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1. Bd. 2 - S. 176

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
176 Viertes Kap. Römische Geschichte. Aber die Cimbrer — wenn sie auch die Welttyrannin stürzten — waren selbst wohl schwerlich zur Weltherrschaft gelangt. Dafür hatte durch ihren Sieg zu den unterdrückten Völkern die Freiheit wic- derkehren, und aus dein erneuten Leben unendlich mehr Gutes anf- blühen mögen, als jemals die Römermacht schuf. Verhängnißschwer war in jeder Annahme der Augenblick; und wer mag es Zufall nennen, daß jezt plözlich die hervorbrechende Sonne die Cimbrer blen- dete, und den halb gewonnenen Sieg ihnen entriß? Es erging ihnen, nach gräßlichem Widerstande, wie den Teutonen. Selbst ihre Weiber stritten noch von der Wagenburg mit heldenmüthiger Verzweisiung. Die Tignriner, als sic solches Unglück vernahmen, zerstreuten sich. Marius, der Retter Roms, hielt einen herrlichen Triumph; doch erkannten Viele, daß die Ehre des tezten Tages dem Catnlus ge- bühre. tz. >46. Der Bundesgenossenkrieg. Für Rom selbst wurden die Siege des Marius fast so verderblich, als seine Niederlage gewesen wäre. Trunken von der soldatischen Größe und des Herrschens gewohnt, glaubte er Anspruch zu haben auf bleibende Herrschaft. Auch ward er zum scchstenmal Cónsul (3883. 100 v. Chr.) durch die Gunst des Pöbels, dem er immer- dar angehangen, und durch den Eifer zweier gleichgesinnter Dema- gogen, des Tribuns L. Appulejus Saturni uns und des Prä- tors Glaucias. Gegen dieses Triumvirat vermochten Metellus und Sulla, die Anführer der Optimaten, für jezt noch wenig. Metellns wurde verbannt. Sulla arbeitete im Stillen. Als aber Sa- turninns seinen Mitwerber um's Tribunat, Nonnius, auf den Co- mitien ermorden ließ, und Glaucias dasselbe gegen Memmius verübte, der mit ihm das Consulat gesucht; so empörte sich das ganze Volk, solcher Gräuel noch nicht gewohnt, gegen die Verbrecher. Diese bemächtigten sich des Kapitols. Marius, um nicht mitschuldig zu scheinen, verband sich mit dem Volke, und sah seine treuen Ge- hilfen, als sie der Uebermacht sich ergaben, eines schmählichen To- des sterben. Er selbst hielt für nöthig, sich auf einige Zeit nach Asien zu entfernen. Metellus wurde glorreich zurückbernfen. Nach kurzer Ruhe veranlaßte Livius Drusus noch größeren Brand. Es ist schwer, seinen Charakter zu würdigen. Talent und Eifer schreiben ihm Alle, die Meisten auch edle Gesinnungen zu (*) ; aber, was er tbat, wirkte schädlich, und es war sein Leben, wie (*) Er isi's. der sein Haus dergestalt erbaut haben wollte, daß alle Men- schen sähen, was er darin begänne. Ein Zug, in welchem Rousseau die remile und erhabenste Tugend erblickt.

