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will ich dich gern entbehren, wenn ich nur weiß, daß du da bist,
wo du fhr die Befreiung unsers Vaterlandes am wirksamsten
seyn kannst.— Währendseinerabwesenheitstand sie derhaus-
wirthschaft mit ausharrendem Fleiße allein vor, obgleich ihr Haus
mehr als zehn Monate hindurch von lastender Einquartirung
nicht frei war. — Als die Franzosen einst einen Ausfall aus
der Festung Magdeburg machten, viele unsrer tapfern Lands-
leute verwundet wurden, und es auf der Stelle an Wundärz-
ten fehlte: da hielt sie es für heilige Pflicht, den Hülflosen zu«
zueilen. Sie begab sich also mit Binden, Wundfäden und den
unentbehrlichsten Werkzeugen versehen, zu den Verwundeten,
verband mit eigener Hand neun Mann, und erquickte die durch
den Blutverlust ermatteten Soldaten mit Wein. Die Ver-
bundenen und Erquickten dankten ihr; aber den größten Lohn
fand sie in dem Bewußtseyn ihrer treu geübten Menschen- und
Vaterlandsliebe.
Marie Eleonore S---------, die Frau eines Dorfschulleh-
rers in Pommern, hatte zwei Söhne, die in dem Preußischen
Heere gedient und schon in dem Kriege des Jahres 1806 mit ge-
fochten hatten. Der älteste war in einer Schlacht geblieben,
und der jüngste, Christoph, der seinen Abschied erhalten, lebte
als Besitzer eines Meierhofes, zwei Stunden von ihrem Dorfe,
glücklich in dem Besitz eines guten Weibes. Sobald aber der
König von Preußen die Vaterlandsverthcidiger zu den Waffen
rief, eilte sie ungesäumt bei rauhem und stürmischem Wetter zu
ihrem Christoph, und federte ihn auf, sich freiwillig den Rei-
hen der Streiter anzuschließen. Der Sohn war bereit, nur
seine junge Frau mochte in die schnelle Entfernung ihres Man-
nes nicht sogleich willigen. Aber mit Begeisterung rief die
Mutter: Kinder, es geht für Gott, König und Vaterland!
und der Sohn folgte. Er ließ sich als reitender Landwehrmann
anstellen, und die Mutter segnete ihn mit einem Abschiedskuß,
indem sie zu ihm sagte: kehre nie, oder kehre als bra-
ve r P r e u ß e z u r ü ck ! Sie selbst brach sich die Zeit von ih-
rem Schlafe ab, um beim Schein der Lampe bis nach Mit-
ternacht aus dem an Linnenzeug ihr zugefallenen Erbtheil ihres
erstgebornen Sohnes Wundfäden zu zupfen und Binden zu ma«
15 *
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
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TM Hauptwörter (200): [T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
Extrahierte Personennamen: Marie_Eleonore_S--------- Christoph Christoph
229
hältnissen und Beschwerden des Soldatenstandes wohl bekannt,
schrieb die junge Heldinn an ihren Bruder, und bat ihn, ihren
Schritt dem alten Vater von der besten Seite vorzustellen, und
sich bei ihm wegen desmangels an Vertrauen, den sie durch Ver-
heimlichung ihres Entschlusses zu erkennen gegeben, zu entschuld
digen, Das heilige Gelübde, das sie vor ihrem Eintritt in die
Reihen der Jager gegeben, der Tugend und Menschlichkeit nie
ungetreu zu werden, beruhigte auch in ihrem Schreiben den
geliebten Vater und die Geschwister.
An der Niederelbe bei dem Walde, die Görde genannt, traf ih-
re Schaar milden Franzosen zusammen,diemit schwerem Geschütz
eine Anhöhe besetzt hatten, welche jetzt erstürmt werden sollte. Ma-
rie, mulhig und getrost darauf losgebend, bekam durch einer»
Schuß eine leichte Wunde, und hatte sich also, der Ehre ihrer
Tapferkeit unbeschadet, zurückziehen können; aber sie verdop-
pelte die Anstrengung ihrer Kraft, und half den Hügel siegreich
erstürmen. Schon war die Hälfte der Anhöhe gewonnen, da
sieht sie einen ihrer geachtetsten Mitstreiter, einen Oberjager,
an einer tödtlichen Schußwunde fallen. Sie eilt ihm zu Hülfe,
in der Hoffnung, ihn in Sicherheit zu bringen, und ihn am
Leben zu erhalten; aber im Donner des Geschützes trifft eine
Kugel zur Seite des Sterbenden das Bein des edlen Mädchens,
und streckt sie ohnmächtig nieder. Hülflos blieb sie eine Zeit-
lang, in ihrem Blute schwimmend, liegen, bis einer aus der
Schaar herbeieilte, um für ihre Verbindung Sorge zu tragen.
