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1. Bd. 2 - S. 258

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
268 Erstes Kap. Bürgerlicher Zustand. erklärung für nothwendig zu gerechter Feindseligkeit, und die Fe- cialen verrichteten dieses Geschäft, so wie auch die Schließung vou Frieden und Bündnissen, unter religiösen Gebräuchen: aber damit glaubten sie auch, sey Alles gethan. An dem Feinde erkannten sie kaum ein Menschenrecht mehr; und nur sklavische Göttcrfurcht be- wachte die beschworene Treue. Doch der Aberglaube ersann Mittel der Erpiation, und leicht fand die Leidenschaft den Vorwand des Bruches. An die Namen von Caudium, Numantia, Karthago, Korinth, Perseus, Jugurtha — an die Namen aller Länder und Völker und Könige, die ihr Unglück mit Rom in Derhältniß brachte, sind häßliche, abscheuliche, zum Thcile schauderhafte Erinne- rungen geknüpft. Die äußere Geschichte Roms ist ein fortlau- fender Frevel (*). Iii. Geseze und Sitten (**). §.18. Ueberhaupt. Dieser Zeitraum hat keine so großen Gesezgcber, als der vorige erzeugt. Kein würdiger Nachfolger eines Solon, eines Numa wird genannt. Auch scheint die Wiegeuzcit der Staaten die günstigste für die Schöpfungen eines legislatorischen Genies. Ist einmal einer Na- tion durch längere Dauer ein bestimmter Charakter eingeprägt, haben ihre Sitten und Gebräuche Consistenz erhalten; so läßt sich wohl theil- weis verbessern oder anders gestalten, aber eine völlige Umschaffung oder Wiedergeburt ist schwerer. In der That ist, was wir von Gcsezen dieses Zeitraumes zu sagen haben, meist nur Stückwerk, durch das Bedürfniß des Augenblicks und lokaler Verhältnisse diktirt, keineswegs aber das Ergebniß eines Systems oder einer wissenschaftlichen Gesezgebung. Zwar sind zu einer solchen in den Werken der Griechen, vorzüglich in den aristote- lischen Schriften, schäzbare Materialien enthalten; und die Römer (zumal Cicero) haben selbe benüzt: aber in der Ausübung fin- den wir noch wenig Spur wissenschaftlicher Grundsäze oder eines all- gemeinen Fortschreitens der Gesezgebungskunst. Auch haben die Hauptvölker noch insgesammt ihre besonderen Cha- raktere, ihre eigenen Nationalphysiognomieen beibehalten: ein jedes (*) Raptores orbis, postquam cuncta vastantibus defuere terrae, et mare scrutantur. Si locuples hostis est, avari, si pauper, ambitiosi, quos non oriens non occidens satiaverit; soli omnium opes atque inopiam pari allectu concupiscunt. Auferre, trucidare, rapere falsis nominibus imperium; atque, ubi solitudinem faciunt, pacem appellant. Tacit. Agrie. (**) Gvguets Untersuchungen von dem Urspning der Geseze, Künste und Wissenschaften u. s. w. aus dem Französischen im Ausz. und neu bea» beitet von Sattler. Nürnberg 17l6.

