Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Erdkunde - S. 162

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 162 — oft an 500 000 Menschen selbst aus den fernsten Gegenden Asiens zusammenströmen. — Tula mit 111 000 E. hat die größten Waffen- und Metallwarenfabriken, das „russische Birmingham". — Woronesch am Don (84000 E.) betreibt lebhasten Handel. — Archangelsk mit 21 000 E., unfern der Dwinamündung ge- legen, ist für Ausfuhr von Schiffsbauholz wichtig. 2. Kleinrußland (die Ukraine). K i j e w am Dnjepr (247 000 E.) ist Mittelpunkt der Rübenznckerindustrie. Uuiversität. — Charkow (175 000 E.) hat blühenden Handel, besonders mit Getreide und Wolle. Universität. 3. Südrußland, das ehemals türkische Gebiet am Schwarzen Meere. Kischinew (109 000 E.) im Bezirk des Wein- und Tabak- baues. — Odessa, unweit der Mündung des Dnjeftr (405 000 E.), ist die bedeutendste russische Handelsstadt am Schwarzen Meere, Stapel- Platz und Hanptaussuhrort für Getreide. Universität. — Nikolajew (92 000 E.) ist die Hauptstation für die russische Kriegsflotte im Schwarzen Meere. In der Nähe viele deutsche Kolonien. 4. Westrußland. Wilna (160000 E.) ist die bedeutendste Stadt Litauens. 5. Das Königreich Polen. Die Hauptstadt Warschau an der Weichsel (638 000 E.) ist Mittelpunkt der Gewerbethätigkeit und des Handels Polens. Festung. Russische Universität. — Lodz (mit Vor- orten 315 000 E.) hat sehr bedeutende Leinen- und Baumwollindustrie. 6. Die Ostseeprovinzen. St. Petersburg an der Newa- Mündung (mit Vororten 1 267 000 E.), die von Peter dem Großen gegründete, großartig angelegte neue Hauptstadt, ist der erste Handels- platz Rußlands. Universität. — Der Kriegshafen Kronstadt (60 000 E.) ist die Schutzfestung für Petersburg. — Dorpat, rusf. Jurjew (42 000 E.) mit (ehemals deutscher) Universität. — Reval (65000 E.) ist ein lebhafter Handelsplatz am Finnischen Meerbusen. — Riga an der Dünamündung (mit Vororten 283 000 E.) ist die zweite russische Handelsstadt an der Ostsee, wichtig als Stapelplatz und Ausfuhrort für Holz, Getreide, Hanf und Flachs. — Libau (65 000 E.), aufblühende Hafenstadt.