2. Bd. 2 - S. 138

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
158 Viertes Kap. Römische Geschichte. theils in Verbindung mit den Etruskern u. A. gegen Rom erhob, sind oben bemerkt worden. Von Zeit zu Zeit störten auch innere Fehden der gallischen Völker und frische Einwanderungen von jenseits der Al- pen die Ruhe. Durch die Anlage von Sena Gallica (Sinigaglia) suchten die Römer ihre Grenzen zu decken; später (3754) vertheil- ten sie ans des Tribuns Fla min ins Vorschlag die den Scnnonen ent- rissenen Ländereien unter ihre Bürger. Hievon nahmen die I n s u b r e s — im Mailändischen — und die B ojer— um Parma — Anlaß, mit Rom zu brechen. Diegaesaten von der Rhone verbanden sich mit ihnen. Rom, wie in den größten Gefahren, suchte durch Menschen- opfer die Götter sich günstig zu machen, und zog alle Streitkräfte zu- sammen. Die 770,000 Mann des Polybins mögen überhaupt von der waffenfähigen Mannschaft Italiens, nicht aber von der mobilen Armee verstanden werden. Sechs Jahre währte der Krieg, unter beständigem Verluste der Gallier. Nach Eroberung von Ligurien drangen die Römer in das eigentliche Gallia cis- und transpadana ein, eroberten Mailand (Marcellus, ihr Feldherr, erkämpfte in der Schlacht gegen Vi rido mar sich spolia opima), machten das ganze Po-Gebiet zur römischen Provinz (gallia cisalpina oder togata), und legten zu deren Behauptung zwei Kolonien, Ere mona und Pl a centi a, an. Auch Istrien wurde unterworfen und die Alpenkette zur Grenze gemacht. Diese Kriege, so wie der panische, hatten viele Menschen geko- stet. Beim zweiten Bruche mit Karthago (3764. 219 v. Ehr.) wur- den fast um ein Drittheil weniger waffenfähige Bürger, als beim ersten, gezählt. tz. 25. Hannibal. Zweiter panischer Krieg. Der zweite Krieg zwischen Rom und Karthago ist durch die Cha- raktere, die in demselben auftraten, durch die romantischen Scenen und imposanten Katastrophen, die er mit sich führte, endlich durch die ungeheueren Folgen, die er nach sich zog, wohl der interessanteste in der alten Geschichte. Als Haupfigur tritt in demselben Hannibal hervor. Sollen wir seinen Charakter schildern? — Die Erzählung sei- ner Thatcn mag dafür gelten. "Das römische Volk", sagt der genia- lische Verfasser des Ardi ugello, "das seine Bildsäulen in die Straßen stellte, wo sic am furchtbarsten gesehen wurden, und sich her- nach noch an den Mauersteinen von Karthago ereiferte, gab dadurch den wahrsten Maßstab von der Größe des Mannes." — Im zweiten Jahre seiner Gewalt, nach wichtigen Siegen über die Spanier und vortrefflicher Bildung des Heeres, griff Hannibal das den Römern verbündete Sagnnt an (3765. 218 v. Ehr.), under-

3. Bd. 2 - S. 145

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
Vi ertes Kap. Römische Geschichte. 143 §. 28. Scipio. Schlacht bei Zama. Die Augen der Völker richteten sich auf Scipio, welcher zum Lohne seiner Großthaten, und weil an seinen Namen das Glück gefes- selt schien, vor dem gesezmäßigen Alter zum Consul gewählt ward. Er sollte nach Sicilien und von da, wenn es ihm nüzlich bauchte, nach Afrika gehen (3780. 203 v. Ehr.). Schon früher hacke eine römische Flotte dessen Küsten geplündert, und schon von Spanien aus hatte Scipio mit numidischeu Fürsten wichtige Verbindungen ge- schlossen. Anfangs Syphar, Fürst der Massäsyler, und, als diesen die Liebe zu Hasdrubal's schöner Tochter, Sophonisbe, auf kartha- gische Seite führte, Masiuissa, König der Massyler, der ihr Ver- lobter gewesen, ergriffen die Waffen für Rom. Der leztc, welchem Syphar Braut und Land geraubt, stieß, als Scipio bei dem schönen Vorgebirge gelandet, mit wenig Reitern zu ihm. Jezt wandte sich das Glück. Scipio und Lälins — schon früher hatte dieser Hippo gewonnen — schlugen die Karthager. Masiuissa besiegte Syphar völ- lig, und nahm ihn gefangen. Die Geschichte Sophonisbcns, wie nach dem Unglücke ihres Gatten Masiuissa abermal durch ihre Schön- heit gerührt worden, sie zur Gemahlin erklärt, bald darauf aber der Freundschaft Roms geopfert, endlich die heroische Fassung, womit Sophonisbe den ihr zum Brautgeschenk gereichten Giftbecher getrun- ken — alles dies ist von hohem, tragischem Interesse. Unaufhaltsam verfolgte Scipio seinen Siegeslauf. Vergebens suchen die Karthager durch Waffen, vergebens durch Unterhandlungen den Sturm zu beschwören. Keine Hoffnung, als Haun ibal ist ihnen ge- blieben. Man ruft ihn aus Italien zurück. Seufzend verläßt der Held diesen Schauplaz sechszehnjähriger Thatcn, das so standhaft behaup- tete Erntefeld unsterblichen Ruhmes. Auch die Freudenfeste, welche Rom über seinen Abzug feierte, sind Monumente seiner Größe. Bei seiner Ankunft in Afrika erhebt sich der Muth der Karthager; die Flüchtlinge, die Zerstreuten sammeln sich um ihn; das Heer lagert bei Z a m a. Ein großes Verhängniß war an die kommende Schlacht geknüpft. Hannibal fühlte es, suchte ihm auszuweichen, und bot den Frieden unter schweren Opfern. Alles karthagische Land, außer Afrika, sollte der Römer seyn. Aber Scipio, voll Zuversicht des Sieges, veuvarf diesen Frieden. Im 552stcn Jahre der Erbauung Roms (3782), 201 Jahre vor Christi Geburt, stritten die beiden größten Feld- herren ihrer Zeit — und vielleicht aller Zeiten — jeder um den höchsten Preis des Ruhmes, der Herrschaft — ja des Daseyns — für sich und sein Volk. Aber die Wichtigkeit dieser Betrachtungen, welche die Soldaten Scipio's gleich tief mit ihrem Feldherrn empfinden moch- Ii. 10

