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1. Bd. 2 - S. 277

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
277 Zweites Kap. Religion. selbe war — so wie Numa sie einführte (*) — hetrurischen Ur- sprungs, aber gleichwohl in den meisten Stücken der griechischen ähnlich. Auch mochte schon in den frühesten Zeiten auf mancherlei Wegen die griechische Mythologie nach Italien gelangt seyn, und der nachmalige nähere Verkehr der Römer mit den Griechen veran- laßte noch eine genauere Gleichförmigkeit. Wir treffen in Rom die- selben Gottheiten, wie in Hellas, nur mit verändertem Namen, die- selben Göttergeschichten, nur minder poetisch, und sehr ähnliche Ge- bräuche an, nur etwas modifiât nach den übrigen Begriffen und Verhältnissen der Römer und vermehrt durch einige Nationalgötter (wie Aeneas, Quirinus re.) und andere, welche eigens die Klngs heit der Gesezgeber zu moralischen oder politischen Zwecken geschaffen, als Fides, Terminus n. s. w. So finden wir auch eine ganz ähnliche Gottesverehrung durch Gebete, Opfer (leider auch Men- schenopfer! * **), vielerlei Feste, Spiele und Mysterien. Von den hei- ligen Spielen (den circensischen, amphitheatralischen und scenischen) wird an einem anderen Orte die Rede seyn. Die My- sterien waren der Ceres, Proserpina, Bona Dca und dem Bacchus geweiht, aber minder wichtig, als die griechischen. Der Tempel waren viele, die meisten prächtig; airch wurde in Hainen, Höhlen rc. die Gottheit verehrt. Das Detail der römischen Mythologie kann ich wohl bei meinen Lesern voraussezen. Doch ist nicht dieses oder das blose Gerüste, das Materielle der römischen Religion, was den Welthistoriker in- tereffirt, sondern der innere Charakter derselben und ihr Verhält- niß zum Staate und zur allgemeinen Kultur. Die Römer waren sehr religiös. Kein öffentliches, kein wichti- geres Privatgeschäft wurde ohne Anrufung der Götter und ohne reli- giöse Gebräuche begangen. Sie glaubten sich ringsum von Göttern umgeben, den Zeugen ihrer geheimsten Handlungen, den Rächern des Lasters, den Leitern und selbst Verkündern des Schicksals. Rom war schon Herrscherin der Welt, als dieser fromme Sinn noch währte. Erst in den Zeiten der Bürgerkriege lehrte die griechische Philosophie die Römer zweifeln; und später riß mit dem äußersten Sittenver- derbniffe auch Unglaube in den höheren Ständen ein. Wenn wir die ('•*) Schon Romulus soll sechzig Priester aus den angesehensten Männern gewählt haben. Aber erst sein Nachfolger gab — gleichfalls der Sage nach — dem Religionswesen eine feste Gestalt. (**) In großen Gefahren, als bei einigen gallischen Kriegen, wurden Menschen geschlachtet. Nach der Niederlage bei Canna begrub man vier Personen lebendig. Der mildere Gebrauch, alljährlich eine Zahl Menschen- figuren in die Tiber zu werfen, floß wohl ursprünglich aus derselben Quelle.