2. Bd. 2 - S. 277

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
277 Zweites Kap. Religion. selbe war — so wie Numa sie einführte (*) — hetrurischen Ur- sprungs, aber gleichwohl in den meisten Stücken der griechischen ähnlich. Auch mochte schon in den frühesten Zeiten auf mancherlei Wegen die griechische Mythologie nach Italien gelangt seyn, und der nachmalige nähere Verkehr der Römer mit den Griechen veran- laßte noch eine genauere Gleichförmigkeit. Wir treffen in Rom die- selben Gottheiten, wie in Hellas, nur mit verändertem Namen, die- selben Göttergeschichten, nur minder poetisch, und sehr ähnliche Ge- bräuche an, nur etwas modifiât nach den übrigen Begriffen und Verhältnissen der Römer und vermehrt durch einige Nationalgötter (wie Aeneas, Quirinus re.) und andere, welche eigens die Klngs heit der Gesezgeber zu moralischen oder politischen Zwecken geschaffen, als Fides, Terminus n. s. w. So finden wir auch eine ganz ähnliche Gottesverehrung durch Gebete, Opfer (leider auch Men- schenopfer! * **), vielerlei Feste, Spiele und Mysterien. Von den hei- ligen Spielen (den circensischen, amphitheatralischen und scenischen) wird an einem anderen Orte die Rede seyn. Die My- sterien waren der Ceres, Proserpina, Bona Dca und dem Bacchus geweiht, aber minder wichtig, als die griechischen. Der Tempel waren viele, die meisten prächtig; airch wurde in Hainen, Höhlen rc. die Gottheit verehrt. Das Detail der römischen Mythologie kann ich wohl bei meinen Lesern voraussezen. Doch ist nicht dieses oder das blose Gerüste, das Materielle der römischen Religion, was den Welthistoriker in- tereffirt, sondern der innere Charakter derselben und ihr Verhält- niß zum Staate und zur allgemeinen Kultur. Die Römer waren sehr religiös. Kein öffentliches, kein wichti- geres Privatgeschäft wurde ohne Anrufung der Götter und ohne reli- giöse Gebräuche begangen. Sie glaubten sich ringsum von Göttern umgeben, den Zeugen ihrer geheimsten Handlungen, den Rächern des Lasters, den Leitern und selbst Verkündern des Schicksals. Rom war schon Herrscherin der Welt, als dieser fromme Sinn noch währte. Erst in den Zeiten der Bürgerkriege lehrte die griechische Philosophie die Römer zweifeln; und später riß mit dem äußersten Sittenver- derbniffe auch Unglaube in den höheren Ständen ein. Wenn wir die ('•*) Schon Romulus soll sechzig Priester aus den angesehensten Männern gewählt haben. Aber erst sein Nachfolger gab — gleichfalls der Sage nach — dem Religionswesen eine feste Gestalt. (**) In großen Gefahren, als bei einigen gallischen Kriegen, wurden Menschen geschlachtet. Nach der Niederlage bei Canna begrub man vier Personen lebendig. Der mildere Gebrauch, alljährlich eine Zahl Menschen- figuren in die Tiber zu werfen, floß wohl ursprünglich aus derselben Quelle.

