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1. Bd. 2 - S. 277

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
277 Zweites Kap. Religion. selbe war — so wie Numa sie einführte (*) — hetrurischen Ur- sprungs, aber gleichwohl in den meisten Stücken der griechischen ähnlich. Auch mochte schon in den frühesten Zeiten auf mancherlei Wegen die griechische Mythologie nach Italien gelangt seyn, und der nachmalige nähere Verkehr der Römer mit den Griechen veran- laßte noch eine genauere Gleichförmigkeit. Wir treffen in Rom die- selben Gottheiten, wie in Hellas, nur mit verändertem Namen, die- selben Göttergeschichten, nur minder poetisch, und sehr ähnliche Ge- bräuche an, nur etwas modifiât nach den übrigen Begriffen und Verhältnissen der Römer und vermehrt durch einige Nationalgötter (wie Aeneas, Quirinus re.) und andere, welche eigens die Klngs heit der Gesezgeber zu moralischen oder politischen Zwecken geschaffen, als Fides, Terminus n. s. w. So finden wir auch eine ganz ähnliche Gottesverehrung durch Gebete, Opfer (leider auch Men- schenopfer! * **), vielerlei Feste, Spiele und Mysterien. Von den hei- ligen Spielen (den circensischen, amphitheatralischen und scenischen) wird an einem anderen Orte die Rede seyn. Die My- sterien waren der Ceres, Proserpina, Bona Dca und dem Bacchus geweiht, aber minder wichtig, als die griechischen. Der Tempel waren viele, die meisten prächtig; airch wurde in Hainen, Höhlen rc. die Gottheit verehrt. Das Detail der römischen Mythologie kann ich wohl bei meinen Lesern voraussezen. Doch ist nicht dieses oder das blose Gerüste, das Materielle der römischen Religion, was den Welthistoriker in- tereffirt, sondern der innere Charakter derselben und ihr Verhält- niß zum Staate und zur allgemeinen Kultur. Die Römer waren sehr religiös. Kein öffentliches, kein wichti- geres Privatgeschäft wurde ohne Anrufung der Götter und ohne reli- giöse Gebräuche begangen. Sie glaubten sich ringsum von Göttern umgeben, den Zeugen ihrer geheimsten Handlungen, den Rächern des Lasters, den Leitern und selbst Verkündern des Schicksals. Rom war schon Herrscherin der Welt, als dieser fromme Sinn noch währte. Erst in den Zeiten der Bürgerkriege lehrte die griechische Philosophie die Römer zweifeln; und später riß mit dem äußersten Sittenver- derbniffe auch Unglaube in den höheren Ständen ein. Wenn wir die ('•*) Schon Romulus soll sechzig Priester aus den angesehensten Männern gewählt haben. Aber erst sein Nachfolger gab — gleichfalls der Sage nach — dem Religionswesen eine feste Gestalt. (**) In großen Gefahren, als bei einigen gallischen Kriegen, wurden Menschen geschlachtet. Nach der Niederlage bei Canna begrub man vier Personen lebendig. Der mildere Gebrauch, alljährlich eine Zahl Menschen- figuren in die Tiber zu werfen, floß wohl ursprünglich aus derselben Quelle.

