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Zweites Kap. Religion.
selbe war — so wie Numa sie einführte (*) — hetrurischen Ur-
sprungs, aber gleichwohl in den meisten Stücken der griechischen
ähnlich. Auch mochte schon in den frühesten Zeiten auf mancherlei
Wegen die griechische Mythologie nach Italien gelangt seyn, und
der nachmalige nähere Verkehr der Römer mit den Griechen veran-
laßte noch eine genauere Gleichförmigkeit. Wir treffen in Rom die-
selben Gottheiten, wie in Hellas, nur mit verändertem Namen, die-
selben Göttergeschichten, nur minder poetisch, und sehr ähnliche Ge-
bräuche an, nur etwas modifiât nach den übrigen Begriffen und
Verhältnissen der Römer und vermehrt durch einige Nationalgötter
(wie Aeneas, Quirinus re.) und andere, welche eigens die Klngs
heit der Gesezgeber zu moralischen oder politischen Zwecken geschaffen,
als Fides, Terminus n. s. w. So finden wir auch eine ganz
ähnliche Gottesverehrung durch Gebete, Opfer (leider auch Men-
schenopfer! * **), vielerlei Feste, Spiele und Mysterien. Von den hei-
ligen Spielen (den circensischen, amphitheatralischen und
scenischen) wird an einem anderen Orte die Rede seyn. Die My-
sterien waren der Ceres, Proserpina, Bona Dca und dem
Bacchus geweiht, aber minder wichtig, als die griechischen. Der
Tempel waren viele, die meisten prächtig; airch wurde in Hainen,
Höhlen rc. die Gottheit verehrt.
Das Detail der römischen Mythologie kann ich wohl bei meinen
Lesern voraussezen. Doch ist nicht dieses oder das blose Gerüste,
das Materielle der römischen Religion, was den Welthistoriker in-
tereffirt, sondern der innere Charakter derselben und ihr Verhält-
niß zum Staate und zur allgemeinen Kultur.
Die Römer waren sehr religiös. Kein öffentliches, kein wichti-
geres Privatgeschäft wurde ohne Anrufung der Götter und ohne reli-
giöse Gebräuche begangen. Sie glaubten sich ringsum von Göttern
umgeben, den Zeugen ihrer geheimsten Handlungen, den Rächern des
Lasters, den Leitern und selbst Verkündern des Schicksals. Rom war
schon Herrscherin der Welt, als dieser fromme Sinn noch währte.
Erst in den Zeiten der Bürgerkriege lehrte die griechische Philosophie
die Römer zweifeln; und später riß mit dem äußersten Sittenver-
derbniffe auch Unglaube in den höheren Ständen ein. Wenn wir die
('•*) Schon Romulus soll sechzig Priester aus den angesehensten Männern
gewählt haben. Aber erst sein Nachfolger gab — gleichfalls der Sage nach —
dem Religionswesen eine feste Gestalt.
(**) In großen Gefahren, als bei einigen gallischen Kriegen, wurden
Menschen geschlachtet. Nach der Niederlage bei Canna begrub man vier
Personen lebendig. Der mildere Gebrauch, alljährlich eine Zahl Menschen-
figuren in die Tiber zu werfen, floß wohl ursprünglich aus derselben Quelle.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T53: [Rom Stadt König Romulus Tempel Römer Sohn Forum Zeit Alba], T63: [Jahr Senat Plebejer Gesetz Volk Recht Staat Bürger Gewalt Rom]]
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Extrahierte Personennamen: Canna
Extrahierte Ortsnamen: Italien Rom Hellas Bona_Dca
Drittes Kap. Makedonische Geschichte.
aufgebaut, war unbedeutend, und in Korinth tag maccdonische Be-
saznng. In vielen Städten waren kleine Tyrannen. Iezt erneuerten
vier von den zwölf alten achäischengemeinden ihren durch den Drang
der Zeiten unterbrochenen Bund (3698. 285 v. Ehr.). Wir kennen die
Namen der Melchthale und Stauffacher Achaja's nicht: aber,
wie diese, haben sie den Dank der folgenden Geschlechter verdient.
Ihr Werk, das auf Eintracht, Gleichheit und Freiheitsliebe gegründet
war, gedieh und erstarkte. Nachdem die übrigen Städte Achaja's zum
Bunde getreten, brachte Aratns (*) seine Vaterstadt Sicyon, die er
von ihrem Tyrannen befreit hatte, das wichtige Korinth, dessen mace-
donische Bcsaznng er heldenmüthig vertrieben, das nahe Megara und
selbst Athen, die Zierde Griechenlands, zu demselben, und verstärkte ihn
fortwährend durch — meist peloponnesische — Städte, deren Tyrannen
er bald durch List, bald durch Waffen besiegte. Wäre aus dem achäi-
schen Bunde ein griechischer geworden, schönere Zeiten, als selbst die Ei-
monischcn, hätten kommen können. Aber er fand — außer Makedonien,
seinem natürlichen Feinde von Anfang her—in Norden an den Actoliern,
in Süden an Sparta die gefährlichsten Gegner.
