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1. Bd. 2 - S. 277

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
277 Zweites Kap. Religion. selbe war — so wie Numa sie einführte (*) — hetrurischen Ur- sprungs, aber gleichwohl in den meisten Stücken der griechischen ähnlich. Auch mochte schon in den frühesten Zeiten auf mancherlei Wegen die griechische Mythologie nach Italien gelangt seyn, und der nachmalige nähere Verkehr der Römer mit den Griechen veran- laßte noch eine genauere Gleichförmigkeit. Wir treffen in Rom die- selben Gottheiten, wie in Hellas, nur mit verändertem Namen, die- selben Göttergeschichten, nur minder poetisch, und sehr ähnliche Ge- bräuche an, nur etwas modifiât nach den übrigen Begriffen und Verhältnissen der Römer und vermehrt durch einige Nationalgötter (wie Aeneas, Quirinus re.) und andere, welche eigens die Klngs heit der Gesezgeber zu moralischen oder politischen Zwecken geschaffen, als Fides, Terminus n. s. w. So finden wir auch eine ganz ähnliche Gottesverehrung durch Gebete, Opfer (leider auch Men- schenopfer! * **), vielerlei Feste, Spiele und Mysterien. Von den hei- ligen Spielen (den circensischen, amphitheatralischen und scenischen) wird an einem anderen Orte die Rede seyn. Die My- sterien waren der Ceres, Proserpina, Bona Dca und dem Bacchus geweiht, aber minder wichtig, als die griechischen. Der Tempel waren viele, die meisten prächtig; airch wurde in Hainen, Höhlen rc. die Gottheit verehrt. Das Detail der römischen Mythologie kann ich wohl bei meinen Lesern voraussezen. Doch ist nicht dieses oder das blose Gerüste, das Materielle der römischen Religion, was den Welthistoriker in- tereffirt, sondern der innere Charakter derselben und ihr Verhält- niß zum Staate und zur allgemeinen Kultur. Die Römer waren sehr religiös. Kein öffentliches, kein wichti- geres Privatgeschäft wurde ohne Anrufung der Götter und ohne reli- giöse Gebräuche begangen. Sie glaubten sich ringsum von Göttern umgeben, den Zeugen ihrer geheimsten Handlungen, den Rächern des Lasters, den Leitern und selbst Verkündern des Schicksals. Rom war schon Herrscherin der Welt, als dieser fromme Sinn noch währte. Erst in den Zeiten der Bürgerkriege lehrte die griechische Philosophie die Römer zweifeln; und später riß mit dem äußersten Sittenver- derbniffe auch Unglaube in den höheren Ständen ein. Wenn wir die ('•*) Schon Romulus soll sechzig Priester aus den angesehensten Männern gewählt haben. Aber erst sein Nachfolger gab — gleichfalls der Sage nach — dem Religionswesen eine feste Gestalt. (**) In großen Gefahren, als bei einigen gallischen Kriegen, wurden Menschen geschlachtet. Nach der Niederlage bei Canna begrub man vier Personen lebendig. Der mildere Gebrauch, alljährlich eine Zahl Menschen- figuren in die Tiber zu werfen, floß wohl ursprünglich aus derselben Quelle.

2. Bd. 2 - S. 291

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
291 Schöne Künste und Wissenschaften. Allmälig versuchten die Römer ihr eigenes Künstlcrtakent. Aber niemals durften sie ihre Werke neben die griechischen stellen Auch wurden griechische Künstler zu allen bedeutenden Arbeiten gebraucht. Nur in der Baukunst mögen die Römer den selbstständigen Ruhm der Größe und Festigkeit ansprechen. Die Schönheit mußten sie auch hier von den Griechen lernen. Schon die Könige hatten in Rom die erstauuenswürdigeu Kloaken, dann das Kapitolinm und den Circus marimus erbaut. Nach einem langen Stillstände (denn die Wiedererbauung der Stadt nach dem gallischen Brande geschah flüchtig und schlecht) wurde die Herrscherin der Welt durch eine Menge von Prachtgebäuden geziert. Es stiegen stolze Tempel, Basiliken, Porticus, Bäder, Triumphbogen, Thea- ter und Amphitheater, selbst reiche Privatgebäude empor, alle prangend mit geraubten und gekauften Kunstschäzcn, überherrlich, aber beladen mit der geplünderten Völker Fluch. Doch schufen die Römer auch gemeinnüzige und wahrhaft große Werke. Ihre Was- serleitungen, ihre Heerstraßen, Brücken rc. verdienen die Bewunderung aller Zeiten. Kein Volk hat in solchen Sachen das römische erreicht. §. 6. Gymnastik und Musik. Von der Liebe der Griechen zur Gymnastik zeuget, was wir oben von den öffentlichen Spielen und Gymnasien sagten. Die mei- sten Uebungen derselben bezogen sich jedoch auf die Palästrik, welche nicht wohl eine schöne Kunst genannt werden kann. Der Orchestik aber (gleichfalls ein Tbcit der Gymnastik) kommt diese Benennung zu, weil Schönheit das Grundgesez des Tanzes ist. Der Gebrauch beim Gottesdienste (heilige Tanze kommen fast allent- halben vor), mehr noch die Anwendung aus's Theater, wo man auch die Mimik damit verband, hoben die Orchestik. Insbesondere gewann sie bei den Römern, welche die mimischen und panto- mimischen Spiele leidenschaftlich liebten, und zur höchsten Voll- kommenheit brachten (*). Auch die Palästrik wurde von ihnen ge- schäzt. Doch beschränkten die Bürger sich auf Privat-Uebungcn, und später besuchten sie die griechischen Spiele. Der Gymnastik wurde die Musik entgegengcsezt, aber man nahm dieses Wort in gar verschiedenem und oft sehr ausgedehntem Sinne. (*) D. h. indem sie die gedungenen öffentlichen Tänzer durch reiche Be- lohnung ermunterten. Ater an den Bürgern selbst wurde das Tanzen für eine schändliche Ausschweifung gehalten: wie aus dein Eifer erhellt, wo- mit Cicero den Murena gegen die Beschuldigung des Tanzens verlheidigt. pro Muren. G. 19

