162
Viertes Kap. Römische Geschichte.
Gegen die sieggewohnten Legionen hielt sich die hilflose Stadt bis in's
dritte Jahr. Mehrere consularische Heere wurden geschlagen, cs schien
die Kraft der Belagerten täglich zu wachsen; fast zagten die Römer.
Da ernannten sie den jungen Scipio Aemilianus (Paul Aemil's
Sohn, aber durch Adoption des afrikanischen Seipio Enkel)
zum Consul, einen der vortrefflichsten Römer, seinen Ahnen an Tugend
und Tapferkeit gleich, über ihnen an Wissenschaft und feiner Sitte,
einen menschenfreundlichen Helden, und der früher gegen Cato laut
zu Gunsten der Karthager gesprochen. Aber jezt hielt er für Pflicht,
zu vollziehen, was der Senat und das Volk beschlossen, und er that
cs, seines Namens würdig. Die Legionen erhielten neuen Muth durch
seinen Anblick, Kriegszncht durch seine Strenge, durch seinen Genius
den Sieg. Die Kartbager thaten mehr, als glaublich ist. Der Ha-
fen war durch einen Damm gesperrt; wunderbar schnell wurde eine
neue Mündung gegraben und der Feind durch eine neue Flotte geschreckt.
Zwei Mauern waren gefallen, die dritte hielt. Das Heer vor der
Stadt wurde geschlagen, alle Zufuhr gehemmt, man trozte dem Hun-
ger, wie den Schrecken des Krieges. Endlich drang Scipio bei
Nacht in den leztcn Hafen; der untere Theit der Stadt wurde genom-
men, die obere Stadt und das Schloß (B yrsa) ergaben sich nicht. Da
stürmte Scipio sechs Tage und sechs Nächte lang; in allen Straßen,
Plazen, Häusern floß Blut. Unermüdet, furchtbar stritten die aus-
gehungerten Bürger gegen immer frische Truppen, bis die leztcn
Kräfte schwanden. Am siebenten Tage baten einige Abgeordnete um
Gnade. Gerne hätte Scipio sie allen ertheitt. Aber nur 50,000
Menschen ans einer Stadt, welche siebenmal hunderttausend zählte,
nahmen sie an, und zogen in jammervoller Gestalt nach Scipio's
Lager. Die klebrigen, in wilder Verzweiflung, stritten fort, zündeten
die Stadt an, und tödtetcn sich selbst in ihren Häusern, Tempeln, über
den Gräbern der Väter. Schauderhaft groß war die That eines Wei-
des, H a s dru ba l' s Gattin. Ihr Gatte nahm Gnade an. Sie strafte
ihn durch Wort und Blick, und, ihre Kinder umarmend, stürzte sie
mit ihnen sich von der Burg herab in die Flamme. Siebenzehn Tage
brannte die herrliche, übergroße, unglückliche Stadt; die Römer, auf
Befehl des Senats, vollendeten den Ruin. Aber mit erschüttertem Ge-
müthe sah Scipio sie in Asche sinken. Vergangenheit und Zukunft
standen vor ihm, und es gingen aus seinem Munde Homerys den-
tungsvolle Worte: „Kommen wird noch ein Tag, da die heilige Troja
wird fallen, Priamos fallen und Priamos Volk, des Lanzenberühmten
So verschwand von der Erde, nachdem cs hundert und zwanzig
Jahre mit Rom gewaltig gestritten, das weitherrschende, dem Handel
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T55: [Rom Krieg Römer Jahr Heer Cäsar Hannibal Pompejus Marius Schlacht], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T30: [Periode Abschnitt erster zweiter Zeitraum dritter Jahr Kapitel Sonne Planet]]
TM Hauptwörter (200): [T27: [Krieg Römer Rom Hannibal Karthager Karthago Jahr Scipio Spanien Rmer], T2: [Schiff Stadt Tag Nacht Sturm Feind Ufer Meer Land Feuer], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
262
Erstes Kap. Bürgerlicher Zustand.