2. Bd. 2 - S. 199

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
109 Viertes Kap. Römische Geschichte. Ideal der strengsten Tugend und des erhabensten Bürgersinncs, ohne Nachsicht gegen sich, wie gegen Andere, und unfähig zum Vergleiche mit den Bedürfnissen einer verderbten Zeit und mir der Schwäche der Menschen. Wahr ist's, daß er hiedurch mehr scheue Ehrfurcht, als Nachahmung erweckte — man verzweifelte, ihm ähnlich zu werden — ; wahr ist's auch, daß er wohlthätiger für Rom gewirkt hätte, wäre er biegsamer gewesen. "Aber dann", nach dem Ausdruck eines großen Schriftstellers — dann würde ein Catoder Geschichte der Menschheit fehlen!" — Von dem Bunde der drei Männer, welchen sich anzuschlicßcn auch Cicero, wiewohl vergeblich, ersucht ward, zog Cäsar allein den Vor- theil. Pomp ejus (welchem zur Befestigung des Bundes Cäsar seine Tochter Julia zur Gemahlin gegeben) verlor die Liebe des Volkes, sank in der Achtung der Gutgesinnten, und fühlte nicht, daß Er, ohne eigenen bedeutenden Gewinn, seinen Credit zur Erhöhung eines gefährlichen Rivalen geliehen. Crassus aber, mit allem Reichthume, vermochte nie der Erste zu seyn. Die unmittelbare Frucht des Triumvirats war, daß Cäsar Con- sul wurde. Sein College, Bibulus, war durch den Einfluß des Senats (welcher diesmal ans patriotischer Absicht selbst zur Be- stechung seine Zuflucht nahm) gewählt worden. Aber Cäsar, durch seine Mitvcrbundenen und einen zahlreichen Anhang im Volke stark, lachte der ohnmächtigen Einreden des Bibulus gegen seine Geseze, ließ ihn sogar durch den Pöbel mißhandeln, und brachte nicht nur die längst- vertangte Bestätigung von Pompejus Anordnungen in Asien und eine verhaßte Ackervertheilung in Campanien, dann zu Gunsten der Ritter eine Verminderung der von ihnen zu bezahlenden Pachtgelder von den Staatseinkünften zuwege (den Senat, welcher widersprach, berief er gar nicht mehr zusammen ), sondern ließ sich auch durch das Volk — was gegen die Verfassung war, weit solches immer durch den Senat geschehen — das cisalpinische Gallien sammt Illyricum zur Provinz auf fünf Jahre ertheilen, wozu hernach der erschreckte Senat noch das jenseitige Gallien that (*). §. 88. Cäsar's gallischer Krieg. Cäsar betrat seine Provinz mit großen Entwürfen. Wohl erkannte er, daß hier der Schauplaz sey, worauf er Roms Herrschaft sich erkämpfen möge. Das weite, vielbewohnte, wohlhabende Gallien, (,*) Jene, welche Cäsar vergöttern, mögen die Geschichte seines ersten Eonsnlats mit unbefangener Beurtheilung lesen. Die vielen Flecken derselben und insbesondere die abscheuliche Verrätherei, mit und an Vetti u s begangen, werden ihren Enthusiasmus kühlen.

3. Bd. 2 - S. 291

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
291 Schöne Künste und Wissenschaften. Allmälig versuchten die Römer ihr eigenes Künstlcrtakent. Aber niemals durften sie ihre Werke neben die griechischen stellen Auch wurden griechische Künstler zu allen bedeutenden Arbeiten gebraucht. Nur in der Baukunst mögen die Römer den selbstständigen Ruhm der Größe und Festigkeit ansprechen. Die Schönheit mußten sie auch hier von den Griechen lernen. Schon die Könige hatten in Rom die erstauuenswürdigeu Kloaken, dann das Kapitolinm und den Circus marimus erbaut. Nach einem langen Stillstände (denn die Wiedererbauung der Stadt nach dem gallischen Brande geschah flüchtig und schlecht) wurde die Herrscherin der Welt durch eine Menge von Prachtgebäuden geziert. Es stiegen stolze Tempel, Basiliken, Porticus, Bäder, Triumphbogen, Thea- ter und Amphitheater, selbst reiche Privatgebäude empor, alle prangend mit geraubten und gekauften Kunstschäzcn, überherrlich, aber beladen mit der geplünderten Völker Fluch. Doch schufen die Römer auch gemeinnüzige und wahrhaft große Werke. Ihre Was- serleitungen, ihre Heerstraßen, Brücken rc. verdienen die Bewunderung aller Zeiten. Kein Volk hat in solchen Sachen das römische erreicht. §. 6. Gymnastik und Musik. Von der Liebe der Griechen zur Gymnastik zeuget, was wir oben von den öffentlichen Spielen und Gymnasien sagten. Die mei- sten Uebungen derselben bezogen sich jedoch auf die Palästrik, welche nicht wohl eine schöne Kunst genannt werden kann. Der Orchestik aber (gleichfalls ein Tbcit der Gymnastik) kommt diese Benennung zu, weil Schönheit das Grundgesez des Tanzes ist. Der Gebrauch beim Gottesdienste (heilige Tanze kommen fast allent- halben vor), mehr noch die Anwendung aus's Theater, wo man auch die Mimik damit verband, hoben die Orchestik. Insbesondere gewann sie bei den Römern, welche die mimischen und panto- mimischen Spiele leidenschaftlich liebten, und zur höchsten Voll- kommenheit brachten (*). Auch die Palästrik wurde von ihnen ge- schäzt. Doch beschränkten die Bürger sich auf Privat-Uebungcn, und später besuchten sie die griechischen Spiele. Der Gymnastik wurde die Musik entgegengcsezt, aber man nahm dieses Wort in gar verschiedenem und oft sehr ausgedehntem Sinne. (*) D. h. indem sie die gedungenen öffentlichen Tänzer durch reiche Be- lohnung ermunterten. Ater an den Bürgern selbst wurde das Tanzen für eine schändliche Ausschweifung gehalten: wie aus dein Eifer erhellt, wo- mit Cicero den Murena gegen die Beschuldigung des Tanzens verlheidigt. pro Muren. G. 19

