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1. Bd. 2 - S. 277

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
277 Zweites Kap. Religion. selbe war — so wie Numa sie einführte (*) — hetrurischen Ur- sprungs, aber gleichwohl in den meisten Stücken der griechischen ähnlich. Auch mochte schon in den frühesten Zeiten auf mancherlei Wegen die griechische Mythologie nach Italien gelangt seyn, und der nachmalige nähere Verkehr der Römer mit den Griechen veran- laßte noch eine genauere Gleichförmigkeit. Wir treffen in Rom die- selben Gottheiten, wie in Hellas, nur mit verändertem Namen, die- selben Göttergeschichten, nur minder poetisch, und sehr ähnliche Ge- bräuche an, nur etwas modifiât nach den übrigen Begriffen und Verhältnissen der Römer und vermehrt durch einige Nationalgötter (wie Aeneas, Quirinus re.) und andere, welche eigens die Klngs heit der Gesezgeber zu moralischen oder politischen Zwecken geschaffen, als Fides, Terminus n. s. w. So finden wir auch eine ganz ähnliche Gottesverehrung durch Gebete, Opfer (leider auch Men- schenopfer! * **), vielerlei Feste, Spiele und Mysterien. Von den hei- ligen Spielen (den circensischen, amphitheatralischen und scenischen) wird an einem anderen Orte die Rede seyn. Die My- sterien waren der Ceres, Proserpina, Bona Dca und dem Bacchus geweiht, aber minder wichtig, als die griechischen. Der Tempel waren viele, die meisten prächtig; airch wurde in Hainen, Höhlen rc. die Gottheit verehrt. Das Detail der römischen Mythologie kann ich wohl bei meinen Lesern voraussezen. Doch ist nicht dieses oder das blose Gerüste, das Materielle der römischen Religion, was den Welthistoriker in- tereffirt, sondern der innere Charakter derselben und ihr Verhält- niß zum Staate und zur allgemeinen Kultur. Die Römer waren sehr religiös. Kein öffentliches, kein wichti- geres Privatgeschäft wurde ohne Anrufung der Götter und ohne reli- giöse Gebräuche begangen. Sie glaubten sich ringsum von Göttern umgeben, den Zeugen ihrer geheimsten Handlungen, den Rächern des Lasters, den Leitern und selbst Verkündern des Schicksals. Rom war schon Herrscherin der Welt, als dieser fromme Sinn noch währte. Erst in den Zeiten der Bürgerkriege lehrte die griechische Philosophie die Römer zweifeln; und später riß mit dem äußersten Sittenver- derbniffe auch Unglaube in den höheren Ständen ein. Wenn wir die ('•*) Schon Romulus soll sechzig Priester aus den angesehensten Männern gewählt haben. Aber erst sein Nachfolger gab — gleichfalls der Sage nach — dem Religionswesen eine feste Gestalt. (**) In großen Gefahren, als bei einigen gallischen Kriegen, wurden Menschen geschlachtet. Nach der Niederlage bei Canna begrub man vier Personen lebendig. Der mildere Gebrauch, alljährlich eine Zahl Menschen- figuren in die Tiber zu werfen, floß wohl ursprünglich aus derselben Quelle.

