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1. Friedrich der Große - S. 21

1912 - Hannover-List [u.a.] : Meyer
— 21 — sich am 9. März durch einen nächtlichen Überfall der Festung zu bemächtigen, worauf die Heeresabteilung des Prinzen mit dem Heere des Königs vereinigt wurde. Nun rückte der österreichische Feldmarschall Neipperg mit einem beträchtlichen Heere von Mähren her in Schlesien ein, um zuerst Brieg zu entsetzen. Um nicht von Niederschlesien abgeschnitten zu werden, mußte Friedrich seinen Feinden eine entscheidende Schlacht liefern. Zu dieser kam es am 10. April 1741 bei Mollwitz. Aber gleich zu Beginn des Kampfes zeigte sich die Überlegenheit der österreichischen Reiterei, die ein preußisches Dragonerregiment über den Haufen warf und auch Verwirrung in die Reihen der Fußtruppen brachte. Der König selbst geriet in die größte Gefahr, und es bedurfte der dringendsten Bitten des Feldmarschalls Schwerin, ihn zu bestimmen, das Schlachtfeld zu verlassen und sich in Sicherheit zu bringen. Schwerin machte aber mit der Infanterie einen neuen, furchtbaren Angriff, bei dem zum ersten Male im ernsten Gefechte die eisernen Ladestöcke, die der Fürst Leopold von Dessau statt der hölzernen eingeführt hatte, verwendet wurden, so daß es den Preußen möglich war, in derselben Zeit, in der die Österreicher dreimal schossen, fünf Schüsse abzugeben. Die Folge dieses Schnellfeuers war, daß die Österreicher in wilde Flucht gerieten. Nach dem Siege von Mollwitz eroberte Friedrich die Festungen Brieg und Neiße und sorgte für eine Vermehrung und bessere Ausbildung der Reiterei. Auch sah er sich genötigt, von der Stadt Breslau, die vor der Schlacht bei Mollwitz bei dem Heranrücken der Österreicher eine sehr zweideutige Haltung gezeigt hatte, vollständigen Besitz zu ergreifen. Nachdem die Hauptwache und alle Torwachen der Stadtsoldaten überrumpelt und entwaffnet waren, wurde die Stadt von preußischen Truppen besetzt. Von der Rathaustreppe herab wurde König Friedrich zum Herzoge von Schlesien ausgerufen. Am 7. November 1741 ließ er sich im Fürstensaale des Rathauses von der Stadt Breslau und den niederschlesischen Ständen feierlich huldigen. Weil von Österreich alle Vermittelungsvorschläge Friedrichs stolz zurückgewiesen wurden, nahm der Krieg seinen Fortgang. Am 18. Januar 1742 fiel Glatz, die letzte Festung Schlesiens, in die Hände der Preußen. Inzwischen hatte Maria Theresia, gegen die Frankreich, Bayern und Spanien einen Bund ge-Khlossen hatten, dem auch Friedrich beigetreten war, in Ungarn Hilfe gefunden. Ein neues Heer unter Karl von Lothringen rückte von Wien her in Böhmen ein. Friedrich eilte ihm entgegen und ^lug es bei Chotusitz und Czaslau ant 17. Mai 1742. Bald darauf wurde der Friede in Breslau geschlossen. Österreich mußte Schlesien mit der Grafschaft Glatz, ein Gebiet von 650 O,uadratmeilen mit 1,2 Millionen Einwohnern, an Preußen abtreten. Als Maria Theresia den Friedensvertrag