3. Besonderer Theil - S. 643

1856 - Eßlingen : Weychardt
643 Das Kaiserthum China. Kultur. Verfassung. Verwaltung. gen den Verkehr mit fremden Völkern einen ganz eigenthümlichen Charakter aufgedrückt. Auch in der neuesten Zeit sind die aufs Sorgfältigste bewach- ten Land- und Seegrenzen nur an wenigen Punkten den fremden Völkern geöffnet, und die Chinesen treten nur sehr behutsam mit letzteren in Ver- kehr. Daher und wegen des auf alles Fremde mit Verachtung herabsehen- den Nationaldünkels ist eine Umbildung und Fortbildung jdes Volkes durch den fremden Völkerverkehr nicht wohl möglich. Derselbe kann am ehesten, aber auch am sichersten und erfolgreichsten durch die allmählige Ausbreitung des Evangeliums geschehen. 3. Verfassung und Verwaltung. Unbeschränkte Erb Monarchie. Keine absolute Willkührherrschast. Dasselbe Herkommen, welches die Ge- den Grenzen des Nömerreichs. Noch jetzt ziehen Handelskarawanen nach Tübet, Ost- turkestan, in die Dsungarei, Mongolei u. nach Hinterindien. Der Karawanenhandel mit Rußland, im Werth von über 14 Mill. fl., ist auf Maimatschin u. Zuruchutai beschränkt. — 3. Der Seehandel hat sich seit dem Frieden von Nan-king 1842 un- gemein gesteigert. Die den seefahrenden Nationen gegen mäßige Zölle geöffneten Hafenstädte sind: Macao, Kanton, Amoy, Futscheu-fu, Ning-po u. Schang-hai. Die Insel Hongkong vor der Mündnng des Si-kiang u. die Insel Tschu-san im Golf v. Tsche-kiang sind im Besitze der Briten. Briten, Nordamerikaner, Portugiesen, Spanier, Holländer, auch Oesterreicher, Preußen, Hamburger und Dänen befrachten Schiffe für China. Chinesische Schiffer besuchen hauptsächl. Korea, Japan, Hinterindien, den asiat. Archipelagus u. Nenholland, in deren Gewässern sie den Trepang fischen u. eßbare Vogel- nester zu gewinnen suchen. In neuerer Zeit segelt der Chinese auch durchs große Weltmeer u. zwar hauptsächlich nach Californien. Handelsflotte: 8,000 Schiffe sdschonkeni von 616,000 Tonnen Last sä 2,000 Pfdz. — 4. Ausfuhrartikel. Thee 90 Mill. Pfd. 40mill.psd. nach England, 20 Mill. nach Nordamerika, 8 Mill. nach Rußlands; Seide u. Seidenstoffe; Nanking; Reis; Cassia; Rhabarber; Moschus; Ginsengwurzel; Ingwer; Zucker; Elfenbein; Kunstwerke in Elfenbein; Perlmutter; Schildplatt; lackirte Waaren; Tufcbe; Porzellan. Werth der Ausfuhr: 465 Mill. fl. — 5. Einfuhrartikel. Reis; Sago; Baumwolle; baumwollenes Garn; Tuch; wollene Waaren; Glas n. Spiegel; Gold- u. Silberdraht; Gewürze; verschiedene Metalle; Perlen; Pelzwerk; Thierhänte; Baumwollensammt; Plüsch; Schwarzwäldcrnhren; Harmouika's, Spieldosen u. Metallarbeiten ans Rußland. Werth der Einfuhr: 266 Mill. fl. Schändlicher Schleichhandel der Engländer mit dem streng verbotenen u. so verderblichen Opium; jährlich über 35,000 Kisten im Werth von 50 Mill. fl. Opium wird von den Chinesen mit Silber bezahlt; sonst herrscht der Tausch- handel vor. Geistige Kultur. — 1. Da die gelehrten Studien den persönlichen Adel verleihen, so wie Ansehen und Bedeutung verschaffen, so drängen sich viele Chinesen zu denselben, obgleich die chinesische Wissenschaft mit den Schwierigkeiten zwiefacher Schriftsprachen, der alt cb inesi; chen sder Schrift- u. Gelehrtensprachej, u. der n eu- ch ine fischen fder Geschäfts- n. Umgangs- oder Mandarinensprachej zu kämpfen hat, deren Erlernung lange u. angestrengte Uebung erfordert. Strenge u. öftere Staats- prüfungen. Der Gclehrtenstand u. die Lehrer sind sehr geachtet. Der Chinese geht den übrigen Asiaten in den Wissenschaften vor; nur der Japaner kommt ibm darin gleich; mit dem Europäer kann er sich nicht messen. Doch steht der Chinese im All- gemeinen auf keiner böbern wissenschaftlichen Stufe, als vor 2000 Jahren. — 2. Ueberall befinden sich Schulen. Volks-, Kreis- u. Go u ver»eincnts schulen. Pädagogisches Jnititnl zur Bildung der Lehrer. Astronomisches Institut, das mathematische Wissenschaften lehrt u. auch den Kalender abfaßt sdas Jahr be- ginnt im Februar mit dem Nenmondep Kaiser!. Akademie; das Ziel des Ehr- geizes aller Gelehrten. Die 3 letzter« Institute sind in Peking. Allgemeine Kenntniß des Lesens. Im öffentlichen Unterricht wird vorzüglich die Erklärung der verschiede- nen Bedeutungen der Grundwörter, so wie das genaue u schöne Nachmalen der 80.000 . Schriftzeichen, außerdem Moral, Gesetzeskunde, Landesgeschichte u. Höflichkeitssormen gegen Götter n. Menschen betrieben. — 3- Wissenschaften Arzneiknude; Redekunst; chlneftzche Geschichte u. Gesetze; Sitteulehre; Staalskunft; Rechenkunst; Geometrie; 41'