3. Bd. 2 - S. 283

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
203 Allgemeiner Ucberblick. Uebungen — waren mehrere Spiele — wie die pythischen — aus- schließend, oder wenigstens vorzugsweise, gewidmet. Zwar erlangte niemals der Dichter, der die beste Hymne gesungen, oder der Tonlünst- ler, der die schönste Melodie erdacht, die ausschweifende Lobpreisung Desjenigen, der am schnellsten das olympische Stadinm durchlaufen (*): aber dennoch Ruhm genug, um die Seele der Preiswerber durch Nach- eiferung zu entzünden, und ihr Genie znm kühnsten Fluge zu starken. Zudem waren solche Spiele für sich selbst, als Schauplaze aufgereg- ter Leidenschaften, so wie unverhüllter Menschenformen und lebendi- ger Kräfte, als Versammlungspnnkte ungezählter Volkshaufen ans alten Ländern der griechischen Zunge, auch für die trägste Phantasie erhebend, für die reizbare begeisternd. Endlich fanden hier der Redner, der Philosoph, der Historiker, so auch der bildende Künstler, die herr- lichste Gelegenheit, die Schöpfungen ihres Genies — wenn sie auch ohne Beziehung auf den eigentlichen Wettkampf waren — einer ge- drängten und geschmackvollen Versammlung vorzulegen, und durch ihren lohnenden Beifall zu neuer Anstrengung sich zu ermuntern. Von diesen griechischen Spielen waren die r ö m i sch e n durchaus an Charakter und Zweck verschieden. Die griechischen Athleten waren freie Bürger; an einigen Spielen nahmen die vorneh msten Män- ner, ja selbst Könige der griechischen Zunge, wenigstens durch Stell- vertreter, Theit. Bei den Römern waren die Spiele blose Volksbe- lustigung, die durch gedungene Leute vom niedrigsten Pöbel oder durch abgcrichtete Sklaven geschah. Anstatt, wie bei den Griechen, die edle Ruhmbegierde zu entzünden, durch Wetteifer das Talent zu erhöhen, und ein Band der Vereinigung für freie Völker zu scyn, bewirkten die römischen Spiele späterhin das Vergessen der Freiheit, und nähr- ten zugleich die Frivolität und die Barbarei des Charakters. Von den Ausschweifungen und den selbst staatsvcrderblichen Faktionen des Circus wird noch in der späteren Kaisergeschichte die Rede seyn. Eine noch schärfere Rüge verdienen die amphitheatralischen Spiele, welche wir schon in den Zeiten der Republik in ihrer empö- renden Abscheulichkeit erblicken. Im 490stcn Jahre nach Erbauung der Stadt wurden znm erstenmal öffentliche gladiatorische Spiele gege- den. Als eine barbarische Privatleichenfeier waren sie schon von (*) Wahrhaft abenteuerlich ist die Ehre, die solchen olympischen Siegern widerfuhr. Sie wurden von den größten Dichtern besungen, in die Annalen verzeichnet, im Triumphgepränge von ihren Mitbürgern eingeholt, oft mit reichen Gaben belohnt und lebenslang verehrt. Es war unmöglich für den Retter des Vaterlandes niehr zu thun. Aber gerade durch solche Ver- herrlichung der olympischen Sieger übte und vervollkoirmmete sich die bildende und redende Kunst.

4. Bd. 2 - S. 226

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
226 Erstes Kap. Bürgerlicher Zustand. belebend für die Kraft, aber der Philosophie hinderlich und unfruchtbar für die Moral. Diese Mangel wurden großenteils vergütet durch die glückliche Organisation der Priesterschaft, welche zwar hier, wie allent- halben, Feindin der Volksanfklärung war, aber nach ihren Verhält- nissen derselben nur wenig zu schaden vermochte. Nicht die Priester waren die Lehrer des Volks und die Erzieher der Jugend; cs wurde nicht, wie im Orient, durch einen, wohl gar erblichen, Verein ihre Macht gestärkt, das Monopol der Kenntnisse gehörte nicht Ihnen. Allen im Volke war der Tempel der Wissenschaft offen (auch hier ist der Geist der Freiheit sichtbar); Jeder mochte auf selbstgcwählter Bahn und ungehindert seine Kraft versuchen, Jeder durch eigenthümlichen Geistes- crwerb den allgemeinen Nationalschaz mehren, und in gegenseitigem Wetteifer den Sporn zu unermüdeter Thätigkeit finden. 4) Und solches umso mehr, da auch die bürg erlichen Ge sez e und Anstalten — insbesondere die wichtigen, so enthusiastisch began- genen öffentlichen Spiele — auf die Erhöhung (euer schönen Riva- lität zwischen Gemeinden, wie zwischen Einzelnen berechnet waren, und die meisten Gcsezgeber, vorzüglich durch die Einführung einer öffentlichen Erziehung dafür gesorgt hatten, daß von der frühe- sten Jugend an in den Herzen der Bürger die Ruhmbegierde, der Na- tionalstolz, die Liebe der Freiheit und des Vaterlandes entzündet, immer- dar genährt und ein reges Streben nach allem Großen und Edlen erzeugt würde. §. 3. Und Ausbreitung. Ans diesen Betrachtungen, in Verbindung mit Dem, was zerstreut sowohl in der detaillirten Geschichte, als unter den übrigen Rubriken von den Griechen gesagt ist, läßt sich die hohe Stufe, so wie der Cha- rakter der griechischen Kultur würdigen und begreifen. Sie war nicht rein und nicht ohne große Gebrechen, überhaupt mehr ästhe- tisch, als rationell; für den Genuß des Lebensund die freie Reg- samkeit der Kräfte vortrefflich, jedoch mit parteiischer Begünstigung des Schönen vordem Nüzlichen, und weder dem Weltbürger- sinne, noch der wahren Moral gedeihlich; ein anziehender Abdruck des freudig erblühenden Jünglingsalters. Darum wäre es wohl thöricht, ihre Rückkehr oder Nachbildung unter uns zu wünschen. Wir können nicht mehr Griechen seyn, <> aber freuen wollen wir uns wenig- stens" — wie ein geistvoller Schriftsteller sagt — "daß cs einmal Grie- chen gegeben, und daß, wie jede Blüthe der menschlichen Denkart, so auch diese ihren Ort und ihre Zeit zur schönsten Entwicklung fand." — Wie weit die griechische Kultur durch Kolonien, Handel und