2. Freiburger Lesebuch - S. 42

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 42 — wälder hielten das Dreisamtal und die benachbarten Berge besetzt, die Obermarkgräfler lagerten auf dem Felde bei St. Georgen, die Niedermarkgräfler am Mooswald hinab und die Ortenauer beim Dorfe Zähringen. So war Freiburg eng umschlossen. Die Bauern drohten, die Stadt dem Boden gleichzumachen. Die Stadt war ganz auf sich selbst angewiesen, von der Regierung war keine Hilfe zu erwarten. Aber Rat und Gemeinde verloren den Mut nicht. Man teilte die waffenfähigen Bürger nach den Zünften in zwölf Haufen, welche die Türme und Stadtmauern zu verteidigen hatten. Die Universität stellte drei Rotten, die Adeligen bildeten eine Reiterei von 50 Mann. Den Oberbefehl führte nach dem Herkommen der Obristmeister der Zünfte. Diese Verteidigungskräfte waren freilich gegen die Macht des Feindes sehr gering, und der wichtigste Punkt, der Schloßberg, der die Stadt beherrscht, konnte nur sehr schwach besetzt werden. Nachdem die Schwarzwälder die Burg Wiesneck eingenommen hatten, gruben sie der Stadt das Wasser zu den Brunnen und Mühlen ab, besetzten die Kartause und bestiegen von da die Höhe des Schloßbergs. Es war ein schöner Maiabend; die Herren vom Adel saßen, wie gewöhnlich, auf dem Münsterplatz vor ihrem Gesellschaftsbaus zum Ritter, dem heutigen erzbischöflichen Palais, als plötzlich vom Schloßberg her etliche hundert Schüsse aus Hakenbüchsen verkündeten, daß das feste Blockhaus, das auf der heutigen Ludwigshöhe stand, von den Bauern genommen sei. Sogleich wurde Sturm geschlagen, und die Bürgerschaft blieb die Nacht hindurch unter Waffen. Die Bauern aber zogen schweres Geschütz den Berg hinauf und beschossen damit am folgenden Tag die Stadt und sogar den Münsterturm, den sie dem Kirchzartner Turme gleichzumachen drohten. Die Reiterei versuchte einen Ausfall, aber kaum vor dem Tore angelangt, mußte sie sich wieder zurückziehen, wobei ein Herr von Falkenstein durch eine Kanonenkugel getötet wurde. Auch im Innern der Stadt drohte Gefahr. Ein Teil der Einwohnerschaft erklärte sich für die „gerechte Sache“ der Bauern, und man mußte wahrnehmen, daß sogar die Stadtwachen allerlei Treulosigkeiten begingen. Es blieb daher der Stadt nichts übrig als mit den Bauern in Unterhandlungen zu treten. Diese verlangten, daß Freiburg Mitglied des großen Bauernbundes werde, das übliche Herdstattgeld, nämlich wöchentlich zwei Kreuzer vom Hause, entrichte, vier Falkonetlein an Geschützen abtrete und ein Verehrgeld von 3000 Gulden gebe. Dafür behielt Freiburg die Obrigkeit des Hauses Österreich, und allen Einwohnern wurde Sicherheit ihres Leibs und Guts verheißen. Am 23. Mai wurde der Eid geleistet, mit dem sich Freiburg in die Brüderschaft der Bauern begab, ohne zu wissen, daß Herzog Anton von Lothringen bereits am 17. Mai bei Bergzabern 14000 Bauern geschlagen hatte und im Begriff war, auch über die andern Haufen des Landes herzufallen und nach ihrer Vernichtung über den Rhein zu gehen. Mit der Macht der Aufständischen war es damit rasch zu Ende. Im Juli erlitten die Bauern bei Steißlingen (in der Nähe von Radolfzell) eine

3. Theil 2 - S. 250

1864 - Mainz : Kirchheim
) — 250 — die zu faul für schwere Arbeiten sind, lieber betteln und sich auf den Straßen von Ungeziefer, Elend und den Krankheiten, die daraus entstehen, aufzehren lassen. Auch in feinen Gebirgen könnte der Portugiese genug zu arbeiten fin- den ; denn sie sind reich an Metallen, können aber freilich aus Mangel an Holz nicht gut ausgebeutet werden. Wie steht es denn aber mit den Fabriken? Das Land hat wirklich eine ziemliche Menge Tuch- und Wollenzeug-, Seiden- und Leinwand-Manufaktu- ren ; dann verfertigt man viele Borden und Bänder, auch eine große Menge Steingut und Töpferwaaren; aber doch nicht so viel, als solche Fabrikwaaren im Lande gebraucht werden. Man kauft sie daher meistens von den Englän- dern, die alle Jahre viel mehr Geld aus Portugal schleppen, als sie den Por- tugiesen für ihre Weine, Citronen, Pomeranzen, Lorbeeren und Seesalz zu lösen geben. Die Zahl der Einwohner in Portugal beträgt auf 1840 chsmeilen 3,950,000 Seelen. Ganz Portugal bekennt sich zur katholischen Kirche; keine andere wird geduldet. 23. Das Mädchen voll Saragossa. Saragossa! Saragossa! Ist der letzte Schuß gefallen? Soll des Feindes Siegcsdonner höhnend nun in dir erschallen? Sind vergebens deine Männer kühn in Schlacht und Tod gegangen? Soll den Frauen und den Kindern nun vor harter Knechtschaft bangen? Saragossa! wie so still ist's auf den Mauern doch geworden?! Willst du, vor dem Feinde zagend, deine edle Freiheit morden?------ Aber sieh', da naht ein Mädchen, sich zu den Kanonen wagend, Brod und Wein und kühle Früchte schwer im Korb am Arme tragend. Ihren Bräut'gam will sie laben, will mit Speis' und Trank ihn stärken — Weh', da muß sie todt bei Todten ihn zu ihren Füßen merken! Und die Lunte, die noch glimmet, schwingt behe- d sie zur Kanone, „Rache! Rache!" — ruft sie heftig — „Feinde, kommt, daß ich's euch lohne!" Und der Donner, überraschend, ruft ringsum auf allen Wällen Die Verzagten und Erschöpften, zum Geschütze sich zu stellen, Und, wie aufgeschreckt durch Zauber, alle Bürger dorthin stürmen; Männer, Greise, Weiber, Kinder känipfen schon von allen Thürmen! Was Vernichtung kann bereiten, Tod in tausend Weisen schaffen, Siedend' Oel und Felsenstücke, Alles wird zur Wehr' und Waffen. Wüthend kommt der Feind gezogen, immer wieder, immer wieder; Aber die Verzweiflung schmettert immer wieder ihn danieder.

