176
Viertes Kap. Römische Geschichte.
Aber die Cimbrer — wenn sie auch die Welttyrannin stürzten —
waren selbst wohl schwerlich zur Weltherrschaft gelangt. Dafür
hatte durch ihren Sieg zu den unterdrückten Völkern die Freiheit wic-
derkehren, und aus dein erneuten Leben unendlich mehr Gutes anf-
blühen mögen, als jemals die Römermacht schuf. Verhängnißschwer
war in jeder Annahme der Augenblick; und wer mag es Zufall
nennen, daß jezt plözlich die hervorbrechende Sonne die Cimbrer blen-
dete, und den halb gewonnenen Sieg ihnen entriß? Es erging ihnen,
nach gräßlichem Widerstande, wie den Teutonen. Selbst ihre Weiber
stritten noch von der Wagenburg mit heldenmüthiger Verzweisiung.
Die Tignriner, als sic solches Unglück vernahmen, zerstreuten sich.
Marius, der Retter Roms, hielt einen herrlichen Triumph; doch
erkannten Viele, daß die Ehre des tezten Tages dem Catnlus ge-
bühre.
tz. >46. Der Bundesgenossenkrieg.
Für Rom selbst wurden die Siege des Marius fast so verderblich,
als seine Niederlage gewesen wäre. Trunken von der soldatischen
Größe und des Herrschens gewohnt, glaubte er Anspruch zu haben
auf bleibende Herrschaft. Auch ward er zum scchstenmal Cónsul
(3883. 100 v. Chr.) durch die Gunst des Pöbels, dem er immer-
dar angehangen, und durch den Eifer zweier gleichgesinnter Dema-
gogen, des Tribuns L. Appulejus Saturni uns und des Prä-
tors Glaucias. Gegen dieses Triumvirat vermochten Metellus
und Sulla, die Anführer der Optimaten, für jezt noch wenig.
Metellns wurde verbannt. Sulla arbeitete im Stillen. Als aber Sa-
turninns seinen Mitwerber um's Tribunat, Nonnius, auf den Co-
mitien ermorden ließ, und Glaucias dasselbe gegen Memmius
verübte, der mit ihm das Consulat gesucht; so empörte sich das ganze
Volk, solcher Gräuel noch nicht gewohnt, gegen die Verbrecher.
Diese bemächtigten sich des Kapitols. Marius, um nicht mitschuldig
zu scheinen, verband sich mit dem Volke, und sah seine treuen Ge-
hilfen, als sie der Uebermacht sich ergaben, eines schmählichen To-
des sterben. Er selbst hielt für nöthig, sich auf einige Zeit nach
Asien zu entfernen. Metellus wurde glorreich zurückbernfen.
Nach kurzer Ruhe veranlaßte Livius Drusus noch größeren
Brand. Es ist schwer, seinen Charakter zu würdigen. Talent und
Eifer schreiben ihm Alle, die Meisten auch edle Gesinnungen zu (*) ;
aber, was er tbat, wirkte schädlich, und es war sein Leben, wie
(*) Er isi's. der sein Haus dergestalt erbaut haben wollte, daß alle Men-
schen sähen, was er darin begänne. Ein Zug, in welchem Rousseau die
remile und erhabenste Tugend erblickt.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T55: [Rom Krieg Römer Jahr Heer Cäsar Hannibal Pompejus Marius Schlacht], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz]]
TM Hauptwörter (200): [T162: [Jahr Rom Senat Plebejer Volk Gracchus Cicero Gesetz Konsul Marius], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T27: [Krieg Römer Rom Hannibal Karthager Karthago Jahr Scipio Spanien Rmer]]
Extrahierte Personennamen: Marius Marius Marius Marius L._Appulejus_Saturni Sulla Metellns Sulla Marius Marius Metellus Livius_Drusus
178
Viertes Kap. Römische Geschichte.
einem Tage mittelst geheimer Befehle ermorden, ging über's Meer,
besezte die Inseln, besezte Thracien, Makedonien, einen Theil von
Griechenland mit Athen, und hatte den Plan, die Völker vom Ta-
nais bis an die Alpen in einen großen Bund zum Angriff auf Italien
zu sammeln. Die Gefahr schien größer, als beim cimbrischen Kriege.
