Iv
Vorrede.
betrachtet werden, scheint mir durch die einleitenden Worte
des §. 102. hinreichend motivirt.
Im Einzelnen ist das Buch einer gründlichen und ein-
gehenden Revision unterworfen und dabei auf die inzwischen
erschienenen Beurtheilungen dankbare Rücksicht genommen.
Insonderheit habe ich hier die gründlicherecension von Pütz
in Jahn's Jahrbüchern zu erwähnen und auch an diesem
Orte dem Hrn. Pastor Jsensee und Dr. Büchner für die
mir gütigst zugesandten Bemerkungen meinen Dank abzu-
statten.
Der Correctur und dem Register hat dies Mal mein
verehrter College, Herr Rendant Hößler, eine anerken-
nungswerthe Sorgfalt gewidmet.
Halle, den 20. Juli 1852.
Dr. H. A. Daniel.
v
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium]]
14
den die Stimmung wilder, leidenschaftlicher, entzündlicher
in Paris ward, im ganzen Lande ward als je vorher, und
ein Glük nur war es, daß gerade die werhafte Manschaft
der nideren Classen aus Paris fast ganz ausgezogen war,
und, stat die Zuchtlosigkeit in der Stadt steigern zu helfen,
vilmehr eine neue Zucht kennen lernte in der Armee.
Inzwischen waren alle diese Verlegenheiten durch Be-
trügereien bei der Heerausrüstung und durch Getraidemangel
gering gegen die Verlegenheit, in die man durch die Not-
wendigkeit kam, über das Schiksal des gefangenen Königs
weiter bestimmen zu müßen. Ludwig Xvi. saß nun schon
monatelang im Tempel. Aus den Fenstern benachbarter
Gebäude konte man sehen, wie er täglich mit Gemahlin,
Schwester und Kindern unter bewachender Begleitung eini-
ger Municipalbeamteten und Nationalgardeofsicire einen
Spazirgang im Garten machte. Man sah ihn da ruhig
auf und ab gehen; zu den gea'ngstigten, unruhigen Natu-
ren gehörte er nicht. Außer diesen regelmäßigen Spazir-
gangen hielt er seine täglichen Malzeiten und gab seinen
Kindern Unterricht — endlich, um den Tag vol zu machen,
spilte er Abends mit Frau und Schwester eine Partie Lhom-
bre; und wäre nicht die düstre Aussicht in die Zukunft ge-
wesen, er hätte diese Wochen, wo er so noch mit seiner
Familie vereint im Tempel saß, zu den glüklichsten Tagen
seines Lebens za'len können. Aber so konte es auf keinen
Fal dauern. Denn hielt man ihn in dieser Weise gefan-
gen, so blib er das mysteriöse Centrum aller derer, die
mit den republikanischen Zuständen unzufriden waren, und
deren entstunden bei jedem Schritte der Entwickelung dieser
Zustände mehr. Verbante man ihn aber, schikte man ihn
über die Grenze, so ward er ganz offenbar nicht bloß Cen-
trum für das Ausland, sondern in Frankreich selbst fanden,
sobald der König an der Spitze der Invasion stund, die
Unternemungen der Emigranten bei weiten zalreichere Sym-
pathien. Die insurrectionelle Partei wüste freilich in die-
ser Verlegenheit rasch ein Mittel — sie sagte: richtet ihn
hin! — Aber dagegen empörte sich noch das Gefül ganzer
Teile der republikanischen Nation; wozu den gefallenen noch
TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
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TM Hauptwörter (200): [T73: [König Paris Parlament Partei Frankreich Volk Regierung Nationalversammlung Republik Robespierre], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann]]
Extrahierte Personennamen: Classen Ludwig_Xvi Ludwig
150
auszurotten. Es war ein sehr kluger Plan — denn die
Leute, welchen Robespierre nun ans Leben wolle, hatten
Freunde im Revolutionstribunale selbst. Er mußte fürch-
ten, sie von diesem freigesprochen zu sehen. Wenn er aber
das Tribunal in vier Gerichte teilte, durfte er hoffen für
jeden, den er bedrote, wenigstens Eines der vier so zu fin-
den , daß er auf keinen Widerstand bei demselben stieß,
wenn er jemanden anklagte.
