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Die Zeit von 1815 bis 1857.
länder die ehemals auf den westindischen Inseln und dem tropischen ame-
rikanischen Festlande durch Sklavenarbeit erzielten Produkte in Ostindien
durch sogenannte freie Arbeit, d. h. durch Malaien und Hindu bauen
zu lassen. Haben diese Bestrebungen der Engländer nur annähernd den
Erfolg wie die niederländischen auf Java, so wird Ostindien den euro-
päischen Markt mit Kolonialwaaren füllen und die Konkurrenz Amerikas
zurückdrängen, wo nicht ganz unmöglich machen. Wie weit die Eng-
länder in dieser Richtung vorgegangen sind, ist uns nicht bekannt; wir
hören bloß von der Anlage mehrerer Eisenbahnen und Bewässerungs-
kanäle, von Theepflanzungen u. dgl., während die englischen Baum-
wollefabrikanten ihren ungeheuren Bedarf an Rohmaterial noch immer
zum größten Theil nicht aus Bombay, sondern aus Neworleans beziehen.
Die Bemühungen der englischen Politik, Ostindien zu sichern und Eng-
lands Herrschaft daselbst immer fester zu begründen, beweist z. B. die
vertragswidrige Besetzung eines Theils von Borneo und des benach-
barten Labuan durch James Brooke, einen ehemaligen Beamten der
oftindischen Kompagnie, der sich zum Radscha (Fürsten) von Sarawak
zu machen wußte, nach der Behauptung der Engländer nicht durch die
Gewalt der Waffen, sondern durch die moralische Macht der Civilisation,
obwohl seitdem bekannt worden ist, daß dieser neue Orpheus den wil-
den Dayaks nicht mit Saiten, sondern mit Kanonen aufspielt.
Der Cpiumkrieg mit China (1839—1842).
Wie wenig es der englischen Politik Ernst ist, wenn dieselbe ihre
Lenden mit dem Gürtel der Humanität schnürt und die Bibel in den
Händen andächtig einherwandelt, zeigt der Krieg gegen China am un-
widerleglichsten. Die Chinesen hatten sich in neuester Zeit das Opium-
rauchen und Opiumessen angewöhnt, ein Mittel sich zu berauschen, das
unter allen für Leib und Seele am verderblichsten sein soll. Den un-
geheuren Bedarf an Opium lieferte vorzugsweise das britische Ostindien
in einem jährlichen Werthe von mehreren Millionen Pfd. Sterl., so
daß der Mohnbau die einträglichste Benutzung des Bodens wurde. Die
chinesische Regierung untersagte ihren Unterthanen den Genuß des Opiums
bei Strafe, selbst bei Todesstrafe, und verbot endlich die Opiumeinfuhr
gänzlich, weil sie ihr Volk nicht vergiften lassen wollte, nach der Be-
hauptung der Engländer aber aus keiner andern Ursache, als weil für
das Opium eine Masse Silbers außer Land ging. Sie schmuggelten
nun noch mehr Opium nach Kanton, als sie früher offen eingeführt
hatten, denn der Verbrauch desselben steigerte sich nach dem Verbote be-
trächtlich (einen annähernden Begriff von dieser Einfuhr gibt die That-
sache, daß der kaiserliche Kommissär Lin 20,000 Kisten Opium, die der
englische Bevollmächtigte Kapitän Elliot auslieferte, in das Meer wer-
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Extrahierte Personennamen: Brooke Sarawak Ernst
Extrahierte Ortsnamen: Ostindien Ostindien Amerikas Bombay Ostindien Borneo China China Ostindien
130 Siebte Periode oder zweite Blüteperiode, von 1748 ab.
B. Übertragungen. Die Wahrheit des bedeutungsvollen
Gedankens, „daß die Poesie nicht das Privaterbteil einiger wenigen
Gebildeten, sondern vielmehr eine allgemeine Welt-und Völkergabe, die
Muttersprache des menschlichen Geschlechtes sei", wies er nach in der
Sammlung der „Volkslieder" oder nach einer späteren Bezeichnung in
den „Stimmen der Völker in Liedern" (1778—1779), die eine
Sammlung von übertragenen Volksliedern des ganzen Erdkreises enthalten.
Die sechs Bücher derselben führen uns vor: 1. Lieder aus dem hohen
Norden (grönländische, lappländische, esthnische, lettische, wendische usw.);
2. aus dem Süden (griechische, sizilianische, italienische, spanische und
französische); 3. aus dem Nordwesten (aus Ossian, schottische und
englische); 4. aus dem Norden (skaldische und dänische); 5. deutsche;
6. Lieder der Wilden (aus Madagaskar und Peru). In der Über-
tragung und Umgestaltung dieser Lieder konnte Herder auf das beste
sein feines und tiefes Gefühl für alles Poetische in Anwendung
bringen, vermöge seiner Universalität sich in fremde Gedanken und
Anschauungen auch der verschiedensten Völker versenken und aus der
Tiefe seines eigenen poetischen Gefühles, ohne sich streng an das Wort
des Originals zu binden, freie Reproduktionen schaffen. Alle diese
Übersetzungen sind vollendete Meisterwerke. Zugleich hat er durch diese
Übertragungen den Nachweis für seine Behauptung geliefert, es sei ein
Vorzug des deutschen Charakters, „daß er die Blüte des mensch-
lichen Geistes, die Dichtung, von dem Gipfel des Stammes jeder Nation
brechen dürfe".
Die gleich große Fähigkeit zeigt Herder auch in seinem letzten Werke,
dem „Cid", der erst nach seinem Tode (1805) herausgegeben wurde. Es
ist dieses Werk ein Romanzen-Cyklus, welcher die sagenhafte Geschichte des
Cid, d. i. des spanischen Helden Don Rodrigo Diaz, Grasen von Vivar
(1040—1099), enthält. Das Gedicht (70 Romanzen) ist nach einer
französischen Prosa-Bearbeitung der spanischen, aus dem 13. bis 15. Jahr-
hundert stammenden Cid-Romanzen angelegt; nur 14 der Romanzen sind
altspanisch. Herders Bearbeitung ist aber ein völlig deutsches Werk,
dem nur die spanische Färbung geblieben ist.
Rodrigo Diaz, von den maurischen Soldaten ei Cid (der Herr), von seinen
Landsleuten Oawxeaäor (Feldherr) genannt, erscheint in der Geschichte als ein
rauher, habgieriger, grausamer und trotziger Kriegsheld.
Fernando der Große hatte sterbend (1065) sein Reich unter seine drei Söhne
geteilt, so daß Sancho Kastilien, Alfons Leon und Asturien, Garcia Galizien und
Portugal bekam, während er der älteren Tochter Uraca die Stadt Zamora am
mittleren Duero und der jüngeren Elvira die Stadt Toro vermachte. Der hab-
süchtige Sancho vertrieb jedoch bald mit Hilfe des tapfern Rodrigo seine beiden
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