Regionen (OPAC): Dänemark, Schleswig, Holstein, Lauenburg
Geschlecht (WdK): koedukativ
57
von ihrem Erzbischöfe Gaute gereizt, verweigerten ihm
beinahe 2 Jahre lang, unter allerlei Ausflüchte, die Wahl
und Huldigung, und ergriffen sogar endlich die Waffen.
Im Jahre 1483 gewann der König den Erzbischof Gaute
und ward nun durch dessen Vermittelung Unter richtigen
Bedingungen und Versprechungen zum König in Schwe-
den angenommen und im folgenden Jahre wurde sowohl
in Dännemark als auch in Norwegen die Krönung voll-
zogen. — Was die Herzogtümer betrifft, so hatte Chri-
stian der Erste diese seinem jüngern Sohne Friedrich, be-
stimmt, darin wollte aber Johann nicht cinwilligen. Frie-
drich hatte die Billigkeit, Johann das -Wohl des Reichs
für sich. Die königliche Mutter verglich sie. allein es ward'
eine Trennung der Herzogthümer vorgenommen, welche
zum großen Nachtheil des Reiches geschah. — Johann
brachte die Inseln Gothland und Femern wieder an die
Dänische Krone; jene erhielt er 1486 von Jwer Axelsen;
diese lösete er 1489 von Lübeck ein. — Die unter sich in
Verbindung stehenden Gegenstände sind es, wodurch Johanns
Regierung merkwürdig ist; nemlich: die Schwedischen
Angelegenheiten; der Zug gegen die Dithmar-
scher und deraufstand innorwegen.— Alsjohann
zum Könige in Norwegen ernannt wurde, schienen die
Schweden, ja selbst Steen Sture nicht abgeneigt, ihn auch
zu ihrem Könige zu erwählen; allein Sture suchte doch
immer Aufschub. Als er aber endlich selbst sich den Haß
der Großen zuzog, wandte der Reichsrath sich von ihm ab
und entsetzte ihn 1497 seiner Würde. Johann ward dar-
auf noch in demselben Jahre, in welchem ein Jahrhundert
zuvor die Calmarsche Union gestiftet worden war, auch Kö.
nig über Schweden. Allein nach 4 Jahren verlor er wie.
der das Schwedische Reich, woran hauptsächlich die Dith-
marscher Schuld waren. Dieses kleine, aber seines Muthes,
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Johann Johann Johann Johann Jwer_Axelsen Johanns Johanns Alsjohann Johann
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aber am 6. November 1520, auf Anrathen der Sigbrit
und des Diedrich Slaghek, eines Verwandten derselben,
das scheußliche, kannibalische Trauerspiel des Stockholmer
Blutbades anrichtete, fühltete sich Gustav Erikson Wasa
berufen, der Retter seines Vaterlandes zu werden. Als
Bauer verkleidet war dieser junger Mann, der im Kriege
gefangen genommen und nach Lannemark abgeführt wor-
den war, von seinem Verhaftsorte Ka llö e in Jütland 1519
nach Flensburg entwischt und in Gesellschaft einiger Ochsen-
händler glücklich nach Lübeck gekommen. Im Mai 1520
wagte er es auf einem Lübeckschen Kauffartheischiffe nach
Schweden zu reisen, wo er sich den Sommer über verbor-
gen hielt. Bei der Nachricht vom Stockholmer Blutbade,
von dem gewaltsamen Tode seines Vaters und der gefäng-
lichen Abführung seiner Mutter nach Dannemark, faßte
er den heldenmüthigen Entschluß, sein Vaterland den blu-
tigen Klauen des Ungeheuers zu entrelßen. Bald sah er
sich an der Spitze eines Heeres, das seinen Muth theilte
und mit dem er mehrmals die König!. Truppen besiegte.
Im Jahre 152t ward er auf einem Reichstage zu Wad-
stena zum Reichsvorsteher erwählt und Schweden ging
nun für Christian verloren. Zwei Jahre nachher, 1523,
kündigte auch der Jütländische Adel dem Könige den Ge-
horsam auf und trug dem Herzog Friedrich die Krone an.
