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1. Bd. 2 - S. 274

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
274 Erstes Kap. Bürgerlicher Zustand. Umgebungen des Indus ermunterte jezt die vervielfältigten Handels- reisen zu Wasser und zu Lande. Die Seteuciben (vordem Empor- kommen der part hi scheu Macht) und die Ptolemäer theilten sich in den indischen See-Handel; diese befuhren alle Küsten von Arabien bis Ceylon und Malabar. Hipp alns wagte zum erstenmale die Fahrt gerade über's Meer nach Indien. Er fuhr vorr Ocelis in Arabien aus. Die Selenciden belebten vorzüglich den Verkehr zu Lande. Seteu- kus Nikator war mit seinem Heere bis an den Ganges gedrungen. Bengalen, Agra und Delhi traten aus der Dunkelheit hervor, das große Patibothra (an der Vereinigung des Soane mit dem Ganges) wurde entdeckt, und blieb von da der wichtigste Stapelort. Vom Indus an durch Mittelasien zogen die Waaren theits ans den im vorigen Zeiträume (B. ?. S. 245) beschriebenen Wegen, theilö wurden sie stromaufwärts bis dahin gebracht, wo ein kurzer Landweg zu dem oberen O r u s führte, auf dessen Rücken sie hinab in das kaspische Meer, dann weiter in den Kur und nach einem abermaligen Land- transport in den Phasiö und das schwarze Meer gelangten. (In noch späteren Zeiten wurden anstatt der leztgenannten Flüsse die Wolga und der Tanais (Don) gebraucht.) Den karthagischen Handel haben wir im vorigen Zeiträume be- leuchtet. Auch einige spanische und gallische Städte, wie Nnmantia, Narbona, Bannes (in Bretagne) u. a. trieben ansehnlichen Han- del. Auf Britannien und einen Theil der Nordseeküsten, so auch auf die skandinavischen Länder, fällt allmälig durch einzelne Ent- deckungsreisen und durch Zinn- und Bernstein-Handel ein zweifelhaf- tes Licht. §. 29. Römischer Handel. Die Römer haben den Handel nicht werth geachtet und unmittel- bar wenig für den denselben gethan. Sie hielten für rühmlicher, die Nationen zu würgen und zu plündern, als gegen Zuführung friedlicher Jndnstrieprodukte einen freiwilligen Tribut von denselben zu erheben. Mehrere der blühendsten Handetstaaten sind unter den Streichen des rohen Römerarms gefallen. Zuerst die stillen Etrusker, hierauf Syra- kus und Karthago und Korinth. Auch die kleinasiatischen Städte und Rhodus und selbst Massitia wurden hart von ihnen bedrängt. Gleich- wohl war Rom nicht ohne Handel. Es hatte eine eigene Innung von Kaufleuten (*), prägte Silbermünzen noch vor den punischen Kriegen, und schuf während des ersten derselben sich eine Marine. Nur (*) Die k* Claudia verbot den Patriziern, persönlich Handel zu treiben. Aber Geld dazu durften sie geben.