5. Bd. 2 - S. 296

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
260 Drittes Kap. Kunst und Wissenschaft. §. 10. Beredsainkeit. Nicht minder, als durch die Dichtkunst glanzten die Griechen durch Beredsainkeit hervor. Wenn jene in einer glücklichen Na- turanlage und in der Harmonie der schönsten, klangvollsten aller Sprachen eine mächtige Begünstigung fand: so war diese vorzugs- weise die Frucht der freien Verfassung. Gleichwohl hob sich, bei der Leidenschaft der Griechen für Poesie, die Prose nur langsam; selbst Gescze wurden in Versen abgefaßt. Empedoklcs und Parmeni- dcs trugen die Lehrsäze ihrer Philosophie in dichterischer Sprache vor. Endlich bewirkten Pherccydes aus Scyros und Kadmns von Milet die Aufnahme der ungebundenen Rede. Schriftsteller aller Art, be- sonders Geschichtschreiber, vervollkommneten sie, und die lebendige Beredsamkeit blühte auf in Volksversammlungen, Senaten und Ge- richten. Auch die Redekunst gedieh, und verstärkte die Kraft der natürlichen Suade. In Sicilien stiftete Korar von Syrakus die erste Schule der Rhetorik; bald kamen ähnliche in Griechenland auf. In diesen, wie in den philosophischen. Schulen herrschten aber nur allzulang die Sophisten, welche mit ihrer spizfindigen und feilen Kunst dem Verstand und Herzen schadeten. Gorgias vor den meisten Anderen war berühmt in derselben, und erwarb sich großen Reichthum. Die edlere Beredsamkeit siegte jedoch im Ganzen, und auch hier, wie sonst allenthalben, hat der Ruhm Athens den der übrigen Griechen überstrahlt. Kaum mögen neben den athenischen Rednern noch andere genannt werden. Wir haben der merkwürdigsten unter denselben — von Solon und Pisistratus an durch alle Zeiten der Freiheit —, als eines Thcmistokles, Perikles (des Donnernden), Alcibiades, Äschi- nes, vor Allen aber des großen Demosthenes (*), theils in der politischen Geschichte, theils in jener der Staatsverfassnng (S. 232) gedacht. Auch Antiphon, Andocides, Lysias, Lykurgus, Dc- m ades und viele Andere haben Ruhm erlangt; aber Mehrere schän- deten denselben durch feile Gesinnung. Nicht also der ehrwürdige Iso- krates, welchem jene zum Theil ihre Bildung verdankten. Isokra- ste den Römern gefallen sollte, erheischte, konnte die Sitte anfkommen, die Deklamation der Rolle davon zu trennen, und einem anderen Schauspieler zu überlasten. Endlich machte die Vervollkommnung der Geberdensprache die Deklamation ganz entbehrlich. Von dem Künstler Memphis wird behauptet, daß er nicht nur leidenschaftliche Rollen, sondern sogar Lehrsäze einer abstrak- ten Philosophie durch Mimik dargestellt habe! — (*) Diesem herrlichen Manne hat Heeren (Ideen Iii. Thl. S. 411 f.) ein würdiges Denkmal gesezt. Und auch Sich selbst. In der Auswahl der Lieblingecharaktere spiegelt stch die eigene Seele des Schriftstellers.