Mit Freuden nahm dieser das Anerbieten an. Christian
gerieth dadurch in die schrecklichste Lage. Er that Abbitte,
Versprechungen, aber alles war vergebens. Jetzt entschloß
er sich an seine Sicherheit zu denken und sing an einzu-
packen. Alle Kostbarkeiten, die Reichskleinodien, das Rcichs-
archiv, seine Gemahlinn und fünf Kinder wurden einge-
schifft. Das Volk sähe zu, ließ alles ungestört geschehen
und paßte bloß auf — Sigbrit. Dies hatte Christian vor-
hergesehen; wohlbedachtig ließ er sie daher in einer Tonne
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Extrahierte Personennamen: Diedrich_Slaghek Gustav_Erikson_Wasa Gustav Muth Christian Friedrich Friedrich Christian Christian
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Geschlecht (WdK): koedukativ
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unbemerkt auf ihr Schiff bringen. Wehmüthig, doch mit
der zwiefachen Hoffnung ging Christian im April 1523
unter Segel: entweder mit Hülfe seines Schwagers bald
zurückzukommen, oder durch Sigbrits Vermittelung Bür.
germeister in Amsterdam zu werden; — durch Sigbrit, die
ehemals in dieser Stadt bloße Obsthöckerinn gewesen war!
— Auf die Nachricht von der Flucht des Königs, capitu-
lirten auch die Danen in Stockholm, und so ward Schwe-
den für immer von Dannemark getrennt und
die Calmarsche Union aufgehoben. Diese hatte, ob-
gleich nicht ununterbrochen, 126 Jahre unter den 6 Däni-
schen Königen: Margaretha, Erich von Pommern, Chri-
stopher von Baiern, Christian I., Johann und Christian Ii.
bestanden. — Gustav Erikson Wasa würde König von
Schweden und stiftete ein neues königl. Haus. Chri-
stian irrte nun unstat umher und hatte nirgends eine blei-
bende Statte. Er beschäftigte sich hauptsächlich mit der
Lutherischen Religion, für die er so eingenommen war, dass
er einige Zeit den Dienst eines Diaconus zu Wittenberg
verwaltet haben soll. Seine Gemahlin starb als eifrige
Lutheranerin bei Gent 1526. Als Christian erfuhr, daß
auch der neue König, Friederich, die protestantische Lehre
angenommen habe, die Norwegischen Bischöfe aber sich
heftig der Einführung derselben widersetzten, gab er sich
für einen ächten Catholiken aus, zog 1531 nach Norwegen,
wo er den Bischöfen ein schriftliches Versprechen gab, die
Lutheraner zu verfolgen und dadurch fast das ganze Land
unter sich brachte. Friedrich besorgte den Ausbruch eines
Religionskrieges, ließ daher seinem Gegenkönig, Christian
einen Vergleich anbieten, wozu dieser sich geneigt bezeigte.
Er reiste unter Versprechung des sichern Geleits im Som-
mer 1532 nach Dännemark; ein sehr demüthiger Brief an
Friedrich ging voran. Die Reichsräthe, der König von
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Extrahierte Ortsnamen: Amsterdam Stockholm Baiern Schweden Wittenberg Norwegen Dännemark
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Geschlecht (WdK): koedukativ
„breckien, daß dein Name durch mich über die ganze Erd-
kugel verbreitet wurde. Sage doch, wer that vorher so
„viele und große Dinge, um deinen Ruhm bis zu den
„Sternen zu erheben?" Von Wandsbeck ging Tycho Brahe
nach Prag zum Kaiser Rudolph, der ihm alle möglichen
Beweise seiner Liebe und Hochachtung gab und ihm ein
Jahrgehalt von 15000 Thalern anwies. Hier starb er im
Jahre 16oi. — Friedrich Ii. überließ seinen Antheil von
Schleswig und Holßein seinem jüngern Bruder Johann,
und als der König nach dem Tode seines Vaterbruders
Johann von Hadersleben, die Halste von dessen Landern
erbte, überließ er auch diese seinem Bruder. Der Herzog
Johann der Jüngere hinterließ 4 Söbne. Diese theilten
die Lander des Vaters, wodurch die 4 Linien: Norburg,
Sonderburg, Glücksburg und Plön entstanden.
Die Sonderburgscke Linie, obgleich die kleinste, theilte sich
in 5 andere, von welchen die A u gu stenburgsche die
merkwürdigste ist. Die Besitzungen der andern Linien
sind nach und nach unter die dänische Krone gekommen.—
Friedrich Ii. las fleißig in der Bibel, war übrigens mun-
ter, gesellig, mildthatig gegen die Armen und mäßig in
feiner Lebensart; dadurch und durch seine Gerechtigkeitslwbe,
seine Sparsamkeit und seine Sorge für die Wohlfahrt des
Landes erwarb und erhielt er sich die Liebe und Ehrfurcht
seiner Unterthanen bis an seinen Tod 1588. — Zu den
merkwürdigsten Männern unter Friedrich Ii. gehört vor-
züglich Herluf Trolle; im Kriege gegen Schweden
führte er mit Ehren die Flotte an und opferte zuletzt sein
Leben fürs Vaterland. Seine Mildthatigkeit war so groß,
daß er nicht nur auf seine Kosten viele dürftige Studi-
rende in fremde Lander reisen ließ, sondern auch Kirchen,
Schulen und Hospitälern ansehnliche Summen schenkte
und zuletzt die Schule zu Herulfsholm, von seinem Gute
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Extrahierte Personennamen: Rudolph Friedrich_Ii Friedrich Johann Johann Johann_von_Hadersleben Johann Johann Friedrich_Ii Friedrich Friedrich_Ii Friedrich
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Geschlecht (WdK): koedukativ
90
§ 49.
