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1. Bd. 2 - S. 277

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
277 Zweites Kap. Religion. selbe war — so wie Numa sie einführte (*) — hetrurischen Ur- sprungs, aber gleichwohl in den meisten Stücken der griechischen ähnlich. Auch mochte schon in den frühesten Zeiten auf mancherlei Wegen die griechische Mythologie nach Italien gelangt seyn, und der nachmalige nähere Verkehr der Römer mit den Griechen veran- laßte noch eine genauere Gleichförmigkeit. Wir treffen in Rom die- selben Gottheiten, wie in Hellas, nur mit verändertem Namen, die- selben Göttergeschichten, nur minder poetisch, und sehr ähnliche Ge- bräuche an, nur etwas modifiât nach den übrigen Begriffen und Verhältnissen der Römer und vermehrt durch einige Nationalgötter (wie Aeneas, Quirinus re.) und andere, welche eigens die Klngs heit der Gesezgeber zu moralischen oder politischen Zwecken geschaffen, als Fides, Terminus n. s. w. So finden wir auch eine ganz ähnliche Gottesverehrung durch Gebete, Opfer (leider auch Men- schenopfer! * **), vielerlei Feste, Spiele und Mysterien. Von den hei- ligen Spielen (den circensischen, amphitheatralischen und scenischen) wird an einem anderen Orte die Rede seyn. Die My- sterien waren der Ceres, Proserpina, Bona Dca und dem Bacchus geweiht, aber minder wichtig, als die griechischen. Der Tempel waren viele, die meisten prächtig; airch wurde in Hainen, Höhlen rc. die Gottheit verehrt. Das Detail der römischen Mythologie kann ich wohl bei meinen Lesern voraussezen. Doch ist nicht dieses oder das blose Gerüste, das Materielle der römischen Religion, was den Welthistoriker in- tereffirt, sondern der innere Charakter derselben und ihr Verhält- niß zum Staate und zur allgemeinen Kultur. Die Römer waren sehr religiös. Kein öffentliches, kein wichti- geres Privatgeschäft wurde ohne Anrufung der Götter und ohne reli- giöse Gebräuche begangen. Sie glaubten sich ringsum von Göttern umgeben, den Zeugen ihrer geheimsten Handlungen, den Rächern des Lasters, den Leitern und selbst Verkündern des Schicksals. Rom war schon Herrscherin der Welt, als dieser fromme Sinn noch währte. Erst in den Zeiten der Bürgerkriege lehrte die griechische Philosophie die Römer zweifeln; und später riß mit dem äußersten Sittenver- derbniffe auch Unglaube in den höheren Ständen ein. Wenn wir die ('•*) Schon Romulus soll sechzig Priester aus den angesehensten Männern gewählt haben. Aber erst sein Nachfolger gab — gleichfalls der Sage nach — dem Religionswesen eine feste Gestalt. (**) In großen Gefahren, als bei einigen gallischen Kriegen, wurden Menschen geschlachtet. Nach der Niederlage bei Canna begrub man vier Personen lebendig. Der mildere Gebrauch, alljährlich eine Zahl Menschen- figuren in die Tiber zu werfen, floß wohl ursprünglich aus derselben Quelle.

