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Zweites Kap. Religion.
selbe war — so wie Numa sie einführte (*) — hetrurischen Ur-
sprungs, aber gleichwohl in den meisten Stücken der griechischen
ähnlich. Auch mochte schon in den frühesten Zeiten auf mancherlei
Wegen die griechische Mythologie nach Italien gelangt seyn, und
der nachmalige nähere Verkehr der Römer mit den Griechen veran-
laßte noch eine genauere Gleichförmigkeit. Wir treffen in Rom die-
selben Gottheiten, wie in Hellas, nur mit verändertem Namen, die-
selben Göttergeschichten, nur minder poetisch, und sehr ähnliche Ge-
bräuche an, nur etwas modifiât nach den übrigen Begriffen und
Verhältnissen der Römer und vermehrt durch einige Nationalgötter
(wie Aeneas, Quirinus re.) und andere, welche eigens die Klngs
heit der Gesezgeber zu moralischen oder politischen Zwecken geschaffen,
als Fides, Terminus n. s. w. So finden wir auch eine ganz
ähnliche Gottesverehrung durch Gebete, Opfer (leider auch Men-
schenopfer! * **), vielerlei Feste, Spiele und Mysterien. Von den hei-
ligen Spielen (den circensischen, amphitheatralischen und
scenischen) wird an einem anderen Orte die Rede seyn. Die My-
sterien waren der Ceres, Proserpina, Bona Dca und dem
Bacchus geweiht, aber minder wichtig, als die griechischen. Der
Tempel waren viele, die meisten prächtig; airch wurde in Hainen,
Höhlen rc. die Gottheit verehrt.
Das Detail der römischen Mythologie kann ich wohl bei meinen
Lesern voraussezen. Doch ist nicht dieses oder das blose Gerüste,
das Materielle der römischen Religion, was den Welthistoriker in-
tereffirt, sondern der innere Charakter derselben und ihr Verhält-
niß zum Staate und zur allgemeinen Kultur.
Die Römer waren sehr religiös. Kein öffentliches, kein wichti-
geres Privatgeschäft wurde ohne Anrufung der Götter und ohne reli-
giöse Gebräuche begangen. Sie glaubten sich ringsum von Göttern
umgeben, den Zeugen ihrer geheimsten Handlungen, den Rächern des
Lasters, den Leitern und selbst Verkündern des Schicksals. Rom war
schon Herrscherin der Welt, als dieser fromme Sinn noch währte.
Erst in den Zeiten der Bürgerkriege lehrte die griechische Philosophie
die Römer zweifeln; und später riß mit dem äußersten Sittenver-
derbniffe auch Unglaube in den höheren Ständen ein. Wenn wir die
('•*) Schon Romulus soll sechzig Priester aus den angesehensten Männern
gewählt haben. Aber erst sein Nachfolger gab — gleichfalls der Sage nach —
dem Religionswesen eine feste Gestalt.
(**) In großen Gefahren, als bei einigen gallischen Kriegen, wurden
Menschen geschlachtet. Nach der Niederlage bei Canna begrub man vier
Personen lebendig. Der mildere Gebrauch, alljährlich eine Zahl Menschen-
figuren in die Tiber zu werfen, floß wohl ursprünglich aus derselben Quelle.
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Extrahierte Personennamen: Canna
Extrahierte Ortsnamen: Italien Rom Hellas Bona_Dca
291
Schöne Künste und Wissenschaften.
Allmälig versuchten die Römer ihr eigenes Künstlcrtakent. Aber
niemals durften sie ihre Werke neben die griechischen stellen Auch
wurden griechische Künstler zu allen bedeutenden Arbeiten gebraucht.