2. Bd. 2 - S. 90

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
Drittes Kap. Makedonische Geschichte. aufgebaut, war unbedeutend, und in Korinth tag maccdonische Be- saznng. In vielen Städten waren kleine Tyrannen. Iezt erneuerten vier von den zwölf alten achäischengemeinden ihren durch den Drang der Zeiten unterbrochenen Bund (3698. 285 v. Ehr.). Wir kennen die Namen der Melchthale und Stauffacher Achaja's nicht: aber, wie diese, haben sie den Dank der folgenden Geschlechter verdient. Ihr Werk, das auf Eintracht, Gleichheit und Freiheitsliebe gegründet war, gedieh und erstarkte. Nachdem die übrigen Städte Achaja's zum Bunde getreten, brachte Aratns (*) seine Vaterstadt Sicyon, die er von ihrem Tyrannen befreit hatte, das wichtige Korinth, dessen mace- donische Bcsaznng er heldenmüthig vertrieben, das nahe Megara und selbst Athen, die Zierde Griechenlands, zu demselben, und verstärkte ihn fortwährend durch — meist peloponnesische — Städte, deren Tyrannen er bald durch List, bald durch Waffen besiegte. Wäre aus dem achäi- schen Bunde ein griechischer geworden, schönere Zeiten, als selbst die Ei- monischcn, hätten kommen können. Aber er fand — außer Makedonien, seinem natürlichen Feinde von Anfang her—in Norden an den Actoliern, in Süden an Sparta die gefährlichsten Gegner. In dem gallischen Kriege hatten die äto tischen Stämme sich Ruhm erworben. Es gab solches Anlaß zur festen Schließung ihres alten Bundes und zur Erweiterung desselben. Dieses ungeschlachte Volk, nur im Kriege und Rauben geschickt und, troz der griechischen Abkunft, von acht barbarischer Sitte, erhielt hiedurch Macht und Einfluß. Niedrige Eifersucht machte den äolischen Bund zum Feind des achäischen, und seine Rohheit gab ihn den Intriguen der auswärtigen feineren Politik preis. §. 18. Cleomenes von Sparta. Eine Revolution, die sich damals in Sparta zutrug, hatte ent- scheidenden Einfluß auf die griechischen Geschäfte. In dieser Stadt gab jezt die eingerissene, äußerste Ungleichheit des Vermögens (bewirkt thcils durch die Anhäufung des Goldes und Silbers lst oben S. 57], theils durch die Einführung der Veräußerlichkeit der Gründe) und ihre Folge, die allgemeine Korruption, bei dem Fortbestände der alten lykurgischcn Formen den widerlichsten Anblick. Zugleich war die Macht der Ephoren in tyrannische Oligarchie ausgeartet. Der junge König Agis !Z?., der lezte der Enrytioniden, beschloß das Wagestück einer Reform, damit bei wieder hergestelltem Grunde auch die spartanische Größe sich wieder erhebe. Er theilte seinen Enthusiasmus durch Rede und (*) 3733. 250 v. Chr. Schön und treffend bat ihn Johann von Müller dem gewandten Rudolph Brun verglichen, der durch das mächlige Zürich den schwachen Bund der Waldffädte verstärkte.

3. Bd. 2 - S. 129

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
129 Viertes Kap. Römische Geschichte. ftchen. Es war beinahe unmöglich, daß er anders, als dnrch den-völ rigen Rn in der einen oder der andern, ende. Als Karthago später nicht sowohl gegen die Freiheit der griechischen Städte, als gegen die Ueber- macht Syrakusens stritt; so gewann der Kampf ein noch höheres welthistorisches Interesse. Der Besizer Sicitiens schien nach der dama- ligen Lage der Dinge zur Herrschaft des Mittelmecres und gewisser- maßen der Wett bestimmt. Hätte Syrakus — wie es im Plane seiner Fürsten lag — ganz Sicilien nebst Großgricchenland zu einer Macht vereint; Karthago wäre derselben erlegen, und Rom hätte schwer- lich anfkommen mögen. Wäre Karthago Gebieterin Sicitiens gewor- den; so hätte seine Herrschaft einen festen Grund erlangt, und Rom hätte ssc nicht gestürzt. Diese Betrachtungen mögen die Karthager vor dem Richterstnhle der Politik darüber rechtfertigen, daß sie Ströme von Blut vergossen, und Berge von Gold verschwendeten, um Sicilien zu erringen. Von den ältesten Kriegen, die sie deßhatb führten, sind nur dunkle Spuren vorhanden. Sie sollen schon mit Darius 1. im Bunde gegen die Griechen gewesen scyn. Von jenem, den sie mit Serres schlossen, und von der großen Niederlage, welche ihnen damals K. Gelo I. von Syrakus bei Hi mera (3504. 479 v. Ehr.) beibrachte, haben wir oben geredet. Siebenzig Jahrelang wagten sie keinen neuen Versuch, und schränkten sich ans wenige Küstenpläzc ein, welche in ihrem ab- hängigen Zustande mit den griechischen Freistaaten nicht wetteifern konnten. Aber sie stärkten sich indessen dnrch Befestigung ihrer Macht in den übrigen Inseln und in Afrika selbst. Das Hans des Mago war es, welches von Cambyscs Zeiten an dnrch mehr als hundert Jahre an der Spize ihres Staates in Krieg und Frieden stand, und eine Menge von Helden erzeugte, die, ungeachtet gehäufter Unfälle, so sie erfuhren, als die eigentlichen Gründer der karthagischen Größe zu betrachten sind. tz. 16. Syrakus. Dionysius (*). Auch Hannibal und Himilko, welche gleich nach dem Unglücke der Athener in Sicilien gegen Syrakus stritten, waren— aber v cr- in uthlich die lezten — aus Mago's Haus. Egesta, welches durch jene Katastrophe seine Schüzer verloren, rief die Karthager zu Hilfe. Sie (*) Arnold's Geschichte von Syrakus, von Gründung der Stadt bis auf den Umsturz der Freiheit durch Dionysius. Gotha 1816. (©. Ch Kell- ner' s). Edle Griechen in den Revolutionszeiten des alten Syrakus. Leivi. 1800. 2 Thle. F. Ch^ Matthias Bemerkungen zu den livirnisch-polybischen Beschreibungen der Schlacht von Cannä und der Belagerung von Syrakus. Franks, a. M. 1807. Ii. 9