Friedrich d e r Vierte.
(reg. von 1699—1730.)
Er war, als er zur Negierung kam, sehr unwissend,
allein er wünschte überall mit eigenen Augen zu sehen und
strengte daher alle seine Kräfte an, selbst zu denken und
zu handeln. — Dieser König führte zwei Kriege: den
ersten mit dem Herzoge Friedrich von Holstein und zwar
deshalb, weil der Herzog dem zwischen seinen Vater, Chri-
stian Albrecht und Christian V. 1689 in Altona geschlos.
senen Vertrage nicht nachlebte. Der Krieg brach im Früh-
ling 1700 aus und wurde durch den Frieden zu Tr aven-
tbal, den 18. Aug. in demselben Jahre beendigt. Der
König mußte dem Herzoge 260,000 T Haler an Kriegske-
sten bezahlen. Den zweiten Krieg führte Friedrich Iv.
mit Karl Xii. in Schweden. Die Ursache dieses Krieges
waren verschiedene, Schwedischer Seits der Dänischen Re-
gierung zugefügte Beleidigungen. Dieser Krieg brach 1709
aus, dauerte 11 Jahre und ist der längste, den Dannemark
je geführt hat. Die Dänische Armee wurde zuerst bei Hel-
sin gborg in Schonen und darauf bei Gadebusch in
Meklenburg von dem Schwedischen General Magnus
Steen bock geschlagen. Steenbock fiel nun in Holstein
ein, brannte 1713 die offene Stadt Altona ab und warf
sich darauf in die dem Herzoge von Holstein gehörige Fe-
stung Tönning. Hier wurde er von den Dänen belagert
und den 16. Mai 1713 mußte er sich mit seiner ganzen,
11,000 Mann starken Armee gefangen geben. Steenbock
übergab seinen Degen dem Könige Friedrich Iv., der in
eigener Person gegenwärtig war, und ward darauf als
Kriegsgefangener nach Kopenhagen gebracht. Im Jahre
1720 wurde der Friede zu Friedensburg geschlossen
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich_von_Holstein Friedrich Albrecht Christian_V. Friedrich_Iv Friedrich Karl_Xii Karl Magnus Friedrich_Iv. Friedrich_Iv.
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Geschlecht (WdK): koedukativ
126
Von den Holsteinischen Städten wurde Neustadt unter
den Söhnen Adolfs Iv, gegründet; auch Heiligenhafen
und Wikster erscheinen jetzt in der Geschichte. Die wich,
tigste Stadt nächst Hamburg war Kiel, welche Mitglied
des Hanfebundes wurde. Im Hcrzogthume Schleswig
blieb Schleswig die vornehmste Stadt, und ihr Stadt-
recht wurde noch im 13. Jahrhundert den Schwestersiädten
Flensburg, Apenrade und Hadersleben verliehen. Ton-
dern dagegen erhielt unter Herzog Abel das Lübsche Recht.
Dithmarschen erhielt 1322 sein erstes Kloster in Marne,
das zum Andenken an die Schlacht gegen die Holsteiner
bei Oldenwörden am 7. Sept. 1319 und aus der damals
gemachten Beute gestiftet wurde.
§ 7.
Vereinigung Schleswig.-Holsteins mit Dännemark.
Von 1386 an blieben die Herzogthümer Schleswig
und Holstein vereinigt. 1415 stürmte König Erich von
Dännemark mit der Macht dreier Reiche gegen das
kleine Schleswig-Holstein, 20 Jahre lang dauerte der
Krieg; aber der endliche Friede sicherte doch Adolf Viii,
von Holstein den Besitz des erweiterten Schleswigs auf
Lebenszeit. Erichs Nachfolger, Christoph Iii. nahm am
30. April 1440 auch diese Beschränkung weg. Nach sei-
nem Tode stand es bei Herzog Adolf, die ihm angebotene
Dänische Krone auf sein Haupt zu setzen; aber der kin-
derlose Adolf wandte sie seinem Neffen Christian von
Oldenburg zu, und herrschte den Rest seines Lebens
eintrrächtkg neben dem neuen Könige. Als er starb (Dec.