2. Bd. 2 - S. 253

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
2o3 Kriegswesen. Später kommen fünfrudrige und noch größere Schiffe vor. Die See- taktik blieb sehr einfach, und konnte nicht wohl anders seyn, da die Flotten sich in der Nähe bekämpften: aber die Seeschlachten waren noch blutiger, als heute. Nicht viel verschieden, in Waffen, Organisation und Taktik, war von dem griechischen das maccdonische Kriegswesen. Doch hatten die Könige Makedoniens, besonders die Nachfolger Alexanders M. (also auch die syrischen und ägyptischen Könige) lauter stehende Truppen oder Miethsoldaten. Auch waren ihre Kriege meist nur persönliche, keine Nationalkriege. Philipp, durch Epaminondas gebildet, macht Epoche in der Kriegskunst. Seine genau und nach weisen Grundsäzen geordnete Pha- lanx ist bis auf Perseus fürchterlich geblieben. Eine volle Phalanx zählte 16,384 schwerbewaffnete Fußgänger, 8192 Mann leichte Trup- pen und 4096 Reiter. Die Fronte der Schwerbewaffneten war 1024 Mann, die Tiefe 16 (*). Alle Unterabteilungen, alle Stellungen der Phalanx beruhten auf dieser bequemen Wurzelzahl. Unwiderstehlich war ihr Stoß auf einem günstigen Schlachtfelde; auf einem unebenen, zer- schnittenen Terrain taugte sie nicht. Auch erlag sie der leicht beweg- lichen Legion. §. 16. Karthagisches. Karthago war vorzugsweise eine Seemacht, und zwar eine solche, die nach der Herrschaft des Meeres strebte, soweit dieselbe nach den damaligen nautischen Verhältniffen möglich war, und soweit ihre politischen oder Handelsverbindungen reichten. Darum unter- hielt auch der Staat gewöhnlich mehrere hundert Galeeren von großer Bauart und starker Bemannung (**), Die karthagische Flotte, die gegen Regulus focht, zählte 350 Galeeren, und führte 150,000 Mann; sie wurde von der (nur wenig schwächeren) römischen Flotte mit schreck- lichem Verluste geschlagen. Daß cs den Römern möglich war, in etlichen Jahren eine mit der karthagischen wetteifernde, ja ihr noch über- legene Marine zu erschaffen, beweist wohl deutlich die Unvollkom- menheit der alten Schiffbaukuust und Seetaktik. Aber Karthago war auch Landmacht, und bedurfte zur Besezung und Vcrtheidigung so ausgebreitcter Länderstrccken eine große Anzahl stehender Truppen. Die Bürger der herrschenden Gemeinde waren zu wenig zahlreich und dem Kriegsdienste zu abgeneigt, um dieselben aus ihrer Mitte zu erhalten. Nur in Nothfällcn griffen die gewerbfleißigen (*) Die Soldaten trugen 24 Fuß lange Spieße (Sarissen), die über das sechste Glied drei Schuh weit hinausragten. (•*) Die Ruderer waren meistens Sklaven: die Streiter aber Soldknechte.