In dem gallischen Kriege hatten die äto tischen Stämme sich Ruhm
erworben. Es gab solches Anlaß zur festen Schließung ihres alten
Bundes und zur Erweiterung desselben. Dieses ungeschlachte Volk, nur
im Kriege und Rauben geschickt und, troz der griechischen Abkunft, von
acht barbarischer Sitte, erhielt hiedurch Macht und Einfluß. Niedrige
Eifersucht machte den äolischen Bund zum Feind des achäischen, und
seine Rohheit gab ihn den Intriguen der auswärtigen feineren Politik
preis.
§. 18. Cleomenes von Sparta.
Eine Revolution, die sich damals in Sparta zutrug, hatte ent-
scheidenden Einfluß auf die griechischen Geschäfte. In dieser Stadt gab
jezt die eingerissene, äußerste Ungleichheit des Vermögens (bewirkt thcils
durch die Anhäufung des Goldes und Silbers lst oben S. 57], theils
durch die Einführung der Veräußerlichkeit der Gründe) und ihre Folge,
die allgemeine Korruption, bei dem Fortbestände der alten lykurgischcn
Formen den widerlichsten Anblick. Zugleich war die Macht der Ephoren
in tyrannische Oligarchie ausgeartet. Der junge König Agis !Z?.,
der lezte der Enrytioniden, beschloß das Wagestück einer Reform,
damit bei wieder hergestelltem Grunde auch die spartanische Größe
sich wieder erhebe. Er theilte seinen Enthusiasmus durch Rede und
(*) 3733. 250 v. Chr. Schön und treffend bat ihn Johann von Müller
dem gewandten Rudolph Brun verglichen, der durch das mächlige Zürich
den schwachen Bund der Waldffädte verstärkte.
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Extrahierte Personennamen: Sicyon Johann_von_Müller Johann Rudolph_Brun
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Extrahierte Personennamen: Darius Darius K._Gelo_I._von
Syrakus Hans_des_Mago Cambyscs Dionysius Hannibal Egesta Dionysius Matthias Cannä Franks
Extrahierte Ortsnamen: Syrakus Sicilien Karthago Rom Rom Sicilien Afrika Syrakus Sicilien Syrakus Syrakus Gotha Syrakus Syrakus
191
Viertes Kap. Römische Geschichte.
Schicksal, so wie seine Gaben sind gleich wunderbar, und weisen auf
das Verhäng«iß hin, welches nach unerforschlichen Gesezen hier
und dort zur Gründung, zur Wiedergeburt, zur Zertrümmerung der
Staaten einzelne außerordentliche Menschen entstehen läßt, in deren
Thun und Wirken — im Guten, wie im Bösen — ein höherer An-
trieb, eine eigenthümliche, der gewöhnlichen Beurtheilnng nicht unter-
liegende, Kraft zu erkennen ist. Das Imposante, welches in solchen
Charakteren liegt, hindert meistens die unbefangene Würdigung ihres
moralischen Werthes, und noch Keinem vielleicht ist solches mehr,
als Cäsarn, zu Statten gekommen. Die meisten Schriftsteller erschöpfen
sich in Lobpreisungen dieses Mannes; selbst der kraftvolle Redner der
Freiheit, Joh. v. Müller, hat ihn sich zum Liebling erkoren; und
dennoch sind bei kalter Betrachtung häßliche Flecken an ihm sichtbar.
Zwar Niemand übertraf ihn an Kühnheit, Beharrlichkeit, Scharfblick,
Gegenwart des Geistes, Verschlagenheit, Menschenkenntniß und wei-
ser Benüzung der Zeit; und wenige Krieger sind, wie Er so leutselig,
menschlich und den Wissenschaften so bold und vertraut gewesen:
aber seine unbändige Ehrsucht, welche nicht nur jeden Obern, son-
dern auch jeden Gleichen ihm unausstehlich machte, und welche
nicht nur nach dem höchsten Range — wie etwa Pompejus —,
sondern nach wahrer Herrschaft strebte, mußte ihn, fast unter
jedem Verhältnisse, zur Geisel seines Volkes machen. Dieser Leiden-
schaft willen wurde E r — ungeachtet der sonst edelsten Anlagen —
ein ungerechter Richter (*), ein böser Bürger, ein treuloser Freund,
ein Würger der Menschen. Zu diesem allgemeinen Umrisse wird die
folgende Geschichte die näheren Bestimmungen hinzuthun.