2. Bd. 2 - S. 277

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
277 Zweites Kap. Religion. selbe war — so wie Numa sie einführte (*) — hetrurischen Ur- sprungs, aber gleichwohl in den meisten Stücken der griechischen ähnlich. Auch mochte schon in den frühesten Zeiten auf mancherlei Wegen die griechische Mythologie nach Italien gelangt seyn, und der nachmalige nähere Verkehr der Römer mit den Griechen veran- laßte noch eine genauere Gleichförmigkeit. Wir treffen in Rom die- selben Gottheiten, wie in Hellas, nur mit verändertem Namen, die- selben Göttergeschichten, nur minder poetisch, und sehr ähnliche Ge- bräuche an, nur etwas modifiât nach den übrigen Begriffen und Verhältnissen der Römer und vermehrt durch einige Nationalgötter (wie Aeneas, Quirinus re.) und andere, welche eigens die Klngs heit der Gesezgeber zu moralischen oder politischen Zwecken geschaffen, als Fides, Terminus n. s. w. So finden wir auch eine ganz ähnliche Gottesverehrung durch Gebete, Opfer (leider auch Men- schenopfer! * **), vielerlei Feste, Spiele und Mysterien. Von den hei- ligen Spielen (den circensischen, amphitheatralischen und scenischen) wird an einem anderen Orte die Rede seyn. Die My- sterien waren der Ceres, Proserpina, Bona Dca und dem Bacchus geweiht, aber minder wichtig, als die griechischen. Der Tempel waren viele, die meisten prächtig; airch wurde in Hainen, Höhlen rc. die Gottheit verehrt. Das Detail der römischen Mythologie kann ich wohl bei meinen Lesern voraussezen. Doch ist nicht dieses oder das blose Gerüste, das Materielle der römischen Religion, was den Welthistoriker in- tereffirt, sondern der innere Charakter derselben und ihr Verhält- niß zum Staate und zur allgemeinen Kultur. Die Römer waren sehr religiös. Kein öffentliches, kein wichti- geres Privatgeschäft wurde ohne Anrufung der Götter und ohne reli- giöse Gebräuche begangen. Sie glaubten sich ringsum von Göttern umgeben, den Zeugen ihrer geheimsten Handlungen, den Rächern des Lasters, den Leitern und selbst Verkündern des Schicksals. Rom war schon Herrscherin der Welt, als dieser fromme Sinn noch währte. Erst in den Zeiten der Bürgerkriege lehrte die griechische Philosophie die Römer zweifeln; und später riß mit dem äußersten Sittenver- derbniffe auch Unglaube in den höheren Ständen ein. Wenn wir die ('•*) Schon Romulus soll sechzig Priester aus den angesehensten Männern gewählt haben. Aber erst sein Nachfolger gab — gleichfalls der Sage nach — dem Religionswesen eine feste Gestalt. (**) In großen Gefahren, als bei einigen gallischen Kriegen, wurden Menschen geschlachtet. Nach der Niederlage bei Canna begrub man vier Personen lebendig. Der mildere Gebrauch, alljährlich eine Zahl Menschen- figuren in die Tiber zu werfen, floß wohl ursprünglich aus derselben Quelle.

3. Bd. 2 - S. 291

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
291 Schöne Künste und Wissenschaften. Allmälig versuchten die Römer ihr eigenes Künstlcrtakent. Aber niemals durften sie ihre Werke neben die griechischen stellen Auch wurden griechische Künstler zu allen bedeutenden Arbeiten gebraucht. Nur in der Baukunst mögen die Römer den selbstständigen Ruhm der Größe und Festigkeit ansprechen. Die Schönheit mußten sie auch hier von den Griechen lernen. Schon die Könige hatten in Rom die erstauuenswürdigeu Kloaken, dann das Kapitolinm und den Circus marimus erbaut. Nach einem langen Stillstände (denn die Wiedererbauung der Stadt nach dem gallischen Brande geschah flüchtig und schlecht) wurde die Herrscherin der Welt durch eine Menge von Prachtgebäuden geziert. Es stiegen stolze Tempel, Basiliken, Porticus, Bäder, Triumphbogen, Thea- ter und Amphitheater, selbst reiche Privatgebäude empor, alle prangend mit geraubten und gekauften Kunstschäzcn, überherrlich, aber beladen mit der geplünderten Völker Fluch. Doch schufen die Römer auch gemeinnüzige und wahrhaft große Werke. Ihre Was- serleitungen, ihre Heerstraßen, Brücken rc. verdienen die Bewunderung aller Zeiten. Kein Volk hat in solchen Sachen das römische erreicht. §. 6. Gymnastik und Musik. Von der Liebe der Griechen zur Gymnastik zeuget, was wir oben von den öffentlichen Spielen und Gymnasien sagten. Die mei- sten Uebungen derselben bezogen sich jedoch auf die Palästrik, welche nicht wohl eine schöne Kunst genannt werden kann. Der Orchestik aber (gleichfalls ein Tbcit der Gymnastik) kommt diese Benennung zu, weil Schönheit das Grundgesez des Tanzes ist. Der Gebrauch beim Gottesdienste (heilige Tanze kommen fast allent- halben vor), mehr noch die Anwendung aus's Theater, wo man auch die Mimik damit verband, hoben die Orchestik. Insbesondere gewann sie bei den Römern, welche die mimischen und panto- mimischen Spiele leidenschaftlich liebten, und zur höchsten Voll- kommenheit brachten (*). Auch die Palästrik wurde von ihnen ge- schäzt. Doch beschränkten die Bürger sich auf Privat-Uebungcn, und später besuchten sie die griechischen Spiele. Der Gymnastik wurde die Musik entgegengcsezt, aber man nahm dieses Wort in gar verschiedenem und oft sehr ausgedehntem Sinne. (*) D. h. indem sie die gedungenen öffentlichen Tänzer durch reiche Be- lohnung ermunterten. Ater an den Bürgern selbst wurde das Tanzen für eine schändliche Ausschweifung gehalten: wie aus dein Eifer erhellt, wo- mit Cicero den Murena gegen die Beschuldigung des Tanzens verlheidigt. pro Muren. G. 19