2. Bd. 2 - S. 291

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
291 Schöne Künste und Wissenschaften. Allmälig versuchten die Römer ihr eigenes Künstlcrtakent. Aber niemals durften sie ihre Werke neben die griechischen stellen Auch wurden griechische Künstler zu allen bedeutenden Arbeiten gebraucht. Nur in der Baukunst mögen die Römer den selbstständigen Ruhm der Größe und Festigkeit ansprechen. Die Schönheit mußten sie auch hier von den Griechen lernen. Schon die Könige hatten in Rom die erstauuenswürdigeu Kloaken, dann das Kapitolinm und den Circus marimus erbaut. Nach einem langen Stillstände (denn die Wiedererbauung der Stadt nach dem gallischen Brande geschah flüchtig und schlecht) wurde die Herrscherin der Welt durch eine Menge von Prachtgebäuden geziert. Es stiegen stolze Tempel, Basiliken, Porticus, Bäder, Triumphbogen, Thea- ter und Amphitheater, selbst reiche Privatgebäude empor, alle prangend mit geraubten und gekauften Kunstschäzcn, überherrlich, aber beladen mit der geplünderten Völker Fluch. Doch schufen die Römer auch gemeinnüzige und wahrhaft große Werke. Ihre Was- serleitungen, ihre Heerstraßen, Brücken rc. verdienen die Bewunderung aller Zeiten. Kein Volk hat in solchen Sachen das römische erreicht. §. 6. Gymnastik und Musik. Von der Liebe der Griechen zur Gymnastik zeuget, was wir oben von den öffentlichen Spielen und Gymnasien sagten. Die mei- sten Uebungen derselben bezogen sich jedoch auf die Palästrik, welche nicht wohl eine schöne Kunst genannt werden kann. Der Orchestik aber (gleichfalls ein Tbcit der Gymnastik) kommt diese Benennung zu, weil Schönheit das Grundgesez des Tanzes ist. Der Gebrauch beim Gottesdienste (heilige Tanze kommen fast allent- halben vor), mehr noch die Anwendung aus's Theater, wo man auch die Mimik damit verband, hoben die Orchestik. Insbesondere gewann sie bei den Römern, welche die mimischen und panto- mimischen Spiele leidenschaftlich liebten, und zur höchsten Voll- kommenheit brachten (*). Auch die Palästrik wurde von ihnen ge- schäzt. Doch beschränkten die Bürger sich auf Privat-Uebungcn, und später besuchten sie die griechischen Spiele. Der Gymnastik wurde die Musik entgegengcsezt, aber man nahm dieses Wort in gar verschiedenem und oft sehr ausgedehntem Sinne. (*) D. h. indem sie die gedungenen öffentlichen Tänzer durch reiche Be- lohnung ermunterten. Ater an den Bürgern selbst wurde das Tanzen für eine schändliche Ausschweifung gehalten: wie aus dein Eifer erhellt, wo- mit Cicero den Murena gegen die Beschuldigung des Tanzens verlheidigt. pro Muren. G. 19

3. Bd. 2 - S. 312

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
512 Drittes Kap. Kunst und Wissenschaft. Meinung statt. Die Seele des Menschen,.gleichwie sie aus dem Himmel stammt, und ihres früheren Aufenthaltes, freilich nur dun- kel — fast nur ahnend —, sich erinnert, wird auch dahin zurückkeh- rcn zur Urquelle der Vollkommenheit. Auch über Politik schrieb Plato; aber, wie in den metaphysischen Dialogen , bleibt auch hier der Cha- rakter der Schwärmerei vorherrschend. Die platonische Republik ist eine geniale, aber unausführbare Idee. Unzufrieden mit diesem dichterischen Tone der Lehre verließ Ari- stoteles die Akademie, und gründete eine eigene Schule. Dieser umfassendste, tiefsinnigste, aber zugleich trockenste aller Denker macht Epoche in den meisten Zweigen des Wissens. Nicht einzelne Er- kenntnisse — wie groß ihre Zahl sey —, die Totalität derselben war cs, wornach er strebte, und vorerst die Prüfung des Grun- des, worauf sie ruhen, und der Wege, wodurch man zu ihnen gelangt. Er ist der Vater der Logik. Seiner Verdienste um die Realwissenschaften wurde oben gedacht (§. 14). Auch die Poesie und Redekunst bearbeitete er systematisch; Moral und Politik auf dieselbe streng wissenschaftliche Weise. Viele Bücher über die Verfassungen einzelner Völker sind verloren gegangen. Auch die übrigen Werke des Stagiriten haben mancherlei Verstümme- lung und Verunstaltung erfahren. Die Natur der behandelten Ge- genstände, Gedrängtheit des Stils und vielleicht absichtliche Dun- kelheit erschweren das Verständniß derselben. Um so ansgebreitcte- ren Beifall erhielten sie, da sie mancherlei Deutung znließen, und den Scharfsinn übten. Auch mochte die aristotelische Dialektik als allgemeines Rststhans für sireitfertige Philosophen und Theologen der verschiedensten Sekten dienen. §. 10. Stoische und epikureische Schule. Außer der Akademie (von Akadcmns, einem ehemaligen Bcsizer des Grundes also genannt) und dem Lyceum (hier haus- ten die Peripatetiker oder Aristoteliker) 'erhoben sich noch die Gärten Epikur's und die Halle Zeno's (die Stoa) zu dem Ruhme auserlesener Size der Weisheit. Ans dem Schooße der cynischen Schule ging die vollendetere stoische Lehre hervor. Zeno (von Eitinm auf Eypern), anfangs Zögling des K rat es, läuterte, veredelte die Grnndsäze der Cyni- ker, und stellte in seinem Begriffe des Westen das höchste Ideal menschlicher Würde auf. Nur Eines ist, wornach der Weise strebt — die moralische Vollkommenheit, die Tugend. Außer dieser gibt cs kein Gut, und nichts ist bös, als das Laster. Von dieser er- habenen Stelle blickte Zeno gleichgiltig, verachtend herab auf Glück