§. 64. Der Krieg wider die Seeräuber.
Eine der wichtigsten consutarischen Verhandlungen von Pom-
pejus war die kx tribunicia gewesen, wodurch die von Sulla au-
geordneten Beschränkungen der tribunicifchen Macht, insbesondere das
Verbot, daß kein gewesener Tribun noch eine andere Magistratur er-
langen solle, abgeschafft wurden. Aus Dankbarkeit kamen nun die
Tribunen Pompejus Wünschen zuvor, und bald ergab sich der Anlaß,
ihn außerordentlich zu erhöhen.
Der Fall von Karthago und Korinth und der Grundsaz Roms, die
Herrschaft des Mittelmceres auf wohlfeile Weise ohne eigene große
Seemacht durch Zerstörung jener der Feinde zu behaupten, hatte das
Aufkommen der Seeräuber begünstigt, welche seit geraumer Zeit alle
römischen Meere und alle Küsten beunruhigten. Mithridates mun-
(*) S. Cicero 2>ro l\abir. G. li. Sucton. Jul. Caes. 12.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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291
Schöne Künste und Wissenschaften.
Allmälig versuchten die Römer ihr eigenes Künstlcrtakent. Aber
niemals durften sie ihre Werke neben die griechischen stellen Auch
wurden griechische Künstler zu allen bedeutenden Arbeiten gebraucht.
Nur in der Baukunst mögen die Römer den selbstständigen Ruhm
der Größe und Festigkeit ansprechen. Die Schönheit mußten sie auch
hier von den Griechen lernen. Schon die Könige hatten in Rom die
erstauuenswürdigeu Kloaken, dann das Kapitolinm und den
Circus marimus erbaut. Nach einem langen Stillstände (denn
die Wiedererbauung der Stadt nach dem gallischen Brande geschah
flüchtig und schlecht) wurde die Herrscherin der Welt durch eine
Menge von Prachtgebäuden geziert. Es stiegen stolze Tempel,
Basiliken, Porticus, Bäder, Triumphbogen, Thea-
ter und Amphitheater, selbst reiche Privatgebäude empor, alle
prangend mit geraubten und gekauften Kunstschäzcn, überherrlich,
aber beladen mit der geplünderten Völker Fluch. Doch schufen die
Römer auch gemeinnüzige und wahrhaft große Werke. Ihre Was-
serleitungen, ihre Heerstraßen, Brücken rc. verdienen die
Bewunderung aller Zeiten. Kein Volk hat in solchen Sachen das
römische erreicht.
§. 6. Gymnastik und Musik.
Von der Liebe der Griechen zur Gymnastik zeuget, was wir
oben von den öffentlichen Spielen und Gymnasien sagten. Die mei-
sten Uebungen derselben bezogen sich jedoch auf die Palästrik,
welche nicht wohl eine schöne Kunst genannt werden kann. Der
Orchestik aber (gleichfalls ein Tbcit der Gymnastik) kommt diese
Benennung zu, weil Schönheit das Grundgesez des Tanzes ist. Der
Gebrauch beim Gottesdienste (heilige Tanze kommen fast allent-
halben vor), mehr noch die Anwendung aus's Theater, wo man
auch die Mimik damit verband, hoben die Orchestik. Insbesondere
gewann sie bei den Römern, welche die mimischen und panto-
mimischen Spiele leidenschaftlich liebten, und zur höchsten Voll-
kommenheit brachten (*). Auch die Palästrik wurde von ihnen ge-
schäzt. Doch beschränkten die Bürger sich auf Privat-Uebungcn,
und später besuchten sie die griechischen Spiele.
Der Gymnastik wurde die Musik entgegengcsezt, aber man nahm
dieses Wort in gar verschiedenem und oft sehr ausgedehntem Sinne.
(*) D. h. indem sie die gedungenen öffentlichen Tänzer durch reiche Be-
lohnung ermunterten. Ater an den Bürgern selbst wurde das Tanzen
für eine schändliche Ausschweifung gehalten: wie aus dein Eifer erhellt, wo-
mit Cicero den Murena gegen die Beschuldigung des Tanzens verlheidigt.
pro Muren. G.
19
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Staatsverfassung und Regiesung. 23l
ftund in genauer Verbindung mit dem formenreichen Hofceremoniel,
ja mit dem gesummten System der Reichs- und> Provinzenverwaltung.
