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1. Lesebuch für evangelisch-lutherische Schulen - S. 9

1857 - Waldenburg : Selbstverl. G. Leo
anrufen, beten, 9 bildet, ein Freund der leidenden Menschheit war, der aber auch die Geister zu prüfen verstand, ob sie mit Gott, oder ohne Gott durch das Feuer der Trübsal gingen. Fr. A. Wolf. Christoph Buche. Der nachmalige Stifter des Waisenhauses zu Langendorf bei Weißenfels, Christoph Buche, war seinem Berufe nach ein 'Frachtfuhrmann. Als er zum ersten Male von Weißenfels nach Leipzig fuhr und in dem Gasthanse zum Birnbaum einkehrte, mußte er wider Vermuthen einen Tag länger bleiben, als er sich mit Geld darauf eingerichtet hatte. Es waren daher nenn Gro- schen mehr verzehrt worden, als er bezahlen konnte. Der Haus- knecht aber ließ vor geleisteter Bezahlung nicht fahren, weil er ihn noch nicht kannte. In dieser Verlegenheit fielet: ihm dir Worte bei: Ps. 50, 15. „Rufe mich an in der Noth, so-will ich dich erretten mtb du sollst mich preisen." Er faßte dieselben im Glauben ans, ging in den Stall, fiel ans seine Kniee und bat Gott mit Vertrauen auf diese seine gnädige Verheißung um Errettung itnd Hülfe. Noch indem er betete, ward sein Herz leichter; er stand auf und ging nach dem Thorwege zur Straße zu in der Hoffnung, etwa eines Bekannten ans Weißenfcls ansichtig zu werden, der ihm ans seiner Verlegenheit helfen könne. Als er mitten unter das Hausthor kam, sah er ein zusamniengerollteö Papier auf der Erde liegen. Dieß hob er auf, ohne daran zu denke», daß eben Geld darin sein werde und siehe, er fand darin 32 hessische Neuner, welches gerade die neun Groschen waren, die er nöthig hatte. Er bezahlte sofort seine Schuld, zog seine Straße mit Freuden, nttd indem er Gott für seine Güte von Herzen dankte, fühlte er durch die gemachte Erfahrung znm Glauben :md Vertrauen sich niächtig gestärkt. Aus deut Pilger auö Sachsen. Das tägliche Gebet Johann Friedrich des Großmüthigen. I o h a n n F r i e d r i ch mit den: Beinamen der G r o ß m ü t h i g c, Herzog und Kurfürst ztt Sachsen, ein treuer Streiter und Dulder- für die heilige Sache des Evangeliums, betete sein Leben hindurch täglich in lateitlischer Sprache nachstehendes Gebet, welches er schon in seiner Jugend gelertit hatte, und das im Deutschen ungefähr also lautet: „Allmächtiger, barmherziger Gott und Vater, der du Gnade gibst, daß die Gemeine der Gläubigen durch rechte wahre Ver- ehrung dich lobe tmd preise, um des Leidens und Sterbens deines Sohnes unseres Herrn Jesu Christi willen, verleihe mir gnädig-

