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Erster Teil. Die deutschen Landschaften.
X. Oer balfitche Landrücken und die deutsche vltleeklme.
1. Liage und Grenzen. Die Landschaft dehnt sich in einem breiten
Streifen von Memel bis Hadersleben die Ostseeküste entlang aus und grenzt
im S. und W. an das Tiefland. im N. an die Ostsee und im 0. an
die Niederung der Memel.
Welche preußischen Provinzen gehören ihr an? Mit welchen deutschen
Landschaften und europäischen Staaten kann sie dnrch ihre Lage leicht in
Handelsbeziehung treten?
2. Phyfifche Grundlage. Nenne die Teile des baltischen Landrückens,
soweit er in Deutschland liegt! Welche Platten haben die größte Aus-
dehnung? Wie mögen die tiefen Einsenkungen an der unteren Oder und
Weichsel entstanden sein? Begründe Richtung und Länge der Küstenflüsse!
Warum ist das Klima rauh, regnerisch und trüb? Wo wird es milder
sein? Erkläre den Ausdruck Seenplatte! Nenne die wichtigsten Seen!
Auf der ganzen Platte ist die Ertragsfähigkeit wegen des vor-
herrschenden Sandbodens gering, nur an einzelnen Stellen zeigt sich ein
ergiebiger Lehmboden. Je näher aber im allgemeinen der Küste, desto
fruchtbarer ist das Gebiet. Fetter Lehm- und Tonboden hat hier einen
blühenden Ackerbau hervorgerufen, und ansehnliche Städte und Dörfer
gewähren einen Einblick in das rührige Erwerbsleben der Bewohner.
3. Zctiätze auf und in der 6rde.
a) Der sandige Boden des großen Heidegebietes, der mehr als die
Hälfte der Landschaft einnimmt und von großen Mooren vielfach unter-
brochen wird, gestattet eine ausgedehnte Forstwirtschaft (Kiefern), ist
sonst aber znm Anbau weniger geeignet. Nur spärlich sind die Ernten
in Hafer, Roggen, Buchweizen und Kartoffeln, jedoch sind die
Täler der Bäche und Küstenflüsse wiesenreich. So ungünstig nun die
Verhältnisse in der Seenplatte selbst liegen, so günstig sind sie wiederum
in den beiden großen Niederungen der Oder und der Weichsel zu nennen,
wo außer Weizen, Zuckerrüben, Tabak und Obst fast alle anderen
wertvollen Anbaugewächse Deutschlands geerntet werden. Bemerkenswert
ist der Gemüsebau. Auch der Wiesen- und Zuckerrübenbau im Gebiet
der Küstenflüsse ist sehr ausgedehnt.
d) Die Viehzucht ist bedeutend. Kein deutsches Gebiet übertrifft
Ostpreußen in der Pferdezucht (Trafehitett): auch in Pommern ist sie
von Wichtigkeit. Die riesigen Heidegegenden nnb dürftigen Grasflächen
der ganzen Seenplatte werden als Schaf- und Gänseweiden benutzt.
Der prächtige Heideblumenflor bietet unzähligen Bienenvölkern reichliche
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Extrahierte Personennamen: Phyfifche
Extrahierte Ortsnamen: Ostsee Deutschland Deutschlands Pommern
X. Der baltische Landrücken und die deutsche Ostseeküste. Z7
in Deutschland: Flensburg. Kiel. Lübeck. Wismar. Rostock, Stral-
sund. Stettin, Danzig. Elbing, Königsberg und Memel,
in Dänemark: Kopenhagen,
in Schweden: Stockholm, Karlskrona, Malmö und Istadt und
in Rußland: Libau, Riga, Reval, Narwa, Windau und St.
Petersburg.
Fassen wir die Handelsbedeutung der nordischen Staaten in bezug
auf Deutschland ins Auge, so steht Dänemark in erster Reihe, in zweiter
Schweden und in letzter Rußland.