3. Bd. 2 - S. 134

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
154 Viertes Kap. Römische Geschichte. then, da der Uebcrgang Sicisicns in des Einen Hände dem Anderen hohe Gefahr zu drohen schien. Unverhotcn hätte daher der römische Senat erklären mögen, daß er die Vergrößerung der karthagischen Macht auf Sicitien nicht dulden würde. Aber er that es nicht, und wählte dafür den allerschändlichsten Anlaß zum Vorwand des Krieges. Ein Hanfe campanischer Kriegsknechte, die dem Tyrannen Aga- th okles gedient hatten — mit frechem Stolze nannten sie sich Ma- rne rtin er, Marssöhne —, war von den Bürgern Messana's in Dienste genommen worden. Sie mordeten ihre Dienstherren, und sez- ten sich in den Besiz der Stadt. Zur Rache dieses empörenden Frevels hatten sich die alten Erbfeinde, Karthago und Syrakus, vereiniget, rrnd belagerten Messana. Die Mamertiner baten Rom um Hilfe. Rom gab sie. Zwar erhob der Senat einige Bedenklichkeiten — noch war die strenge Strafe in frischer Erinnerung, womit man ein ähnliches Verbrechen der römischen Besazung von Rhegium gerächet —, aber das Volk auf den Comitien beschloß die Hilfeleistung (3720. 263 v. Ehr.), und begann den vier und zwanzigjährigen Krieg. §. 20. Geschichte desselben. Es gingen Truppen der Römer nach Sicitien über, und besezten Messana. Nach Erzählung ihrer Schriftsteller ließ dann Hanno, der karthagische Feldherr, alle italienischen Miethlinge in seinem Heere tödtcn, worauf der Consul Appius Claudius mit stärkerer Macht über die Meerenge sezte, die verbundenen Karthager und Syrakusa- ner schlug, und Messana befreite. Wichtiger, als dieser Sieg, war der ihm folgende Uebertritt Hiero's auf die Seite der Römer. Seine treue Hilfe erleichterte ihnen die Eroberung des karthagischen Sici- liens — wozu ein zweiter Sieg bei Agrigent den Grund legte—, und gab zum vorhinein dem Kriege die Entscheidung. Doch war beit Römern zur Verfolgung ihrer Vortheile eine Seemacht nöthig. Nach dem Muster einer gestrandeten feindlichen Galeere, so lesen wir, bau- ten sie eine Kriegsflotte — bis dahin hatten sie nur kleine Schiffe gehabt — } crsczten durch sinnreich erfundene Maschinen zum Entern, was ihnen an Sectaktik fehlte, und errangen unter Duillins einen herrlichen Sieg (3724. 259 v. Ehr.). Jezt führten sie zugleich in Sicilien, Sardinien und Corsica Krieg. Bei einem dieser Züge rettete Calp urnius mit 400 Streitern ein eingcschlossencs römisches Heer durch die edle Dahingebuug, ähnlich jener spartanischen Großthat bei Thermopylä, wenn gleich minder gepriesen. Ein neuer Sieg bei Eknomos öffnete den Weg nach Afrika. Regulus ging dahin (3728. 255 v. Ehr.), mit ihm der Schrecken,

4. Bd. 2 - S. 135

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
Viertes Kap. Römische Geschichte. i35 bis vor die Thore Karthago's. Aber Xantippus, der Spartaner, der das karthagische Heer führte, schlug ihn, und nahm ihn gefangen. Von jezt an, durch einige Jahre, folgte ein Unfall dem anderen. Meh- rere Flotten nach einander wurden durch Sturm oder Feindcsgewalt zerstört; insbesondere jene, welche der vermessene Claudius Pül- cher führte (3735. 248 v. Chr.). Dennoch verwarf Rom alle Frie- dcnsanträge — die zu sehr gepriesene That des Regulus, wenn sie wirklich geschehen ist, fällt in diese Zeit —/und sezte den Krieg zu Lande, bald auch zu Wasser, wieder fort. Viel Blut floß in Sicilien, wo zwar Mctellns bei Panormus siegte, aber Lilybäum, der Hauptwaffenplaz der Karthager, durch Hamitkar Barkas trefflich vertheidiget ward. Beide Staaten waren jezt äußerst ermattet: die Erbitterung gab neue Kräfte. Noch einmal wurden Flotten ausgerüstet; von Kar- thago durch Erschöpfung des öffentlichen Schazes, von Rom durch patriotische Beiträge der Reicheren. Bei den ä g a d i sch e n Inseln war die Schlacht. Das Verhängniß gab den Römern, unter dem Cousul Lntatiu s, den Sieg, Lutatius Karthago das Gesez des Friedens (3743. 240 v. Chr.). Sicilien, der Preis der zweihundertsährigeu Anstrengung, ging verloren für die Besiegte nebst den kleineren Inseln des Mittelmeeres; 2200 Talente sollten in Fristen, 1000 andere all- fogleich bezahlt, die Gefangenen ohne Lösegeld entlassen werden. Meh- rere dieser Bedingungen waren nach Abschluß des Friedens durch das römische Volk eigenmächtig geschärft worden; Karthago mußte es dulden. tz. 21. Geschichte Karthago's bis zum Ausbruche des zweiten Kriegs. Zwei und zwanzig Jahre verflossen bis zum Wiederausbruch e des Krieges: aber wichtige Begebenheiten auf beiden Seiten erfüllen den Zwischenraum. Die Verhältnisse Roms und sein politischer Gesichtskreis hatten nun eine bedeutende Erweiterung erhalten. Es war Seemacht ge- worden, und hatte an dem karthagischen Theile von Sicilien die erste Provinz (auswärtiges, unterworfenes Land) erworben. Der lange siegreich geendigte Krieg hatte den Bürgern Uebung und erhöhtes Ge- fühl der Kräfte, sein Gewinn neue Antriebe zu deren Benüzung ge- geben. Mit der Größe der Entwürfe stieg auch die Kühnheit, der Uebermuth, die Schamlosigkeit in der Ausführung. Vollgiltiger Titel zur Erwerbung schien das Schwert. Karthago, erschöpft durch die Anstrengungen des Krieges, we- sentlich geschwächt und gedemüthigt durch die Bedingungen des Frie-