Als Couthon seinen Vortrag gehalten hatte, war die
Bergpartei selbst des Todes erschrocken. Gieng dieser Vor-
schlag durch, so war in der Tat niemand mehr seines Le-
bens sicher. Einer vom Berge, ein gewisser Ruamps war
so bestürzt, daß er in seinem Schrecken in die unvorsichtige
Aeußerung ausbrach, wenn dieser Vorschlag ohne Aufschub
und Debatte durchgehe, werde er sich sofort eine Kugel
durch den Kopf jagen! — aber es half ihm nichts: der
gerechte, der unbestechliche, der tugendhafte Man, welcher
Dictator von Frankreich war, unterstüzte Couthons Vor-
schlag mit wenigen Worten, und Alles war so von Furcht
geleimt, sobald es eine directe Aeußerung galt, daß Cou-
thons Vorschlag zum Conventsdecrete erhoben ward. Ru-
amps erschoß sich einstweilen nicht — und die Hinrichtun-
gen vervierfachten sich. Es ward eine neue Guillotine von
verbeßerter Structur und rascherem Mechanismus aufgestelt.
Einmal wurden 150 an Einem Tage hingerichtet, so daß
Collot d'herbois am Ende Foucquier-Tinville Vorwürfe
machte, er wolle die Guillotine demoralisiren d. h. durch
überhäuften Gebrauch den moralischen Eindruk der Hinrich-
tung ganz abnutzen. Unter denen, die man in dieser Zeit
hinrichtete war Cäcilie Renault, die den Mord gegen Ro-
bespierre geplant hatte. Man richtete aber nicht mehr wie
zu der Charlotte Corday Zeit die schuldigen allein hin, son-
dern möglichst alles zugleich was ihnen verbunden war;
mit Cäcilien ihre Aeltern und Geschwister — so glaubte
man die Rache weniger fürchten zu dürfen, wenn man
gleich familienweise ausrottete. Auch d'espremenils nach-
gelaßene Verwandte wurden jezt hingerichtet; der arme alte
de Sombreuil, der Commandant des Jnvatidenhauses, den
TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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TM Hauptwörter (200): [T73: [König Paris Parlament Partei Frankreich Volk Regierung Nationalversammlung Republik Robespierre], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff]]
162
Truppen, die sich für den Communalrat gesammelt hatten,
riefen plözlich: vive la convention! und vereinigten sieb
mit Barras's Leuten oder zerstreuten sich. Wie eine Räu-
berbande, die in ihrem Schlupfwinkel überfallen ist, sind
nun Robespierre und seine Genoßen verloren Payan, der
eben das Decret der Vogelfreierklärung erhalten, glaubt
die Volksmasse, die noch im Hotel de ville ist, an sein
Schiksal zu knüpfen, indem er, beim lauten Vorlesen im-
provisirend, unter den vogelfrei erklärten auch den peuple
clés tribunes nent; aber wie von panischem Schrecken er-
griffen, rennen nun alle diese Leute, die er zu halten ver-
meinte, auseinander. Henriot wil das bewafnete Volk vor
dem Hotel de ville haranguiren, aber er findet es nicht
mehr. Da als Henriot zurükkömt, bemächtigt sich lämen-
der Schrecken der Rotte. Lebas erschießt sich. Ceuthon
möchte sich gern erstechen, St. Just sich erschießen — aber
sie haben den rechten Muth nicht. Robespierre will fick
erschießen, zittert aber so, daß er sich nur den einen Backen-
knochen hinwegschießt. Alle überhäufen sich unter einander
mit Vorwürfen. Cofinhal in der Verzweiflung über alles
Felschlagen, was er Henriots Betrunkenheit zuschreibt, wirst
diesen aus dem Fenster. Robespierres Bruder stürzt sich
selbst aus einem anderen Fenster, bricht Arm und Bein;
aber weder er noch Henriot, der auf einen Schuthaufen
gefallen, fait sich todt. Alle außer Lebas werden lebendig
gefangen, als Dulac endlich an der Spitze eines kleinen
Haufens Gensdarmen und Polizeiagenten heraufkömt. Es
war Morgens 3 Uhr am loten Thermidor (28ten Juli
1794 *), Das Revolutionstribunal — mit Robespierre's
Robespierre est transporté avec les siens clans la salle cl»
comité de salut public. On l’étend sur une table, et on lui
met quelques cartons sous la tète. 11 conservait sa présence
d’esprit, et paraissait impassible. 11 avait un habit bien,
le même qu’il portait à la fête de l’Etre - suprême , des cu-
lottes de nankin et des das blancs, qu’au milieu de Ce tu-
multe il avait laissés retomber sur les souliers. Le sang
jaillissait de sa blessure, il l’essuyait avec un fourreau de
pistolet. On lui présentait de temps en temps des morceaux
de papier, qu’il prenait pour s’essuyer le visage. 11 demeura
ainsi plusieurs heures exposé à la curiosité et aux outrages
d’une foule de gens. Thiers. Er ließ sich Noch verbinden,
TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
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TM Hauptwörter (200): [T73: [König Paris Parlament Partei Frankreich Volk Regierung Nationalversammlung Republik Robespierre], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann]]
68
tmtfj Bauen!" Auch zahlreiche fleiige Ansiedler hat er dem Lande zugefhrt. Als in Osterreich 20 000 evangelische Salzburger ihres Glau-bens wegen aus ihrem Vaterlande vertrieben wurden, zog Friedrich Wilhelm diese Vertriebenen in sein Land und siedelte sie in Ostpreuen an, das da-mals von einer furchtbaren Krankheit verdet worden war.
