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Zweites Kap. Religion.
selbe war — so wie Numa sie einführte (*) — hetrurischen Ur-
sprungs, aber gleichwohl in den meisten Stücken der griechischen
ähnlich. Auch mochte schon in den frühesten Zeiten auf mancherlei
Wegen die griechische Mythologie nach Italien gelangt seyn, und
der nachmalige nähere Verkehr der Römer mit den Griechen veran-
laßte noch eine genauere Gleichförmigkeit. Wir treffen in Rom die-
selben Gottheiten, wie in Hellas, nur mit verändertem Namen, die-
selben Göttergeschichten, nur minder poetisch, und sehr ähnliche Ge-
bräuche an, nur etwas modifiât nach den übrigen Begriffen und
Verhältnissen der Römer und vermehrt durch einige Nationalgötter
(wie Aeneas, Quirinus re.) und andere, welche eigens die Klngs
heit der Gesezgeber zu moralischen oder politischen Zwecken geschaffen,
als Fides, Terminus n. s. w. So finden wir auch eine ganz
ähnliche Gottesverehrung durch Gebete, Opfer (leider auch Men-
schenopfer! * **), vielerlei Feste, Spiele und Mysterien. Von den hei-
ligen Spielen (den circensischen, amphitheatralischen und
scenischen) wird an einem anderen Orte die Rede seyn. Die My-
sterien waren der Ceres, Proserpina, Bona Dca und dem
Bacchus geweiht, aber minder wichtig, als die griechischen. Der
Tempel waren viele, die meisten prächtig; airch wurde in Hainen,
Höhlen rc. die Gottheit verehrt.
Das Detail der römischen Mythologie kann ich wohl bei meinen
Lesern voraussezen. Doch ist nicht dieses oder das blose Gerüste,
das Materielle der römischen Religion, was den Welthistoriker in-
tereffirt, sondern der innere Charakter derselben und ihr Verhält-
niß zum Staate und zur allgemeinen Kultur.
Die Römer waren sehr religiös. Kein öffentliches, kein wichti-
geres Privatgeschäft wurde ohne Anrufung der Götter und ohne reli-
giöse Gebräuche begangen. Sie glaubten sich ringsum von Göttern
umgeben, den Zeugen ihrer geheimsten Handlungen, den Rächern des
Lasters, den Leitern und selbst Verkündern des Schicksals. Rom war
schon Herrscherin der Welt, als dieser fromme Sinn noch währte.
Erst in den Zeiten der Bürgerkriege lehrte die griechische Philosophie
die Römer zweifeln; und später riß mit dem äußersten Sittenver-
derbniffe auch Unglaube in den höheren Ständen ein. Wenn wir die
('•*) Schon Romulus soll sechzig Priester aus den angesehensten Männern
gewählt haben. Aber erst sein Nachfolger gab — gleichfalls der Sage nach —
dem Religionswesen eine feste Gestalt.
(**) In großen Gefahren, als bei einigen gallischen Kriegen, wurden
Menschen geschlachtet. Nach der Niederlage bei Canna begrub man vier
Personen lebendig. Der mildere Gebrauch, alljährlich eine Zahl Menschen-
figuren in die Tiber zu werfen, floß wohl ursprünglich aus derselben Quelle.
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Extrahierte Personennamen: Canna
Extrahierte Ortsnamen: Italien Rom Hellas Bona_Dca
291
Schöne Künste und Wissenschaften.
Allmälig versuchten die Römer ihr eigenes Künstlcrtakent. Aber
niemals durften sie ihre Werke neben die griechischen stellen Auch
wurden griechische Künstler zu allen bedeutenden Arbeiten gebraucht.
Nur in der Baukunst mögen die Römer den selbstständigen Ruhm
der Größe und Festigkeit ansprechen. Die Schönheit mußten sie auch
hier von den Griechen lernen. Schon die Könige hatten in Rom die
erstauuenswürdigeu Kloaken, dann das Kapitolinm und den
Circus marimus erbaut. Nach einem langen Stillstände (denn
die Wiedererbauung der Stadt nach dem gallischen Brande geschah
flüchtig und schlecht) wurde die Herrscherin der Welt durch eine
Menge von Prachtgebäuden geziert. Es stiegen stolze Tempel,
Basiliken, Porticus, Bäder, Triumphbogen, Thea-
ter und Amphitheater, selbst reiche Privatgebäude empor, alle
prangend mit geraubten und gekauften Kunstschäzcn, überherrlich,
aber beladen mit der geplünderten Völker Fluch. Doch schufen die
Römer auch gemeinnüzige und wahrhaft große Werke. Ihre Was-
serleitungen, ihre Heerstraßen, Brücken rc. verdienen die
Bewunderung aller Zeiten. Kein Volk hat in solchen Sachen das
römische erreicht.