4. Sagen und Geschichten aus dem Altertum - S. 165

1890 - Paderborn [u.a.] : Schöningh
— 165 — losigkeit zu züchtigen. Schon hatte der Kampf begonnen und drohte für die Römer einen ungünstigen Ausgang zu nehmen; da stürzten sich die geraubten Sabineridnen inmitten der Streitenden, flehten hier, sie nicht zu Waisen, dort, sie nicht zu Witwen zu machen, und veranlafsten auf diese Weise einen gütlichen Ausgleich. Die Sabiner wurden von den Römern in ihre Stadt aufgenommen und verschmolzen mit ihnen zu einem Volke. Romulus aber wurde bald darauf unter Blitz und Donner von der Erde hinweggenommen und unter die Götter versetzt. 5. Der Krieg mit den Albanern. Auf den Romulus folgte Nüma Pompilius, der das noch rohe Volk durch Einführung religiöser Gebräuche an mildere Sitten gewöhnte. Sein Nachfolger war Tüllus Hosti-lius, unter dessen Regierung die Römer in einen Krieg mit der Mutterstadt Alba longa verwickelt wurden. Als die beiden Heere in Schlachtordnung einander gegenüberstanden, trat Mettius Fufetius, der Anführer der Albaner, in die Mitte und schlug dem Tullus Hostilius vor, ihre Streitsache durch den Kampf von nur wenigen Kriegern entscheiden zu lassen. Der Vorschlag gefiel dem römischen Könige. Nun befanden sich aber zufällig in beiden Heeren Drillingsbrüder, bei den Römern die Horätier, bei den Albanern die Curiätier. Diese erboten sich zum Kampfe. Derselbe begann unter den Augen beider Heere, und nach langem, heftigem Ringen lagen endlich zwei Römer tot am Boden. Jubelnd sahen die Albaner ihrem Falle zu, und schon zitterten die Römer hoffnungslos für den Ausgadg. Da griff der letzte Horatier zu einer List. Er war noch unverletzt, während die drei Curiätier mehr oder weniger durch Wunden entkräftet waren. Scheinbar nahm er die Flucht,