siasmus für die hie und da erscheinenden einzelnen Schönheiten. Wie
ließe sich von Griechen etwas Anderes gedenken? —Die Gesezgeber
fühlten ihre Ohnmacht gegen den Hang der Natur, und duldeten meist
den Verkehr mit Hetären, welcher in späteren Zeiten fast allgemein
ward. Der freiere Umgang mit Männern, und zwar mit den aus-
gezeichnetsten Männern, gab den Hetären (cs waren meist Skla-
vinnen oder Fremde; Bürgerinnen, wenn sie dieses Gcwerb ergriffen,
verloren das Bürgerrecht) einen hohen Grad von Bildung; ihr geist-
voller, gefälliger Umgang mochte selbst den Ernst des Philosophen
anfheitern, und an vielen wurde selbst die Schönheit der Seele (so
weit sie verträglich ist mit solchem Stande) nicht minder gerühmt,
als jene des Körpers. Auch wurde den berühmtesten ans ihnen —
zwar keine bürgerliche Achtung, aber — eine der Vergötterung sich
nähernde, leidenschaftliche Huldigung im Leben und im Tode gezollt.
Die Namen einer Lais, einer Phryne wurden über ganz Griechen-
land mit Entzücken genannt;' Dichter und Künstler verewigten sie.
Kein prächtigeres Monnment gab cs in Hellas, als jenes, welches
unfern Athen Harpalns seiner geliebten Pythionice errichtete;
Lamia beherrschte, selbst noch alternd, den stolzen Demetrius,
den Städtebezwinger; und früher war Aspasia Genossin von Pe-
rikles Macht und Ruhm. Die Zahl der Hetären war sehr groß.
2n Korinth zählte man tausend Priesterinnen der Venus. Allmätig
nahmen auch freie Mädchen und Matronen die Sitten der Hetären
an, aber nicht ihre Liebenswürdigkeit.
Einen grellen Kontrast mit den leidenschaftlichen Verehrern der
Schönheit bildeten die Weiberfeinde (Misogyne), deren es in Grie-
chenland in ansehnlicher Menge und znm Theit unter den ausgezeich-
netsten Männern gab. Euripides war Misogyn. Melancholisches
Temperament, Bizarrerie oder unglückliche Liebe waren die Quellen
dieser Krankheit.
Die väterliche Gewalt bei den Griechen, wie bei den meisten
alten Völkern, war groß. Das neugeborene Kind, wenn es gebrech-
lich schien, oder der Vater sich zu dürftig für dessen Erziehung hielt,
mochte dieser zum Tode oder zur Aussezung verdammen. Wer cs
im lezten Falle anfnahm, behielt cs als Sklave. Die Spartaner
tödteten regelmäßig die schwächlichen Kinder; in Theben und weni-
gen anderen Städten hielt das Gesez diese Barbarei hintan. Allent-
halben in Griechenland wurde über die Erziehung sorgfältig ge-
wacht. Der Grnndsaz war herrschend, daß der Heranwachsende für
den Staat müsse erzogen werden. Daher stand entweder, wie in A then,
hie häusliche Erziehung unter Aufsicht und Leitung der Magistrate,
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Extrahierte Personennamen: Ernst Athen_Harpalns Aspasia
277
Zweites Kap. Religion.
selbe war — so wie Numa sie einführte (*) — hetrurischen Ur-
sprungs, aber gleichwohl in den meisten Stücken der griechischen
ähnlich. Auch mochte schon in den frühesten Zeiten auf mancherlei
Wegen die griechische Mythologie nach Italien gelangt seyn, und
der nachmalige nähere Verkehr der Römer mit den Griechen veran-
laßte noch eine genauere Gleichförmigkeit. Wir treffen in Rom die-
selben Gottheiten, wie in Hellas, nur mit verändertem Namen, die-
selben Göttergeschichten, nur minder poetisch, und sehr ähnliche Ge-
bräuche an, nur etwas modifiât nach den übrigen Begriffen und
Verhältnissen der Römer und vermehrt durch einige Nationalgötter
(wie Aeneas, Quirinus re.) und andere, welche eigens die Klngs
heit der Gesezgeber zu moralischen oder politischen Zwecken geschaffen,
als Fides, Terminus n. s. w. So finden wir auch eine ganz
ähnliche Gottesverehrung durch Gebete, Opfer (leider auch Men-
schenopfer! * **), vielerlei Feste, Spiele und Mysterien. Von den hei-
ligen Spielen (den circensischen, amphitheatralischen und
scenischen) wird an einem anderen Orte die Rede seyn. Die My-
sterien waren der Ceres, Proserpina, Bona Dca und dem
Bacchus geweiht, aber minder wichtig, als die griechischen. Der
Tempel waren viele, die meisten prächtig; airch wurde in Hainen,
Höhlen rc. die Gottheit verehrt.