4. Theil 2 - S. 266

1864 - Mainz : Kirchheim
266 sehr mild. Nur in sumpfigen Gegenden herrscht ungesunde Lust, und hier wü- thet zuweilen das furchtbare gelbe Fieber. Man baut alle europäischen Obst- arten, Baumwolle, Reiß, Getreide, Zucker und vorzüglich Tabak. In den ungeheuren Wäldern leben viele Pclzthiere und viel Wild. Von den schädlichen und lästigen Thieren erwähnen wir die Klapperschlange und die Muskitos. In Carolina und vorzüglich in Californien findet man eine ungeheure Menge Gold, in den Gegenden des Misfisippi viel Eisen, Kupfer und Blei. Die See- küsten sind reich an großen, natürlichen Häfen. Die südlichen Staaten haben Sklaven; es sind dies Neger oder Schwarze, welche durch den schändlichen Menschenhandel aus Afrika zu Arbeitern in den Plantagen eingeführt wurden. Zur Ebre der Menschheit wird dieser abscheu- liche Handel jetzt immer mehr beschränkt. Handel, Fabriken und Gewerbe be- schäftigen den britischen Kolonisten; der Deutsche ist der tüchtigste Landbauer und Handwerker. Er zeichnet sich durch Fleiß, Ordnungsliebe und Genügsam- keit aus. Die Regierungsverfassung verbindet jetzt,einunddreißig verschiedene, von einander völlig unabhängige Staaten und mehrere Distrikte zu einem Ganzen, und zwar durch den Congreß, welcher sich aus Abgeordneten der sämmtlichen Staaten bildet. An der Spitze steht der auf vier Jahre erwählte Präsident, welcher die vollziehende Gewalt hat. Die Union zählt jetzt über 25 Millionen Einwohner auf 140,000 Quadratmeilen. Ihre Landessprache ist die englische. 32. E i n P r a i r i e b r a n b.» Der lieblichste Spätherbst hatte eine Anzahl Reisender eingeladen, in der Prairie von den Pferden zu steigen und bei einem Mittagsmahle, aus einem köstlichen Büffelrücken bestehend, einige Stunden behaglicher Ruhe zu pflegen. Die Natur selbst scheint eine Feierstunde zu halten. Ueber das unermeßliche goldene Meer der gelb gewordenen Prairiegräser und Blumen streift ein kaum merklicher Westwind, und das gegenseitige Neigen der Stengel scheint ein ver- trauliches Getose derselben zu bewirken. Die ganze unermeßliche Prairie liegt schweigend, als ob sie raste oder Mittagsruhe halte, während das majestätische Gestirn des Himmels, bereits den Scheitelpunkt seines Laufes hinter sich, nach dem Westen sich neigt. Gemüthlich plaudern die Jäger oder Reisenden von der Jagd auf den Prairien und den Gefahren, die sie bestanden; sieh', da werden ihre Pferde auf einmal unruhig, toll und suchen mit aller Gewalt sich loszureißen von dem Lasso und zu entfliehen. „Auf, auf!" ruft der erfah- rene Gabriel, „auf, ihr Freunde! Schnell die Pferde gesattelt! Retteteuer Leben! Die Prairie steht in Flammen, und die Büffel jagen gegen uns heran !" Da waren keine Worte zu verlieren; Alle sprangen auf; es galt das Leben! Nur die schnellste Eile kann reiten. In einer Minute sind die Pferde gesattelt; in der zweiten jagen die Reiter schon über die Prairie hin. Es be-