5. Bd. 2 - S. 141

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
141 Viertes Kap. Römische Geschichte. legen Willen, zur Schlacht. An den Ufern des A ufi du s (*) bei dem Flecken Canna wurde sie geliefert, die verderblichste für Rom in seiner ganzen Geschichte. An diesem Tage sieten 45,000 Bürger, es fielen 80 Senatoren, viele Consnlaren und Staatsbeamte und die Blüthe der Ritterschaft. Aemilius Paulus nahm einen schönen Tod, Terenti us Varrò die Flucht. Dennoch ging ihm der Senat- um des Volkes Muth zu erhalten — dankend entgegen, dafür, daß er am Heile des Vaterlandes nicht verzweifelt. §. 88. Folgen derselben. Dies war das Zenith von Hannibals Glück und Ruhm. Das erste begann jezt zu sinken, der zweite nie. Zwar werfen ihm Viele vor, daß er nach dem großen Siege nicht schnell, wie Maharbal wollte, das Kapitol gcstürmet: und in der That ist es ein wichtige- res Talent, Siege zu benüzen, als Schlachten zu gewinnen; aber daß der Tag bei Canna ohne entscheidende Folgen blieb, lag wohl in den Umständen und nicht in Hannibal's Schuld. Mit 26,000 Mann war er von den Alpen hinabgestiegen, und hatte seitdem, außer der gallischen Hilfe, keine bedeutende Verstärkung erhalten. Wie konnte er nun, im dritten Feldzuge, nach so vielen Gefechten und vier groß- ßen Schlachten, stark genug seyn, das zwar bluttriefende, aber noch immer an Volk und Waffen reiche Rom anzugreifen; Rom, dessen eigenthümlicher Charakter darin bestand, nach Unfällen am furchtbar- sten zu seyn? Daher, um nicht die Frucht der Siege durch Verwegen- heit zu vertieren, beschloß Hannibal, bevor er das Größte wagte, durch Gewinnung der römischen Bundesgenossen sich zu verstärken, und karthagische Hilfe zu erwarten. Auch fielen jezt die meisten Völker des unteren Italiens ab von dem längst gehaßten Rom. Solches that auch Campanie» mit seiner Hauptstadt Cap na. 2n diesem schönen, von der Natur überreich begabten Lande (**), dessen schwel- gerische Einwohner keine Kunst höher, als jene des Genusses schäz- ten, nahm Hannibal die Winterquartiere. Unmäßigkeit und Wollüste entnervten daselbst seine Krieger: nach geschmecktem Uebersiusse schie- nen Entsagung und Mühseligkeit unerträglich. Aber vergebens begehrte Hannibal Verstärkung von Karthago. Hanno bcharrte bei seiner Anfeindung des barkinischen Hauses, und da dieses auf den Krieg seine Größe baute; so erhob jener sich (*) Gleich nach der trasimenischen Schlacht war Unteritalien derschan- plaz des Krieges geworden. (**) Omnium non modo Italia, scd toto orbe terrarum, pulcherrima Campania« plaga est. Nihil mollius coclo, nihil uberius solo : ideo Liberi Cererisque certame» dicitur. Florus.

6. Das Mittelalter - S. 87

1884 - Mainz : Kirchheim
Sein Privatleben. °' Hühnern und Tauben, auch hielt man als Ziervögel Pfauen, Enten und Turteltauben. Die Aufsichtsbeamten mußten zu Weihnachten ein genaues Verzeichnis von dem ganzen Bestände an Vieh, Getreide, Wein, Honig, Eiern, Wolle n. s. w. einreichen, am Palmsonntag den Geldertrag abliefern und Rechnung ablegen. Wenn Karl feine Güter bereifte, was fehr oft geschah, fo war er ganz Landwirt und vergaß den König und Staatsmann; er nahm alles selbst in Augenschein, ordnete Verbesserungen an, prüfte die Bauanschläge und sah die Rechnungen nach, in welche alles bis aufs Kleinste, selbst jedes verkaufte Ei, eingetragen sein mußte. 6. Karls Privatleben und Tod. So groß Karl iu allen Verhülltnissen des öffentlichen Lebens war, fo liebenswürdig erscheint er irrt Privatleben. Wie er seiner Mutter stets die höchste Ehrfurcht erwies, so war er feiner Schwester Gisla ein liebevoller Bruder, feiner (Zweiten) Gemahlin Hildegard ein zärtlicher Gatte, feinen Kindern ein sorgsamer Vater. Seine Söhne ließ er nicht nur in den Waffen üben, sondern er war auch mit der größten Sorgfalt für ihre geistige Bildung bemüht. Eben so sorgte er dafür, daß feine Töchter, an denen er mit ganzer Seele hing, nicht nur in den weiblichen Künsten des Spinnens, Webens und Wirkens, sondern auch iu den Wissenschaften unterrichtet würden. Nie mochte er sie von feiner Seite lassen, und nicht bloß bei Tische mußten sie neben ihm fitzen, sondern sie begleiteten ihn auch auf feinen Reifen, gingen mit ihm auf die Jagd, und selbst auf feinen Kriegszügen trennte er sich nicht von ihnen. In feiner Lebensweise war er außerordentlich einfach. Niemand konnte müßiger fein in Speise und Trank. An seiner gewöhnlichen Mittagstafel gab es nur 4 Gerichte, außer dem Braten, den er von den Jägern am Bratspieß herbeibringen ließ, und den er fehr gern atz. Gastmähler fanden nur selten und an besonders festlichen Tagen statt; dann fah er aber auch gern recht viele Leute bei sich. Wein trank er wenig, selten mehr als dreimal bei Tische, und nichts verabscheute er mehr, als Trunkenheit; dagegen wurde es ihm fehr schwer, an Fasttagen ohne alle Speise fertig zu werden, und er meinte, das Fasten schade ihm. Zur Unterhaltung ließ er sich bei Tafel etwas von den Thaten der alten Könige, auch wohl aus den Schriften des heiligen Augustin vorlesen; auch liebte er bei Tische Saitenfpiel und Gesang. Nach der Mahlzeit pflegte er 2—3 Stunden zu schlafen;