2. Preußens Geschichte in Wort und Bild - S. 120

1879 - Hannover : Meyer
120 9. Die Bildung einer großen Armee ließ sich aber nicht mit einem Schlage in's Werk setzen. Nach dem Vertrage, den der Prinz Wilhelm mit der französischen Regierung am 8. September 1808 geschlossen hatte, durfte Preußen nur 42,000 Mann Militär halten. Dieser Vertrag mußte ganz pünktlich beobachtet werden, damit man dem französischen Machthaber kein Mistrauen einflößte. Scharnhorst erfand aber das Mittel, eine große Anzahl Krieger schlagfertig zu haben, ohne die vorgeschriebene Stärke des Heeres zu überschreiten. Es wurde ein Theil desselben als ausgebildet entlassen, Rekruten dafür eingezogen, diese wieder ansexercirt, nachdem wieder ältere Mannschaften entlassen waren. Die entlassene Mcmn-schast ging entweder aus Kriegsreserve in ihre Heimat, oder wurde unbe-wassuet unter Aufsicht von Ofsicieren zum Festungsbau verwandt. Damals nannte man sie „Krümper". Auf diese Weise konnte Preußen fieim Beginn des großen Kampfes (1813) statt 42,000 Mann fast das Dreifache derselben in s Feld stellen. Es wurde auch, soviel es die kargen Mittel nur immer zuließen, für Geschütz, Munition, Bewaffnung und x zweckmäßige Bekleidung gesorgt. 10. Neben Stein und Scharnhorst wirkten aber in verschiedenen Kreisen Männer, die ebenso eifrig bestrebt waren, den Geist der deutschen Nation wieder zu wecken, Vaterlandsliebe zu pflanzen, statt der seichten Vernunftreligion, des Rationalismus, echte Gottesfurcht zu verbreiten und besonders die Jugeud in diesem Sinne zu tüchtigen Männern heranzuziehen. Ioh. Gottl. Fichte errang durch seine im Winter 1807/8 vor einem dicht gedrängten Publikum aller Stände in Berlin gehaltenen „Reben an die deutsche Nation" unenbliches Ansehen und Einfluß. Er forberte strenge Erneuerung des sittlichen und volkstümlichen Sinnes durch eine nationale Erziehung. E. M. Arnbt sprach auf kräftige Weise in Prosa und Poesie zum Herzen der Deutschen und ermahnte, dem korsischen Gewalthaber wie Armin beit Römern zu wiberftehen. Der Turnvater Iahn wollte ein „freies und frommes" Deutschthum vor den w ätschen Drängern retten und suchte die beutsche Iugeub durch Turn- und Fechtülmngen zu dem bevorstehenben Kampse abzuhärten. Die im Jahre 1810 in Berlin gegrünbete Universität hat auch nicht wenig dazu beigetragen, die Kräfte zu entwickeln und zu stählen, welche das Joch der Frembherrschast wenige Jahre nachher gebrochen haben. Hier arbeitete Fr. Schleiermacher dem Rationalismus kräftig entgegen und zeigte wieber, daß Religion nichts Aeußeres, fonbern die Hingabe des Herzens an Gott sei. In Königsberg bilbeten Vaterlanbsfrennbe 1809 den Tugendbund mit dem ausgesprochenen Zwecke, edle und patriotische Gesinnungen zu verbreiten und dadurch eine Volksbewaffnung zum Kampfe für die Unabhängigkeit vorzubereiten. Doch kam dieser Bund, der keinen der bedeutenderen Männer zu feinen Gliedern zählte, zu keiner nachhaltigen Wirksamkeit und wurde bald aus des Königs Befehl ausgelöst. 11. Es fehlte auch nicht an tapferen Heerführern, die mit heißer Sehnsucht die Stuube erwarteten, wo sie das Schwert gegen die französischen Dränger ziehen konnten. Allen voran steht Gebharb Lebrecht von Blücher, geboren zu Rostock den 16. December 1742. Im siebenjährigen Kriege biente er zuerst bei den Schweden; als er in preußische

