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1. Bd. 2 - S. 193

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
Drittes Kap. Römische Geschichte. *93 Catulus und die aufgeklärtesten Patrioten dawider gestritten (3918. 65 v. Ehr.). §. Ss. Lucullus. Pvmpejus endet den mithridatischen Krieg. Indessen schien die Wichtigkeit des Krieges solche außerordentliche Maßregel zu fordern. Einen Feind, wie Mithridates, hatte Rom noch nie gehabt. Bald nach Snlla's Tode, welcher seine Hoffnungen erneuerte, ergriff er zum drittenmale die Waffen (3908. 75 v. Ehr.) wegen Bithyniens, welches Nikomedes den Römern vermacht hatte. Seine Zurüstnngcn waren unermeßlich. Viele Völker — zum Th eil unter Anführung sertorischcr Generale — stritten für ihn, und überall waren seine Agenten geschäftig, die einheimischen und auswärtigen Feinde Roms zu ermuntern, aufznhezen, in Bewegung zu erhalten. Man fürchtete bereits für Italien, dessen Angriff allerdings im Plane des Königs lag, und beide Consuln, Aurelias Cotta und L. Li- ein ins Lucullus, wurden nach Asien geschickt, um mit vereinter Macht das Ungewitter zu beschwören. Der Feldzug des Erstercn war nur durch Grausamkeiten und Verluste bezeichnet; aber Lucullus, ein Feldherr, bei welchem natürliches Talent und Studium die Stelle der Kriegsübung ersezten, stritt überaus glorreich und glücklich gegen Mithridat, besonders bei Cycikns zu Wasser und zu Lande. Nach dem Verluste aller Eroberungen und seines eigenen Landes blieb dem Könige bloö noch sein Muth und sein an Hilfsmitteln reiches Genie. Er sammelte ein neues Heer unter den tapfern Nomadenhorden nörd- lich am schwarzen Meere und unter den kaukasischen Bergvölkern, drängte Lucullus, und erfuhr abermals — bei Cabira — die Tücke des Schicksals. Verrath seiner Befehlshaber und Freunde schien seinen Ruch zu vollenden. Da warf er sich in die Arme seines Eidams, des mächtigen Tigranes, Königs von Armenien und Syrien, der aber besser Sklaven zu beherrschen, als gegen Römer zll kriegen verstand. An der Spize von 300,000 Soldknechten (wir müssen jedoch nicht vergessen, daß dieses blos römische Offizialberichte sind) glaubte er den zehnmal kleineren Hccrhaufcn des Lncultns verachten zll können, und wurde bei Tigranocerta für seinen Uebermuth bestraft (3916. 67 v. Ehr.). Lucullus hielt den Krieg für geendet, und lud den Senat ein, zur Einrichtung des eroberten Pontus Commissarien zu schicken. Aber Mithridates hatte nochmals ein Heer geworben, und suchte, klug gemacht durch wiederholte Erfahrung, die Römer durch Zandern und kleine Gefechte zu schwächen. Lucullus, da er auch Mißtrauen gegen die Parthcr hegt, zieht seine Truppen ans Pontus an sich, schlägt beide Könige bei Artarata, wird aber durch die Meuterei H 13