7. Die Neuzeit - S. 314

1884 - Mainz : Kirchheim
314 Deutsche Litteratur. Klopstock. unter Varus verschlungen?" Das deutsche Leben wieder ans der Versunkenheit und Verdumpfung Zu wecken, ans der Zerrissenheit einer Einigung zuzuführen, die Sehnsucht uach einem nationalen Leben, nach nationaler Wurde wieder anzuregen und zu nähren, ward die Aufgabe der Litteratur des achtzehnten Jahrhunderts. Sie ward die Erzieherin des Volkes und bildete zu gleicher Zeit die erste Brücke über die Kluft, welche seit der Reformation das katholische Deutschland von dem protestantischen trennte, und führte in einer Beziehung wieder eine innere Einigung unter allen deutschen Ländern herbei. Im Aus au g des achtzehnten Jahrhunderts war Leipzig der Sitz einer blühenden Hochschule, ein Einiguugspunkt für die Interessen der Litteratur. Hier, wo der Sachse Fürchtego11 Gellert (1715— 1769) als Dichter volkstümlicher Kirchenlieder, anmutiger Fabeln und Erzählungen eine reiche Wirksamkeit ausübte, gelang es I o h. E h r i st o p h Gottsched (1700—1766) mehrere Jahrzehnte lang einen außerordentlichen Einfluß auf die gesamte deutsche Litteratur zu gewinnen. Obwohl er einseitig , anmaßend und dünkelhaft den Wert dichterischer Erzeugung nur in die richtige Anwendung der von ihm ausgestellten Kunstregeln setzte, hat er sich durch Hebung des deutschen Theaters, durch Reinigung der Sprache und durch Hinweis auf die besseren französischen Dichter, durch Läuterung des Geschmacks bleibende Verdienste erworben. Sein heftiger Kamps mit schweizer Kunstfreunden und Dichtern führte zu einer besseren Erkenntnis des Wesens der Poesie und bald nahm eine Anzahl jüngerer Dichter in den „Bremer Beiträgen" eine selbständige Stellung ein. Und wiederum aus ihrem Kreise erhob sich der erste Bannerträger der neuen deutschen Dichtung: Friedrich G ortlieb Klop stock, 1742 in Quedliuburg geboren. In ihr verschmolzen zuerst die drei Hauptelemente unserer Gesittung, der deutsche Geist, das christliche Gefühl und der altklassische Formenfinn, zu einem schönen, harmonischen Ganzen. In seinem Messias besang er in erhabenem Dichterschwunge das göttliche Erlosnngswerk, hielt sich aber nicht frei von Willkürlich-keiten und von Irrtümern; seine Oden atmen Vaterlandsliebe und Begeisterung für Freiheit, Liebe und Freundschaft. Unter allen Dichtern des achtzehnten Jahrhunderts ist Klopstock wieder der erste, dem das Wort Vaterland mehr als ein bloßer Schall war, der den Tod für das Vaterland beneidenswert fand. Wie ein wahrer Prophet und Seher ruft er aus (1773): „Frei, o Deutschland, wirst du dereinst, ein Jahrhundert nur noch, so ist es geschehen!"