5. Bd. 2 - S. 291

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
291 Schöne Künste und Wissenschaften. Allmälig versuchten die Römer ihr eigenes Künstlcrtakent. Aber niemals durften sie ihre Werke neben die griechischen stellen Auch wurden griechische Künstler zu allen bedeutenden Arbeiten gebraucht. Nur in der Baukunst mögen die Römer den selbstständigen Ruhm der Größe und Festigkeit ansprechen. Die Schönheit mußten sie auch hier von den Griechen lernen. Schon die Könige hatten in Rom die erstauuenswürdigeu Kloaken, dann das Kapitolinm und den Circus marimus erbaut. Nach einem langen Stillstände (denn die Wiedererbauung der Stadt nach dem gallischen Brande geschah flüchtig und schlecht) wurde die Herrscherin der Welt durch eine Menge von Prachtgebäuden geziert. Es stiegen stolze Tempel, Basiliken, Porticus, Bäder, Triumphbogen, Thea- ter und Amphitheater, selbst reiche Privatgebäude empor, alle prangend mit geraubten und gekauften Kunstschäzcn, überherrlich, aber beladen mit der geplünderten Völker Fluch. Doch schufen die Römer auch gemeinnüzige und wahrhaft große Werke. Ihre Was- serleitungen, ihre Heerstraßen, Brücken rc. verdienen die Bewunderung aller Zeiten. Kein Volk hat in solchen Sachen das römische erreicht. §. 6. Gymnastik und Musik. Von der Liebe der Griechen zur Gymnastik zeuget, was wir oben von den öffentlichen Spielen und Gymnasien sagten. Die mei- sten Uebungen derselben bezogen sich jedoch auf die Palästrik, welche nicht wohl eine schöne Kunst genannt werden kann. Der Orchestik aber (gleichfalls ein Tbcit der Gymnastik) kommt diese Benennung zu, weil Schönheit das Grundgesez des Tanzes ist. Der Gebrauch beim Gottesdienste (heilige Tanze kommen fast allent- halben vor), mehr noch die Anwendung aus's Theater, wo man auch die Mimik damit verband, hoben die Orchestik. Insbesondere gewann sie bei den Römern, welche die mimischen und panto- mimischen Spiele leidenschaftlich liebten, und zur höchsten Voll- kommenheit brachten (*). Auch die Palästrik wurde von ihnen ge- schäzt. Doch beschränkten die Bürger sich auf Privat-Uebungcn, und später besuchten sie die griechischen Spiele. Der Gymnastik wurde die Musik entgegengcsezt, aber man nahm dieses Wort in gar verschiedenem und oft sehr ausgedehntem Sinne. (*) D. h. indem sie die gedungenen öffentlichen Tänzer durch reiche Be- lohnung ermunterten. Ater an den Bürgern selbst wurde das Tanzen für eine schändliche Ausschweifung gehalten: wie aus dein Eifer erhellt, wo- mit Cicero den Murena gegen die Beschuldigung des Tanzens verlheidigt. pro Muren. G. 19

