223
Durch den Riß nur der Wolken
Erblickt er die Welt,
Ties unter den Wassern
Das grünende Feld. H ch i l l e r.
5. Fr an kr e i ch *). — P ari s.
Wandern wir aus der Mitte Deutschlands gegen Südwest immer weiter
und weiter, so werden wir endlich vor den blauen Fluthen des mächtigen
Rheins stehen. Ueberschreiten wir diesen Strom, so treten wir in das herr-
liche Fr a n k r e ich ein. 37^ Mill. Menschen bewohnen dieses schöne und frucht-
bare, meist ebene Land, das von hundert Flüssen bewässert tvird. Ja wohl iß
Frankreich ein herrliches, gesegnetes Land; den» im Norden findet sich Alles,
wie in Deutschland: reichlich tragende Getreideäcker, lachende Obst- und Ge-
müsegärten, würzigdufteude Wiesen. Noch freundlicher gestaltet sich aber das
Bild im Süden. Hier wachsen Citronen, Orangen, Mandeln, Kastanien, Fei-
gen, Oliven und noch viele andere Früchte und Kräuter in Hülle und Fülle;
besonders gedeiht aber hier guter, feuriger Wein, mit welchem auch die mitt-
lern Provinzen überreichlich gesegnet sind. Und wo in Frankreich die Traube
spendende Rebe nicht fortkommen will, da macht man Obstwein, wie z. B. in
der Normandie; denn der lebenslustige, fast etwas leichtfertige Franzose hält
es mit dem Sprüchlein: „Der Wein erfreut des Menschen Herz." Deßhalb
wird in Frankreich auch nur wenig Bier gebraut. Doch trinkt der Franzose den
Wein nur höchst selten ganz rein. In der Regel mischt er ihn im Glase zur
Hälfte niit Wasser. — Wo das Land des Anbaues fähig ist, blühen Ackerbau
und Viehzucht. Namentlich herrscht aber in den vielen und mitunter sehr groß-
ßen Fabriken sehr reges Leben und eine seltene, musterhafte Thätigkeit; denn
die Franzosen sind ein fleißiges, erfinderisches und betriebsames Volk. Die
schönen, geschmackvollen Seidenzeuge, die buntfarbigen, prächtigen, seidnen
Tücher und Bänder, die ihr in den Gewölben unsrer Kaufleute erblickt, werden
größtentheils in Frankreich gewebt. Wegen ihrer feurigen Farben, ihrer Festig-
keit und Reinheit, zieht man sie den deutschen und englischen seidnen Fabrikaten
vor. Pariser Umschlagetücher machen die Reise durch die ganze Welt. Die
Franzosen wirken aber auch Gold- und Silberstoffe, Tressen, prächtige und
kunstreiche Tapeten, eine große Menge Wollen - und Baumwollenzeuge u. s. f.
Und wie viele andere Galanterie - und Modewaaren verfertigen und verkaufen
nicht die Franzosen! Die Pariser Modewaaren sind auf den Sandwichinseln
eben so gut zu finden, wie in den Kaufläden Calcutta's und Batavia's.
Der Bergbau will aber in Frankreich weit weniger besagen, als bei
uns in Deutschland. Während die gesammten deutschen Silbergruben jährl.
200,000 Mark Silber liefern, geben die 33 Blei- und Silberbergwerke
*) Mit Savoyen und Nizza 10,000 ^Meilen.
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Rheins Frankreich Deutschland Frankreich Frankreich Frankreich Kaufläden_Calcutta's Frankreich Deutschland Nizza
118
5. Die Olive.
Die Olivenbäume sind den Bewohnern des südlichen Europa's, nament-
lich den Italienern und Griechen, eben so viel werth, als uns die Obstbäume.