5. Theil 2 - S. 118

1864 - Mainz : Kirchheim
118 5. Die Olive. Die Olivenbäume sind den Bewohnern des südlichen Europa's, nament- lich den Italienern und Griechen, eben so viel werth, als uns die Obstbäume. Da ist keine Hütte, zu der sich nicht die Olive gleichsam als Hausgenosse ge- sellt hätte; da ist kein Berg, in dessen Mittelgrunde nicht Olivenbäume grün- ten, während am Fuße die breitblätterige Feige steht. So lang nur noch etwas Leben in ihren Adern kreis't, bietet sie sich mit Allein, was sie hat, zur Be- nutzung dar. Mit geringer Pflege zufrieden, segnet sie schon mit ihrer kirsch- artigen Frucht, noch wenn dieselbe unreif ist, indem sie eingemacht auf die Tafel gebracht wird. Hat sie die gehörige Reife erlangt, so wird aus ihrem Fleische das bekannte Oliven- oder Baumöl gepreßt, das fast in allen südlichen Ländern Europa's stak> der Butter zur Bereitung vieler Speisen gebraucht, namentlich aber als Salatöl benutzt wird. Doch nicht nur in ihren Früchten spendet die Olive den mannichfaltigsten Segen; ihr Holz ist auch eine Zierde der Stuben. Die Möbeln, welche daraus verfertigt sind, sehen wie marmorirt aus, ja, oft wie mit Landschaften bemalt. Nicht minder ist der Baum ein Schmuck der Gebirge und ein Licbliirg der Maler. Zwar sagt man, daß er unserm Weidenbaume ähnlich sehe, der bekanntlich kein schöner Baum ist; aber sicherlich übertrifft er ihn in dem Wuchs seiner feinen und zierlich verschlunge- nen Zweige, in dem silberfarbenen, leichten Blatte seiner Krone, in den lieb- lichen Gruppen, die er an den Bergabhängen Italiens bildet, deren Rücken sich meistens nackt mit scharfen, bestimmten Linien in die reine, tiefblaue Lust des Südens erhebt und aus der Ferne blau erscheint. Er soll aus Palästina nach Europa gekommen sein. Seiner wird zuerst im alten Testamente bei der Sündsluth gedacht. Die Taube, welche Noah zunr zweiten Male ausstiegcn ließ, trug, als sie zurückkam, ein frisches Oelblatt in ihrem Schnabel, und Noah erkannte daran, daß das Gewäffer gefallen sei. Dieses grüne Friedens- blatt, im Schnabel der treuen Taube gehalten, ward bei den älteren Christen ein sinniges und liebes Denkmal. Auf ihren Friedhöfen sah man nämlich häu- fig die Taube mit dem Oelblatte in Stein ausgehauen. Salomon ließ aus dem Holze der Olive zwei Cherubin!, zehn Ellen hoch, anfertigen und diese in seinen herrlichen Tempel bringen. In der Stistshütte brannte das allerreinste, lautere Olivenöl in einer Lampe, und aus Olivenöl wurde das heilige Salböl zubereitet, mit welchem Samuel sein Horn füllte, als er den David mitten unter seinen Brüdern zum Könige salbte. Auch der Frankenkönig Chlodwig, der bis zur Schlacht bei Zülpich ein Heide gewesen, wurde am Weihnachtsfeste des Jahres 496 von einen! Bischöfe mit solchem Oele gesalbt. Auch den Griechen war der Oelbaum von großer Bedeutung. Die Göttin Pallas Athene, so erzählten die Griechen, habe mit eigener Hand die erjle Olive auf Athens Tempelberg gepflanzt, und von dieser stammten alle Oliven Griechenlands ab. Als einst Athen durch die Perser eingeäschert wurde, brannte auch der Olivenbaum, den die Athene gepflanzt, mit an, brannte jedoch nicht