6. Bd. 2 - S. 300

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
500 Drittes Kap. Kunst und Wissenschaft. den Potybins (s. oben S. 5) insbesondere gewürdigt. Es ist aller- dings zu beklagen, daß von so vielen Schriftstellern theils gar Nichts, theils nur unbedeutende Bruchstücke erhalten wurden; aber die spä- teren, die wir noch befizen, haben wenigstens aus jenen geschöpft. Auch ist es nach den Proben, die vor uns liegen, wahrscheinlich, und bei der Betrachtung des Zeitgeistes in der macedonischen und römi- schen Periode — denn nur die Freiheit kann Großes erzeugen — leicht erklärbar, daß unter allen Verlorenen Keiner war, der einen Thucydidcs oder Tenophon erreicht hätte. Ueber die Historiographie der Hebräer (s. oben S. 97 die Quellen ihrer Geschichte) ist in diesem Zeiträume nichts Besonderes zu sagen. §. 12. Römische. Dafür fordert Rom unsere volle Aufmerksamkeit. Zwar viele von den Schriftstellern, die wir unter den Quellen dieser Periode anfzähl- ten (oben S. 111 f.), gehören erst dem folgenden Zeiträume an; aber die größten haben schon den gegenwärtigen oder doch gleich den An- fang des nächsten verherrlicht; eine allgemeine Charakteristik dersel- den mag hier füglich ihre Stelle stnden. Vieles davon wird auch auf die griechischen Geschichtschreiber passen. Unter allen ernsten Disciplinen wurde, die Rechtswissenschaft ausgenommen, von den Römern die Geschichte am meisten geschäzt. Nationalstolz trieb sie an, sich an den Thaten der Vorfahren zu er- gözen, und sie hatten die Wirksamkeit großer Beispiele zur Erhebung des Charakters erkannt. Daher, sobald unter ihnen die Geschichte, mit der allgemeinen Kultur, einigermaßen aus der Km'dheit hervor- trat, Ehre in reichem Maße den Geschichtschreibern zu Theil wurde, und bald auch die Ersten im Staate nach dieser Ehre strebten. Nicht weit er Dichter war, sondern weil er die Thaten der Römer besungen, wurde Ennius so laut gepriesen und seine Leiche der Beisezung im Familienbegräbnisse der Scipionen gewürdigt. M. Por- cius Cato aber, der in seiner altrömischen Strenge gegen die Ein- führung verschiedener Wissenschaften, als verschwistert mit Weichlich- keit und Verderbniß, eiferte, suchte seinen eigenen Ruhm durch Ver- fassung historischer Bücher zu erhöhen. Wenn wir von ihm an durch fast alle folgende Zeiten die Reihe der römischen Geschichtschreiber durchgehen; so finden wir uns meist unter den ausgezeichnetsten — oft erlauchten — Männern des Staates. Fa bi ns Pictor, dessen Haus Rom so viele Consuln und Diktatoren gegeben, Fnlvius No- bili or, Posthum ins Alb in ns, Pi so Frugis, Aemilius Scauruö, Lntatius Catulnö und viele Andere — insgesammt