Da ist keine Hütte, zu der sich nicht die Olive gleichsam als Hausgenosse ge-
sellt hätte; da ist kein Berg, in dessen Mittelgrunde nicht Olivenbäume grün-
ten, während am Fuße die breitblätterige Feige steht. So lang nur noch etwas
Leben in ihren Adern kreis't, bietet sie sich mit Allein, was sie hat, zur Be-
nutzung dar. Mit geringer Pflege zufrieden, segnet sie schon mit ihrer kirsch-
artigen Frucht, noch wenn dieselbe unreif ist, indem sie eingemacht auf die
Tafel gebracht wird. Hat sie die gehörige Reife erlangt, so wird aus ihrem
Fleische das bekannte Oliven- oder Baumöl gepreßt, das fast in allen südlichen
Ländern Europa's stak> der Butter zur Bereitung vieler Speisen gebraucht,
namentlich aber als Salatöl benutzt wird. Doch nicht nur in ihren Früchten
spendet die Olive den mannichfaltigsten Segen; ihr Holz ist auch eine Zierde
der Stuben. Die Möbeln, welche daraus verfertigt sind, sehen wie marmorirt
aus, ja, oft wie mit Landschaften bemalt. Nicht minder ist der Baum ein
Schmuck der Gebirge und ein Licbliirg der Maler. Zwar sagt man, daß er
unserm Weidenbaume ähnlich sehe, der bekanntlich kein schöner Baum ist; aber
sicherlich übertrifft er ihn in dem Wuchs seiner feinen und zierlich verschlunge-
nen Zweige, in dem silberfarbenen, leichten Blatte seiner Krone, in den lieb-
lichen Gruppen, die er an den Bergabhängen Italiens bildet, deren Rücken
sich meistens nackt mit scharfen, bestimmten Linien in die reine, tiefblaue Lust
des Südens erhebt und aus der Ferne blau erscheint. Er soll aus Palästina
nach Europa gekommen sein. Seiner wird zuerst im alten Testamente bei der
Sündsluth gedacht. Die Taube, welche Noah zunr zweiten Male ausstiegcn
ließ, trug, als sie zurückkam, ein frisches Oelblatt in ihrem Schnabel, und
Noah erkannte daran, daß das Gewäffer gefallen sei. Dieses grüne Friedens-
blatt, im Schnabel der treuen Taube gehalten, ward bei den älteren Christen
ein sinniges und liebes Denkmal. Auf ihren Friedhöfen sah man nämlich häu-
fig die Taube mit dem Oelblatte in Stein ausgehauen. Salomon ließ aus
dem Holze der Olive zwei Cherubin!, zehn Ellen hoch, anfertigen und diese in
seinen herrlichen Tempel bringen. In der Stistshütte brannte das allerreinste,
lautere Olivenöl in einer Lampe, und aus Olivenöl wurde das heilige Salböl
zubereitet, mit welchem Samuel sein Horn füllte, als er den David mitten unter
seinen Brüdern zum Könige salbte. Auch der Frankenkönig Chlodwig, der bis
zur Schlacht bei Zülpich ein Heide gewesen, wurde am Weihnachtsfeste des
Jahres 496 von einen! Bischöfe mit solchem Oele gesalbt.
Auch den Griechen war der Oelbaum von großer Bedeutung. Die Göttin
Pallas Athene, so erzählten die Griechen, habe mit eigener Hand die erjle
Olive auf Athens Tempelberg gepflanzt, und von dieser stammten alle Oliven
Griechenlands ab. Als einst Athen durch die Perser eingeäschert wurde, brannte
auch der Olivenbaum, den die Athene gepflanzt, mit an, brannte jedoch nicht
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England. Cromwell, Protektor.
Ia!tb- Der neue König wurde überall geschlagen und rettete sich zuletzt durch dte Flucht, nach Frankreich. Auch Schottland mußte sich zuletzt dem gewaltigen Sieger beugen und wurde mit England vereinigt. Dann kehrte Cromwell nach London zurück und ward als Befreier des Vaterlandes mit Jubel empfangen.