Nur in der Baukunst mögen die Römer den selbstständigen Ruhm
der Größe und Festigkeit ansprechen. Die Schönheit mußten sie auch
hier von den Griechen lernen. Schon die Könige hatten in Rom die
erstauuenswürdigeu Kloaken, dann das Kapitolinm und den
Circus marimus erbaut. Nach einem langen Stillstände (denn
die Wiedererbauung der Stadt nach dem gallischen Brande geschah
flüchtig und schlecht) wurde die Herrscherin der Welt durch eine
Menge von Prachtgebäuden geziert. Es stiegen stolze Tempel,
Basiliken, Porticus, Bäder, Triumphbogen, Thea-
ter und Amphitheater, selbst reiche Privatgebäude empor, alle
prangend mit geraubten und gekauften Kunstschäzcn, überherrlich,
aber beladen mit der geplünderten Völker Fluch. Doch schufen die
Römer auch gemeinnüzige und wahrhaft große Werke. Ihre Was-
serleitungen, ihre Heerstraßen, Brücken rc. verdienen die
Bewunderung aller Zeiten. Kein Volk hat in solchen Sachen das
römische erreicht.
§. 6. Gymnastik und Musik.
Von der Liebe der Griechen zur Gymnastik zeuget, was wir
oben von den öffentlichen Spielen und Gymnasien sagten. Die mei-
sten Uebungen derselben bezogen sich jedoch auf die Palästrik,
welche nicht wohl eine schöne Kunst genannt werden kann. Der
Orchestik aber (gleichfalls ein Tbcit der Gymnastik) kommt diese
Benennung zu, weil Schönheit das Grundgesez des Tanzes ist. Der
Gebrauch beim Gottesdienste (heilige Tanze kommen fast allent-
halben vor), mehr noch die Anwendung aus's Theater, wo man
auch die Mimik damit verband, hoben die Orchestik. Insbesondere
gewann sie bei den Römern, welche die mimischen und panto-
mimischen Spiele leidenschaftlich liebten, und zur höchsten Voll-
kommenheit brachten (*). Auch die Palästrik wurde von ihnen ge-
schäzt. Doch beschränkten die Bürger sich auf Privat-Uebungcn,
und später besuchten sie die griechischen Spiele.
Der Gymnastik wurde die Musik entgegengcsezt, aber man nahm
dieses Wort in gar verschiedenem und oft sehr ausgedehntem Sinne.
(*) D. h. indem sie die gedungenen öffentlichen Tänzer durch reiche Be-
lohnung ermunterten. Ater an den Bürgern selbst wurde das Tanzen
für eine schändliche Ausschweifung gehalten: wie aus dein Eifer erhellt, wo-
mit Cicero den Murena gegen die Beschuldigung des Tanzens verlheidigt.
pro Muren. G.
19
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141
Viertes Kap. Römische Geschichte.
legen Willen, zur Schlacht. An den Ufern des A ufi du s (*) bei dem
Flecken Canna wurde sie geliefert, die verderblichste für Rom in
seiner ganzen Geschichte. An diesem Tage sieten 45,000 Bürger, es
fielen 80 Senatoren, viele Consnlaren und Staatsbeamte und die
Blüthe der Ritterschaft. Aemilius Paulus nahm einen schönen
Tod, Terenti us Varrò die Flucht. Dennoch ging ihm der Senat-
um des Volkes Muth zu erhalten — dankend entgegen, dafür, daß
er am Heile des Vaterlandes nicht verzweifelt.
§. 88. Folgen derselben.