Der dänischen Industrie fehlt es sowohl an Arbeitskräften als
an Kapital; überdies hat die Bevölkerung mehr Borliebe für den Landbau
als für das Gewerbe, weshalb denn auch das Großgewerbe fast gar nicht
vertreten ist. So tauschen wir denn im Handel mit Dänemark unsere
deutschen Fabrikate aller Art gegen Getreide, Mehl, Tiere und Vieh-
produkre ein.
Von Schweden beziehen wir Eisen, bearbeitetes und unbearbeitetes
Bauholz, Zündhölzer, grobe Tischlerarbeiten, Viehprodukte, Heringe, frische
Fische und Obst, wogegen wir ihm die verschiedenartigsten Erzeugnisse der
Metall-, Gewebe-, Papier- und Lederindustrie, sowie Bücher, Karten und
Musikalien, Hopfen, Roggen, Weizen, Mehl, Ölkuchen und Schafwolle
liefern.
Rußlands Ausfuhr flutet fast ausschließlich über sehte eigenen
Häfen: Petersburg, Libau, Reval, Riga und Windau. Für unsere Metalle
and Metallwaren, Maschinen, Gewebewaren, Steinkohlen und Chemikalien
gibt uns Rußland vor allem Getreide und Schiffbauholz, dann aber auch
Flachs, Hanf, Viehprodukte und Leinsamen.
An Wichtigkeit für den Ostseehandel steht der Stettiner Hafen
obenan. Durch seine gewaltige Einfuhr, die sich namentlich auf Roh-
stoffe für die Industrie, auf Steinkohlen, Petroleum, Heringe, auf Getreide
und Kolonialwaren für die dichte Bevölkerung und auf die mannigfachsten
Luxusartikel für die wohlhabenden Klassen der Bewohner erstreckt, ist er
ein Welthandelsplatz ersten Ranges geworden. Stettiner Schiffe bringen
Getreide, Sprit, Ölfrüchte, Holz, Zink und die verschiedensten Erzeugnisse
deutschen Gewerbfleißes zu den Seehandelsplätzen der fremden Gestade.
Wichtige Eisenbahnlinien dienen seinem Handel, welcher seinen Mittelpunkt
in einem geräumigen Hafen findet, der von dem 5—6 m tiefen Oderstrom
mit seinen Nebenarmen gebildet wird. Regelmäßige Dampferverbindungen
über den Seehafen Swinemünde bestehen mit New Jork, sowie mit allen
bedeutenden Plätzen der Ost- und Nordsee, von Frankreich, Spanien und
dem Mittelmeere. Stets hielt sich der Stettiner Hafen auf der Höhe der
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X. Der baltische Landrücken und die deutsche Ostseeküste. 39
und Ausfuhr sowohl dem Werte als auch der Menge nach weit hinter
den vorigen Häfen zurücktritt, hat sowohl in den wenig wohlhabenden,
wirtschaftlich noch lange nicht genügend erschlossenen und nur ackerbau-
treibenden Hinterländern seinen Grund, als auch darin, daß es in der
Anwendung zeitgemäßer technischer Verkehrsmittel weit zurückgeblieben ist.
Erst in den letzten Jahren hat es sich in entschiedener Weise der Dampf-
schiffahrt zugewandt und mehr für zuverlässige Dampferverbindungen Sorge
getragen. Der Vorhafen dieses Needereiplatzes ist Nenfahrwasser.
Die anlaufenden Schiffe bergen Kolonialwaren, Eisen und Eisenwaren,
Petroleum, Kohlen. Heringe, Salz und Gewürze, Waren, die zumeist den
Hinterländern Westpreußen, Hinterpommern, Posen und Polen zugeführt
werden. Die Ausfuhr umfaßt Getreide und Holz und richtet sich vor-
nehmlich nach England, Holland, Belgien und Frankreich.