4. Bd. 2 - S. 191

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
191 Viertes Kap. Römische Geschichte. Schicksal, so wie seine Gaben sind gleich wunderbar, und weisen auf das Verhäng«iß hin, welches nach unerforschlichen Gesezen hier und dort zur Gründung, zur Wiedergeburt, zur Zertrümmerung der Staaten einzelne außerordentliche Menschen entstehen läßt, in deren Thun und Wirken — im Guten, wie im Bösen — ein höherer An- trieb, eine eigenthümliche, der gewöhnlichen Beurtheilnng nicht unter- liegende, Kraft zu erkennen ist. Das Imposante, welches in solchen Charakteren liegt, hindert meistens die unbefangene Würdigung ihres moralischen Werthes, und noch Keinem vielleicht ist solches mehr, als Cäsarn, zu Statten gekommen. Die meisten Schriftsteller erschöpfen sich in Lobpreisungen dieses Mannes; selbst der kraftvolle Redner der Freiheit, Joh. v. Müller, hat ihn sich zum Liebling erkoren; und dennoch sind bei kalter Betrachtung häßliche Flecken an ihm sichtbar. Zwar Niemand übertraf ihn an Kühnheit, Beharrlichkeit, Scharfblick, Gegenwart des Geistes, Verschlagenheit, Menschenkenntniß und wei- ser Benüzung der Zeit; und wenige Krieger sind, wie Er so leutselig, menschlich und den Wissenschaften so bold und vertraut gewesen: aber seine unbändige Ehrsucht, welche nicht nur jeden Obern, son- dern auch jeden Gleichen ihm unausstehlich machte, und welche nicht nur nach dem höchsten Range — wie etwa Pompejus —, sondern nach wahrer Herrschaft strebte, mußte ihn, fast unter jedem Verhältnisse, zur Geisel seines Volkes machen. Dieser Leiden- schaft willen wurde E r — ungeachtet der sonst edelsten Anlagen — ein ungerechter Richter (*), ein böser Bürger, ein treuloser Freund, ein Würger der Menschen. Zu diesem allgemeinen Umrisse wird die folgende Geschichte die näheren Bestimmungen hinzuthun. §. 64. Der Krieg wider die Seeräuber. Eine der wichtigsten consutarischen Verhandlungen von Pom- pejus war die kx tribunicia gewesen, wodurch die von Sulla au- geordneten Beschränkungen der tribunicifchen Macht, insbesondere das Verbot, daß kein gewesener Tribun noch eine andere Magistratur er- langen solle, abgeschafft wurden. Aus Dankbarkeit kamen nun die Tribunen Pompejus Wünschen zuvor, und bald ergab sich der Anlaß, ihn außerordentlich zu erhöhen. Der Fall von Karthago und Korinth und der Grundsaz Roms, die Herrschaft des Mittelmceres auf wohlfeile Weise ohne eigene große Seemacht durch Zerstörung jener der Feinde zu behaupten, hatte das Aufkommen der Seeräuber begünstigt, welche seit geraumer Zeit alle römischen Meere und alle Küsten beunruhigten. Mithridates mun- (*) S. Cicero 2>ro l\abir. G. li. Sucton. Jul. Caes. 12.