Dies war das Zenith von Hannibals Glück und Ruhm. Das
erste begann jezt zu sinken, der zweite nie. Zwar werfen ihm Viele
vor, daß er nach dem großen Siege nicht schnell, wie Maharbal
wollte, das Kapitol gcstürmet: und in der That ist es ein wichtige-
res Talent, Siege zu benüzen, als Schlachten zu gewinnen; aber
daß der Tag bei Canna ohne entscheidende Folgen blieb, lag wohl in
den Umständen und nicht in Hannibal's Schuld. Mit 26,000 Mann
war er von den Alpen hinabgestiegen, und hatte seitdem, außer der
gallischen Hilfe, keine bedeutende Verstärkung erhalten. Wie konnte
er nun, im dritten Feldzuge, nach so vielen Gefechten und vier groß-
ßen Schlachten, stark genug seyn, das zwar bluttriefende, aber noch
immer an Volk und Waffen reiche Rom anzugreifen; Rom, dessen
eigenthümlicher Charakter darin bestand, nach Unfällen am furchtbar-
sten zu seyn? Daher, um nicht die Frucht der Siege durch Verwegen-
heit zu vertieren, beschloß Hannibal, bevor er das Größte wagte,
durch Gewinnung der römischen Bundesgenossen sich zu verstärken,
und karthagische Hilfe zu erwarten. Auch fielen jezt die meisten
Völker des unteren Italiens ab von dem längst gehaßten Rom. Solches
that auch Campanie» mit seiner Hauptstadt Cap na. 2n diesem
schönen, von der Natur überreich begabten Lande (**), dessen schwel-
gerische Einwohner keine Kunst höher, als jene des Genusses schäz-
ten, nahm Hannibal die Winterquartiere. Unmäßigkeit und Wollüste
entnervten daselbst seine Krieger: nach geschmecktem Uebersiusse schie-
nen Entsagung und Mühseligkeit unerträglich.
Aber vergebens begehrte Hannibal Verstärkung von Karthago.
Hanno bcharrte bei seiner Anfeindung des barkinischen Hauses,
und da dieses auf den Krieg seine Größe baute; so erhob jener sich
(*) Gleich nach der trasimenischen Schlacht war Unteritalien derschan-
plaz des Krieges geworden.
(**) Omnium non modo Italia, scd toto orbe terrarum, pulcherrima
Campania« plaga est. Nihil mollius coclo, nihil uberius solo : ideo Liberi
Cererisque certame» dicitur. Florus.
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Extrahierte Personennamen: Aemilius_Paulus Hannibals Hannibal Hannibal Hannibal Hanno
Extrahierte Ortsnamen: Rom Hannibals Rom Rom Italiens Rom Karthago Unteritalien
116 Otto Ii. Zug nach Italien. Otto Iii.
nach Paris zurück und nötigte ihn, seinen Eroberungsgelüsten Zu entsagen.
^ Weniger glücklich war Otto Ii. in Italien. Er zog im tjcchre 980 mit einem Heere über die Alpen, um nicht nur in Nom bte von dem herrschsüchtigen Patrizier Creseeutius gestörte -rouung herzustellen, sonbern auch seine Ansprüche aus Apulien ^0 Calabrien, bte er als Heiratsgut seiner Gemahlin ansah, mtt Waffengewalt zur Geltung Zu bringen. Die Griechen riefen gegen thn die Saracenen aus Sicilien zu Hilse, und in der Schlacht bei ^asantello, in der Nähe von Tarent, erlitt er am 15. Juli 982, durch eine verstellte Flucht der Araber getauscht, etne vollständige Niederlage. Von den Saracenen verfolgt, stürzte er stch^ in das Meer, um aus einem heransegelnden ^ahizeng schütz zu suchen. Das Schiss war jedoch ein griechisches, und der Kaiser sah sich in Gasahr, als Gefangener nach Kon-stantinopel gebracht zu werden. Er rettete sich jedoch durch eine glückliche List: er bewog den Schisssherrn bei Rosano anzulegen, mdem er vorgab, daß er dort Geld und Kostbarkeiten zu sich nehmen wolle, und als das Schiss der Küste nahe gekommen, stürzte er sich abermals in bte Wogen urtb erreichte glücklich das rettende Gestade. Mitten unter Vorkehrungen zu einem zweiten Feldzuge starb er zu Rom am 7. Dezember 983. Die Nachricht von seinem Tode traf in Dentschlanb ein, als eben zu Aachen dte Salbung seines gleichnamigen dreijährigen Sohnes, den die Fürsten bereits zu seinem Nachfolger erwählt hatten, vollzogen worden war.