4. Bd. 2 - S. 189

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
169 Viertes Kap. Römische Geschichte. tz. 33. Pompejus. Crassus. Casar. Immer mehr werden jezt die Schicksale Roms und der Welt won den Charakteren, Leidenschaften und Interessen einzelner Mäncr ab- " hängig (*). Zwar schon früher und meistens hatten dergleichen Häup- ter, als ein Brutus, C a m i l l n s, R e g u ln s, S c i p i o n. A., hervor- geglänzt, hatten der Menge den Impuls und dem wankenden Schicksale die Entscheidung gegeben: aber, wie groß auch ihr Einfluß war, immer konnte man sie als auserlesene Organe oder als verstärkten Ausdruck der allgemeinen Gesinnung, als die edelsten Werkzeuge der all- gemeinen Kraft betrachten. Erst seit Marius Zeiten kommen jene berrischen Charaktere vor, deren persönliche Interessen der Schlüssel aller Verhandlungen, der Hebel aller Bestrebungen, der Grund und Mittelpunkt von allem Wirken und Leiden des ganzen Volkes sind. Um so verflochtener wird jezt die Geschichte und um so nothwendiger zu ihrem Verständnisse die Schilderung jener Charaktere. Die großen Gestalten eines P o m p e ju s, Er a ssu s, Cä sa r, Cicero, Cato und neben ihnen verschiedene Männer des zweiten Ranges, erfüllen jezt den Schauplaz. Ihre Geschichte ist die Geschichte Roms. Cnejus Pompejus (der Sohn jenes Pompejus Strabo, welchen im marianischen Kriege der Donner erschlagen), nachdem er den rückkehrenden Sulla durch ein setbstgeworbenes Heer verstärkt, initalien, Sicilien, Afrika die Marianer vielfältig besiegt und den numidischen König H i a rba s gefangen hatte, wurde im 24 sten Jahre seines Alters von Sulla mit dem Namen Imperator und Magnus begrüßt, und hielt einen Triumph. Gegen diesen Sulla, vor welchem Alle zitterten, wagte er bei einem Zwiste den trozigen Ausruf: "Gedenke, daß die Menschen der ausgehenden Sonne mehr, als der nntergehenden achten!" — und blieb in Gunst. Hierauf, als er in dem gefährlichen Kriege gegen Sertorius und in dem (*) Allerdings wurde die Individualität dieser Männer minder eingreifend in die großen Verhältnisse gewesen, ja vielleicht mit ihren auffallendsten Zü- gen gar nicht erschienen sepn, wenn nicht eine durch lebendige Ideen und "tief gefühltes Bedürfniß mächtig bewegte Zeit sie auf den Schaüplaz großer Tha- ten berufen, und wenn nicht die allgemeine Gährung der Gemüther, sowie der unversöhnliche Zwiespalt der Interessen, ihnen eine willkommene Masse von Streitkräften bereitet hätte. Aber nicht minder gewiß ist, daß, um jene Massen sicb zu unterwerfen, um sie da oder dorthin zsslenken, und dem großen Drama diese oder jene Entwicklung zu geben, die Individualität der Häupter vpn entscheidender Wirkung seyn mußte, und daß immer unendlich Vieles da- von abhängt — wiewohl das große Rad des Schicksals in seinen Umwälzun- gen nicht durch einzelne Menschen, sondern durch den Strom der Dinge be- besümmt wird — ob ein Brutus oder ein Crom well, ein Cäsar oder ein Washington, ein Augustus oder ein Napoleon sich einer Revolu- tion bemächtige.