6. Theil 2 - S. 152

1864 - Mainz : Kirchheim
152 Blechnäpfen oder irdenen Töpfen in einen heißen Ofen stellt. Auch dadurch tödtet man sie, daß man ihnen die Luft entzieht. Die getödteten Thiere wer- den dann auf Matten ausgebreitet und so lang der Sonne ausgesetzt, bis sie völlig trocken sind. Nachdem sie dann noch gesiebt worden sind, um sie von Unreinigkeiten zu befreien und um das Weibchen von den kleineren Larven zu sondern, verpackt man sie in Schachteln. In diesem Zustande sind sie nun eben der unter dem Namen Cochenille bekannte Farbestoff. Man sieht, daß die Cochenillezucht zwar ein einträgliches, aber auch ein sehr mühevolles Ge- schäft ist. 32. Der Seidenspinner Ihr habt doch gewiß schon von dem Seidenwurme gehört, von dem un- sere Seide kommt. Nun, das ist eben die Raupe, aus welcher der Seidenspin- ner, eines der nützlichsten Insekten, entsteht. — Glaubt ja nicht, daß der Sei- denspinner schön aussieht. Er ist ein Nachtvogel, ungefähr einen Zoll lang und mit ausgespannten Flügeln zwei Zoll breit. Er hat gelblich-weiße Flügel mit drei blaßbraunen Streifen und kammartige Fühlhörner. Das Weibchen legt in einigen Tagen 300—500 Eier, die so groß sind, wie Hirsekörner. Durch eine Wärme von 18—20 Grad werden diese Eier in 6—8 Tagen ausgebrütet. Die kleinen Räupchen, die erst weiß sind, dann braun werden und zuletzt einen schwarzen Kopf bekommen, wachsen schnell. Sie sind sehr gefräßig, wie alle anderen Ihresgleichen, rühren aber Nichts an, als die Blät- ter des weißen Maulbeerbaums, wenigstens will ihnen nichts Anderes recht schmecken und zusagen. Sie häuten sich vier- bis fünfmal, und zwar beinahe jede Woche einmal. So lebt und frißt nun diese Raupe 6—7 Wochen lang. 5—7 Tage nach der letzten Häutung fängt sie endlich an, sich einzuspinnen, was sie vorher dadurch zu erkennen gibt, daß sie nicht mehr frißt, sondern mit Fäden im Maule und mit aufgerichtetem Halse unruhig umherläuft, um einen Ort zu suchen, an den sie die Fäden befestigen kann. Hat die Raupe endlich diesen Ort, nämlich dürre Ruthen von Birken- oder andern Reisern, gefun- den, so klebt sie zwei sehr feine Tröpfchen eines klebrigen Saftes an die Ru- then an, bewegt den Kopf hin und her und bringt so zwei sehr dünne Fäden aus den Oesfnungen heraus, die sie geschickt mit den beiden Vorderfüßen zu einem Faden zu verbinden weiß. Zuerst spinnt sie ein weitläufiges, verwor- renes und durchsichtiges Gewebe, aus welchem die Floretseide kardätscht wird. Den zweiten Tag zieht sie die Fäden um sich herum und bildet den eigentlichen Kokon (Seidenhäuschen), in dessen Mitte sie sich befindet. Ein solcher Kokon, der ziemlich die Größe und Gestalt eines kleinen Taubeneies hat, besteht aus einem einzigen Doppelfaden, der 900 —1200 Fuß lang ist. Dies ist nun unsere Seide, die man nicht erst zu spinnen braucht, wie den Flachs oder die Baumwolle; denn das hat ja die Raupe schon gethan. Man darf nur 10—12 Kokons mit einander abhaspeln und sie zwirnen. Läßt man aber der Puppe,

