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er diesen allein nicht zu widerstehen vermöchte, war ihm bald klar: als ihm daher der Polenkönig auch den Verzicht aus die Lehns-hoheit über Preußen zusicherte, wenn er zum Frieden bereit sei. willigte Friedrich Wilhelm ein und schloß mit ihm 1 6 5 7 den Vertrag zu Wehlau. Der Schwedenkönig war wütend, als er davon erfuhr, und behandelte ihn als Feind: er erreichte aber da« durch nur, daß sich der Kurfürst nun offen seinen Feinden anschloß. Nach vier Jahren waren endlich die Gegner kampfesmüde und schlossen in dem Kloster Lliva bei Danzig Frieden. (1660). Beide erkannten darin Friedrich Wilhelm als selbständigen, unabhängigen Herrscher von Preußen an. So hatle dieser sich durch seine Klugheit und seine Tatkraft der druckenden Fessel entledigt.
Daß Friedrich Wilhelm auch als Reichsfürst voll feine Schuldigkeit tat, haben wir schon bei Ludwig Xiv. gesehen. Er war der erste, der den bedrängten Holländern beiftand, und als das deutsche Reich an Ludwig den Krieg erklärte, eilte er persönlich aus den Schauplatz desselben. Ludwig erkannte bald, daß er sein gefährlichster Gegner war; daher veranlaßte er, daß die mit ihm verbündeten Schweden plötzlich aus Vorpommern in das Land des Kurfürsten einfielen. Da war die Not groß. Wohl rotteten sich die Bauern in der Mark zusammen, um den Fremdlingen zu widerstehen: ja sie hatten sogar Fahnen, auf denen geschrieben stand: „Wir sind Bauern von geringem Gut und dienen unserm Kurfürsten mit unserm Blut." Aber was vermochten sie gegen die kriegsgeübten feindlichen Scharen! Doch da eilte auch schon der Kurfürst selbst herbei. In 16 Tagen hatte er mit seinen Reitern den Weg von Franken bis zur Mark zurückgelegt; jetzt überfiel fein Feldmarfchall Derfflinger eine Abteilung schwedischer Reiter, die in dem Städtchen Rathenow weilte. — Erst jetzt erfuhren die Schweden, daß der Kurfürst wieder zurück war. Sie sammelten eilig ihre Truppen bei dem Städtchen Fehrbellin. Hier kam es am 18. Juni 1675 zur Schlacht. Friedrich Wilhelm hatte den Prinzen von Hessen-Homburg mit 1600 Reitern vorausgeschickt, ihm aber den Auftrag gegeben, sich unter keinen Umständen mit den Schweden in einen Kampf einzulassen. Allein den Prinzen hatte beim Anblick der
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Joachim I. Er führt den Beinamen Nestor, weil sein Rat viel bei den Fürsten des Reiches galt. Aus den Reichstagen zu Worms und Augsburg hielt er glänzende Reden gegen Luther und die Protestanten. Trotzdem konnte er nicht hindern, fraß die Reformation nicht nur in seinem Lande, sondern auch in seinem Haufe Eingang fand; seine (Gemahlin Elisabeth nahm heimlich vie lutherische Lehre an und floh dann aus Furcht vor seinem Zorn nach Wittenberg, luo sie in persönlichen Berkehr mit den Reformatoren trat.
Joachim ü. (1535 — 71) führte die Reformation in den brandenburgischen Länbern ein, und mit Freudigkeit bekannten sich seine Untertanen zu der lutherischen Lehre (1539). Ferner erlangte er vom Könige von Polen, Sigismund, daß dieser ihm die Mitbelehnung des Herzogtums Preußen (Ostpreußen) erteilte. Der Großmeister des deutschen Ordens in Preußen, Albrecht von Brandenburg, war nämlich im Jahre 1525 zu lutherischen Kirche übergetreten und hatte das bisherige Ordensland Preußen in ein erbliches Herzogtum verwaudelt. doch so. daß sein Land noch immer ein Sehen von Polen blieb. Wenn nun Albrechts Haus ausstarb, so wäre Preußen an Polen zurückgefallen. Darum suchte und verlangte Joachim als ein naher Anverwanbter des Herzogs Albrecht die Mitbelehnung Preußens, bannt bies Land im Falle des Aussterbens bei' regierenben Linie an Brandenburg falle. Ebenso folgenreich war auch der Erbvertrag, den er mit dem Herzoge von Wohlau, Brieg und Liegnitz schloß; denn durch das spätere Aussterbcu dieses schlesischeu Fürstenhauses erhielt Brandenburg das Erbrecht, das Friedrich der Große geltend machte. Nach Joachim Ii. folgten die beiden unbedeutenden Regierungen des herrischen Johann Georg. 1571 — 98, und des gutmütigen Joachim Friedrich, 1598—1608.