, Während Otto Iii. (983—1002) unter der Leitung dreier hochgebildeter grauen: seiner Mutter Th eophania, seiner Großmutter Adelheid und seiner Base, der Äbtissin Mathilde in Quedlinburg, sowie des gelehrten Abtes Gerbert von Rheims zu einem vielversprechenden, für alles Große und Herrliche glühenden ^üngling von idealer Geistesrichtnng und tiesster Frömmigkeit heranwuchs, leitete der thatkräftige Erzbischof Willigis von Mainz die Staatsverwaltung mit Umsicht und Geschick. Die Bemühungen Heinrich des Zänkers, die Krone für sich zu gewinnen, scheiterten M der Einigkeit der übrigen Großen, welche einmütig erklärten, daß sie, ihrem Eide getreu, Ottos Iii. Rechte schützen würden.
Kaum harte Otto in seinem ib. Jahre selbst die Zügel der Regierung ergriffen, als er nach Rom eilte, um die Kaiserkrone zu empfangen. Hier hatte Erescenrins von neuem das Übergewicht erlangt, das er unter dem Titel eines Eonsnls mit -dyrannenlaunen geltend machte. Von beit erbitterten Römern
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Extrahierte Personennamen: Otto Otto Otto Creseeutius Otto Adelheid Mathilde Gerbert_von_Rheims Willigis Heinrich Heinrich Ottos Otto
Extrahierte Ortsnamen: Italien Paris Italien Apulien Sicilien Tarent Dentschlanb Quedlinburg Mainz Ottos Rom
Heinrich Iv. Kirchliche Zustände. 1j1
scheheu konnte, da sie bereits Christen geworden und der Papst Leo Ix. den Frieden vermittelte. In Italien dauerte das wüste Parteigetriebe fort, besonders traurig sah es in Rom aus. Hier stritten sich drei Männer um die päpstliche Würde. Um die Ruhe herzustellen, traten die Bischöfe unter dem Schutze .yem-richs zu einer Synode in Sntri 1046 zusammen. Es gelang. Die Kirche erhielt in dem auf Empfehlung des Kömgs gewählten vortrefflichen Bischof Suidger von Bamberg (Clemens Ii.) ein neues Oberhaupt, dem noch drei deutsche Papste folgten. Von Clemens Ii. empfing Heinrich Iii. die Kaiserkrone. Als er die Nähe des Todes fühlte, empfahl er dem gerade bei ihm verweilenden Papst Viktor Ii. seinen sechsjährigen Sohn Heinrich Iv., der zwar ein Jahr vorher zum römischen Könige gekrönt worden war, den aber viele Fürsten nicht annehmen wollten, wert das Reich eines Mannes und nicht eines Kindel bedürfe. Der Papst gewann die abgeneigten Fürsten, und die Kaiserin Agnes übernahm für den minderjährigen Heinrich Iv. die Regierung.
Ehe wir jedoch die Geschichte dieses Fürsten und semer Kämpfe mit dem Papste erzählen, .ist es notwendig, einen Blick auf die damaligen Verhältnisse Deutschlands zu werfen, da ste zum Verständnis der ganzen Darstellung unbedingt nötig sind.
2. Zustand kr christlichen Kirche zur Zeit Heinrich Iv.
Im Laufe des 10. und 11. Jahrhunderts hatten sich durch das Zusammenwirken verschiedener Ursachen große Übelstände in die Kirche eiugeschlicheu, die nicht geeignet waren, derselben die von ihrem göttlichen Stifter erhaltene Reinheit zu bewahren. -Lje zinei schlimmsten Übel waren die Simonie oder der Erkauf geistlicher Ämter durch Geld und die häufige Übertretung des Gesetzes der Ehelosigkeit durch die Geistlichen. ;
Diese Ubelstände waren hauptsächlich durch den ungebührlichen Einfluß der weltlichen Regenten auf die Wählender Bischöfe herbeigeführt worden. Ohne sich um die Gesetze der Kirche zu kümmern, besetzten die Könige willkürlich die Bistümer, wobei sie weniger auf die von der Kirche für das bischöfliche Amt geforderten Eigenschaften sahen, sondern vorzüglich bemüht waren , ihnen politisch ergebene Männer zu erheben, wenn ihnen auch die einem Bischöfe notwendigen Eigenschaften abgingen.