4. Das Großherzogthum Baden - S. 20

1861 - Freiburg im Breisgau : Herder
20 §. 22. Zwischen der Biber, Ach und Aitrach erheben sich die merkwürdigen Hegauer Berge (Phonolit- und Basalt- kegel), die 500 — 600' über der wenig gewellten Ebene emporsteigen. Solche sind: der Hohentwiel 2129', mit den Resten einer im Jahre 1800 von den Franzosen ge- schleiften Festung; Hohenkrähen 1984', als Raubburg auf Befehl des Kaisers Marimilian zerstört, später wieder erbaut und im 30jährigen Krieg 1634 völlig in Ruinen gelegt, und der Mägdeberg, einst Eigenthum des Klosters Reichenau, welches auf dein Berge die Kapelle der heil. Ursula mit den 11,000 Jungfrauen (Mägden, woher der Name stammt) stiftete. (Im Städtekrieg 1378 zerstört, später wieder erbaut, finden sich hier die umfangreichsten Ruinen unter den hegau'schen Schlössern.) Der Hohen- st offe ln, 2603' hoch, im 30jährigen Krieg 1633 zerstört; wozu noch die Höwener Kegelberge kommen: der Hohen- höwen, 1639 von den Bayern geschleift, weil der Besitzer Raubzüge in das Gebiet katholischer Stände machte; Höwe- neck, Neuhöwen, der Wanneberg und der Warten- berg bei Neidingen. Die Emportreibung dieser Bergkegel (Gugelberge) durch vul- kanische Gewalt fällt wahrscheinlich in die Zeit der Bildung des Kaiserstuhls. — Der Hegau war im 14. Jahrhundert lange Zeit der Schauplatz des Faustrechtes und der Freibeuterei gegen benach- barte Städte; der Ritterverein (des St. Georgenbundes) daselbst, von den Angriffen empörter Schweizer und des Bodensee'schen Städtebundes hart mitgenommen, überwältigte nur mit höchster Anstrengung 1524 die Bewegungen des schwäbischen Bauernauf- standes (des Bundschuhs u. dgl.). Während des 30jährigen Kriegs war die ganze Gegend ein Schauplatz soldatischer Zügellosigkeiten. Von der Veste Hohentwiel herab mißhandelte der berüchtigte Wie- derhold 18 Jahre lang die ganze Seegegend. Im Jahr 1584 zählte der Hegau noch 35 adelige Familien aus 46 Bergschlössern, die jetzt alle in Ruinen liegen. Die Aach, die den Hegau durchfließt, hat ihre Haupt- quelle beim Städtchen Aach, wo sie unter einem überhängen- den Felsen hervorbricht und gleich so stark ist, daß sie eine große Papiermühle und andere Werke treibt. Diese Aachquelle enthält nachweislich *) ihr Wasser aus der *) Im Jahre 1859 mußte von den Fabrikbesitzern zu Arlen selbst eine Mühle bei Möhringen angekauft werden, weil ein dort neuer- bauter Damm den unterirdischen Donauabfluß zur Aach gefährdete.

5. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 983

1874 - Mainz : Kunze
Europa — Nußland. 983 man jährlich an 500000 Ctr. Auch der lebhafte Bergbau und Hütteubetrieb im Ural gehört diesem mittleren Landgürtel an. — Im Junern sind Moskau und Nischnej Nowgorod (wohin die ehemalige Makariew-Messe verlegt ist), Kasan, Oreuburg und Charkow die bedeutendsten Handelsplätze; an der See: Petersburg und R'.ga, Odessa, Astrachan, Archangel. Die meiste Ausfuhr besteht in Flachs und Flachs- sameu, Häuf und Hanfsamen, Getreide, Nutzholz, Wolle, Talg, Häuten, Pelzwerk, Schlachtvieh, Pferden, Graphit u. a. Rohprodukten, ferner (besonders nach Asien hin) in Metall-, Webe- und S eilerw a aren, Seifen und Kerzen, sowie Leder, letzteres vorzüglich als Saffian und als Insten, das seinen Geruch durch Gerbung mit Birkentheer erhält. Der Handel zur See ist übrigeus noch zum großen Theil in den Händen der Ausländer; die Haudelsstotte zählt ca. 2600 Schiffe (hievon 750 Seeschiffe, 114 Dampfer) mit 230000 Tonnen (ä 1000 Kilogramm) Tragfähigkeit. Die Gesammtansfnhr von Rußland und Polen hat einen Werth von 410, die Einfuhr von 384 Mill. vr. Thalern; dazu kommt noch Finnland mit einer Ausfuhr von 10 und einer Einfuhr von 11 Mill. Thlr. Der innere Verkehr hebt sich, da man die Flußsysteme durch Kanäle, besonders die Wolga mit der Newa und Dwina, den Dnjepr mit Riemen und Düna in Verbindung gesetzt hat, und gegenwärtig Schienenwege baut. Die kleine Eisenbahn von Petersburg nach den nahen kaiserlichen Schlössern war der Anfang, worauf die von Libau zum Riemen folgte; in den Jahren von 1867 bis 1872 hat sich das russische Eisenbahnuetz um 1255 Mln. verlängert, und der größte Theil dieser Linien entfällt auf die Verbindung mit Südrußland. Deutlich bekundet Rußland durch diese Bahubanten das Streben, durch die Verbindung des Westens und Nordens mit dem Süden seine politische und wirtschaftliche Entwicklung immer mehr gegen das schwarze Meer hin zu verlegen und anf diesem Wege die orientalische Frage in Europa, die kaukasische in Asien einer Lösung entgegenzuführen. Durch diese Bahubauteu steht einerseits Petersburg mit Königsberg und (über Warschau) mit Krakau in Verbindung, anderseits führt eine Hauptlinie von Libau und Riga nach Odessa, eine andere von Finnland und Petersburg uach Moskau und von da nach Odessa, nach Sewastopol und auch zur Wolga und nach Astrachan. (Selbst jenseit des Kaukasus wird zur Verbindung von Poli und Baku, also des schwarzen und des kaspischeu Meeres eiue Bahu gebaut und ist durch dieselbe bereits Tiflis mit dem Pontus verbunden). Die Länge der russischen Bahnen betrug schon 1872 ca. 1900 Mln. — Obwohl die Zahl der Schulen sich vergrößert, ist der Volks- Unterricht (mit Ausnahme der Ostseeproviuzeu und Finnlands) doch noch sehr Mangel- Haft, da vonseiten der griechischen Kirche gar nichts für Hebung desselben geschieht. Kaum Vio der Bevölkerung des Reiches genießt Elementarunterricht; i. I. 1869 konnten von der Gesammtzahl der eingestellten Rekruten 30^o °/o weder lesen noch schreiben. Es gibt unter den Grundbesitzern und Kanflenten Millionäre, die nicht lesen und nicht schreiben können. Gymnasien sind zwar jetzt in jedem Gouvernement; doch werden nurv gewisse Stände zum höhern Unterricht zugelassen, und es herrscht (wie auch an andern Mittelschulen und an den Universitäten) an den meisten großer Lehrermangel. Universitäten hat das Reich 8: zu Moskau, Petersburg, Dorpat, Kiew, Kasan, Char- kow, Odessa, Helsingfors. Sehr hart war es, daß Kaiser Nikolaus die 1816 gestiftete Warschauer Universität 1832 wieder aufhob und den Polen nur die medicinifch-chirur-