§. 6. Gymnastik und Musik.
Von der Liebe der Griechen zur Gymnastik zeuget, was wir
oben von den öffentlichen Spielen und Gymnasien sagten. Die mei-
sten Uebungen derselben bezogen sich jedoch auf die Palästrik,
welche nicht wohl eine schöne Kunst genannt werden kann. Der
Orchestik aber (gleichfalls ein Tbcit der Gymnastik) kommt diese
Benennung zu, weil Schönheit das Grundgesez des Tanzes ist. Der
Gebrauch beim Gottesdienste (heilige Tanze kommen fast allent-
halben vor), mehr noch die Anwendung aus's Theater, wo man
auch die Mimik damit verband, hoben die Orchestik. Insbesondere
gewann sie bei den Römern, welche die mimischen und panto-
mimischen Spiele leidenschaftlich liebten, und zur höchsten Voll-
kommenheit brachten (*). Auch die Palästrik wurde von ihnen ge-
schäzt. Doch beschränkten die Bürger sich auf Privat-Uebungcn,
und später besuchten sie die griechischen Spiele.
Der Gymnastik wurde die Musik entgegengcsezt, aber man nahm
dieses Wort in gar verschiedenem und oft sehr ausgedehntem Sinne.
(*) D. h. indem sie die gedungenen öffentlichen Tänzer durch reiche Be-
lohnung ermunterten. Ater an den Bürgern selbst wurde das Tanzen
für eine schändliche Ausschweifung gehalten: wie aus dein Eifer erhellt, wo-
mit Cicero den Murena gegen die Beschuldigung des Tanzens verlheidigt.
pro Muren. G.
19
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148
Erwerbszweige an sich geriffen. Mit zwölfhundert Fahrzeugen hat man dort
binnen 2 Jahren jedesmal 50,000 Tonnen, also 50 Millionen Häringe, er-
beutet. Oft kommen so große Quantitäten an, daß sie nicht alle genossen wer-
den können und zu Dünger verbraucht werden müssen. Man schätzt gegen-
wärtig die Menge aller Häringe, welche jährlich gefangen werden, auf tausend
Millionen.
Die Fahrzeuge, welche die Holländer Buysen nennen, und deren sich
auch die andern Völker bedienen, sind sehr lang. Sie werden von zwei
Kriegsschiffen begleitet, zum Schutze und zur Aufnahme der Kranken. Sobald
die Häringe ankommen, deren Menge nicht selten so dicht ist, daß man sie mit
Krügen und Händen schöpfen kann, werden große Netze, oft 1200 Fuß lang,
ausgespannt, welche oben durch leere Tonnen gehalten, unten mit Steinen be-
schwert sind, so daß sie durch das eingesogene Wasser steif, wie eine feste Wand,
stehen. Die von Hanf gefertigten dauern nur ein Jahr; man macht sie daher
jetzt von gelber, persischer Seide, wodurch sie doch wenigstens dreimal so lang
halten. Sie werden zuvor geräuchert, damit ihre helle Farbe die Häringe nicht
scheu mache. Die Weite der Maschen ist gesetzlich vorgeschrieben und darf nicht
enger, als ein Zoll, sein, damit man nicht zu viel Junge und Brut fange. Die
anströmenden Häringe gehen oft augenblicklich in diese Netze hinein, in d-nen
sie mit den breiten Kiemendeckeln hangen bleiben, und wenn das Glück gut
ist, kann man schon nach zwei Stunden das Netz aufwinden. Man thut dies
gern des Nachts. Jetzt werden die schnell sterbenden Fische herausgeworfen:
es wird ihnen die Kehle aufgeschnitten, und die Kiemen und Därme werden
herausgenommen. Dann wirft man die Häringe vorläufig in Fäffer mit See-
wasser. Darauf wäscht man sie aus, legt sie in Salzlake und verpackt sie
schließlich ordentlich in Tonnen mit Schichten Seesalz dazwischen. Dieses Ver-
fahren erfand im 14. Jahrhundert der berühmte Wilhelm Beukel (gestor-
den 1397) und machte dadurch erst den großen Verbrauch möglich. Kaiser
Karl V. schätzte dessen Erfindung so sehr, daß er sein Grab besuchte. Die Hol-
länder, welche sich gegenwärtig noch genau an das von Beukel vorgeschriebene
Verfahren halten, liefern immer noch die besten Häringe, wenigstens sind
ihnen die Engländer darin noch nicht gleich gekommen. Die Erfindung des
Räucherns jedoch, wodurch die Bücklinge entstehen, indem man die Häringe,
nachdem sie vierundzwanzig Stunden in Salz gelegen, mit den Köpfen an
hölzerne Spieße reiht und über rauchendes Reisig hängt, gebührt den Fran-
zosen und stammt aus Dieppe.