§. 47. Sulla. Erster Bürgerkrieg (*).
Sie ging vorüber. Die Weisheit des Senates besänftigte die
Bundesgenossen; Sulla's Genie und Glück besiegten Mithridat-
Der Senat, nachdem L. Jul. Cäsar, Cn. Pompejus
Strabo, Marius und Sulla über die Bundesgenossen verschie-
dene Siege erfochten, gab denjenigen, welche treu geblieben (als
vielen Lateinern und Umbrern), hierauf solchen, welche zur Treue
zurückkehrten, das Bürgerrecht. Die Uebrigen — besonders nach
des Silo Poppädius (ihres besten Feldherrn) Tode — wurden
ohne Mühe einzeln besiegt, und erhielten fast gleiche Bedingungen.
Auf solche Weise wurde ganz Italien Rom: allerdings gerecht,
da Rom durch Italiens Kräfte so groß geworden. Auch kam, durch
die Vergrößerung des Hauptes, die Gebieterin der Welt zu einer
festeren Grundlage der Macht. Aber um so unzureichender wur-
den die alten Formen und um so gefährlicher die ganze Verfassung.
Die Bewegungen der römischen Stadtgemeinde seztcn sich nun über
ganz Italien fort, und wuchsen an Furchtbarkeit, wie an Umfang.
Aus dem Zusammenflüsse von so ungleichen Interessen entstand ein
beständiger Conflikt derselben. Hinfort wurde fast unmöglich, eine
Gemeinschaft des Entschlusses zu bewirken, und es mochte der
verworfenste Rottenführer, wenn er in Rom übermannt war, in den
Leidenschaften und Vorurtheilen Italiens eine gesezliche Stüze finden.
Ja es wurde — bei der Unmöglichkeit, eine so ungeheuere Bürgerliste
in Ordnung zu erhalten — leicht, auch Sklaven und Fremde unter
die Stimmenden zu schwärzen. Die allerdings weise Maßregel, wor-
nach man aus den adoptirten Bundesgenossen, anstatt sie in die alten
Tribus zu vertheilen, acht eigene Tribus bildete, und hiedurch jenen
das Uebergewicht auf den Comitien sicherte, verminderte zwar das
Unheil, aber hob es nicht. Schon der Streit um dieses wiederholt
gegebene und widerrufene Gesez tränkte mehrmals Italien mit Blut.
Sonach war der Bundesgenossen-Krieg nicht nur Vor-
spiel und Anleitung zu den Bürger-Kriegen, wie die Schrift-
steller sagen, sondern auch die Quelle derselben und die Ursache
(*) L.sachse's Lebensgeschichte desdiktator Sulla. Leip.sommer. 1791.
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
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Extrahierte Personennamen: Sulla Cäsar Pompejus
Strabo Marius Marius Sulla Sulla
169
Viertes Kap. Römische Geschichte.
tz. 33. Pompejus. Crassus. Casar.
Immer mehr werden jezt die Schicksale Roms und der Welt won
den Charakteren, Leidenschaften und Interessen einzelner Mäncr ab-
" hängig (*). Zwar schon früher und meistens hatten dergleichen Häup-
ter, als ein Brutus, C a m i l l n s, R e g u ln s, S c i p i o n. A., hervor-
geglänzt, hatten der Menge den Impuls und dem wankenden Schicksale
die Entscheidung gegeben: aber, wie groß auch ihr Einfluß war, immer
konnte man sie als auserlesene Organe oder als verstärkten Ausdruck
der allgemeinen Gesinnung, als die edelsten Werkzeuge der all-
gemeinen Kraft betrachten. Erst seit Marius Zeiten kommen
jene berrischen Charaktere vor, deren persönliche Interessen der
Schlüssel aller Verhandlungen, der Hebel aller Bestrebungen, der
Grund und Mittelpunkt von allem Wirken und Leiden des ganzen
Volkes sind. Um so verflochtener wird jezt die Geschichte und um so
nothwendiger zu ihrem Verständnisse die Schilderung jener Charaktere.