6. Theil 2 - S. 351

1864 - Mainz : Kirchheim
351 Jahre 1313 aufgehoben, seine Güter aber zum Vortheile des Königs ein- gezogen. — Auch der deutsche Ritterorden hat den Kreuzzügen seine Ent- stehung zu verdanken. Er wurde im Jahre 1190 von Deutsche!: gegründet. Die Mitglieder mußten Deutsche sein. Auch sie legten, wie die vorgenann- ten Orten, das dreifache Gelübde ab und hatten im Ganzen denselben Zweck und dieselbe Einrichtung. Ihre Ordenstracht war ein weißer Mantel mit einem schwarzen Kreuze. Nach dem Verluste des heiligen Landes wandten sie sich nach Venedig. Von da wurden sie unter ihrem Großmeister Hermann von Salza im Jahre 1229 von den Polen gegen die Preußen zu Hülse gerufen. Dreiundfünfzig Jahre lang (von 1230 bis 1283) führten sie niit diesem heidnischen Volke schwere Kriege. Endlich eroberten sie das Land und verbreiteten darin das C h r i st e n t h u m und deutsche Bildung, Sitte und Sprache. Durch sie entstanden die Städte Thorn und Kulm, später Memel und Königsberg. Marien- burg wurde im Jahre 1309 die Residenz des Hochmeisters. Im 16. Jahrhundert (1525) nahm der Hochmeister des Ordens, Markgraf Albrecht von Brandenburg, mit den meisten Ordensgliedern die evangelische Reli- gion an. Die Uebrigen zogen nach dem Städtchen Mergentheim im Wür- tembergischen. Im Jahre 1815 wurde der Orden durch den Wiener Vertrag aufgehoben. — 24. Co lumbus und die Entdeckung von Amerika. (1492.) Schon im Alterthume galt das ferne Indien für das Land der Wun- der. Tiefe Weisheit, unübertreffliche Kunstwerke, vor Allein aber unermeßliche Reichthümer suchte man dort. Dort kannte man bis zum 15. Jahrhundert n. Chr. keinen andern Weg dahin, um die Schätze jenes Landes zu beziehen, als den langwierigen und durch Beduinen unsichernlandweg über Aegypten und Abessynien. Schon mancher denkende Kopf hatte sich die Frage aufge- worfen, ob nicht Afrika unten in eine Spitze auslaufe, und ob man nicht durch Umschiffung desselben schneller und ungehinderter nach Indien müsse ge- langen können. Im 14. und 15. Jahrhunderte waren die P ortugi esen die unternehmendsten Seefahrer, und König Johann Ii. sandte einen kühnen Mann, Bartholomäus Diaz, zur Entdeckung dieses Seeweges nach In- dien aus. Wirklich erblickte er die äußerste Spitze von Afrika, und in froher Ahnung gab ihr der König den Namen: „Vorgebirge der guten Hoff- nung," überzeugt, daß es jetzt nicht mehr schwer halten müsse, das ersehnte Indien aufzufinden. (1486) In eben der Zeit kam ein anderer Mann auf einen noch kühneren Ge- danken: „Wie," dachte er, „ist nicht die Erde eine Kugel? Lesen wir nicht in den alten Reisebeschreibungen, daß Indien sich in unermeßlicher Weite gegen