2. Bd. 2 - S. 277

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
277 Zweites Kap. Religion. selbe war — so wie Numa sie einführte (*) — hetrurischen Ur- sprungs, aber gleichwohl in den meisten Stücken der griechischen ähnlich. Auch mochte schon in den frühesten Zeiten auf mancherlei Wegen die griechische Mythologie nach Italien gelangt seyn, und der nachmalige nähere Verkehr der Römer mit den Griechen veran- laßte noch eine genauere Gleichförmigkeit. Wir treffen in Rom die- selben Gottheiten, wie in Hellas, nur mit verändertem Namen, die- selben Göttergeschichten, nur minder poetisch, und sehr ähnliche Ge- bräuche an, nur etwas modifiât nach den übrigen Begriffen und Verhältnissen der Römer und vermehrt durch einige Nationalgötter (wie Aeneas, Quirinus re.) und andere, welche eigens die Klngs heit der Gesezgeber zu moralischen oder politischen Zwecken geschaffen, als Fides, Terminus n. s. w. So finden wir auch eine ganz ähnliche Gottesverehrung durch Gebete, Opfer (leider auch Men- schenopfer! * **), vielerlei Feste, Spiele und Mysterien. Von den hei- ligen Spielen (den circensischen, amphitheatralischen und scenischen) wird an einem anderen Orte die Rede seyn. Die My- sterien waren der Ceres, Proserpina, Bona Dca und dem Bacchus geweiht, aber minder wichtig, als die griechischen. Der Tempel waren viele, die meisten prächtig; airch wurde in Hainen, Höhlen rc. die Gottheit verehrt. Das Detail der römischen Mythologie kann ich wohl bei meinen Lesern voraussezen. Doch ist nicht dieses oder das blose Gerüste, das Materielle der römischen Religion, was den Welthistoriker in- tereffirt, sondern der innere Charakter derselben und ihr Verhält- niß zum Staate und zur allgemeinen Kultur. Die Römer waren sehr religiös. Kein öffentliches, kein wichti- geres Privatgeschäft wurde ohne Anrufung der Götter und ohne reli- giöse Gebräuche begangen. Sie glaubten sich ringsum von Göttern umgeben, den Zeugen ihrer geheimsten Handlungen, den Rächern des Lasters, den Leitern und selbst Verkündern des Schicksals. Rom war schon Herrscherin der Welt, als dieser fromme Sinn noch währte. Erst in den Zeiten der Bürgerkriege lehrte die griechische Philosophie die Römer zweifeln; und später riß mit dem äußersten Sittenver- derbniffe auch Unglaube in den höheren Ständen ein. Wenn wir die ('•*) Schon Romulus soll sechzig Priester aus den angesehensten Männern gewählt haben. Aber erst sein Nachfolger gab — gleichfalls der Sage nach — dem Religionswesen eine feste Gestalt. (**) In großen Gefahren, als bei einigen gallischen Kriegen, wurden Menschen geschlachtet. Nach der Niederlage bei Canna begrub man vier Personen lebendig. Der mildere Gebrauch, alljährlich eine Zahl Menschen- figuren in die Tiber zu werfen, floß wohl ursprünglich aus derselben Quelle.

3. Bd. 2 - S. 278

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
278 Zweites Kap. Religion. Erzählungen des Livius und Plutarch lesen (welche wenigstens den Ton der betreffenden Zeiten, bei Plutarch auch wohl seine eigene Sinnesweise, schildern), wenn wir selbst einen Cicero von einem Traume, als einer von Gott eingegebenen Ahnung, sprechen hören (de divin. I. 28.); so können wir nicht verkennen, daß nicht nur Fröm- migkeit, sondern abergläubische Gcmüthsart und meist sklavische Götterfurcht ein Hanptzug des Römercharakters bei Großen und Kleinen gewesen. Trefflich hatten die ersten Gründer des Staates sowohl, als seine folgenden Häupter, diesen religiösen Sinn genüzt und gcpffcgt. Sie hatten ihn zu einer Hauptstüze der Verfassung, znm Triebwerke des Gehorsams und des patriotischen Eifers, znm Erhalter der politischen Tugend gemacht. Die Religion war das kostbarste Staatseigen- t h u m; sie antasten hieß gegen die Majestät des Volkes sündigen (*). Hinwieder wurde für Gottlosigkeit gehalten, die Fahnen zu verlassen, den Magistraten nicht zu gehorchen, gegen den Vorzug edler Ge- schlechter zu kämpfen. Ohne diese heilige Waffe wären die Patrizier viel früher und vollständiger der Plebs erlegen. Alle schwereren Pflich- ten, alle härteren Opfer wurden den Bürgern im Namen der Götter aufgelegt; alle Tugenden, an deren Erhaltung dem Staate lag, wurden zu Religionspflichten gestempelt; jedes Widerstreben wurde durch Autorität des Himmels gedämpft. Daher konnten die griechischen Götterfabeln, in so fern sie blos Dichterphantasie und theils von belustigender, theils von sitten- verderblicher Wirkung waren, in Rom keinen Eingang finden. Hier wurde nur ausgenommen, was p o li t isch - nü z ti ch schien. Der Charak- ter der römischen Religion blieb ernst und feierlich; sie reichte den Aus- schweifungen weder Deckmantel, noch Entschuldigung dar, sondern schärfte die Gebote der Sittlichkeit und des Rechts durch eine höhere Sanktion ein. Jedoch nicht des öffentlichen Rechts; denn da sie Staatsmaschine und Dienstmagd der Politik war, so gebrauchte man sie (bei Kriegserklärungen, Friedensschlüssen und Bündnissen waren Priester, die Fccialen, nöthig) zur Beschwichtigung des Ge- wissens, zur Aufrichtung des Selbstvertrauens in den abscheulichsten Kriegen und zur Beschönigung der gröbsten Attentate gegen das Völ- kerrecht. Aus demselben Grllnde, daß die Religion in Rom mehr znm Besten des Staates, als jenem der Bürger vorhanden war, floß auch die Unbestimmtheit ihrer Unsterblichkeitslehre. Es scheint die- (') Auch die Sacra prirat« (Hausgottesdienst) mußten vom Volte gebilligt seyn.