Aiel liegt an der geräumigen, etwa 8 in tiefen Kieler Föhrde, die.
da sie sowohl gegen Seegang als mich gegen Wind geschützt liegt, Deutsch-
lauds bester Naturhafen ist und für Kanonenboote, Panzerschiffe und
Torpedos ein weites Übungsfeld bietet. Schon zur Zeit der Hansa
wichtig (Kieler Umschlag), liegt heute seine große Bedeutung einmal in
seiner Aussuhr von deutschen und dänischen Waren, als deren wichtigste
die des Ackerbaues und der Viehzucht, vor allem Fische < Sprotten und
Bücklinge), Kohlen, Holz und Wein genannt werden müssen, dann aber
in seinen Marine-Anlagen, die Kiel zum ersten Kriegshafen Deutschlands
machen. Seine Lage am Ende des wirtschaftlich so bedeutungsvollen
Kaiser-Wilhelm-Kanals, sowie an der großen Eisenbahn-Verkehrsstraße
Paris, Lüttich, Venlo, Münster, Bremen, Hamburg, Kiel nach Dänemark
und Schweden sichert ihm eine glänzende Zukunft.
Als letzten wichtigen deutschen Ostseehafen haben wir Königsberg
zu betrachten. Infolge der Abnahme des Handelsverkehrs mit Rußland
war Mitte der siebziger Jahre sein Warenumsatz sehr gesunken, der aber
heute wieder im Steigen begriffen ist. Da es wegen der geringen Tiefe
des Haffs von den größeren Seeschiffen nicht erreicht werden konnte,
legten diese bis vor kurzem in Pillan am Ausgange des „Frischen Haffs"
(Pillauer Tief) an. Der mit großen Opfern erbaute Königsberger
Kanal, woran über 10 Jahre gearbeitet worden ist und der dem weit-
schauenden und zielbewußten Streben der Königsberger ein glänzendes
Zeugnis ausstellt, hat diesem Übelstande abgeholfen.
Der von einer rührigen Kaufmannschaft geförderte Handel bezweckt
die Einfuhr von Holz. Getreide, Öl und Ölsamen, Flachs, Hanf und
Viehprodukten. Diese Waren, die meist russischer Herkunft sind, strömen
dann mit der Bahn oder auf dem Wasserwege den großen deutschen
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Extrahierte Ortsnamen: Hinterpommern Posen Polen England Holland Belgien Frankreich Deutschlands Paris Venlo Bremen Hamburg Kiel Dänemark Schweden Königsberg Pillan
Iii. Güteraustausch.
63
7. Die Memel (Bielica) 877;
8. Der Pregel (Einfluß der Angerapp) 125;
9. Die Donau (Ulm) 2863 — Altmühl (Dietsurt) 195.
B. Kanäle:
1. Der Kaiser-Wilhelm-Kanal (Nordsee mit der Ostsee),
2. Der Elbe-Trave-Kanal (Hamburg und Lübeck),
3. Der Dortmuud-Ems-Kanal (Ruhrkohlengebiet mit der Nordsee),
4. Der Finow-Kaual (Oder mit Havel),
5. Der Friedr. Wilhelm-Kanal (Oder und Spree),
6. Der Havelland. Hauptkanal (Ober- mit der Unterhavel),
7. Der Plauensche Kanal (Unterhavel mit Elbe),
8. Der Bromberger Kanal (Oder mit Weichsel),
9. Der Königsberger Kanal (Königsberg mit Pillau),
19. Der große Friedrichsgraben (Memel mit Pregel),
11. Der Klodnitz-Kanal (Oberschlesien mit der Oder),
12. Der Ludwigs-Kanal (Donau mit Main),
13. Der Rhein-Rhone-Kanal (Rhein mit dem Mittelländ. Meer),
14. Der Rhein-Marne-Kanal (Rhein mit Paris) und
14. Der Saar-Kanal (das Saar-Kohlengebiet mit dem Rhein-Marne-Kanal und-
der Paris-Straßburger Eisenbahn).