Die heilsamsten Pflichten, zumal für Regenten und Obrigkeiten, wur-
den durch dieselbe eingeschärft; und stand den Magiern keine bewaff-
nete Macht und keine eigentlich politische Autorität zu Gebot, um jenen
Vorschriften die Befolgung zu sichern; so hatten sie doch — als welche
den Thron zunächst umgaben — auf das Ohr und auf das Herz des
Monarchen durch Rede, That und heilige Gebräuche einen vielfälti-
gen Einfluß. Derselbe, der alles Irdische zu seinen Füßen sah, mochte
durch religiöse Schrecken von allzufrechem Mißbrauche der Gewalt ab-
gehalten werden: und waren es oft egoistische Zwecke, wozu die Ma-
gier ihr Ansehen brauchten; so gewöhnten sie doch den König, auch
außer sich noch etwas für ehrwürdig zu achten, und bewahrten die
Völker, die ihre Huldigung wenigstens thei len konnten, vor dem
äußersten Grade der Wegwerfung an Einen.
§.6. Griechische Verfassungen (*).
Von den griechischen Verfassungen hat uns schon der erste
Zeitraum das Wichtigere gelehrt (s. B. I. S. 218 f.), sowohl im All-
gemeinen als insbesondere von Athen und Sparta. Ihre späteren
Veränderungen aber und den wiederholten Wechsel derselben in den
Formen und in dem Geiste haben wir oben in der detaillirten Geschichte
beleuchtet. Zur Ergänzung bleiben uns noch einige Rückblicke, und
einige zerstreute Bemerkungen übrig.
Die Verbindung der Griechen unter sich zu einem allgemeinen
Staatensysteme war fester in diesem Zeiträume, so lange die He-
gemonie Sparta's, darauf Athcn's und dann wieder Spartä's währte.
Aber diese Hegemonie war auch die Quelle innerer Kriege, und, was
die Griechen dadurch an äußerem Ansehen gewannen, das verloren sie
an innerer Freiheit. Die übrigen politischen Bänder (s. B. L. S. 175.)
verloren allmälig an Kraft, besonders, als nach dem Aufhören der
Persergefahr der Gemeingeist erlosch. Der Bund der Amphiktyonen
vermochte nicht die Griechen zusammcnzuhatten, da sich zu seiner schlech-
ten Organisation noch die Ungleichheit der Machtverhältnisse der ein-
zelnen Verbündeten gesellte. Ohnedem war sein Wirkungskreis fast
ganz auf religiöse Angelegenheiten beschränkt. Das wichtigste, was er
(*) Vgl. Manso, über den Begriff und Umfang der griechischen Hege«
monie. Breslau 1804. Seusfert, über den volksthünilicben Geist im po-
litischen Leben der griechischen Freistaaten. Göttingen 1815. -Tittmann's
Darstellung der griech. Staatsverfaffungen. Leipz. 1822. Hüllman'ö Staats-
recht des Alterthums. Cölln 1820.
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TM Hauptwörter (200): [T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T15: [Athen Theben Sparta Griechenland Krieg Philipp Stadt Spartaner Athener König]]
Erstes Kap. Geschichte der Perser.
16
Zweiter Abschnitt.
Detaillirte Geschichte des zweiten Zeitraums.
Erstes Kapitel.
Geschichte der Perser (*).
§. 1. Duellen.
Von dem mächtigen Volke der Perser, welche das erste wahrhaft
große Weltreich stifteten, und über zwei hundert Jahre lang die Schick-
sale der halben damals bekannten Erde bestimmten, sind, außer den
räthsethaften Trümmern von Persepolis, keine einheimischen Monu-
mente mehr übrig. Viel haben sie freilich nicht gebaut, ihre Kraft war
größer im Zerstören; und Geisteswerke, welche länger dauern mögen,
als Paläste 'und Tempel, konnten nicht wohl gedeihen, wo barbari-
scher Despotismus herrschte. Gleichwohl flößt cs ernste Betrachtungen
ein, ein so großes und mächtiges Volk wie von der Erde weggewischt
und nur noch in dürftigen Nachrichten seiner unbedeutendsten Sklaven
und seiner Feinde leben zu sehen. Die gerühmten Reichsannalen
oder Staatsarchive der Perser — eigentlich nur die Ausschreibung der
königlichen Reden und Befehle — sind mit dem Reiche zu Grunde gegan-
gen, und selbst die einheimische Sage ist bis auf wenige undeutliche
oder verfälschte Laute verhallt. Denn offenbar trägt, was spätere mit-
telasiatische Schriftsteller, wie Moses von Chorene, Ferdusi,
Mirkond und Kondemir, von dem alten Perserreich erzählen, den
Stempel der Ungereimtheit und Dichtung. Wir wüßten so viel als nichts
von ihm, wenn nicht Juden und Griechen, beide vermöge ihrer Na-
tionalverhältnisse allerdings zu glaubwürdigen Führern geeignet, uns
einige Nachrichten darüber erhalten hätten. Aber diese Nachrichten
sind leider unter einander verschieden und zum Theit widersprechend.