Der Häring ist eine sehr gesunde Speise: ja, man benutzt ihn häufig als
ein das Wohlbefinden herstellendes, überhaupt wohlthätiges Nahrungsmittel
und hat ihn wegen des Reizes, den er verursacht, selbst als eine Art Heilmittel
benutzt, namentlich die Häringsmilch gegen Luftröhren-Schwindsucht. Wo der
Häring in zu großer Menge gefangen wird und nicht eingesalzen werden
kann, benutzt man seinen Thran; ja, man braucht wohl auch, wie schon er-
wähnt, den ganzen Fisch als Dünger.
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Karl_V. Karl_V.
Vt 1 \
116
wenig das auch unsere Kaffeeschwestern glauben werden. Noch vor 300 Jahren
kannte man in Europa den Kaffee gar nicht: ein Arzt brachte ihn im 16.
Jahrhundert als Arznei von Aegypten nach Venedig, und erst zu Ende des
17. Jahrhunderts fing man an, ihn in Deutschland zu trinken. Jetzt ver-
braucht Europa allein jährlich über 2^ Millionen Pfund Kaffee.
In des glücklichen Arabiens gewürziger Luft wuchs der erste Kaffee, die
Mokkabohne. Der Bürgermeister Mieser von Amsterdam brachte 1790 den
ersten Kaffeebaum nach Batavia und den ostindischen Kolonien, von wo aus
die betriebsamen Holländer Europa mit theuerm Kaffee versorgten. Ein Fran-
zose wußte sich aber trotz aller Vorsicht der Holländer, die den kostbaren Han-
delsartikel gern für sich allein behalten hätten, ein kleines Kaffeebäumchen in
Ceylon zu verschaffen und verpflanzte es auch nach den französischen Kolonien.
Fast wäre der Versuch mißlungen; denn auf dem Schiffe, das ihn mit seinem
kostbaren Schatze trug, trat Maffermangel ein, und das Bäumchen wäre ver-
dorrt, wenn der Franzose nicht seine kleine Portion Master täglich mit seinem
Zöglinge, dem kleinen Kasieebaume, getheilt hätte. So brachte er ihn glücklich
nach Martinique, wo das Bäumchen sich so vermehrte, daß schon 36 Jahre
später 18 Millionen Pfund Kaffee von dort ausgeführt wurden und in wenigen
Jahren alle Antillen mit Kaffeepflanzungen bedeckt waren. Diesen glücklichen
Umständen hat es der liebe Leser zu danken, daß er jetzt sein Täßchen Kaffee
zu billigem Preise in aller Gemüthlichkeit trinken kann.