7. Bd. 2 - S. 141

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
141 Viertes Kap. Römische Geschichte. legen Willen, zur Schlacht. An den Ufern des A ufi du s (*) bei dem Flecken Canna wurde sie geliefert, die verderblichste für Rom in seiner ganzen Geschichte. An diesem Tage sieten 45,000 Bürger, es fielen 80 Senatoren, viele Consnlaren und Staatsbeamte und die Blüthe der Ritterschaft. Aemilius Paulus nahm einen schönen Tod, Terenti us Varrò die Flucht. Dennoch ging ihm der Senat- um des Volkes Muth zu erhalten — dankend entgegen, dafür, daß er am Heile des Vaterlandes nicht verzweifelt. §. 88. Folgen derselben. Dies war das Zenith von Hannibals Glück und Ruhm. Das erste begann jezt zu sinken, der zweite nie. Zwar werfen ihm Viele vor, daß er nach dem großen Siege nicht schnell, wie Maharbal wollte, das Kapitol gcstürmet: und in der That ist es ein wichtige- res Talent, Siege zu benüzen, als Schlachten zu gewinnen; aber daß der Tag bei Canna ohne entscheidende Folgen blieb, lag wohl in den Umständen und nicht in Hannibal's Schuld. Mit 26,000 Mann war er von den Alpen hinabgestiegen, und hatte seitdem, außer der gallischen Hilfe, keine bedeutende Verstärkung erhalten. Wie konnte er nun, im dritten Feldzuge, nach so vielen Gefechten und vier groß- ßen Schlachten, stark genug seyn, das zwar bluttriefende, aber noch immer an Volk und Waffen reiche Rom anzugreifen; Rom, dessen eigenthümlicher Charakter darin bestand, nach Unfällen am furchtbar- sten zu seyn? Daher, um nicht die Frucht der Siege durch Verwegen- heit zu vertieren, beschloß Hannibal, bevor er das Größte wagte, durch Gewinnung der römischen Bundesgenossen sich zu verstärken, und karthagische Hilfe zu erwarten. Auch fielen jezt die meisten Völker des unteren Italiens ab von dem längst gehaßten Rom. Solches that auch Campanie» mit seiner Hauptstadt Cap na. 2n diesem schönen, von der Natur überreich begabten Lande (**), dessen schwel- gerische Einwohner keine Kunst höher, als jene des Genusses schäz- ten, nahm Hannibal die Winterquartiere. Unmäßigkeit und Wollüste entnervten daselbst seine Krieger: nach geschmecktem Uebersiusse schie- nen Entsagung und Mühseligkeit unerträglich. Aber vergebens begehrte Hannibal Verstärkung von Karthago. Hanno bcharrte bei seiner Anfeindung des barkinischen Hauses, und da dieses auf den Krieg seine Größe baute; so erhob jener sich (*) Gleich nach der trasimenischen Schlacht war Unteritalien derschan- plaz des Krieges geworden. (**) Omnium non modo Italia, scd toto orbe terrarum, pulcherrima Campania« plaga est. Nihil mollius coclo, nihil uberius solo : ideo Liberi Cererisque certame» dicitur. Florus.