3. Preußens Geschichte in Wort und Bild - S. 204

1879 - Hannover : Meyer
204 Regenten. Erwerbungen. Kriedr.milli.iv. Wilhelm I. tritt ab im Tilsiter Frieden die polnischen Erwerbungen Friedrich Wilhelrn's Ii., ferner Danzig, Thorn, Kottbus, Peiz, Anspach-Bayreuth, Altmark und Wernigerode, Magdeburg, Minden, Mark, Ravensberg und Kleve, Ostfriesland, Tecklenburg und Singen, die Entschädigungsländer von 1803 bleibt erhält 1815 zurück a. an alten Gebieten: Danzig, Thorn, Kottbus, Peiz, Altmark, Wernigerode, Magdeburg, Minden, Mark, Ravensberg, Kleve, Tecklenburg, das Eichsfeld, Nordhausen, Mühlhausen, Erfurt, Paderborn, Münster, Quedlinburg, Essen, Elten, Werden, Großherzogthum Posen; b. an neuen Gebieten: Schwedisch-Vorpommern; von Sachsen Thüringen u. a. Kreise, die Stifter Merseburg und Naumburg, die Nieder- und ein Theil der Ober-Lausitz, Stolberg: vom Königreich Westfalen Barby, Gommern, Klötze, sächs. Mansfeld, Corvey, Rietberg; die media-tisirten Fürsten Salm, Aremberg, Bentheim, Looz; Herzogthum Westfalen und Grafschaft Wittgenstein; Theile von Siegen, Wied und Wetzlar, vom Herzogthum Berg, von Frankreich auf der Westseite des Rheins Mörs und Theile von Kleve und Geldern. erwirbt 1834 Fürstenth. Lichtenberg 1849 Hohenzollern 1853 Jahdebusen 1865 Lauenburg 1866 Hannover „ Kurhessen „ Nassau „ Frankfurt a. M. „ Schleswig-Holstein „ Hess.-Tarmst. Grcnz- berichtigung „ Homburg „ Bayrische Grenzberichtigung. Flächen- inhalt. Q -M. Einwohner- zahl. Truppenzahl. 2868 4,938,000 5082 5104 15,000,000 18,490,000 6395 25,000,000 Das stehende Heer 120,000 Mann, Kriegsstärke mit der Landwehr ersten Aufgebotes 303.000 Mann, mit der Landwehr zweiten Aufgebotes 550.000 Mann. Norddeutsche Friedensstärke 320.000 Mann, Kriegsstärke 977.000 Mann, 5/g davon stellt Preußen. Deutsche Friedensstärke 400.000 Mann, Kriegsstärke 1.200.000 M., 3/4 davon stellt Preußen.

4. Preußens Geschichte in Wort und Bild - S. 59

1879 - Hannover : Meyer
59 feit wurde jetzt die Losung. Von seiner ihm von Gott verliehenen Stellung als König eines großen Staates hatte er einen hohen Begriff, er verlangte darum unbedingten, augenblicklichen Gehorsam, ohne Widerrede. „Raisonnire er nicht!" fuhr er den an, der nicht augenblicklich gehorchte; auch war das der übliche Bescheid auf alle Eingaben und Vorstellungen. Er konnte nicht den leisesten Widerspruch vertragen, wiewohl er sich von Verschlagenen, die sich in seine Launen zu schicken wußten, leicht tauschen und leiten ließ; doch wurde er sehr erbittert, sobald er dies merkte. Vor seinem Jähzorn zitterten alle; es war nichts ungewöhnliches, wenn er eigenhändig mit dem Stocke dreinfuhr. An die Arbeitskraft und Pflichttreue feiner Beamten stellte er die höchsten Anforderungen. Er liebte genaue Wahrheit und strenge Gerechtigkeit und eine fast übertriebene pünktliche Ordnung in den Geschäften. Um alles bekümmerte er sich selbst, ohne ihn durfte nichts gethan werden. Er arbeitete von früh bis spät, er schlief kaum und fast nur unruhig; die schlechtesten Wege, Wind und Wetter, Eis und Schnee hielten ihn nicht ab; nichts ging ihm zu schnell. Dasselbe verlangte er von seinen Beamten, die alle vor ihm zitterten. Den Thorschreiber zu Potsdam prügelte er mit den Worten: „Guten Morgen, Herr Thorschreiber!" höchst eigenhändig ans dem Bette heraus, weil er die Bauern des Morgens so lange vor dem Thore warten ließ, ohne zu offnen. 5. Schon seit langer Zeit hatte der König mit dem ihm eignen Scharfblick erkannt, durch welche Mittel einzig und allein das preußische _ Land in seiner Stellung anderen Mächten gegenüber und in seinem Wachsthum geschützt, gemehrt und befördert werden konnte. Dieser Mittel gab es zwei: Geld und Soldaten. Er selbst wollte, wie er bei seinem Regierungsantritt dem Fürsten von Anhalt sagen ließ, „der Finanzminister und der Feldmarschall des Königs von Preußen sein". Unablässig war er deshalb für die Verwaltung und die Finanzen und für Mehrung und tüchtige Ausbildung des Heeres thätig. Die Armee hat er während feiner Regiernngszeit fast um das Doppelte vermehrt; bei seinem Tode konnte er feinem Sohne ein Heer von 83,000 Mann hinterlassen. Bei der Ausbildung seiner Truppen stand ihm der gleichgesinnte Fürst Leopold von Dessau, „der alte Dessauer", sein berühmter Exerciermeister, getreulich zur Seite. Es gab in Europa keine schöneren Soldaten als die preußischen; der König pflegte sie seine „lieben blauen Kinder" zu nennen. Jährlich wurden die Truppen neu gekleidet, das Fußvolk blau, die Reiterei weiß, die Husaren roth. Auf Accurateste und Sauberkeit der Kleidung und des Körpers wurde mit der größten Strenge gehalten; der König als der erste Soldat legte sie selber an den Tag. „Er würde sich selbst in Arrest geschickt haben", sagt ein Zeitgenosse vom König, „hätte er irgend etwas an seinem Anzuge oder an seiner Bewaffnung zu tadeln gefunden." Eine wahre Leidenschaft hatte der König für langgewachfene, wohlgebildete Leute, und sein Leibregiment war unter dem Namen der „Potsdamer Riesen" überall berühmt. Diese liebte er so sehr, daß er einst, als ihm gemeldet wurde, es wäre in Berlin ein großes Unglück geschehen, der Turm der Petrikirche wäre eingestürzt, ganz ruhig antwortete: „Dachte ich doch Wunder, was es wäre! ich meinte schon, der