4. Besonderer Theil - S. 705

1856 - Eßlingen : Weychardt
Das Generalgouvernement von niederländisch Indien. 705 tz. 192. Das Generalgouvernement von niederländisch Indien. 1. Allgemeines. - 1. Größe: 28,900 Qm. — 2. Einwohner: 16 Mill. Papuas. Haraforas. Malayen. Chinesische u. arabische Handelsleute. Lipplappen. Negersklaven. Ueber 100,000 Niederländer u. a. Euro- päer. — 3. Religion. 3u der Bevölkerung bekennt sich zum Islam. Brahmais- mus. Buddhaismus. Christenthum. Viele protestantische Missionare. — 4, Kultur. Sehr ergiebiger Land- ». Pl antagenbau. Viehzucht. Seiden-, Bienen- u. Cochenillezucht jährlich 60,000 Pfd. auf Java). Wichtige Jagd. Umfangreiche Fischerei. Bedeutender Bergbau. Mancherlei Gewerbe. Lebhafter See Handel. *) — 5. Verfassung u. Verwaltung. Despotisch regiertes u. habsüchtig ausgebeutetes Kolonial land des Königreiches der Niederlande unter einem Generalgouverneur.') ohne sie vernichten zu können. — 2. Portugiesen. Besetzung der Molukken 1529. Die Portugiesen waren die Herren im Archipel während des 16. Jahrh. svgl. p. 676). Furchtbare Mißhandlung der Völker. Blutige Kriege, die daraus entstanden, führten die Verwüstung der blühendsten Inseln herbei. Vertreibung der Portugiesen durch die Niederländer seit 1605. Unbedeutende Macht der Portugiesen im indischen Archipel. — 3. Spanier. Entdeckung der Philippinen, Marianen ». Molukken durch Magelhacus 1521. Letztere an die Portugiesen überlassen, erstere seit 1566 besetzt. — 4. Nieder- länder. Anlegung von Kolonien auf Java 1593. Erbauung von Batavia 1611. Besetzung von Timor 1613. Besetzung der Molukken 1621. Zunehmende Macht der Niederländer, so daß sie jetzt den größten Theil des Archipels, theils als unmittelbares, theils als mittelbares Gebiet besitzen. Sie sind bisher mit noch habsüchtigerer Kans- mannspvlitik, als die Portugiesen, verfahren. — 5. Briten. Niederlassungen aus Sumatra seit 1600; au die Niederländer 1824 abgetreten. Niederlassungen auf Java 1702; von den Niederländern verdrängt 1610. Niederlassungen ans den Molukken; von den Niederländern verdrängt 1623. In neuester Zeit haben die Briten wieder einige Punkte besetzt. ') Der Handel, besonders der von Java, ist von sehr großem Umfange n. in stetem Wachsen begriffen. Er ist hauptsächlich in den Händen der niederländischen Regierung oder der Handelsmaatsschappy, der Briten, der Chinesen u. der Nordamcri- kaner. Die Malayen treiben hauptsächlich Küstenhandel. — 1. Werth der Aus- fuhr aus Java nebst Madura 1853: 59 Millionen niederländische Gulden. Da- von erhielten die Niederlande für 38,800,000 nieder!, fl. Werth der Einfuhr:' 22,600,000 nieder!, fl. Von der Einfuhr kamen 7 Mill. niederl. fl. aus die Nieder- lande, worunter 3 '/2 Mill. fl. an niederl. Leinwand, 3,600,000 fl. an fremder Lein- wand. — 2. Ausfuhr ans Jriva 1844: 1,239,925 Pikul [ä 125 Pfd.) Kaffee. 1,008,652 Pikul Zucker. 785,276 Pikul Reis. 1,648,520 Pfd. Indigo. 68,720 Piknl Zinn. 8,131 Pikul Muskatnüsse. 2,300 Pikul Macis. 2,800 Piknl Gewürznelke». 75,600 Pikul Stuhlrohr. 156,220 Stück Häute. 11,484 Pikul Pfeffer. 6,258 Leq- ger [a 605,t Liter) Arak. 2) Verfassung u. Verwaltung. — 1. Das Generalgouvernement von nieder- ländisch Indien besteht ans unmittelbaren u. mittelbaren Besitzungen, die in Gouvernements n. Re si deut sch asten eingetheilt sind. An ihrer Spitze siebt der Generalgonverneur zu Batavia, der unmittelbar vom König ernannt wird. Er führt den Vorsitz im Rathe von Indien, der obersten Verwaltungs- u. Gerichts- behörde. Ihm sind der gleichfalls vom Könige ernannte Generalhandelsdirektor, jo wie die Gouverneure u. Residenten untergeordnet. Die Vasallenfürsten der mittelbaren Besitzungen beaufsichtigt er auf's genaueste durch seine niederländischen Residenten, so daß jene eigentlich nur noch Titularfürsten sind. — 2, Die Besitzungen Ijaten wegen des beträchtlichen Ueberschusses, den ihre Einnahmen liefern, u. wegen des großen Vortheils, den sie dem niederländischen Handel verschaffen, den größten Werth lür's Mutterland. Einnahmen 1852: 69,942,791 Mill. holländische fl. Vermuth- licher Ertrag: 35,192,122 fl. Schätzung des Erlöses aus Kolonialwaaren: 34,750,669 fl. Voller, Lehrbuch der Geogr. Ii. ' 45