5. Bd. 2 - S. 149

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
Viertes Kap. Römische Geschichte. 149 Alsdann wurden ihre Länder zu Provinzen gemacht, welches schon früher das Loos aller gewonnenen Feindesländer gewesen, welche zu behaupten man sich getraute. Solche Provinzen wurden nicht nach den Grundsäzen der bürgerlichen, sondern nach jenen der herri- schen Gewalt verwaltet; sie waren nicht Th eite, sondern Eigcn- thum des römischen Staates, welcher nach Willkür über alle Hilfs- quellen derselben an Geld und Menschen verfügte. §.31. Fortsezung. Damit aber diesen gesammelten Streitkräften es niemals an nüz- lichcr Anwendung fehle, und dagegen den Feinden Roms zum Wider- stande weder Muth noch Vermögen bleibe; dafür war durch andere und nicht minder wirksame Marimen gesorgt. Die römische Politik war niemals darüber verlegen, Ursachen der Kriege ^u finden. Entweder waren es zwei streitende Völker, zwischen welchen man als Vermittler, Schiedsrichter oder auch als Alliirter des Schwächer» auftreten konnte; oder es gab Empörungen in einem Reiche, es gab Familienzwist in königlichen Häusern, feindselige Par- teien in Freistaaten. Der schwächere Theit bewarb sich oft selbst um äußere Hilfe; oft mengte man sich ungebeten ein. Manchmal schlug man abwechselnd auf beide Parteien los, oder verkaufte beiden seinen Beistands*); allenthalben aber maßte man sich das Recht der Ein- sicht und auch des Urtheils an. Wiederholte Anmaßungen schienen zu- lezt ein Recht wirklich zu begründen; die Völker unterwarfen sich Rom, wie Montesquieu sagt, ohne eigentlich zu wissen warum, und cs schien genug, von ihm gehört zu haben, um demselben unterworfen zu scyn. Wenn aber durchaus kein Vorwand zum Bruche, durchaus kein Gegenstand einer Forderung da war; so gab der Uebermnth der Gesandten Anlaß zu Beleidigungen und diese zum Kriege. Man schmie- dete wohl auch Testamente, oder ließ von blödsinnigen Fürsten sich Reiche wie Privaterbschaften vermachen. Endlich wurde man schamlos genug, ohne allen Anlaß die Einziehung von Ländern zu dekretiren, wenn deren Erwerbung nüzlich schien. Damit kein Widerstand gegen solche Attentate und keine Rache der- selben weder durch einzelne Mächte, noch durch Coalitionen möglich werde, hatte man die Kunst der Theilung, der Hemmung und der Vernichtung der Feindeskräfte zur höchsten Vollkommenheit ge- (*) Man hatte, nach Montesquien's derbem Ausdrucke, nicht einmal die Gerechtigkeit der Schelme, die selbst bei Verbrechen mit einer gewissen Ehrlichkeit zu Werke gehen. S. Montesquieu sur les causes de le grandeur et de la décadence des Romains. Cli. Vi.