4. Bd. 2 - S. 77

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
Drittes Kap. Makedonische Geschichte. 77 Monumente errichtet und die Götter gebeten hatte, keinen Sterblichen weiter, als ihn, dringen zu lassen, trat er mißvergnügt den Rückweg durch das Land der Mallier (Mnltan) zum Hydaspes an, fuhr dann auf diesem Fluß in den Acesines, von diesem in den Indus und auf dem lezten bis zum Weltmeere, alle Nationen an beiden Ufern bezwin- gend. Noch war der mühsamste und gefahrvollste Thcil der Reise übrig. Denn während die Flotte unter Nearchus die interessante Fahrt von der Mündung des Indus bis zum persischen Meerbusen that, ging Alexander mit dem Landheere durch die Sandwüsten von Gedro- sien und Carmanien nach Persis und von da nach Babylon zurück. Drei Viertheile der Truppen wurden (nach P tutarch) durch Hunger und Krankheit anfgerieben, nach überstandener Noch aber der Zug der Weltstürmer durch unabgebrochene Bacchanalien geschändet. In Babylon gab Alexander den Abgeordneten und Statthaltern der Provinzen und den Gesandten ferner Völker Gehör, schaffte — wie er solches auch auf der Reise gethan — viele Mißbräuche der Ver- waltung ab, ertbeilte Belohnungen und Strafen, und entwarf große Plane für die Zukunft, sowohl in Beziehung auf die Organisirnng seines Reiches, als auf die Erweiterung desselben. Man weiß nicht genau, welches die Plane gewesen. Aber soviel läßt sich erkennen, daß er alle Theite seines unermeßlichen Reiches zu einem fest zusammenhängenden Ganzen bleibend verbinden wollte. Vermischung der Völker durch gegenseitige Heirathen und Ansiedelungen sollten den Grund dazu legen, und dann die einznfüh- rcnde Gleichförmigkeit der Geseze und Sitten und die Gemein- schaft der Kultur, des Geschmacks und der Aufklärung das große Werk vollenden. Griechische Feinheit, Kunst und Wissenschaft sollten am In- dus und Orus und in den hyrkanischen Wäldern gedeihen, und — wie ließ sich sonst das große Ganze Zusammenhalten? — Griechen und Ma- cedonier sollten wie Perser gehorchen lernen. Die Hauptstadt des Rei- ches sollte Babylon seyn, die uralte Königstadt, in der Mitte der da- mals bekannten Welt gelegen, und durch diese Lage geeignet, auf nur zum Feldherrn gegen die Perser ernannt. Es war sonach — auch abge- sehen von der moralischen Würdigkeit der Eroberungssucht überhaupt — un- gerechter Mißbrauch seiner Gewalt, wenn er gegen Beider Willen und mit ihrem Blute die ganze Well erobern wollte. Daher, und wegen tes Sultans-Tones, den er annahm, die vielen Empörungen und Meutereien in seinem Heere. Bisweilen mochte auch Privatleitenschaft unter dem Deck- mantel der allgemeinen Kränkung verborgen seyn. Bei Dämpfung solcher Empörungen zeigte Alexander durchaus viele Menschenkenntniß, Kraft und Gegenwart des Geistes.