Zur Beförderung dieses verderblichen Mißbranchs trug die Belehnung der Bischöfe durch die Könige mittels der kirchlichen Symbole, Ring und Stab, sehr vieles bei. Die fränkischen Könige im 6. und 7. Jahrhundert gewannen nämlich Einfluß
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Extrahierte Ortsnamen: Italien Rom Sntri Bamberg Deutschlands
124
Gregor Vii. Die Lage der Kirche.
s lmmrg zum Papste erwählt und nannte sich Gregor Vii. Die Mwlft ^^chbnregrerung waren jetzt von der kundigsten und kräftigsten Hand gefaßt, m die Gott sie wohl, jemals gelegt. Gregor Vii. stand als Papst nicht nur auf der Höhe der 3ett' lodern tote alle wahrhaft großen Geister über seiner Seiter a™ . ?r°rfer der Christenheit, erkannte die unter Clerns emgertssenen Gebrechen und war aufs Tiefste von seiner
Keime hs ß$u>n9en/ U ,ma die Schäden auszubessern und die S bey ^ten zu pflegen. Niemand kannte besser als er dte furchtbare Große des weitverbreiteten Übels, welchem abzuhelfen er uuu berufen war. In kummervoller Stimmung schrieb /ü, ^nen Freund Hugo, Abt von Cluguy: „Oft habe ich gefleht, daß Gott es so fügen möge, mich dem aeaen-wcn'ttgen Leben Zn entziehen. Es lastet auf mir unendlicher Schmerz und schwere Trauer, daß die Kirche des Morgenlands Lz* Ä1^?1 5au6en ^gefallen ist; und werfe ich den Sites aufs Abendland, nach Süden oder nach Norden so
finde ich kaum noch Bischöfe, die es durch Amtsantritt gesetzlich
Sstn* ™ • gliche Volk mit Christi Liebe und nicht mit
weltlichem Ehrgetze regieren; und unter den weltlichen Fürsten
tfrtfrvs Uifn'. der Lottes Ehre der seinigen und die Gerechtigkeit dem Gewinne vorzöge. Die, unter denen ich wohne die
Lombarden und Normannen, sind fast schlechter als die Truden und Heiden. Und gehe ich zu mir selbst zurück, so finde ich mich von der Last eigenen Handelns so beschwert, daß fast
barmen °Christl. ^ Mei6t' ds Mm Emg-n Er-
Doch Gregor schritt, den Blick auswärts gerichtet, ohne Saumen an das große Werk der Kirchenreinigung. Mit uner-I^ockeiiem Mute trat er für Wahrheit und ■ Gerechtigkeit ein, bereit, alle trdtjchen Guter dafür zu opfern, ja selbst sein Leben rum mr cr e§ für heilige Pflicht, jedermann,
Äai m fl5*’ toei? |te ^toer und öffentlich fehlten, an das göttliche Gesetz zu mahnen. Die Kirche sollte um jeden Preis
ans dem Zustande der Knechtschaft und Verdorbenheit errettet de? weltlichen Macht, welche sie zu ihrem Zwecke mißbrauchte, befreit werden. „Vielleicht ward nie ein Mann geboren, der so hohe Ziele verfolgte, und ohne Geld, ohne Heeresmacht, jo erstaunliche Erfolge errang, wie Hildebrand.