Johann Sigismund (1608—19) war ein Urenkel Joachims Ii. Seine Regierung ist wegen der Erwerbung Preußens und der Rheinländer merkwürdig. Gleich zu Anfange seiner Regierung brachte er es beim Könige von Polen, Sigismund, dahin, daß er die förmliche Belehnung von Preußen erhielt, damit
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Staates nach innen und nach außen mitgearbeitet hat. Da er ein gütiger, milder Fürst war, erfreute er sich in hohem Maße der Liebe feiner Untertanen. In den ersten Jahren leitete fein früherer Lehrer Eberhard von Dankelmann die Regiernngs-gefchafte. Er war ein Ehrenmann, der stets das Beste des Staates wollte: aber er hatte ein finsteres, herrisches Wesen und vermochte niemals um die Gunst feines Herrn zu schmeicheln. War Friedrich wie fast alle Fürsten feiner Zeit ein Freund einer prächtigen, glänzenden Hofhaltung, die freilich Unsummen verschlang, so war Dankelmann ein Feind von allem Luxus. Noch ein anderer Grund trug dazu bei, daß sich Friedrich und Dankelmann entzweiten In feinem Bestreben, auch nach außen hin die Macht und den Glanz feines Hauses zu zeigen, war des Kurfürsten Sinn von Beginn seiner Regierung an darauf gerichtet, fein Land zu einem Königreiche zu erheben. Dieses Streben nach der Königskrone erkennen wir heute als durchaus berechtigt an; denn die Länder Friedrichs umfaßten mehr als 2000 Quadratmeilen, und er hatte ein wohl-geübtes Heer von 28000 Mann; außerdem war er in Preußen ein völlig unabhängiger Herrscher. Auch manche Rangerhöhungen anderer Fürsten mochte im Herzen Friedrichs den Wunsch erweckt haben, sich „König" nennen zu können. So war der Kurfürst von Sachsen König von Polen geworden und Wilhelm von Oranien König von England, während der bisherige Herzog von Hannover den Rang eines Kurfürsten erlangt hatte. Trotzdem nannte Tankel-mann das Trachten des Kurfürsten eitel und verwerflich und prophezeite, wenn die Rangerhöhung wirklich stattfände, würde sie dem Lande nur neue Lasten bringen und dazu den Neid oller anderen Staaten erwecken, auch fei gar nicht zu hoffen, daß der deutsche Kaiser jemals dazu feine Einwilligung geben werde. Diese Zwistigkeiten und das fchroffe Auftreten Dankdmanns gegen den König und die Königin führten schließlich dazu, daß er in Ungnaden entlassen wurde. An feine Stelle trat der gefügige Kolb von Wartenberg. Er betrachtete es als feine vornehmste Aufgabe, den Willen des Kurfürsten durchzusetzen. Wohl waren die Schwierigkeiten nicht gering; namentlich am Hofe zu Wien wollte man von
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einer Rangerhöhung nichts wissen. Aber dem kurfürstlichen Gesandten B a r t h o l d i gelang es doch allmählich, diesen Widerstand zu beseitigen. Er sparte kein Geld, um einflußreiche Personen zu gewinnen, und als ein gefährlicher Krieg um den Besitz Spaniens mit Ludwig Xiv. auszubrecheu drohte, versprach er dem Kaiser Leopold die tatkräftige Unterstützung seines Herrn, wenn er darein einwillige, daß sich Kurfürst Friedrich fortan König von Preußen nenne. Diesen Titel halte man gewählt, weil Preußen ein völlig unabhängiges Land war, während Friedrich als Kurfürst von Brandenburg in einem gewissen Abhängigkeitsverhältnisse zu dem deutscheu Kaiser stand. Nach langem Widerstreben willigte endlich Kaiser Leopold ein.