5. Bd. 2 - S. 291

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
291 Schöne Künste und Wissenschaften. Allmälig versuchten die Römer ihr eigenes Künstlcrtakent. Aber niemals durften sie ihre Werke neben die griechischen stellen Auch wurden griechische Künstler zu allen bedeutenden Arbeiten gebraucht. Nur in der Baukunst mögen die Römer den selbstständigen Ruhm der Größe und Festigkeit ansprechen. Die Schönheit mußten sie auch hier von den Griechen lernen. Schon die Könige hatten in Rom die erstauuenswürdigeu Kloaken, dann das Kapitolinm und den Circus marimus erbaut. Nach einem langen Stillstände (denn die Wiedererbauung der Stadt nach dem gallischen Brande geschah flüchtig und schlecht) wurde die Herrscherin der Welt durch eine Menge von Prachtgebäuden geziert. Es stiegen stolze Tempel, Basiliken, Porticus, Bäder, Triumphbogen, Thea- ter und Amphitheater, selbst reiche Privatgebäude empor, alle prangend mit geraubten und gekauften Kunstschäzcn, überherrlich, aber beladen mit der geplünderten Völker Fluch. Doch schufen die Römer auch gemeinnüzige und wahrhaft große Werke. Ihre Was- serleitungen, ihre Heerstraßen, Brücken rc. verdienen die Bewunderung aller Zeiten. Kein Volk hat in solchen Sachen das römische erreicht. §. 6. Gymnastik und Musik. Von der Liebe der Griechen zur Gymnastik zeuget, was wir oben von den öffentlichen Spielen und Gymnasien sagten. Die mei- sten Uebungen derselben bezogen sich jedoch auf die Palästrik, welche nicht wohl eine schöne Kunst genannt werden kann. Der Orchestik aber (gleichfalls ein Tbcit der Gymnastik) kommt diese Benennung zu, weil Schönheit das Grundgesez des Tanzes ist. Der Gebrauch beim Gottesdienste (heilige Tanze kommen fast allent- halben vor), mehr noch die Anwendung aus's Theater, wo man auch die Mimik damit verband, hoben die Orchestik. Insbesondere gewann sie bei den Römern, welche die mimischen und panto- mimischen Spiele leidenschaftlich liebten, und zur höchsten Voll- kommenheit brachten (*). Auch die Palästrik wurde von ihnen ge- schäzt. Doch beschränkten die Bürger sich auf Privat-Uebungcn, und später besuchten sie die griechischen Spiele. Der Gymnastik wurde die Musik entgegengcsezt, aber man nahm dieses Wort in gar verschiedenem und oft sehr ausgedehntem Sinne. (*) D. h. indem sie die gedungenen öffentlichen Tänzer durch reiche Be- lohnung ermunterten. Ater an den Bürgern selbst wurde das Tanzen für eine schändliche Ausschweifung gehalten: wie aus dein Eifer erhellt, wo- mit Cicero den Murena gegen die Beschuldigung des Tanzens verlheidigt. pro Muren. G. 19

6. Bd. 2 - S. 231

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
Staatsverfassung und Regiesung. 23l ftund in genauer Verbindung mit dem formenreichen Hofceremoniel, ja mit dem gesummten System der Reichs- und> Provinzenverwaltung. Die heilsamsten Pflichten, zumal für Regenten und Obrigkeiten, wur- den durch dieselbe eingeschärft; und stand den Magiern keine bewaff- nete Macht und keine eigentlich politische Autorität zu Gebot, um jenen Vorschriften die Befolgung zu sichern; so hatten sie doch — als welche den Thron zunächst umgaben — auf das Ohr und auf das Herz des Monarchen durch Rede, That und heilige Gebräuche einen vielfälti- gen Einfluß. Derselbe, der alles Irdische zu seinen Füßen sah, mochte durch religiöse Schrecken von allzufrechem Mißbrauche der Gewalt ab- gehalten werden: und waren es oft egoistische Zwecke, wozu die Ma- gier ihr Ansehen brauchten; so gewöhnten sie doch den König, auch außer sich noch etwas für ehrwürdig zu achten, und bewahrten die Völker, die ihre Huldigung wenigstens thei len konnten, vor dem äußersten Grade der Wegwerfung an Einen. §.6. Griechische Verfassungen (*). Von den griechischen Verfassungen hat uns schon der erste Zeitraum das Wichtigere gelehrt (s. B. I. S. 218 f.), sowohl im All- gemeinen als insbesondere von Athen und Sparta. Ihre späteren Veränderungen aber und den wiederholten Wechsel derselben in den Formen und in dem Geiste haben wir oben in der detaillirten Geschichte beleuchtet. Zur Ergänzung bleiben uns noch einige Rückblicke, und einige zerstreute Bemerkungen übrig. Die Verbindung der Griechen unter sich zu einem allgemeinen Staatensysteme war fester in diesem Zeiträume, so lange die He- gemonie Sparta's, darauf Athcn's und dann wieder Spartä's währte. Aber diese Hegemonie war auch die Quelle innerer Kriege, und, was die Griechen dadurch an äußerem Ansehen gewannen, das verloren sie an innerer Freiheit. Die übrigen politischen Bänder (s. B. L. S. 175.) verloren allmälig an Kraft, besonders, als nach dem Aufhören der Persergefahr der Gemeingeist erlosch. Der Bund der Amphiktyonen vermochte nicht die Griechen zusammcnzuhatten, da sich zu seiner schlech- ten Organisation noch die Ungleichheit der Machtverhältnisse der ein- zelnen Verbündeten gesellte. Ohnedem war sein Wirkungskreis fast ganz auf religiöse Angelegenheiten beschränkt. Das wichtigste, was er (*) Vgl. Manso, über den Begriff und Umfang der griechischen Hege« monie. Breslau 1804. Seusfert, über den volksthünilicben Geist im po- litischen Leben der griechischen Freistaaten. Göttingen 1815. -Tittmann's Darstellung der griech. Staatsverfaffungen. Leipz. 1822. Hüllman'ö Staats- recht des Alterthums. Cölln 1820.