4. Bd. 2 - S. 251

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
2151 Kriegswesen. Die kleinsten Haufen waren von 10, dann von 100 Mann. Ans diesen wurden größere von 1000 und von 10,000 gebildet. Die Be- fehlshaber der lezteren (Chiliarchen und Myriarchen) ernannte der Feldherr, die Feldherren der König. Aber bei zunehmender Weichlichkeit verschmähten die Perser den Kriegsdienst, und nahmen Miethtrnppen; meistens ans den nörd- lichen und nordöstlichen Nomadenvölkern (sowohl dies- als jenseits der Reichsgrenze), lieber jedoch von den Griechen. Die Kerntrup- pcn der Perser waren bei den Feinden geworben. Bei besonders wichtigen Kriegen wurden Aufgebote an alle Na- tionen erlassen, die dem persischen Scepter huldigten. Alsdann ström- ten unübersehbare Schaaren aus allen Theilen des Reiches herbei, ein buntes Gemisch von Waffen und Kleidungen, Gesichtern und Sitten. Solche Züge erforderten ungeheuere Vorbereitungen; sie waren den Ländern verderblich, wodurch ihr Weg ging; aber — wie Lcrres und der lezte Dar ins erfuhren — gegen mäßige, diöciplinirte Heere vermochten sie Nichts. §. li>. Griechisches. Makedonisches. Dagegen zeigten die kleinen Schlachthaufen der Griechen eine überlegene, moralische Kraft. Dieselben bestanden aus Bürgern (in Athen war jeder Bürger vom achtzehnten bis zum sechszigsten Jahre zu Kriegsdiensten verbunden; und in den übrigen Staaten galten ähnliche Geseze), sonach aus Theilnehmern des Entschlusses zum Kriege und seiner Folgen. Sie stritten also mit deutlichem Bc- wußtseyn des Zweckes, fühlten ihr eigenes Interesse mit demselben verknüpft, und wurden begeistert durch die Idee des Vaterlandes. Auch hatten Erziehung, Beispiel und Kulturstand sie empfänglich gemacht für die Antriebe des Ruhmes und die Furcht der Schande. In den früheren Zeiten wurden sogar nur die vermöglicheren Bürger zu den Fahnen berufen, weil diese das meiste Interesse an der Vertheidigung des Staates hatten. In den Zeiten der Noth, und später durchaus, nahm man es nicht mehr so genau. Selbst blose Schuzverwandte, ja Sklaven, wurden bisweilen geworben. Bei den Spartanern zogen die Heloten weit zahlreicher, als die edlen Bürger in's Feld. Eine große Veränderung in allen Verhältnissen bewirkte in Grie- chenland der um die Zeiten des peloponnesischen Krieges anfgekom- mene Gebrauch der Miethtrnppen. Lurnö und Weichlichkeit einer- seits, dabei die Vermehrung einheimischer Kriege aus Herrschsucht und gehässiger Leidenschaft, endlich die Einführung des Soldes