, Unterdessen hatte sich das Rumpfparlament allgemein verpatzt gemacht und diese Stimmung wurde von Cromwell sosori zur Vergrößerung feiner Macht ausgebeutet. Am 20. April 1653 begab er sich an der Spitze von 300 Soldaten ins Parlament , trieb alle Mitglieder desselben hinaus und berief ein neues, welches nur aus „Heiligen", d. i. religiösen Schwärmern, bestand, die chm ergeben waren. Cromwell eröffnete das neue Parlament mit einer Rede, in welcher er sagte: „Durch die
Gnade Gottes fei der Tag gekommen, an welchem die Heiligen anfangen würden, auf der Erde zu regiereu." Jede Sitzung begann und schloß mit Anrufungen Jehovahs , und man hörte nichts als Anspielungen und Sprüche aus dem alten Testament. Die Mitglieder dieser Versammlung waren meist ungebildete Handwerker, in denen Cromwell gefügige Werkzeuge feiner Pläne gli finden hoffte. Da viele von ihnen als Wiedergeborene im Herrn befrachtet fein wollten, hörte man seltsame Vornamen. Einer unterschrieb sich Mach friede Heaton, ein anderer Tötediesü nde Pimple, ein dritter Stehfestinderhöhe Stringer, ein vierter Weine nicht Billing, ein fünfter Kämpfedengntenkampfdesglaubens White u. f. w.
Bon einem der eifrigsten Sprecher und Beter, dem Lederhändler P reife gott Barebone, wird dieses Parlament auch das Barebone-Parlament genannt. Allein schon nach fünf Monaten löste man diese unfähige Versammlung wieder auf, und man übertrug nun Cromwell allein die höchste Gewalt unter dem Titel eines Protektors (Schutzherrn). Mit Entschiedenheit und seltener Thatkraft benahm er sich auf diesem neuen Posten. Erarbeitete unablässig an der inneren Wohlfahrt des Landes und
erhob_ in kurzer Zeit Englands Seemacht zu einer der größten und furchtbarsten von ganz Europa. Von ihm ward schon im Jahre 1651 die berühmte Navigations- oder Schiffahrtsakte erlassen, welche den fremden Nationen nur die Einfuhr
selbst erzeugter Produkte auf eigenen Schiffen nach England ge-
stattete und somit den Holländern ihren wichtigsten Zwischenhandel vernichtete. Und als es hierüber zum Kriege kam, war er es wieder, welcher die so mächtigen Holländer, die damals an Martin und Cornelius Tromp, Vater und Sohn, und Ruljter die ausgezeichnetsten Seeheldeu hatten, einem Frieden
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Extrahierte Personennamen: Cromwell Cromwell Cromwell Cromwell Cromwell Martin Cornelius_Tromp
Extrahierte Ortsnamen: England Frankreich Schottland England London Gottes Englands Europa England
290
Das Altertum. Die Rmer.
zur Alleinherrschaft zu bahnen. Der edle Mann mag vielleicht auch danach getrachtet haben, zum Militrtribunat zu gelangen, schwerlich aber nach der Tyrannis. Die Sage macht den alten Cincinnatus wieder zum Retter in der Not. Zum Diktator ernannt, soll er den Verdchtigen vorgeladen, sein Reiteroberst C. Servilius denselben ohne weiteres erstochen haben. Von der ganzen Geschichte wird wahr sein: die Getreidespende, der Ha und die Be-sorgnis der Patricier, der Mord, sei er Justiz- oder Meuchelmord, und die Verbannung des patricischen Werkzeugs. Die Aristokratie war unbedenklich in der Wahl ihrer Mittel und wute stets die von ihr angewendete Gewalt und List im gnstigen Lichte darzustellen.