2. Lesebuch für evangelisch-lutherische Schulen - S. 24

1857 - Waldenburg : Selbstverl. G. Leo
24 und fördern Wittwe des Bergmanns Göpel, welcher kurz zuvor im Elend gestorben war, das heilige Abendmahl zu reichen. Er traf die unglückliche, vom Hunger bleiche Frau aus einer Berghalde, wohin man sie der Ruhe wegen gebracht hatte, und neben ihr lag ein kleines Kind, in ein ärmliches Bettchen gewickelt. Kaum hatte der Prediger die himmlische Labung ihr gereicht, so verstarb die Arme, und der arme, vaterlose Säugling hatte nun auch keine Mutter mehr. Der Prediger Wagner war nun zwar selbst nicht gerade ein wohlhabender Mann; aber im Vertrauen auf den Gott, der machen kann, daß allerlei Gnade unter uns reichlich sei, nahm er das Kindlein auf seine Arme und trug es in sein Hans. Eine gute That hat immer noch andere in ihrem Gefolge. So war es auch hier. Der Prediger Wagner sah noch andere verwaiste Kin- der, und er faßte den Entschluß, auch ihrer in Liebe sich anzu- nehmen. Da seine Mittel hierzu nicht zureichten, wendete er sich au wohlhabende Menschenfreunde. Er schrieb manchen Brief und erhielt manche abschlägliche Antwort; er ging manchen Gang, oft- mals auch vergeblich; aber er ließ sich nicht abschrecken. Und end- lich gelang es ihm mit Gottes Hülfe, von Freunden der Armen aus dem In- und Auslande so viel Geld zusammenzubringen, daß er ein Haus als Waisenhaus erkaufen konnte. Bald entstand noch daneben durch eine Stiftung von 19,000 Thalern das Karolinen- stift und eine Freischule. Diese Anstalten bestehen noch immer und sind noch immer ein Segen für viele arme Kinder. Wen Niemand achtet, achtest d», Den Kindern gibst dn Engel zu, Den Waisen übst du Vatertreu, Stehst Armen ald Versorger bei. Gellert nimmt sich eine- Gefallenen an. Der selige Gellert sah in jedem Menschen den Nächsten, in jedem Christen den Bruder und nahm gern des Verirrten sich an. Wir kennen alle sein bekaniltcs Wort: „O Gott, wie muß das Glück erfreu'n, der Netter einer Seele sein!" und dieses Glück ist, wenn irgend einem, so geui'ß ihm selbst zu Theil geworden am Throne Gottes. Ja, so dürfen wir wohl hoffen! Er lernte z. B. gerade in der Zeit, wo er sich zum zweiten Male nach Leipzig begeben hatte, einen Unglücklichen kennen, der in die Stricke des Lasters gerathen war, das auch den Glauben aus seinem Herzen verscheucht, und seinen Körper einer unheilbaren und ekelhaften Krankheit preisgegeben hatte. Daß die Sünde der Leute Verderben sei, diese Wahrheit fühlte derselbe wohl in ihrer

3. Lesebuch für evangelisch-lutherische Schulen - S. 72

1857 - Waldenburg : Selbstverl. G. Leo
72 der mich verlornen und fhtnt, meinen einigen Trost und meine höchste Freude, mir abzu- handeln. Ein seliger Tod ist mir viel lieber, als eine unselige Heirath. Nur zu gewiß weiß ich, daß der muhamedanische Glaube eitel Betrug ist, und von ganzem Herzen will ich aus Liebe zu dem, der für mich gestorben ist, mein Leben verlieren!"— Hier- auf wurde das Todesurtheil über sie ausgesprochen und sogleich vollzogen. Ganz unerschrocken bot sic ihren Kopf dem Beile dar. — Das geschah im Jahre 1619. Graf Zinzendorf in einem Wirthshause. Wir haben oben (S. 65) erzählt, wie Graf Zinzendorf einst in Düsseldorf mächtig ergriffen worden war durch den Anblick eines Crucifixes, unter welchem er die Worte las: „Das that ich für dich; und was thust du für mich?" Nun fand er später einmal in einem Wirthshause in der Lausitz auch ein Crucifix an der Wand, aber es ging übrigens in dem Wirthshause ganz weltlich zu, so daß er leicht merkte, daß in diesem Hause der Gekreuzigte wohl an der Wand zu sehen sei, aber nicht in dem Herzen wohne. Was that er nun? Ohne daß es die Leute bemerkten, schrieb er über das Bild des Erlösers an der Wand der Wirthsstube dieselben Worte, welche auf sein Her; von so wohlthätigem Einfluß gewesen waren: „Das that ich für dich!" und unter dasselbe Bild die Frage: „Was thust du für mich?". Nach einiger Zeit fiel den Wirths- leuten diese Schrift in die Augen. Beide fielen tief gerührt auf ihre Kniee und riefen aus: „Gott segne den, der uns zum Heil dieß schrieb. Was wir bisher noch nicht thaten, wollen wie nun thun." Sie gaben sich die Hand darauf, daß sie ein anderes Leben anfangen und Christo in aller Treue dienen wollten. Gesagt, ge- than! Sie wurden von Stund' an andere Menschen, und ihr ganzes Hauswesen wurde viel besser, als es früher war. —Nach einigen Jahren reiste der Graf wieder durch den Ort und kehrte auch in demselben Wirthshause ein. Die Wirthsleute erkannten ihn schon durch's Fenster, eilten zu ihm hinaus, führten ihn vor das Crucifix, wo die Schrift /ich erhalten hatte, welche einst Zinzendorf dort niedergeschrieben hatte, priesen den Heiland herzlich für ihre Seelenrettung, und auch der Graf dankte dem Gott der Liebe in- brünstig für die Erfahrung seiner Gnade. ' Christus der Mittler. Es ist das Heil uns kommen her Bon Gnad' und lauter Güte; Die Werke helfen nimmermehr, Und schaffen nimmer Friede; /