e. Seine Sorge fr das Heer. Des Knigs Stolz aber waren seine lieben blauen Kinder", wie er seine Soldaten nannte. Weit und breit berhmt war das Leibregiment in Potsdam, an dessen langen Kerls" Friedrich Wilhelm ein so groes Wohlgefallen hatte, da er viele von ihnen eigenhndig in Lebensgre malte, wenn die Gicht ihn an das Zimmer fesselte. Freilich war der Soldatenstand damals noch kein Ehren-stand. Es ging das Sprichwort: Wer den Eltern nicht folgt, mu dem Kalbfelle (der Trommel) folgen". So fiel vieles Gesindel den preuischen Werbern in die Hnde und wurde unter die Soldaten gesteckt. Hier er-wartete sie ein schwerer Dienst: sie gingen in knapper Montierung", das gepuderte Haar war hinten zum Zopf geflochten und an den Schlfen mit Kleister zu Locken zusammengedreht. Tag fr Tag bten sie viele Stunden auf dem Exerzierplatze, und der Stock des Korporals strafte dabei aufs hrteste iedes Versehen. Lie einer der Soldaten sich durch die Verzweiflung zur Flucht hinreien, so rief der Schu der Lrmkanone die Bauern der Umgegend auf, um den Deserteur" wieder einzusaugen. Dieser wurde dann vor ein Kriegsgericht gestellt; das verurteilte ihn zum Spierutenlaufen", nicht selten auch zum Aufhngen oder zum Abschneiden von Nase und Ohren.
f. Seine Erfolge. Durch feine Sparsamkeit erreichte es Friedrich Wilhelm, da er seinem Nachfolger einen Schatz von 27 Mill. Mark hinterlassen konnte. Durch seine Sorge fr das Heer brachte er dieses von 40000 auf 80000 Mann. Das Heer bewhrte seine Tchtigkeit in einem Kriege gegen die Schweden (1715). Dieser Krieg wurde so glcklich gefhrt, da Schweden Stettin, das Land zwischen Oder und Peene nebst den Inseln Usedom und Wollin an Preußen abtreten mute. Besonders hoch schtzte Friedrich Wilhelm die Erwerbung von Stettin, da er durch diese Seestadt einen Fu am Meere habe, um am Handel der ganzen weiten Welt teilnehmen zu knnen". Friedrich Wilhelm starb im Jahre 1740.
5. Friedrich der Groe. 1740-1786.
a. Friedrichs Jugend. 1) Friedrich der Groe wurde am 24. Ja-nuar 1712 im Schlosse zu Berlin geboren. Schon in seinem siebenten Jahre that ihn sein Vater, König Friedrich Wilhelm I., unter strenge soldatische Zucht. Sein Erzieher sollte danach streben, den Prinzen zu einem tchtigen Soldaten und zu einem frommen Christen zu machen.