5. Besonderer Theil - S. 664

1856 - Eßlingen : Weychardt
664 Zweite Abtheilung. Asien. nachahmlicher Schönheit und Güte.5) — 3. Sehr bedeutender innerer, sehr be- schränkter auswärtiger Handel. *) — 4. Sorgfältig gepflegte und hochgeschätzte geistige Bildung.7) 3. Verfassung u. Verwaltung. Despotische, feudale Erbmonarchie. Der Kaiser führt nur das geistliche Regiment. Die weltliche Gewalt ruht in den Hän- den des Sio-gun s— Oberfeldherrj. 8) *) Technische Kultur. Baumwollenwaaren. Seidenzenge, welche so fein sind, daß reiche Frauen an 20 seidene Röcke über einander anziehen können, ohne sich zu verunstalten. Lakirte Stahl- n. Metallwaarcn. Tischler-, Porzellan - u. Glaswaaren. Vortreffliches Paflier; Buchdruckerkunst seit 1206. Viele Brennereien, Brauereien n. Töpfereien. Hüte u. Matten. Uhren. Schiffsbau. Kanonengießereien u. Gewehr- fabriken. Gerbereien. Tabacksspinnereien re. °) Handel. — 1. Beförderungsmittel des lebhaften Binnenhandels. Leb- hafte Küstenschiffahrt. Vortreffliche u. zahlreiche Landstraßen. Prächtige Brücken. Aus- gezeichnete Brief- u. Pserdeposten. Die Entfernungen auf den Straßen sind nach ja- panischen Meilen fl japanische Meile etwas über '/2 d. Mz bestimmt, u. werden v. der Brücke in Jeddo an berechnet. — 2. Beschränkter auswärtiger Handel. Vor 1616 gingen japanische Kauffahrteischiffer in die umliegenden Länder, sogar bis in den Meerbusen von Bengalen. Seit dieser Zeit aber ist Japan ein streng ab- geschlossener Inselstaat u. die Japaner dürfen nur in die Häfen des Reichs, so wie nach Jeso, Tarakai u. Korea segeln. Von fremden Völkern dürfen nur die Chi- nesen u. Koreaner in dem Hafen Nangasaki Handel treiben. Seit 1616 war auch den Holländern der Handel auf der Insel Desima bei Rangasaki gestattet, weil sie aus Handelsneid bei der Vertreibung der Portugiesen u. bei der Vernichtung des Christenthums behülflich waren. Die jährliche Expedition der Holländer bestand früher aus 6 Schiffen; jetzt besteht sie nur noch aus 1 Schiff von 1,000 Tonnen. Im Frühjahr 1853 sind auf friedlichen! Wege durch den Vertrag zu Uraga zwischen dem Chef der amerikanisch - japanischen Expedition Kommodore Perry und den Gesandten des Kaisers von Japan 2 japanische Häfen dem Handelsverkehr der nordamerikanischen Union geöffnet worden, nämlich Siinvda in der Bucht von Jeddo auf Niphon u. Hokotade an der Sangar Straße im O. von Matsmai ans Jeso. Auch den Briten u. Russen sollen einige Häfen geöffnet sein. — 3. Ausfuhrartikel. Kampher. Kupfer. Porzellan. Reis. Thran. Lakirte Waaren. Papier. Fächer. Seide. Irdene Geschirre. Regenschirme. Getrocknete Muscheln re. — 4. Einfuhr- artikel. Tuch. Kattun. Zucker. Elfenbein. Farbeholz. Quecksilber. Blei. Stangen- eisen. Zinn. Schildplatt. Kaffee. Spiegel. Feilen. Glas. Uhren. Safran. China- Wurzel. Bisam. M Geistige Kultur. Allgemein verbreiteter Volksunterricht. Sorgfältige Erziehung u. Unterweisung der Knaben u. Mädchen. Jedermann kann lesen u. schrei- den u. ist mit der Religion u. den Gesetzen des Vaterlands bekannt. Viele höhere Schulen u. mehrere Universitäten, zu Jeddo, Mijako rc. Knaben höherer Stände bekommen auch Anweisung in dem „Harikari" s— Selbstmord durch Auf- schlitzen des Unterleibs), wozu ein Mann von Stande, ein Staatsbeamter rc., oft ge- zwungen ist, um einen ihm widerfahrenen Schimpf zu rächen oder einer entehrenden Leibes- oder Lebensstrafe zu entgehen. Das Studium der Sprache, Geschichte, Geo- graphie, Astronomie, Medicin u. Philosophie wird am eifrigsten betrieben. Die Ver- messungskarten der Japaner von ihrem Lande stehen den europäischen wenig nach. Die Ja- paner sind sehr lernbegierig u. voll Eifer, sich in den Wissenschaften, nach An- leitung der Europäer, besonders der Holländer, zu vervollkommnen. Mehrere gelehrte Werke von Europäern sind in's Japanische übersetzt. 8j Verfassung u. Verwaltung. — 1. Das göttlich verehrte Staatsoberhaupt führt den Titel Mikado s— Kaisers, Darai-Sama f— Herr des inneren Pala- stes^ oder Ten-si s— Sohn des Himmels). Der Kaiser hat nur noch die Ehre u. den Titel als Kaiser u. das geistliche Regiment, übt aber dennoch mit diesem einen großen Ein- fluß über die Gemüther aus. Zn seinen Gerechtsamen gehört, große u. verdiente Män- ner in die Klasse der Götter zu setzen, die eifrig angestrebten Stellen u. Würden an seinem Hofe, der eine "geistliche Hierarchie bildet, zu besetzen, die Tage zu bestimmen, an denen gewisse religiöse Feierlichkeiten stattsinden sollen u. dgl. Er residirt zu Mijako in einem prächtigen Palast, den er nur verläßt, um einige Haupttempel des Reiches zu besuchen. — 2. Seit 1141 hat der in Jeddo residirende Sio-gun oder