5. Sagen und Geschichten aus dem Altertum - S. 165

1890 - Paderborn [u.a.] : Schöningh
— 165 — losigkeit zu züchtigen. Schon hatte der Kampf begonnen und drohte für die Römer einen ungünstigen Ausgang zu nehmen; da stürzten sich die geraubten Sabineridnen inmitten der Streitenden, flehten hier, sie nicht zu Waisen, dort, sie nicht zu Witwen zu machen, und veranlafsten auf diese Weise einen gütlichen Ausgleich. Die Sabiner wurden von den Römern in ihre Stadt aufgenommen und verschmolzen mit ihnen zu einem Volke. Romulus aber wurde bald darauf unter Blitz und Donner von der Erde hinweggenommen und unter die Götter versetzt. 5. Der Krieg mit den Albanern. Auf den Romulus folgte Nüma Pompilius, der das noch rohe Volk durch Einführung religiöser Gebräuche an mildere Sitten gewöhnte. Sein Nachfolger war Tüllus Hosti-lius, unter dessen Regierung die Römer in einen Krieg mit der Mutterstadt Alba longa verwickelt wurden. Als die beiden Heere in Schlachtordnung einander gegenüberstanden, trat Mettius Fufetius, der Anführer der Albaner, in die Mitte und schlug dem Tullus Hostilius vor, ihre Streitsache durch den Kampf von nur wenigen Kriegern entscheiden zu lassen. Der Vorschlag gefiel dem römischen Könige. Nun befanden sich aber zufällig in beiden Heeren Drillingsbrüder, bei den Römern die Horätier, bei den Albanern die Curiätier. Diese erboten sich zum Kampfe. Derselbe begann unter den Augen beider Heere, und nach langem, heftigem Ringen lagen endlich zwei Römer tot am Boden. Jubelnd sahen die Albaner ihrem Falle zu, und schon zitterten die Römer hoffnungslos für den Ausgadg. Da griff der letzte Horatier zu einer List. Er war noch unverletzt, während die drei Curiätier mehr oder weniger durch Wunden entkräftet waren. Scheinbar nahm er die Flucht,