Unsere Kaffeebohnen sind die Kerne der Frucht des Kaffeebaumes. Auf
regelmäßigen und durch andere Bäume eingefaßten Vierecken stehen in den
Kaffeepflanzungen die wenig über drei Ellen hohen, nach der Schnur in glei-
chen Zwischenräumen gepflanzten Bäume. Ihre immergrünen, glänzenden,
lederartigen, ovalen Blätter und die aus den Blattwinkeln herauswachsenden
Büschel schneeweißer Blumen bieten nebst den dunkelscharlachrothen Früchten
einen sehr freundlichen Anblick, besonders da der Baum acht Monate lang
blüht und stets Früchte und Blüthen neben einander trägt. In diesen
Früchten befinden sich die Samcnkerne, je zwei in einer Frucht, mit der flachen
Seite aneinander liegend. Dreimal hält man in Brasilien und in Westindien
Fruchtlese. Die gesammelten Beeren werden auf besonders dazu eingerichteten
Tonnen ausgebreitet, und in wenigen Tagen trocknen die glühenden Sonnen-
strahlen das süßlich schleimige Fleisch der Früchte, welches dann durch beson-
dere Walzmühlen von den Kernen entfernt wird. In großen Säcken werden
dann die Bohnen nach Europa ausgeführt, und der fremde Eindringling, der,
selten getrunken oder als Arznei gebraucht, gewiß der Gesundheit ausgezeich-
nete Dienste leisten würde, hat leider bei Vornehm und Gering, bei Klein und
Groß unsere heimischen, gesunden, unserm Klima und unserer Natur zusagen-
den Getränke rn-, rängt; selbst die unzähligen Kaffeesurrogate hat er auf dem
Gewiffen — und viele Aerzte erklären den Kaffee, namentlich als tägliches
Getränk der Jugend, geradezu für ein langsames Gift. Und sicher ist er eines
der vielen Reizmittel, mit denen unsere kränkliche Generation für augenblick-
U
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Extrahierte Personennamen: Maffermangel
Extrahierte Ortsnamen: Europa Venedig Deutschland Europa Arabiens Amsterdam Batavia Europa Ceylon Martinique Brasilien Westindien Europa
141
Viertes Kap. Römische Geschichte.
legen Willen, zur Schlacht. An den Ufern des A ufi du s (*) bei dem
Flecken Canna wurde sie geliefert, die verderblichste für Rom in
seiner ganzen Geschichte. An diesem Tage sieten 45,000 Bürger, es
fielen 80 Senatoren, viele Consnlaren und Staatsbeamte und die
Blüthe der Ritterschaft. Aemilius Paulus nahm einen schönen
Tod, Terenti us Varrò die Flucht. Dennoch ging ihm der Senat-
um des Volkes Muth zu erhalten — dankend entgegen, dafür, daß
er am Heile des Vaterlandes nicht verzweifelt.
§. 88. Folgen derselben.
Dies war das Zenith von Hannibals Glück und Ruhm. Das
erste begann jezt zu sinken, der zweite nie. Zwar werfen ihm Viele
vor, daß er nach dem großen Siege nicht schnell, wie Maharbal
wollte, das Kapitol gcstürmet: und in der That ist es ein wichtige-
res Talent, Siege zu benüzen, als Schlachten zu gewinnen; aber
daß der Tag bei Canna ohne entscheidende Folgen blieb, lag wohl in
den Umständen und nicht in Hannibal's Schuld. Mit 26,000 Mann
war er von den Alpen hinabgestiegen, und hatte seitdem, außer der
gallischen Hilfe, keine bedeutende Verstärkung erhalten. Wie konnte
er nun, im dritten Feldzuge, nach so vielen Gefechten und vier groß-
ßen Schlachten, stark genug seyn, das zwar bluttriefende, aber noch
immer an Volk und Waffen reiche Rom anzugreifen; Rom, dessen
eigenthümlicher Charakter darin bestand, nach Unfällen am furchtbar-
sten zu seyn? Daher, um nicht die Frucht der Siege durch Verwegen-
heit zu vertieren, beschloß Hannibal, bevor er das Größte wagte,
durch Gewinnung der römischen Bundesgenossen sich zu verstärken,
und karthagische Hilfe zu erwarten. Auch fielen jezt die meisten
Völker des unteren Italiens ab von dem längst gehaßten Rom. Solches
that auch Campanie» mit seiner Hauptstadt Cap na. 2n diesem
schönen, von der Natur überreich begabten Lande (**), dessen schwel-
gerische Einwohner keine Kunst höher, als jene des Genusses schäz-
ten, nahm Hannibal die Winterquartiere. Unmäßigkeit und Wollüste
entnervten daselbst seine Krieger: nach geschmecktem Uebersiusse schie-
nen Entsagung und Mühseligkeit unerträglich.
Aber vergebens begehrte Hannibal Verstärkung von Karthago.
Hanno bcharrte bei seiner Anfeindung des barkinischen Hauses,
und da dieses auf den Krieg seine Größe baute; so erhob jener sich
(*) Gleich nach der trasimenischen Schlacht war Unteritalien derschan-
plaz des Krieges geworden.
(**) Omnium non modo Italia, scd toto orbe terrarum, pulcherrima
Campania« plaga est. Nihil mollius coclo, nihil uberius solo : ideo Liberi
Cererisque certame» dicitur. Florus.