4. Lesebuch für evangelisch-lutherische Schulen - S. 28

1857 - Waldenburg : Selbstverl. G. Leo
daß wir keusch und züchtig leben 28 Sie näht, sie strickt, sie wirkt mit Fleiß, Macht Decken nach der Künstler Weis', Hält sich sebst sauber: weiße Seid' Und Purpur ist ihr Feierkleid. Ihr Schmuck ist, daß sie reinlich ist; Ihr Ehr' ist, daß sie ist gerüst't Mit Fleiße, der gewiß zuletzt Den, der ihn liebet, hoch ergötzt. Sie öffnet ihren weisen Mund, Thut Kindern und Gesinde kund Des Höchsten Wort, und lehrt sie fein,«» Fromm, ehrbar und gehorsam sein. Die Söhne, die ihr Gott beschert, Die halten sie hoch, lieb und werth. Ihr Mann der lobt sie spät und früh, - Und preiset selig sich und sic. Biel Tochter bringen Geld und Gut, Sind zart am Leib und stolz an Muth; Du aber, meine Krön uiib Zier, Gehst wahrlich ihnen allen für. Was hilft der äußerliche Schein? Was ist's doch, schön und lieblich sein? Ei» Weib, das Gott liebt, ehrt und scheut, Das soll niau loben weit und breit. Die Werke, die sie hier verricht't, Sind wie ein schönes helles Licht; Sie dringen bis zur Himmelöpfort', Und werden leuchten hier und dort. Paul Gerhard. Herzog Johann Friedrich von Sachsen-Gotha. Der Herzog Johann Friedrich von Sachsen -Gotha war wegen Landfriedensbruchs in die Reichsacht verfallen und als Ge- ächteter im Jahre 1567 in des Kaisers Gefangenschaft gerathen. Da hatte er lange Zeit darüber nachzudenken, was ihm fehle und was er zu viel habe, und weil er wirklich nachdachte und weil derjenige, der auch bei dem Einsamsten ist, ihn beim Nach- denken unterstützte, so kam er endlich auch darauf, daß er der Sünden zu viel habe unv daß ihm derfriede mit Gott fehle. Wer aber einmal anfängt sich nach dem Frieden mit Gott zu sehnen, dem ist schon halb geholfen. Das Werkzeug nun, wodurch in diesem Falle unserem Gefangenen geholfen wer- den sollte, war dessen Gemahlin, Elisabeth, eine Tochter des Kurfürsten Friedrich Ul. von der Pfalz, desselben Kurfür- sten, der, als er gefragt wurde, warum er keine Festungen in seinem Lande anlege, antwortete: „Eine feste Burg ist unser