Was Nehemias und Esra und der Verfasser des Buches Esther
erzählen, weicht sehr von den Berichten der Griechen ab, und unter
diesen selbst kömmt Keiner mit dem Anderen überein.
Aeschylos (als Verfasser des historischen Drama's "btc Per-
ser"), einer der Marathon'schen Streiter, der vielgereiste Herodot,
Ktesias, Leibarzt des persischen Königs Ar ta re rr es, Xenophon,
Anführer beim hochberühmten Rückzug der Zehntausende, Arrian
, (*) Ueber Geographie, Denkmäler und Geschichte der Perser haben ge-
schrieben: Hock, Herder, Tychsen, Grotefend, Witte, Hagemann,
Lichtenstein, Munter u. A.
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
TM Hauptwörter (100): [T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T30: [Periode Abschnitt erster zweiter Zeitraum dritter Jahr Kapitel Sonne Planet], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch]]
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643
Das Kaiserthum China. Kultur. Verfassung. Verwaltung.
gen den Verkehr mit fremden Völkern einen ganz eigenthümlichen Charakter
aufgedrückt. Auch in der neuesten Zeit sind die aufs Sorgfältigste bewach-
ten Land- und Seegrenzen nur an wenigen Punkten den fremden Völkern
geöffnet, und die Chinesen treten nur sehr behutsam mit letzteren in Ver-
kehr. Daher und wegen des auf alles Fremde mit Verachtung herabsehen-
den Nationaldünkels ist eine Umbildung und Fortbildung jdes Volkes durch
den fremden Völkerverkehr nicht wohl möglich. Derselbe kann am ehesten,
aber auch am sichersten und erfolgreichsten durch die allmählige Ausbreitung
des Evangeliums geschehen.
3. Verfassung und Verwaltung. Unbeschränkte Erb Monarchie.
Keine absolute Willkührherrschast. Dasselbe Herkommen, welches die Ge-
den Grenzen des Nömerreichs. Noch jetzt ziehen Handelskarawanen nach Tübet, Ost-
turkestan, in die Dsungarei, Mongolei u. nach Hinterindien. Der Karawanenhandel
mit Rußland, im Werth von über 14 Mill. fl., ist auf Maimatschin u. Zuruchutai
beschränkt. — 3. Der Seehandel hat sich seit dem Frieden von Nan-king 1842 un-
gemein gesteigert. Die den seefahrenden Nationen gegen mäßige Zölle geöffneten
Hafenstädte sind: Macao, Kanton, Amoy, Futscheu-fu, Ning-po u. Schang-hai.
Die Insel Hongkong vor der Mündnng des Si-kiang u. die Insel Tschu-san im Golf
v. Tsche-kiang sind im Besitze der Briten. Briten, Nordamerikaner, Portugiesen, Spanier,
Holländer, auch Oesterreicher, Preußen, Hamburger und Dänen befrachten Schiffe für
China. Chinesische Schiffer besuchen hauptsächl. Korea, Japan, Hinterindien, den asiat.
Archipelagus u. Nenholland, in deren Gewässern sie den Trepang fischen u. eßbare Vogel-
nester zu gewinnen suchen. In neuerer Zeit segelt der Chinese auch durchs große Weltmeer
u. zwar hauptsächlich nach Californien. Handelsflotte: 8,000 Schiffe sdschonkeni
von 616,000 Tonnen Last sä 2,000 Pfdz. — 4. Ausfuhrartikel. Thee 90 Mill.
Pfd. 40mill.psd. nach England, 20 Mill. nach Nordamerika, 8 Mill. nach Rußlands;
Seide u. Seidenstoffe; Nanking; Reis; Cassia; Rhabarber; Moschus; Ginsengwurzel;
Ingwer; Zucker; Elfenbein; Kunstwerke in Elfenbein; Perlmutter; Schildplatt;
lackirte Waaren; Tufcbe; Porzellan. Werth der Ausfuhr: 465 Mill. fl. —
5. Einfuhrartikel. Reis; Sago; Baumwolle; baumwollenes Garn; Tuch; wollene
Waaren; Glas n. Spiegel; Gold- u. Silberdraht; Gewürze; verschiedene Metalle;
Perlen; Pelzwerk; Thierhänte; Baumwollensammt; Plüsch; Schwarzwäldcrnhren;
Harmouika's, Spieldosen u. Metallarbeiten ans Rußland. Werth der Einfuhr:
266 Mill. fl. Schändlicher Schleichhandel der Engländer mit dem streng verbotenen
u. so verderblichen Opium; jährlich über 35,000 Kisten im Werth von 50 Mill. fl.