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Extrahierte Personennamen: Aemilius_Paulus Hannibals Hannibal Hannibal Hannibal Hanno
Extrahierte Ortsnamen: Rom Hannibals Rom Rom Italiens Rom Karthago Unteritalien
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Extrahierte Personennamen: Otto_I. Berengar Martin Berengar Adelheid Otto Otto Otto Ludolf Heinrich_von_Bayern Heinrich Konrad_von_Franken Konrad Berengar Otto Adelheid Otto Ludolf Konrad Konrad Ludolf Wittwer Editha
Extrahierte Ortsnamen: Felfeuburg_Canossa Italien Deutschland Italien Italien Pavia Deutschland England
116 Otto Ii. Zug nach Italien. Otto Iii.
nach Paris zurück und nötigte ihn, seinen Eroberungsgelüsten Zu entsagen.
^ Weniger glücklich war Otto Ii. in Italien. Er zog im tjcchre 980 mit einem Heere über die Alpen, um nicht nur in Nom bte von dem herrschsüchtigen Patrizier Creseeutius gestörte -rouung herzustellen, sonbern auch seine Ansprüche aus Apulien ^0 Calabrien, bte er als Heiratsgut seiner Gemahlin ansah, mtt Waffengewalt zur Geltung Zu bringen. Die Griechen riefen gegen thn die Saracenen aus Sicilien zu Hilse, und in der Schlacht bei ^asantello, in der Nähe von Tarent, erlitt er am 15. Juli 982, durch eine verstellte Flucht der Araber getauscht, etne vollständige Niederlage. Von den Saracenen verfolgt, stürzte er stch^ in das Meer, um aus einem heransegelnden ^ahizeng schütz zu suchen. Das Schiss war jedoch ein griechisches, und der Kaiser sah sich in Gasahr, als Gefangener nach Kon-stantinopel gebracht zu werden. Er rettete sich jedoch durch eine glückliche List: er bewog den Schisssherrn bei Rosano anzulegen, mdem er vorgab, daß er dort Geld und Kostbarkeiten zu sich nehmen wolle, und als das Schiss der Küste nahe gekommen, stürzte er sich abermals in bte Wogen urtb erreichte glücklich das rettende Gestade. Mitten unter Vorkehrungen zu einem zweiten Feldzuge starb er zu Rom am 7. Dezember 983. Die Nachricht von seinem Tode traf in Dentschlanb ein, als eben zu Aachen dte Salbung seines gleichnamigen dreijährigen Sohnes, den die Fürsten bereits zu seinem Nachfolger erwählt hatten, vollzogen worden war.
, Während Otto Iii. (983—1002) unter der Leitung dreier hochgebildeter grauen: seiner Mutter Th eophania, seiner Großmutter Adelheid und seiner Base, der Äbtissin Mathilde in Quedlinburg, sowie des gelehrten Abtes Gerbert von Rheims zu einem vielversprechenden, für alles Große und Herrliche glühenden ^üngling von idealer Geistesrichtnng und tiesster Frömmigkeit heranwuchs, leitete der thatkräftige Erzbischof Willigis von Mainz die Staatsverwaltung mit Umsicht und Geschick. Die Bemühungen Heinrich des Zänkers, die Krone für sich zu gewinnen, scheiterten M der Einigkeit der übrigen Großen, welche einmütig erklärten, daß sie, ihrem Eide getreu, Ottos Iii. Rechte schützen würden.
Kaum harte Otto in seinem ib. Jahre selbst die Zügel der Regierung ergriffen, als er nach Rom eilte, um die Kaiserkrone zu empfangen. Hier hatte Erescenrins von neuem das Übergewicht erlangt, das er unter dem Titel eines Eonsnls mit -dyrannenlaunen geltend machte. Von beit erbitterten Römern
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Extrahierte Ortsnamen: Italien Paris Italien Apulien Sicilien Tarent Dentschlanb Quedlinburg Mainz Ottos Rom
Sein Privatleben. °'
Hühnern und Tauben, auch hielt man als Ziervögel Pfauen, Enten und Turteltauben. Die Aufsichtsbeamten mußten zu Weihnachten ein genaues Verzeichnis von dem ganzen Bestände an Vieh, Getreide, Wein, Honig, Eiern, Wolle n. s. w. einreichen, am Palmsonntag den Geldertrag abliefern und Rechnung ablegen. Wenn Karl feine Güter bereifte, was fehr oft geschah, fo war er ganz Landwirt und vergaß den König und Staatsmann; er nahm alles selbst in Augenschein, ordnete Verbesserungen an, prüfte die Bauanschläge und sah die Rechnungen nach, in welche alles bis aufs Kleinste, selbst jedes verkaufte Ei, eingetragen sein mußte.