6. Bilder aus der vaterländischen Geschichte für hessische Schulen - S. 67

1885 - Mainz : Frey
genötigt, 150 Reiter auf seine Kosten auszurüsten. Kanm war Arnold in Italien angelangt, so hörte er, daß in Mainz Unruhen ausgebrochen seien. Er eilte herbei, kehrte aber bald wieder zurück, weil die Unruhestifter ihn zu ermorden planten. Im Jahre 1159 hielt Arnold eine Synode (Versammlung) in Mainz, um zu beraten, was für das Wohl des Kaisers und des Reiches am besten sei. Die Versammlung wurde aber überfallen und mußte auseinander gehen. Als Arnold einst auswärts war, überfielen die Verschworenen den Dom, machten ihn zu einer Festung und raubten die kirchlichen Geräte; ebenso stürmten sie den Palast des Erzbischofs und stahlen, was sie fanden. Arnold verband sich darauf mit dem Herzoge Heinrich dem Löwen, um die Empörer zu züchtigen. Als sie dies hörten, versprachen sie Gehorsam und gaben gute Worte. Aber es war nur Schein. Nachdem Arnold nach Mainz zurückgekehrt, überfielen sie ihn im Kloster St. Jakob und töteten ihn aus schreckliche Weise. Dann beraubten sie ihn seiner Kleider und Ringe und warfen ihn nackt und durchbohrt auf einen Misthaufen, wo er drei Tage unbeerdigt liegen blieb. So endete der reiche und mächtige Erzbischof, der seinem Kaiser ein kluger Ratgeber und treuer Freund gewesen. Die Strafe aber folgte bald. Im Jahre 1163 feierte der Kaiser das Osterfest zu Worms und zog darauf er mit großem Gefolge von .Fürsten in Mainz ein. Aus Angst hatten fast alle Bürger die Stadt verlassen. Einer der Rädelsführer wurde gefangen vorgeführt und sogleich hingerichtet, alle Urheber des Mordes aber auf ewig aus der Stadt verwiesen. Die Stadt verlor für immer all ihre Freiheiten, und die Stadtmauern, alle Befestigungen und Türme wurden nieder-gerissen. Das Reichsfest bei Mainz. (1184.) a) Der Friede mit den Italienern war endlich hergestellt; auch mit dem Papste hatte sich Barbarossa zu Venedig ausgesöhnt. Zur Feier des Friedens veranstaltete später der Kaiser Friedrich I. ein großes Reichsfest. Es war aus Pfingsten des Jahres 1184. Dasselbe wurde abgehalten zwischen Rhein und Main, Hochheim und Erbenheim und verlief in glänzender Weise. Man baute den zu erwartenden Gästen zum Obdache hölzerne Häuser und Zelte von Leinwand in so endloser Menge und so großem Umkreise, daß sie wie eine große Stadt erschienen. Zu Tausende strömten sie herbei: Herzöge, Grafen, Erzbischöfe, Abte, Ritter, zahlloses Volk, fremde Gesandten, geladen und

7. Bilder aus der vaterländischen Geschichte für hessische Schulen - S. 64

1885 - Mainz : Frey
64 d- H. die ganze Burg von geharnischten Rittern umgeben, die Freiherrn und Grafen zu Pferde, wie Türme in der Mauer. „Bei Gott!" hörte man den Kaiser ausrufen, „das ist ein Bollwerk seltner Art!" Ludwig der Eiserne begleitete seinen Schwager mit 500 Reitern in vielen Feldzügen und zeichnete sich namentlich in Italien sehr aus. 32. Friedrich I., Barbarossa. (1152—1190.) a) Friedrich I. stammte aus dem Geschlechte der Hohenstaufen, deren Stammschloß in Schwaben, dem heutigen Württemberg, lag. Er war breißig Jahre alt, als er in Frankfurt unter großem Jubel des Volkes zum deutschen Könige erwählt wurde. Zu Aachen empfing er die Krone mit dem Entschlüsse, die Macht Karls des Großen wieder zu erneuern. Er war von mittlerer Größe, hatte blaue, durchdringende Augen, blonde Haare und einen rötlichen Bart, weshalb ihn die Italiener Barbarossa (Rotbart) nannten. Oberitalien gehörte damals auch zum deutschen Reiche. Die Städte in Oberitalien waren durch Handel zu großem Reichtum gelangt und hatten sich nach und nach das Recht erworben, ihren Bürgermeister und ihren Rat selbst zu wählen. Sie fragten nichts mehr nach dem Kaiser. Ein Mönch, Arnold von Brescia, forderte die Römer auf, die alte Republik wieder herzustellen. Die Römer vertrieben hierauf den Papst. Um Ruhe und Ordnung wieber zu befestigen, mußte Friedrich fünfmal über die Alpen ziehen. In Rom ließ er sich auf seinem ersten Zuge zum Kaiser krönen (1155). Am Tage seiner Krönung wäre er beinahe ermorbet worben; benn als er auf der Tiberbrücke spaziern: ging, fielen ihn die Römer wütend an. Heinrich der Löwe rettete ihn mit eigner Lebensgefahr. Auf seinem dritten Zuge strafte er das übermütige und ungehorsame Mailand auf strenge Weise. Die Stadt wurde, nachdem sie zwei Jahre belagert worden, zerstört, weil sie ihr Versprechen nicht hielt und den Kaiser und seine Regierung neuerdings verhöhnte. Auf dem zweiten Zuge des Kaisers hatten nämlich die vornehmsten Bürger von Mailand ihm Gehorsam versprochen, ihn um Verzeihung gebeten und diese auch erhalten. Damals erschienen die Vornehmen mit nackten Füßen, Stricke um den Hals und Schwerter im Nacken. Sie stellten auch 300 Geiseln und bezahlten 9000 Mark Silber. b) Aber nicht immer war der Kaiser glücklich in Italien. Einmal brach die Pest in seinem Lager aus, und er mußte verkleibet Über die Alpen flüchten. In Susa übernachtete er. Hier wollten