8. Die Neuzeit - S. 319

1884 - Mainz : Kirchheim
Benjamin. Franklin. 319 Amerika gebracht worden sind. Diese Puritaner, diese Katholiken, diese Quäker flohen vor eurer Tyrannei und kamen in ein Land, das, noch wild und unbebaut, Tausenden ein srühes Grab wurde. Und die Wenigen, die alles Ungemach duldeten, das menschliche Natur irgendwo ertragen hat, haben diese Wildnis in ein schönes fruchtbares Land umgewandelt, worin freundliche Städte und blühende Fluren von der Freudigkeit und dem Fleiße eines wackeren Volkes Zengen. Nur von den Grundsätzen wahrer englischer Freiheit beseelt, ertrugen sie dies alles mit Freude, und jetzt, da sie empor gekommen sind ohne euer Znthnn und ohne eure Milde, wollt ihr sie besteuern?" Ministerinm und Parlament Zeigten sich schwankend und uneinig. Um diese Zeit begann Benjamin Franklin als amerikanischer Gesandter in London seine folgenreiche diplomatische Lausbahn. Vom armen Buchdruckergehilfen hatte er sich Zum Gründer des Zeitungswesens in Amerika erhoben und wirkte in seinen Zeitschriften dnrch moralische und politisch-humoristische Aussätze ganz unmittelbar auf den Geist des Volkes. Als Physiker war er erst seit fünfzehn Jahren durch die Erfindung des Blitzableiters bekannt, und als Staatsmann lenkte er mit unnachahmlicher Ruhe, Klugheit und Entschlossenheit Amerikas Geschick an den Hösen von London und Paris. Alle seine Eigenschaften waren die eines durchaus und gauz praktischen Mannes. Niemand war geschickter als er, die Zeichen und Forderungen seiner Zeit zu erkennen und zu benützen. Von seinen Landsleuten dankbar verehrt, wurde er von den größten Staatsmännern Europas bewundert und hochgeachtet, und seine Erscheinung vor dem englischen Parlamente 1766 wurde „als der höchste Triumph der Lehren eines klaren, erfahrenen und ruhigen Mannes über europäische Schulweisheit, über die Sophistik und Rechtswissenschaft der Universitäten des Mittelalters angesehen." Franklin arbeitete schon an der Unabhängigkeit seines ^Vaterlandes, als er noch anscheinend mit Versöhnungsversuchen in London beschäftigt war. Die öffentliche Aufregung wur.de zu dieser Zeit (1769— 1772) durch eine Reihe anonymer Briefe, welche in einem Londoner Journal unter dem Namen Junins erschienen, anss höchste gesteigert. Man hat den Verfasser dieser Briese nie mit Bestimmtheit erfahren, aber ihre Wirkung war unerhört, fowohl durch die genaue Kenntnis der Regierungs- und Hofverhältnisse, die sie mit der schonungslosesten Keckheit angriffen, als durch die Gewalt, der Darstellung vom glühendsten Ernst bis zum bittersten Spott in einer bisher nicht erreichten Vollendung der Sprache.

9. Die Neuzeit - S. 307

1884 - Mainz : Kirchheim
Die Litteratur des achtzehnten Jahrhunderts. 307 Zehnte Jahrhundert dem gewaltigen Umschwung der menschlichen Anschauungen vor, der am Ende des Jahrhunderts in Frankreich erfolgte und unserer Zeit sein Gepräge aufgedrückt hat. Es war ein von den verschiedenartigsten Gedanken und Vorstellungen bewegtes Jahrhundert, welches in der französischen Revolution seinen Abschluß faub. Die Gähruug Zeigte sich aus allen Gebieten und häufig traten die schärfsten Gegensätze unversöhnt neben einanber. Währenb man die Herrschaft des menschlichen Geistes beanspruchte und die Wnnber der geoffenbarten Religion für einen überwundenen Standpunkt erklärte: trieb man gleichzeitig mit Wuuderkuren, Geistererscheiuuugen und übernatürlichen Heilmitteln ein freches Spiel. Kounte es doch vorkommen, daß ein solcher Wundermann sich sür den Geist eines vor Christi Geburt gestorbenen jüdischen Weisen ausgab, daß ein anderer sich rühmte, 300 Jahre alt zu sein und ein Mittel zu besitzen, welches das Leben derartig verlängere. Die Vorliebe sür das Wunderbare und Unbegreifliche, das dem sonst so sreigeistigen Jahrhundert.anhaftet, zeigt sich in der Stiftung geheimnisvoller Orden, der Freimaurer, der Jllumiuaten, d. H. der Erleuchteten, der Rosenkreuzer n. a. Es war dabei eine Spielerei mit Schwüren, Sinnbildern, feierlichen Brauchen, „wie sie für alle die einen Zauber haben, die auf solche Weise in bequemer Anregung zu einer höhernweisheit zu gelangen hoffen." Der Schwede Swedenborg erklärte, in Gesprächen mit Gott, mit den Engeln und den Seelen der Verstorbenen höhere Offenbarungen erhalten zu haben, und er faub einen großen gläubigen Anhang. Das alles aber geschah zu einer Zeit, wo bte Naturwissenschaften einen hohen Aufschwung nahmen, wo der bentsche Mathematiker Euler die Natur des Lichtes erforschte, der En glaub er D 0 l-I ott b die Ferngläser verbesserte, wo der Franzose Busfon der Begrürtber der Zoologie, der Schwebe Sinne der der Botanik würde, und wo der Philosoph Kant die menschliche Vernunft untersuchte und die Grenze des Erkennens festzustellen sich bemühte. Gauz ähnlich stießen sich die Gegensätze auf bent Gebiete des Staates und des täglichen Lebens. Man schwärmte für die reine Menschlichkeit und versuchte in Kinder- und Volksschriften, sowie durch eine vernünftig geregelte Jugenderziehung dafür zu wirken; daneben aber hielten sich Hexenprozesse und die Folter bei richterlichen Untersuchungen. Und während die Stimmen immer lauter wurden, welche die gedrückten rechtslosen Volksklassen zu einem menschenwürdigen Dasein emporheben wollten, welche für sie zugleich einen Anteil an der Staatsleitnng forber-ten: wucherte in großen und kleinen Gebieten das allein giftige 20*