2. Verfhrt sie in der gleichen Weise in der uern Politik, so schiebt sie die Schuld ebenfalls auf die bse Plebs. So benutzt sie, als Schieds-gericht angerufen, den Streit der Städte Ardea und Ariern um die Mark von Corioli (446) einfach dazu, diese fr sich selbst mit Beschlag zu belegen, macht aber in der Tradition die dabei kaum beteiligte Plebs verantwortlich. Ganz in derselben Weise schlichteten die Rmer im 2. Jahrhundert v. Chr. einen Hader zwischen Neapel und Nola dadurch, da sie das strittige Land als ihr Eigentum einzogen.
Whrend die Volsker und quer in Latium Fortschritte machten, hielten die Rmer ihnen gegenber stand und erlangten dadurch wieder eine fhrende Stellung der die Latiner. Die Besitznahme von Orten wie Labici (418) und Bol auf dem Wege nach dem Lande der Herniker (auf der sptem via latina) beweist, da sie die quer zurckdrngten. Auch gegen die Etrusker war der Kampf erfolgreich, aber gegen Roms gefhrliche Nebenbuhlerin Veji hartnckig. Whrend eines Waffenstillstandes mit Ront fiel die ursprnglich latinische Stadt Fiden zu Veji ab und ermordete, wenn man der Nach-richt glauben darf, die Rechenschaft fordernden Gesandten der Rmer, welche die Fidenaten trotz der ihnen vom Vejenterknig, dem Lars Tolumnius, und den Bewohnern von Falerii, den Faliskern, gebrachten Hilfe besiegten, ihre Stadt vertilgten (426) und ihre Feldmark als Staatsacker einzogen. To-lumnius war im Kampfe gefallen; sein Linnenpanzer hing als Weihestck aus der Beute (spolia opima) noch zur Zeit des Augustus im Tempel des Jupiter Feretrius auf dem Capitol. Ein neuer Waffenstillstand mit Veji beendete weder die Fehden noch die Eifersucht Roms gegen die durch Ge-werbethtigkeit, Handel und Reichtum blhende Stadt. Wahrscheinlich be-nutzten die Rmer die gnstige Gelegenheit, da die Nordetrusker durch den Einfall der Gallier abgehalten waren, Veji Hilfe zu bringen. Gleichwohl war der Kampf langwierig und heftig (406396). Denn Capena und Falerii brachten Untersttzung, und Veji selbst war durch seine Lage und seine Befestigung gesichert. Die Rmer sahen sich gentigt, die Festung einzuschlieen
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Extrahierte Personennamen: C._Servilius Roms Lars_Tolumnius Augustus Capena
298
Das Altertum. Die Rmer.
Mann setzte diese Maregel ungeachtet aller Anfeindung seitens der Altbrger als Censor 312 durch. Es ist dabei zu bemerken, da dieser merkwrdige, natrlich auch als Streber nach der Tyrannis verdchtigte Demagog, der zugleich Jurist, Redner und Dichter war, die mterlaufbahn mit diesem Amte begann und erst 307 und 296 das Konsulat bekleidete. Sein Nachfolger in der Censur, Q. Fabius Maximus, schwchte die Neuerung des Appius durch die Bestimmung, da die Neubrger nur in den vier stdtischen Tribus Aufnahme fanden, die Altbrger, d. h. die Grogrundbesitzer der 27 lndlichen Tribus, also trotz ihrer Minderzahl bei der Abstimmung das bergewicht be-hielten. brigens nahm Appius auch Neubrger ohne weiteres in den Senat auf und verstie durch dieses Verfahren gegen das Herkommen. Erdichtung ist es, da er sein Amt der die gesetzliche Zeit hinaus behielt gegen den Willen des Senats, als ob dies berhaupt mglich gewesen wre. Seine Censur wurde der 18 Monate verlngert, weil er die von den Ersparnissen begonnenen groartigen Bauanlagen vollenden mute, die seinen Namen ver-ewigten, die Appische Wasserleitung aus den Sabinerbergen und die Appische Landstrae nach dem Sden. Der Ausstand der rmischen Stadtmusikanten (tubicines), den sein Verbot, in herkmmlicher Weise das Zunftfest an dem Minervafeste der kleinen Quinquatrus zu begehen, ver-anlat haben soll, und noch mehr die Heimholung der in Tibur benebelten Striker hat zwar als Vorbild moderner Vorkommnisse ein gewisses Interesse, aber wohl nur schwache geschichtliche Unterlage. Unter des Appius Mit-Wirkung sammelte der Libertine Cn. Flavius, erst dessen Schreiber, dann kuru-lischer dil (304), die Klageformen, erklrte sie und gab sie mit einem Ge-richtskalender heraus, welcher die dies fasti und nefasti bekannt gab (ius Flavianum).