8. Das Mittelalter - S. 174

1884 - Mainz : Kirchheim
Friedrich I. Barbarossa. Zerstörung Crema's. frische Mannschaft zu kämpfen und mußte sich endlich aus Er-fchöpfuug ergeben. Achtzig gefangene Deutsche wurden in Fesseln geschlagen, die- Italiener aber als Verräter an der Nation insgesamt niedergemacht. Der Kaiser feierte gerade das Osterfest in Bologna, als die Nachricht vom Angriffe eintraf. Sogleich ward aufgebrochen, aber es war zu fpät. Friedrich fchwor, nicht eher die Krone wieder aufzufetzen, als bis Mailand, wofern es nicht schnell feine Vergehungen bereue, in Schutt und Staub zusammenfalle. In diesem Kriege wetteiferten Italiener und Deutsche in Grausamkeiten gegen einander. In der Wahl der Mittel zeigten namentlich die Mailänder kein Bedenken; gegen Friedrich sandten sie Meuchelmörder aus und einmal rettete den Kaiser nur seine Gewandtheit im Ringen vor dem Tode. Friedrich sollte lernen, was Verzweiflung vermag. Zu schwach, um Mailand zu bezwingen, wandte sich der Kaiser zunächst gegen das gleich trotzige, von Sümpfen geschützte Crema. Die Erbitterung der Kämpfenden stieg zu solcher Höhe, daß die Belagerten auf der Mauer Kaiserliche in Stücke rissen und Friedrich dafür Gefangene an die Belagerungstürme binden und den Geschossen der Belagerten aussetzen ließ. Aber die Liebe zur Freiheit erstickte die Gefühle der Natur; die Belagerten fchoffen anf die Türme ohne Rücksicht auf die Ihrigen, denn nach der Freiheit sei das Höchste der Tod für die Freiheit. Schon danerte die Belagerung ein halbes Jahr, da entfiel manchem der Mut und bedeutsam war es, daß Marquesi, der geschickte Kriegsbaumeister , an der Zukunft feiner Vaterstadt verzweifelnd, zu den Deutschen überging. Als die Not aufs höchste gestiegen war, baten die Bürger um Frieden und Verzeihung, sie wollten in der Zukunft eben fo treu dienen, als sie bisher mutvoll Widerstand geleistet hätten. Friedrich ehrte die Tapferkeit, die 20,000 Bewohner durften am 27. Februar 1160 frei abziehen und mitnehmen, was jeder tragen konnte. Den Kaiser ergriff der Anblick des Elendes selber derart, daß er einen verwundeten Cremaner durch Schutt und Trümmer trug; dann ward Crema geplündert und niedergebrannt. Die Besiegten fanden ein Asyl in Mailand; der Kaiser zog irrt Triumphe in Pavia ein. Im Jahre 1160 wandte sich der Kaiser gegen Mailand. Zwar wurde zunächst nur durch Streifereien das mailändifche Gebiet verwüstet, weil die Mehrzahl der deutschen Kriegsvölker in die Heimat zurückgekehrt war; erst im Frühjahre 1161 kam große Verstärkung und die Verheerungen begannen von neuem, denn Hungersnot sollte die Mailänder überwältigen; die Stadt