Ihm entdeckte sie ihr Geschlecht, und bat ihn, sie mit möglich-
ster Schonung zu behandeln. Mit standhafter Geduld ertrug
sie die heftigen Schmerzen; ihre Wunde verschlimmerte sich
aber so, daß sie nach einigen Tagen ihren Geist aufgab. Noch
im Sterben sprach sie die feierlichsten Wünsche für das Heil
der Bundesheere aus.
Der Stadtchirurgus W--------- zu N-------zog mit der
Landwehr seines Orts als Bataillons-Chirurgus mit in den
Krieg. Seine Bestimmung führte ihn zum Belagerungsheer
vor der Festung Glogau, wo er in seinem schweren Beruf an
einem Nervensieber erkrankte, das mit jedem Tage bösartiger
wurde, und ihm alle Hoffnung zur Genesung raubte. In die.
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
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235
ohne vieles Blutvergießen wieder zu geben. Ferdinand erkann-
te, daß in dieser Zeit durch menschliche Kraft viel Gutes und
Großes geschehen könne, und Luise überzeugte sich mit ihm,
daß nur der treue Verein aller Edlen das Vaterland wieder zu
Ehren bringen könne. Der Vater, beruhigt und hoch erfreut
über die Veränderung der Dinge, läuterte und milderte, wo es
ihm nöthig schien, die Ansichten und Urtheile seiner Kinder; aber
er hielt es für eine Versündigung an dem guten Geiste, die hei-
lige Flamme der Vaterlandsliebe, die in den Herzen seiner
Kinder entbrannte, zu löschen, und den Hochsinn für Tugend
und Gerechtigkeit in ihnen zu ersticken.
Um diese Zeit erfolgte der vertrauensvolle Aufruf eines
edlen Königs an sein Volk, und das Volk sammelte sich unter
seinen Fahnen. Hoher Ernst ruhte in den Zügen der züchtigen
Luise, welche, beseelt von dem Wunsche, selbst in die Reihen
der Vaterlandsvertheidiger zu treten, oft im Stillen das un-
überwindlich scheinende Hinderniß ihres Geschlechts beklagte.
Fast beneidete sie dem Bruder Ferdinand das Glück, sich zur
Vaterlandsvertheidigung zu bewaffnen, und wünschte daher
schon im Stillen, unerkannt sich den edlen Jünglingen, die
sie fröhlich in's Feld ziehen sah, anschließen zu können. Die/
ser Gedanke fand darin kräftige Nahrung, daß ein junger Kan-
didat ihres Orts, der sehr eng mit dem Haust des braven B----
befreundet war, und Luisen liebte, den Entschluß gefaßt hatte,
sich als Freiwilliger unter die Fahnen zu stellen, und der nun
durch begeisternde Schilderungen von dem hohen Beruf der
Vaterlandsbesreiung den Funken des Muths in Luisens Brust
zur lodernden Flamme entzündete. So wurde der Wunsch zum
Entschluß, der nun im Kampf für Gott und Vaterland Be-
friedigung suchte..
Voll Vertrauen eröffnete Luise dem glücklichen Ferdinand
ihren Entschluß, mit ihm zu gehen. Zwar erschrak der feu-
rige Jüngling, von der cdelfühlenden Schwester überrascht, vor
dem Gedanken, den guten Vater, ohne seine Zustimmung, zu
verlassen, und das tapfere Mädchen fühlte sich bei dieser Vor-
stellung des braven Ferdinand tief ergriffen. Aber nichts konnte
ihren Entschluß mehr wankend machen, und Luise, diesmal
zu rasch und zu feurig, um ihr Vorhaben einer kältern Prü-
fung zu unterwerfen, begnügte sich damit, ihrem Vater nach
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand Ernst Ferdinand Ferdinand Ferdinand
203
seiner Zeit soll euch mein Lohn nicht fehlen. — Ihr aber, (hier
wandte er sich zornig zur Linken), ihr Söhne der Edlen, ihr
feinen Püppchen, die ihr euch so reich und vornehm dünkt, und
das Lernen nicht nöthig zu haben meint, ihr faulen, unnützen
Buben! ich sage euch bei Gott, euer Adel und eure hübschen
Gesichter gelten nichts bei mir; von mir habt ihr nichts Gutes
zu hoffen, wenn ihr eure Faulheit nicht durch eifrigen Fleiß
wieder gut macht!