7. Bd. 2 - S. 15

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
Erstes Kap. Geschichte der Perser. 16 Zweiter Abschnitt. Detaillirte Geschichte des zweiten Zeitraums. Erstes Kapitel. Geschichte der Perser (*). §. 1. Duellen. Von dem mächtigen Volke der Perser, welche das erste wahrhaft große Weltreich stifteten, und über zwei hundert Jahre lang die Schick- sale der halben damals bekannten Erde bestimmten, sind, außer den räthsethaften Trümmern von Persepolis, keine einheimischen Monu- mente mehr übrig. Viel haben sie freilich nicht gebaut, ihre Kraft war größer im Zerstören; und Geisteswerke, welche länger dauern mögen, als Paläste 'und Tempel, konnten nicht wohl gedeihen, wo barbari- scher Despotismus herrschte. Gleichwohl flößt cs ernste Betrachtungen ein, ein so großes und mächtiges Volk wie von der Erde weggewischt und nur noch in dürftigen Nachrichten seiner unbedeutendsten Sklaven und seiner Feinde leben zu sehen. Die gerühmten Reichsannalen oder Staatsarchive der Perser — eigentlich nur die Ausschreibung der königlichen Reden und Befehle — sind mit dem Reiche zu Grunde gegan- gen, und selbst die einheimische Sage ist bis auf wenige undeutliche oder verfälschte Laute verhallt. Denn offenbar trägt, was spätere mit- telasiatische Schriftsteller, wie Moses von Chorene, Ferdusi, Mirkond und Kondemir, von dem alten Perserreich erzählen, den Stempel der Ungereimtheit und Dichtung. Wir wüßten so viel als nichts von ihm, wenn nicht Juden und Griechen, beide vermöge ihrer Na- tionalverhältnisse allerdings zu glaubwürdigen Führern geeignet, uns einige Nachrichten darüber erhalten hätten. Aber diese Nachrichten sind leider unter einander verschieden und zum Theit widersprechend. Was Nehemias und Esra und der Verfasser des Buches Esther erzählen, weicht sehr von den Berichten der Griechen ab, und unter diesen selbst kömmt Keiner mit dem Anderen überein. Aeschylos (als Verfasser des historischen Drama's "btc Per- ser"), einer der Marathon'schen Streiter, der vielgereiste Herodot, Ktesias, Leibarzt des persischen Königs Ar ta re rr es, Xenophon, Anführer beim hochberühmten Rückzug der Zehntausende, Arrian , (*) Ueber Geographie, Denkmäler und Geschichte der Perser haben ge- schrieben: Hock, Herder, Tychsen, Grotefend, Witte, Hagemann, Lichtenstein, Munter u. A.