7. Bd. 2 - S. 301

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
t Histo r i e. 50l Consuln und zum Thei'l aus den vornehmsten Geschlechtern —, Hor- tensius, Atticus, M. Brutus, Asiuiuö Pollio re., deren Name allein zu ihrem Ruhme hinreicht, schrieben (wenn gleich sezt meist verlorene) Geschichten: ja selbst der gefürchtete Sulla, der große Julius Cäsar und der glückliche Alleinherrscher Augustus hielten cs ihrer nicht uuwerth, mit eigener Hand ihre Thaten fitv die Nachwelt aufzuzeichnen. Auch die Geschichtschreiber des folgenden Zeit- raums sind meist ihren Vorgängern ähnlich an Rang und Würde. Von solchen Männern lassen sich freilich, nach ihrer vollkommeneren Ausbildung und ihrem Standpunkte, im voraus ganz andere Werke erwarten, als von unbedeutenden Privatpersonen, denen bei allem Talente und Fleiß der Gang der großen Geschäfte völlig verborgen bleibt. Dieser einzige Umstand schon gibt den alten Geschichtschreibern gegen die neueren eine Ueberlegenheit, die sehr schwer wieder aus- geglichen wird. Aber noch sind jenen andere Vortheile eigen: Sie hatten meist nur Ein Volk, wenigstens nur ein Hauptvolk bei ihren Darstellungen im Auge, und bei diesem einen Volke waren Krieg und Staatsverfassung fast die einzigen Punkte, auf die sie Rücksicht nahmen. Leichter war es, so wenige Gegenstände zur Einheit zu verbinden und lebendig zu schildern, was man selbst und lebendig erfahren hatte, als — wie den neueren obliegt — aus den Schicksalen vieler Völker und aus den vielfältigen Bestimmungen ihres Zustandes, welche zum Theil die neuere Staatskunst erst geschaffen, zum Theil erst ihrer Aufmerksamkeit wcrrh gefunden (als Ackerbau und Handel, Religion, Wissenschaft, Gesezgebung und Finanz rc.), ein beseeltes Ganzes zu bilden (*). Schreiben wir daher den geringeren ästhetischen Werth der neueren Geschichtsbücher gegen die alten nicht schlechterdings dem ge- ringeren Genie ihrer Verfasser, sondern vielmehr dem durch den Gang der Civilisatiou nothwendig geänderten Ton und Inhalt der Geschich- ten zu, und erkennen wir, daß, wenn unsere Historiker weniger schön und energisch und national, als die alten sind, sie dafür unpartei- ischer, vielseitiger und genauer, reicher an Materialien (durch die Druckerei und den Verkehr der Völker), mehr ausgesezt dem Tadel und der Zurechtweisung, mit größeren Schwierigkeiten der Darstellung ringend, daher desto lobenswürdiger bei dem Gelingen sind. Iv Mathematische und physikalische Wissenschaften. §. 13. Vor Aristoteles. Diese Wissenschaften hatten die Griechen von den Orientalen er- halteu, in mäßiger Ausbildung. Sie führten sie weiter; doch konnte (*) Vergl. Antillen vom Unterschiede zwischen den alten und neuen Ge- schichtschreibern.