7. Bd. 2 - S. 141

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
141 Viertes Kap. Römische Geschichte. legen Willen, zur Schlacht. An den Ufern des A ufi du s (*) bei dem Flecken Canna wurde sie geliefert, die verderblichste für Rom in seiner ganzen Geschichte. An diesem Tage sieten 45,000 Bürger, es fielen 80 Senatoren, viele Consnlaren und Staatsbeamte und die Blüthe der Ritterschaft. Aemilius Paulus nahm einen schönen Tod, Terenti us Varrò die Flucht. Dennoch ging ihm der Senat- um des Volkes Muth zu erhalten — dankend entgegen, dafür, daß er am Heile des Vaterlandes nicht verzweifelt. §. 88. Folgen derselben. Dies war das Zenith von Hannibals Glück und Ruhm. Das erste begann jezt zu sinken, der zweite nie. Zwar werfen ihm Viele vor, daß er nach dem großen Siege nicht schnell, wie Maharbal wollte, das Kapitol gcstürmet: und in der That ist es ein wichtige- res Talent, Siege zu benüzen, als Schlachten zu gewinnen; aber daß der Tag bei Canna ohne entscheidende Folgen blieb, lag wohl in den Umständen und nicht in Hannibal's Schuld. Mit 26,000 Mann war er von den Alpen hinabgestiegen, und hatte seitdem, außer der gallischen Hilfe, keine bedeutende Verstärkung erhalten. Wie konnte er nun, im dritten Feldzuge, nach so vielen Gefechten und vier groß- ßen Schlachten, stark genug seyn, das zwar bluttriefende, aber noch immer an Volk und Waffen reiche Rom anzugreifen; Rom, dessen eigenthümlicher Charakter darin bestand, nach Unfällen am furchtbar- sten zu seyn? Daher, um nicht die Frucht der Siege durch Verwegen- heit zu vertieren, beschloß Hannibal, bevor er das Größte wagte, durch Gewinnung der römischen Bundesgenossen sich zu verstärken, und karthagische Hilfe zu erwarten. Auch fielen jezt die meisten Völker des unteren Italiens ab von dem längst gehaßten Rom. Solches that auch Campanie» mit seiner Hauptstadt Cap na. 2n diesem schönen, von der Natur überreich begabten Lande (**), dessen schwel- gerische Einwohner keine Kunst höher, als jene des Genusses schäz- ten, nahm Hannibal die Winterquartiere. Unmäßigkeit und Wollüste entnervten daselbst seine Krieger: nach geschmecktem Uebersiusse schie- nen Entsagung und Mühseligkeit unerträglich. Aber vergebens begehrte Hannibal Verstärkung von Karthago. Hanno bcharrte bei seiner Anfeindung des barkinischen Hauses, und da dieses auf den Krieg seine Größe baute; so erhob jener sich (*) Gleich nach der trasimenischen Schlacht war Unteritalien derschan- plaz des Krieges geworden. (**) Omnium non modo Italia, scd toto orbe terrarum, pulcherrima Campania« plaga est. Nihil mollius coclo, nihil uberius solo : ideo Liberi Cererisque certame» dicitur. Florus.