6. Besonderer Theil - S. 784

1856 - Eßlingen : Weychardt
784 Zweite Abtheilung. Asten. Wasserleitung. Seit 1600 sank die Stadt, die zuletzt nur noch 1,000 Einwohner hatte, in Trümmer und der vortreffliche Hafen war verödet. Jetzt ist sie eine rasch aufblühende und gesunde Gouvernementsstadt der Briten. 30,000 E. Wichtige Militar- und Marinestation für die zwischen Indien und Aegypten fahrenden Dampf- boote. Guter und befestigter Hafen. Lebhafter Handel. — 2. Sultanat Adèn. Von dem Stamme der Abd-Ali bewohnt. Lahadsch. 7 Stunden von Aden. Residenz- stadt des Sultans im Wady Meidan. Von Dattelgärten umgeben. 5,000 E. Seiden- weberei. Lebhafter Handel. — 3. Gebiet der Urladschi-Stämme. Makatein. Residenzstadt des Scheikhs. 5,000 E. Hafen. — 4. Landschaft der Wahidi. Einzelne Stämme unter Sultanen. Das 500' h. Kalksteinkap Hisn Ghorlb [— Nabenschloß] und der gutgeschützte Hasen Hisn Ghorlh. Hier liegen die Ruinen der großen himjaritischen Handelsstadt Cane, welche den Seehandel zwischen Indien und Aegypten vermittelte. Das treffliche und stark bevölkerte Kulturthal des Wady Mei sah [Prion?] zwischen 5,000' bis 6,000' h. Bergen. In demselben liegen die Ruinen der himjaritischen Handelsstädte Maephat [j. Nakab el Hadschar] und 8abblltba beim Dorfe Esan, über welche einst die Karavanenzüge von Cane aus ins Innere gingen. Die mit vielem Vogeldünger bedeckte Insel Sikkah [Orneon Insula = Vogelinsel]. — 5. Sultanat Makalla. Makalla [Maccäla]. Feste Haupt- und Residenzstadt auf einer engen Fclsenspitze, wo sogar jedes Haus eine kleine Festung ist. 7,000 E. Großes Völkergemisch. Wichtigster Stapelplatz zwischen In- dien und der afrikanischen Berbera - Küste an der ganzen Südküste Arabiens. Großer Sklavenmarkt. Bedeutende Ausfuhr von Kaffee, Gummi, Sennesblättern, Fellen u. dgl. Große Einfuhr von indischen Waaren und afrikanischen Sklaven. — 6. Land der Hamnn. Unter verschiedenen Sultanen. Schehr. Feste Residenzstadt eines Sul- tans. 6,000 E. Kastell. Rhede. Gewerbe. Bedeutender Handel. Ruinen der alten St. Misenat. — 7. Landschaft Hadhramaut [Had har el ma ut —Woh- nung des Todes. Im A. T.: Uararinavetd. Cbatramotttes. Ursitz der Aditen]. Im weitern Sinne bezeichnet Hadhramaut fast den ganzen Südrand, im engern Sinne eine Binnenlandschaft, die 4 Tagreisen landeinwärts liegt und ein weites, fruchtbares, 15 M. l. Thal [Wady er Ra chi eh] enthält, das fast parallel mit der Küste läuft. Die Gebirge sind reich an Kaffee-, Drachenblut-, Aloe-, Myrrhen-, Gummi- und Weihrauchbäumen; die Thäler sind gut bewässert u. dicht besetzt mit festen und volkreichen Städten und Dörfern, deren Bewohner trefflichen Landbau und mancherlei Industrie treiben. Von jeher- wandern viele Hadhramauter aus, um in andern Städten als Handelsleute, Bediente, Lastträger und Taglöhner ihr Brod zu verdienen oder gehen als Söldner in die Dienste arabischer und indischer Fürsten. Das Land steht unter einem Fürsten. Sejun [Sihun]. Feste Hauptstadt. Ueber 10,000 E. Schibam und Terim, Städte mit 10,000 E. — 8. Land der Mahrah. Mehrere Stämme unter verschiedenen Sultanen. Der große und gut angebaute Wady Mesileh [Prion?] mit vielen Dörfern zwischen Palmenhainen. Sihut. Hafenstadt. 2,000 E. Haisischfaug. Getreidehandel. Keschin [Gheschen]. Elende Residenz des Haupt- sultans. 400 E. Hafen, Fischerei. Etwas Handel. Die afrikanische Insel So- kotra ist seit uralten Zeiten vom Sultan in Keschin abhängig gewesen. — 9. Land der Gharrah. Mehrere Stämme unter verschiedenen Stammfürsten. Merbat. Dorf im Distrikt Dhafar. 200 E. Hafen, wo sehr viele Datteln eingeführt werden. Die Bai Ehurian-Murian [Haschisch Bai], in welche der starke Regenstrom Rekot mündet und in der die kleine Inselgruppe Ehurian-Murian [Zenobri Insulae] liegt. Im östlichen Theil des Landes wohnt der armselige Fischerstamm der Dsch e no bi. Sie sind, wie die hier wohnenden Ascitae des Alterthums, Schlauch- schiffer, indem sie auf einem Brette, das von 2 aufgeblasenen Schläuchen, quer über- gelegt, getragen wird, sitzen und von da aus nach Fischen angeln; ein am Brelre hän- gender Stein bildet den Anker. 3. Das Jmamat von Maskat. — 1. Bestandtheile, a. Lan dschaft Oman, b. Die Inseln im Persergolf. c. Südküfte der persischen Provinzen Laristan und Kerman. d. Westliche Hälfte der Südküste von Mekran. e. Ostküste von Südafrika zwischen dem Ras el-Ebail unter 8° N. Br. und dem Kap Delgado in 10° S. Br. — 2. Größe. 8,000 Qm. — 3. Einwohner. 1 Mill. Davon kommen auf Oman V, Mill. E- — 4. Verfassung. Feudalmonarchie unter einem Imam, der zugleich der erste Kaufmann seines Reiches ist. ') Einkünfte: 14 Mill. st. ') Den Grund zur gegenwärtigen Größe des Jmamats legte der Imam Seif.