Opium wird von den Chinesen mit Silber bezahlt; sonst herrscht der Tausch-
handel vor.
Geistige Kultur. — 1. Da die gelehrten Studien den persönlichen Adel
verleihen, so wie Ansehen und Bedeutung verschaffen, so drängen sich viele Chinesen zu
denselben, obgleich die chinesische Wissenschaft mit den Schwierigkeiten zwiefacher
Schriftsprachen, der alt cb inesi; chen sder Schrift- u. Gelehrtensprachej, u. der n eu-
ch ine fischen fder Geschäfts- n. Umgangs- oder Mandarinensprachej zu kämpfen hat,
deren Erlernung lange u. angestrengte Uebung erfordert. Strenge u. öftere Staats-
prüfungen. Der Gclehrtenstand u. die Lehrer sind sehr geachtet. Der Chinese geht
den übrigen Asiaten in den Wissenschaften vor; nur der Japaner kommt ibm darin
gleich; mit dem Europäer kann er sich nicht messen. Doch steht der Chinese im All-
gemeinen auf keiner böbern wissenschaftlichen Stufe, als vor 2000 Jahren. —
2. Ueberall befinden sich Schulen. Volks-, Kreis- u. Go u ver»eincnts schulen.
Pädagogisches Jnititnl zur Bildung der Lehrer. Astronomisches Institut,
das mathematische Wissenschaften lehrt u. auch den Kalender abfaßt sdas Jahr be-
ginnt im Februar mit dem Nenmondep Kaiser!. Akademie; das Ziel des Ehr-
geizes aller Gelehrten. Die 3 letzter« Institute sind in Peking. Allgemeine Kenntniß
des Lesens. Im öffentlichen Unterricht wird vorzüglich die Erklärung der verschiede-
nen Bedeutungen der Grundwörter, so wie das genaue u schöne Nachmalen der 80.000
. Schriftzeichen, außerdem Moral, Gesetzeskunde, Landesgeschichte u. Höflichkeitssormen
gegen Götter n. Menschen betrieben. — 3- Wissenschaften Arzneiknude; Redekunst;
chlneftzche Geschichte u. Gesetze; Sitteulehre; Staalskunft; Rechenkunst; Geometrie;
41'
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
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Extrahierte Personennamen: Amoy
Extrahierte Ortsnamen: China Mongolei Hinterindien Macao Hongkong China Korea Japan Hinterindien Californien England Nordamerika Nanking Peking
Das Generalgouvernement von niederländisch Indien.
705
tz. 192.
Das Generalgouvernement von niederländisch Indien.
1. Allgemeines. - 1. Größe: 28,900 Qm. — 2. Einwohner: 16 Mill.
Papuas. Haraforas. Malayen. Chinesische u. arabische Handelsleute.
Lipplappen. Negersklaven. Ueber 100,000 Niederländer u. a. Euro-
päer. — 3. Religion. 3u der Bevölkerung bekennt sich zum Islam. Brahmais-
mus. Buddhaismus. Christenthum. Viele protestantische Missionare. —
4, Kultur. Sehr ergiebiger Land- ». Pl antagenbau. Viehzucht. Seiden-,
Bienen- u. Cochenillezucht jährlich 60,000 Pfd. auf Java). Wichtige Jagd.
Umfangreiche Fischerei. Bedeutender Bergbau. Mancherlei Gewerbe. Lebhafter
See Handel. *) — 5. Verfassung u. Verwaltung. Despotisch regiertes u. habsüchtig
ausgebeutetes Kolonial land des Königreiches der Niederlande unter einem
Generalgouverneur.')
ohne sie vernichten zu können. — 2. Portugiesen. Besetzung der Molukken 1529.
Die Portugiesen waren die Herren im Archipel während des 16. Jahrh. svgl. p. 676).
Furchtbare Mißhandlung der Völker. Blutige Kriege, die daraus entstanden, führten
die Verwüstung der blühendsten Inseln herbei. Vertreibung der Portugiesen durch die
Niederländer seit 1605. Unbedeutende Macht der Portugiesen im indischen Archipel. —
3. Spanier. Entdeckung der Philippinen, Marianen ». Molukken durch Magelhacus
1521. Letztere an die Portugiesen überlassen, erstere seit 1566 besetzt. — 4. Nieder-
länder. Anlegung von Kolonien auf Java 1593. Erbauung von Batavia 1611.