6. Bd. 2 - S. 193

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
Drittes Kap. Römische Geschichte. *93 Catulus und die aufgeklärtesten Patrioten dawider gestritten (3918. 65 v. Ehr.). §. Ss. Lucullus. Pvmpejus endet den mithridatischen Krieg. Indessen schien die Wichtigkeit des Krieges solche außerordentliche Maßregel zu fordern. Einen Feind, wie Mithridates, hatte Rom noch nie gehabt. Bald nach Snlla's Tode, welcher seine Hoffnungen erneuerte, ergriff er zum drittenmale die Waffen (3908. 75 v. Ehr.) wegen Bithyniens, welches Nikomedes den Römern vermacht hatte. Seine Zurüstnngcn waren unermeßlich. Viele Völker — zum Th eil unter Anführung sertorischcr Generale — stritten für ihn, und überall waren seine Agenten geschäftig, die einheimischen und auswärtigen Feinde Roms zu ermuntern, aufznhezen, in Bewegung zu erhalten. Man fürchtete bereits für Italien, dessen Angriff allerdings im Plane des Königs lag, und beide Consuln, Aurelias Cotta und L. Li- ein ins Lucullus, wurden nach Asien geschickt, um mit vereinter Macht das Ungewitter zu beschwören. Der Feldzug des Erstercn war nur durch Grausamkeiten und Verluste bezeichnet; aber Lucullus, ein Feldherr, bei welchem natürliches Talent und Studium die Stelle der Kriegsübung ersezten, stritt überaus glorreich und glücklich gegen Mithridat, besonders bei Cycikns zu Wasser und zu Lande. Nach dem Verluste aller Eroberungen und seines eigenen Landes blieb dem Könige bloö noch sein Muth und sein an Hilfsmitteln reiches Genie. Er sammelte ein neues Heer unter den tapfern Nomadenhorden nörd- lich am schwarzen Meere und unter den kaukasischen Bergvölkern, drängte Lucullus, und erfuhr abermals — bei Cabira — die Tücke des Schicksals. Verrath seiner Befehlshaber und Freunde schien seinen Ruch zu vollenden. Da warf er sich in die Arme seines Eidams, des mächtigen Tigranes, Königs von Armenien und Syrien, der aber besser Sklaven zu beherrschen, als gegen Römer zll kriegen verstand. An der Spize von 300,000 Soldknechten (wir müssen jedoch nicht vergessen, daß dieses blos römische Offizialberichte sind) glaubte er den zehnmal kleineren Hccrhaufcn des Lncultns verachten zll können, und wurde bei Tigranocerta für seinen Uebermuth bestraft (3916. 67 v. Ehr.). Lucullus hielt den Krieg für geendet, und lud den Senat ein, zur Einrichtung des eroberten Pontus Commissarien zu schicken. Aber Mithridates hatte nochmals ein Heer geworben, und suchte, klug gemacht durch wiederholte Erfahrung, die Römer durch Zandern und kleine Gefechte zu schwächen. Lucullus, da er auch Mißtrauen gegen die Parthcr hegt, zieht seine Truppen ans Pontus an sich, schlägt beide Könige bei Artarata, wird aber durch die Meuterei H 13

