Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 34

1834 - Minden : Eßmann
34 ; nahm die Festung Jülich weg. Nun gingen den Erben über den Plan des Kaisers die Augen auf. Schnell ver- trugen sie sich., regierten vorläufig gemeinschaftlich die Länder und zwangen den Kaiser, zu weichen. Kaum war dieser entfernt, als der Zank abermals begann. Alle güt- lichen Plane zur Ausgleichung wurden verworfen; end- lich gefiel nur der Vorschlag, daß der junge Pfalzgraf eine Tochter unsers Ehurfürsten heirathen sollte. Man versammelte sich in Düsseldorf, denn hier wollte man das Werk zu Stande bringen. Mit der Heirath war man'allgemein zufrieden, aber die Mitgift war ein Stein des'anstoßes. Der Reuburger verlangte die clevische Erbschaft; der Churfürst aber wollte auch nicht ein Dorf abtreten. Einst, beim Mittagsmahle, führte der Zufall da.s Gespräch auf diese Angelegenheit. Man hatte schon sehr stark dem Weine zugcsprochen, darum wußte der Verstand so recht nicht mehr, was die Zunge sprach. Der Neuburger gebrauchte unziemliche Reden, der Chur- fürst crwiederte sie in gleichem Maße, und so gerieth es am Ende so weit, daß Johann Sigismund dem Pfalzgrafen öffentlich eine Ohrfeige gab. Wüthend eilte dieser fort und reifete in seine Staaten. Dann ging er zur katholischen Kirche über und verbün- dete sich mit dieser Parthei und den Spaniern, die auch bald darauf in die clevischen Länder sielen. Der Churfürst wurde besorgt, ob er diesen Feinden allein die Spitze bieten könne. Darum verband er sich mit den damals so kriegerischen Holländern, die ihm ein Heer stellten und 100,000 Gulden liehen. Jeder glaubte, daß der Krieg augenblicklich losbrechen werde: da ver- mittelten einige andere Fürsten die Sache, und zu Tan- ten kam es zu einem Vergleiche, nach welchem Bran- denburg die Länder Cleve, Mark und Ravensberg, Neu- burg aber Jülich und Berg erhielt. Und fast um die- selbe Zeit siel auch das Herzogthum Preußen an unser Vaterland. Der blödsinnige Herzog starb 1618. Durch alle diese Lander wuchs der Umfang des Staats auf 1444 s^Meilen. Aber diese Vergrößerungen brachte dem Innern kein großes Heil. Die Kriegsrüstungen kosteten viel Geld, und der Unterthan mußte mit Ab-

2. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 36

1834 - Minden : Eßmann
36 und dazu stahlen sie noch Alles, was ihnen in die Hände siel. Großes Unglück kam über das brandenbur- gische Volk, so daß selbst der Churfürst klagend an den Kaiser schrieb: „Mancher Kreis muß monatlich 25000 Thaler bezahlen; die Felder liegen unbebaut, weil man den Bauern Pferde und Spannvieh nimmt; viele 100 Häuser sind verlassen, weil die Menschen wegen Armuth und Bedrückungen entfliehen."— Aber es war nicht an Erleichterung zu denken, und die Noth wurde noch grö- ßer, als der Kaiser 1629 befahl, daß die evangelische Lehre in keinem Lande fortan mehr geduldet, und alles eingezogene Kirchengut herausgeaeben werden sollte. Welchen Wirrwarr mußte die Ausführung dieses Befehls in unserm Vaterlande erzeugen! Doch ehe er zur Aus- führung kam, änderte sich die ganze Sache. Der Kaiser hatte den edlen und muthvollen König von Schweden, Gustav Adolph, auf vielfache Weise ge- kränkt. Gustav Adolph, selbst evangelisch, hatte sich sei- ner Glaubensgenossen in Deutschland angenommen und den Kaiser gebeten, nicht so hart mit ihnen umzu- gehen. Aber diese Bitten wurden in Wien verächtlich zurückgewiesen, ja, die kaiserlichen Generale Lilly und Wallenstein beleidigten den Schweden absichtlich. Man nannte ihn spöttisch „den Schneekönig" und „das kleine Feindel," und Alle schienen es darauf ange- legt zu haben, ihn herauszufordern. Das war mehr, als Gustav Adolph ertragen konnte. Er sammelte ein Heer, bestellte in Stockholm sein Haus, nahm Abschied von seinem Reiche und den Seinigen, als Einer, der ah- net, er sehe Niemanden wieder, und segelte mit 15000 Kriegern muthig nach Deutschland. Am 4. Juli 1630 landete er aufder Insel Rügen. Da stand nun derheld mit seinem Häuflein auf deutscher Erde, und vieler Her- zen hofften durch ihn Erlösung. Rasch drang er in Pom- mern ein und dachte, die deutschen evangelischen Fürsten würden ihn jauchzend aufnehmen. Aber die Furcht vor des Kaisers großer Gewalt hielt Alle ab. Als der König dies merkte, beschloß er, mit dem Schwerte in der Hand die Fürsten zum Bündnisse zu bringen und sich auf diese Art den Weg zu bahnen. Unaufhörlich schritt er vor.

3. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 38

1834 - Minden : Eßmann
33 llche Nachricht an, mit Thranen in den Augen hob er die Hände gen Himmel und rief: „Ich will dich rächen, unglückliche Stadt, daß die Welt davon erzählen soll." Unser Churfürst wollte aber jetzt seine Festungen wieder haben, weil Magdeburg doch nun verloren sei. Zornig brausete Gustav Adolph auf, im Fluge ging's zurück, und nach wenigen Tagen standen die schwedischen Kano- nen vor Berlin, jeden Augenblick bereit, Alles in Grund und Boden zu schießen. Unter solchen Umständen galt kein langes Bedenken. Man ergab sich abermals den Schweden, und schloß mit ihnen ein förmliches Bündniß. Lilly hatte nach Magdeburg's Zerstörung seine Au- gen auf das schöne Sachsenland geworfen und dem säch- sischen Churfürsten entbieten lassen, er müsse die kaiserliche Armee in sein Land aufnehmen. Der Churfürst antwor- tete indeß: „Ich sehe wohl, Lilly will das langgesparte sächsische Brot jetzt auftischen; man pflegt dabei aber auch so mancherlei Hartgebackenes aufzutragen, das schwer zu beißen ist, und er sehe sich vor, daß er sich nicht die Zähne daran ausbeißt." Dann sandte der Sachsensürft nach dem früher verschmäheten Könige von Schweden und bat um Hülfe. Der edelmüthige Gustav Adolph gedachte der geschehenen Beleidigungen nicht und eilte schnell nach Sachsen. Hier vereinigte er sich mit den sächsischen Truppen und ging nun auf Lilly los. Bei Breitenfelde, unweit Leipzig, trafen die Heere auf einander. Lilly, der noch am Morgen von sich rühmte, in 35 Schlachten nicht besiegt zu sein, wurde schrecklich geschlagen und mußte schimpflich nach Baiern fliehen. f Gustav Adolph durchzog aber im Fluge Franken, die Länder am Rheine und das Baierland und schlug überall die Truppen des Kaisers zurück. Dieser sah trostlos umher, woher er Hülfe nehmen möge, doch Niemand rührte sich. Endlich stand ein einzelner Mann auf. Wallenstein, der sammelte ein großes Heer und traf nach vielen Hin- und Herzügen bei Lützen mit den Schweden zusammen. Diese siegten, aber Gustav Adolph verlor in dieser Schlacht sein Leben. Siegend hatte er nämlich mit seinem rechten Flügel die Feinde vor sich hergetrieben, da hörte er, daß sein linker Flügel weiche. Um dort Hülfe zu

4. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 40

1834 - Minden : Eßmann
40 erfassen und die Regierung eines Reichs übernehmen, das einer Wüste glich. In Berlin waren kaum 300 Einwohner, in den Provinzen lagen Schutthaufen an Schutthaufen, und der Acker war seit Jahren nicht mehr bebaut. Einwohner fanden sich entweder gar nicht mehr, oder doch nur sehr wenig, und dann waren sie bettelarm. Die Regierung über dies unglückliche Land hatte Georg Wilhelm seinem Minister Graf Adam zu Schwarzenberg überlassen, von dem man glaubte, daß er ein Verräther sei und das Land zum eignen Vortheile bis auf's Blut aussauge. Die wenigen brandenburgischen Soldaten standen im Dienste des Kaisers, so daß auf ihre Treue nicht zu rechnen war. Wenn der junge Churfürst bei einem solchen Elende verzagt geworden wäre, wahrlich, man hatte es ihm nicht verdenken können. Aber in dem jungen Fürsten arbeitete eine Kraft, die Großes auszu- führen vermochte, und ein Muth, der sich nicht leicht niederbeugen ließ. Darum ergriff er kräftig die Regie- rung und suchte nach und nach alles Unglück zu überwin- den. Zuerst schloß er mit den Schweden Frieden, damit das Land Ruhe erhalte. Die feindlichen Kriegsvölker räumten Städte und Dörfer, und so war Friedrich Wil- helm doch Herr seines Reichs. Darauf wollte er den Minister Schwarzenberg strafen. Doch den traf des Himmels Hand; er starb schon im Jahre 1641. Nun war noch das Heer umzuformen. Es wurde ganz auf- gelöset und vorläufig 2000 Soldaten genommen, auf welche der Churfürst sich verlassen konnte. Das schwerste Geschäft blieb aber dem jungen Regenten noch übrig, nämlich, dem Lande im Innern aufzuhelfen. Im Jahr 1643 bereisete er die Provinzen, und sah nun mit eige- nen Augen das gräßliche Elend. Freundlich munterte er die wenigen Einwohner auf, sich wieder Häuser zu bauen und den Acker zu bestellen. Er schickte den Land- leuten Saatkorn, Vieh und Holz, und die armen Men- schen, durch solche Unterstützung ermuthigt, griffen die Arbeit freudig an. Dann zog er aus dem Bremischen, Holländischen, ja sogar aus der Schweiz Einwohner in sein verödetes Land, die sich in demselben niederließen und fleißig an's Werk gingen, um Dörfer anzulegen

5. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 42

1834 - Minden : Eßmann
42 Der König Karl Gustav von Schweden und der König von Polen waren mit einander in Krieg gerathen. Die Streitsache selbst ging unsern Churfürsten nichts an, aber sein Preußen lag dem Kriegsschauplätze sehr nahe, und Polen war sein Lehnsherr, so daß Friedrich Wilhelm voraussah, er werde in das Kriegsgetüm- met hineingerathen. Nun wollte er aber nicht ein Spielball Anderer sein, wie sein Vater gewesen war, sondern nach seinem Dafürhalten handeln. Darum ver- band er sich rasch mit den mächtigen Schweden, trotz alles Tobens und Schimpfens des Polenkvnigs, zog mit ihnen gen Warschau und errang hier einen glänzenden Sieg über' das Polenheer. Der König von Schweden mußte selbst sagen, daß dieser Sieg hauptsächlich durch unsern Churfürsten und die Brandenburger errungen sei. Für solchen Beistand, und damit Friedrich Wilhelm noch ferner mit ihm halte, bewilligte Karl Gustav, daß dem Hause Brandenburg das Herzogthum Preußen frei und unabhängig gehöre, und jegliche Lehnsherr- schast darüber aufhöre. Und als es im Laufe des Krie- ges dahin kam, daß Brandenburg sich von den Schweden lossagte und mit den Polen hielt, bestätigte auch dieses Reich jene Bestimmung. Nur wollten sich manche un- ruhige Köpfe unter den preußischen Landständen nicht darein fügen. Sie fürchteten vielleicht des Churfürsten kräftige Regentenhand und verloren überdies so manchen heillosen Schutz, den sie bei Widerspenstigkeit und Unge- horsam bei den Polen gefunden hatten. Durch Freund- lichkeit und Güte gewann Friedrich Wilhelm Viele der Widersprecher. Nur der Oberst von Kalkstein und der Bürgermeister Rhode beharrten in starrem Widerstreben. Der Erste eilte sogar nach Warschau, legte falsche Pa- piere vor und wiegelte den König von Polen sammt den Großen auf, sie sollten die Unabhängigkeitserklärung des preußischen Herzogthums zurücknehmen. Dies Wort gefiel dort Allen. Streng redete unser Churfürst gegen solche Aufwiegelungen, man hörte nicht darauf. Da ließ Friedrich Wilhelm heimlich den Kalkstein gefangen nehmen, ihn nach Memel bringen und hier als Rebellen enthaupten. Der Bürgermeister Rhode starb im Ge-

6. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 44

1834 - Minden : Eßmann
44 züchtigen. Diese aber merkten sehr wohl,'daß der bran- denburgische Churfürst ihr gefährlichster Feind sei, da er Weisheit mit Heldenmuth verbinde. Um nun seiner los zu worden, ersannen sie den Anschlag, die Schweden zu einem Einfalle in Brandenburg aufzureizen. Nur zu gut gelang der schändliche Plan. Mitten im Frieden sielen im Jahre 1674 ohne alle Kriegserklärung 16,000 Mann Schweden unter dem General Wrangel von Pommern aus in unser Vaterland. Sie nahmen dasselbe in wenig Tagen in Besitz, denn die Wehr des Landes stand sammt dem Fürsten am Rheine gegen die Fran- zosen. Zwar versammelte sich das Landvolk zu den Fahnen, welchen man in treuer Einfalt die Inschrift gegeben hatte: „Wir sind Bauern von geringem Gut und dienen stnserm Churfürsten mit Leib und Blut;" aber die Redlichen vermochten den schwedischen Schaaren nicht zu widerstehen. Die Feinde behielten die Ober- hand und hauseten so im Lande, daß es ein Gräuel war. Sie plünderten, raubten, mordeten, sengten und brennten. Selbst die Gotteshäuser verschonte man nicht, und den Todten ließ man im Grabe nicht Ruhe. Tau- sende unserer Mitbürger geriethen in's Elend; Tausende flohen in die benachbarten Länder, um nur den Martern der Barbaren zu entrinnen. Dazu verbreiteten die Feinde die Nachricht, der Churfürst sei tobt, und nirgends Hülfe zu erwarten. Das ganze Land werde an Schweden fallen. — Das war eine schwere Zeit für das Land und das Volk, dem so auch die letzte Hoffnung auf seinen edlen Fürsten schwand. Friedrich Wilhelm war gerade in der Mitte seines braven Heeres, als er den Brief des Statthalters der Mark erhielt, der ihm die Treulosigkeit und die Grau- samkeit der Schweden meldete. Er erzählte die Sache seinen Kriegern und fetzte heiler hinzu: „Das soll dem Feinde Pommern kosten. Verwüstet man mir meine Lande, so werde ich mein Leben daran setzen, die Schänd- lichen zu bestrafen, und Gott wird mir helfen." — Dieser Vorsatz war leichter gesagt, als ausgeführt; denn Friedrich Wilhelm hatte nur ein Häuflein Krieger gegen die schwedischen Schaaren, und diese standen noch vom

7. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 12

1834 - Minden : Eßmann
12 Euch nur dann zu geben, wenn Ihr mal in der größten Noth wäret. Ich verwahrte es hier an diesem sichern Orte; nehmt es jetzt hin, es wird auslangen." Gerührt nahm Otto den Schatz und lösete sich. Sechste Erzählung. Won Waldemar, dem letzten Anhaltiner. Letzte, welcher aus dieser Fürstenfamilie über unser Vaterland regierte, war Waldemar. Er ist uns zuerst wegen seiner Kriege merkwürdig, denn hierin hat er sich so groß und stark bewiesen, wie keiner der Regenten vor ihm. In dem ersten Kampfe focht er gegen den Herzog von Polen und den deutschen Ritterorden, welche beide so stark waren, daß jeder Einzelne einen brandenburgi- schen Markgrafen hätte bezwingen können. Trotz ihrer Stärke konnten sie dennoch nichts gegen Waldemar aus- richten, und im Frieden bekam er noch eine große Summe Geldes, damit er nur einige Ansprüche auf streitige Be- sitzungen aufgab. Bedeutender war der zweite Krieg. Waldemar hatte der Stadt Stralsund in Pommern gegen den Für- sten von Rügen beigestanden und die Feinde mit starker Hand abgewehrt. Darüber war der rügensche Fürst höchlich ergrimmt und brachte nun viele Könige und Fürsten gegen den Markgrafen von Brandenburg auf, die sich Vornahmen, Waldemar zu vernichten. Das nor- dische Bündniß entstand. Dazu gehörten die Könige von Polen, Schweden, Dänemark und fast alle benachbarten Fürsten und Herzoge, ihrer über zwölf an der Zahl. In solcher Gefahr Muth zu behalten, war nicht leicht. Wal- demar zagte aber nicht. Er war schnell gerüstet und überfiel nun einen nach dem andern von seinen Feinden, bevor sie gegen ihn recht aufkommen konnten. Und als nun Hunger und Elend in ihren Heeren einriß, schlos- sen sie gern mit dem Markgrafen Frieden, in welchem er auch nicht einen Fuß breit Land verlor, so daß alle

8. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 18

1834 - Minden : Eßmann
18 währte noch lange fort, und noch länger das dadurch an. gerichtete Elend, welches durch die Pest vermehrt wurde, die tausende von Menschen wegraffte. Der Markgraf Ludwig aber, der Negierungssorgen müde, legte die Regierung nieder, die seine Brüder Ludwig der Zweite und Otto der Faule übernahmen. Don Ludwig ist nur zu erzählen, daß er der erste Fürst Brandenburgs war, der nach einem Gesetze des deutschen Kaisers Karl des Vierten den Titel Churfürft erhielt, und also pon 1356 an die Regenten unsers Vaterlandes nicht mehr Markgrafen, sondern Churfsirsten von Brandenburg hießen. Für das Land hat Ludwig wenig gethan. Noch weniger aber Otto der Faule. Das war ein sehr schlechter Fürst. Er führte das laster- hafteste Leben, war entsetzlich faul, erpreßte von den Unterthanen, was er nur konnte und lebte dann davon herrlich und in Freuden. Das arme Land gerieth in unaussprechliches Unglück. Der Kaiser Karl der Vierte, der schon früher mit den beiden Brüdern einen Vergleich abgeschlossen hatte, daß, wenn sie kinderlos sterben soll- ten, das ganze Ehurfürstenthum ihm zufalle, konnte eine solche schlechte Regierung nicht länger ruhig ansehen. Er beredete den Otto, ihm gegen ein Jahrgehalt das Land abzutreten. Otto.willigte ein und übergab im Jahre 1373 sein ganzes Reich dem Kaiser. So war also auch das baiersche Fürstenhaus in Brandenburg zu Ende. Aber wie sah es jetzt darin aus! Verloren waren viele Provinzen, und nur die Altmark, Mittelmark, Neumark, Ukermark und Priegnitz mehr da. Verödet standen Acker und Fluren, zerstört waren viele Städte und Dörfer, arm und zerlumpt gingen die Einwohner einher. Auf den Landstraßen hausete das vornehme Raubgesindel und das gemeine Räubervolk. Niemand war seines Lebens und seines Eigenthumes sicher. Unser Vaterland war in den fünfzig Jahren unter den baier- schen Fürsten ein Land des Jammers geworden.

9. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 24

1834 - Minden : Eßmann
24 Laster, welches man nicht mit frecher Stirn übte. Ein solches Land hatte sich Friedrich erkauft und zugleich mit demselben viele Sorgen und viele Unruhen. Während seiner 25jährigen Regierung that er nun, was er konnte, um das Elend zu mildern. Er gab strenge Gesetze gegen die schrecklichen Laster und Ungerechtigkeiten, die im Lande herrschten. Der Adel durfte nicht mehr rauben, der Handel wurde lebhafter, die Städte erholten sich, und der Landmann bebaute wieder den Acker. Aber es währte eine lange Zeit, ehe unser Vaterland zu der Blüthe kam, die es 100 Jahre frühet schon hatte. Denn nicht so schnell erhebt sich unter einer guten Negierung ein Reich wieder, als es unter einer schlechten sinkt. Und vortheilhaft war es obendrein für das Land nicht, daß Friedrich durch seine Freundschaft so sehr an den Kaiser gefesselt wurde. Dieser gebrauchte ihn bei allen wichtigen Unternehmungen, ernannte ihn zum Oberan- führer der kaiserlichen Heere gegen die Hussiten in Böhmen und suchte in Friedrich seine kräftigste Stütze. Darum mußte unser Churfürst oft abwesend sein und konnte sich nicht viel um sein eigenes Land bekümmern. Nur das ist von ihm noch merkenswerth, daß er den Nachbarn die genommene Altmark, Ukermark und Prieg- nitz abnahm und diese Länder mit dem Churfürstenthums wieder vereinigte. Dies war bei Friedrichs Tode im Jahre 1410 — 381 Quellen groß. Friedrich Ii., genannt Eisenzahn oder mit den eisernen Zähnen, folgte seinem Vater als Churfürst. Er hat 30 Jahr lang sehr gut regiert, denn er war ein gerechter und frommer Fürst. Und da diese beiden Tu- genden den Höchsten, wie den Niedrigsten im Volke zieren, so sagen wir mit Recht: Wohl dem Lande, dessen Regent gerecht und fromm ist. Damit nun Je- dem in unserm Vaterlande sein Recht würde, so errich- tete der Churfürft ein Landgericht, welches sich alle Mittwoch vor der Schloßbrücke zu Tangermünde ver- sammelte. Hier konnte Jeder seine Klagen anbringen, und er wurde gehört Aber sich selbst durch eigene Faust gewaltsam Recht verschaffen, litt der Churfurst nicht. Und als einst Berlin und Cöln, welches damals noch

10. Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 30

1834 - Minden : Eßmann
30 den Herzog fallen sollten. Bei weitem wichtiger war das Miterbrecht auf das Herzogthum Preußen. Hier bestieg ein brandenburgischer Prinz aus der fränkischen Fürsten- linie den Herzogsthron. Es war ein sehr glücklicher Einfall von einem Minister unsers Churfürften, das Recht zu erwerben, daß beim Aussterben der herzoglichen Familie in Preußen dies Reich ganz an Brandenburg komme. Zwar hielt es schwer, sich dies Recht zu ver- schaffen. Der König von Polen, der Lehnsherr von Preu- ßen war, und noch mehr die polnischen Reichsstände wi- derstrebten. Erst nach mannichfachen Bestechungen sah Joachim seinen Wunsch erfüllt und sich zum Miterben erklärt. Und die gnädig fürsorgende Hand Gottes fügte es, daß unser Land sowohl durch diesen, als durch jenen Vertrag in der Folge Provinzen erhielt, die den Staat sehr vergrößerten. Von der Regierung dieses Fürsten ist jedoch weniger zu rühmen. Er kannte keine Sparsamkeit, liebte die Pracht und führte gern große Bauten aus. Schlechte Menschen, die um ihn waren, mißbrauchten seine Güte und verschwendeten viel Geld. Sogeschah es denn, daß, um der Geldnoth abzuhelfen, neue Abgaben vom Lande gefordert wurden und dessenungeachtet über 2% Mill. Thlr. Schulden blieben. Fünfzehnte Erzählung. Das Merkwürdigste aus der Regierung der Churfürsten Johann Georg und Joachim Friedrich. ^er Churfürst Johann Georg hatte ganz andere Grund- sätze, als sein Vater. Er war sehr sparsam, hielt Pracht und Aufwand für hassenswerthe Dinge und machte erst dann Ausgaben für Bauten und andere nützliche Unter- 'nehmungen, wenn er dazu Geld hatte. Darum fing er auch gleich bei seiner Thronbesteigung eine andere Regie- rungsweise, als die vorige, an. Die treulosen Diener seines Vaters bestrafte er sehr hart. Die unnützen Aus-
   bis 10 von 35 weiter»  »»
35 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 35 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 1
2 14
3 0
4 0
5 0
6 0
7 0
8 0
9 0
10 13
11 0
12 1
13 0
14 0
15 0
16 0
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 2
26 0
27 3
28 2
29 0
30 0
31 2
32 0
33 0
34 3
35 0
36 2
37 19
38 0
39 3
40 0
41 0
42 0
43 1
44 0
45 1
46 3
47 12
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 4
2 0
3 0
4 2
5 0
6 0
7 1
8 1
9 6
10 0
11 0
12 0
13 0
14 0
15 0
16 3
17 25
18 0
19 2
20 1
21 0
22 0
23 9
24 0
25 0
26 0
27 0
28 0
29 0
30 1
31 0
32 0
33 0
34 12
35 0
36 3
37 10
38 6
39 1
40 0
41 0
42 0
43 0
44 0
45 0
46 1
47 0
48 0
49 0
50 0
51 0
52 0
53 0
54 2
55 0
56 0
57 0
58 0
59 4
60 0
61 0
62 0
63 0
64 0
65 0
66 1
67 1
68 2
69 0
70 0
71 6
72 0
73 0
74 0
75 1
76 0
77 3
78 0
79 0
80 0
81 0
82 2
83 3
84 0
85 7
86 8
87 1
88 0
89 1
90 2
91 0
92 6
93 0
94 4
95 0
96 1
97 0
98 7
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 0
1 1
2 7
3 7
4 3
5 2
6 1
7 4
8 0
9 20
10 12
11 0
12 3
13 2
14 0
15 1
16 4
17 4
18 26
19 13
20 0
21 29
22 10
23 0
24 6
25 1
26 11
27 5
28 0
29 3
30 13
31 0
32 0
33 57
34 0
35 9
36 0
37 8
38 1
39 26
40 11
41 1
42 0
43 4
44 25
45 0
46 2
47 1
48 5
49 2
50 9
51 7
52 0
53 0
54 10
55 16
56 3
57 4
58 8
59 65
60 2
61 16
62 7
63 3
64 4
65 25
66 0
67 4
68 1
69 0
70 0
71 11
72 8
73 4
74 1
75 3
76 0
77 2
78 3
79 6
80 7
81 54
82 2
83 0
84 0
85 6
86 0
87 2
88 2
89 2
90 0
91 3
92 0
93 1
94 0
95 0
96 0
97 6
98 0
99 5
100 51
101 0
102 9
103 3
104 0
105 5
106 3
107 0
108 2
109 0
110 1
111 9
112 7
113 2
114 4
115 5
116 7
117 2
118 3
119 2
120 8
121 52
122 2
123 5
124 4
125 3
126 2
127 4
128 2
129 1
130 0
131 14
132 5
133 4
134 1
135 1
136 5
137 0
138 0
139 0
140 22
141 7
142 11
143 20
144 3
145 19
146 7
147 3
148 0
149 0
150 5
151 19
152 4
153 0
154 3
155 19
156 52
157 23
158 2
159 0
160 0
161 8
162 2
163 5
164 0
165 10
166 10
167 1
168 1
169 8
170 11
171 15
172 0
173 6
174 2
175 31
176 4
177 31
178 0
179 15
180 0
181 4
182 11
183 20
184 3
185 4
186 2
187 3
188 8
189 6
190 5
191 2
192 6
193 1
194 6
195 2
196 15
197 6
198 21
199 2