Das Detail der römischen Mythologie kann ich wohl bei meinen
Lesern voraussezen. Doch ist nicht dieses oder das blose Gerüste,
das Materielle der römischen Religion, was den Welthistoriker in-
tereffirt, sondern der innere Charakter derselben und ihr Verhält-
niß zum Staate und zur allgemeinen Kultur.
Die Römer waren sehr religiös. Kein öffentliches, kein wichti-
geres Privatgeschäft wurde ohne Anrufung der Götter und ohne reli-
giöse Gebräuche begangen. Sie glaubten sich ringsum von Göttern
umgeben, den Zeugen ihrer geheimsten Handlungen, den Rächern des
Lasters, den Leitern und selbst Verkündern des Schicksals. Rom war
schon Herrscherin der Welt, als dieser fromme Sinn noch währte.
Erst in den Zeiten der Bürgerkriege lehrte die griechische Philosophie
die Römer zweifeln; und später riß mit dem äußersten Sittenver-
derbniffe auch Unglaube in den höheren Ständen ein. Wenn wir die
('•*) Schon Romulus soll sechzig Priester aus den angesehensten Männern
gewählt haben. Aber erst sein Nachfolger gab — gleichfalls der Sage nach —
dem Religionswesen eine feste Gestalt.
(**) In großen Gefahren, als bei einigen gallischen Kriegen, wurden
Menschen geschlachtet. Nach der Niederlage bei Canna begrub man vier
Personen lebendig. Der mildere Gebrauch, alljährlich eine Zahl Menschen-
figuren in die Tiber zu werfen, floß wohl ursprünglich aus derselben Quelle.
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Extrahierte Personennamen: Canna
Extrahierte Ortsnamen: Italien Rom Hellas Bona_Dca
278
Zweites Kap. Religion.
Erzählungen des Livius und Plutarch lesen (welche wenigstens
den Ton der betreffenden Zeiten, bei Plutarch auch wohl seine eigene
Sinnesweise, schildern), wenn wir selbst einen Cicero von einem
Traume, als einer von Gott eingegebenen Ahnung, sprechen hören
(de divin. I. 28.); so können wir nicht verkennen, daß nicht nur Fröm-
migkeit, sondern abergläubische Gcmüthsart und meist sklavische
Götterfurcht ein Hanptzug des Römercharakters bei Großen und Kleinen
gewesen.
Trefflich hatten die ersten Gründer des Staates sowohl, als seine
folgenden Häupter, diesen religiösen Sinn genüzt und gcpffcgt. Sie
hatten ihn zu einer Hauptstüze der Verfassung, znm Triebwerke des
Gehorsams und des patriotischen Eifers, znm Erhalter der politischen
Tugend gemacht. Die Religion war das kostbarste Staatseigen-
t h u m; sie antasten hieß gegen die Majestät des Volkes sündigen (*).
Hinwieder wurde für Gottlosigkeit gehalten, die Fahnen zu verlassen,
den Magistraten nicht zu gehorchen, gegen den Vorzug edler Ge-
schlechter zu kämpfen. Ohne diese heilige Waffe wären die Patrizier
viel früher und vollständiger der Plebs erlegen. Alle schwereren Pflich-
ten, alle härteren Opfer wurden den Bürgern im Namen der Götter
aufgelegt; alle Tugenden, an deren Erhaltung dem Staate lag,
wurden zu Religionspflichten gestempelt; jedes Widerstreben wurde
durch Autorität des Himmels gedämpft.