7. Bd. 2 - S. 198

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
198 Viertes Kap. Römische Geschichte. ibm die schöne, durch Schmeichesei noch unentweihte Benennung "Va- ter des Vaterlandes — — — Roma parentcm, Roma patrem patriae Ciceronem libera dixit. Juvenal. §. N7. Das erste Triumvirat. Cato. Kaum waren die catilinarischen Schrecken vorüber, als Pom- pejus mit seinem siegreichen Heere aus dem Oriente zurückkehrte. Die Freunde der Freiheit fürchteten seine Macht; aber Er, welcher wohl der Erste in Rom, jedoch dessen Tyrann nicht scyn wollte, entließ seine Truppen, wie er in Italien landete, und begehrte, nach gefeiertem Triumphe, blos zwei Dinge zur Belohnung: die Bestätigung seiner asiatischen Einrichtungen und Acckcr für seine Krieger. Beides wurde ihm abgeschlagen. Metcllus, Lucullns, Cato u. A., nicht alle aus reinen Beweggründen, seztcn sich entgegen, und die Kränkung, die Pompejus hierüber empfand, war wohl die Hanptursache seiner Verbindung mit Er as sus und Cäsar. Dieser leztere hatte sich endlich von den jugendlichen Ausschwei- fungen zu den Staatsgeschäften gewandt und allsogleich die Bewun- derung seiner hoben Talente erweckt. Nachdem er die Würden eines Quästors, Aedilis und Prätors verwaltet, auch jene des Pontifex Marimus erlangt hatte, bekam er das jenseitige Hispanien zur Provinz. Kaum ließen ihn seine Gläubiger (denen er an 6 Millionen Thater schuldig war) dahin abgehen; aber er bereicherte sich in seiner Provinz, und kehrte mit Kriegsruhm, so wie mit Beute bedeckt nach Rom zurück. Iezt that er Pompejus und Crassus, deren alte Eifersucht erwacht war, den Vorschlag, sich unter einander und mit Ihm zur Behauptung der Gewalt und gemeinschaftlichen Durch- sezung ihrer Absichten gegen alle Rivalen zu verbinden; wodurch, als Beide dem Vorschläge beitraten, das erste Triumvirat entstand (3924. 59 v. Ehr.). Cato, wie er Kunde davon erhielt, rief klagend aus: "Es ist geschehen um die Republik, sie hat Herren erhalten!" — Dennoch wäre sie nicht gefallen, hätten Mehrere wie Cato gedacht. Unter dem allgemeinen Ruine der Sittlichkeit und Freiheits- liebe erscheint Cato's ehrwürdiges Bild als eine einsame, aus bessern Zeiten zurückgebliebene Gestalt. Nicht Geld, wie Crassus, nicht Ruhm, wie P ompejus, nicht Herrschaft, wie Cäsar, nicht Genuß, wie die meisten Anderen — Tugend, Gerechtigkeit und Freiheit verlangte Cato, und nur sie, ohne Wanken, ohne Anstrengung — als welche den Widerstreit der Neigungen oder gethcilte Empfindungen vcrräth — : cs war ihm nicht gegeben, etwas Anderes zu verlangen. Ein hohes

