Wörterbuch.
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ob, obe, conj. ob, wenn; praep. u.
adv. über, oberhalb; obe geligen ob-
siegen.
obedach stn. Obdach,
od, ode, oder oder, und.
offenbaere, offenbar adj. u. adv. öffentlich,
offenliche adv. öffentlich, allen vernehm-
bar.
ordennnge stf. Ordnung, Rangklaffe,
Chor (der Engel).
organieren swv. musizieren, die Orgel
spielen.
Ortland Land mit einer Spitze (ort),
vielleicht Jütland.
palmetac stm. Palmsonntag,
pantel stm. Panther,
pardts stn. Paradies,
permint stn. Pergament,
pfant stn. Pfand, Unterpfand, Ersatz,
pfel, phel, pfellel stn. kostbarer Seiden-
stoff.
pfenden swv. pfänden, berauben,
pflege stf. Pflege, Aufsicht, Fürsorge,
pflegen, phiegen stv. sorgen (c. gen.
u. c. acc.), sorgen, beschützen, besitzen,
pfliht stf. Pflege, Teilnahme,
pflihten swv., ze einem sich an je-
manden halten, sich mit jemandem
verbinden.
pfrüende (praebenda) stf. Nahrung,
Unterhalt.
pilliche, billiche adv. geziemenderweise,
pirsgewant, birsgewant stn. Jagdkleid,
Jagdgerät.
pluot, bluot stn. Blut,
porte, borte swm. Borte, Band von
Seide u. Goldfaden,
pris stm. Lob, Ruhm, Preis,
priieven swv. berechnen, nachrechnen, er-
kennen.
ragen swv. ragen, hervorragen,
ram stf. Rahmen (auch zum Sticken),
rant (gen. randes) stm. Rand, Schild,
rat (gen. rades) stn. Rad.
rät stm. Rat, Beratung, Anschlag; rät
hän (c. gen.) etwas entbehren können,
überhoben sein; ze rate tuon (c. gen.)
Abhilfe schaffen für etwas; ze rate
werden sich beraten, überlegen,
raten stv. raten, zureden, sinnen auf
etwas; raten üf einen Rat geben gegen
jemanden.
rechen stv. rächen, strafen (praet. rach)
recke swm. tapferer Krieger, Held (landes-
vertriebener).
reht stn. Recht, Gericht, Pflicht; ad),
recht, richtig.
rehte adv. richtig, wirklich, verstärkend
vor Adjektiven und Adverbien — sehr,
reren swv. abwerfen,
retoben swv. rasend werden; des mnotes
r. in rasende Aufregung geraten,
rieh, riche adj. reich, mächtig,
riche stn. Reich.
richeit, richheit stf. Reichtum, Macht,
rife swm. Reif,
rigol stm. Riegel.
rihten swv. richten, einrichten; einem r.
Recht verschaffen.
rimpfen stv. zusammenziehen, rümpfen,
rinc stm. Ring, pl. Ringpanzer,
ringe adj. u. adv. leicht, gering, wenig;
mich ahtet ringe, mich kümmert
wenig.
ris stn. Zweig, Reis.
risen stv. fallen (praet. reis),
riten stv. reiten.
ritterschaft, ritterscaft stf. ritterliches
Leben, Ritterschaft, ritterliches Spiel,
rinschen swv. rauschen,
riuwe stf. Schmerz, Reue,
riuwecliche adv. bekümmert,
riuwen stv. schmerzen, betrüben,
riuwic adj. reuig,
rö adj. roh, ungekocht,
rocke swm. Roggenmehl,
rü adj. struppig, rauh.
rucke, rücke stm. Rücken,
rücken, rucken swv. bewegen; dan
rucken wegrücken, wegnehmen,
rüeren swv. berühren, fassen,
ruochen swm. (c. gen.) sich kümmern
um etwas, wollen, geruhen,
ruoder stn. Ruder.
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Siebte Periode oder zweite Blüteperiode, von 1748 ab.
Iphigenie erscheint als das Ideal nicht einer heidnischen, sondern einer
mit wahrhaft christlichen Tugenden geschmückten Jungfrau.
Der reine Adel ihrer hoheitsvollen Seele, die mit den sonst
nur auf christlichem Boden gedeihenden Tugenden der Selbstverleugnung,
der Opferwilligkeit, der Dankbarkeit, der Wahrheitsliebe und der jung-
fräulichen Reinheit geziert ist, verscheucht nicht allein die um des Bruders
Seele lagernden finstern Geister und sühnt den alten Fluch des Tanta-
lidenhauses, er macht sogar den Feind zum Freunde. Zeigt so das
Stück in seiner Titelheldin einen von christlicher Kultur und Gesittung
durchhauchten Charakter, so ist der Aufbau desselben von antiker Ein-
fachheit, indem Einheit des Ortes, der Zeit und der Handlung auf das
strengste gewahrt sind, und eine völlig klassische Ruhe bei ebenso anmutigem
als erhabenem Stile über das Ganze ausgebreitet ist. Daher ist die
„Iphigenie", in welcher hellenische Schönheit und germanische
Gemüts tiefe harmonisch verschmolzen sind, mehr und mehr als ein
wunderhelles Seelengemälde, als eine der edelsten und schönsten
Schöpfungen des Goetheschen Genius anerkannt worden und gilt mit Recht
als ein unsterbliches Meisterwerk der deutschen Literatur.
