
Reich jene Bestimmung. Nur wollten sich manche un-
ruhige Köpfe unter den preußischen Landständen nicht
darein fügen. Sie fürchteten vielleicht des Churfürsten
kräftige Regentenhand und verloren überdies so manchen
heillosen Schutz, den sie bei Widerspenstigkeit und Unge-
horsam bei den Polen gefunden hatten. Durch Freund-
lichkeit und Güte gewann Friedrich Wilhelm Viele der
Widersprecher. Nur der Oberst von Kalkstein und der
Bürgermeister Rhode beharrten in starrem Widerstreben.
Der Erste eilte sogar nach Warschau, legte falsche Pa-
piere vor und wiegelte den König von Polen sammt den
Großen auf, sie sollten die Unabhängigkeitserklärung
des preußischen Herzogthums zurücknehmen. Dies Wort
gefiel dort Allen. Streng redete unser Churfürst gegen
solche Aufwiegelungen, man hörte nicht darauf. Da
ließ Friedrich Wilhelm heimlich den Kalkstein gefangen
nehmen, ihn nach Memel bringen und hier als Rebellen
enthaupten. Der Bürgermeister Rhode starb im Ge-
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Extrahierte Personennamen: Karl_Gustav_von_Schweden Karl Gustav Friedrich
Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Karl_Gustav Karl Gustav Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Rhode
44
züchtigen. Diese aber merkten sehr wohl,'daß der bran-
denburgische Churfürst ihr gefährlichster Feind sei, da
er Weisheit mit Heldenmuth verbinde. Um nun seiner
los zu worden, ersannen sie den Anschlag, die Schweden
zu einem Einfalle in Brandenburg aufzureizen. Nur
zu gut gelang der schändliche Plan. Mitten im Frieden
sielen im Jahre 1674 ohne alle Kriegserklärung 16,000
Mann Schweden unter dem General Wrangel von
Pommern aus in unser Vaterland. Sie nahmen dasselbe
in wenig Tagen in Besitz, denn die Wehr des Landes
stand sammt dem Fürsten am Rheine gegen die Fran-
zosen. Zwar versammelte sich das Landvolk zu den
Fahnen, welchen man in treuer Einfalt die Inschrift
gegeben hatte: „Wir sind Bauern von geringem Gut
und dienen stnserm Churfürsten mit Leib und Blut;"
aber die Redlichen vermochten den schwedischen Schaaren
nicht zu widerstehen. Die Feinde behielten die Ober-
hand und hauseten so im Lande, daß es ein Gräuel
war. Sie plünderten, raubten, mordeten, sengten und
brennten. Selbst die Gotteshäuser verschonte man nicht,
und den Todten ließ man im Grabe nicht Ruhe. Tau-
sende unserer Mitbürger geriethen in's Elend; Tausende
flohen in die benachbarten Länder, um nur den Martern
der Barbaren zu entrinnen. Dazu verbreiteten die Feinde
die Nachricht, der Churfürst sei tobt, und nirgends Hülfe
zu erwarten. Das ganze Land werde an Schweden
fallen. — Das war eine schwere Zeit für das Land und
das Volk, dem so auch die letzte Hoffnung auf seinen
edlen Fürsten schwand.
Friedrich Wilhelm war gerade in der Mitte seines
braven Heeres, als er den Brief des Statthalters der
Mark erhielt, der ihm die Treulosigkeit und die Grau-
samkeit der Schweden meldete. Er erzählte die Sache
seinen Kriegern und fetzte heiler hinzu: „Das soll dem
Feinde Pommern kosten. Verwüstet man mir meine
Lande, so werde ich mein Leben daran setzen, die Schänd-
lichen zu bestrafen, und Gott wird mir helfen." —
Dieser Vorsatz war leichter gesagt, als ausgeführt; denn
Friedrich Wilhelm hatte nur ein Häuflein Krieger gegen
die schwedischen Schaaren, und diese standen noch vom
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
12
Euch nur dann zu geben, wenn Ihr mal in der größten
Noth wäret. Ich verwahrte es hier an diesem sichern
Orte; nehmt es jetzt hin, es wird auslangen." Gerührt
nahm Otto den Schatz und lösete sich.
Sechste Erzählung.
Won Waldemar, dem letzten Anhaltiner.