8. Bd. 2 - S. 258

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
268 Erstes Kap. Bürgerlicher Zustand. erklärung für nothwendig zu gerechter Feindseligkeit, und die Fe- cialen verrichteten dieses Geschäft, so wie auch die Schließung vou Frieden und Bündnissen, unter religiösen Gebräuchen: aber damit glaubten sie auch, sey Alles gethan. An dem Feinde erkannten sie kaum ein Menschenrecht mehr; und nur sklavische Göttcrfurcht be- wachte die beschworene Treue. Doch der Aberglaube ersann Mittel der Erpiation, und leicht fand die Leidenschaft den Vorwand des Bruches. An die Namen von Caudium, Numantia, Karthago, Korinth, Perseus, Jugurtha — an die Namen aller Länder und Völker und Könige, die ihr Unglück mit Rom in Derhältniß brachte, sind häßliche, abscheuliche, zum Thcile schauderhafte Erinne- rungen geknüpft. Die äußere Geschichte Roms ist ein fortlau- fender Frevel (*). Iii. Geseze und Sitten (**). §.18. Ueberhaupt. Dieser Zeitraum hat keine so großen Gesezgcber, als der vorige erzeugt. Kein würdiger Nachfolger eines Solon, eines Numa wird genannt. Auch scheint die Wiegeuzcit der Staaten die günstigste für die Schöpfungen eines legislatorischen Genies. Ist einmal einer Na- tion durch längere Dauer ein bestimmter Charakter eingeprägt, haben ihre Sitten und Gebräuche Consistenz erhalten; so läßt sich wohl theil- weis verbessern oder anders gestalten, aber eine völlige Umschaffung oder Wiedergeburt ist schwerer. In der That ist, was wir von Gcsezen dieses Zeitraumes zu sagen haben, meist nur Stückwerk, durch das Bedürfniß des Augenblicks und lokaler Verhältnisse diktirt, keineswegs aber das Ergebniß eines Systems oder einer wissenschaftlichen Gesezgebung. Zwar sind zu einer solchen in den Werken der Griechen, vorzüglich in den aristote- lischen Schriften, schäzbare Materialien enthalten; und die Römer (zumal Cicero) haben selbe benüzt: aber in der Ausübung fin- den wir noch wenig Spur wissenschaftlicher Grundsäze oder eines all- gemeinen Fortschreitens der Gesezgebungskunst. Auch haben die Hauptvölker noch insgesammt ihre besonderen Cha- raktere, ihre eigenen Nationalphysiognomieen beibehalten: ein jedes (*) Raptores orbis, postquam cuncta vastantibus defuere terrae, et mare scrutantur. Si locuples hostis est, avari, si pauper, ambitiosi, quos non oriens non occidens satiaverit; soli omnium opes atque inopiam pari allectu concupiscunt. Auferre, trucidare, rapere falsis nominibus imperium; atque, ubi solitudinem faciunt, pacem appellant. Tacit. Agrie. (**) Gvguets Untersuchungen von dem Urspning der Geseze, Künste und Wissenschaften u. s. w. aus dem Französischen im Ausz. und neu bea» beitet von Sattler. Nürnberg 17l6.

9. Bd. 2 - S. 262

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
262 Erstes Kap. Bürgerlicher Zustand. siasmus für die hie und da erscheinenden einzelnen Schönheiten. Wie ließe sich von Griechen etwas Anderes gedenken? —Die Gesezgeber fühlten ihre Ohnmacht gegen den Hang der Natur, und duldeten meist den Verkehr mit Hetären, welcher in späteren Zeiten fast allgemein ward. Der freiere Umgang mit Männern, und zwar mit den aus- gezeichnetsten Männern, gab den Hetären (cs waren meist Skla- vinnen oder Fremde; Bürgerinnen, wenn sie dieses Gcwerb ergriffen, verloren das Bürgerrecht) einen hohen Grad von Bildung; ihr geist- voller, gefälliger Umgang mochte selbst den Ernst des Philosophen anfheitern, und an vielen wurde selbst die Schönheit der Seele (so weit sie verträglich ist mit solchem Stande) nicht minder gerühmt, als jene des Körpers. Auch wurde den berühmtesten ans ihnen — zwar keine bürgerliche Achtung, aber — eine der Vergötterung sich nähernde, leidenschaftliche Huldigung im Leben und im Tode gezollt. Die Namen einer Lais, einer Phryne wurden über ganz Griechen- land mit Entzücken genannt;' Dichter und Künstler verewigten sie. Kein prächtigeres Monnment gab cs in Hellas, als jenes, welches unfern Athen Harpalns seiner geliebten Pythionice errichtete; Lamia beherrschte, selbst noch alternd, den stolzen Demetrius, den Städtebezwinger; und früher war Aspasia Genossin von Pe- rikles Macht und Ruhm. Die Zahl der Hetären war sehr groß. 2n Korinth zählte man tausend Priesterinnen der Venus. Allmätig nahmen auch freie Mädchen und Matronen die Sitten der Hetären an, aber nicht ihre Liebenswürdigkeit. Einen grellen Kontrast mit den leidenschaftlichen Verehrern der Schönheit bildeten die Weiberfeinde (Misogyne), deren es in Grie- chenland in ansehnlicher Menge und znm Theit unter den ausgezeich- netsten Männern gab. Euripides war Misogyn. Melancholisches Temperament, Bizarrerie oder unglückliche Liebe waren die Quellen dieser Krankheit. Die väterliche Gewalt bei den Griechen, wie bei den meisten alten Völkern, war groß. Das neugeborene Kind, wenn es gebrech- lich schien, oder der Vater sich zu dürftig für dessen Erziehung hielt, mochte dieser zum Tode oder zur Aussezung verdammen. Wer cs im lezten Falle anfnahm, behielt cs als Sklave. Die Spartaner tödteten regelmäßig die schwächlichen Kinder; in Theben und weni- gen anderen Städten hielt das Gesez diese Barbarei hintan. Allent- halben in Griechenland wurde über die Erziehung sorgfältig ge- wacht. Der Grnndsaz war herrschend, daß der Heranwachsende für den Staat müsse erzogen werden. Daher stand entweder, wie in A then, hie häusliche Erziehung unter Aufsicht und Leitung der Magistrate,