8. Bd. 2 - S. 302

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
502 Drittes Kap. Kunst und Wissenschaft. bei erst kurz eröffnetcr Laufbahn alle Kraft des Genies die Beschrän, kung nicht heben, di< in dem Mangel großer Vorarbeiten vervoll- kommneter Instrumente, wohlberechneter Anstalten und in anderen, so- wohl literarischen, als auch religiösen und politischen, Verhältnissen lag. Die Fortschritte der Griechen sind unvergleichbar geringer, als jene der neueren Zeit. Bis auf Aristoteles waren die einzelnen Disciplinen weder unter sich, noch von der eigentlichen Philosophie gehörig gesondert; die Gelehrten — welche von Pythagoras an überhaupt den Namen der Philosophen führten — trieben meistens alle zugleich. So wurde einerseits der betrachtende Geist durch die Menge ungleichar- tiger Gegenstände zerstreut; anderseits, bei der Behandlung, das Ideale mit dem Realen, zum Nachtheile beiderlei Erkenntniß, vielfältig ver- mischt. Die Wissenschaften hoben sich nur wenig, so lange dieses Verhältniß bestand. Doch wurde durch einzelne große Männer wenigstens die Bahn eröff- net; es wurden Materialien zum Baue gesammelt, und der Grund gelegt. Um die reine Mathe sis haben sich Pythagoras und Tha> les, auch des Leztercn Schüler Anarimander (der erste Verfer- tiger von Landkarten) und Ana rag oras (von welchem unten ein Mehreres) verdient gemacht. Aber Pythagoras entstellte die Wissenschaft der Zahlen durch mystischen Gebrauch; und die wahre Vervollkomm- nung der Geometrie blieb der platonischen Schule Vorbehalten. Dagegen wurde die Astronomie durch den Fleiß der jonischen, und noch mehr der pythagoräischen Schule, gehoben. T ha les berech- nete eine Sonnenfinsterniß; Pythagoras aber erkannte das wahre Weltsystem zum Theil bestimmt, zum Theil durch kühne Muth- maßnngcn; wiewohl solche Lehre, als dem Zeugniß der Sinne zu sehr widerstrebend, außer dem Kreise seiner Schule keinen Eingang fand. Die I a h r es b e r e chn u n g wurde nach einander durch Thatcs, M c to n und Kal lip p us verbessert (hievon und von den späteren Fortschritten hierin s. I. B. Einleit. §. 50.), zur Messung der kleineren Zeittheile aber hatten schon die Orientalen Sonnen - und Wasseruhren erfunden. Mechanik, Hydrostatik, Hydraulik und noch mehr die op- tischen Wissenschaften blieben vvrjezt noch in- der Kindheit., So auch im Ganzen genommen die Naturwissenschaften. Noch war der Gesichtskreis zu sehr beschränkt. Die Produkte ferner Länder und Zonen fehlten dem vergleichenden Beobachter, und man hatte keine Vorrich- tungen zu Experimenten. Aus wenigen und mangelhaften Daten ließ sich keine reale Wissenschaft bauen; spekulative Theorieen, die den Mangel ersezen sollten, verwandelten die Unwissenheit in Irrthum,

9. Bd. 2 - S. 303

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
Mathematische und Physik. Wissenschasten. 305 und die Thorheiten der Magie, die ans dem Fetischmns und Pric- stcrbetrng hcrvorgegangcn, benahmen dem Forschungsgeiste die Flüget. Einige große Geister (wie Demokrit) warfen die Fesseln von sich; doch konnten sie nur Licht in einzelne Räume bringen. Die Zweige der Naturkunde, die dem gemeinen Bedürfnisse näher tagen, wurden nicht ohne Erfolg bearbeitet, insbesondere die Metallurgie und soviel von der Chemie, als die Fabriken und Gewerbe und auch die Medizin zu ihrem unmittelbaren Gebrauche erheischten. Die Arzneikunde hatte sich zuerst von der Philosophie und von den übrigen Wissenschaften gesondert, um einen eigenen Gang zu gehen, ohne jedoch von dem bald hemmenden, bald befördernden Ein- fluß derselben befreit zu werden. Noch weniger machte sie sich vom Aberglauben los; lange Zeit suchten die Kranken in Tempeln Ge- nesung. Die Priester derselben bewahrten die Kenntniß verschiedener Heilmittel als Geheimnisse, und überall wurde die Arzneiknnde nur empirisch, nicht rationell getrieben. Der unvollkommene Zustand der Naturwissenschaft hielt sie in unvermeidlicher Beschränkung, Re- ligiosität verbot lange Zeit das Zergliedern menschlicher Leichen. In diesen Verhältnissen erscheint der große Umfang der Kenntnisse eines Hippokrates wahrhaft bewunderungswürdig. Auf impirische Weise, insbesondere durch Vergleichung der in Tempeln (etwa ans Votiv- tafeln) verzeichnten Heilungsarten einzelner Krankheitsfälle, war er da- zu gelangt, aber er brachte den Geist der Wissenschaft zu solchem Studium, und zog ans zerstreuten Erfahrungen allgemeine Grundsäze s*). Später geriet!) die Arzneiknnde auf den entgegengesezten Abweg. Die Aerzte gencralisiten zu viel, und zwar nach Hypothesen und idea- len Spekulationen, nicht nach Grundsäzen der Erfahrung. Man trug die verschiedenen Systeme der philosophischen Schulen, und mit ihnen Sektcngeist und Verblendung, auf die Arzneiwissenschaft über, schwor zu einer bestimmten Methode, und huldigte dem Ansehen des Meisters, nicht jenem der Natur. So wurde das Fortschrciten unmöglich, und — mit Ausnahme der Anatomie, welche beträcht- lich gewann — war man an richtigen ärztlichen Kenntnissen in Angn- stus Zeiten' ärmer, als in jenen des Hippokrates. §. 14. Nach Aristoteles. Von Aristoteles hebt eine neue Periode in der Geschichte der Wissenschaften an. Dieser große Denker, dessen ungeheueres Genie das ganze Reich der Erkenntniß umfaßte, sonderte die einzelnen Gebiete /(’) An Ihm wurde sein eigenes Wort erfüllt: (pikoaocpos iccs'eoi’."