5. Bd. 2 - S. 253

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
2o3 Kriegswesen. Später kommen fünfrudrige und noch größere Schiffe vor. Die See- taktik blieb sehr einfach, und konnte nicht wohl anders seyn, da die Flotten sich in der Nähe bekämpften: aber die Seeschlachten waren noch blutiger, als heute. Nicht viel verschieden, in Waffen, Organisation und Taktik, war von dem griechischen das maccdonische Kriegswesen. Doch hatten die Könige Makedoniens, besonders die Nachfolger Alexanders M. (also auch die syrischen und ägyptischen Könige) lauter stehende Truppen oder Miethsoldaten. Auch waren ihre Kriege meist nur persönliche, keine Nationalkriege. Philipp, durch Epaminondas gebildet, macht Epoche in der Kriegskunst. Seine genau und nach weisen Grundsäzen geordnete Pha- lanx ist bis auf Perseus fürchterlich geblieben. Eine volle Phalanx zählte 16,384 schwerbewaffnete Fußgänger, 8192 Mann leichte Trup- pen und 4096 Reiter. Die Fronte der Schwerbewaffneten war 1024 Mann, die Tiefe 16 (*). Alle Unterabteilungen, alle Stellungen der Phalanx beruhten auf dieser bequemen Wurzelzahl. Unwiderstehlich war ihr Stoß auf einem günstigen Schlachtfelde; auf einem unebenen, zer- schnittenen Terrain taugte sie nicht. Auch erlag sie der leicht beweg- lichen Legion. §. 16. Karthagisches. Karthago war vorzugsweise eine Seemacht, und zwar eine solche, die nach der Herrschaft des Meeres strebte, soweit dieselbe nach den damaligen nautischen Verhältniffen möglich war, und soweit ihre politischen oder Handelsverbindungen reichten. Darum unter- hielt auch der Staat gewöhnlich mehrere hundert Galeeren von großer Bauart und starker Bemannung (**), Die karthagische Flotte, die gegen Regulus focht, zählte 350 Galeeren, und führte 150,000 Mann; sie wurde von der (nur wenig schwächeren) römischen Flotte mit schreck- lichem Verluste geschlagen. Daß cs den Römern möglich war, in etlichen Jahren eine mit der karthagischen wetteifernde, ja ihr noch über- legene Marine zu erschaffen, beweist wohl deutlich die Unvollkom- menheit der alten Schiffbaukuust und Seetaktik. Aber Karthago war auch Landmacht, und bedurfte zur Besezung und Vcrtheidigung so ausgebreitcter Länderstrccken eine große Anzahl stehender Truppen. Die Bürger der herrschenden Gemeinde waren zu wenig zahlreich und dem Kriegsdienste zu abgeneigt, um dieselben aus ihrer Mitte zu erhalten. Nur in Nothfällcn griffen die gewerbfleißigen (*) Die Soldaten trugen 24 Fuß lange Spieße (Sarissen), die über das sechste Glied drei Schuh weit hinausragten. (•*) Die Ruderer waren meistens Sklaven: die Streiter aber Soldknechte.

6. Bd. 2 - S. 291

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
291 Schöne Künste und Wissenschaften. Allmälig versuchten die Römer ihr eigenes Künstlcrtakent. Aber niemals durften sie ihre Werke neben die griechischen stellen Auch wurden griechische Künstler zu allen bedeutenden Arbeiten gebraucht. Nur in der Baukunst mögen die Römer den selbstständigen Ruhm der Größe und Festigkeit ansprechen. Die Schönheit mußten sie auch hier von den Griechen lernen. Schon die Könige hatten in Rom die erstauuenswürdigeu Kloaken, dann das Kapitolinm und den Circus marimus erbaut. Nach einem langen Stillstände (denn die Wiedererbauung der Stadt nach dem gallischen Brande geschah flüchtig und schlecht) wurde die Herrscherin der Welt durch eine Menge von Prachtgebäuden geziert. Es stiegen stolze Tempel, Basiliken, Porticus, Bäder, Triumphbogen, Thea- ter und Amphitheater, selbst reiche Privatgebäude empor, alle prangend mit geraubten und gekauften Kunstschäzcn, überherrlich, aber beladen mit der geplünderten Völker Fluch. Doch schufen die Römer auch gemeinnüzige und wahrhaft große Werke. Ihre Was- serleitungen, ihre Heerstraßen, Brücken rc. verdienen die Bewunderung aller Zeiten. Kein Volk hat in solchen Sachen das römische erreicht. §. 6. Gymnastik und Musik. Von der Liebe der Griechen zur Gymnastik zeuget, was wir oben von den öffentlichen Spielen und Gymnasien sagten. Die mei- sten Uebungen derselben bezogen sich jedoch auf die Palästrik, welche nicht wohl eine schöne Kunst genannt werden kann. Der Orchestik aber (gleichfalls ein Tbcit der Gymnastik) kommt diese Benennung zu, weil Schönheit das Grundgesez des Tanzes ist. Der Gebrauch beim Gottesdienste (heilige Tanze kommen fast allent- halben vor), mehr noch die Anwendung aus's Theater, wo man auch die Mimik damit verband, hoben die Orchestik. Insbesondere gewann sie bei den Römern, welche die mimischen und panto- mimischen Spiele leidenschaftlich liebten, und zur höchsten Voll- kommenheit brachten (*). Auch die Palästrik wurde von ihnen ge- schäzt. Doch beschränkten die Bürger sich auf Privat-Uebungcn, und später besuchten sie die griechischen Spiele. Der Gymnastik wurde die Musik entgegengcsezt, aber man nahm dieses Wort in gar verschiedenem und oft sehr ausgedehntem Sinne. (*) D. h. indem sie die gedungenen öffentlichen Tänzer durch reiche Be- lohnung ermunterten. Ater an den Bürgern selbst wurde das Tanzen für eine schändliche Ausschweifung gehalten: wie aus dein Eifer erhellt, wo- mit Cicero den Murena gegen die Beschuldigung des Tanzens verlheidigt. pro Muren. G. 19