5. Lesebuch für evangelisch-lutherische Schulen - S. 43

1857 - Waldenburg : Selbstverl. G. Leo
die seine Gebote halten. 43 Die Fürsorge Gottes für die Seinen. Der Pastor Uh levin Helbra war von Natur sehr schwächlich, und durch die lange Kränklichkeit nahmen seine Körper- und Geistes- kräfte täglich ab, so daß er zwei Jahre vor seinem Tode sich häufig vertreten lassen mußte, und das letzte halbe Jahr gar nicht 'mehr predigen konnte. Dessen ungeachtet wollte er noch immer wirken. So ging er den 24. Januar 1835 auf das von Helbra 20 Minu- ten entfernte Filial Benndorf, um einen Kranken zu besuchen. Seine Gattin suchte ihn daran zu hindern, aber er ließ sich durch- aus nicht halten und wollte auch nicht zugeben, daß ihn Jemand begleite. Er kam glücklich in Benndorf an, ging zu dem Kranken und kehrte auch noch in einem andern Hause ein, wo er immer freundlich aufgenommen wurde, weil Mann ilnd Frau das Wort Gottes lieb hatten. Der Mann dieses Hauses begleitete ihn bei seiner Riickkehr so weit, daß er meinte, er werde nun glücklich nach Hause kommen. Alö Uhle ungefähr 5 Minuten von seiner Wohnung entfernt war, wurde er von einem Schlagflusse getroffen, fiel an einem Abhänge nieder und konnte keines seiner Glieder regen. Reicht hätte dieser theure Knecht Gottes auf diesem einsamen Wege und bei dem rauhen Wetter im Januar, zumal bei seiner ohnehin großen Schwäche, sein Leben hier aushauchen können; doch der Herr, dem er immer so treu gedient, wollte nicht, daß er auf solche Weise enden sollte. Das wäre für die Seinigcn und für seine Freunde ein zu harter Schlag gewesen. Wohl mochte er über eine Stunde auf dem kalten und schmuzigeu Erdboden ge- legen haben, als ein fremder Fuhrmann den in dieser Jahreszeit einsamen Weg daherkam. Dieser sah Uhlen liegen und, gleich jenem Samariter, nahm derselbe ihn auf seinen Wagen bis in daö Dorf, wo er ihn einigen Frauen aus der Gemeinde übergab, von welchen er nach seiner Wohnung geführt wurde. Mit blutigem Antlitz und ganz mit Schnmz bedeckt, auch von der Kälte ganz erstarrt, kam er zum Schrecken der Seinigeu an. Da ich alö Hausfreund an Allem, was dem Uhle'schen Hause begegnete, den innigsten Antheil nahm, so ließ man mich bald nach diesem Vor- falle rufen. Wie erschrak ich, als ich in seinem Angesicht die Spuren von einem Falle wahrnahm! Nachdem mir der Hergang der Sache erzählt war, fragte ich: „Wie war Ihnen denn, mein theuerster Herr Pastor, als Sie so hülflos dalagen?" Da ant- wortete er: „Ich hatte den Glauben zu dem Herrn, daß er mich in dieser Lage nicht umkommen lassen, sondern irgend Jemand senden würde, der mich zu den Meinigen brächte."