Die großen Gestalten eines P o m p e ju s, Er a ssu s, Cä sa r, Cicero,
Cato und neben ihnen verschiedene Männer des zweiten Ranges,
erfüllen jezt den Schauplaz. Ihre Geschichte ist die Geschichte Roms.
Cnejus Pompejus (der Sohn jenes Pompejus Strabo,
welchen im marianischen Kriege der Donner erschlagen), nachdem
er den rückkehrenden Sulla durch ein setbstgeworbenes Heer verstärkt,
initalien, Sicilien, Afrika die Marianer vielfältig besiegt und
den numidischen König H i a rba s gefangen hatte, wurde im 24 sten
Jahre seines Alters von Sulla mit dem Namen Imperator und
Magnus begrüßt, und hielt einen Triumph. Gegen diesen Sulla,
vor welchem Alle zitterten, wagte er bei einem Zwiste den trozigen
Ausruf: "Gedenke, daß die Menschen der ausgehenden Sonne mehr,
als der nntergehenden achten!" — und blieb in Gunst. Hierauf,
als er in dem gefährlichen Kriege gegen Sertorius und in dem
(*) Allerdings wurde die Individualität dieser Männer minder eingreifend
in die großen Verhältnisse gewesen, ja vielleicht mit ihren auffallendsten Zü-
gen gar nicht erschienen sepn, wenn nicht eine durch lebendige Ideen und "tief
gefühltes Bedürfniß mächtig bewegte Zeit sie auf den Schaüplaz großer Tha-
ten berufen, und wenn nicht die allgemeine Gährung der Gemüther, sowie
der unversöhnliche Zwiespalt der Interessen, ihnen eine willkommene Masse
von Streitkräften bereitet hätte. Aber nicht minder gewiß ist, daß, um jene
Massen sicb zu unterwerfen, um sie da oder dorthin zsslenken, und dem großen
Drama diese oder jene Entwicklung zu geben, die Individualität der Häupter
vpn entscheidender Wirkung seyn mußte, und daß immer unendlich Vieles da-
von abhängt — wiewohl das große Rad des Schicksals in seinen Umwälzun-
gen nicht durch einzelne Menschen, sondern durch den Strom der Dinge be-
besümmt wird — ob ein Brutus oder ein Crom well, ein Cäsar oder
ein Washington, ein Augustus oder ein Napoleon sich einer Revolu-
tion bemächtige.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Casar Brutus Marius Marius Cicero Cato Cnejus_Pompejus Pompejus_Strabo Sulla Sulla Magnus Magnus Sulla Brutus Cäsar Augustus Napoleon
Viertes Kap. Römische Geschichte. 13l
dann kann die Erzählung der einzelnen Eroberungen rascherund
verständlicher seyn. Auch werden ans solcher Erzählung von selbst die
Beweise und Beispiele Desjenigen hcrvorgehen, was in den beiden
vorigen Paragraphen im Allgemeinen gesagt ist.
Außer dem mittleren und unteren Italien, dem Hauptsize der
römischen Macht, waren derselben auch Sicilien, Sardinien (nebst Korsika
und den kleineren Inseln), das cisalpinische Gallien und die beiden
Hispanien — das dies- und jenseitige — als Provinzen unterthan.
Doch sezten Ligurien, Istrien und andere Strecken Oberitaliens, weit
mehr aber Hispanien den Widerstand fort, und beschäftigten die Legio-
nen. In Westen lag Karthago darnieder, und Masinissa von
Numidien war durch Politik sowohl, als durch Freundschaft an das
römische Interesse gebunden. In Norden konnten die vereinzelten galli-
schen Horden, und was sonst, noch namenlos, jenseits der Alpen herum-
schwärmte, wenig schrecken. In Osten bildeten die makedonischen
Reiche ein eigenes und wichtiges Staatensystem, stark durch Ausdehnung
und Volkszahl, aber in sich selbst die Keime der Zerstörung tragend und
bis jezt fast ohne Verkehr mit dem Abendlande.