Mit großem Jnbel wurde die Nachricht von der Einwilligung des Kaisers in Berlin ausgenommen. Sofort traf man die nötigen Vorbereitungen zu der Krönung, die in Königsberg stattfinden sollte. Etwa 30 000 Pferde waren zu dem Festznge erforderlich, der in der Mitte des Monats Dezember im Jahre 1700 von Berlin aus und) der Hauptstadt Preußens aufbrach. Am 15. Januar des folgenden Jahres begannen die Krönungsfeierlichkeiten. Vier Herolde, die überaus prächtig gekleidet waren, durchzogen unter Begleitung einer Abteilung Dragoner die Stadt. An mehreren belebten Orten hielt der Zug, und einer der Herolde verlas eine Bekanntmachng, daß es der göttlichen Vorsehung gefallen habe, das bisherige Herzogtum Preußen zu einem Königreiche zu erheben, und daß demnach Kurfürst Friedrich und Kurfürstin Sophie Charlotte fortan den Titel eines Königs in Preußen führten. In seine Schlußworte: „Lang lebe Friedrich, unser allergnädigfter König! Lang lebe Sophie Charlotte, unsre allergnädigste Königin!" stimmte alles Volk begeistert ein, und die Jubelrufe wollten kein Ende nehmen.
Am 16. Januar, einem Sonntage, wurde in allen Kirchen des Landes der Segen Gottes zu der bevorstehenden Krönung erfleht, und am folgenden Tage stiftete Friedrich zum Andenken an die Krönungsfeier den Schwarzen Adlerorden. Der eigentliche Krönungstag war der 18. Januar. Schon in der Frühe versammelte sich
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und Wittgenslein auf erlaubte und unerlaubte Art bereicherten und die Notrufe des gedrücklen Volkes dem König verheimlichten. Auch die äußere Politik Friedrichs war nicht glücklich. Wohl kämpfte er persönlich im dritten Raubkriege Ludwigs Xiv. gegen dessen Heere und nahm den Franzosen die Stadt Bonn ab; auch errangen die preußischen Heere im spanischen Erbfolgekrieg, von dem wir sogleich reden werden, hohe Anerkennung: aber diese Anstrengungen wurden umsonst gemacht, der preußische Staat hatte nur Keilen, aber keinen Vorteil davon. Auch äußerlich vergrößerte er sich unter der Regierung des ersten Königs nur wenig. Durch den Tod Wilhelms Iii. von Oranien, der kinderlos war, fielen die Grafschaften Mors und Singen und das Fürstentum N e u f ch a t e 1 und Va 1 engin in der Schweiz an Preußen; auch erwarb Friedrich durch Kauf einen Teil der Grafschaft Tecklenburg.
Unsterbliche Verdienste haben sich dagegen Friedrich und jeine geistvolle Gemahlin Sophie Charlotte um die Künste und Wissenschaften erworben. Tie Stadt Berlin verschönerte sich zusehends. Unter den herrlichen Bauwerken, die zu seiner Zeit entstanden, mögen hier nur die Ruhmeshalle und das Königliche Schloß, das vollständig umgebaut wurde, genannt werden, unter den Denkmälern das Denkmal des Großen Kurfürsten mif der langen Brücke vor dem Königlichen Schlöffe. Mit feinem Verständnis prüften der König und die Königin die Baupläne, die ihnen ihre Baumeister Andreas Schlüter und Eos ander von Goethe vorlegten und trafen fast immer das Rechte. Die Friedrich stadt in Berlin und die Stadt Eharlottenburg tragen ihre Namen von dem ersten Herrscherpaar Preußens. Um tüchtige Baumeister, Bildhauer und Architekten heranzubilden, gründete Friedrich in Berlin die Akademie der Künste. Auch für die Musik und die Dichtkunst zeigte die eingebildete Königin viel Verständnis; besonders liebte sie die Werke der französischen Dichter Racine, Corneille und Moliöre. Mit Vorliebe unterhielt sie sich mit Gelehrten. Auf ihren Rat gründete der König in Berlin neben der Akademie der Künste die Sozietät der Wissenschaften und berief zu ihrem Leiter den
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sein Versprechen betreffs der Herzogtümer Jülich und Berg nicht gehalten hatte. Ten jetzigen günstig scheinenden Angenblick wollte er nicht vorbeigehen lassen, seine Ansprüche aus die schlesischen Fürstentümer geltend zu machen. Daher ließ er in aller Eile rüsten, aber mit solcher Stille, daß säst niemand außer ihm wußte, was er eigentlich im Schilde führte. Er nahm an allen Wintervergnügen teil, als wenn er nichts Wichtigeres vorhabe. Plötzlich aber reiste er im Dezember 1740 von Berlin ab, stellte sich an die Spitze seines Heeres und führte dieses schnurstracks aus die schlesische Grenze los. Zugleich ließ er die Königin von Ungarn — dies war Maria Theresia — bitten, ihm gutwillig die verlangten Fürstentümer abzutreten, dann wolle er ihr auch gegen alle übrige Feinde beistehen und dafür sorgen, daß ihr Gemahl zum deutschen Kaiser gewählt werde. Die Antwort fiel, wie er es erwartet hatte, verneinend aus, und so rückten denn die preußischen Regimenter in Schlesien ein.