6. Lesebuch für evangelisch-lutherische Schulen - S. 93

1857 - Waldenburg : Selbstverl. G. Leo
gib unes heute. 93 älternlose, verlassene, verwilderte Kinder im Namen Jesu aufzuneh- men und sie vor leiblichem und geistigem Verderben zu bewahren. Es wurde, da der Andrang zu dieser Anstalt sehr groß war, oft- mals recht schwer, die vielen armen Kinder zu unterhalten und bei christlichen Leuten unterzubringen. Besonders fühlte Falk den Druck der Zeit im Jahre 1817, wo zu den traurigen Folgen des Kriegs auch noch die Theurung trat. Das Jahr 1816 war nämlich ein Regenjahr, wo die Sachsen ihr Erndtefest unter Thränen feierten; denn das Getreide war in diesem Jahre in den Halmen ausge- wachsen, und als die Aehren eingefahren wurden, sahen dieselben von den Keimen, die sich an denselben gebildet hatten, ganz grün aus. — In dieser Noth nun hielt sich Falk an das Gebet, und ' ermahnte seine Zöglinge, welche sich täglich zu gemeinschaftlichem Gebete um ihn sammelten, daß sie auch daheim das Gebet nicht vergessen möchten. Eines Tags sprach er nun mit ihnen die vierte Bitte durch. Er durfte es ihnen nicht verhehlen, daß er nur etwa noch auf vier Wochen Brod fili sie habe, und daß er sie dann würde entlassen müssen, wenn Gott nicht Hülfe sende. Thränen füllten die Blicke dieser Armen; aber Falk tröstete sie und sprach, Gott werde gewiß Hülfe senden, sie sollten in ihrem Kämmerlein nur fleißig sprechen die vierte Bitte: „Unser täglich Brod gib uns heute." Und Gott hatte schon geholfen. Kaun» nämlich hatte Falk den Betsaal verlassen, so erschien ein Bote, gesendet von der edeln, im Jahre 1854 verstorbenen F ü r st i n v o n Schwarz- bürg-Rudolstadt, welche der Anstalt 500 Thaler schickte und zugleich die Bitte aussprach, „wenn ein armes Schwarzbnrg '.'kv dvlstädtischeö Kind der Gesellschaft der Freunde in der Noth be gegnen sollte, demselben in Liebe die Hand zu reichen." Sv hatte Gott auf's Neue die vierte Bitte erhört. Johannes. Falk ver- sammelte aber gleich nach erfahrener Hülfe die Zöglinge um sich und ließ von ihnen anstimmen: „Gloria sei dir gesungen von Menschen- und von Engelzungen." Za, unsere Hülfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat. Komm, Herr Jesu, sei unser Gast. Ein von Herzen frommer Landinann hörte in einer Ostermvn- tagspredigt die evangelische Erzählung Joh. 21, 5—14 vorlesen. Er ward so bewegt, daß er halblaut, seinem 'Nachbar hörbar, betete: „Mein allerliebster Herr Jesus, ich bitte mir die Gnade aus, komm und speise nächsten Sonntag mit mir und meinen Kindern. Ich bin wohl ein schlichter Mann, aber du hast so oft mit geringen Leuten gegessen und getrunken, du wirst auch bei mir vorlieb neh-

7. Lesebuch für evangelisch-lutherische Schulen - S. 295

1857 - Waldenburg : Selbstverl. G. Leo
Luther im Kloster zu Erfurt. 295 nen Eltern. Unterwegs stieß er von ohugefähr mit dem Fuße an den Degen, das Messer schoß aus, und er stach sich drein, so daß es eine Hauptader zerschnitt. Er war mit einem einzigen Be- gleiter, ohugefähr eine halbe Meile von Erfurt. Das Blut floß^ furchtbar heraus und ließ sich nicht stillen, und da er sich an den Rücken legte, das Bein in die Höhe kehrte und den Finger gegen die Wunde hielt, so schwoll das Bein gewaltig auf. Endlich kam ein Chirurg aus der Stadt und verband die Wunde. Luther aber rief in der Todesgefahr: Maria, hilf! und als in der Nacht die Wunde aufging und er eine Ohnmacht bekam, rief er gleichfalls nur die Maria an. „Damals — sagte er später — wäre ich auf Marien dahin gestorben." Meurer. Luther im Kloster zu Erfurt. Da Luther sein ein und zwanzigstes Jahr beschlossen, im Jahr 1505, begab sich mit ihm etwas Sonderbares. Einer seiner besten Freunde wurde in der stacht zu Erfurt erstochen; dazu kam ein erschrecklicher Donuerschlag, der ihn selbst betäubte und neben ihm einschlug. Darüber bestürzt und in sich gekehrt, entschloß er sich, die Welt zu verlassen, wie man zu sagen pflegt, das heißt, in ein Kloster zu gehen. In dem Kloster wurde er zu den allergemeiusten Diensten an gehalten und iiberaus hart gehalten , Nicht nur mußte er fleißig mit dem Bettelsacke in der Stadt herumlaufen, sondern auch die Thüren hüten, Kirche kehren, ja sogar die Unreinigkeiten des Klo- sters ausräumen, welches Alles er ailch mit großem Gehorsam that. Wenn die andern Mönche, berichtet ein Zeitgemäß, den neuen Bru- der so fleißig sahen in Lesung der heiligen Schrift, murreten sic sehr uild sagten: man müsse nicht mit Studiren, sondern mit Brod-, Getreide-, Eier-, Fisch-, Fleisch- und Geld-Betteln sich dem Kloster nützlich machen. Daß er so sehr mit Eifer die Quellen der gött- lichen Lehre, nämlich die Schriften der Propheten uild Apostel, las und sich immer mehr unterrichtete von dem Willen Gottes, seinen Glauben zu stärken und zu nähren, dazu war noch die besondere Veranlassung die ungemeine Qual und Angst, so er in seiner Seele oft empfand. Auch auf den Leib achtete er sonderlich gar nicht, sondern hielt sich streng in der Zucht des Klosters und in allen Uebungen mit Lesen, Fasten, Disputiren und Beten, wobei er über- haupt wenig Speise und, Trank zu sich. nahm, oft den Tag über mit wenig Brod und einem elenden Häring sich begnügte. Wie aber Gott denen, die ihn redlich suchen, oft eine unerwartete Hülse und Erquickung in den Weg weiset, so gab es nicht nur gutge-