Letzte, welcher aus dieser Fürstenfamilie über unser
Vaterland regierte, war Waldemar. Er ist uns zuerst
wegen seiner Kriege merkwürdig, denn hierin hat er sich
so groß und stark bewiesen, wie keiner der Regenten vor
ihm. In dem ersten Kampfe focht er gegen den Herzog
von Polen und den deutschen Ritterorden, welche beide
so stark waren, daß jeder Einzelne einen brandenburgi-
schen Markgrafen hätte bezwingen können. Trotz ihrer
Stärke konnten sie dennoch nichts gegen Waldemar aus-
richten, und im Frieden bekam er noch eine große Summe
Geldes, damit er nur einige Ansprüche auf streitige Be-
sitzungen aufgab.
Bedeutender war der zweite Krieg. Waldemar
hatte der Stadt Stralsund in Pommern gegen den Für-
sten von Rügen beigestanden und die Feinde mit starker
Hand abgewehrt. Darüber war der rügensche Fürst
höchlich ergrimmt und brachte nun viele Könige und
Fürsten gegen den Markgrafen von Brandenburg auf,
die sich Vornahmen, Waldemar zu vernichten. Das nor-
dische Bündniß entstand. Dazu gehörten die Könige von
Polen, Schweden, Dänemark und fast alle benachbarten
Fürsten und Herzoge, ihrer über zwölf an der Zahl. In
solcher Gefahr Muth zu behalten, war nicht leicht. Wal-
demar zagte aber nicht. Er war schnell gerüstet und
überfiel nun einen nach dem andern von seinen Feinden,
bevor sie gegen ihn recht aufkommen konnten. Und als
nun Hunger und Elend in ihren Heeren einriß, schlos-
sen sie gern mit dem Markgrafen Frieden, in welchem
er auch nicht einen Fuß breit Land verlor, so daß alle
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Otto Waldemar Waldemar Waldemar
18
währte noch lange fort, und noch länger das dadurch an.
gerichtete Elend, welches durch die Pest vermehrt wurde,
die tausende von Menschen wegraffte.
Der Markgraf Ludwig aber, der Negierungssorgen
müde, legte die Regierung nieder, die seine Brüder
Ludwig der Zweite und Otto der Faule übernahmen.
Don Ludwig ist nur zu erzählen, daß er der erste Fürst
Brandenburgs war, der nach einem Gesetze des deutschen
Kaisers Karl des Vierten den Titel Churfürft erhielt,
und also pon 1356 an die Regenten unsers Vaterlandes
nicht mehr Markgrafen, sondern Churfsirsten von
Brandenburg hießen. Für das Land hat Ludwig
wenig gethan. Noch weniger aber Otto der Faule.
Das war ein sehr schlechter Fürst. Er führte das laster-
hafteste Leben, war entsetzlich faul, erpreßte von den
Unterthanen, was er nur konnte und lebte dann davon
herrlich und in Freuden. Das arme Land gerieth in
unaussprechliches Unglück. Der Kaiser Karl der Vierte,
der schon früher mit den beiden Brüdern einen Vergleich
abgeschlossen hatte, daß, wenn sie kinderlos sterben soll-
ten, das ganze Ehurfürstenthum ihm zufalle, konnte eine
solche schlechte Regierung nicht länger ruhig ansehen.
Er beredete den Otto, ihm gegen ein Jahrgehalt das
Land abzutreten. Otto.willigte ein und übergab im
Jahre 1373 sein ganzes Reich dem Kaiser. So war
also auch das baiersche Fürstenhaus in Brandenburg zu
Ende. Aber wie sah es jetzt darin aus! Verloren waren
viele Provinzen, und nur die Altmark, Mittelmark,
Neumark, Ukermark und Priegnitz mehr da. Verödet
standen Acker und Fluren, zerstört waren viele Städte
und Dörfer, arm und zerlumpt gingen die Einwohner
einher. Auf den Landstraßen hausete das vornehme
Raubgesindel und das gemeine Räubervolk. Niemand
war seines Lebens und seines Eigenthumes sicher. Unser
Vaterland war in den fünfzig Jahren unter den baier-
schen Fürsten ein Land des Jammers geworden.
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Ludwig Otto Ludwig Ludwig Karl Karl Ludwig Ludwig Otto Karl Karl Otto Neumark
24
Laster, welches man nicht mit frecher Stirn übte. Ein
solches Land hatte sich Friedrich erkauft und zugleich mit
demselben viele Sorgen und viele Unruhen. Während
seiner 25jährigen Regierung that er nun, was er konnte,
um das Elend zu mildern. Er gab strenge Gesetze gegen
die schrecklichen Laster und Ungerechtigkeiten, die im
Lande herrschten. Der Adel durfte nicht mehr rauben,
der Handel wurde lebhafter, die Städte erholten sich,
und der Landmann bebaute wieder den Acker. Aber es
währte eine lange Zeit, ehe unser Vaterland zu der
Blüthe kam, die es 100 Jahre frühet schon hatte. Denn
nicht so schnell erhebt sich unter einer guten Negierung
ein Reich wieder, als es unter einer schlechten sinkt.