9. Das Mittelalter - S. 175

1884 - Mainz : Kirchheim
Eroberung und Zerstörung Mailands. 175 war zu stark und zu weitläufig, um sie vollständig einzuschließen. Nun wollten die Mailänder unterhandeln, allein durch die Schuld des Kanzlers Rainald kam es zu neuen heftigen Kämpfen. Der Kaiser zog sich zurück, ließ alle Straßen nach Mailand auss Strengste bewachen und allen, die der Stadt Lebensrnittel zuführten, die rechte Hand abhanen. Eine Feuersbrunst vernichtete einen großen Teil der Vorräte, die Wasserleitungen wurden durch eine List entdeckt und zerstört, die Not stieg aus eine entsetzliche Höhe. Da erboten sich die Mailänder, der freien Wahl ihrer Consnln zu entsagen und ihre Stadtmauern niederzureißen; der Kaiser aber verlangte Unterwerfung auf Gnade und Ungnade. Sie ward beschlossen und am 1. März 1162 von 16 Abgeordneten im kaiserlichen Feldlager beschworen. Am 4. und 7. März folgte der große Zug ins Lager: die Banner wurden überreicht, alle stürzten ans die Kniee und flehten um des gekreuzigten Heilandes Willen um Verzeihung und schworen beständige Treue. Deutsche Ritter weinten vor Rührung, nur der Kaiser blieb unbewegt, sein Antlitz kalt wie Marmor. Er erklärte dann, nach dem Gesetze hätten alle den Tod verdient, dennoch wolle er ihnen aus Barmherzigkeit das Leben und Eigentum lassen, aber Mailand müsse vom Angesicht der Erde verschwinden, um für ewige Zeiten Zeugnis abzulegen , was Arglist und Meineid für Strafe fänden. Ende März sand unter unendlichem Jammer der Auszug der Besiegten und der Einzug der Sieger über die niedergerissenen Mauern statt. Die Feinde Mailands in Italien waren am eifrigsten im Verwüsten. Ein großer Teil der Stadt war aus Holz gebaut und ging in Flammen ans, die Kirchen allein blieben verschont. Über die Brandstätte soll der Pflug gezogen und Salz gestreut worden sein, zum Zeichen, daß der Boden aus ewig verflucht fei, die Bewohner Mailands aber mußten sich an vier offenen Flecken niederlassen. Am 1. April feierte der Kaiser den Sieg in Pavia und trug die Krone wieder. 4. Friedrich im Kampfe mit dem Papste. Schon während der Belagerung von Ererna war Hadrian Iy. gestorben. Die Cardinäle hatten hieraus den kühnen, umsichtigen, hochgebildeten und tugendhaften Kanzler Roland Bandinelli, und nur zwei kaiserlich gesinnte den unbedeutenden Kardinal Oetavian, zum Papste gewählt. Jener nannte sich Alexander Iii., dieser Victor Iv. Obschon eigentlich nur Alexander rechtmäßig gewählt war, suchte Friedrich diesen Anlaß auszubeuten, um als Schiedsrichter über die Päpste aufzutreten und schrieb in dieser

10. Das Mittelalter - S. 177

1884 - Mainz : Kirchheim
Bedrängnisse Alex. Iii. Göttl. Strafgericht über Friedr. I. 1 < 7 zufüge. Die kaiserlichen Statthalter wurden vertrieben, die zer-stremwohuendeu Mailänder mit bewaffneter Macht in ihre Vaterstadt zurückgeführt, die Gräben derselben, die Mauern und Türme wieder hergestellt, der erzbischöfliche Palast neu aufgebaut. Der Kaiser ließ sich indessen durch solche Bewegungen, die in seinem Rücken vorgingen, nicht aufhalten, sondern drang durch die Pässe der Apenninen, alles vor sich niederwerfend, gegen Rom vor. Acht Tage lang verteidigten die Römer und die Söldner des Papstes die befestigte Peterskirche gegen die Angriffe des kaiserlichen Heeres; als man aber Feuer an die naheliegende Marienkirche legte, und die Flamme auch die Vorhalle der Peterskirche ergriff, wurden sie durch Rauch und Hitze gezwungen, sich zu ergeben, und Alexander sah sich genötigt, in Pilgerkleidung zu entfliehen. Jetzt schien die Unterwerfung der Lombardei nicht mehr unmöglich zu sein, als urplötzlich furchtbares Unglück über die Deutschen hereinbrach. Heftige Regengüsse und daraus folgende glühende Hitze hatten zurfolge, daß die trt dieser Gegend im Sommer stets herrschenden Sumpffieber diesmal mit ungewöhnlicher Wut ausbrachen. Oft fielen diejenigen,_ welche eben zu Pferde steigen wollten, unerwartet tot nieder; die, welche andere begruben, stürzten plötzlich entseelt mit in die Grube; Haufen von Leichen wurden in den Tiber geworfen, und doch blieben viele unbeerdigt und verpesteten die Luft noch mehr. Besonders wurden die Deutschen von der furchtbaren Seuche angegriffen. Die Blüte der Ritterschaft, die sich um Friedrich versammelt hatte, wurde ein Opfer derselben. Herzog Friedrich von Schwaben, des Kaisers Neffe, ein junger Welf, acht Bischöfe, mehr als 2000 Männer ritterlichen Geschlechts und im Ganzen an 25,000 Mann wurden dahin gerafft. Alle lombardischen Städte von den Thälern Piemonts bis zur Etsch erhoben sich auf die Kunde von diesem furchtbaren Unglück und griffen zu den Waffen. Der Kaiser verließ Rom, eilte nach Pavia, ächtete daselbst, indem er den Fehdehandschuh in die Luft warf, alle lombardischen Städte außer Cremona und Lodi und unternahm von Pavia aus, an der Spitze der dortigen Bürgerschaft und seiner wenigen Begleiter, Streifzüge gegen die übrigen, besonders gegen Mailand. Die Verbündeten wurden jedoch dadurch zu neuer Thätigkeit angespornt und zum Schütze gegen jene Streifzüge gründeten sie in der Nähe von Pavia eine neue Stadt, die sie dem Papste Zu Ehren Alessandria nannten, die bald über 15,000 Bewaffnete ins Feld stellen ^konnte. Jetzt konnte Friedrich nicht länger in Italien bleiben, einem Hoff mann, Weltgeschichte :c. Ii. 12
   bis 10 von 27 weiter»  »»
27 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 27 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 11
1 11
2 10
3 15
4 27
5 37
6 52
7 121
8 22
9 23
10 72
11 12
12 37
13 6
14 3
15 113
16 23
17 43
18 23
19 49
20 1
21 56
22 40
23 3
24 25
25 24
26 9
27 14
28 26
29 52
30 17
31 57
32 10
33 6
34 55
35 45
36 16
37 87
38 35
39 13
40 11
41 60
42 106
43 4
44 25
45 48
46 30
47 8
48 3
49 71