Daher konnten die griechischen Götterfabeln, in so fern sie blos
Dichterphantasie und theils von belustigender, theils von sitten-
verderblicher Wirkung waren, in Rom keinen Eingang finden. Hier
wurde nur ausgenommen, was p o li t isch - nü z ti ch schien. Der Charak-
ter der römischen Religion blieb ernst und feierlich; sie reichte den Aus-
schweifungen weder Deckmantel, noch Entschuldigung dar, sondern
schärfte die Gebote der Sittlichkeit und des Rechts durch eine höhere
Sanktion ein. Jedoch nicht des öffentlichen Rechts; denn da sie
Staatsmaschine und Dienstmagd der Politik war, so gebrauchte
man sie (bei Kriegserklärungen, Friedensschlüssen und Bündnissen
waren Priester, die Fccialen, nöthig) zur Beschwichtigung des Ge-
wissens, zur Aufrichtung des Selbstvertrauens in den abscheulichsten
Kriegen und zur Beschönigung der gröbsten Attentate gegen das Völ-
kerrecht.
Aus demselben Grllnde, daß die Religion in Rom mehr znm Besten
des Staates, als jenem der Bürger vorhanden war, floß auch
die Unbestimmtheit ihrer Unsterblichkeitslehre. Es scheint die-
(') Auch die Sacra prirat« (Hausgottesdienst) mußten vom Volte gebilligt seyn.
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223
Kultur überhaupt.
Feine Formen , Ucbcrsiuß an Bildungsanstalten, Politur der Sitten;
aber wenig Leben, lauter Maschinenartiges und Armuth an Geist und
Herz. Nicht also die Griechen. Keine Kraft, weder der Seele noch
des Körpers, blieb unentwickelt (*), keiner war die Form der Ent-
wicklung vorgeschriebe«; jeder Bürger, jede Gemeinde war selbststän-
dig, und aus dem bauten Gemische der persönlichen und der Votkscha-
raktere ging als allgemeiner Charakter die Regsamkeit, Vielseitigkeit,
das stolze Selbstgefühl und das rivalisirende Streben nach Vervoll-
kommnung hervor.
2) Dieses Alles ist schon vielmal gesagt worden; aber es ist der
Wiederholung werth. Nicht zu oft kann die Freiheit gerühmt werden.
Einige der neuesten Schriftsteller, um ja nicht zu sagen, was andere,
haben das Verdienst der griechischen Kultur lediglich oder doch vorzüglich
der — Poesie zugcschricbcn. Allerdings hat dieselbe Vieles gewirkt
(s. das folgende Kapitel Iii. und schon I. B. S. 306.), aber darum
Alles? — Sie hat der griechischen Kultur einen eigenen Ton und
einen höheren Schwung gegeben, sie aber nicht erschaffen. Ja sie selb st
war ein Kind der Freiheit, oder doch des Freiheitsinn es. Die älte-
sten Dichter sangen in Zeiten noch ungebündigter Natursreiheit, und ein
Homer, wiewohl er theoretisch die Fürstenmacht verthcidigte [f. Jl. Ii.
204.] (doch lebte er gerade in der Periode ihres Sturzes in Grie-
chenland), würde wohl so wenig, als seine großen Nachfolger unter
einem Sklaveuvolke erstanden, oder doch ohne mächtige Wirkung für
ein solches geblieben seyn. Anstatt allso die Poesie zur Hauptquclle der
griechischen Kultur zu machen, mögen wir lieber behaupten, daß der
allzupoetische Sinn der Griechen, während dem er den Künsten
förderlich war, die ernsten Disciplinen in ihrem Fortgange zurückgc-
halten habe, und daß durch ihn die Kultur zwar ästhetischer, schimmern-
der, aber minder solid, ja zum Theil frivol geworden.
3) Auch mittelst der Religion, welche großcntheils aus Poesie
hcrvorgegangen, hat leztere die Eigenthümlichkeit der griechischen Kultur
bestimmt. Wir kennen diese griechische Religion (s. B. I. S. 272 ff.),
wir wissen, wie sehr sie in's Privat- und iu's öffentliche Leben Angriff,
aus die Poesie selbst, von welcher sie ihre Gestaltung empfangen, ver-
edelnd zurückwirkte, den Künstlern Stoff und Begeisterung gab, und
die Menschen durch einen fortwährenden Zauber in einer Welt von
Göttern und Halbgöttern erhielt. Allerdings erhebend für's Gefühl und
. (*) Hievon machen etlicl'e Staaten, die, wie Sparta, eine auf ein-
seitige Zwecke berechnete Gelezgebung hatten, eine Ausnahme. Auch gab
es Stämme, wie die Aetolier, deren hartnäckige Wildheit die Kultur
nicht aufkommen ließ.