8. Bd. 2 - S. 141

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
141 Viertes Kap. Römische Geschichte. legen Willen, zur Schlacht. An den Ufern des A ufi du s (*) bei dem Flecken Canna wurde sie geliefert, die verderblichste für Rom in seiner ganzen Geschichte. An diesem Tage sieten 45,000 Bürger, es fielen 80 Senatoren, viele Consnlaren und Staatsbeamte und die Blüthe der Ritterschaft. Aemilius Paulus nahm einen schönen Tod, Terenti us Varrò die Flucht. Dennoch ging ihm der Senat- um des Volkes Muth zu erhalten — dankend entgegen, dafür, daß er am Heile des Vaterlandes nicht verzweifelt. §. 88. Folgen derselben. Dies war das Zenith von Hannibals Glück und Ruhm. Das erste begann jezt zu sinken, der zweite nie. Zwar werfen ihm Viele vor, daß er nach dem großen Siege nicht schnell, wie Maharbal wollte, das Kapitol gcstürmet: und in der That ist es ein wichtige- res Talent, Siege zu benüzen, als Schlachten zu gewinnen; aber daß der Tag bei Canna ohne entscheidende Folgen blieb, lag wohl in den Umständen und nicht in Hannibal's Schuld. Mit 26,000 Mann war er von den Alpen hinabgestiegen, und hatte seitdem, außer der gallischen Hilfe, keine bedeutende Verstärkung erhalten. Wie konnte er nun, im dritten Feldzuge, nach so vielen Gefechten und vier groß- ßen Schlachten, stark genug seyn, das zwar bluttriefende, aber noch immer an Volk und Waffen reiche Rom anzugreifen; Rom, dessen eigenthümlicher Charakter darin bestand, nach Unfällen am furchtbar- sten zu seyn? Daher, um nicht die Frucht der Siege durch Verwegen- heit zu vertieren, beschloß Hannibal, bevor er das Größte wagte, durch Gewinnung der römischen Bundesgenossen sich zu verstärken, und karthagische Hilfe zu erwarten. Auch fielen jezt die meisten Völker des unteren Italiens ab von dem längst gehaßten Rom. Solches that auch Campanie» mit seiner Hauptstadt Cap na. 2n diesem schönen, von der Natur überreich begabten Lande (**), dessen schwel- gerische Einwohner keine Kunst höher, als jene des Genusses schäz- ten, nahm Hannibal die Winterquartiere. Unmäßigkeit und Wollüste entnervten daselbst seine Krieger: nach geschmecktem Uebersiusse schie- nen Entsagung und Mühseligkeit unerträglich. Aber vergebens begehrte Hannibal Verstärkung von Karthago. Hanno bcharrte bei seiner Anfeindung des barkinischen Hauses, und da dieses auf den Krieg seine Größe baute; so erhob jener sich (*) Gleich nach der trasimenischen Schlacht war Unteritalien derschan- plaz des Krieges geworden. (**) Omnium non modo Italia, scd toto orbe terrarum, pulcherrima Campania« plaga est. Nihil mollius coclo, nihil uberius solo : ideo Liberi Cererisque certame» dicitur. Florus.