6. Bd. 2 - S. 141

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
141 Viertes Kap. Römische Geschichte. legen Willen, zur Schlacht. An den Ufern des A ufi du s (*) bei dem Flecken Canna wurde sie geliefert, die verderblichste für Rom in seiner ganzen Geschichte. An diesem Tage sieten 45,000 Bürger, es fielen 80 Senatoren, viele Consnlaren und Staatsbeamte und die Blüthe der Ritterschaft. Aemilius Paulus nahm einen schönen Tod, Terenti us Varrò die Flucht. Dennoch ging ihm der Senat- um des Volkes Muth zu erhalten — dankend entgegen, dafür, daß er am Heile des Vaterlandes nicht verzweifelt. §. 88. Folgen derselben. Dies war das Zenith von Hannibals Glück und Ruhm. Das erste begann jezt zu sinken, der zweite nie. Zwar werfen ihm Viele vor, daß er nach dem großen Siege nicht schnell, wie Maharbal wollte, das Kapitol gcstürmet: und in der That ist es ein wichtige- res Talent, Siege zu benüzen, als Schlachten zu gewinnen; aber daß der Tag bei Canna ohne entscheidende Folgen blieb, lag wohl in den Umständen und nicht in Hannibal's Schuld. Mit 26,000 Mann war er von den Alpen hinabgestiegen, und hatte seitdem, außer der gallischen Hilfe, keine bedeutende Verstärkung erhalten. Wie konnte er nun, im dritten Feldzuge, nach so vielen Gefechten und vier groß- ßen Schlachten, stark genug seyn, das zwar bluttriefende, aber noch immer an Volk und Waffen reiche Rom anzugreifen; Rom, dessen eigenthümlicher Charakter darin bestand, nach Unfällen am furchtbar- sten zu seyn? Daher, um nicht die Frucht der Siege durch Verwegen- heit zu vertieren, beschloß Hannibal, bevor er das Größte wagte, durch Gewinnung der römischen Bundesgenossen sich zu verstärken, und karthagische Hilfe zu erwarten. Auch fielen jezt die meisten Völker des unteren Italiens ab von dem längst gehaßten Rom. Solches that auch Campanie» mit seiner Hauptstadt Cap na. 2n diesem schönen, von der Natur überreich begabten Lande (**), dessen schwel- gerische Einwohner keine Kunst höher, als jene des Genusses schäz- ten, nahm Hannibal die Winterquartiere. Unmäßigkeit und Wollüste entnervten daselbst seine Krieger: nach geschmecktem Uebersiusse schie- nen Entsagung und Mühseligkeit unerträglich. Aber vergebens begehrte Hannibal Verstärkung von Karthago. Hanno bcharrte bei seiner Anfeindung des barkinischen Hauses, und da dieses auf den Krieg seine Größe baute; so erhob jener sich (*) Gleich nach der trasimenischen Schlacht war Unteritalien derschan- plaz des Krieges geworden. (**) Omnium non modo Italia, scd toto orbe terrarum, pulcherrima Campania« plaga est. Nihil mollius coclo, nihil uberius solo : ideo Liberi Cererisque certame» dicitur. Florus.

7. Das Mittelalter - S. 87

1884 - Mainz : Kirchheim
Sein Privatleben. °' Hühnern und Tauben, auch hielt man als Ziervögel Pfauen, Enten und Turteltauben. Die Aufsichtsbeamten mußten zu Weihnachten ein genaues Verzeichnis von dem ganzen Bestände an Vieh, Getreide, Wein, Honig, Eiern, Wolle n. s. w. einreichen, am Palmsonntag den Geldertrag abliefern und Rechnung ablegen. Wenn Karl feine Güter bereifte, was fehr oft geschah, fo war er ganz Landwirt und vergaß den König und Staatsmann; er nahm alles selbst in Augenschein, ordnete Verbesserungen an, prüfte die Bauanschläge und sah die Rechnungen nach, in welche alles bis aufs Kleinste, selbst jedes verkaufte Ei, eingetragen sein mußte. 6. Karls Privatleben und Tod. So groß Karl iu allen Verhülltnissen des öffentlichen Lebens war, fo liebenswürdig erscheint er irrt Privatleben. Wie er seiner Mutter stets die höchste Ehrfurcht erwies, so war er feiner Schwester Gisla ein liebevoller Bruder, feiner (Zweiten) Gemahlin Hildegard ein zärtlicher Gatte, feinen Kindern ein sorgsamer Vater. Seine Söhne ließ er nicht nur in den Waffen üben, sondern er war auch mit der größten Sorgfalt für ihre geistige Bildung bemüht. Eben so sorgte er dafür, daß feine Töchter, an denen er mit ganzer Seele hing, nicht nur in den weiblichen Künsten des Spinnens, Webens und Wirkens, sondern auch iu den Wissenschaften unterrichtet würden. Nie mochte er sie von feiner Seite lassen, und nicht bloß bei Tische mußten sie neben ihm fitzen, sondern sie begleiteten ihn auch auf feinen Reifen, gingen mit ihm auf die Jagd, und selbst auf feinen Kriegszügen trennte er sich nicht von ihnen. In feiner Lebensweise war er außerordentlich einfach. Niemand konnte müßiger fein in Speise und Trank. An seiner gewöhnlichen Mittagstafel gab es nur 4 Gerichte, außer dem Braten, den er von den Jägern am Bratspieß herbeibringen ließ, und den er fehr gern atz. Gastmähler fanden nur selten und an besonders festlichen Tagen statt; dann fah er aber auch gern recht viele Leute bei sich. Wein trank er wenig, selten mehr als dreimal bei Tische, und nichts verabscheute er mehr, als Trunkenheit; dagegen wurde es ihm fehr schwer, an Fasttagen ohne alle Speise fertig zu werden, und er meinte, das Fasten schade ihm. Zur Unterhaltung ließ er sich bei Tafel etwas von den Thaten der alten Könige, auch wohl aus den Schriften des heiligen Augustin vorlesen; auch liebte er bei Tische Saitenfpiel und Gesang. Nach der Mahlzeit pflegte er 2—3 Stunden zu schlafen;