C. Der Bodensee, 63 km lang und bis zu 14 km breit.
* *
*
Ungleich wichtiger für den Versand der ungeheuren Warenmassen
und den äußerst starken Personenverkehr sind unsere
Qlenbcihnen
geworden, deren Linien naturgemäß am dichtesten in den industriereichen
Bezirken Rheinlands und Westfalens, des Königreichs und der Provinz
Sachsen und denen Schlesiens angelegt sind. Deutschland steht mit seinem
Eisenbahnnetz, zurzeit über 61000 km Länge, unter den Ländern Europas
an 2. Stelle. Welche ungeheuren Mengen von Waren auf den deutschen
Eisenbahnen befördert werden, zeigen die Einnahmen aus dem Güter-
verkehr. Sie betrugen im Jahre 1910 über 1900 Mill. M; die Anzahl
der beförderten Personen belief sich auf über 1570 Mill.
Alle großen Städte Deutschlands sind durch Schnellzugslinien mit-
einander verbunden. Die meisten Luxus- und Expreßzüge, welche Europa
durchqueren, uehmeu ihren Weg durch unser Land. Eigentümlich ist dem
deutschen Eisenbahnnetze die große Anzahl von Hauptknotenpunkten,
die ihre Begründung in der politischen und wirtschaftlichen Zerrissenheit
Deutschlands im vorigen Jahrhundert finden. Während in Frankreich
die meisten Linien strahlenförmig von Paris ausgehen, entbehren die
unsrigen eines einheitlichen Mittelpunktes: von Berlin, Leipzig, Breslau,.
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Extrahierte Ortsnamen: Bielica Ulm Nordsee Ostsee Hamburg Nordsee Wilhelm-Kanal Königsberg Pillau Oberschlesien Ludwigs-Kanal Donau Main Rhein-Rhone-Kanal_(Rhein Rhein-Marne-Kanal_(Rhein Paris Rhein-Marne-Kanal Rheinlands Westfalens Sachsen Deutschland Europas Deutschlands Europa Deutschlands Frankreich Paris Berlin Leipzig Breslau
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Bekannte Badeorte sind Saßnitz und Putbus. Die Hauptstadt der
Insel ist Bergen.
4. Der Küstensaum, a) Buchten. Die Ostsee dringt an drei
Stellen tief in das Land ein. Dadurch entstehen drei Busen, die
Danziger, die Pommersche und die Lübecker Bucht.
d) Haffe. Von der Danziger Bucht werden zwei Haffe, das
Kurische und das Frische Haff, abgetrennt. Von der Pommerschen
Bucht ist durch die Inseln Usedom und Wollin das Stettiner Haff ab-
geschlossen. Die Haffe sind Strandseen, die mit dem Meere in Verbin-
dung stehen. Sie können sich nur an der Mündung der Flüsse bilden,
Abb. 65. Die Stubbenkammer (Kreidefelsen) auf der Insel Rügen.
wo zwei Strömungen in entgegengesetzter Richtung auseinander treffen,
die Flutwelle nach dem Lande hin und die Strömung des Flußwassers
nach dem Meere hin. Die Wellen des Meeres spülen fortgesetzt Sand
an die Küste. Wo ihnen nun das einströmende Flußwasser entgegen-
wirkt, werden sie gezwungen, den Sand schon in einiger Entfernung
von der Küste abzusetzen. Dadurch entstehen vor der Mündung der
Flüsse Sandbänke, die nach und nach über das Wasser emporwachsen
und die Haffe gegen das Meer hin absperren. Diese gewaltigen Sand-
mauern nennt man N eh run gen. Sie hängen an demeinen Ende mit
dem festen Land zusammen, während sie am andern Ende einen schmalen
Wasserarm, Tief genannt, freilassen, der das Haff mit dem Meer verbindet.