Ii.
15
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache]]
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226
Erstes Kap. Bürgerlicher Zustand.
belebend für die Kraft, aber der Philosophie hinderlich und unfruchtbar
für die Moral.
Diese Mangel wurden großenteils vergütet durch die glückliche
Organisation der Priesterschaft, welche zwar hier, wie allent-
halben, Feindin der Volksanfklärung war, aber nach ihren Verhält-
nissen derselben nur wenig zu schaden vermochte. Nicht die Priester
waren die Lehrer des Volks und die Erzieher der Jugend; cs wurde
nicht, wie im Orient, durch einen, wohl gar erblichen, Verein ihre
Macht gestärkt, das Monopol der Kenntnisse gehörte nicht Ihnen. Allen
im Volke war der Tempel der Wissenschaft offen (auch hier ist der
Geist der Freiheit sichtbar); Jeder mochte auf selbstgcwählter Bahn und
ungehindert seine Kraft versuchen, Jeder durch eigenthümlichen Geistes-
crwerb den allgemeinen Nationalschaz mehren, und in gegenseitigem
Wetteifer den Sporn zu unermüdeter Thätigkeit finden.
4) Und solches umso mehr, da auch die bürg erlichen Ge sez e
und Anstalten — insbesondere die wichtigen, so enthusiastisch began-
genen öffentlichen Spiele — auf die Erhöhung (euer schönen Riva-
lität zwischen Gemeinden, wie zwischen Einzelnen berechnet waren,
und die meisten Gcsezgeber, vorzüglich durch die Einführung einer
öffentlichen Erziehung dafür gesorgt hatten, daß von der frühe-
sten Jugend an in den Herzen der Bürger die Ruhmbegierde, der Na-
tionalstolz, die Liebe der Freiheit und des Vaterlandes entzündet, immer-
dar genährt und ein reges Streben nach allem Großen und Edlen
erzeugt würde.
§. 3. Und Ausbreitung.
Ans diesen Betrachtungen, in Verbindung mit Dem, was zerstreut
sowohl in der detaillirten Geschichte, als unter den übrigen Rubriken
von den Griechen gesagt ist, läßt sich die hohe Stufe, so wie der Cha-
rakter der griechischen Kultur würdigen und begreifen. Sie war
nicht rein und nicht ohne große Gebrechen, überhaupt mehr ästhe-
tisch, als rationell; für den Genuß des Lebensund die freie Reg-
samkeit der Kräfte vortrefflich, jedoch mit parteiischer Begünstigung
des Schönen vordem Nüzlichen, und weder dem Weltbürger-
sinne, noch der wahren Moral gedeihlich; ein anziehender Abdruck
des freudig erblühenden Jünglingsalters. Darum wäre es wohl
thöricht, ihre Rückkehr oder Nachbildung unter uns zu wünschen. Wir
können nicht mehr Griechen seyn, <> aber freuen wollen wir uns wenig-
stens" — wie ein geistvoller Schriftsteller sagt — "daß cs einmal Grie-
chen gegeben, und daß, wie jede Blüthe der menschlichen Denkart, so
auch diese ihren Ort und ihre Zeit zur schönsten Entwicklung fand." —
Wie weit die griechische Kultur durch Kolonien, Handel und
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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11
Viertes Kap. Allgemeinste Gestalt der Welt.
Ein Sieg hatte Cyrns das medische, ein anderer das ly dische,
ein dritter das b ab y lo nisch e Reich unterworfen. Das Schicksal schien
diese großen Massen nur darum gebildet zu haben, damit sie um so leichter
in eine noch größere zusammenfielen. Iezt war keine Macht mehr, die
sich mit Persien hätte vergleichen dürfen. Jedes überwundene Volk
gab neue Mittel und Streitkräfte her, um noch andere zu überwinden.