10. Bd. 2 - S. 308

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
508 Drittes Kap. Kunst und Wissenschaft. und Ph er ec yd cs Schüler, verließ, wie man sagt, sein Vaterland, um Potykratcs Herrschaft zu entfliehen, und trat, nach vieljäh- u'gen Reisen, in Großgriechenland als politischer und morali- scher Reformator ans. Zll Croton, welches damals von Pöbetmacht bedroht und durch Sittenverderbniß tief hcrabgcbracht war, stiftete er durch Lehre, Beispiel und durch den Einfluß einer zahlreichen Ver- brüderung, die er an viele mystische und symbolische Gebrauche — die Haupttendenz war Selbstbeherrschung — band, eine bewunde- rungswürdige Revolution, deren Wirkung sich nicht auf Croton be- schränkte, sondern — durch den Eifer einzelner Schüler und durch Stiftung von Töchteranstalten über viele Städte Großgricchcn- lands, ja selbst nach Afrika, verbreitete. Aber Er Selbst erfuhr noch die gewaltsame Zerstörung seines Bundes durch die wnthende Gegenpartei. Die Verfolgung war allgemein. Ein Tyrann ließ die Pythagoräer in ihrem Versammlungshause verbrennen. Pythagoras Selbst starb nach vielfältiger Bcdrängniß. Die pythagoräische Schule bestand aus äußeren und inneren Kreisen. Mühsame Prüfungen bahnten den Weg zu den leztercn, und erst in diesen wurde man des höheren Unterrichtes gewürdigt. Das Lehrsystem des großen Meisters, wie Alles, was ihn betrifft, ist in schwer zu durchdringendes Dunkel gehüllt. Doch scheint er eine rei- nere Ansicht von Gott und der Welt gehabt, einen die Materie durchdringenden und beherrschenden Weltgeist, die Unsterblichkeit der Seele (*) und das Walten gleichförmiger, allgemeiner Gesezc in allen Reichen der Natur und des Himmels erkannt zu haben. Bei der Unzulänglichkeit der gewöhnlichen Sprache, solche hohe und ab- strakte Begriffe würdig auszudrücken, nahm Pythagoras von den Eigenschaften und Verhältnissen der Zahlen, so wie von jenen der Töne, Anlaß, beide in die Metaphysik einznführen, und Arith- metik und Musik als den Typus der Weltordnung zu betrachten. Das eine und unveränderte Wesen der die Natur beherrschenden Intelligenz ist die Mo veis, die wandelbare Materie mag Au« und die Summe beider oder die Welt Trices heißen. Weiter: die h armón i- sch cn Töne gespannter Saiten entstehen aus der Theilung derselben nach den Zahlverhältnissen. Also sind Zahlen der Grund der Har- monie und, da diese in dem ganzen Weltall herrscht, auch aller Natnrgeseze, ja selbst der Moral, deren Summe in der Har- monie des Empfindens und Handelns besteht. (*) Charakteristisch war dabei die Lehre von der Seeteuwanderung, welche auch dem Verbote des Fleischessens zum Grunde diente.
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