7. Besonderer Theil - S. 851

1856 - Eßlingen : Weychardt
Das Sultanat Marocco. 851 exportplatz Asaffi oder Safsia ihren Namen. Prachtvoll gegerbte Löwen- und Panther- häute. Fabrikate ans Ziegenhaar. Schöne Teppiche. Kupfer- n. Eisenwaaren. Juwe- lierarbeiten. c. Handel, aa. Der Sud an han del wird mit Karawanen von 16,000 bis 20,000 Kamcelen, hauptsächlich von Fas ans nach Timbuktn, Dschinie und nach a. O. des Sudan betrieben, um Gold, Elfenbein, Sklaven, Straußfedern rc. zu holen und maroccanische Manufakturen dorthin zu bringen. lld. Den See Handel treiben Hauptsächlich Europäer und Nordamerikaner von den Häfen Tandscher, Salo, Nabbat und Mogador ans. Sie holen maroccanische Waaren und führen dagegen Kolonialwaaren, Spezereien und verschiedene Fabrikate ein. co. Den Handel mit der Levante vermitteln die Mekkapilger theils zur See, theils vermittelst der großen Pilgerkarawane, die von Fas ans durch Algier, Tunis, Tripolis und über Alexandrien zieht. Die Pilger führen nach dem Orient Straußfedern, Cochenille und Indigo und bringen arabische, persische und indische Waaren und Stoffe, d. Sehr geringe geistige Bildung. Von der berühmten Heilkunde der Marvccauer, so wie von ihren berühm- ten Schulen und Bibliotheken im Mittelalter ist keine Spur mehr vorhanden. Roh- heit, Unwissenheit, großer Christenhaß und tiefe Verachtung aller andern Nationen sind allgemein unter dem Volk. — 9. Verfassung und Verwaltung. Unumschränkt despotische Erb monarchie im Mannsstamme, aber ohne Erstgebnrtsrecht, so daß bei jedem Regierungswechsel Brüderkriege das Land verwüsten. Das Staatsoberhaupt führt die Titel Sultan, Emir-nl-Mnmenin [— unumschränkter Beherrscher der Rechtglänbigeus, Khalif-Allah-si-halkihi sstatthaster Gottes aus Erdens, Siduà - na-Mulanà [unser Herr und Gebieters. Der Sultan ist Herr über Leben und Eigenthum seiner Unterihanen und Imam oder Oberhaupt der Kirche. Die Verwaltung ist sehr ungeordnet, willkürlich und drückend. Die Provin- zen des Reichs werden von Gouverneuren regiert, von denen aber die selbstgewählten Ober- häupter der Berberstämme fast ganz unabhängig sind. Einkünfte: c. 10 Milk. fl. Reguläres Heer von 38,000 M., meist aus Negern bestehend. In Kriegszeiten wird von den Gouverneuren eine Miliz von 100,000 M., meist Reitern, aufgeboten. 24 mit regelmäßigen Garnisonen versehene, aber verfallene Festungen. Seitdem der Secraub aufhören mußte, besteht die Flotte nur aus 3 Briggs und 13 Kanonen- booten. — 10. Orte. a. Am Mittelmeer und an der Straße von Gibral- tar. Tetllan. Große, schöne und feste Handelsstadt, 2 Meilen vom Meere, in wohl- angebauter Gegend. 16,000 E. Kastell. Ausgezeichnete Apfelsinen. Pulver-, Ge- wehr-, Töpfer- und Tabaksfabriken. Besuchter Hafen. Starker Handel. Tanger [Tandscha. Tingiss. 3 M. im O. vom Kap Spartel. Feste und wichtigste See- handelsstadt und daher Sitz europäischer Gcneralconsnln. 10,000 E. Kastell. Leb- hafter Seehandel, besonders mit Gibraltar, das von hier ans die meisten Lebensmittel bezieht. Reizende Gärten. Portugiesisch 1471 bis 1662. Britisch 1662 bis 1684. Bombardement von der französischen Flotte unter dem Prinzen Joinville 6. August 1844. — d. Am atlantischen Ocean. El Araisch slarasch. Lixtis], Feste Stadt an der Mündung des Lnkkos. 4,000 E. Hafen. Verbrennung der kaiserlichen Raubflotte durch ein österreichisches Geschwader 1829. Salo [Slaa. Sala Burg ha' das. Gut befestigte Haudelsstadt an der weiten Mündung des Buregreb. 25,000 E. Schön gefärbte Teppiche. Hafen. Früher Hanptsitz der maroccanischen Seeräuberei. Hauptstation der kaiserl. Flotte. Marinearsenal. Schiffswerfte.- Rñbbñt [Rbat. Neu-Salös- Stark befestigte Handelsstadt an der Südseite des Buregreb, Salo gegenüber. 28,000 E. [3,000 Indens. Zahlreiche Obstgärten. Hafen. Schiff- bau. Großer Handel mit Fez und mit Europa. Azanmr [ — Olives. Schöne 'Ltadt unweit der Mündung des Um-er-Noia. 3,000 E. Großer Handel mit den Lachsen aus dem Flusse. Sehr fruchtreiche Gegend. Mazaglttl sb r i d s ch as. Stark befestigte Haudelsstadt. Große Ausfuhr von Wolle. Portugiesisch bis 1769. Saffi [A s a sis. Stark befestigte Handelsstadt. 10,000 E. Vortreffliche Rhede. Große Ausfuhr von Laudesprodukten. Mogñdov [Ta^onrt oder <Sueira — Bildsäulcs. Feste Handelsstadt in unfruchtbarer Gegend. 10,000 E. Sehr großer Handel mit beni Innern, mit Europa und mit den nordamerikanischen Freistaaten. Agader sst. Cruzs. Früher große Handelsstadt; jetzt ein erbärmliches Dorf ans einem hohen Berge und an der Mündung des Süs. 100 E. Schöner Hafen. — c. Im Innern. Alcassar [Ksar el-Kebir-^ das große Schloßs. Schöne Stadt. ^000 E. Schlacht der 3 Könige, in der 2 maurische Könige und der portugiesische König Sebastian blieben, 4. August 1578. Teza [Tazas. Sehr schöne Stadt am ?U»sse Taza in fruchtbarer Gegend. 12,000 E. Getreidemarkt für das Binnenland. Handel mit Algerien. Fez [Fass. Vom Fürsten Edris 808 gegründet. 28 M. 54*