6. Karls Privatleben und Tod.
So groß Karl iu allen Verhülltnissen des öffentlichen Lebens war, fo liebenswürdig erscheint er irrt Privatleben. Wie er seiner Mutter stets die höchste Ehrfurcht erwies, so war er feiner Schwester Gisla ein liebevoller Bruder, feiner (Zweiten) Gemahlin Hildegard ein zärtlicher Gatte, feinen Kindern ein sorgsamer Vater. Seine Söhne ließ er nicht nur in den Waffen üben, sondern er war auch mit der größten Sorgfalt für ihre geistige Bildung bemüht. Eben so sorgte er dafür, daß feine Töchter, an denen er mit ganzer Seele hing, nicht nur in den weiblichen Künsten des Spinnens, Webens und Wirkens, sondern auch iu den Wissenschaften unterrichtet würden. Nie mochte er sie von feiner Seite lassen, und nicht bloß bei Tische mußten sie neben ihm fitzen, sondern sie begleiteten ihn auch auf feinen Reifen, gingen mit ihm auf die Jagd, und selbst auf feinen Kriegszügen trennte er sich nicht von ihnen.
In feiner Lebensweise war er außerordentlich einfach. Niemand konnte müßiger fein in Speise und Trank. An seiner gewöhnlichen Mittagstafel gab es nur 4 Gerichte, außer dem Braten, den er von den Jägern am Bratspieß herbeibringen ließ, und den er fehr gern atz. Gastmähler fanden nur selten und an besonders festlichen Tagen statt; dann fah er aber auch gern recht viele Leute bei sich. Wein trank er wenig, selten mehr als dreimal bei Tische, und nichts verabscheute er mehr, als Trunkenheit; dagegen wurde es ihm fehr schwer, an Fasttagen ohne alle Speise fertig zu werden, und er meinte, das Fasten schade ihm. Zur Unterhaltung ließ er sich bei Tafel etwas von den Thaten der alten Könige, auch wohl aus den Schriften des heiligen Augustin vorlesen; auch liebte er bei Tische Saitenfpiel und Gesang. Nach der Mahlzeit pflegte er 2—3 Stunden zu schlafen;
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karls Karls Karl Karl Gisla Hildegard
Die pyrenäische Halbinsel. 323
Um den Besitz des schwarzen Meeres und die Inseln beneideten, auf den Thron und eröffnete wieder die Reihe der griechischen Kaiser, die nun noch 200 Jahre fortbestehen sollten, bis das Reich 1453 in die Hände dert ür k en fiel. Die Begebnisse des griechischen Kaisertums sind die traurigsten und verwirrtesten in dem Gange der Weltgeschichte. Das byzantinische Reich hat den längsten Todeskampf gekämpft, und fein Untergang ist der trostloseste, da es hoffnungsloser Barbarei zum Opfer fallen mußte in einer Zeit, wo eine neue Kulturepoche die Welt zu erleuchten begann.
9. Die pyrenäische Halbinsel.
In diesem Laude hatten, wie wir bereits wissen, die aus Gallien von den Franken verdrängten Westgoten ein ausgedehntes Reich gegründet, welches aber Trotz, Widerstand und Parteiwut der Großen geschwächt hatte. Im Jahre 711 machte Uneinigkeit in der Herrscherfamilie dem Reiche vollends ein Ende.
König Witiza war gestorben, und dessen Erbfeind Roderich schwang sich auf den Thron. Der Erzbischof Oppas von Sevilla und dessen Bruder Graf Julian, Brüder Witiza's, nahmen sich der Söhne desselben an und riefen gegen Roderich die Araber aus Afrika zu Hilfe. Diese kamen und siegten bei Xeres, unweit Cadix, über die Goten (s. S. 72). Sie dehnten darauf ihre Eroberungen immer weiter aus und gingen nach der Unterwerfung Spaniens über die Pyrenäen, um auch Gallien zu gewinnen. Bei Tour und Poiiiers aber stellte sich ihnen der fränkische Hausmeier Karl Martell mit einem geübten Heere entgegen und verhinderte durch einen glänzenden Sieg die Ausbreitung ^des Islam aus europäischem Boden (732). Nur eine _ kleine Schar tapferer Männer, unter der Führung ihres Fürsten P e l a y o, hatten sich nach der Schlacht bei Xeres in die Gebirge von Asturien *) zurückgezogen und behaupteten hier unter beständigen Kämpfen sich so lauge, bis im 11. Jahrhundert eine neue Wendung der Dinge eintrat.