8. Geschichte des Altertums - S. 20

1895 - Freiburg im Breisgau : Herder
20 Das Altertum. Die orientalischen Völker. Vorrichtungen (jetzt Schaduf genannt) gesorgt htte. Seit Jahrtausenden wird das Anschwellen des Flusses durch angelegte Brunnenschachte ein solcher alter Nilmesser" befindet sich noch auf der Insel Elefantine bei Syene und ist wiederhergestellt beobachtet und die Bewsserung geregelt. Sechzehn Ellen" mute einst der Flu steigen, sollte das ganze Land seines Segens teilhaftig werden. Griechische Kunst hat selbst diesen natrlichen Vorgang in fesselndem Bilde darzustellen verstanden. Wer kennt nicht die Nilstatue der vatikanischen Sammlung? Wie munter spielen und klettern die herzigen Knblein an dem mchtigen Gotte herum, und mit welchem Stolze schaut der sechzehnte Bursche von der erklommenen Hhe mitten aus dem reichen Fll-hrne! Heutzutage reicht dieser Stand nicht mehr aus, da die Ufer durch den Schlamm und den Flugsand sich mehr und mehr erhht haben. Um das Wasser auf die Felder zu leiten, werden die Dmme durchstochen. Der Flu hat das Volk gelehrt, angeleitet und erzogen. So groen Segen er spendet und so gnstig das Klima scheint, ohne unablssige Vorsorge und strenge Regelung der Bewsserung knnte der gypter nicht seines Daseins froh werden. Naturnotwendigkeit fhrte im Nilthal zur Bildung eines festen Staates. Acht Monate hindurch, vom April bis zum Dezember, herrscht Glh-Hitze, die nur durch die Khle des Wassers und den erfrischenden Nordwest gemildert wird. Im Mrz und April blst von Sdost her kochend wie aus Ofens Rachen" der gefrchtete Chamsin, d. h. der Wind der 50 Tage, so genannt, weil er in den 50 Tagen nach der Frhjahrs-Tag- und Nacht-gleiche, aber nicht anhaltend was allem Leben den Tod brchte , sondern manchmal weht. Das gyptische Jahr zerfllt in drei Jahreszeiten: vier Monate der Aussaat und des Wachsens (November bis Februar), vier Ernte-monate (Mrz bis Juni) und vier Monate der berschwemmung. Wenn man in diesem fruchtbaren Lande eine reiche Flora erwartet, so irrt man vollstndig; denn bei aller ppigkeit der Vegetation herrscht die grte Einfrmigkeit. Mit Wohlgefallen ruht zwar das Auge auf den un-absehbaren Korn- und Kleefeldern; aber keine Wiese, kein Wald, keine wild wachsende Pflanze verleiht der Landschaft den Reiz des Wechsels. Waldes-bitficht und Sumpfwildnis ist zu Ackerland geworden. Noch finden sich im flieenden und stehenben Gewsser drei Wasserrosen: Nymphaea Lotus, Nym-phaea caerulea und Nelumbium speciosum, deren Wurzeln und Samenkrner (Nillinsen) dem Armen zur Nahrung dienten; bagegen ist die einst wuchernbe Papyrus staube (Cyperus papyrus), ehemals eine der wichtig-sten Pflanzen gyptens, das Wappen des Delta, gnzlich verschwunben. Der Mangel an Bauholz hat keinem Beherrscher gyptens den Bau einer Flotte ver-stattet, wenn ihm nicht die Wlber Syriens ober Cyperns ihre Cypressen-