Besetzung von Timor 1613. Besetzung der Molukken 1621. Zunehmende Macht der
Niederländer, so daß sie jetzt den größten Theil des Archipels, theils als unmittelbares,
theils als mittelbares Gebiet besitzen. Sie sind bisher mit noch habsüchtigerer Kans-
mannspvlitik, als die Portugiesen, verfahren. — 5. Briten. Niederlassungen aus
Sumatra seit 1600; au die Niederländer 1824 abgetreten. Niederlassungen auf Java
1702; von den Niederländern verdrängt 1610. Niederlassungen ans den Molukken;
von den Niederländern verdrängt 1623. In neuester Zeit haben die Briten wieder
einige Punkte besetzt.
') Der Handel, besonders der von Java, ist von sehr großem Umfange n. in
stetem Wachsen begriffen. Er ist hauptsächlich in den Händen der niederländischen
Regierung oder der Handelsmaatsschappy, der Briten, der Chinesen u. der Nordamcri-
kaner. Die Malayen treiben hauptsächlich Küstenhandel. — 1. Werth der Aus-
fuhr aus Java nebst Madura 1853: 59 Millionen niederländische Gulden. Da-
von erhielten die Niederlande für 38,800,000 nieder!, fl. Werth der Einfuhr:'
22,600,000 nieder!, fl. Von der Einfuhr kamen 7 Mill. niederl. fl. aus die Nieder-
lande, worunter 3 '/2 Mill. fl. an niederl. Leinwand, 3,600,000 fl. an fremder Lein-
wand. — 2. Ausfuhr ans Jriva 1844: 1,239,925 Pikul [ä 125 Pfd.) Kaffee.
1,008,652 Pikul Zucker. 785,276 Pikul Reis. 1,648,520 Pfd. Indigo. 68,720 Piknl
Zinn. 8,131 Pikul Muskatnüsse. 2,300 Pikul Macis. 2,800 Piknl Gewürznelke».
75,600 Pikul Stuhlrohr. 156,220 Stück Häute. 11,484 Pikul Pfeffer. 6,258 Leq-
ger [a 605,t Liter) Arak.
2) Verfassung u. Verwaltung. — 1. Das Generalgouvernement von nieder-
ländisch Indien besteht ans unmittelbaren u. mittelbaren Besitzungen, die in
Gouvernements n. Re si deut sch asten eingetheilt sind. An ihrer Spitze siebt
der Generalgonverneur zu Batavia, der unmittelbar vom König ernannt wird. Er
führt den Vorsitz im Rathe von Indien, der obersten Verwaltungs- u. Gerichts-
behörde. Ihm sind der gleichfalls vom Könige ernannte Generalhandelsdirektor,
jo wie die Gouverneure u. Residenten untergeordnet. Die Vasallenfürsten
der mittelbaren Besitzungen beaufsichtigt er auf's genaueste durch seine niederländischen
Residenten, so daß jene eigentlich nur noch Titularfürsten sind. — 2, Die Besitzungen
Ijaten wegen des beträchtlichen Ueberschusses, den ihre Einnahmen liefern, u. wegen des
großen Vortheils, den sie dem niederländischen Handel verschaffen, den größten Werth
lür's Mutterland. Einnahmen 1852: 69,942,791 Mill. holländische fl. Vermuth-
licher Ertrag: 35,192,122 fl. Schätzung des Erlöses aus Kolonialwaaren: 34,750,669 fl.
Voller, Lehrbuch der Geogr. Ii. ' 45
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
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Zweite Abtheilung. Asien.
nachahmlicher Schönheit und Güte.5) — 3. Sehr bedeutender innerer, sehr be-
schränkter auswärtiger Handel. *) — 4. Sorgfältig gepflegte und hochgeschätzte
geistige Bildung.7)
3. Verfassung u. Verwaltung. Despotische, feudale Erbmonarchie. Der
Kaiser führt nur das geistliche Regiment. Die weltliche Gewalt ruht in den Hän-
den des Sio-gun s— Oberfeldherrj. 8)
*) Technische Kultur. Baumwollenwaaren. Seidenzenge, welche so fein sind,
daß reiche Frauen an 20 seidene Röcke über einander anziehen können, ohne sich zu
verunstalten. Lakirte Stahl- n. Metallwaarcn. Tischler-, Porzellan - u. Glaswaaren.
Vortreffliches Paflier; Buchdruckerkunst seit 1206. Viele Brennereien, Brauereien n.
Töpfereien. Hüte u. Matten. Uhren. Schiffsbau. Kanonengießereien u. Gewehr-
fabriken. Gerbereien. Tabacksspinnereien re.
°) Handel. — 1. Beförderungsmittel des lebhaften Binnenhandels. Leb-
hafte Küstenschiffahrt. Vortreffliche u. zahlreiche Landstraßen. Prächtige Brücken. Aus-
gezeichnete Brief- u. Pserdeposten. Die Entfernungen auf den Straßen sind nach ja-
panischen Meilen fl japanische Meile etwas über '/2 d. Mz bestimmt, u. werden v.
der Brücke in Jeddo an berechnet. — 2. Beschränkter auswärtiger Handel.