7. Bd. 2 - S. 254

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
254 Erstes Kap. Bürgerlicher Zustand. Bewohner Karthago's zu den Waffen, und stellten ein ansehnliches Heer. In gewöhnlichen Zeiten war nur eine kleine Kriegschaar — die heilige genannt — aus Karthagern bestehend. In derselben dien- ten die vornehmeren Burger zu Pferd. Einen größeren Schlackt- hanfen und eigentlich den Kern des Heeres bildeten die afrikanischen Unterthanen Karthago's, die Libyer, wie Polybius sie nennt. Aber die Hauptmasse desselben bestand aus Söldlingen, welche Karthago weit und breit unter vielen Völkern und Stammen warb. Kein alter Staat hat das System fremder Micthtruppcn in einem so großen Um- fange und so beharrlich, wie Karthago, ansgeübt. Fast alle Lander, wohin cs handelte, waren zugleich seine Werbepläze: mit dem Golde der einen Nation erkaufte cs das Blut der anderen, und machte ab- wechselnd den Handelsgewinn dem Kriege und diesen dem Handel dienen. Heeren (*) hat eine anziehende Schilderung eines karthagischen Heeres geliefert, wo sich die schwerbewaffneten Spanier, die halb- nakten Gallier, vermischte Haufen von Italienern und Grie- chen, die wilden balearischen Schlenderer und die vielen afri- kanischen Horden ans allen Ländern von Eyrene bis zum atlan- tischen Meere — insbesondere die n n midi sch en Reiter — versammelt fanden, und sich mit gegenseitigem Erstaunen betrachteten. Auch hat derselbe Schriftsteller die Vortheile und Nachtheile dieses Systemes — die Leichtigkeit, Heere zu errichten und ihren Verlust zu ersezcn, die Vervielfachung der Handelsverbindungen und des politischen Einflusses, dagegen aber den fast nothwendigen Verlust solcher bunt unter einan- der gemengten, meist nur leichten und indisciplinirten Truppen gegen wohlorganisirte Heere, den Mangel an Eifer und mehr noch an Treue, die Länderverwüstungen und Epidcmicen, endlich den prekairen Zustand einer nicht auf einheimischer Kraft beruhenden Größe — so schön in's Licht gestellt, daß demselben Nichts znznfügen bleibt. In den karthagischen Heeren spielen auch die Elephanten eine bedeutende Rolle. Diese und die Streitwagen treffen wir auch bei den morgen ländischen Nationen, und selbst in den macedoni- schen Reichen an. Bei der Verbesserung des Kriegswesens wurden sie von geringerer Brauchbarkeit erfunden. §. 17. Römisches. Mehr, als alle übrige Völker, hat Rom im Kriege geleistet. Denn nur bei Ihm war er die Hauptsache; bei den Persern war cs der Gehorsam, bei den Griechen die Freiheit, in Karthago (*) Afrik. Völker S. 287 f.