5. Preußens Geschichte in Wort und Bild - S. 72

1879 - Hannover : Meyer
72 war, verschaffte er in dem Schlosse Monbijou in Berlin eine behaglichere Lage. Als sie ihn jetzt mit „Eure Majestät" anredete, sagte er: „Nennen Sie mich immer Ihren Sohn, dieser Titel ist köstlicher für mich als die Königswürde." Für seine eigene Gemahlin richtete er einen ehrenvollen und glänzenden Hofstaat ein, damit sie große Gesellschaft bei sich sehen könne. Er selbst kam fast nie in dieselbe. Der strenge Winter des Jahres 1740 hatte eine große Theurung und Noth im Lande verursacht. Da ließ der König die von seinem Vater angelegten großen Vorrathshäuser öffnen und verkaufte wohlfeiles Getreide, den Armen gab er es umsonst. Auch schaffte er die Folter ab, die man bisher bei allen gerichtlichen Verhandlungen gegen Verbrecher angewandt hatte, und verkündete damit seinen Willen, in Zukunst eine mildere und menschlichere Gerechtig-keitspslege einzuführen. Die Last, welche die königliche Jägerei dem Lande aufbürdete, nahm er ab; der Landmann sollte durch Wildschaden nicht mehr beschwert werden. Gleich im ersten Monate seiner Regierung fand er Gelegenheit, sich darüber zu äußern, wie er in Sachen des Glaubens eine volle Gewissensfreiheit gestatte, indem er auf den Rand einer Eingabe schrieb: „Die Religionen müssen alle geduldet werden, und muß die Regierung nur das Auge darauf haben, daß keine der andern Abbruch thue. In meinen. Staaten kann ein jeder nach seiner Weise selig werden." Späterhin erklärte er einmal, er habe es sich zu einem festen Gesetz gemacht, jedem seiner Unterthanen völlige Freiheit zu lassen, zu glauben und seinen Gottesdienst zu verrichten, wie er wolle, nur daß feine Lehren und Religionsübungen weder der Ruhe des Staates, noch den guten Sitten nachtheilig sein dürften. Kunst und Wissenschaft brachte er wieder zu Ehren; die Akademie der Wissenschaften richtete er neu ein und machte zu ihrem Präsidenten den ausgezeichneten Denker und Gelehrten Maupertuis. Die Universität Halle hob er dadurch, daß er den unter seinem Vater vertriebenen Philosophen Christian Wols dorthin zurückrief. 3. Das Kriegswesen blieb im Ganzen unverändert. Den Generalen wurde eine mildere Behandlung der Soldaten befohlen, die gewohnten Brutalitäten und ebenfalls die gewaltsamen Werbungen sollten für immer ein Ende haben. Die Potsdamer „Riesengarde", die man zum letzten Male bei dem Leichenbegängnisse Friedrich Wilhelm's I. gesehen hatte, löste der König auf. Theils wurden die „langen Kerle" in anderen Regimentern untergebracht, theils kanten sie nach Magdeburg. Für das ersparte Geld errichtete aber Friedrich 16 itette Bataillone. Durch letztere, durch die Garde du Corps, durch Jäger zu Fuß und zu Pferde und die Anfänge zu einem Jngenieurcorps verstärkte Friedrich die Armee um 20,000 Mann. Bald rückte die Zeit heran, wo er, gestützt auf biefc starke Säule seiner Monarchie, den Kampf mit Oesterreich wagen konnte; wo er der Rächer werben konnte, als welchen ihn seilt Vater einst bezeichnet, der große Kurfürst int Geiste erblickt hatte. a. Der erste schlesische Krieg. 1740—1742. 1. Am 20. October 1740 starb Kaiser Karl Vi. und hinterließ die österreichischen Staaten im schlechten Vertheidigutigszustattde. Nach