Und vortheilhaft war es obendrein für das Land nicht,
daß Friedrich durch seine Freundschaft so sehr an den
Kaiser gefesselt wurde. Dieser gebrauchte ihn bei allen
wichtigen Unternehmungen, ernannte ihn zum Oberan-
führer der kaiserlichen Heere gegen die Hussiten in
Böhmen und suchte in Friedrich seine kräftigste Stütze.
Darum mußte unser Churfürst oft abwesend sein und
konnte sich nicht viel um sein eigenes Land bekümmern.
Nur das ist von ihm noch merkenswerth, daß er den
Nachbarn die genommene Altmark, Ukermark und Prieg-
nitz abnahm und diese Länder mit dem Churfürstenthums
wieder vereinigte. Dies war bei Friedrichs Tode im
Jahre 1410 — 381 Quellen groß.
Friedrich Ii., genannt Eisenzahn oder mit den
eisernen Zähnen, folgte seinem Vater als Churfürst. Er
hat 30 Jahr lang sehr gut regiert, denn er war ein
gerechter und frommer Fürst. Und da diese beiden Tu-
genden den Höchsten, wie den Niedrigsten im Volke
zieren, so sagen wir mit Recht: Wohl dem Lande,
dessen Regent gerecht und fromm ist. Damit nun Je-
dem in unserm Vaterlande sein Recht würde, so errich-
tete der Churfürft ein Landgericht, welches sich alle
Mittwoch vor der Schloßbrücke zu Tangermünde ver-
sammelte. Hier konnte Jeder seine Klagen anbringen,
und er wurde gehört Aber sich selbst durch eigene Faust
gewaltsam Recht verschaffen, litt der Churfurst nicht.
Und als einst Berlin und Cöln, welches damals noch
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrichs Friedrich_Ii Friedrich
30
den Herzog fallen sollten. Bei weitem wichtiger war das
Miterbrecht auf das Herzogthum Preußen. Hier bestieg
ein brandenburgischer Prinz aus der fränkischen Fürsten-
linie den Herzogsthron. Es war ein sehr glücklicher
Einfall von einem Minister unsers Churfürften, das
Recht zu erwerben, daß beim Aussterben der herzoglichen
Familie in Preußen dies Reich ganz an Brandenburg
komme. Zwar hielt es schwer, sich dies Recht zu ver-
schaffen. Der König von Polen, der Lehnsherr von Preu-
ßen war, und noch mehr die polnischen Reichsstände wi-
derstrebten. Erst nach mannichfachen Bestechungen sah
Joachim seinen Wunsch erfüllt und sich zum Miterben
erklärt. Und die gnädig fürsorgende Hand Gottes fügte
es, daß unser Land sowohl durch diesen, als durch jenen
Vertrag in der Folge Provinzen erhielt, die den Staat
sehr vergrößerten.
Von der Regierung dieses Fürsten ist jedoch weniger
zu rühmen. Er kannte keine Sparsamkeit, liebte die
Pracht und führte gern große Bauten aus. Schlechte
Menschen, die um ihn waren, mißbrauchten seine Güte
und verschwendeten viel Geld. Sogeschah es denn, daß,
um der Geldnoth abzuhelfen, neue Abgaben vom Lande
gefordert wurden und dessenungeachtet über 2% Mill.
Thlr. Schulden blieben.
Fünfzehnte Erzählung.
Das Merkwürdigste aus der Regierung der Churfürsten
Johann Georg und Joachim Friedrich.
^er Churfürst Johann Georg hatte ganz andere Grund-
sätze, als sein Vater. Er war sehr sparsam, hielt Pracht
und Aufwand für hassenswerthe Dinge und machte erst
dann Ausgaben für Bauten und andere nützliche Unter-
'nehmungen, wenn er dazu Geld hatte. Darum fing er
auch gleich bei seiner Thronbesteigung eine andere Regie-
rungsweise, als die vorige, an. Die treulosen Diener
seines Vaters bestrafte er sehr hart. Die unnützen Aus-
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Joachim Johann_Georg Johann Joachim_Friedrich Friedrich Johann_Georg Johann