8. Bd. 2 - S. 256

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
236 Erstes Kap. Bürgerlicher Zustand. Jede Legion war in zehn Co horten, jedes Treffen in zehn Ma- li ipe ln, eine Manipet weiter in zwei Centnrien (nur bei den Triaricrn nicht) getheilt; (die Reiter in Turnen, jede von drei Dc- curien). Die Cohorte enthielt sonach von jeder Waffengattung einen Manipel. Diese Einthcitnng und die ganze Anordnung der Legion, wornach ein Treffen das andere in seine Zwischenräume aufnehmen konnte, gab ihr eine bewunderungswürdige Leichtigkeit, Beweglichkeit — auf jedem Lokale und zu jeder Evolution — und, war sie znsam- mengerückt, eine furchtbare Stärke im Stoß. Die römische Infanterie war wohl die beste, die jemals gewesen. Sie hat die Wett erobert. Die Kavallerie mochte nur schwer gegen die numidische, gegen die paethische gar nicht aufkommen. Aber in europäischen Kriegen wird immer das Fußvolk entscheiden. Auch eine Art der Artillerie hatten die Römer in ihren verschiedenen Kricgsmaschienen, deren Wirkung in Schlachten und Belagerungen allerdings furchtbar war. — Von der römischen Marine ist das Nöthige schon in der detaillirtcn Geschichte gelegentlich bemerkt wor- den. Auch haben wir dort gesehen, daß bei der Belagerung von Veji zum crstenmale den Truppen Sold bezahlt wurde. Im Verhältnisse der damaligen Preise der Lebensmittel waren die zwei, vier und sechsobolen, welche zu Polybins Zeiten der gemeine Mann, der Centnrio und der Reiter täglich erhielten, mehr, als unser heutiger Sold. Wir übergehen das Detail der Schlachtordnungen. Vieles in ihrer Theorie war ans ewigen Regeln entnommen. Manches könnte heut zu Tage bei veränderten Waffen nicht mehr brauchbar seyn. Wachsamkeit, Vorsicht, selbst bei anscheinender Schwäche des Feindes (*), Strenge der Disciptin (so oft sie nachließ, was in einzelnen Zeiten geschah, wurden die Römer geschlagen), Kleinheit des Tross es — die Soldaten trugen ihre Bedürfnisse fast alle mit sich — Geheimhaltung des Vorhabens, Erforschung und weise Benüznng des Charakters der feindlichen Völker und Feldherren, geschickte Wahl des Schlachtfeldes, dann eine große Manier des Krieges, wcla^ darin besteht, nnverrückten Blickes ans den Zweck loszngehen, schnell und entscheidend zu handeln, nie ¿it wanken, nie nachzulassen — vor- züglich aber die Kunst, ans die Gemüther der Soldaten zu wirken, ihre physische Kraft durch moralische Triebfedern, ihren Muth durch Begeisterung zu erhöhen — dies waren die Mittel, wodurch die römi- (*) Die Römer, so oft sie lagerten, verschanzten sich, selbst für eine einzelne Nacht. Sie ungewahrt zu überfallen, war fast unmöglich. Die Marsche geschahen meistens in Schlachtordnung.

9. Bd. 2 - S. 141

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
141 Viertes Kap. Römische Geschichte. legen Willen, zur Schlacht. An den Ufern des A ufi du s (*) bei dem Flecken Canna wurde sie geliefert, die verderblichste für Rom in seiner ganzen Geschichte. An diesem Tage sieten 45,000 Bürger, es fielen 80 Senatoren, viele Consnlaren und Staatsbeamte und die Blüthe der Ritterschaft. Aemilius Paulus nahm einen schönen Tod, Terenti us Varrò die Flucht. Dennoch ging ihm der Senat- um des Volkes Muth zu erhalten — dankend entgegen, dafür, daß er am Heile des Vaterlandes nicht verzweifelt. §. 88. Folgen derselben. Dies war das Zenith von Hannibals Glück und Ruhm. Das erste begann jezt zu sinken, der zweite nie. Zwar werfen ihm Viele vor, daß er nach dem großen Siege nicht schnell, wie Maharbal wollte, das Kapitol gcstürmet: und in der That ist es ein wichtige- res Talent, Siege zu benüzen, als Schlachten zu gewinnen; aber daß der Tag bei Canna ohne entscheidende Folgen blieb, lag wohl in den Umständen und nicht in Hannibal's Schuld. Mit 26,000 Mann war er von den Alpen hinabgestiegen, und hatte seitdem, außer der gallischen Hilfe, keine bedeutende Verstärkung erhalten. Wie konnte er nun, im dritten Feldzuge, nach so vielen Gefechten und vier groß- ßen Schlachten, stark genug seyn, das zwar bluttriefende, aber noch immer an Volk und Waffen reiche Rom anzugreifen; Rom, dessen eigenthümlicher Charakter darin bestand, nach Unfällen am furchtbar- sten zu seyn? Daher, um nicht die Frucht der Siege durch Verwegen- heit zu vertieren, beschloß Hannibal, bevor er das Größte wagte, durch Gewinnung der römischen Bundesgenossen sich zu verstärken, und karthagische Hilfe zu erwarten. Auch fielen jezt die meisten Völker des unteren Italiens ab von dem längst gehaßten Rom. Solches that auch Campanie» mit seiner Hauptstadt Cap na. 2n diesem schönen, von der Natur überreich begabten Lande (**), dessen schwel- gerische Einwohner keine Kunst höher, als jene des Genusses schäz- ten, nahm Hannibal die Winterquartiere. Unmäßigkeit und Wollüste entnervten daselbst seine Krieger: nach geschmecktem Uebersiusse schie- nen Entsagung und Mühseligkeit unerträglich. Aber vergebens begehrte Hannibal Verstärkung von Karthago. Hanno bcharrte bei seiner Anfeindung des barkinischen Hauses, und da dieses auf den Krieg seine Größe baute; so erhob jener sich (*) Gleich nach der trasimenischen Schlacht war Unteritalien derschan- plaz des Krieges geworden. (**) Omnium non modo Italia, scd toto orbe terrarum, pulcherrima Campania« plaga est. Nihil mollius coclo, nihil uberius solo : ideo Liberi Cererisque certame» dicitur. Florus.