8. Das Mittelalter - S. 87

1884 - Mainz : Kirchheim
Sein Privatleben. °' Hühnern und Tauben, auch hielt man als Ziervögel Pfauen, Enten und Turteltauben. Die Aufsichtsbeamten mußten zu Weihnachten ein genaues Verzeichnis von dem ganzen Bestände an Vieh, Getreide, Wein, Honig, Eiern, Wolle n. s. w. einreichen, am Palmsonntag den Geldertrag abliefern und Rechnung ablegen. Wenn Karl feine Güter bereifte, was fehr oft geschah, fo war er ganz Landwirt und vergaß den König und Staatsmann; er nahm alles selbst in Augenschein, ordnete Verbesserungen an, prüfte die Bauanschläge und sah die Rechnungen nach, in welche alles bis aufs Kleinste, selbst jedes verkaufte Ei, eingetragen sein mußte. 6. Karls Privatleben und Tod. So groß Karl iu allen Verhülltnissen des öffentlichen Lebens war, fo liebenswürdig erscheint er irrt Privatleben. Wie er seiner Mutter stets die höchste Ehrfurcht erwies, so war er feiner Schwester Gisla ein liebevoller Bruder, feiner (Zweiten) Gemahlin Hildegard ein zärtlicher Gatte, feinen Kindern ein sorgsamer Vater. Seine Söhne ließ er nicht nur in den Waffen üben, sondern er war auch mit der größten Sorgfalt für ihre geistige Bildung bemüht. Eben so sorgte er dafür, daß feine Töchter, an denen er mit ganzer Seele hing, nicht nur in den weiblichen Künsten des Spinnens, Webens und Wirkens, sondern auch iu den Wissenschaften unterrichtet würden. Nie mochte er sie von feiner Seite lassen, und nicht bloß bei Tische mußten sie neben ihm fitzen, sondern sie begleiteten ihn auch auf feinen Reifen, gingen mit ihm auf die Jagd, und selbst auf feinen Kriegszügen trennte er sich nicht von ihnen. In feiner Lebensweise war er außerordentlich einfach. Niemand konnte müßiger fein in Speise und Trank. An seiner gewöhnlichen Mittagstafel gab es nur 4 Gerichte, außer dem Braten, den er von den Jägern am Bratspieß herbeibringen ließ, und den er fehr gern atz. Gastmähler fanden nur selten und an besonders festlichen Tagen statt; dann fah er aber auch gern recht viele Leute bei sich. Wein trank er wenig, selten mehr als dreimal bei Tische, und nichts verabscheute er mehr, als Trunkenheit; dagegen wurde es ihm fehr schwer, an Fasttagen ohne alle Speise fertig zu werden, und er meinte, das Fasten schade ihm. Zur Unterhaltung ließ er sich bei Tafel etwas von den Thaten der alten Könige, auch wohl aus den Schriften des heiligen Augustin vorlesen; auch liebte er bei Tische Saitenfpiel und Gesang. Nach der Mahlzeit pflegte er 2—3 Stunden zu schlafen;

9. Das Mittelalter - S. 274

1884 - Mainz : Kirchheim
274 Bauhütten. aus Köln vollendet; also daß an dem Werke 424 Jahre gearbeitet ist. Um die Entstehung und noch mehr die gediegene Ausführung jener Wunder der Baukunst, durch so viele Menschenalter hindurch nach gleichem großartigen Plane, einigermaßen zu begreifen, müssen wir bemerken, daß nicht einzelne Baumeister mit wechselnden, bald guten, bald schlechten Werkleuten, wie in unserer Zeit, solche Werke unternahmen, sondern daß es eine große, über ganz Deutschland, ja über die meisten Länder Europas ausgebreitete Gesellschaft von Bauleuten gab, welche durch feste Ordnung, durch Religion und Standesehre zusammengehalten wurden. — Schon unter den Römern gab es Baugesellschaften von großer Ausdehnung; Überreste derselben erhielten sich später in den Klöstern, beschäftigten sich vorzüglich mit dem Bau der Kirchen und bildeten so den höheren Styl der christlichen Baukunst aus. Auch weltliche Bauleute wurden wohl in die Gesellschaften aufgenommen; und als [mit dem 11. Jahrhundert die Kraft des Mönchswesens zu erschlaffen anfing, gewannen die weltlichen Bauleute nach und nach die Oberhand und bildeten nun die großen Genossenschaften, von welchen jene bewundernswürdigen Werfe vollführt fiud. Sie behielten geheimnisvolle Zeichen und Gebräuche bei, durch welche die Gesellschaften der höheren Baukunst von den gemeinen Handwerkern geschieden wurden. Jede Genossenschaft hatte ihren Schutzpatron, nach welchem sie sich benannte, und wo ein großes Werk ausgeführt werden sollte, da sammelten sie sich aus vielen Gegenden, so daß ihre Kraft als ein Gemeingut über die meisten christlichen Länder verbreitet wurde. Diese wichtigen Gesellschaften erhielten von Kaisern und Königen Freibriefe und sogar eigene Gerichtsbarkeit, welche von dem obersten Baumeister ausgeübt wurde. Neben dem Bauplatze eines großen Werkes, an welchem Jahrhunderte gebaut wurde, war gewöhnlich eine hölzerne Hütte errichtet, im Innern anständig ansgezieret, in welcher der Baumeister, mit dem Gerichtsschwerte in der Hand, unter einem Baldachin saß und Recht sprach. Eine besondere Wichtigkeit erhielt die Hütte in Straß bürg bei dem großen Baue des Münsters. Sie wurde bald als die vornehmste in Deutschland angesehen, ihre Einrichtungen wurden nachgeahmt, und oft holten sich die anderen Hütten von ihr Rat und Entscheidung in Streitsachen. Aber auch in diesen Verbindungen ging der großartige Sinn mit dem Absterben des ganzen Geistes des Mittelalters am Ende desselben zu Grunde. Die großen Banunternehmungen hörten auf; die Kräfte der Menschen zersplitterten sich nach allen