Es fiel das stolze Aegypten; Thrazien, Makedonien huldigten;
Indien zitterte. Aber die armen Scythen, durch ihre Wildnisse ge-
deckt, trozten dem furchtbaren Reiche; und das kleine Griechenland
demüthigte, erschütterte, untergrub es. Der orientalische Despotismus
mit seinem traurigen Gefolge, Serail-und Satrapenregierung, hatte
aus ihm einen Koloß ans thönernen Füßen gemacht. Der ungeheuere,
schlechtverbundene Staat, durch Empörung in den Provinzen und Zwist
im Königshause unabläßig zerrüttet, ohne anderes Erhaltungs-Prin-
zip, als den Schrecken, seinen eigenen Völkern meist ebenso verhaßt,
als den Fremden — mußte zu Grunde gehen durch langsame innere Auf-
lösung, oder schnell Zusammenstürzen durch einen energischen Angriff
von außen. Das Vcrhängniß hatte das Leztere beschlossen. Dcrmace-
donische Held Alerander zerstörte plözlich das wankende Reich.
Die Kriege gegen Persien waren das vorzüglichste Mittel zur Er-
hebung Griechenlands gewesen. Die gemeinschaftliche Gefahr hatte
seine vielen Stämme zur engeren Vereinigung gebracht, der glückliche
Erfolg hatte ihr Selbstgefühl erhöht und Nacheiferung einen allgemeinen
Heldenmnth erzeugt. Frei im Inneren, ruhmgekrönt und gesichert von
Außen, hätten sie ein glückliches und edles Volk werden, und auf fried-
lichen Wegen durch Handel und Kolonien immerdar weiter sich aus-
breiten mögen, wären sie einig unter sich, einfach in Bedlirfniß und
Sitte und treu der Tugend, dem Patadium der Freiheit, geblieben. Oder
hätten sie, weit solche Reinheit der Sitten und unaufhörliche patrio-
tische Selbstverläugnung sich schwer erhalten lassen, einen mäßigen Pri-
mat unter sich gegründet, die Wahrung des allgemeinen Jnteressc's, die
Leitung der allgemeinen Kraft einer gesezlich organisirten Ccntralgewalt
übertragen; sie wären zwar etwas weniger frei im Innern, aber nach
außen um so furchtbarer geworden. Keines von beiden geschah. Der
Primat, welchen Sparta zuerst und darauf Athen besaßen, war
weder gesezlich bestimmt, noch durchgängig anerkannt, kraftlos für's
Allgemeine, tyrannisch ans Einzelne wirkend, verhaßt, ein Zunder der
Eifersucht und die Quelle verwüstenderkricge. Zum zweitenmale schwang
sich Sparta über den Trümmern der athenischen Größe zur Herr-
schaftauf, und mißbrauchte sic mehr, als zuvor. Der allgemeine, wohl-
verdiente Haß und Thebens, durch zwei Helden plözlich gebaute, Macht
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
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Erstes Kap. Quellen. 8
dankbare Stadt, zu Thurii in Großgriecbenland eine Freistätte zu
suchen, allwo er beim Ausbruch des peloponuesischen Krieges starb.
In die Haupthandlung seiner Geschichte — die Erzählung der zwi-
schen Europa und Asia geführten Kriege — hat Herodot mit unnach-
ahmlicher Kllust und auf die ungezwungenste Weise den ganzen Reich-
thum der historischen und geographischen Kunde seiner und der früheren
Zeiten verwebt, als Einleitung oder als Darstellung der näheren und
entfernteren Anlässe, als Schilderung des Schanplazes oder als na-
türlich sich darbietende bald anmnthige, bald rührende, bald erschüt-
ternde Episode. Auf den vieljährigen Reisen, welche er — in allen
griechischen Meeren und bis Babylon, ja bis an die äthiopische und scy-
thische Grenze — gethan, hatte er sich jene ausgebreitete Kenntniß der
Länder und Volker erworben, welche wir erst in den neuesten Zeiten
nach Verdienst schäzen und bewundern lernten, seitdem die lange ver-
dunkelte Kunde von den Morgenländern und zum Theil von Afrika un-
ter uns wieder erwachte, und manche einst für Mährchen gehaltene An-
gabe des Vaters der Geschichte als ein wahres Faktum der Natur und
als wahre, zum Tbeil noch dauernde, Menschensitte darstellte.