9. Das Mittelalter - S. 87

1884 - Mainz : Kirchheim
Sein Privatleben. °' Hühnern und Tauben, auch hielt man als Ziervögel Pfauen, Enten und Turteltauben. Die Aufsichtsbeamten mußten zu Weihnachten ein genaues Verzeichnis von dem ganzen Bestände an Vieh, Getreide, Wein, Honig, Eiern, Wolle n. s. w. einreichen, am Palmsonntag den Geldertrag abliefern und Rechnung ablegen. Wenn Karl feine Güter bereifte, was fehr oft geschah, fo war er ganz Landwirt und vergaß den König und Staatsmann; er nahm alles selbst in Augenschein, ordnete Verbesserungen an, prüfte die Bauanschläge und sah die Rechnungen nach, in welche alles bis aufs Kleinste, selbst jedes verkaufte Ei, eingetragen sein mußte. 6. Karls Privatleben und Tod. So groß Karl iu allen Verhülltnissen des öffentlichen Lebens war, fo liebenswürdig erscheint er irrt Privatleben. Wie er seiner Mutter stets die höchste Ehrfurcht erwies, so war er feiner Schwester Gisla ein liebevoller Bruder, feiner (Zweiten) Gemahlin Hildegard ein zärtlicher Gatte, feinen Kindern ein sorgsamer Vater. Seine Söhne ließ er nicht nur in den Waffen üben, sondern er war auch mit der größten Sorgfalt für ihre geistige Bildung bemüht. Eben so sorgte er dafür, daß feine Töchter, an denen er mit ganzer Seele hing, nicht nur in den weiblichen Künsten des Spinnens, Webens und Wirkens, sondern auch iu den Wissenschaften unterrichtet würden. Nie mochte er sie von feiner Seite lassen, und nicht bloß bei Tische mußten sie neben ihm fitzen, sondern sie begleiteten ihn auch auf feinen Reifen, gingen mit ihm auf die Jagd, und selbst auf feinen Kriegszügen trennte er sich nicht von ihnen. In feiner Lebensweise war er außerordentlich einfach. Niemand konnte müßiger fein in Speise und Trank. An seiner gewöhnlichen Mittagstafel gab es nur 4 Gerichte, außer dem Braten, den er von den Jägern am Bratspieß herbeibringen ließ, und den er fehr gern atz. Gastmähler fanden nur selten und an besonders festlichen Tagen statt; dann fah er aber auch gern recht viele Leute bei sich. Wein trank er wenig, selten mehr als dreimal bei Tische, und nichts verabscheute er mehr, als Trunkenheit; dagegen wurde es ihm fehr schwer, an Fasttagen ohne alle Speise fertig zu werden, und er meinte, das Fasten schade ihm. Zur Unterhaltung ließ er sich bei Tafel etwas von den Thaten der alten Könige, auch wohl aus den Schriften des heiligen Augustin vorlesen; auch liebte er bei Tische Saitenfpiel und Gesang. Nach der Mahlzeit pflegte er 2—3 Stunden zu schlafen;

10. Die neueste Zeit - S. 215

1886 - Mainz : Kirchheim
Österreich-Ungarn. 215 Flusse Leitha an der Grenze Österreichs und Ungarns jene Transleithanien, diese Cisleithanien genannt (das Ländergebiet jenseits und diesseit der Leitha); beide Halsten bildeten vereint die „österreichisch-ungarische Monarchie." Die ungarische Verfassung von 1848 wurde wieder hergestellt (s. S. 131), Siebenbürgen und Kroatien mit Ungarn vereinigt. Auch für die westliche Reichshälste erließ man ein neues Staatsgruudgesetz mit einem verantwortlichen Ministerium und einem in Herren-und Abgeordnetenhaus geteilten Reichsrat. Gemeinsam blieben beiden Hälften die auswärtigen Angelegenheiten, die Finanzen und das Kriegswesen; für sie wurde ein eigenes Reichsministerium ernannt, welches mit den von beiden Hälften zu wählenden „Delegierten" von je 60 Mitgliedern zu beraten hatte. Finanziell wurde Ungarn fehr gut gestellt, da es von den gemeinsamen Reichslasten nur 30 Prozent zu tragen hatte, 70 Prozent den deutsch-sl'awischeu Provinzen Zufielen. Minister von Beust trug sich noch mit anderen hochfliegenden Plänen; er dachte auf die eine oder andere Weise Österreichs verlorene Stellung in Deutschland zurückzugewinnen, sein Liebäugeln mit Frankreich war nicht mißznverstehen. Aber er hatte sich durch die Teilung der Monarchie selber die Hände gebunden; die Ungarn, welche dnrch Königsgrätz ihre alte Verfassung wieder erlangt hatten, fühlten sich durch nichts veranlaßt, in die deutsche Entwickelung einzugreifen. — Als Protestant hatte er natürlich auch kein Verständnis für die Rechte der katholischen Kirche und er suchte durch confeftionelle Gesetze ihre Wirksamkeit zu hemmen. Die Gerichtsbarkeit in Ehesachen wurde den weltlichen Gerichten übertragen, und die Leitung des Unterrichtswesens — mit Ausnahme des Religionsunterrichts — unter die Oberaufsicht des Staates gestellt. Damit war aber das zwischeu Österreich und Rom geschlossene Konkordat zerrissen. It. Von der Gründung des norddeutschen Bundes bis zur Errichtung des deutschen Kaisertums. 1. Spanien seit 1848. In Spanien (s. S. 82) war es nach mancherlei Schwankungen und Hosiutrigueu im September 1851 der Partei der Köuigin-Mutter gelungen, das Ministerium Narvaez zu stürzen und die königlichen Machtbefugnisse zu steigern. Dock
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