Dilcher-Schwarzhaupt-Wci lther, Erdkunde. Iii. £eil. 7
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Die westliche Seite der Pommerschen Bucht weist eigentümliche
Meereseinschnitte auf, die Bodden heißen. Sie sind durch langge-
streckte, seltsam zerrissene Halbinseln vom Meere abgeschnitten; ihre
Abb. 66. Düne aus der Kurischen Nehrung.
Tiefe ist gering, 5—10 m. Wahrscheinlich waren sie früher Festland,
das von dem Meere weggerissen worden ist.
Im Jähre 1800
/m Jahre 1839.
Abb. 67. Die Wanderdüne bei Kunzen auf der Kurischen Nehrung in den Jahren
1800, 1839 und 1869. (Nach Bereudt.)
Die Buchten an der Ostküste Schleswigs heißen Föhrden.
Man hält sie für alte Flußtäler, die infolge von Bodensenkungen vom
Meere ausgefüllt worden sind.
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— 99 —
5. Die Dünen. Die Küste der Ostsee ist größtenteils flach und
sandig. Marschland setzen die Fluten nicht ab. Dagegen spülen
sie große Mengen Sand zusammen, die der Wind an der Küste zu
hohen Sandwällen, den Dünen, zusammenweht. Die Dünen sind
gewöhnlich 3—18 m hoch; doch erreichen sie an manchen Stellen eine
Höhe von 60 m und darüber. Oft lagern mehrere Dünenreihen hinter-
einander. Verhängnisvoll ist das W an dern der Dünen. Der Wind
wirbelt nämlich den trockenen Sand auf, treibt ihn landeinwärts und
baut die Sandwälle an anderer Stelle wieder auf. Die wandernde
Düne begräbt auf ihrem Wege Wiesen und Felder, Bäume und Häuser,
ja sogar ganze Dörfer. Auf der Kurischen Nehrung sind schon 6 Dörfer
von den Dünen begraben worden. Um die Düne zum Stillstand zu
bringen, bepflanzt man sie. Dazu eignen sich vortrefflich der Sand-
Halm und der Strandhafer, die wie die Wiesengräser eine dichte Decke
bilden und durch Sandüberschüttungen nicht getötet werden. Sobald
den Dünen Halt geboten ist, pflanzt man Kiefern, Birken und Weiden
darauf. Die so befestigten Dünen vermögen nun das Land vor weiterer
Versandung und vor Überschwemmungen zu schützen.
Ii. Der Baltische Landrücken.
1. Lage und Einteilung. Der Baltische Landrücken zieht § 71.
als ein breiter Gürtel an der deutschen Ostsee entlang und endet in
der Halbinsel Jütland. Er erhebt sich nur wenig über das Tiefland.
Seine durchschnittliche Höhe beträgt^ 200 m; im Westen der Weichsel
steigt er in einzelnen Punkten über 300 m empor. Durch die Täler
der Oder, Weichsel und Trave wird er in vier kleinere Platten zerlegt:
die Preußische, die Pommersche, die Mecklenburgische und die
Holsteinische Platte.
2. Entstehung und Bodenbeschaffenheit. Der Baltische Land-
rücken baut sich ans dem Moränenschutt der Eiszeit auf. Deshalb
findet sich nirgends festes Gestein. Überall treffen wir nur loses Ge-
röll, Sand, Lehm oder Ton. Die nördliche Abdachung und der eigent-
liche Rücken sind ziemlich fruchtbar, da der Boden hier aus Lehm und
Ton besteht. Ertragreiche Ackerfelder und saftige Wiesen wechseln da
miteinander ab. Einen ganz andern Charakter hat die südliche Ab-
dachung. Dort haben die Schmelzwasser der Gletscher während der
Eiszeit gewaltige Sandmassen abgelagert. Deshalb ist der Boden hier
nicht fruchtbar. Große Strecken vermögen nur Kiefernwaldungen oder
Heidekraut hervorzubringen.