2. Weibliche Treue und Klugheit.
Kaiser Konrad Iii., der um die Mitte des 12ten Jahr-
hunderts lebte, belagerte Weinsberg, eine kleine Stadt im
Würtembürgischen. Der Herzog von Würtemberg war mit
seiner Gemahlinn in diese Stadt eingeschlossen, hielt aber die
Belagerung mit einer heldenmüthigen Tapferkeit aus, und gab
nur der Gewalt nach. Der Kaiser, aufgebracht, wollte alles
mit Feuer und Schwert verheeren, ertheilte aber doch den Wei-
bern Gnade, indem er ihnen erlaubte, heraus zu gehen, und
dasjenige mitzunehmen, was ihnen am liebsten wäre. Die
Gemahlinn des Herzogs, eine kluge Frau, benutzte sogleich diese
Gelegenheit, um ihren Gemahl zu retten. Da ihr dieser das
Liebste war, «so nahm sie ihn auf ihre Schultern, und die andern
Frauen der Stadt thaten mit ihren Männern ein Gleiches. Der
Kaiser, durch die Treue und Klugheit der Weiber überrascht,
milderte seinen harten Sinn, ertheilte den Männern Gnade, und
die Stadt wurde gerettet.
Z. Ruhe und Gelassenheit im Martyrer-Tode.
Im Jahre 1400 lebte zu Prag in Böhmen ein Prediger
und Professor, Johann Huß. Er war ein gelehrter, und,
was mehr sagen will, ein frommer und wahrheitliebender Mann.
Da-er die Bibel fleißig gelesen und studirt hatte, so entging es
ihm nicht, daß der Papst und die Geistlichkeit seiner Zeit viele
falsche Lehren und Irrthümer in der Religion verbreiteten, da-
her er seine Schüler eines Bessern zu belehren suchte, und durch
Schriften gegen die vielen Mißbräuche der Kirche eiferte. Da-
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Extrahierte Personennamen: Konrad_Iii Konrad Johann_Huß Johann
280
fern Zustande ertheilte er seiner braven Gattinn, Karolkne,
Nachricht von seinem Schicksale, um für seine Leiden Trost
und Hülfe zu erlangen. Karoline, nicht achtend die Beschwer-
den der Reise, eilt voll Sehnsucht zu ihrem Gatten, und trifft
ihn in einem kleinen Dorfe unweit Glogau in gänzlicher Be-
wußtlosigkeit an, Kaum hat sie die nöthigen Anstalten zur
sorgsamern Pflege des Kranken getroffen, als der Feind einen
heftigen Ausfall aus der Festung macht, und dadurch alle Be-
wohner der umliegenden Gegend in die Flucht jagt. W— und
seine zärtliche Gattinn waren die einzigen, die bei der allgemei-
nen Bestürzung im Dorfe zurückblieben. Wenn es schon Unglück
genug war, in dieser mißlichen Lage, von aller menschlichen
Hülfe verlassen, mit jedem Augenblick dem Eindringen eines
feindlichen Haufens entgegen zu sehen: so war dies doch nur der
Anfang der Leiden, die hier mit Geduld und Standhaftigkeit
ertragen werden sollten. Denn das feindliche Geschütz warf
seine mörderischen Kugeln in das Dorf, und es schien, als wenn
die Franzosen vorzüglich ihr Feuer auf das Haus richteten, in
welchem W----------lag, vielleicht, weil dies mit Ziegeln gedeckt,
eine äußere Auszeichnung vor den andern Gebäuden des Dorfs
hatte. Karoline war indessen fest entschlossen, an dem Kran,'
kenlager ihres Gatten auszuharren, und, wenn sie ihn nicht
beschützen könnte, mit ihm zu sterben. Sie hatte eben, so gut
es sich thun ließ, einige Anstalten zur bessern Verwahrung des
Leidenden getroffen, als mit einem Male mehrere Granaten in
das Haus schlugen, das Dach zerschmetterten, und das Gebälk
des Bodens in Flammen setzten. Nun verdoppelte sich die Ge-
fahr der Verlassenen. Feinde und Kanonendonner draußen;
Kugeln und Brand im Hause! Dennoch verlor die muthigefrau
ihre Besonnenheit nicht; vielmehr nahm sie alle ihre Geistes-