So hat denn der Kronprinz schon in seinem 10. Jahre zur Freude seines Vaters als gemeiner Soldat mit Flinte und Patrontasche vor dem Schlosse Schild-wache gestanden; und spter kommandierte er eine aus adeligen Knaben gebildete Kompagnie, der deren Haltung er dem König regelmig Berichte einreichen mute. Besonders ernst wurde es mit seiner religisen Erziehung genommen. Wie die Kinder in einem schlichten Brgerhause nahm der Prinz an den Haus-
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich Friedrichs Friedrichs Friedrich_der_Groe Friedrich Friedrich_Wilhelm_I. Friedrich Wilhelm_I.
Extrahierte Ortsnamen: Osterreich Ostpreuen Potsdam Schweden Schweden_Stettin Wollin Stettin Berlin
83
Bon der Brgerschaft sollten die Stadtverordneten, und von diesen der Magistrat gewhlt werden; nur der Brgermeister wurde von der Re-gierung aus drei ihr vorgeschlagenen Bewerbern ernannt.. So wurde es mglich, da die Brger sich an der Selbstverwaltung ihrer Städte beteiligen konnten, wodurch sie auch Teilnahme fr die Angelegenheiten des Vaterlandes gewannen. Ferner trat ort die Stelle des ehemaligen Zunft-zwanges die Gewerbefreiheit.
3) Die Gemeinden aber sollten auch die inneren Angelegenheiten des Staates mit bestimmen. Deshalb wurde die Einrichtung von Pro-vinzialstnden beschlossen, d. h. gewhlten Krperschaften, welche die inneren Angelegenheiten der Provinz zu beraten hatten. Aus den Provinzial-stnden sollten spter Reichs stnde hervorgehen, in denen der ganze Staat vertreten sein sollte.
b. Die Verbesserung des Heerwesens geschah besonders durch den trefflichen General von Scharnhorst.
Gerhard David von Scharnhorst war 1756 zu Bordenau in Hannover von brgerlichen Eltern geboren. Sein Vater, ein ehemaliger Quartiermeister, lebte anfangs in bescheidenen Verhltnissen, und der junge Scharnhorst wuchs unter ernster Arbeit heran. Als spter der Vater ein Gut erbte, wurde es mg-lich, den Trieb des Sohnes nach hherer militrischer Ausbildung zu befriedigen. Dieser wurde nmlich in die Kriegsschule aufgenommen, welche vom Fürsten von Bckeburg auf der kleinen Festung Wilhelmsstein im Steinhudermeere errichtet worden war. Als sich hier Scharnhorst eine ausgezeichnete militrische Vor-bildung erworben hatte, trat er in hannoversche Kriegsdienste, kmpfte wacker mit in Frankreich (1793) und trat dann 1801 in die preuische Armee ein. Als Fremder und Brgerlicher wurde es ihm anfangs schwer, vorwrts zu kommen. Da aber seine ausgezeichneten Eigenschaften bald erkannt wurden, stieg er schnell auf und wurde von Friedrich Wilhelm 1807 zum Kriegsminister berufen. In dieser Stellung ist Scharnhorst der Waffenschmied der deutschen Freiheit" ae-worden.
Die Werbung der Truppen wurde abgeschafft und die allgemeine Dienst-Pflicht (vom 18. bis zum 25. Lebensjahre) eingefhrt. Die Soldaten er-hielten eine zweckmige Kleidung; Zopf, Locken und Puder wurden ver-bannt; die Bewaffnung war einfach und zweckmig; das Exerzieren wurde nur als Vorbung zum Kriege betrieben. Die Befrderung zu Offizier-stellen geschah nur nach Verdienst, so da auch Brgerliche zu den hchsten Stellen aufsteigen konnten. Da aber Preußen nach den Bestimmungen des Tilsiter Friedens nur 42000 Mann Soldaten halten durfte, so wurde stets nur ein Teil der Heerespflichtigen einberufen, in wenigen Wochen ausgebildet und dann wieder entlassen, so da in drei Jahren 150000 Mann gebter Truppen vorhanden waren.