3. Die einzelnen Teile des Landrückens, a) Der preußische § 72.
Landrücken zeichnet sich durch seinen Reichtum an Seen aus. Der
Mauer- und der Spirdiugsee zählen zu den größten Landseen
i*
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Preußens. Ter südliche Teil des Landrückens weist ausgedehnte Wälder
auf. In diesen Forsten halten sich noch Wölfe und Luchse auf, die
aus dem nahen Rußland herüberkommen. Auch der Elch, die größte
Art von Hirschwild, haust noch darin. Die Rominter Heide ist
bekannt durch die kaiserlichen Hofjagden, die dort ost stattfinden.
Die Rindviehzucht steht in großer Blüte. (Tilsiter Käse.) Vor
allem aber züchtet Ostpreußen treffliche Pferde. Die Pferdezucht hat
eine solche Ausdehnung, daß sie unserer Reiterei die Hälfte aller Pferde
zu liefern vermag. In Trakehnen befindet sich ein königliches Gestüt.
Die Halbinsel Samland, die zwischen dem Kurischen und dem
Frischen Haff liegt, ist wichtig durch ihren Reichtum an Bernstein.
Nirgends tritt er in solcher Menge und in solcher Güte auf wie hier.
Abb. 68. Bernstembergwerk.
Der Bernstein verdankt seine Entstehung dem Harz eines Nadelbaums,
der in der Braunkohlenzeit untergegangen ist. Er liegt etwa 30 m
tief unter der Oberfläche des Bodens. Das Meer wühlt die Erdschichten,
in denen er vorkommt, zum Teil auf und spült ihn bei Stürmen an
das Land. Die an den Strand geworfenen Stücke sammelt man dann
ein. Außerdem gewinnt man den Bernstein auch durch Tauchen,
Baggern und bergmännischen Betrieb. Der jährliche Ertrag an Bern-
stein an der Küste Samlands beläuft sich auf 75000 kg.
b) Der Pommersche Landrücken besteht vorwiegend aus sandigen
Hochflächen. Diese sind unfruchtbar und tragen fast nur Heidekraut.
Ein solch ödes Heideland ist die Tuche l er Heide, die zu den trau
rigsten Landstrichen Deutschlands zählt. Auf dem Höhenrücken bilden
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namakanal: 305 m lang, 35,55 m breit, 12 m tief.) Nach feiner Er-
weiterung kann der Kanal von den größten Kriegs- und Handelsschiffen
bequem durchfahren werden. — Er ist sowohl für den Handel als auch
für die Landesverteidigung von großem Werte. Er erspart den Schiffen
den weiten und gefährlichen Weg (Sandbänke und Felsenriffe) um die
Nordküste Jütlands und bringt die Ostseehäfen in schnelle Verbindung
mit dem Weltmeer. Durch den Kanal können sich unsere Kriegsschiffe
schnell und ungehindert, je nachdem es nötig wird, in der Nord- oder
der Ostsee vereinigen.
4. Bewässerung. Der Baltische Landrücken wird von Memel,
Pregel, Weichsel und Oder bewässert.
a) Die Memel entspringt in Rußlaud, wo sie Njemen heißt. Bei § 74.
ihrem Eintritt in Preußen ist sie schon schiffbar. Auf ihr wird viel
Getreide, Flachs, Hanf, Öl, Mehl und Holz aus Rußland nach
Memel und Königsberg gebracht. Sie mündet in zwei Armen in das
Kurische Haff.
b) Der Pregel entsteht aus drei Quellflüssen, die auf der Preußi-
schen Platte entspringen. Unterhalb Königsberg mündet er in das
Frische Haff.
c) Die Weichsel entspringt auf den Karpathen und fließt in einem
großen Bogen durch Polen. Oberhalb Thorn tritt sie in Westpreußen
ein. Hier durchbricht sie den Baltischen Landrücken. In einem breiten,
tief eingeschnittenen, fruchtbaren Tale fließt sie an den Städten Thorn,
Kulm, Graudenz, Elb in g und Dan'zig vorbei. Vor der Mün-
dnng teilt sie sich in mehrere Arme; der östliche, die Nogat, geht in
das Frische Haff, der westliche, der den Namen Weichsel behält, mündet
in die Danziger Bucht.