1459) siel die freie Wahl des vereinten Schleswig-Holstein
mit Uebergehung der Schauenburg-Pinnebergischen Gra-
fen auf Christian I. von Dännemark. Der König wurde
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Extrahierte Personennamen: Adolfs Erich_von
Dännemark Adolf Erichs Christoph_Iii Herzog_Adolf Adolf Adolf Christian_von
Oldenburg Christian_I._von_Dännemark
Extrahierte Ortsnamen: Heiligenhafen Hamburg Schleswig Flensburg Dithmarschen Holstein Schleswig-Holstein Holstein Schleswig-Holstein
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Geschlecht (WdK): koedukativ
129
verehrt worden seyn. Man nannte die hier verehrte Siva
Natzivia (d. i. Nathgeberinn), welches Veranlassung zu
dem Namen Ratzeburg wurde.
§ 2.
Regierungsverfassung und einige Kriegsüberzüge, nebst
Verbreitung der christlichen Religion unter den Sla-
vischen Völkern.
Es bestand hier noch lange die alte patriarchalische
Verfassung; denn die verschiedenen Stamme der Slaven
waren nach und nach einzeln, ohne blutige Kämpfe, ein-
gewandert, und daher war bis dahin noch kein besonderes
Oberhaupt nöthig gewesen. Als Karl der Große bei
seinen Kriegzüberzügen gegen die Sachsen auch die ein-
zelnen Stämme der Slaven aufrcgte und mit in den
allgemeinen Krieg hineinzog, war noch keine feste Herr-
schaft unter ihnen begründet; aber wohl sähe man sich
genöthiget diese jetzt zu errichten. — Zur Zeit Karl des
Großen geschah Einiges zur Verbreitung der christlichen
Religion und zur Ausrottung des Götzendienstes unter
den Slavischen Völkern, wozu auch die Polaben gehörten.
Unter Karls Nachfolger, Ludwig dem Frommen, setzte der
Erzbischof Ansgarius die Bekehrung zum Christenthume,
jedoch mit wenigem Erfolge fort. Ludwig der Deutsche,
Nachfolger Ludwig des Frommen, machte 844 einen Kriegs-
zug gegen die Slaven, und wiewohl sie Gehorsam zu lei-
sten versprachen, so wurden sie doch Sächsischen Herzogen
untergeordnet. Kaiser Otto I. errichtete ein Bisthum in
Wagrien zu Oldenburg im 10. Jahrhundert. Zu Mecklen-
burg, Hauptort der Obotriten, wurde ein Nonnenkloster
angelegt. Auch soll sich der Fürst der Obotriten, Mistui,
zur christlichen Religion bekannt haben. Nach Mistui's
9
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Extrahierte Personennamen: Karl_der_Große Karl Karl Karls Ludwig_dem_Frommen Ludwig Ansgarius Ludwig_der_Deutsche Ludwig Ludwig_des Ludwig Otto_I.
Extrahierte Ortsnamen: Ratzeburg Sachsen Karls Christenthume Oldenburg Mistui
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Geschlecht (WdK): koedukativ
131
ward zu Lenzen an der Elbe beim Gottesdienste am 7ten
Juni überfallen und ermordet. Vor Ratzeburg ward der
Abt Ansverus mit feinen Mönchen am 15ten Juli gestei-
nigt. Gottschalks Gemahlin« Syrithe (eine Dänische Prin-
zeffinn) mußte zu Mecklenburg empörende Mißhandlungen
erdulden. — Ansverus Vaterstadt war Heidcbo (der alte
Name von Schleswig). Von heißem Durste nach wissen-
schaftlicher Bildung erfüllt, ging er als Knabe hin nach
Rudolf, dem damaligen Bischof zu Schleswig. Auf des.
sen Rath ging er als 15jahriger Jüngling nach dem Klo-
ster vor Ratzeburg, und bat um Aufnahme, welche ibm
auch gerne ertheilt wurde. Er bestrebte sich nun möglichst
genau alle Pflichten zu erfüllen, wodurch er sich bald all-
gemeine Achtung und Liebe erwarb. Nach dem Tode des
Abtes wurde er einstimmig zu dessen Nachfolger erwählt.