kräfte zusammen, und bewies hier, wie viel Standhaftigkeit
und Entschlossenheit bei ruhiger Ueberlegung selbst in der augem
scheinlichflen Gefahr vermögen. Zuvörderst häufte sie die Bet-
ten über dem geliebten Gatten so hoch an, daß diesem nur noch
so viel Luft übrig blieb, als nöthig war, um ungehindert ath-
men zu können. Dann ergriff sie ein Gefäß, füllte es mit
Wasser, und eilte damit auf den Boden. Nach mehrstündi-
ger, unermüdeter Arbeit gelang es ihr, das Feuer zu löschen,
und zu ihrer nicht geringen Freude konnte' sie ihrem besorgten
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
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TM Hauptwörter (200): [T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann]]
231
Gatten mit dem Trost wieder zueilen , daß die Gefahr von die-
ser Seite glücklich abgewendet sey, Und wie sehr ward ihr die-
se Freude erhöht,' als sie den Kranken, von der Last der Bet-
ten erwärmt, in einem starken Schweiß antraf. Jetzt aber
machte sein Zustand doppelte Vorsicht nöthig, und gleichwohl
schien es unmöglich, langer in der beschädigten Hütte zu blei-
den, die jeden Augenblick von einer gänzlichen Zerschmetterung
bedroht wurde. Indem sie sich noch ihren Betrachtungen über
)ie Harte ihres Schicksals überließ, schlug ein Zwölfpfündec mit
euer Gewalt, daß die Wände erbebten und augenblicklich zu-
semmen zu stürzen drohten, dicht neben dem Krankenlager in
dea Fußboden, ohne das Paar zu verletzen. Dieser Augen-
blick machte einen zu tiefen Eindruck auf das Gemüth unsrer
Karoline, als daß sie noch weiter auf Rettungsmittel hätte den-
ken können, da sie rings von Tod und Verderben umlagert
zu seyn schien. Sie suchte also nur durch den Schutz der
Betten den Zustand ihres Gatten noch so lange zu mildern, bis
der unvermeidliche und wohlthätige Tod sie beide zugleich (so
hoffte sie) abfodern würde. Allein die Vorsehung hatte ein
anderes beschlossen. Am Mittag waren die tapfern Preu-
ßen, die sich unterdessen gesainmelt hatten, wieder vorgerückt.
Die Franzosen stürzten mit demselben Ungestüm wieder in die
Festung zurück, womit sie am Morgen herausgebrochen-waren.
Der Zufall führte einige Preußische Soldaten in das zertrüm-
merte Haus, worin unser treues Ehepaar der endlichen Auflö-
sung seines Schicksals harrte. Sie staunten und äußerten der
Frau ihre Besorgniß für sie und den Kranken; aber das war
auch alles, was sie thun konnten, denn Keiner hatte Zeit ge-
nug, sich so so lange von seiner Schaar zu entfernen, als nö-
thig war, den Kranken fortzubringen.
Durch viele Versprechungen wußte endlich Karoline einen
Wagen zu bekommen, auf den sie ihren Mann, in Betten ge-
hüllt, mit Hülfe eines Knaben hinausschaffte, der das Fuhr-
werk übernommen hatte. Schritt für Schritt ging es zum
Dorfe hinaus. Keinen Augenblick verließ die sorgsame Pflege-
rinn ihren Gatten und den Wagen; aber kaum hatte sie das Dorf
hinter sich, so richteten die Franzosen ihr mörderisches Geschütz
auf den Wagen, und verfolgten die Geängstigten so lange, als
sie zu erreichen waren. Vorn, hinten, und zu beiden Seiten
schlugen die Kugeln wechselsweise in die Erde. Todesangst er-
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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306
Des Leidens Dornen liegen ,
Sehr nah’ grenzt Lust und Schmerz.
Die Lehre nimm in Acht!
In des Vergnügens Stunden
Kannst du dich tief verwunden.
Geniess es mit Bedacht!