Bald fanden sich aber noch mehr Feinde ein, die alle von der bedrängten Sage der Königin Vorteil ziehen wollten. Die Könige von Spanien und Frankreich und die Kurfürsten von Sachsen und Bayern erklärten ihr auch den Krieg und fielen in ihre Länder ein. Um sie recht zu kränken und die Kaiserwürde dem österreichischen Hanse zu entziehen, wählte man den Kurfürsten von Bayern unter dem Namen Karl Vii. zum Kaiser. Ganze acht Jahre mußte Maria Theresia sich mit ihren Feinden herumschlagen; zuletzt aber ging sie ehrenvoll aus diesem Kampfe hervor. Der Krieg dauerte von 1740—48, wo der Friede von Aachen geschlossen wurde. Er wird der österreichische Erbfolgekrieg genannt.
Chne Schwierigkeit hatte Friedrich Schlesien eingenommen. Aber im folgenden Frühjahre schickte Maria Theresia ein bedeutendes Heer hin, und es kam zur Schlacht bei Mollwitz (eine Meile von Brieg\ der ersten, welcher Friedrich beiwohnte. Sie wurde von den Preußen gewonnen, mehr durch die Tapferkeit der preußischen Bol» baten und durch die geschickten Anordnungen des Feldmarschalls Schwerin als durch die Geschicklichkeit des Königs, dem es an Erfahrung noch ganz fehlte. Aber dieser erste 2ieg machte feinen Namen in ganz Europa berühmt, und man setzte große Hoffnungen
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Erstaunen sah Katharina daraus, daß dieser dem verblendeten Kaiser eifrig seine unklugen Neuerungen widerraten und ihn beschworen Hane, seine Gemahlin wenigstens mit äußerer Hochachtung zu behandeln. Sie wurde dadurch bis zu Tränen gerührt und bestätigte den Frieden.
Durch die sieben Feldzüge gegen die Preußen hatten Friedrichs Feinde endlich die Überzeugung bekommen, daß es doch nicht so leicht sei, ihn zu unterdrücken, als sie wohl anfangs geglaubt hatten. Schweden war dem Beispiele Rußlands gefolgt und hatte Frieden geschlossen, und die andern Feinde hatten auch den Krieg herzlich satt. Die Hoffnung, Schlesien zu erobern, war von Maria Theresia ganz ausgegeben worden, und ihre Kassen wurden immt*r leerer. Die Franzosen waren 'bisher von dem Herzoge Ferdinand von Braunfchweig, einem der größten Generale seiner Zeit, in Westfalen und am Rhein mit Glück bekämpft worden und konnten die Kosten zur Fortsetzung des Krieges auch nicht mehr ausbringen. Daher näherten sich die kriegführenden Mächte, und nach kurzen Unterhandlungen wurde am 15. Februar 1763 durch den Frieden von Hubertusburg, einem Jagdschlösse zwischen Meißen und Leipzig, einer der merkwürdigsten Kriege beendigt. Friedrich behielt alle Länder, die ihm in Breslau und Dresden zugesprochen worden waren.