6. Preußens Geschichte in Wort und Bild - S. 118

1879 - Hannover : Meyer
118 des Gutsadels und der Zünfte ab. Sämmtliche Steuerbefreiungen wurden aufgehoben, alle Einwohner sollten gleichmäßig nach ihrem Vermögen steuern, und die Gewerbefreiheit wurde eingeführt. Darauf folgte zum Nutzen der Bauern die Aufhebung der Naturallicfe-ruugen und der Vorspannspflicht, die Einziehung der Klöster und geistlichen Stifter und eine Gesindeordnung. Durch das Edikt über die Regelung der gutsherrlichen und bäuerlichen Verhältnisse wurden die Frohnden und Handdienste abgelöst und der Baner dadurch zum freien Gutsbesitzer gemacht, und durch ein Edikt vom 11. März 1812 erhielten auch die Juden staatsbürgerliche Rechte. 8. Nirgends war aber eine durchgreifende Reform so dringend noth als im Heere. Diese durchgeführt zu haben, ist das große Verdienst von Gerhard David Scharnhorst.*) Diesen Mann, redlich, stark und treu, echt deutschen Herzens, von stiller, unerschütterlicher Ausdauer, stellte der König bald nach dem Tilsiter Frieden, unter Beförderung zum Generalmajor, an die Spitze einer Kommission, welche sich mit der Wiederein--richtnng des Heeres beschäftigen sollte Zu derselben gehörten noch die später so berühmt gewordenen Männer Gneisenau**), Börstel, Grol-mann, Boyen. Furchtlos, ruhig, besonnen und unermüdlich warf Scharnhorst die abgelebten Formen des Heereswesens ab. Daß die preußische Armee erneuert und fähig wurde, bei der Befreiung von Deutschland das Hauptbanner zu führen, verdankt sie ihm. Man hat ihn darum der deutschen Freiheit Waffenschmied genannt. Zunächst galt es, den Osficierstand von allen unwürdigen Elementen zu reinigen. Die elenden Kommandanten, die die Festungen ohne Gegenwehr übergeben hatten, wurden vor ein Kriegsgericht gestellt und vcrurthcilt. Die bei Prenzlau gefangen genommenen Officiere wurden des Dienstes entlassen. Ueber jeden der im Kriege activ gewesenen Officiere wnrde Ehrengericht gehalten, und wer sich nicht reinigen konnte, wurde des Dienstes entlassen oder bestraft. Sodann wurde eine neue Wehrverfassung begründet. Das ausländische Werben hörte auf; das Heer sollte aus Landeskindern bestehen. Jeder Unterthan des Staates ohne Unterschied der Geburt war deshalb zum Kriegsdienst verpflichtet. Es war noth- wendig, daß ein ganz neuer Geist diese Schöpfungen durchdrang. Ein *) Scharnhorst war am 12. Nov. 1755 als eines Bauern Sohn zu Bor-denau bei Wunstorf in Hannover geboten. Schon früh zeigte er große Neigung zu militärischen Studien, und 1772 erhielt er Aufnahme in die berühmte Kriegsschule des Grafen Wilhelm von Schaumburg-Lippe zu Wilhelmstein. Er trat zunächst in die hannoversche Arm^e, von wo aus er wegen vorzüglicher militärischer Schriften an die Kriegsakademie nach Berlin als Lehrer berufen wurde (1801). **) Neithardt v. Gneisenau war am 28. October 1760 zu Schilda bei Torgau geboren, wurde dann in Wurzburg und Erfurt erzogen, wohin fein Vater, vordem sächsischer, dann österreichischer Artillericofficier, als Baumeister übergesiedelt war. Mangel an Vermögen bewog ihn, die Hochschule zu verlassen und zuerst in Oesterreich und darauf in Anspach Dienste zu nehmen. 1786 wurde er preußischer Officier; aber erst 1806 wurde man auf ihn aufmerksam, die ruhmvolle Vertheidigung Kolbergs, die er im Bunde mit dem Bürger Nettelbecf und dem Lieutenant v. «schilt geleitet hatte, zeigte, was er in größeren Wirkungskreisen leisten könne. Sein geniales Talent, Feldzüge und Schlachtenpläne zu entwerfen, machte ihn bald zu der Hauptstütze Blücher's.