10. Die neueste Zeit - S. 8

1886 - Mainz : Kirchheim
8 Die Jenaer Burschenschaft. Wartburgfest. „Rheinische Merkur" zum Opfer gefallen, welcher die Begeisterung für bte staatliche, kirchliche und gesellschaftliche Wiedergeburt Deutschlands in den weitesten Kreisen so mächtig gefördert hatte, daß Napoleon den ebenso geistvollen als patriotischen Redakteur „dre sechste Großmacht" nannte. „ Neben der unabhängigen Presse waren die Universitäten infolge der an denselben zutage tretenden Bestrebungen, sich an den politischen Fragen der Zeit zu beteiligen, für die leitenden Staatsmänner ein Gegenstand großer Beunruhigung geworden. Unmittelbar nach dem Sturze Napoleons war in eine Studentenverbindung entstanden, die sich hauptsächlich die Bekämpfung der durch die sogenannten „Landsmanu-|a)aftert auf den deutscheu Universitäten herrschend gewordenen Rohheit und Verwilderung, sowie die Förderung eines ernsten, wissenschaftlichen Lebens zum Zweck gesetzt hatte. Diese Jenaer „B urscheuschaft" hatte sich bei dem von ihr, gelegentlich der tm protestantischen Deutschland abgehaltenen „dreihnndert-Mhrrgeu Jubelfeier der Reformation", am 18. Oktober 1817 veranstalteten W a r t b n r g s e st, das zugleich zur Verherrlichung der Leipziger Schlacht dienen sollte, durch den Anschluß der meisten anderen deutschen Universitäten zu eiuer „allgemeinen deutschen Burschenschaft" erweitert, die sich neben der Veredlung des Studentenwesens zugleich die Pflege nationaler Gefühle und dre Forderung^ vaterländischer Interessen zur Aufgabe stellte. Wie es schon bei dem Wartburgseste au politischen Demonstrationen nicht gefehlt hatte, indem bei demselben von mehreren Studenten eine Anzahl von Schriften, die ihrer Meinung nach die Sache des Vaterlandes beeinträchtigten, verbrannt worden waren, so gewann die gesamte Burschenschaft nach und uach, infolge eines von einzelnen Mitgliedern gepflegten überschwenglichen, phantastischen Patriotismus, den Charakter erner gegen die bestehende Ordnung der Dinge gerichteten politischen Verbindung. Obgleich die deutsche Burschenschaft damals noch wenig Förmliches und Bindendes hatte, sondern im eigentlichen Sinne des Wortes ein freier Verein war, und überdies bei der verhältnismäßig geringen Anzahl der Mitglieder — höchstens 500, die noch dazu in den Landsmannschaften die erbittertsten Gegner besaßen nur eine sehr untergeordnete Bedeutung haben konnte, sah die herrschende Politik in derselben doch eine gefährliche, die gesamte Zukunft Deutschlands bedrohende Erscheinung, und diese Anschauung schien durch einen politischen Meuchelmord gerechtfertigt, zu welchem sich ein der exaltierten Richtung der Verbin-
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