biejer war es geschehen, daß der griechische Patriarch Michael Cerularius in Constantinopel von der Gemeinschaft derkircbe abfiel und die morgenländische Kirche größtenteils ins Schisma zog.^
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Extrahierte Personennamen: Gregor_Vii Gregor Gregor_Vii Gregor Gregor_Vii Gregor Hugo Cluguy Christi Gregor Gregor Hildebrand Michael_Cerularius
Beurtheilung der Scene von Canossa. 131
Mittellosigkeit herrschte, bloß durch die Kraft des eigenen Geistes und Willens, ein ehrwürdiges Institut, das mit Füßen getreten ward, aus seiner Entwürdigung zu neuem und früher nie gekanntem Glanze erhob; in Heinrich aber einen Menschen, dem der Vater eine fast uuumschränke Herrschaft über ein, für die damalige Zeit reiches und tapferes Volk hinterlassen hatte, und der trotz dieser Fülle äußerer Mittel, durch die Niederträchtigkeit eigenen Sinnes, in dem Schmutze der niedrigsten Laster versenkt, die die Zunge nicht gern ausspricht, zum elenden Bettler herabgesunken, und nachdem er alles, was dem Menschen heilig sein kann, mit Füßen getreten, in innerer Erbärmlichkeit, vor der Stimme jenes geistigen Helden erzitterte. In der That, man muß selbst überaus roh und geistig untergeordnet sein, wenn man die natürliche Beziehung der Nationalität so hoch anschlägt, um sich durch sie hindern zu lassen, jubelnd in den Triumph einzustimmen, den zu Canossa ein edler Mann über einen unwürdigen Schwächling feierte.
Ein ähnliches Urteil füllt ein anderer Geschichtschreiber, indem er sagt: „Gregor ließ Heinrich Iv. in Canossa zu, erschwerte ihm jedoch absichtlich die Buße, um zu erproben, wie ernst es dem König damit sei, und um ihm zu zeigen, wie ernst er selbst diesen Fall auffasse. Ein gewissenhafter Mann stand hier einem gewissenlosen Jüngling gegenüber. Wenn der letztere bloß eine Komödie spielen wollte, um hinterdrein den ehrwürdigen Papst zu äffen, hatte Gregor alle Ursache, sich gegen die Zudringlichkeit des jungen Königs zu sträuben, auf seiner Hut vor ihm zu sein, und, wenn er ihm Gnade widerfahren ließ, es mit so ernster Würde zu thun, daß dem im innersten Herzen dennoch frivolen Büßer wenigstens das Sachen vergehen sollte. So allein muß jener verhaßte Tag von Canossa aufgefaßt werden. Gregor bezweckte keineswegs in geistlicher Hoffart und welschem Übermute eine Beschimpfung des Königs und noch viel weniger der deutschen Nation. Er hatte den König weder gerufen noch erwartet, er wollte die Scene in Canossa gar nicht spielen, Heinrich selbst war es, der ihn dazu zwang."
6. Ausgang des Streites.
Heinrich, der Versprechungen nur im Drange der Not gab und, wie ihm die Umstände günstig wurden, in seinem Handeln so weit, als er Macht hatte, ging, sah sich bald nach dem in Canossa Erlebten in einer Umgebung, die ihn zum Widerstände
9 *
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Extrahierte Personennamen: Canossa Heinrich Heinrich Heinrich_Iv Heinrich Gregor Gregor Gregor Gregor Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich
Friedrich I. Barbarossa. Zerstörung Crema's.
frische Mannschaft zu kämpfen und mußte sich endlich aus Er-fchöpfuug ergeben. Achtzig gefangene Deutsche wurden in Fesseln geschlagen, die- Italiener aber als Verräter an der Nation insgesamt niedergemacht. Der Kaiser feierte gerade das Osterfest in Bologna, als die Nachricht vom Angriffe eintraf. Sogleich ward aufgebrochen, aber es war zu fpät. Friedrich fchwor, nicht eher die Krone wieder aufzufetzen, als bis Mailand, wofern es nicht schnell feine Vergehungen bereue, in Schutt und Staub zusammenfalle.
In diesem Kriege wetteiferten Italiener und Deutsche in Grausamkeiten gegen einander. In der Wahl der Mittel zeigten namentlich die Mailänder kein Bedenken; gegen Friedrich sandten sie Meuchelmörder aus und einmal rettete den Kaiser nur seine Gewandtheit im Ringen vor dem Tode. Friedrich sollte lernen, was Verzweiflung vermag.