10. Das Mittelalter - S. 20

1884 - Mainz : Kirchheim
20 Die alten Deutschen. Kriegswesen. Blutsverwandten; denn so wurden die einzelnen am meisten zu wetteifernder Tapferkeit und Ausdauer angeregt. Die Schlachtordnung war der Keil an dessen Spitze und Seiten die Stärksten und Tapfersten standen. Den Kern des Heerbannes bildete das Fußvolk, das mit der zum Stoß und Wurf benutzten Lanze bewaffnet war; daneben aber mich das wuchtige Schwert, Keulen und Streitäxte, seltener Bogen und Pfeile trug. Der große, aus Weidengeflecht gefertigte, mit Häuten überzogene und buntbemalte Schild deckte fast den ganzen Mann; Helm und Panzer trugen nur wenige. Neben dem Fußvolk gab es auch eine tüchtige Reiterei, die mit großer Gewandtheit auf den kleinen Pferden ohne Sattel kämpfte. Nicht selten fochten Fußsoldaten mit Reitern untermischt. Kurz vor Beginn des Kampfes ertönte der fchreckenerregende S chlach tg e f aug; dann folgte ein wütender Ansturm, der meistens ans den ersten Stoß den Kamps entschied, manchmal aber auch die eigene Ordnung störte und so dem Feinde den Sieg erleichterte. Als letzte Zuflucht für das geschlagene Heer galt die Wagenburg, wo mit der Kraft der Verzweiflung Männer, Frauen und Kinder das Eindringen der Feinde zu hindern suchten. Verschieden von dem Volksheere sind die Geleite oder Gefolgschaften. Nur der König in monarchischen und die Fürsten (Vordersten) in republikanischen Staaten waren berechtigt, dieselben zu halten. Sie bestanden ans jungen, kriegslustigen Männern, oft jüngeren Söhnen ohne eigenes Erbe, die sich durch ihren Eid auf Leben und Tod in den Dienst des Ge-solgsherrn ergaben, für ihn in allen Fehden kämpften, sein Leben mit dem ihrigen schützten. Dagegen gewährte ihnen der Gesolgs-herr Unterhalt, Beute und Ehre. Er socht an ihrer Spitze; für ihn war es eine Schande, sich an Tapferkeit übertreffen zu lassen, für bte Genoffen bte größte Schmach, ohne ihren Herrn aus der Schlacht zurückzukehren. Die Gefolgschaft gab ein größeres Ansehen im eigenen Volke, aber auch als Bundesgenossen in den Kämpfen fremder Stämme wurden mächtige Gefolgsherren eifrig gesucht. Da endlich Adlige, Freie und selbst Freigelassene in solchen Dienst eintraten und hier ihren Rang von dem Herrn nach ihrer Tüchtigkeit erhielten, so ist in dieser Einrichtung der erste Ansang zur Heranbildung eines neuen Abels, des Di enst-a b e l s , zu erkennen. 3. Die Keligion brr Deutschen. Der sittlich-ernste Sinn des bentschen Volkes und seine Empfänglichkeit für das Wunderbare der Natur zeigt sich auch in
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