45. Friedrich des Grasten fernere Regierung und Tod.
Die Staaten Friedrichs und alle die anderen Länder, welche der Schauplatz des Krieges gewesen waren, befanden sich im kläglichsten Zustande. Ganze Kreise waren verwüstet und Handel und Wandel in Verfall geraten. Ganz Hinterpommern und ein Teil der Mark waren verödet; Westfalen, Schlesien und Preußen befanden sich in keinem viel besseren Zustande, und Sachsen war ganz aus» gesogen. Hier und da fand man gar keine Menschen mehr, in andern Gegenden fehlte es wenigstens an Männern, so daß Weiber das Feld bestellen mußten. Manche Landstriche waren so danieder-
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so eilte er dem bedrängten Lande zu Hilfe. Eilig verließ da der schwedische General das Land: denn er hatte feine Lust, mit dem Sieger von Fehrbellin zu kämpfen. Friedrich Wilhelm war bald dicht hinter ihnen her. Das war eine lustige Jagd! Auf Bauernschlitten rannte der Kurfürst mit seinen Fußsoldaten über das festgefrorene frische Haff: die Reiterei trabte munter neben ihnen her. Bon dem schwedischen Heere kamen nur etwa 2000 Mann nach Livland zurück.
Leider erntete Friedrich Wilhelm nicht den Lohn seiner Anstrengungen. Wir haben schon gehört, daß der Kaiser und die Holländer mit Ludwig Xiv. Frieden schlossen, ohne sich um ihn Zu kümmern. So stand er jetzt allein dem mächtigen Franzosen-tünige gegenüber. Dieser wollte von keinem Frieden etwas wissen, wenn er nicht alle Eroberungen an die Schweden zurückgäbe. Was konnte Friedrich Wilhelm allein gegen ihn ausrichten! Er mußte endlich den Frieden von St. Germain unterzeichnen. Voll Schmerz ries er ans: „Hatte ich doch nie schreiben gelernt!" lind mit ahnendem Blicke fügte er hinzu: „Einst wird uns aus unsern Gebeinen ein Rächer entstehen."
Noch bei einer anderen Gelegenheit erfuhr der Große Kurfürst, wie lmnig Wohlwollen ihm der Kaiser erwies. Im Jahre 1675 starb der letzte Herzog von Liegnitz, Brieg und Wohlau, und nach dem Erbvertrage, den Joachim Ii. mit einem Vorfahr dieses Herzogs abgeschlossen hatte, mußten seine Länder an Brandenburg fallen. Dem widersetzte sich nun aber der Kaiser, einmal weil er neidisch war auf jede Machtvergrößerung Brandenburgs und sodann, weil er die schönen Länder selbst haben wollte. Friedrich Wilhelm mußte sich also gefallen lassen, daß der Kaiser die schlesischen Länder mit Österreich vereinigte. Erst als die Türken ihn hart bedrängten und er der Hilfe des Kurfürsten bedurfte, entschloß sich der Kaiser dazu, ihm als Entschädigung den Kreis S ch w i e b u s und eine Schuldforderung auf Ostfriesland abzutreten, wodurch der Kurfürst in den Besitz der Stadt Emden kam. In einem geheimen Vertrage hatte er sich aber von dem Kurprinzen Friedrich, der damals nicht in bestem Einvernehmen mit feinem Vater stand, das Ver-
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Leibregiment war er ein überaus gnädiger Herr; er nannte die Boldaten seine „lieben blauen Kinder", baute ihnen oft Hauser und nahm die Patenstelle bei ihren Kindern an.
Ta das Land mit seinen 21 2 Millionen Einwohnern unmöglich die Kosten für ein Heer von über 80000 Mann ausbringen konnte, wenn alle Soldaten angeworben wurden, verordnete der König, daß auch die jüngeren Bauern- und Handwerkersöhne zum Kriegsdienste verpflichtet seien. Jedem Regimente war ein bestimmter Kanton zur Aushebung zugewiesen, und die zum Kriegsdienste bestimmten Bauern- und Bürgerföhne wurden schon als Kinder in die Listen des Regiments eingetragen. Bis zu ihrem Eintritt ins Heer trugen sie dann rote Halsbinden, die sie als „Kantonisten" bezeichneten.