Zu schwach, um Mailand zu bezwingen, wandte sich der Kaiser zunächst gegen das gleich trotzige, von Sümpfen geschützte Crema. Die Erbitterung der Kämpfenden stieg zu solcher Höhe, daß die Belagerten auf der Mauer Kaiserliche in Stücke rissen und Friedrich dafür Gefangene an die Belagerungstürme binden und den Geschossen der Belagerten aussetzen ließ. Aber die Liebe zur Freiheit erstickte die Gefühle der Natur; die Belagerten fchoffen anf die Türme ohne Rücksicht auf die Ihrigen, denn nach der Freiheit sei das Höchste der Tod für die Freiheit. Schon danerte die Belagerung ein halbes Jahr, da entfiel manchem der Mut und bedeutsam war es, daß Marquesi, der geschickte Kriegsbaumeister , an der Zukunft feiner Vaterstadt verzweifelnd, zu den Deutschen überging. Als die Not aufs höchste gestiegen war, baten die Bürger um Frieden und Verzeihung, sie wollten in der Zukunft eben fo treu dienen, als sie bisher mutvoll Widerstand geleistet hätten. Friedrich ehrte die Tapferkeit, die 20,000 Bewohner durften am 27. Februar 1160 frei abziehen und mitnehmen, was jeder tragen konnte. Den Kaiser ergriff der Anblick des Elendes selber derart, daß er einen verwundeten Cremaner durch Schutt und Trümmer trug; dann ward Crema geplündert und niedergebrannt. Die Besiegten fanden ein Asyl in Mailand; der Kaiser zog irrt Triumphe in Pavia ein.
Im Jahre 1160 wandte sich der Kaiser gegen Mailand. Zwar wurde zunächst nur durch Streifereien das mailändifche Gebiet verwüstet, weil die Mehrzahl der deutschen Kriegsvölker in die Heimat zurückgekehrt war; erst im Frühjahre 1161 kam große Verstärkung und die Verheerungen begannen von neuem, denn Hungersnot sollte die Mailänder überwältigen; die Stadt
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_I. Barbarossa Barbarossa Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich
234 Sigismund. Das Concil von Constanz.
p recht von der Pfalz gewühlt (1400—1410), der aber in einer verworrenen Zeir der sehr herabgekommenen Königswürde kein Ansehen zu verschaffen vermochte.
Darauf gelangte Wenzels Bruder, Sigismund (1410— 1437) auf den deutschen Kaiserthron. Er war ein rechtschaffener und treuherziger Mann, dem das Wohl des Reiches sehr am Herzen lag. Vor allem war er bemüht, das große Ärgernis zu heben , welches durch ein p ä p st l i ch e § Schisma (Kirchenspaltung) gegeben wurde, indem in Folge von Uneinigkeiten im Kardinalskollegium erst doppelte Papstwahlen stattgefunden hatten, dann aber durch den mißlungenen Versuch der Kirchenversammlung zu Pisa, die Spaltung zu beseitigen, zu deu beiden Päpsten noch ein dritter hinzugekommen war. Alle Christen waren in ihrem Gewissen höchst beunruhigt. Kein Bischof, kein Abt wußte mehr, bei wein er feine Bestätigung suchen sollte, und das Volk war ungewiß, ob der von einem der Päpste eingesetzte Geistliche auch rechtmäßig und gültig die Pflichten seines Amtes erfüllen konnte. Daher war es der Wunsch aller Gutgesinnten, daß eine allgemeine Kirchenversammlung diesen Streit schlichten, die eingeschlichenen Mißbrauche abstellen und eine Verbesserung der Kirchenzucht herbeiführen möchte. Und wirklich kam im Jahre 1414 zu Kostnitz oder Conftanz am Bodensee eine Kirchen» Versammlung zu stände. Auf derselben erschienen eine solche Anzahl von Geistlichen und Laien, daß Conftanz aus einen Tag 115,000 Fremde und 30,000 Pferde zu unterhalten Heine. Die Versammlung währte bis 1418.