In Ägypten hatte sich ums Jahr 750 Abul Abbas Saffah, d. H. der Blutvergießer, gegen die Kalifen aus dem Hanse der Omejjaden empört und das ganze Geschlecht bis auf einen Mann , Abderrahman, vertilgt. —
Dieser flüchtete sich mit seinem Anhange nach Spanien, wo er das Kalifat von Eo r d ö v a gründete. Mit ihm zogen Kunst
1) A l p h o n s I. erhob Asturien zum Königreiche.
21 *
4
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Extrahierte Personennamen: Roderich Oppas_von_Sevilla Julian Roderich Karl_Martell Karl
Extrahierte Ortsnamen: Gallien Witiza Afrika Spaniens Gallien Asturien Spanien Asturien
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Das Altertum. Die orientalischen Völker.
Frbung mit dem Saft der Purpurschnecke (Pelagia) und der Trompetenschnecke (Buccinum). Die beiden Grundfarben des Purpurs, rot und schwarz, wuten sie durch allerhand Mischungen zu den mannigfaltigsten Farbenber-gangen (Nancen) zu verndern. Stoff und Frbung verlieh den Purpur-gewndern einen auerordentlichen Wert, so da sie Luxustracht der Fürsten und Groen wurden. Die Erfindung des nur zu Schmuck verwendeten Glases haben nicht die Phniker, sondern die gypter gemacht; aber erstere stellten es am reinsten dar (besonders in Sarepta). Wie sie den Bergbau nach dem Abendland brachten und zuerst auch das Gold des Pangos-Gebirges in Thrakien frderten, so verarbeiteten sie auch die Metalle zu Gerten aller Art. Sie lieferten Waffen, kupferne Kessel und Becken, goldene und silberne Trinkgefe und Tafelgeschirr, Halsbnder und sonstigen Schmuck. Wenn bei Homer mehrmals besonders knstlerische Werke von sidonischen Mnnern stammen, so weisen die Gold- und Silberfunde von Myken trotz der vielleicht teilweise nicht-phnikischen Ornamentik jedenfalls auf orientalische Fabrikation und ph-nikischen Import. Als Baumeister verwendete Salomon Phniker bei der Er-richtung des Tempels zu Jerusalem. Gewhnlich wird ihnen auch die Erfindung der Buchstabenschrift nachgerhmt und ein Gott Thaut (Hermes, Kadmos?) als Erfinder genannt. Sie haben ihr Alphabet von den Babyloniern erhalten, aber die Schrift nach Griechenland gebracht. Den Griechen bermittelten sie die hochentwickelte Kultur des Orients und lehrten sie auch die Schiffbaukunst. Die Schler folgten den Spuren ihrer Lehrmeister, wetteiferten mit ihnen und berflgelten sie schlielich.
1). Schicksale Phnikiens.
Kriegerischer Unternehmungsgeist war dem Volke, dessen ganzes Streben auf friedlichen Erwerb ging und dessen khnste Seemnner sich hchstens auf den Seeraub verlegten, vllig fremd. Die Regierung in den Kolonialstdten lag in den Hnden des Geldadels; zwei gewhlte Oberbeamte, Richter" (sofet, Suffeten), hatten die Verwaltung und das Recht zu den. Einzelne Erhebungen, wie z. B. des tributverweigernden Utika (unter Hiram, 966936), unterdrckte man mit den Sldnern. Als der bedeutendste Herrscher erscheint immer Hiram von Tyrus, dem König Salomon 20 Städte in Galila ver-pfndete, um seine Bauschulden zu decken. Sonst hren wir fast nur von Thronwirren. Der Schwiegervater König Achabs von Israel, Jtubaal von Sidon (885854), grndete Botrys nrdlich von Byblus in Phnikien, und in Numidien Auza (Auzea, in der Nhe des jetzigen Anmale). Unter seinem Urenkel Pygmalion (820774) soll seine Schwester Elissa (Dido Astarte), die Gemahlin des Melkart-Priesters Sichus, zur Auswanderung gezwungen worden sein und Karthago gegrndet haben.
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