9. Geschichte des Altertums - S. 22

1895 - Freiburg im Breisgau : Herder
22 Das Altertum. Die orientalischen Völker. mit dem Semitischen verwandten Sprache Chamiten, ein wohlgebauter Menschen-schlag von praktischem Verstnde und groer Thatkraft, heiterer Stimmung nicht feinb, aber von der harten Notwendigkeit gedrckt, daher zurckhaltend und Pfiffig. Aller Wahrscheinlichkeit nach wanderten die gypter aus Asien der die Landenge von Suez in das Nilthal ein. Verwandt mit ihnen sind die dunkelfarbigen thiopier der Griechen, welche erst im 9. Jahr-hundert v. Chr. den mchtigen Priesterstaat von Meroe (im heutigen Sennaar) bildeten. Die gyptische Kultur kann also nicht von hier entstammen; sie ist ebensowenig eine Tochter der indischen. Diese thiopier, nicht die spter so genannten Bewohner des Hochlandes von Habesch, sind die Kuschiten der biblischen berlieferung. Denn sie nennt als Shne Chams: Mizraim, d. i. gypten (entweder eine Dualform zur Bezeichnung der zwei schon in ltester Zeit unterschiedenen Teile des Landes: Sdland [To-res, To-qem] = Obergypten, und Nordland [To-mera, To-meli] = Untergypten, oder eine Lokativform), und Kusch, das elende" Wstenland, oberhalb des zweiten Kataraktes bei Wadi Hlfet. Die Kultur nahm ihren Ausgang von Ober-gypten und wanderte den Lauf des Stromes hinauf. Die Geschichte wei nichts darber, wann die Einigung der beiden Lande" des Lotus und des Papyrus erfolgte. Die Verschmelzung zu einem Staate wird dem ersten menschlichen Herrscher Menes (Mena) zugeschrieben, vollzog sich aber wohl allmhlich, ebenso wie die Verbindung der einzelnen Gaue, in die das Land ursprnglich zerfiel. Diese kleinen Gemeindewesen blieben im Einheitsstaate als Verwaltungsbezirke (hesep, griechisch vo/jloq) erhalten und hatten je vier Unterabteilungen: die Hauptstadt (nut), das Fruchtland (nu), die Marschen (peli u), die Kanle (mer). Jeder Gau besa seine eigentmlichen Götter, heiligen Tiere, Feste, Priester und Statthalter (ha). Die Zahl der Nomen schwankte; es kamen auf Obergypten 22; ebensoviele rechnete man auf das Delta. Die Vereinigung von Ober- und Untergypten ging vom Sden aus. Wenigstens bezeichnet der gyptische Priester Manetho den ersten König des Gesamtreiches als Obergypter, als Thiniten (aus Thinis bei dem heiligen Abud, griechisch Abydos), und die Sage schreibt ihm die Grndung der ersten Hauptstadt Memphis (Man-nofer gute Wohnung) an der Gabelungs-stelle des Delta, des Schlssels von gypten", zu. Von der einst gewal-tigen Stadt der Lebenden sind kaum mehr Spuren vorhanden. Nur Trmmer-Hgel und die Pyramidenreihe der einftigen Totenstadt bei Kairo zeugen von der Vergangenheit. Bei den Drfern Karnak und Luksor liegen die Trmmer der zweiten Weltstadt gyptens, der Amon- Stadt Theben (T-ape), die spter als Memphis zur Bedeutung gelangte.