Die in Kostnitz versammelten Prälaten waren der einstimmigen Meinung, die verderbliche Spaltung der Kirche könne nur dadurch gehoben werden, daß die drei Päpste diese Würde niederlegten. Und wirklich wurde auch der rechtmäßige Papst Gregor Xii. dazu vermocht. Er erkannte das Concil an und legte seine Würde nieder. Auch Johannes Xxlll. that dasselbe. Aus Benedict Xiii., den schismatischen Papst, wurde keine Rücksicht genommen. Jetzt verlangten die Deutschen, und an ihrer Spitze der König, daß, bevor mau zu einer neuen Papstwahl schreite, die Kirchenverbesserung an dem Haupte und den Gliedern zur Sprache komme und die notwendigen Verordnungen erlassen würden. Mit diesem Vorschlage waren aber die anderen Nationen nicht einverstanden und verlangten, daß zuerst ein Oberhaupt der Kirche gewählt werde, indem eine Reform von einer Haupt-losen Versammlung, wie das Concil ohne Papst war, nicht ausgehen könne. Es kam zu verschiedenen oft heftigen Erörterungen. Schließlich gaben die Deutschen nach. Es wurde
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Sein Privatleben. °'
Hühnern und Tauben, auch hielt man als Ziervögel Pfauen, Enten und Turteltauben. Die Aufsichtsbeamten mußten zu Weihnachten ein genaues Verzeichnis von dem ganzen Bestände an Vieh, Getreide, Wein, Honig, Eiern, Wolle n. s. w. einreichen, am Palmsonntag den Geldertrag abliefern und Rechnung ablegen. Wenn Karl feine Güter bereifte, was fehr oft geschah, fo war er ganz Landwirt und vergaß den König und Staatsmann; er nahm alles selbst in Augenschein, ordnete Verbesserungen an, prüfte die Bauanschläge und sah die Rechnungen nach, in welche alles bis aufs Kleinste, selbst jedes verkaufte Ei, eingetragen sein mußte.
6. Karls Privatleben und Tod.
So groß Karl iu allen Verhülltnissen des öffentlichen Lebens war, fo liebenswürdig erscheint er irrt Privatleben. Wie er seiner Mutter stets die höchste Ehrfurcht erwies, so war er feiner Schwester Gisla ein liebevoller Bruder, feiner (Zweiten) Gemahlin Hildegard ein zärtlicher Gatte, feinen Kindern ein sorgsamer Vater. Seine Söhne ließ er nicht nur in den Waffen üben, sondern er war auch mit der größten Sorgfalt für ihre geistige Bildung bemüht. Eben so sorgte er dafür, daß feine Töchter, an denen er mit ganzer Seele hing, nicht nur in den weiblichen Künsten des Spinnens, Webens und Wirkens, sondern auch iu den Wissenschaften unterrichtet würden. Nie mochte er sie von feiner Seite lassen, und nicht bloß bei Tische mußten sie neben ihm fitzen, sondern sie begleiteten ihn auch auf feinen Reifen, gingen mit ihm auf die Jagd, und selbst auf feinen Kriegszügen trennte er sich nicht von ihnen.
In feiner Lebensweise war er außerordentlich einfach. Niemand konnte müßiger fein in Speise und Trank. An seiner gewöhnlichen Mittagstafel gab es nur 4 Gerichte, außer dem Braten, den er von den Jägern am Bratspieß herbeibringen ließ, und den er fehr gern atz. Gastmähler fanden nur selten und an besonders festlichen Tagen statt; dann fah er aber auch gern recht viele Leute bei sich. Wein trank er wenig, selten mehr als dreimal bei Tische, und nichts verabscheute er mehr, als Trunkenheit; dagegen wurde es ihm fehr schwer, an Fasttagen ohne alle Speise fertig zu werden, und er meinte, das Fasten schade ihm. Zur Unterhaltung ließ er sich bei Tafel etwas von den Thaten der alten Könige, auch wohl aus den Schriften des heiligen Augustin vorlesen; auch liebte er bei Tische Saitenfpiel und Gesang. Nach der Mahlzeit pflegte er 2—3 Stunden zu schlafen;
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karls Karls Karl Karl Gisla Hildegard