Bei dem allgemeinen Aufstande der Slaven überfiel ein
wilder Schwarm diesen Sitz und der Abt mit Brüdern
fanden ihren Tod. — Gottschalks ältester Sohn, Buthue,
der auch flüchtig werden mußte, wurde mit allen seinen
Leuten zu Plön erschlagen, 1074. —
§ 4.
Heinrich, König dev Slaven, Beförderer des Ackerr
baues und Bemühungen zur Wiederherstellung des
Christenthums.
Ein jüngerer Sohn von Gottfchalk, Heinrich, kam aus
Dännemark zurück, zog nun mit Hülfe des Herzogs Mag-
nus von Sachsen in das Polabenland, wo, bei Smilov
auf einer weiten Heide, das große Heer der Slaven gela-
gert war. Es kam hier (1106) zu einer hartnäckigen
Schlacht; allein ein helvenmüthiger Angriff brachte bald die
Slaven in Unordnung; viele erlagen den Streichen der
9 *
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Regionen (OPAC): Dänemark, Schleswig, Holstein, Lauenburg
Geschlecht (WdK): koedukativ
145
Unterhalt wurden 300 Hufen angewiesen, von denen der
Herzog 250 und der Graf 50 gab. — Veräww, ein Ort
am Südufer des Sees, wird als bischöflicher Hof genannt,
wo die Bischöfe auf einem Berge im Gehölze ein Schloß
hatten, welches sie oft zu ihrem Wohnsitze wählten, weil
sie ungern in Ratzeburg neben den Herzogen von Lauen-
burg residirten. Der Bischof erhielt das Patronatrecht
über alle Kirchen im Lande Butin, über die zu Nusce,
über die St. Georgskirche zu Ratzeburg und über alle im
wüsten Waldlande künftig zu bauenden Kirchen in Sadel-
bande und Gamme. Das Patronatrecht der andern Kir-
chen wurde den Grundherren gelassen. — Die Hauptein-
künfte des Stifts bestanden in den Zehnten. So hatte
der Bischof auch Zollfreiheit. Bei dem Tode eines Bischofs
sollte | Theil seines Nachlasses den Armen, £ Theil der
Kirche und £ Theil seinem Nachfolger zufallen. — Im
Jahre 1240 waren es 49 Kirchen, die zum Ratzeburger
Sprengel gehörten. Nach einer 26jährigen Verwaltung
starb Evermodus 1179, der erste Bischof des wieder errich-
teten Stifts zu Ratzeburg. Sein Nachfolger war Jsfried,
vorher Propst zu Jericho, einem Magdeburgischen 1144
errichteten Stifte, in welchem er nach Mönchsregeln gelebt
hatte. Die 25 Jahre, in welchen Jsfried sein geistliches
Amt bekleidete, waren eine Zeit voller Unruhen und Be-
drängnissen. Nach Jsfrieds Tode entstanden Streitigkeiten
über die Bischofswahl. Die Streitenden verglichen sich
aber dahin, daß der Königl. Dänische Statthalter, Graf
Albrecht von Orlamünde, Schiedsrichter seyn sollte. Er
setzte nun Philipp, Capellan des vorigen Bischofs, zum
Bischof ein, der den bischöflichen Sitz bis 1215 bekleidete.
Auf Philipp folgte 1215 der Dompropst Heinrich, welcher
13 Jahr als Bischof stand, und die Vereinigung der Lauen»
burgischen Lande zu einem Herzogthume erlebte.
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Gei
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Extrahierte Personennamen: Albrecht_von_Orlamünde Albrecht Philipp Philipp Philipp Philipp Heinrich Heinrich
Regionen (OPAC): Dänemark, Schleswig, Holstein, Lauenburg
Geschlecht (WdK): koedukativ
148
fchafts-Secretair ist dcr Titel des landschaftlichen Kassirers.
Das wichtigste Dokument für die Lauenburgische Ver-
fassung ist der zwischen Georg Wilhelm und den Stän»
den verfaßte Landcs-Receß vom 15ten Sept. 1702, ivel.
cher durch die Versicherungs-Acte Sr. Majestät des Kö.
nigs Frederik Vi. vom 6ten December 1615 bestätigt
worden ist. —
Es hat dieses Land in den jüngsten Zeitereignissen,
wo fast kein Theil des bewegten Deutschlands von Wech-
sel befreit blieb, eine öftere Veränderung der Beherrscher
erfahren müssen; ist aber nun seit 1816 im ruhigen Besitz
de§ Königs von Dännemark, und ist diesem Ländchen auch
seitdem der wohlthätigste Einfluß einer weisen und väter-
lichen Negierung zu Theil geworden, welcher die übrigen
Dänischen Besitzungen sich längst schon erfreuten.
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