Man hat mit Recht Herodot den Homer der Geschichte genannt.
Einer, wie der Andere hat genialisch sich eine eigene Bahn gebrochen
und sie erfüllt; Jeder ein hohes — und in seiner Art noch unerreich-
tes Vorbild. In Beiden das gleiche tiefe Gemüth, derselbe religiöse
Sinn, Beide voll edler Einfalt, Kraft und Anmnth, lebendig in Schil-
derung der Natur und des Menschen und — dies leztere vorzüglich
Herodot — glühend für Vaterland und Freiheit. Sein Styl hat den
Schwung des Epos nicht; aber in klarem und sanftem Fluß strömt
seine (jonische) Rede dahin, und alle Kenner des Schönen sprechen
nach, was Athenäns sagt. //O Scivpacnoorcctos xotî
‘H Ço^Otos'“
Dreihundert Jahre nach Herodot schrieb Po ly bi ns von Mega-
lopolis (geb. 3780. gest. 3862) acht und dreißig Bücher der allge-
meinen Geschichte vom Anfang des zweiten punischen Krieges bis zum
Untergänge des macedonischen Reiches, welchen zwei andere Bücher,
die summarische Erzählung der früheren Begebenheiten von dem galli-
schen Brande an enthaltend, als Einleitung vorangehen. Schon in
seiner Heimath hatte Polybius, des Prätors Lykortas Sohn, als
Staatsmann und Feldherr hervorgeglänzt: er mußte mit den Ausge-
zeichnetsten unter den Achäern, deren Talente und Tugenden die Rö-
mer scheuten, als Geisel nach Italien wandern, erwarb sich allda die
Achtung und das Vertrauen der wichtigsten Männer, wurde Scipio's
des Jüngern Freund und Rathgeber, und vervollkommnete durch
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T27: [Krieg Römer Rom Hannibal Karthager Karthago Jahr Scipio Spanien Rmer]]
239
Geseze und Sitten.
bildet in seinen Gcsezen und Sitten eine eigenthümliche, von allen ande-
ren unterschiedene Erscheinung. Erst später hat die Herrschaft Noms
einer Menge Völker die Gleichförmigkeit der Sitten und Geseze auf-
gedrungen, so wie in neueren Zeiten eine ähnliche Gleichförmigkeit
durch das Christenthum und einen gemeinschaftlichen Gang der Civi-
lisation entstand.
§. 19. Persische Geseze.
Von persischen Gesczen wissen wir wenig. Die griechischen Be-
richte darüber sind sowohl dürftig, als verdächtig, und insbesondere
ist das lezterc von den Teno phontisch en Erzählungen zu sagen,
welche wohl großentheils erdichtet, oder doch nur von dem Stamme
der P afarga den giltig sind. Doch mag nach den allgemeinen An-
gaben und der Analogie der fast beständig gleichförmigen asiatischen
Sitten ein summarischer Umriß gezeichnet werden.
Die ursprünglich rohen Sitten der Perser wandelten sich in me-
d isch e Weichlichkeit um; bald war kaum ein Unterschied zwischen Sie-
gern und Besiegten mehr, besonders da die Lehre Zorvasters, welche
auch über das Privat- und bürgerliche Leben Vorschriften ertheilt, im
ganzen Reiche herrschend geworden. Sehr wohlthätig wirkte diese Lehre
auf den Ackerbau (*) und alle friedlichen Beschäftigungen, auf Be-
völkerung, Erziehung und Sitten. Aber sie hob die beiden Grnndübel
asiatischer Völker nicht, Polygamie und U ep p ig ke it. Die erste (**)
machte das Gedeihen schöner Familienverhältnisse unmöglich, veranlaßte
die Absonderung und Sklaverei der Weiber, den Gebrauch der Ver-
schnittenen, die Ertödtung der wohlthätigsten menschlichen Gefühle
und ein allgemeines Sinken der Moralität. Die zweite, zum Theil
eine Folge des Klima's, zum Theil des natürlichen Ubermuths einer
herrschenden Nation, sezt freilich, wo eine bedeutende Zahl sich ihr er-
geben kann, eine desto größere Dürftigkeit der klebrigen voraus, und
wir mögen wohl annehmen, daß die durch das Beispiel des Hofes er-
munterte ungeheure Schwelgerei der persischen Satrapen oder überhaupt
der Großen und Reichen — wovon die grellsten Züge Vorkommen —
aus der Entbehrung und Noth der Masse des Volkes ihre Nahrung
gezogen.