7. Preußens Geschichte in Wort und Bild - S. 47

1879 - Hannover : Meyer
47 Bündnissen gegen Frankreich. Er grollte mit Recht dem Kaiser, daß er ihn so schmählich verlassen hatte, und auch noch mehr darüber, daß er ihm auch seit 1675 die schlesische Erbschaft vorenthielt. In diesem Jahre war nämlich die herzogliche Familie von Liegnitz, Brieg und Wohlan ausgestorben, und weil der Kurfürst wegen des schwedischen Krieges nicht Zeit fand, seine Erbansprüche zu erheben, so hatte der Kaiser diese Länder eingezogen. Erst 1686 schloß der Kaiser, von den Türken bedroht, einen Vertrag mit dem Kurfürsten, in welchem dieser seinen Ansprüchen auf die schlesischen Herzogtümer entsagte, dagegen das Land Schwiebus als böhmisches Lehen erhielt und gelobte, 7000 Mann Hülsstruppen nach Ungarn zu schicken. Sie zeichneten sich unter dem General Schöning, namentlich bei der Eroberung von Ofen, so aus, daß sie von den Türken Feuermänner genannt wurden. Um diese Zeit war es gewesen, wo der Kurfürst, im Groll über den Undank des Kaisers, sogar freundschaftliche Beziehungen mit Ludwig Xiv. anknüpfte. Doch waren dieselben nur vorübergehend; Friedrich Wilhelm's deutsches Herz wandte sich bald wieder von dem größten Feinde seines Vaterlandes ab. Als im Jahre 1685 Ludwig Xiv. das Edict von Nantes aushob, nahm der Kurfürst 20,000 der unglücklichen Hugenotten in seinem Lande auf und trachtete danach, diesen die neue Heimat lieb und werth zu machen. Besonders siedelten sich diese strebsamen und geschickten Leute in der „französischen Kolonie" in Berlin an. Hatte der Kurfürst dadurch schon Ludwig Xiv. gegen sich aufgebracht, so geschah das noch mehr, als er 1685 mit Wilhelm von Oranien einen Bund schloß, in welchem beide sich gelobten, Frankreichs liebem acht entgegenzustreben, damit das europäische Gleichgewicht nicht gestört werde; auch versprach der Kurfürst, den Oranier mit Hülsstruppen bei der Vertreibung seines Schwiegervaters, Jacob's Ii. von England, zu unterstützen. 14. Um nach außen hin eine bedeutende Stellung einzunehmen, war es des Kurfürsten Bestreben, die lose zusammenhängenden Theile seines Landes zu einem Ganzen eng mit einander zu verbinden unv die Sonderinteressen niederzudrücken. Deshalb übte er ein straffes Regiment, vertheilte die Lasten gleichmäßig unter seine Untere thanen uni) scheute selbst gewaltsame Maßregeln nicht, um das Widerstreben der Stände, die an ihren alten Rechten festhielten, zu brechen. Sein Absolutismus war aber dem Lande zum Segen; denn mit eiserner Beharrlichkeit hielt er den Grundsatz fest, daß nicht sein eigener Vortheil, sondern das Wohl des Volkes bei allen Regierungshandlungen zu berücksichtigen sei. Seine Macht mußte er auf das stehende Heer stützen, dessen Mehrung er sich bis zu seinem Tode angelegen sein ließ. Als er starb, hinterließ er ein Heer von 37,000 Mann. Die Truppen, die reich gekleidet und vorzüglich bewaffnet waren, verursachten aber bedeutende Kosten. Deshalb mußten die Abgaben streng eingetrieben und sogar erhöht werden. Er war aber auch unermüdlich thätig, dem Nährstande immer neue Erwerbszweige zuzuführen. Nach dem Vorgänge Colbert's in Frankreich errichtete er Fabriken, hob die Industrie und brachte Handel und Gewerbe