8. Lesebuch für evangelisch-lutherische Schulen - S. 304

1857 - Waldenburg : Selbstverl. G. Leo
304 Katharina von Bora. Nachdem nun Catharina von Bora und die übrigen neun Jungfrauen vergeblich um Erlösung aus dem Klosterleben gebeten hatten, such- ten sie Hülfe und Rath, wo sie dieselben irgendwo erwarten konn- ten, und wandten sich wahrscheinlich unmittelbar an Martin Luther. Denn er erklärte öffentlich, daß die Erlösung dieser armen Seelen aus dem Gefängnisse menschlicher Tyrannei durch ihn angeregt worden. Luther gewann darauf in der Stille Leonhard Koppe, Bürger zu Torgau, daß er mit seines Bruders Sohn und einem andern ehrbaren Bürger, Wolf Tomitsch, es unternahm, die neun Nonnen aus ihrem Kloster zu befreien. Sie vollführten ihr Werk in der Nacht voul Charfreitage auf den Oster-Sonnabend 1523, den 4 April. Koppe brachte sie auf Wagen zuerst nach Torgau. In einer Torgauischen Chronik steht: „wie Herings- tonnen". Allerdings mußte Koppe darauf denken, die Entführten zu verbergen, denn man konnte ihm nachsetzen, und sein Weg ging anfangs durch das Gebiet des bekannten Herzogs Georg; und da war ein sehr einfaches und gut ersonnenes Mittel, eine Tonne für jede einzurichten, in der sie bequem sitzen konnte. Bon Torgan kamen sie am dritten Osterfeiertage, den 7. April, in Wittenberg an: „ein armselig Völkchen," schreibt Luther von ihnen, „so aber ehrbare Torganische Bürger gebracht haben." Luther suchte sie nun fürs erste, so gut er konnte, in Wittenberg unterzubringen, und ihnen, woher irgendwo Hoffnung war, Unterstützung zu ver- schaffen. Da sich aber vorhersehen ließ, daß eine so kühne That bald ruchbar werden, und die Entführung der Nonnen »rach Wit- tenberg ans jeden Fall das Gerücht veranlassen würde, daß der Urheber der neuen Lehre auch der Urheber dieser That sei; so ließ Luther ans freien Stücken ein offenes Sendschreiben an Leonhard Koppe ausgehen, darin er sich als Urheber der That bekannte und dieselbe rechtfertigte. „Christus," schrieb er, „der nun sein Evan- gelium au den Tag gebracht und des Antichrists Reich zerstöret, wird hier Schntzherr sein, ob's auch das Leben kosten müßte." Einige jener Jungfrauen wurden nun von Wittenbergischen Bür- gern in's Haus genommen, und die irgend noch des Alters waren, suchte Luther zu verheirathen. Zu diesen gehörte auch Catharina von Bora, und Luther dachte dieselbe diesem und jenem seiner Freunde, namentlich einem gewissen Dr. Glatz, zu. Abraham Seultetns erzählt: Indem Luther damit umging, die gewesene Klosterjungfrau Catharina von Bora dem Dr. Glatz zuznfreien, kam dieselbe zu Amsdorf und beklagte sich, daß sie Luther wider ihren Willen an Dr. Glatz verheirathen wolle; nun wisse sie, daß Amsdorf Luthers vertrauter Freund sei; darum bitte sie ihn, er