Vi. Die kmpfe mit die Herrschaft der Italien.
1. Kriege mit den Latinern itttb Sanmitern (ca. 340266).
Whrend im Innern des rmischen Staates der Kampf um die Rechts-gleichheit zu Ende geht, errangen die Rmer nach auen die Vorherrschaft der Mittelitalien. Ihre Bedeutung zeigt sich in dem Handelsvertrag mit Karthago (348, erneuert 306), den man sonst in die ersten Jahre der Republik versetzte, und in dem Freundschaftsbndnis (354) mit den im Quell-gebiet des Volturnus wohnenden krftigen sabellischen Stmmen, die man gewhnlich in dem Namen der Samniter zusammensat, den Pentrern und Caudinern; auch Hirpiner, Picentiner, Frentaner werden zu den Sam-nitern gerechnet. Mig, fleiig, bieder, dabei tapfer, hatte sich das Berg-Volk unter dem Namen der Lucaner und Bruttier der den Sden der Halbinsel
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Entstehung Roms.
271
Jtaler an, welcher in zwei ste sich spaltete: 1. die umbrisch-sabellischm Völker im Gebirgsland. Zn ihnen zhlten die Urnbrer, deren Name nur der Landschaft zu beiden Seiten des Apennin, vom obern Tiber bis zum Adriatischen Meer (die heutige Landschaft von Perugia, Urbino und ein Teil der Romagna) blieb; dann die Sab eller mit zahlreichen Unterabteilungen, die ihren Ursprung auf die krftigen Sa bin er in den Abruzzen zurck-fhrten. Die Not zwang diese, die Auswanderung gleichsam religionsgesetzlich zu regeln durch das ver sacrum (Weihe-Lenz), demzufolge sie alles, was das nchste Frhjahr gedeihen lie, dem Mars weihten, die Tiere opferten, die Menschen spter auswandern lieen (vgl. Uhlands Gedicht). Die zu ihnen gehrigen Volsker, Herniker, quer wurden frhe latinisiert. Die Samniter drangen im 5. Jahrhundert in das Land der Osker (Opici, Osci, Ausones) ein und nannten sich nach ihrer Hauptstadt Capua Camp an er. Zu den Oskern gehren auch die Lucaner und Bruttier. Die umbrische und oskische Sprache war nur mundartlich verschieden und verwandt mit der Sprache des zweiten Astes: 2. der Latin er. Dieser kleine aber wichtigste Stamm sa am Tiber und Anw (Teverone), in den Vorbergen des Apennin und an der Kste etwa von Cre bis Terracina in dem Flachland", d. i. Latium, ein arbeitsames, religises, tapferes Volk von Bauern. Sie sollen einen Bund von 30 Stdten (Gauen) gebildet und ihre Bundestage in einer sagenhaften Stadt Alba longa, einem Capitolium (Burg), spter im Haine der Feren-tina abgehalten haben. Die heilige Dreizahl kehrt mehrfach in der rmischen Sage wieder. Die Vereinigung war jedenfalls nur religiser Natur wie die griechischen Amphiktyonien. Man beging dem gemeinsamen Stammgott Jupiter Latiaris zu Ehren gemeinsam das latinische Fest (feriae latinae) in dem Albanergebirge. Zum latinischen Gauverbande gehrte auch die Gemeinde, welche durch ihre Lage dazu berufen war, stufenmig die Vorherrschaft der Latium, der Italien, der die Welt zu erringen, die Stadt, welche ihren Ursprung von Alba ableitete Rom.