10. Bd. 2 - S. 204

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
204 Viertes Kap. Römische Geschichte. laßte, wurde Ctodius für Rom noch schädlicher im Tode, als er im Leben gewesen. §. 60. Zweiter Bürg erkrieg. Denn es beförderte dieses Ergebniß mittelbar den Bruch zwi- schen Cäsar und Po mp ejus, welcher freilich, nach der Lage der Sachen, fast unvermeidlich war. Die Erneuerung des Bundes der drei Männer ( 3928. 55 v. Ehr.), welche zu Lucca in Cäsar's Winterquartieren geschah, hatte keine gute Früchte getragen. Pompejus und Crassus waren zwar Cousuln geworden (auf gewaltthätige Weise, denn man scheute sich nicht, ihren Mitbewerber Domitius Ahenobarbus und sei- nen Beschüzer Cato mit Waffengewalt vom Forum zu verjagen), und hatten die verlangten Provinzen, jener Spanien auf fünf Jahre — und zwar mit der Erlanbniß in Rom zu bleiben und die Provinz durch Legaten zu verwalten—, dieser aber Syrien erhalten: allein gleich nachher hörte mit dem Tode des Crassus das Gleichgewicht unter den Verbündeten auf. Dieser unersättliche Mann hatte mehr ans Geld-, als ans Ehrgeiz einen muthwilligen Krieg gegen die P arthc r — unter den Verwünschungen der Priester und der Tribu- nen — begonnen. Nach anfangs gutem Erfolge wurde er in den Steppen Mesopotamiens umzingelt, sah die hoffnungslose Lage seines Heeres, den Tod des geliebten Sohnes, und starb mit Helden- mutheb 3931. 52 v. Chr.). Cassius, mit den Trümmern des Heeres, erreichte Antiochien; ohne seinen Arm war Syrien verloren. Schon früher hatte der Tod der edlen Julia das wichtigste Band zwischen Cäsar und Po mp ejus zerrissen. Doch wäre wohl auch die Gatten - und Vatcrliebe unkräftig gegen die Herrschsucht gewesen. All- mätig sonderten sich ans dem Gewirre der Faktionen, unter unaufhör- lichen Intriguen und Tumulten, die beiden Hauptparteien der Op ti- ma ten und Demokraten, jene unter Pomp ejus, diese unter Cäsar's Ansehen vereinigt. Cäsar war stark durch seinen persönli- chen Anhang, welchen ihm Liebe, Bestechung oder Verführung gewon- nen. — Mit Pompejus hielten cs außer seinen persönlichen Freun- den und den Aristokraten, so wie der Bruch entschieden war, auch die wahrhaft guten Bürger, welche die Freiheit und die Verfassung liebten. Denn er blieb die einzige Schuzwehr gegen Cäsar's Herrscherplan, und von Ihm war —wenn er auch die erste Stelle behauptete — doch min- der die Einreissung der Formen zu befürchten. Nur die Gefahr, durch Cäsar gestürzt zu werden, trieb ihn zu entscheidenderen Schritten, und cs scheint, daß von dem Augenblicke, da er diese Gefahr sich deutlich dachte, ein leises Vorgefühl seines Schicksals die Entschlossenheit seiner
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