Die Weichsel ist eine wichtige Verkehrsstraße. Sie dient
hauptsächlich zur Beförderung des polnischen Getreides und Holzes
nach Danzig. — Die Weichselniederung ist angeschwemmtes Land.
Früher bildete sie ein großes Sumpfgebiet, das bei hohem Wasser-
stände regelmäßig überschwemmt war. Die deutschen Ordensritter
haben es durch Gräben und Kanäle entwässert und durch hohe Dämme
gegen Überschwemmungen geschützt. So ist hier in mühevoller Arbeit
ein Kulturland gewonnen worden, das eine Fruchtbarkeit aufweist, wie
sie selten in Deutschland anzutreffen ist.
d) Die Oder ergießt sich in das Stettiner Haff, das durch die
Inseln Usedom und W oll in vom Meere getrennt ist. Durch drei
Ausflüsse, Peene, Swine und Dievenow, ist die Verbindung mit
der Ostsee hergestellt.
5. Klima und Erzeugnisse. Die nördliche Lage des ostelbischen § 75.
Tieflandes, sowie die flachen Küsten, die schutzlos den herrschenden
Nordwinden preisgegeben sind, bedingen ein rauhes Klima. Es machen
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
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— 167 —
2. Bolivia. Die größte Stadt ist La Paz (Pas), 80000 Einw.
Wegen seiner Silbergruben war einst Potosi weit berühmt.
3. Peru, das Goldland Südamerikas (Vergl. § 131). Die
Hauptstadt ist Lima, 140000 Einw., ihr Hafen Callao (kalj-w). Wir
beziehen aus Peru Gold und Guano, der sich in großen Lagern auf
den kleinen Inseln an der Westküste findet; außerdem Chinarinde
(Chinin).
4. Ecuador. Die Hauptstadt ist Quito (fito), 80000 Einw., gerade
unter dem Äquator.
5. Colombia ist nach dem Entdecker des Erdteils benannt. Haupt-
stadt Bogota, 120000 Einw.
6. Venezuela. Die Hauptstadt heißt Caracas, 60000 Einw.;
der Hanpthafen ist La Guayra.
Ii. Das Tiefland der großen Stromsysteme.
Einteilung. Wir teilen das große Tiefland, das zwischen die § 125.
Gebirge des Westens und des Ostens eingebettet ist, ein in das Tiesland
des Orinoko oder die Llanos (Lj^nos-Ebenen), das Tiefland des
Amazonenstromes oder die Selvas (Wälder) und das Tiefland
des Rio de la Plata oder die Pampas (Ebenen).
1. Die Llanos.
a) Bewässerung. Die Llanos werden von dem Orinoko durch- § 126.
flössen, der das Hochland von Guayana in einem großen Bogen
umströmt und in einem Delta in den Atlantischen Ozean mündet. Er
entsendet den Cassiquiare nach Süden in den Rio Negro, einen
Nebenfluß des Amazonenstromes, so daß dieser mit dem Orinoko in
natürlicher Verbindung steht (Gabelung oder Bisnrkation). Die Ursache
dieser Erscheinung ist das Fehlen einer Wasserscheide zwischen den beiden
Stromsystemen.
b) Erzeugnisse. Die bewaldeten Flußufer haben einen fruchtbaren
Boden und eignen sich vortrefflich zum Anbau von Kaffee, Kakao und
Tabak. An dem linken Orinokoufer ziehen sich unendliche Grassteppen
hin. In der trockenen Jahreszeit (Oktober bis April) wird das Land
zur Wüste, in der Regenzeit aber gleicht es einem See. Wenn sich
dann die Wasser verlaufen haben, überzieht sich der Boden rasch mit
einem Grasmeere, in dem Rinder und Pferde reichliche Nahrung finden.
Politisch gehören die Llanos zu Venezuela.
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