Erste Periode.
Die Knigszeit (bis 509 ti. Chr.).
I. Entstehung Horns.
Die ganze ltere rmische Geschichte ist rein sagenhaft, der aus der mythischen Schale zu lsende Kern auerordentlich klein. Es sind nicht wie in Griechenland historische Erinnerungen, durch reine Phantasie zu lebhaftem Bildern ausgestaltet worden; der nchterne Sinn des italischen Volkes wirkte
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274
Das Altertum. Die Rmer.
Vejovis knpfte, und die Apotheose des Stammvaters sind hellenischen Ur-sprunges; die Kriege mit Fiden und Veji beruhen auf Zurckdatierung. Die gesetzgeberische Thtigkeit des ersten Knigs enthlt ebensowenig Historisches. So bleibt nur als Thatsache die Entstehung einer sabinischen Gemeinde neben der latinischen und ihre Verschmelzung zu einer Gemeinde (Syn-oikismos). Die Ansiedler des Palatinischen Hgels waren Latiner, die Ramnes, Romani, die Bewohner des ltesten Teiles der Stromstadt" Roma; diese Ansiedlung bezeichnete man spter nach der viereckigen Gestalt als Roma quadrata. Der zweite Gau, die sabinischen Tities, beste-delten den Quirinalis. Als dritter, wieder latinischer Bestandteil, kam die Tribus der Luc er es hinzu. Diese Dreiteilung des Volkes soll nach der Sage natrlich auch der Stifter der Stadt vorgenommen haben, wie ihm weiter die Einteilung in 30 Geschlechtsverbnde (Kurien), die Festsetzung des Senats und des militrischen Aufgebots von 3000 Mann zu Fu (legio) und 100 zu Pferd (celeres) zugeschrieben wird. Vielleicht waren die drei Tribus weiter nichts als Rittercenturien.
Ii. ie brigen Könige
Wie Romulus als Grnder des Staates und Schpfer des kriegerischen Geistes gilt, so ist entgegen sonstiger Regel der zweite König, Numa Pom-pilius, der Ordner der Religion. Parallelen zu den beiden ersten Knigen bilden die folgenden zwei: Tullus Hostilius, von kriegerischem Charakter, der Alba zerstrt und dessen Bewohner nach Rom verpflanzt haben soll, und Ancus Marcius, dem die Grndung der Hafenstadt Ostia, die Besiedelung des Aventinischen Berges durch die Plebejer und die Verschanzung des Berges Janiculus auf dem jenseitigen Ufer des Tiber, sowie der Bau der Holzbrcke (pons sublicius) zugeschrieben wird.
Auf zeitweilige etruskische Herrschaft in Rom, mindestens auf be-deutenden Einflu der Etrusker, weist die Erzhlung von der Dynastie der Tarquinier. Dem ersten derselben, Tarquinius Priscus, schreibt die Sage groe Bauten zu, den Jupitertempel auf dem Kapitolinischen Hgel, die Kanalisierung durch die cloaca, die erste Anlage des circus maximus fr ffentliche Kampfspiele, die Einrichtung des Forums zwischen Quirinal und Palatm zum Markte und Volksversammlungsplatz. Eine Ver-fassungsresorm legt man Servius Tullius bei, die Centuriatverfassung. Der Unterwerfer Latiums bildet als drckender Herrscher den Schlu, Tar-quinius Superbus, der im Jahre 509 infolge schmachvoller Frevelthat seines Sohnes vom Throne gestrzt und verjagt worden sein soll. Das Fest der Knigsflucht" ward am 24. Februar begangen. Cre in Tuscien, wohin er seine Flucht gelenkt habe, hat allerdings Grber einer Familie Tarchna.