So wenig lobenswürdig nach diesen beiden Hanptzügen und dann
nach der knechtischen Denkart der persische Charakter im Allgemeinen
(*) Die persisten Satrapen, bei aller ihrer Pracht, bauten häufig dar
.Land. Der jüngere Cyrus rühmte sich gegen Lysanter, seine Lusthaine
und Gärten selber angelegt und viele Bäume mit eigener Hand gepflanzt zu
haben.
(**) Wir lesen auch von Ehen mit Müttern und Töchtern.
17*
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T85: [König Alexander Reich Sohn Perser Tod Syrien Darius Cyrus Provinz], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
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Erstes Kap. Bürgerlicher Zustand.
erscheint; so nehmen wir doch daran noch verschiedenes Schöne im
Einzelnen wahr. Eine große Sorgfalt für die Erziehung geht aus
den Schilderungen der Cyropädie sowohl, als aus anderen Nachrich-
ten (insbesondere auch aus den hieher gehörigen Vorschriften in den
persischen Religionsbüchern) hervor. Nur spricht Lenophon von
öffentlicher oder Staatscrzichung (welche wohl bei den edlen Pa-
sargadcn statt fand), diese von Privaterziehung. Man hielt
die Wahrheitsliebe für eine charakteristische Tugend der Perser.
Sie scheinen — bevor sie durch Sklaverei völlig herabgcwürdigt wa-
ren — ein lebhaftes Gefühl für Ehre und Schande gehabt zu haben.
2hrc Strafgeseze waren mild (wiewohl die Wuth des Despoten der-
selben wenig achtete). Nur gegen die Richter selbst waren sie streng.
Uebcrhaupt wurde das Recht mit Eifer gehandhabt und selbst die Bil-
ligkeit und Dankbarkeit durch positive Verordnungen eingeschärft.
tz. 20. Griechische. Dorer und Ionier.
Von den griechischen Gesezen haben wir die merkwürdigsten,
jene des Lykurgus und So ton, schon im ersten'zeiträume beleuch-
tet (B. I. S. 221. f. 241.); doch bleibt uns noch eine Nachlese übrig,
wobei wir gleichfalls unseren Blick fast ausschließend auf Athen und
Sparta (und zwar meistens auf jenes) richten werden, da von
anderen Staaten weniger interessante Nachrichten vorliegen, und jene
füglich als die Repräsentanten der ganzen jonischen und dorischen
Zunge (der zwei Hauptgeschlechter der Griechen [f. B. I. S. 155.
und 158]) (*) gelten mögen.
Durch eine merkwürdige und bleibende Verschiedenheit der Charak-
tere waren diese Hauptstämme von einander geschieden. An Sitten
und Einrichtungen mochte man sie, wie an der Sprache, erkennen.
In Allem, was Liebenswürdigkeit und Bildung heißt, waren die
Ionier vorzüglich und zu Allem geschickt; aber unstät, frivol, dem
Genüsse ergeben. Dagegen zeichneten die Dorer durch Würde, Ernst
und Einfachheit sich aus und durch Anhänglichkeit an alte Sitte. Die
'Ionier haßten Alles, was Beschränkung der Freiheit schien, hielten
mit wachsamer Eifersucht die Vorzüge des Standes und der Geburt
zurück, wollten keine anderen, als demokratische Verfassungen
und den häufigen Wechsel der Magistrate; die Dorer ehrten das At-
ter der Personen und Geschlechter, duldeten lebenslängliche Magistrate
und dauerhafte aristokratische Formen. Beide waren religiös, vatcr-
(*) Der äolische Stamm — wozu auch die Aehnlichkeit der Dialekte bei-
trug — verschmolz fast ganz mit dem dorischen. Von den Achäern wurde
ein Theil durch die Dorer unterjocht, nur im kleinen Achaja blieben sie frei.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König]]
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