Vor 1616 gingen japanische Kauffahrteischiffer in die umliegenden Länder, sogar bis
in den Meerbusen von Bengalen. Seit dieser Zeit aber ist Japan ein streng ab-
geschlossener Inselstaat u. die Japaner dürfen nur in die Häfen des Reichs, so
wie nach Jeso, Tarakai u. Korea segeln. Von fremden Völkern dürfen nur die Chi-
nesen u. Koreaner in dem Hafen Nangasaki Handel treiben. Seit 1616 war
auch den Holländern der Handel auf der Insel Desima bei Rangasaki gestattet,
weil sie aus Handelsneid bei der Vertreibung der Portugiesen u. bei der Vernichtung
des Christenthums behülflich waren. Die jährliche Expedition der Holländer bestand
früher aus 6 Schiffen; jetzt besteht sie nur noch aus 1 Schiff von 1,000 Tonnen. Im
Frühjahr 1853 sind auf friedlichen! Wege durch den Vertrag zu Uraga zwischen dem Chef
der amerikanisch - japanischen Expedition Kommodore Perry und den Gesandten des
Kaisers von Japan 2 japanische Häfen dem Handelsverkehr der nordamerikanischen
Union geöffnet worden, nämlich Siinvda in der Bucht von Jeddo auf Niphon u.
Hokotade an der Sangar Straße im O. von Matsmai ans Jeso. Auch den
Briten u. Russen sollen einige Häfen geöffnet sein. — 3. Ausfuhrartikel.
Kampher. Kupfer. Porzellan. Reis. Thran. Lakirte Waaren. Papier. Fächer.
Seide. Irdene Geschirre. Regenschirme. Getrocknete Muscheln re. — 4. Einfuhr-
artikel. Tuch. Kattun. Zucker. Elfenbein. Farbeholz. Quecksilber. Blei. Stangen-
eisen. Zinn. Schildplatt. Kaffee. Spiegel. Feilen. Glas. Uhren. Safran. China-
Wurzel. Bisam.
M Geistige Kultur. Allgemein verbreiteter Volksunterricht. Sorgfältige
Erziehung u. Unterweisung der Knaben u. Mädchen. Jedermann kann lesen u. schrei-
den u. ist mit der Religion u. den Gesetzen des Vaterlands bekannt. Viele höhere
Schulen u. mehrere Universitäten, zu Jeddo, Mijako rc. Knaben höherer
Stände bekommen auch Anweisung in dem „Harikari" s— Selbstmord durch Auf-
schlitzen des Unterleibs), wozu ein Mann von Stande, ein Staatsbeamter rc., oft ge-
zwungen ist, um einen ihm widerfahrenen Schimpf zu rächen oder einer entehrenden
Leibes- oder Lebensstrafe zu entgehen. Das Studium der Sprache, Geschichte, Geo-
graphie, Astronomie, Medicin u. Philosophie wird am eifrigsten betrieben. Die Ver-
messungskarten der Japaner von ihrem Lande stehen den europäischen wenig nach. Die Ja-
paner sind sehr lernbegierig u. voll Eifer, sich in den Wissenschaften, nach An-
leitung der Europäer, besonders der Holländer, zu vervollkommnen. Mehrere gelehrte
Werke von Europäern sind in's Japanische übersetzt.
8j Verfassung u. Verwaltung. — 1. Das göttlich verehrte Staatsoberhaupt
führt den Titel Mikado s— Kaisers, Darai-Sama f— Herr des inneren Pala-
stes^ oder Ten-si s— Sohn des Himmels). Der Kaiser hat nur noch die Ehre u. den Titel
als Kaiser u. das geistliche Regiment, übt aber dennoch mit diesem einen großen Ein-
fluß über die Gemüther aus. Zn seinen Gerechtsamen gehört, große u. verdiente Män-
ner in die Klasse der Götter zu setzen, die eifrig angestrebten Stellen u. Würden an
seinem Hofe, der eine "geistliche Hierarchie bildet, zu besetzen, die Tage zu bestimmen,
an denen gewisse religiöse Feierlichkeiten stattsinden sollen u. dgl. Er residirt zu
Mijako in einem prächtigen Palast, den er nur verläßt, um einige Haupttempel des
Reiches zu besuchen. — 2. Seit 1141 hat der in Jeddo residirende Sio-gun oder
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Extrahierte Personennamen: Jeso Perry Jeddo Matsmai
Extrahierte Ortsnamen: Asien Jeddo Bengalen Japan Korea Japan Darai-Sama Jeddo