c. Die Wiedererweckung vaterlndischen Sinnes. Die Not der Zeit hatte in dem preuischen Volke einen ernsten, frommen Sinn erweckt. Da dieser Sinn sich auf die Befreiung des Vaterlandes von der Fremdherr-schaft richte, dazu wirkte besonders der Professor Fichte zu Berlin in seinen damals gehaltenen Reden an die deutsche Nation". In diesen sprach er mit khnen Worten von der Schande der Gegenwart und mahnte zur Erziehung der Jugend in vaterlndischem Sinne und in strenger uerer Zucht. Den vaterlndischen Sinn suchte Ernst Moritz Arndt zu be-leben, indem er seine Gedichte und sonstige Schriften gegen alles Welsche" richtete. Der Turnvater Jahn aber erffnete in der Hasenheide bei Berlin
6*
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung]]
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Extrahierte Personennamen: Gerhard_David_von_Scharnhorst David Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Ernst_Moritz_Arndt Ernst Jahn
Extrahierte Ortsnamen: Bordenau Bckeburg Wilhelmsstein Frankreich Berlin Berlin
Gott kröne Ew. Excelle»; mit dem bc■
sie» Segen, und lasse das späteste Ziel mensch
licher Jahre, glücklich und im großen Wir-
kungskreise edler Thaten verlebt, schon hier
einen Lohn seyn, welchem dereinst ungetrübte
Glückseligkeit folgt.
Mit tiefster Ehrfurcht und dankerfülltem
; fl
Herzen ersterbe ich ' "
" - I • ' ' ^
En>. Excellenz
Magdeburg
den 22sten September
i?92.
unterthäuig gehvcsamster
Friedrich August Junker.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn]]
TM Hauptwörter (200): [T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_August_Junker Friedrich August
¡71* Den roten Qunü 1790.
ist doch eine wahre Wohlthat für Kinder, wenn ihre Lehrer
auf alles Rücksicht nehmen, was ihnen nützlich und gut ist.
Der unsrige rhut es. Heule kam ein Kind in die Schule, wel-
ches ganz sauber angezogen, ja sogar frisirt war. Aber es halte
ein wenig Schmuz im Gesicht. Da sagte der Lehrer: „ Wie kannst
du mehr aut dcrne Kleider als auf deinen Körper halten? Du
hast dir nicht einmal das Gesicht rein gewaschen, wieviel weni-
ger wirft du an deine Zahne, an die Augen und Dhren gedacht
haben l Du würdest dich schämen mit ungeputzten Schuhen zu
gehen, und hast beschmuzre Backen und unrcine Zahne. Schuhe
und Kleider kannst dn wieder machen lassen, aber deine Zahne
behältst du Zeitlebens — Handle doch nicht so verkehrt, sondern
sorge um dein selbst willen durch Reinlichkeit besser für deinen
Leib. Wer für sich selbst nicht Sorge trägt, was soll man dem
gnvettrauen?o Das will ich mir doch auch merken..
172. Den Zt-n Mar; 1791.
^eute war fü! mich ein sehr merkwürdiger Tag, welcher die erfto
Lebemssorge auf mich warf. Meine gute Eltern, welche mich
nickt mehr auf der Scknle unterhalten können, kündigten mir dies cm*
und gaben mir auf, nun selbst eine nützliche Handrierung, der ich
mich widmen wollte, zu wählen. Zu welcher soll ich nun greifen?
Ee sind der Gewerbe sehr viele , alle sind in ihrer Art nützlich, und
hei jedem muh man arbeiten, aber eins ist doch in der menschlichen
Gesellschaft unentbeh-sicher als das andere, und bei jedem werden
verschiedene Arten von Kräften erfordert. Ich will eins der unent-
behrlichsten wählen, und was sich für meine Kräfte am besten schickt,
Aber wie kann >ch erfahren, welches das èst? O ich darf nur Nachden-
ken Em Zimmermann muß j. B. mehr Kräfte haben, als ein Frsieur,
und wenn es allen Leuten Mima! einfiele, ihre Haare zu tragen, wie
sie Gott erschaffen hat, so wäre letzterer ganz ohne Arbeit. So will
jch einmal alle Handtierun^en mustern, und dann auch in die Werk-
stätten gehen, tun Oie Arten der Arvesicn kennen zu lernen.