8. Bd. 2 - S. 141

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
141 Viertes Kap. Römische Geschichte. legen Willen, zur Schlacht. An den Ufern des A ufi du s (*) bei dem Flecken Canna wurde sie geliefert, die verderblichste für Rom in seiner ganzen Geschichte. An diesem Tage sieten 45,000 Bürger, es fielen 80 Senatoren, viele Consnlaren und Staatsbeamte und die Blüthe der Ritterschaft. Aemilius Paulus nahm einen schönen Tod, Terenti us Varrò die Flucht. Dennoch ging ihm der Senat- um des Volkes Muth zu erhalten — dankend entgegen, dafür, daß er am Heile des Vaterlandes nicht verzweifelt. §. 88. Folgen derselben. Dies war das Zenith von Hannibals Glück und Ruhm. Das erste begann jezt zu sinken, der zweite nie. Zwar werfen ihm Viele vor, daß er nach dem großen Siege nicht schnell, wie Maharbal wollte, das Kapitol gcstürmet: und in der That ist es ein wichtige- res Talent, Siege zu benüzen, als Schlachten zu gewinnen; aber daß der Tag bei Canna ohne entscheidende Folgen blieb, lag wohl in den Umständen und nicht in Hannibal's Schuld. Mit 26,000 Mann war er von den Alpen hinabgestiegen, und hatte seitdem, außer der gallischen Hilfe, keine bedeutende Verstärkung erhalten. Wie konnte er nun, im dritten Feldzuge, nach so vielen Gefechten und vier groß- ßen Schlachten, stark genug seyn, das zwar bluttriefende, aber noch immer an Volk und Waffen reiche Rom anzugreifen; Rom, dessen eigenthümlicher Charakter darin bestand, nach Unfällen am furchtbar- sten zu seyn? Daher, um nicht die Frucht der Siege durch Verwegen- heit zu vertieren, beschloß Hannibal, bevor er das Größte wagte, durch Gewinnung der römischen Bundesgenossen sich zu verstärken, und karthagische Hilfe zu erwarten. Auch fielen jezt die meisten Völker des unteren Italiens ab von dem längst gehaßten Rom. Solches that auch Campanie» mit seiner Hauptstadt Cap na. 2n diesem schönen, von der Natur überreich begabten Lande (**), dessen schwel- gerische Einwohner keine Kunst höher, als jene des Genusses schäz- ten, nahm Hannibal die Winterquartiere. Unmäßigkeit und Wollüste entnervten daselbst seine Krieger: nach geschmecktem Uebersiusse schie- nen Entsagung und Mühseligkeit unerträglich. Aber vergebens begehrte Hannibal Verstärkung von Karthago. Hanno bcharrte bei seiner Anfeindung des barkinischen Hauses, und da dieses auf den Krieg seine Größe baute; so erhob jener sich (*) Gleich nach der trasimenischen Schlacht war Unteritalien derschan- plaz des Krieges geworden. (**) Omnium non modo Italia, scd toto orbe terrarum, pulcherrima Campania« plaga est. Nihil mollius coclo, nihil uberius solo : ideo Liberi Cererisque certame» dicitur. Florus.

9. Deutsche Stammesgeschichte, deutsche Kaisergeschichte - S. 513

1894 - Gera : Hofmann
Iii. Deutsches Leben zur Zeit der fräuk. u. stauf. Kaiser. 3. Ritterburgen. 513 Aber weder die Wirte noch die Gäste waren in ihrem Leben und Treiben allezeit von Vorwurf frei; es gab für sie drei gefährliche Klippen, die drei „Weh'": Weiber, Wein und Würfel, die gar leicht zu Ausschreitungen führten. Das erste Übel ist bereits berührt, das zweite bedarf keines näheren Eingehens, da diese Leidenschaft, ob sie nun in Wein oder Bier sich befriedigte, im deutschen Vaterlande stets eine ebenso unverbesserliche wie verderbliche war. Die Würfel endlich stellten das dar, was man heute „den Spielteufel" nennt; sie waren nicht selten der Ruin ganzer Familien und Geschlechter und daher in anständiger Gesellschaft strengstens verpönt. Diese zog das Bretspiel (das Damespiel) vor; viel feiner aber war das aus Indien stammende Schachspiel (Schachzabel, Zabel = tabula, Brett). Gelehrte und Dichter verknüpften es mit moralischen Betrachtungen. Die Schachbretter waren häufig aus Gold und Silber oder Elfenbein, die Figuren aus Elfenbein oder Ebenholz oder gar aus Edelsteinen, beide nicht selten von solcher Größe, daß sie Gedichten zufolge bei plötzlichem Überfalle während des Spieles als Schilde und Wurfgeschosse dienen konnten. Mehr zur körperlichen Bewegung dienten die Kugel- und Ballspiele und die noch weit beliebteren Tänze, die aber bei den höheren Ständen nur in einer Art gemessenen Einherwallens mit langsam schleifenden Schritten unter Gesangbegleitung bestanden. Die Kinder pflegten im ganzen dieselben Spiele wie heute; den Puppen der Mädchen traten jedoch auch solche der Knaben zur Seite, die sich, als Ritter gekleidet, an Schnüren zum Kampfe bewegen ließen. Höhere geistige Genüsse boten die Dichterwerke der Zeit, denen wir noch besondere Aufmerksamkeit zu schenken haben. Fahrende Sänger waren daher auf den Burgen ebenso gern gesehen wie irrende Ritter, oder oft noch lieber, und bei den Festen war den Spielleuten, wie auch den Gauklern, Taschenspielern und Kunstreitern eine große Rolle vorbehalten, in welcher sich ihnen freilich auch ganz gemeine Possenreißer zugesellten, welche im Essen und Trinken ebenso Erstaunliches leisteten wie an Frechheit und Zudringlichkeit. Ein großes Vergnügen für die Ritterschaft war die Jagd. Sie hatte zugleich den praktischen Zweck, die damals in Deutschland noch grimmig hausenden wilden Tiere, Auerochsen, Elentiere, Wisente, Eber, Bären, Wölfe und Luchse auszurotten und die von ihnen unsicher gemachten Wälder und Sümpfe der Kultur zu gewinnen. Auch lieferte die Jagd den ritterlichen Familien den hauptsächlichsten Teil ihrer Fleischnahrung. Die Jagdleidenschaft brachte es ferner mit sich, daß es ein beliebter Gebrauch wurde, seltene Tiere einzufangen, zu halten und womöglich zu zähmen. Fürsten und andere Herren hielten oft Tiergärten, ja ganze Menagerieen. Kaiser Friedrich Ii. trug durch seine Verbindungen mit dem Orient besonders viel zur Verbreitung dieser Liebhaberei bei; er verschenkte Löwen und Leoparden und führte auf seinen Reisen Kamele mit sich. Zur Jagd auf laufendes Wild wurden Hunde, zur Federwildjagd bis zur Einführung der Feuerwaffen Falken verwendet. Beide Tiere waren daher sehr beliebt; keiner Dame fehlte ihr Schoßhund oder ihr Falke (man denke an Kriemhild). Der Jägermeister war eine wichtige Person im Dienste hoher Herren. Auch Damen nahmen am Weidwerke teil, wie die Herren in grüner Tracht, zu Pferde, mit Sporen an den Füßen, einem Rufhorn aus Bilder a. d. Gesch. d. deutschen Volkes. I. 33