8. Das Mittelalter - S. 87

1884 - Mainz : Kirchheim
Sein Privatleben. °' Hühnern und Tauben, auch hielt man als Ziervögel Pfauen, Enten und Turteltauben. Die Aufsichtsbeamten mußten zu Weihnachten ein genaues Verzeichnis von dem ganzen Bestände an Vieh, Getreide, Wein, Honig, Eiern, Wolle n. s. w. einreichen, am Palmsonntag den Geldertrag abliefern und Rechnung ablegen. Wenn Karl feine Güter bereifte, was fehr oft geschah, fo war er ganz Landwirt und vergaß den König und Staatsmann; er nahm alles selbst in Augenschein, ordnete Verbesserungen an, prüfte die Bauanschläge und sah die Rechnungen nach, in welche alles bis aufs Kleinste, selbst jedes verkaufte Ei, eingetragen sein mußte. 6. Karls Privatleben und Tod. So groß Karl iu allen Verhülltnissen des öffentlichen Lebens war, fo liebenswürdig erscheint er irrt Privatleben. Wie er seiner Mutter stets die höchste Ehrfurcht erwies, so war er feiner Schwester Gisla ein liebevoller Bruder, feiner (Zweiten) Gemahlin Hildegard ein zärtlicher Gatte, feinen Kindern ein sorgsamer Vater. Seine Söhne ließ er nicht nur in den Waffen üben, sondern er war auch mit der größten Sorgfalt für ihre geistige Bildung bemüht. Eben so sorgte er dafür, daß feine Töchter, an denen er mit ganzer Seele hing, nicht nur in den weiblichen Künsten des Spinnens, Webens und Wirkens, sondern auch iu den Wissenschaften unterrichtet würden. Nie mochte er sie von feiner Seite lassen, und nicht bloß bei Tische mußten sie neben ihm fitzen, sondern sie begleiteten ihn auch auf feinen Reifen, gingen mit ihm auf die Jagd, und selbst auf feinen Kriegszügen trennte er sich nicht von ihnen. In feiner Lebensweise war er außerordentlich einfach. Niemand konnte müßiger fein in Speise und Trank. An seiner gewöhnlichen Mittagstafel gab es nur 4 Gerichte, außer dem Braten, den er von den Jägern am Bratspieß herbeibringen ließ, und den er fehr gern atz. Gastmähler fanden nur selten und an besonders festlichen Tagen statt; dann fah er aber auch gern recht viele Leute bei sich. Wein trank er wenig, selten mehr als dreimal bei Tische, und nichts verabscheute er mehr, als Trunkenheit; dagegen wurde es ihm fehr schwer, an Fasttagen ohne alle Speise fertig zu werden, und er meinte, das Fasten schade ihm. Zur Unterhaltung ließ er sich bei Tafel etwas von den Thaten der alten Könige, auch wohl aus den Schriften des heiligen Augustin vorlesen; auch liebte er bei Tische Saitenfpiel und Gesang. Nach der Mahlzeit pflegte er 2—3 Stunden zu schlafen;

9. Die Neuzeit - S. 2

1884 - Mainz : Kirchheim
2 Entdeckungen der Portugiesen. nach Alexandrien bringen ließen; aber eine große Verbesserung war das eben nicht. — Ein Weg Zur See in ununterbrochener Fahrt bis gerade nach Indien hin, das war längst der Wunsch der Venetianer, Genueser und Portugiesen 2). Allein die Unvollkommenheit der Schiffe, die Vorurteile und Furcht der Schiffer und manches andere waren Dinge, die ein erfreuliches Vordringen zur Unmöglichkeit machten. Die Portugiesen glaubten schon Wuuder was sie gethan, als sie nur die Küste von Guinea erreicht hatten. Und selbst diese Entdeckung wurde vou ihueu nur wenig benutzt, nachdem der für das Seewesen so ungemein thätige Prinz Heinrich (der Seefahrer) gestorben war (1460). Ein wichtiger Schritt geschah indessen doch noch in dieser Zeit uuter der Regierung des Königs Alfons V. (1438— 1481), indem einige Privatleute zusammentraten, ein Schiff ausrüsteten, dessen Führer 1471 zum erstenmal über den Äquator hinaus sich wagte. Wie erstaunte man über diese Fahrt! Die Schiffe waren ihnen nicht verbrannt, die Bäume waren so grün wie iu Europa. Nun war die größte Furcht glücklich überwunden. Der Sohn und Nachfolger Alfons V., Johann Ü., war ein unternehmender und thätiger Herrscher. Er suchte alsbald die Pläne Heinrich's wieder hervor, schickte Kolonisten nach Guinea und ließ Forts an der dortigen Küste anlegen. Seine Schiffe drangen über 300 Meilen jenseits des Äquators vor und dadurch wurde die Hoffnung, einen Seeweg nach Indien zu finden, wieder neu belebt. Vielleicht, dachte man, hört Afrika zuletzt in einer Spitze auf, wo man dann links herum schiffen könnte. Und siehe da, endlich gelang es dem tapferen B arth o-lomeo Diaz^) die Südfpitze von Afrika zu umfegelu (1486). 1) Portugal war seit 1139 ein selbständiges Königreich, das sich aus dem den Arabern entrissenen westlichen Landstriche der pyrenäischen Halbinsel gebildet hatte. 2) Zu jener Zeit hat sich auch ein Deutscher, Martin Behaim, um 1459 zu Nürnberg geboren, als Seefahrer berühmt gemacht. Er war Kaufmann, trat aber, von Reiselust getrieben , in portugiesische Dienste und zeichnete sich bei mehreren Seefahrten längs der afrikanischen Küste so ans, daß ihn der König Johann Ii. i. I. 1485 znm Ritter schlug. Behaim ließ sich darnach auf der Insel Fayal, einer der Azoren, nieder und heiratete die Tochter des Statthalters. Im 1.1491 stattete er seiner Vaterstadt einen Besuch ab. Er hielt sich über ein Jahr daselbst auf und entwarf während dieser Zeit auf den Wunsch der Bürger einen Globus, der noch heute in Nürnberg vorhanden ist. Ans demselben erkennt man am deutlichsten, welche falsche Vorstellung man sich damals (d. i. vor der Entdeckung Amerikas) von den Ländern der