Z. Die Fliege und die Biene.
Zur Biene sprach die Fliege :
Geliebte Biene, sprich:
Was machst du , dass man dich
Auf keinem deiner Züge
Verfolgt und jagt, wie mich?
Vor jeder Hand muss ich
Mein kleines Leben hüten.
Du schwingst dich frei empor,
Holst ungestraft aus Blüthen
Den Honigseim hervor,
Mir — streck’ ich meinen Rüssel
Nach eines Armen Brod,
Nach eines Reichen Schüssel —
Mir droht sogleich der Tod.
Ich glaube , könnt’ ich stechen ,
Und mich so scharf, wie du,
An meinen Feinden rächen:
Man liesse mich in Ruh.
Du irrst, versetzt die Biene;
Was noch weit sichrer mich
In Schutz nimmt, ist, dass ich
Durch Fleiss den Menschen diene.
4. Der grossmüthige Erretter.
In einer Stadt, die durch des Feuers Flammen
F'ast ganz in Schutt und Asche fiel,
Begab sich einst dies Trauerspiel.
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6
2. Zerstörung Jerusalems.
Nach der Ermordung des Jakobus rückte die Zeit
heran, von der der Herr Christus 40 Jahre zuvor,
weinend über Jerusalem, geweissagt hatte: „Es wird
die Zeit über dich kommen, daß deine Feinde werden
um dich und deine Kinder mit dir eine Wagenburg
schlagen, dich belagern, und an allen Orten ängstigen,
und werden dich schleifen, und keinen Stein auf dem
andern lassen, darum, daß du nicht erkannt hast die Zeit,
darinnen du heimgesucht bist." Dies Wort ging nun
in Erfüllung. — Jemehr sich das Evangelium von
Jesu Christo, dem Auferstandenen, als eine Kraft Got-
tes zur Seligkeit an den Herzen vieler Tausende be-
währte, die nicht widerstrebten dem heiligen Geiste, desto
widerspenstiger wurden die der Verblendung dahin ge-
gebenen Juden. Sie erwarteten immer noch ihren Mes-
sias, und Betrüger traten auf, die sich für denselben
ausgaben. Daneben bildeten sich Räuberhorden, die ihr
eigenes Vaterland verwüsteten. Solche allgemeine Zer-
rüttung gab den Römern willkommene Veranlassung zu
Bedrückungen aller Art. Und unter dem Römischen
Statthalter Florus wurden die schon vielfach gereizten
Juden durch unerhörte Mißhandlungen aufs äußerste
gebracht; sie empörten sich, und um den allgemeinen
Aufstand zu dämpfen, rückte der Römische Statthalter
von Syrien, Cestius Gallus, mit einem Heere nach
Judäa, und belagerte Jerusalem. Die Anführer aber
schlugen ihn in die Flucht, setzten eine Regierung ein,
und rüsteten sich zum Kriege. Der Kaiser Nero in
Rom, davon benachrichtigt, sandte den Feldherrn Ves-
pasian, der eben die Deutschen besiegt hatte, nach Judäa,
und dieser eroberte schnell viele festen Plätze; allein ehe
er Judäa völlig unterwerfen konnte, starb Nero, und
Vespasian wurde von seinen Soldaten zun» Kaiser aus-
gei-iifen, ging nach Rom, und ließ seinen Sohn Titus
zurück» den Krieg zu Vollender:. Dieser rückte nun mit
einem Heer vor Jerusalem, und schloß die Stadt an
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn]]
TM Hauptwörter (100): [T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
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Extrahierte Personennamen: Christus Jesu_Christo Gallus Titus
Extrahierte Ortsnamen: Jerusalems Jerusalem Syrien Cestius_Gallus Judäa Rom Judäa Rom Jerusalem
A
Allem beim Sturm warf ein Römischer Soldat eine
brennende Fackel in den Tempel, und er gerierh in Brand.
Titus- bat und drehte, man sollte löschen; aber Niemand
gehorchte, im Gegentheil man warf noch mehr bren-
nende Stoffe in den Tempel. Das Wort des Herrn
mußte in Erfüllung, gehen: ,,Es soll kein Stein auf
kein andern bleiben." Die Wuth der Soldaten kannte
keine Grenzen mehr. Ströme Bluts stoffen und wi-
derstanden sogar dem Brande, und erst am Abend konnte
das Feuer rollig um sich greifen. Die plündernden
Römer fanden die Hauser größtentheils mir Zeichen der
Verhungerten angefüllt, selbst in den unterirdischen Gän-
gen fand man über 2000 Todte, die sich unter einander
getödtet harren, oder vor Hunger gestorben waren.