Trotz seiner Borliebe sür das Heer war Friedrich Wilhelm ein Freund des Friedens. Nur einmal ließ er sich in die Kriegswirren
seiner Zeit ein, als Karl Xii. in der Türkei weilte. Damals
hatten die Lachsen und die Russen die Festung Stettin besetzt, sie aber gegen Zahlung von 400 000 Talern an Friedrich Wilhelm
überlasten. Als nun Karl Xii zurückkam, forderte er die Rückgabe der Festung, wollte aber das Geld nicht zurückgeben. Da trat
Friedrich Wilhelm dem Bunde feiner Feinde bei und eroberte in kurzer Zeit ganz Vorpommern. Im Frieden zu Stockholm trat Schweden im Jahre 1720 Vorpommern bis zur Peene mit den
Jnieln Usedom und Wollin an Preußen ab.
In feiner äußeren Politik war Friedrich Wilhelm nicht sehr glücklich. Er ließ sich darin meistens durch den Minister von Grumbkow und den kaiserlichen Gesandten von Seckendorf leiten. Beide waren gewandte, aber auch selbstsüchtige Männer,
die ihm stets das rieten, was der Kaiser Karl Vi. haben wollte.
Aber auch Friedrich Wilhelm erntete den „Tank vom Hause Österreich". Als im Jahre 1737 das Fürstenhaus von Psalz-Neuburg ausstarb und die Herzogtümer Jülich und Berg an Preußen fallen sollten, erkannte der Kaiser trotz seiner früheren Versprechungen
die Erbanfprüche Friedrich Wilhelms nicht an und sprach Jülich und Berg dem Haufe Pfalz-Sulzbach zu. Voll Zorn rief Friedrich
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ihrem Gewissen nicht glaubte verantworten zu können: aber ihr Sohn und ihr Minister Fürst Kaunitz überredeten sie endlich, den Teilungsakt zu unterschreiben. Das geschah 1772. Preußen sollte das jetzige Westpreußen erhalten, wodurch Ostpreußen erst mit den übrigen preußischen Ländern in Verbindung gesetzt wurde, Österreich Galizien und Rußland die jetzigen Gouvernements Polozk und Mohilew. Als man den Polen ihr Schicksal bekannt machte, erschraken sie entsetzlich und versuchten zu widersprechen; aber die Drohung der drei teilenden Mächte, daß sie ganz Polen unter sich teilen würden, wenn sie nicht gleich sich unterwürfen, brachte sie bald zum Schweigen.
Nach dem siebenjährigen Kriege hat Friedrich nur noch einen unbedeutenden Krieg geführt, und zwar gegen Kaiser Joseph Il, weil sich dieser eines Teiles von Bayern bemächtigen und Friedrich diese Vergrößerung Österreichs nicht zugeben wollte. Man nennt diesen Krieg — er war 1778 — den bayrischen Erbfolgekrieg. Er dauerte nur ein Jahr, weil Maria Theresia durchaus Frieden wollte, so sehr auch der unruhige Joseph den Krieg wünschte. Dieser Friede wurde 1779 in Teschen geschlossen.
Friedrich wurde indessen bei herannahendem Alter immer kränk» licher. Die vielen Regierungssorgen und die angreifenden Mühseligkeiten während des siebenjährigen Krieges hatten feinen Körper geschwächt, und oft litt er durch Gichtanfälle, welche die Ärzte besorgt mochten. Seit den letzten zehn Jahren konnte er im Winter manchmal wochenlang das Zimmer nicht verlassen. Als er im Jahre vor feinem Tode in Schlesien die gewöhnliche Musterung abhielt, war er sechs Stunden lang einem heftigen und falten Regen ausgesetzt. Davon bekam er ein heftiges Fieber, und seit der Zeit wurde er nie wieder ganz gesund. Endlich zeigten sich Spuren der Wassersucht, so daß er nicht mehr im Bette liegen konnte, sondern die letzten sechs Monate auf feinem Lehnsessel sitzend zubringen mußte. Da ihm sein Leibarzt offen erklärte, er halte die Krankheit für unheilbar, so ließ er den berühmten Leibarzt Zimmermann aus Hannover nach Sanssouci kommen, erhielt aber auch von diesem feinen Trost. „Die alten müssen den jungen Leuten Platz machen,
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Extrahierte Personennamen: Fürst_Kaunitz Friedrich Friedrich Joseph_Il Friedrich Friedrich Maria_Theresia Maria Theresia Joseph Friedrich Friedrich Zimmermann