10. Die Neuzeit - S. 5

1884 - Mainz : Kirchheim
Christoph Columbns. 5 ihm bei; es hing nur davon ab, den König für diese Idee 31t interessieren, um die Fahrt sogleich ins Werk zu setzen. Columbus dachte patriotisch genug, seiner Vaterstadt Genua die Ehre dieser neuen Entdeckung zuzuwenden, aber der Senat wies ihn als einen Projektenmacher ab. Nun freilich war ihm sein Landesherr, König Johann Ii., der nächste. Dieser prüfte denn auch mit einigen feiner Räte die Vorschlage des Columbus und hatten daran weiter gar nichts auszusetzen, als daß sie sie nicht erfunden hatten. Sie waren elend genug, Columbus mit zweideutigen Antworten hinzuhalten und heimlich seine Pläne für sich ins Werk zu setzen. Es wurden einem Seefahrer ein paar Schiffe ausgerüstet, mit denen er eiligst abfuhr. Aber er war nicht der Mann dazu. Als er ein paar Tage westlich ins Meer hinein gefahren war, kehrte er wieder um und versicherte, es fei da ganz und gar nicht an Land zu denken. Nun wurden die Pläne und Vorschläge des Columbus erst bestimmt abgewiesen. Voll bitteren Verdrusses über die portugiesischen Minister wandte sich nun Columbus an den spanischen Hof, wo damals Ferdinand von A r a g 0 n i e n und Jsab ella von Castilien gemeinschaftlich regierten*). Diese übergaben des Columbus Vorschläge gleichfalls einem Ausschüsse von gelehrten Männern zur Prüfung, die wohl ehrlicher als die portugiesischen Räte fein mochten, aber um ein gut Teil einfältiger waren. Es kamen hier ganz wunderliche Ansichten und Meinungen zu Tage und da auch noch eine große Geldverlegenheit den Außschlag gab, so war das Resultat natürlich ein den Umständen angemessenes: „Man könne sich," so hieß es, „jetzt in so unsichere und kostspielige Unternehmungen nicht einlassen." Und auf diesen Bescheid hatte der arme Columbus fünf Jahre warten müssen! Fast als ob er diesen Erfolg vorhergesehen hätte, hatte er damals, als er nach Spanien ging, seinen Bruder Bartholomeo nach England geschickt, um vielleicht den dortigen König für fein Projekt zu gewinnen. Aber dieser Bruder ließ nicht ein Wort von sich hören. Columbus wußte nicht, daß er einem Kaper in die Hände gefallen, und nach mancherlei Schicksalen in Bettler-gestalt nach England gekommen war, wo er sich erst durch Kartenzeichnen so viel verdienen mußte, um in einem anständigen Kleide bei Hofe erscheinen zu können. 1) Ferdinand der Katholische, König von Aragonien, und fabeltet, Königin von Castilien, vereinigten durch ihre Vermählung (1469) beide Kronen und bereiteten so die spanische Monarchie vor.
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