10. Geschichte des Altertums - S. 67

1895 - Freiburg im Breisgau : Herder
Das Volk Israel. 67 Der groe Reichtum der Städte reizte die assyrischen und die gyptischen Groherren zur Eroberung. Die Einwanderung der Philister aus Kaphtor (Kreta?) war auch nicht ohne Erschtterung Phnikiens geschehen. Sidon kam 678 in assyrische Gewalt. Dem Nebukadnezar trotzte Tyrus lngere Zeit. Die Bewohner gaben wohl die alte Stadt auf dem Festlande auf und flchteten sich in die Jnselstadt, die als Neu-Tyrus aufblhte. Die andern Städte fgten sich der fremden Oberherrschaft und lebten gegen Zahlung eines Tributs nach ihren hergebrachten Einrichtungen. Nur tyrannischer Druck trieb sie zur Emprung gegen den Perserknig Ochus (362340). Sidon, von seinem Könige Tenues verraten und von den gyptischen Sldnern berliefert, wurde von den eigenen Bewohnern in Brand gesteckt; die Verzweifelten strzten sich mit ihren Angehrigen in die Flammen (351). Tyrus wurde 322 durch Alexander d. Gr. zerstrt, welcher dadurch dem griechischen Nationalhasse ein Opfer brachte. Als der Eroberer durch die Grndung von Alexandrien dem Welthandel einen andern Stapelplatz anwies, verkmmerten die phnikischen Städte rettungslos; nur Berytus (Beirut) ist in neuerer Zeit wieder zu groer Bedeutung gelangt. B. Pas Molk Israel. a. Das Land Palstina und seine Bewohner. Palstina, das Land der die Kstenebenen Saron und Sephela be-wohnenden chamitischen Philister, nannten die Griechen den sdwestlichen Teil des syrischen Hochlandes (Kanaan), welcher sich vom Fue des zu 3000 m Hhe ansteigenden Hermon oder Antilibanon, dem der Jordan (d. i. Flu) entquillt, bis an die oasenreiche, von den Schluchten im Sommer versiegender Bergstrme durchrissene Wste des petrischen Arabiens in einer Lnge von etwa 90 Wegstunden erstreckt. Der Jordan teilt das Gebiet in zwei un-gleiche Hlften, die West- und die ostjordanischen Plateaulnder, die sich zu beiden Seiten des Thales in schroffen, kahlen Wnden stufenfrmig erheben. Die Quellbche des Jordan sammeln sich im schilfigen See Merom (d. i. oberes Wasser); der demselben entstrmende stattliche Flu bildet nach einem kurzen Laufe von nur 21l2 Meilen den klaren, lieblichen und fischreichen See Kineroth (von Genesareth oder Tiberias), der schon 190 m unter dem Spiegel des Mittelmeeres liegt, und erreicht dann nach einem Laufe von weitern 15 Meilen, wobei er unzhlige Krmmungen und Schnellen bildet, das Becken des Toten Meeres, dessen Spiegel 394 m unter den des Mittelmeeres sich senkt. Der sdliche Teil des Bittersees bedeckt das Thal Siddim, in dem die Städte Sodom und Gomorrha lagen, ist nur 4 m tief und stt oft Massen von Asphalt aus, daher er den Namen Asphaltsee erhalten hat. Der starke Salz- 5 *
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