9. Lesebuch für evangelisch-lutherische Schulen - S. 306

1857 - Waldenburg : Selbstverl. G. Leo
306 Der Reichstag zu Augsburg. stellen der Predigten gefordert, und sie willigten unter der Be- dingung darein, daß auch die.katholischen das Predigen unterließen. Dieß geschah, und so wurden denn während des Reichstags in Augsburg keine Predigten gehalten, sondern nur die gewöhnlichen Sonntagsevangelien und Episteln von den Kanzeln verlesen. Der Reichstag begann am 20. Juni. In den vier ersten Tagen tarti die Sache des Glaubens nicht zur Sprache, aber am Nachnlittag des 25. Juni, welcher auf einen Sonnabend siel, wollte der Kaiser das Glaubensbekenntniß der protestanti- schen Fürsten anhören. Diese feierliche Handlung ging in der Kapellstnbe des Bischof-hofes, wo der Kaiser seinen Gottesdienst hielt, vor sich. Diese Kapelle faßte fast 200 Personen, und alle Stände, welche den Reichstag besucht hatte- waren zugegen. Als zuerst eine Rede gehalten worden war, äußerten die evangelischen Fürsten, daß sie nun ihr Bekenntniß vorlesen lassen wurden, und baten zugleich, daß man sie ungestört anhören möchte. Sie selbst standen auf, indem sie die Cvnfession stehend vorlesen hören woll- ten, aber auf Befehl des Kaisers setzten sie sich wieder, und nun traten die beiden sächsischen Kanzler, Dr. B r ii ck (Pontanns) und Dr. Beyer, jener mit einem lateinischen, dieser mit einem deut schen Exemplar der Confession in die Mitte der Kapelle. Auf den Wunsch des Kaisers, daö Bekenntniß möchte in lateinischer Sprache vorgelesen werden, äußerte Johann der Beständige, daß es schicklicher sei, die Confession in deutscher Sprache zu hören, weil man sich auf deutschem Boden befände, und dieser Wunsch des Kurfürsten wurde auch erfüllt. Hierauf begann Dr. Beyer zu lesen und sprach so laut und vernehmlich, daß selbst in dem Hofe, der ganz mit Menschen angefüllt war, jedes Wort verstanden werden konnte. Sodann sprachen die evangelischen Stände ihren Dank gegen den Kaiser aus, weil er die Vorlesung der Cvnfession ange-. hört habe, und ließen beide Exemplare des Bekenntnisses durch Dr. Brück dem kaiserlichen Sekretär, Alexander Schweiß, übergeben, damit er sie dem Kurfürsten von Mainz, als Reichskanzler, ein- händigen sollte. Allein der Kaiser nahm beide Exemplare selbst in die Hände, behielt das lateinische für sich, das deutsche übergab er dein Reichskanzler. So hatten denn die Evangelischen ihre erste, öffentliche Be- kenntnißschrift vorlesen lassen, und das Vorlesen derselben stimmte selbst einige katholische Fürsten günstiger für die Protestanten. Ja, der Herzog Wilhelm von Barern sagte sogar zuni Dr. Eck: „Man hat mir viel anders von des Luthers Lehre gesagt, als ich in dem Bekenntniß gehöret habe. Doch habt ihr mich ja ver-