10. Deutsche Stammesgeschichte, deutsche Kaisergeschichte - S. 554

1894 - Gera : Hofmann
554 Zweites Buch. Ii. Abschnitt: Bilder aus der Zeit der frans. u. [tauf. Kaiser. hölzernes Haus schmucker und zierlicher herzustellen. Gewerbthätige Städte erhielten dadurch ein freundlicheres Aussehen. So wird von Frankenberg in Hessen schon am Ende des 13. Jahrhunderts berichtet: „Die Häuser waren von geschnittenem Holze gemacht, vorn mit schönen Borgesperren, köstlich durchschnitten und mit Spangen beschlagen. Die Stuben lagen hinten» hinaus; vorn war ein weiter Raum mit viereckigen Steinen gepflastert. Viele Häuser hatten zwei Keller, mit gehauenen Steinen gepflastert und in der Mitte einen tiefen steinernen Sarg, welcher ein Fuder Wein faßte, damit, wenn einem Fasse der Boden ausfiel, der Wein behalten würde." Die Häuser waren übersetzt, inwendig mit hübschen Kammern und Lauben durchbaut, mit schöner Malerei und mit Bildwerk geziert. Das Innere dieser bürgerlichen Wohnungen dürfen wir uns, auch wenn wir an die bessern denken, nur in der höchsten Beschränktheit und Einfachheit vorstellen. Die Ernährungsweise im Mittelalter ist von der nnsrigen nicht allzusehr verschieden. Brot und Fleisch bildeten die Hauptnahrung, als Zukost zum Brote gebrauchte man wie heute Butter und Käse, daneben war Schmalz, das man zum Zurichten der Speisen nur ungern entbehrte, ein Hauptstück in jeder Vorratskammer und ein wichtiger Handelsartikel. Käse war auch als Gericht an sich gebräuchlich und galt als solches für eine Ehrengabe bei festlichen Gelegenheiten. Neben dem Brote hatte man Semmeln aus feinem Weizenmehl, Kuchen, besonbers „Flaben", gaben schon bamals den Festtagen einen besonderen Reiz. Der Luxus unserer Konbitoreiwaren war dem Mittelalter noch unbekannt, aber die Süßbäcker sorgten auch schon durch Lustbrote, Brezeln, und welsche Backen für das Ergötzen des Gaumens, und die Apotheker verkauften Zuckerbüten mit Ingwer, gebackenem Anis und gebackenem Corianber. Wilb war seit alters sehr beliebt, Hasen und kleine Vögel, barunter auch Lerchen, würden auf dem Markte feilgeboten. Fische gaben selbst die kleineren Flüsse, deren viele früher zuverlässig bedeutend wasserreicher gewesen sind als jetzt, in Menge. Lachse, Karpfen, Hechte wurden als Geschenke gern verwendet. Störe kamen im Handel häufig vor. In unermeßlicher Menge wurde der Hering verzehrt. Er war in noch ganz anderem Sinne als jetzt einer der wichtigsten Handelsartikel, und die geringer, die den Fisch im einzelnen vertrieben, bildeten eine angesehene Zunft. Fleisch, nicht künstlich zubereitet, aber stark gewürzt, bildete den Mittelpunkt der Mahlzeiten. Auf den Tafeln der ritterlichen Geschlechter prangte noch lange der riesige Braten, der, am Bratspieß bei hellem Feuer geröstet, seit den frühesten Zeiten als echt ritterliches Labsal gegolten hatte; in bescheidenen bürgerlichen Haushaltungen zog er sich etwas in die Enge; Hühnersuppen, Eierspeisen, gebratene Gänse machten ihm hier vielfach den Ehrenplatz streitig. Des Zugemüses wird in der Regel nur im ganzen und großen und in Zeiten der Not gedacht. Erbsen, Linsen, Hirse, auch Kraut, Kohl und Rüben gehörten zwar zu den notwendigsten Erfordernissen einer bürgerlichen Haushaltung, aber man vermißte die heutige Mannigfaltigkeit der Beigerichte. Manches, was uns heute ganz unentbehrlich geworden ist, war selten oder gar nicht vorhanden, so Reis und Kartoffeln. Letzterer Stelle scheint in den Hütten der Armen das Hafermus vertreten zu haben. Daß das Frühmahl, wie heute noch sehr häufig, früher in der Regel aus Suppe be-
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