10. Die Neuzeit - S. 133

1884 - Mainz : Kirchheim
Herzog Alba. Egmont und Hoorn. 133 Calvinisteu für einen vollkommenen Sieg ihrer Partei. Und alsbald rottete sich an den meisten Orten der Pöbel zusammen, zerschlag mit unerhörter Frechheit alle am Wege ' stehenden Krenze und Heiligenbilder, plünderte und Zerstörte die katholischen Kirchen, mordete die Priester, verjagte Mönche und Nonnen. In drei Tagen zählte man 400 verwüstete Kirchen und Kapellen, besonders den herrlichen Dom Zn Antwerpen mit seinen reichen Kunstdenkmälern. Durch solche Greuelthaten zogen sich die Cal-vinisten , meistens Gesindel, welches von allen Seiten, namentlich von Frankreich, in die Niederlande kam, den gerechten Zorn des Königs und den Haß ihrer katholischen Mitbürger zu. So-sort fanden sich die katholischen Mitglieder des Kompromiß bewogen , von einer Verbindung zurückzutreten, die sie nunmehr als eine Verschwörung gegen ihre Religion ansahen. Obgleich es der Oberstatthalterin endlich gelungen war, diesen plötzlichen Ausbruch der Religionswut zu beschwichtigen, so hielt Philipp es doch für unmöglich, daß sie in so unruhiger Zeit das landesherrliche Ansehen länger behaupte; denn auch hier erwuchsen die religiösen und politischen Fragen zu einem unzertrennbaren Ganzen.^ Er beschloß Rache zu nehmen an der empörungssüchtigen Nation und schickte 1567 seinen in den Waffen ergrauten Feldherrn Alba mit Heeresmacht dahin. Margaretha, welche vergebens den König beschworen hatte, tu Person zu erscheinen, legte ihre Würde nieder, und Alba toar jetzt der Beherrscher der Niederlande. Sofort setzte er einen Rat_ nieder, welchen die Spanier den „Empörungsrat", die Niederländer aber den „Blutrat" nannten. Alba hatte den Vorsitz, den er aber säst nie persönlich führte. Den Urhebern des Kompromisses, sowie allen, die sich an der Religion oder der landesherrlichen Gewalt vergangen hatten, ward die Strafe des Verrates zuerkannt und mit Strenge an ihnen vollzogen. Uebrigens war, wie der genannte Geschichtsforscher Leo, ein genauer Ken-ner der niederländischen Verhältnisse, schreibt, diese Strenge notwendig und der „Blutrat" durchaus nicht so grausam, als er verschrieen ward. Auch die Grasen Egmont und Hoorn wurden als verdächtige Anstifter der früheren Unruhen eingezogen, vors Gericht gestellt und im Juni 1568 öffentlich auf dem fl Brüssel enthauptet. Die spanischen Soldaten, welchen der Sold nicht bezahlt werden konnte, weil Kurfürst Ka-,der Pfalz das Geld mit Beschlag belegt hatte, welches Kontg Philipp Ii. zur Bezahlung der Truppen sandte, lebten aus Unkosten der Einwohner. Der Herzog verlangte die Ausschreibung neuer Steuern, und als die Stände diese verwei-
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