8. Preußens Geschichte in Wort und Bild - S. 166

1879 - Hannover : Meyer
Victor Emanuel's in den Schlachten bei Magenta und Solferino besiegt worden. Für den österreichischen Besitzstand in Italien war Preußen nicht gewillt gewesen, seine Truppen in's Feuer zu schicken, und hatte einen darauf zielenden Bündnisantrag Oesterreichs abgelehnt. , An der bewaffneten Neutralität hatte es dagegen festgehalten, um die deutschen Interessen nötigenfalls vertheidigen zu können. Am 14. Juni hatte es seine Truppen auf Kriegsfuß gefetzt und auch die Mobilmachung des 4. Bundesarmeekorps bewirkt, nachdem Oesterreich dem Prinz-Regenten persönlich die Oberleitung zugestanden hatte. Im Frieden zu Villa-sranca mußte Oesterreich die Lombardei abtreten, seitdem schwoll aber Oesterreichs Groll gegen Preußen wieder hoch auf, weil es den Verlust der schönen italienischen Provinz verschuldet habe. 5. Der königliche Dulder Friedrich Wilhelm Iv. war am 2. Januar 1861 gestorben, und ihm folgte der Prinzregent als König Wilhelm I. Als dieser gleich Preußens erstem Könige zu Königsberg sich und seiner Gemahlin Augusta die Krone auf's Haupt gesetzt hatte, war ihm zunächst die Durchführung der Reorganisation des Heeres das Wichtigste. Die Erfahrungen, welche er von frühester Jugend an gemacht, wiesen ihn immer wieder darauf hin, daß die möglichste Stärkung und Vermehrung des Heeres, seine Schlagfestigkeit die granitnen Pfeiler seien, auf denen der Staat Preußen feinen Ausbau vollenden, er aber fein hohes Ziel zum Heile Deutschlands erreichen könne. Sein trefflicher Gehülfe in der Durchführung der Armee* Kriegsminister von Roou. reorganisation war der Kriegsminister v. Roon *). *) Albrecht Theodor Emil von Roon wurde in Pommern am 30. April 1803 geboren. 1821 trat er als Jnfantenelieutenant in das preußische Heer ein und ward seit 1828 Lehrer beim Kadettenkorps. 1836 wurde er als Hauptmann in den großen Generalstab versetzt und unterrichtete feit 1846 den Prinzen Friedrich Karl in der Geographie und Taktik. Bis Mai 1859 war er zum Generallieutenant aüancirt, und ant 5. December desselben Jahres wurde er mit der Leitung des Kriegsministeriums betraut. Als Kriegsminister hat er den König „mit seltener Umsicht, Konsequenz und Energie" in der Reorganisation des Heeres unterstützt. Die staunens-werthe Mobilmachung und die außerordentliche Schlagsertigkeit des norddeutschen