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 17
1 17
2 6
3 17
4 20
5 14
6 9
7 9
8 15
9 17
10 18
11 13
12 6
13 7
14 0
15 5
16 29
17 69
18 102
19 23
20 4
21 11
22 0
23 81
24 1
25 4
26 10
27 4
28 13
29 11
30 1
31 0
32 4
33 4
34 12
35 4
36 6
37 6
38 1
39 5
40 10
41 24
42 4
43 28
44 8
45 17
46 5
47 3
48 57
49 16
50 14
51 2
52 3
53 1
54 14
55 2
56 5
57 2
58 8
59 22
60 12
61 36
62 11
63 0
64 1
65 9
66 1
67 27
68 14
69 10
70 34
71 12
72 9
73 17
74 7
75 4
76 43
77 23
78 119
79 12
80 5
81 0
82 13
83 4
84 3
85 11
86 5
87 9
88 4
89 4
90 1
91 6
92 43
93 20
94 23
95 65
96 4
97 54
98 70
99 11

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 2
1 1
2 1
3 0
4 1
5 0
6 0
7 0
8 0
9 0
10 0
11 0
12 1
13 0
14 0
15 0
16 0
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 1
26 3
27 0
28 0
29 0
30 1
31 0
32 0
33 1
34 1
35 0
36 0
37 0
38 0
39 2
40 0
41 0
42 0
43 1
44 1
45 0
46 0
47 0
48 0
49 0
50 2
51 0
52 0
53 0
54 1
55 1
56 0
57 1
58 0
59 5
60 0
61 0
62 0
63 0
64 0
65 0
66 0
67 0
68 0
69 0
70 0
71 0
72 0
73 1
74 0
75 0
76 0
77 1
78 3
79 0
80 1
81 3
82 0
83 1
84 0
85 0
86 0
87 5
88 0
89 1
90 0
91 0
92 0
93 0
94 1
95 2
96 2
97 3
98 1
99 0
100 1
101 0
102 2
103 0
104 0
105 0
106 0
107 3
108 0
109 0
110 0
111 0
112 1
113 7
114 0
115 0
116 0
117 0
118 0
119 1
120 0
121 5
122 2
123 0
124 0
125 0
126 0
127 1
128 0
129 1
130 0
131 0
132 1
133 4
134 0
135 1
136 1
137 1
138 0
139 0
140 3
141 0
142 4
143 6
144 0
145 2
146 0
147 0
148 0
149 0
150 0
151 0
152 1
153 4
154 0
155 0
156 1
157 1
158 1
159 2
160 0
161 0
162 0
163 0
164 0
165 0
166 0
167 1
168 0
169 0
170 0
171 0
172 0
173 0
174 0
175 1
176 0
177 3
178 0
179 1
180 0
181 0
182 2
183 1
184 0
185 0
186 0
187 0
188 1
189 0
190 0
191 0
192 0
193 0
194 0
195 0
196 0
197 5
198 0
199 1