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292
Das Altertum. Die Rmer.
nach lngerer Belagerung des Capitols zogen die Gallier mit ihrer Beute ab und kehrten noch fter zu Plnderungen wieder: 367, 361, 360, 358, 350, 349, schlssen aber 334 mit Rom Frieden. Auch diese Kmpfe sind durch rmische Heldenthaten reich ausgeschmckt, Siege, Triumphe und Zwei-kmpfe. T. Manlins soll seinen Beinamen Torquatus von dem einem gallischen Riesen abgenommenen Halsring (torques), M. Valerius den Beinamen Corvus (Rabe) erhalten haben, weil während des Kampfes seinem gallischen Gegner ein Rabe das Gesicht zerhackte. Die Namenerklrungen sind ebenso richtig, wie die Sage von dem Beinamen des Capitol-Retters, der eben Capitolinus hie, weil seine Familie auf dem Burghgel wohnte. Den Kamillus lt die Sage die Volsker, quer und Etrusker besiegen. Ohne Zweifel hat sich Rom von dem Schlage durch die Kelten rasch erholt. Das geht aus der Umwandlung der etruskischen Orte Sutrium und Repete zu rmischen Kolonien, aus der Unterwerfung der Latinerstdte Prneste und Tibur (354) und der Errichtung zweier weitern Tribus in Latium hervor. Die Volsker waren zurckgedrngt, vielleicht mit Untersttzung der damals (354) den Rmern verbndeten Samniter, die Latiner in ein ziemlich abhngiges Bundes-Verhltnis gebracht; auch die abtrnnigen Herniker fgten sich wieder. Der minder erfolgreiche achtjhrige Krieg mit Tarquinii, nrdlich des Ciminischen Waldes, brachte Cre (353) in Abhngigkeit von Rom; die Criten erhielten Brgerrecht ohne Stimmrecht, wie die aerarii. Von der Erbitterung, mit welcher sich Etrusker und Rmer bekriegten, zeugt die Erzhlung von der Opferung rmischer Kriegsgefangenen an den Altren etruskischer Gottheiten und der vergeltenden Hinrichtung gefangener Etrusker. Ein Waffenstillstand auf 40 Jahre (351) beendete den Krieg.
3. Abest historia litteris nostris, unsere Litteratur hat keine Ge-schichtschreibung"; dieses Gestndnis des Atticus in der Schrift des Redners Cicero der die Gesetze" besttigt, was die Darstellung der rmischen Geschichte bis jetzt gelehrt hat. Die etwa vorhandenen baulichen und urkund-lichen Denkmler hatten in dem gallischen Brand ihren Untergang gefunden. Die Nachrichten entstammen daher fr die ltere Zeit den ganz unzuver-lssigen Familienchroniken adeliger Geschlechter, welche die drftigen Jahr-tafeln des Pontifex Maximus, die Annales maxxmi, und die Beamtenverzeichnisse , die Fasten, nur zum Nachteil der Wahrheit ergnzten. Erst mit dem zweiten punischen Kriege beginnt die rmische Geschichtschreibung mit der Thtigkeit der Chronikschreiber, der Annalisten, deren erste sich der griechischen Sprache bedienten. Der lteste von ihnen, Q. (= Quintus) Fa-bius Pictor, der im Jahre 216 nach Delphi geschickt ward, um den Rat des Orakels einzuholen, verherrlichte sein eigenes Geschlecht. Sein Zeitgenosse L. Cincius Alimentus konnte wenigstens aus seiner karthagischen Gefangenschaft
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Extrahierte Personennamen: T._Manlins Capitolinus Maximus L._Cincius_Alimentus