9. Preußens Geschichte in Wort und Bild - S. 60

1879 - Hannover : Meyer
60 Flügelmann von Glafenapp wäre gestorben!" Das Einzige, was er für Kunst that, geschah seinen „langen Kerlen" zu Liebe, von denen er die schönsten in Lebensgröße malen ließ. Wo er einen solchen langen Menschen auftreiben konnte, da sparte er kein Geld; einen einzigen Riesen bezahlte er einst mit 9000 Thalern. Fremde Fürsten, welche sich dem Könige gefällig beweisen wollten, pflegten ihm vorzüglich große und schöne Menschen zum Geschenk zu machen. In aller Herren Länder sandte er seine Werber-aus, die ihm Rekruten für sein Leibregiment mit Geld, List oder Gewalt herbeischaffen mußten. Als man sich bei ihm beschwerte, daß die Werber in Halle auf offener Straße einen Studenten geraubt hatten, schrieb er zurück: „Sollen nit raisonniren, ist mein Unterthan." Die Werber scheuten sich nicht, auch im Auslande Menschenraub zu betreiben, sobald die angebotenen Werbegelder nicht zum Ziele führten. Einst war dem König die Nachricht zugegangen, daß in Italien in einem Kloster ein ungewöhnlich langer Mönch. lebe. Ein Major erbot sich, ihn nach Potsdam zu schaffen. Er trat in Polen zur katholischen Kirche über, reiste nach Italien und ließ sich in dem Kloster aufnehmen, in welchem sich der Mönch befand. Bald befreundete er sich mit ihm und überredete ihn mit nach Polen zu gehen, um dort seine evangelischen Verwandten zu bekehren. Der Abt gab seine Zustimmung, und der Mönch wurde gerades Wegs in die Kaserne des Leibregiments nach Potsdam geführt. Auf das Gesuch der Stadt Hamburg, die kurz vorher seinen Werbern Schwierigkeit gemacht hatte, ihr einen von ihr gewählten Prediger Berlins zu überlassen, schrieb der König: „Platt abschlagen! Die Hamburger wollen mir meine besten Prediger aus dem Lande holen, und wenn ich irgendwo bei ihnen einen Lumpenkerl anwerben lasse, wird ein Hallo daraus gemacht." Da durch Werbung nicht genug Leute für das Heer gewonnen wurden, so führte der König 1733 das Kantonsystem ein, wonach jedem Regiment ein Bezirk im Lande zugewiesen wurde, wo es Mannschaften ausheben durfte. Die Söhne der Beamten und Reichen blieben aber befreit. 6. Das Leibregiment war des Königs Musterregiment. Dort wurden alle neuen Versuche zur Vervollkommnung der Armee zuerst gemacht, und erst wenn sie sich bewährt hatten, bei den Übrigen Regimentern eingeführt. Das Hauptaugenmerk wurde auf strenges und sicheres Exercitium gerichtet. So kam es, daß die preußischen Truppen in der Sicherheit und Schnelligkeit des Feuerns, das durch die Einführung der eisernen Ladestöcke statt der hölzernen — eine Erfindung des alten Dessauers — wesentlich erhöht wurde, in der Präcision der Gewehrgriffe und des Tactschrittes, in der straffen Haltung bald einzig in ihrer Art dastanden. Solche Vortresslichkeit konnte aber bei Soldaten, die zur Hälfte Ausländer waren und meistens gezwungen dienten, nur durch die strengste Kriegs-zucht erreicht werden, beim Exerciren wurden viel Prügel ausgetheilt und das grausame Spießruthenlaufen war fast ein tägliches Schauspiel. An der Heranbildung eines tüchtigen Officiercorps war dem Könige viel gelegen. Er ließ deshalb die Officiere nicht mehr von den Regiments-Obersten aussuchen, sondern ernannte alle selbst, nachdem sie den Dienst „von unten auf" durchgemacht hatten. Das Gefühl der Standesehre bei den Ofsicieren hervorzurufen, war er eifrigst bemüht.

10. Preußens Geschichte in Wort und Bild - S. 38

1879 - Hannover : Meyer
so suchte er, um Herr in seinem eigenen Lande zu werden, sich zunächst der Truppen zu versichern. Die Obersten, die ihm den Eid verweigerten, entließ er mit ihren Regimentern, aus den übrigen Regimentern bildete er 1641 ein stehendes Heer von 3000 Mann, die Grundlage des später so gewaltigen preußischen Heeres. Bei dieser militärischen Organisation leistete der Oberst Konrad von Burgsdorf wichtige Dienste. Um sein Land vor den Einfällen der Schweden zu schützen, schloß er 1641 nach dem Ableben des Kanzlers von Schwarzenberg einen Waffenstillstand mit ihnen und suchte den zürnenden Kaiser zu beschwichtigen, bis sein Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst. Heer auf 8000 Mann angewachsen war. Da athmete in den letzten Kriegsjahren das brandenbnrgische Land einigermaßen wieder auf, und bei den westfälischen Friedensverhandlungen konnte der Kurfürst, der in dem wirren Treiben derselben eine außerordentliche Gewandtheit und Zähigkeit bekundete, ein entscheidendes Wort mitreden. Seine Erfolge wären jedenfalls bedeutender gewesen, wenn es ihm gelungen wäre, die Hand seiner Base, der Königin Christine von Schweden, zu erhalten, doch fürchteten ihn die Schweden, und Christine war jeder Heirath abgeneigt. So hekathete er Luise Henriette von Oranien, die schöne und fromme Tochter des
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