Gleich der „Iphigenie" bedurfte auch „Torquato Tasto" \ Schauspiel
in fünf Aufzügen, ursprünglich in Prosa geschrieben, langer Zeit, ehe es
1789 zu glänzender Vollendung gelangte. Noch im Jahre 1787,
nach der Vollendung der „Iphigenie", schrieb Goethe aus Rom: „Täte
ich nicht besser, eine ,Iphigenie in Delphi' zu schreiben, als mich mit den
Grillen des Tasso herumzuschlagen? Und doch habe ich auch dahinein
schon zu viel von meinem Eigenen gelegt, als daß ich es fruchtlos auf-
geben sollte." Und in der Tat sind in keinem Drama so viele Bezüge
zu Goethes Person und Stellung zu finden als in „Tasso". Hatte
doch auch Goethe in Weimar das Mißverhältnis zwischen Talent und
Leben, den inneren Zwiespalt des Dichters und des Welt- und Hofmannes
hinreichend an sich selbst in Erfahrung gebracht. Daher liegt der Angel-
punkt des Stückes in dem Verhältnis Tastos zu Antonio, des Dichters
zum Staatsmann, des Mannes der Phantasie, der Illusion, des
Idealismus zu dem Vertreter der Nüchternheit, der Wirklichkeit, des
Realismus; denn in diese beiden Personen, in Dichter und Minister,
hat Goethe seine Person zerteilt, damit so zwei Männer entständen, „die
darum Feinde sind, weil die Natur nicht einen Mann aus ihnen formte".
Auch die Zeichnung des Hofes zu Ferrara bietet eine offenbare Parallele
zu dem von Weimar, und läßt sich unschwer in dem Herzog Alfons von
' Vgl. Teil Iii, S. 176: „Goethes Torquato Tasso" von Rosenkranz
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Extrahierte Personennamen: Goethe Goethe Antonio Goethe Alfons
§ 38. Schillers Werke. — Die lyrischen und epischen Dichtungen. 213
zugleich aber auch seine sittliche Tapferkeit, indem er die Liebe zu einer
Dame, die ihm gegenüber nur ein leichtfertiges Spiel ihrer Eitelkeit
getrieben hat, aus seinem Herzen reißt. „Ritter Toggenburg"
offenbart uns die Allgewalt der Liebe, die selbst im schwersten Leid ver-
nichteter Hoffnung doch noch in der Nähe der geliebten Person das
einzige Lebensglück findet. „Der Gang nach dem Eisenhammer"
besingt die Diensttreue und Frömmigkeit, die unbewußt alle Arglist und
Tücke zu Schanden macht („Gott selbst im Himmel hat gerichtet"), und
verkündet zugleich die Lehre, daß das Böse selbst sich vernichtet, und daß
im Leben nichts zufällig ist.
In den ideal gehaltenen Stoff versenkt der Dichter in seiner hohen
und edeln Empfindungsweise sich ganz hinein, so daß Frau von Staöl
nicht mit Unrecht über ihn rühmt: „La conscience est sa muse.“ „Das
oft dünne, durchsichtige Gewebe der objektiven Darstellung wird dicht durch
die goldenen Fäden, die der Sänger aus seiner eigenen Seele spinnend
in dasselbe einträgt." Es ist, als wenn der Dichter unter fremder Maske
sein eigenes ideales Denken und Empfinden, sein sittlich gestimmtes
und geweihtes Gemüt ausspräche.
Diese etwas lyrische Behandlung des an sich epischen Stoffes bringt
eine wohltuende, leben sw arme und ergreifende Darstellung hervor,
die noch anziehender erscheint durch die dramatische Handlung, wie
sie vorzugsweise „Der Taucher", „Der Handschuh", „Der Graf von
Habsburg" und „Die Kraniche des Jbykus" bekunden. Die Handlung
wird noch mehr belebt durch den Dialog, den mehr oder weniger jede
Romanze zeigt. Ebensosehr benutzt der Dichter zur Hebung des Ganzen
glanzvolle Schilderungen, wie die unübertreffliche Zeichnung des Meeres-
strudels im „Taucher", des Theaters in den „Kranichen des Jbykus",
der Bestien im „Handschuh" und im „Kampf mit dem Drachen".
Nicht minder werden Szenerie und Staffage farbenreich ausgeführt und
mit aller Klarheit geschildert. Alle diese einzelnen Zeichnungen verletzen
jedoch die szenische Einheit nicht, sie bilden vielmehr einen Bestandteil der
Handlung selbst.
Mit dieser dramatischen Gestaltung des Stoffes, der glanz-
vollen Schilderung verbindet sich der erhabene Schwung der
Sprache. Dieselbe ist, wenn auch dem Tone nach im einzelnen ver-
schieden, allgemein, ideal und klangvoll, in starken wie in milden
Tönen gleich reich. Sie ist belebt durch veranschaulichende Bilder-
pracht, sowie durch einen Reichtum schlagender Antithesen, durch
besondere Steigerungsformen und durch Alliterationen, die
meistens Tonmalerei bezwecken.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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