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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2 6 I. Erzählungen
Dorfs war ein Bauer mit feiner Frau und zwei Kinder»
zum Hochzeitftste eingeladen. Die Eltern hatten es auch
für sich und die Kinder zugesagt. Man kann denken, wie
sehr sich die Kinder freimen auf den Schmaus, die bun-
ten Kleider, die Musik, und was ihnen sonst noch ange-
nehm dabei vorkam. Auf den Mitlag wurde der Mann
sehr krank; deßwegen mußte die Frau zu Hause bleiben,
und ohne die Eltern sollten die Kinder nicht nach diesem
Hochzeitftste hingehen. Da weinten die Kruder sehr, daß
sie vergebens auf diese Lust gehofft hatten. Das eine
Kind war gar so unwillig, daß es sagte: „Warum muß-
te denn der Vater eben heme krank werden, da wir ein-
mal eine Lust haben sollten?'* — Aber hört, Kinder,
was geschah. Den Abend kam Feuer in dem Hochzeit-
hause aus: und weil es von unten an zu brennen fing,
die Gäste aber oben waren, so kamen viele Leute auf der
Treppe zu Schaden, oder wurden vor Schrecken hernach
krank. Da merkten die Eltern, daß die Krankheit des
Vaters (der hernach bald wieder besser wurde), welche
sie verhindert hatte, auch dahin zu gehen, eine wohlthätige
Schickung und Regierung Gottes gewesen sei, und lob-
ten Gott dafür. Ihre Kinder aber belehrten sie an die-
sem Beispiele, daß Gott auck bei zugeschickten Leiden die
besten Absichten habe, und daß, wenn wir oft nicht so-
gleich wissen, wozu das Leiden uns gut ist, wir doch her-
nach erfahren werden, wie gut es unser himmlischer Va-
ter mit uns meine. Nöm. 8, 26.
24. Der Baumverd erber.
Hans that gern unnütze und böse Dinge. Wenn er
die Pflugeisen vdn der Schmiede holte, und unterweges
einen jungen Baum sah, so machteer sich daran, und
probirte die Eisen, ob sie scharf wären. Der Herr des
Dorfes hatte zwei Reiben Obst - und Maulbeerbaume an
den Weg setzen lassen, und sah immer mit Verdruß, daß
sie beschädigt waren. Er ließ daher so lange auflauern,
bis Hans dabei betroffen wurde. Er wurde empfindlich
gestraft, und mußte seinen halben Lohn daran wenden,
die beschädigten Bäume zu bezahlen. Da sagte er: „Ich
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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für Verstand und Herz. 31
gutes Gewissen nicht verlieren. Er lieferte es auf der
Stelle seinem Herrn ab, und dieser war darüber so er-
freut, daß er es ihm zum Geschenk machte. Seit dieser
Zeit verlor er niemals das Zutrauen seines Wohlthäters;
und da dieser keine Kinder haue, so setzte er den ehrlichen
und treuen Leonhard zum Erben seines ganzen Vermö,
gens ein.
29. Auch was dir schwer wird, greife
frisch an, und arbeite es zuerst.
„Ach das lst ein schweres Exempel," rief der träge
Martin, und rieb sich dazu den Kopf. Er stand erst ein
Weilchen vor dem Tische, er sah das Exempel wohl zehn-
mal an, aber immer blieb das Exempel so schwer, als cs
gewesen war.
Vielleicht, dachte Martin, kommt es dir hernach
nicht so schwer vor, und schob die Rechentafel zur Seite.
Nun holte er sein Schreibbuch, um die Seite fertig zu
schreiben, welche ihm aufgegeben war; dann las er ein
wenig, dann fing er an, etwas, das ihm aufgegeben war,
zu lernen, aber immer lag ihm habet das häßliche Exem-
pel im Sinne, und seine Scheu vor demselben wurde im-
mer größer.
Jetzt, da er mit seinen Arbeiten fertig war, konnte er
sich nun nicht mehr helfen. Das Exempel wollte gernacht
seyn; denn morgen mußte er es dein Lehrer vorzeigen.
Er fing an zu rechnen, aber da traf keine Zahl richtig zu
— er kam nicht von der Stelle. Er fing noch einmal
an, und wieder noch einmal, aber immer fehlte etwas.
Da fing Martin an zu weinen.
Du bist ein Närrchen, sagte sein Bruder, der mun-
tere Christian, zu ihm, der um ein Jahr jünger war;
mit dem Weinen wirst du das Exempel nicht fertig ma-
chen. Du mußt dich nicht gleich so verzagt anstellen,
wenn cs nicht gehen will, und mußt auch nicht das
Schwerste bis zuletzt lassen. Komm, ich will dir helfen.
Chri'cian half seinem Bruder. Christian scheuere
sich vor dem Exempel nicht, und darum ging es viel des-
ser, In einem Halben Viertelstündchen war das.exempel
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann]]
Extrahierte Personennamen: Leonhard Martin Martin Martin Christian Christian