10. Lesebuch für evangelisch-lutherische Schulen - S. 313

1857 - Waldenburg : Selbstverl. G. Leo
Die Schlacht bei Mühlberg. Z1z Bildung und Gelehrsamkeit in seinen Landen befördern, und wenn die Sachsen sich bis auf unsere Zeiten herab durch Kenntnisse in den schönen Wissenschaften ausgezeichnet haben, so hat Herzog Moritz zunächst den Grund Hierzu gelegt. Es wurden allerdings manche Klöster bei Einführung der ieformation aufgehoben, aber die Güter derselben verwendete der uneigen- nützige Herzog Moritz, um die Einkünfte gering besoldeter Geistlichen und der Lehrer an der Hochschule zu Leipzig zu erhöhen, und um die drei Für- stenschnlen zu Schulpforte, Meißen und Grimma zu gründen, welche ja noch immer blühen und eine Zierde Sachsens sind. Diesem Sächsischen Fürsten, der ein erklärter Freund der Reformation war, wurde gleichwohl im Jahre 154fi vom Kaiser Earl V., welcher den Kurfürsten Johann Friedrich in den Bann gethan hatte, der Befehl, die Acht an diesem seinen Vetter zu vollziehen. Was sollte Moritz thun? Hätte er dem Kaiser nicht aewillfahret, so wäre er nicht nur selbst in Ungnade bei dem Kaiser verfalle», sondern es würde auch die Vollstreckung der Acht an Johann Friedrich einem anderen, wahrscheinlich katholischen Fürsten aufgetragen worden sein, und dann wäre ihm und seinen Unter- thanen buvd) fremde Kriegsvölker viel Schaden und Unglück zngezogen wor- den. So besetzte denn Moritz mit seinem Heere die Länder des Kurfürsten. Sobald dieß Johann Friedrich erfuhr, brach er mit seinem Heere nach Sach- sen ans, eroberte nicht blos sein Land wieder, sonder» gewann auch die Länder seines Gegners mit Ausnahme der Städte: Leipzig, Pirna und Dresden. Mittlerweile vereinigte sich aber Herzog Moritz mit dem kaiserlichen Heere bei Egcr. Der Kaiser, entschlossen, den, wie er meinte, wlderspän- ftigen Kurfürsten zu demüthigest, zog über Adorf, Planen, Reichen- bach, Werdau, Jerisau, Geithain, Eolditz, Leisnig und Lom- matzsch und hielt am 23. April in der Gegend von Mügeln Rasttag. An demselben Tage verließ der Kurfürst Meißen, brannte die Elbbrücke hinter sich ab und begab sich bis in die Gegend von Mühlberg. Hier kam es am 24. April zur Schlacht, in welcher Johann Friedrich hauptsächlich durch Verrath, wie bereits früher (S. 3(5) erzählt worden ist, unterlag. Der Kurfürst kämpfte in.dieser Schlacht ritterlich, und erst als er bei der Gegenwehr eine tiefe Wunde auf der linken Wange erhalten hatte, überreichte er zum Zeiche» der Unterwerfung zwei Ringe, die er trug, einem Deutschen, dem meißener Edelmann, Thilo von Trvtta. Der gefangene Kurfürst wurde nun zum Kaiser geführt, der mit seinem Gefolge auf dem Wahlplatze hielt. Als er den Kaiser erblickte, redete er ihn an: „Allergnädigfter Kaiser", aber Carl V. fragte im Tone des Bor- wurfs : „Bi» ich nun Euer gnädiger Kaiser?" Er führte nun den ge- fangenen Kurfürsten mit sich in das Lager vor Wittenberg, welche Stadt er erobern wollte. Als sich Wittenberg nicht ergeben wollte, wählte Earl V. ein Mittel, welches ihm gewiß wenig Ehre macht, er ließ durch ein Kriegs- gericht, uin Wittenbergs Uebergabe desto leichter zu erlangen, das Tvdes- urtheil über Johanil Friedrich aussprechen. Dieser spielte eben in einem Zelte mit dem ebenfalls gefangenen Herzog Ernst von Braunschweig Schach, als ihm dieser Spruch bekannt gemacht wurde. Ruhig hörte der großmü- thige Fürst das Urtheil an und sprach dann zu den Abgesandten des Kai- sers : „Ich vermeine, Kaiserliche Majestät werde sich dabei doch nicht über- eilen und etwas gnädiger mit mir verfahren. Sollte es aber Ernst sein, so bitte, man wolle mir den Tag meines Todes zuvor ankündigen, damit
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