Die Zahl der Getötteten berechnete man auf 1,100,000>
und die Zahl der Gefangenen während des ganzen
Krieges belief sich auf 97,000.
Solch namenloses Elend bringt es, dem Wort des
Herrn ;u widerstreben. Heil denen, die den Herrn
fürchten. Das erfuhren die Christen. Diese hatten sich,
wie vorher schon erzählt ist, beim Heranrücken der Rö-
mischen Heere au6 Jerusalem über den Jordan in das
Städtchen Pella geflüchtet. Hier konnten sie Gott lo-
den für gnädige Bewahrung, während Jerusalem zum
Schutthaufen wurde.
3. Ausbreitung des Reiches Christi in
Deutschland.
Zu der Zeit, da der Heiland in der Welt erschien,
waren unsre Borfahren in Deutschland noch wilde Hei-
den, die in dichten Wäldern lebten und sich an Krieg
und Jagd ergötzten. Die Alles besiegenden Römer wag-
ten es selten, und dann nie ungestraft, in unser Vater-
land einzudringen, un dsie, als Feinde unsrer Vorfahren,
gestehen selbst, daß die Deutschen ein biederes Volk ge-
wesen seien, wo gute Gewohnheiten und Sitten mehr
gegolten hätten, alö anderswo gute Gesetze. Doch wa-
ren auch die Deutschen Götzendiener, wiewohl nicht auf
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
Extrahierte Ortsnamen: Jerusalem Jerusalem Deutschland Deutschland
99
Der Morgen anbrach, lag ein Dieser Nebel auf dem Ver-
hängnisvollen Gefilde. Wahrend Wallenftein nun sei-
nen Truppen Durch Vorspiegelung von Ehre und Ruhm,
so wie Durch Versprechungen und Drohungen Mulh
einzuflößen bemüht war, stimmten die Schweden mit
einem Munde, zum hellen Schall der Trompeten und
Pauken, die Lieder an: „Ein' feste Burg ist unser
Gott" und „Es woll' uns Gott gnädig sein." Als
nach 10 Uhr der Nebel fiel, schwang Gustav nach kur-
zem Gebete sich auf sein Pferd und ritt dem rechten
Flügel vor. Den linken führte der brave Bernhard
von Weimar. „Nun wollen wir dran!" rief Der Kö-
nig, „das walt' der liebe Gott! Jesu, Jesu, Jesu! Hilf
mir heute streiten zu Deines heiligen Namens Ehre!"
So begann die Schlacht bei Lützen, in welcher die
Macht des furchtbaren Wallenftein für immer, die der
Katholischen Partei aber für lange Zeit vernichtet, der
christliche Held Gustav jedoch dieser Erde entrückt wurde.
(Man vergleiche den Abschnitt Nr. 3. a. d. Weltgesch.)
49. Fliehe die Lüste der Jugend.
Karl Borromäus, Erz-Bischof zu Mailand,
war einer der vortrefflichsten Männer seiner Zeit. Von
seiner frühesten Jugend an war er der Frömmigkeit
aufrichtig ergeben. Schon im löten Jahre seines Al-
ters wurde er auf die Universität nach Pavia geschickt,
um dort die Rechte zu studiren. In dieser Stadt über-
ließ man sich damals den grenzenlosesten Wollüsten.
Studenten aus verschiedenen Ländern lebten daselbst,
und die Verführung drang bis in die Hörsale. Ohne
Muth und Kraft von oben konnte Keiner unbefleckt
entrinnen; man setzte den Jünglingen von allen Seiten,
zu allen Stunden, an allen Orten zu. — Und doch er-
hielt Borromäus seinen Körper und sein Gewissen rein.
Sein unerschütterliches, tägliches, ja stündliches Bestre-
den war immer, etwas Gründliches zu lernen, und seine
Tugend unversehrt zu erhalten. Er machte auch in
seinen Studien ausgezeichnete Fortschritte. Wenn an-
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TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
TM Hauptwörter (200): [T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Extrahierte Personennamen: Gustav Gustav Bernhard
von_Weimar Gustav Gustav Karl_Borromäus Karl Muth
Extrahierte Ortsnamen: Schweden Jesu Jesu Jesu Katholischen Erz-Bischof Mailand Pavia