Non den vier Hauptmächten dieses Staatcnsystemes war das eigent-
liche Macedonien durch seinen Namen, durch die natürlich feste Lage
des Landes und den soldatischen Geist der Einwohner, endlich durch
das vergleichungsweise höhere Talent seines Königs (Philipp) von
Gewicht. Aber sein beschränkter Umfang und die feindselige Stimmung
fast aller Nachbaren hinderte es an großen Entwürfen, die griechischen
Angelegenheiten beschäftigten fast ausschließend seine Politik und seine
Kraft. Auch hatte Philipp durch Tyrannei und Wortbrüchigkeit seinen
Credit geschwächt.
Griechenland, nach seiner Lage und seinem Reichthume, nach
der Zahl und dem Geiste seiner Völker, hätte unüberwindlich seyn mögen,
wäre es ein ig gewesen. Aber eine tödtlichefeindschaft herrschte zwischen
den Aetoliern und Achäern. Die Böotier und andere, mehr aber noch die
Spartaner, dachten nur für Sich; und, ungeachtet so vieler erlittenen
Demüthignngcn, wiegte Alte der Stolz und die Rückerinnerung an
die glorreiche Vorzeit in eine gefährliche Sicherheit ein. Sonst war Acto-
lien und Sparta gegen Philipp, Achaja von ihm abhängig.
Ein großes und herrliches Land, voll Menschen und Geld, diehaupt-
masse von Alexanders Eroberungen, war das syrische Reich. Aber
der Unwerth seiner Könige und die Weichlichkeit des Volkes hatten cs
kraftlos gemacht. An tiochnö M. gab ihm einiges Leben wieder, ohne
seine Grundübel zu heilen. Damals stand es mit Macedonien im Bund-
gegen das vom Anfänge verhaßte Aegypten.
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T2: [Athen Stadt Sparta Griechenland Insel Krieg Korinth Peloponnes Theben Staat]]
TM Hauptwörter (200): [T27: [Krieg Römer Rom Hannibal Karthager Karthago Jahr Scipio Spanien Rmer], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T15: [Athen Theben Sparta Griechenland Krieg Philipp Stadt Spartaner Athener König], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution]]
Extrahierte Personennamen: Philipp Philipp Philipp Philipp Philipp Philipp Alexanders Alexanders
268 Erstes Kap. Bürgerlicher Zustand.
erklärung für nothwendig zu gerechter Feindseligkeit, und die Fe-
cialen verrichteten dieses Geschäft, so wie auch die Schließung vou
Frieden und Bündnissen, unter religiösen Gebräuchen: aber damit
glaubten sie auch, sey Alles gethan. An dem Feinde erkannten sie
kaum ein Menschenrecht mehr; und nur sklavische Göttcrfurcht be-
wachte die beschworene Treue. Doch der Aberglaube ersann Mittel
der Erpiation, und leicht fand die Leidenschaft den Vorwand des
Bruches. An die Namen von Caudium, Numantia, Karthago,
Korinth, Perseus, Jugurtha — an die Namen aller Länder
und Völker und Könige, die ihr Unglück mit Rom in Derhältniß
brachte, sind häßliche, abscheuliche, zum Thcile schauderhafte Erinne-
rungen geknüpft. Die äußere Geschichte Roms ist ein fortlau-
fender Frevel (*).
Iii. Geseze und Sitten (**).
§.18. Ueberhaupt.
Dieser Zeitraum hat keine so großen Gesezgcber, als der vorige
erzeugt. Kein würdiger Nachfolger eines Solon, eines Numa wird
genannt. Auch scheint die Wiegeuzcit der Staaten die günstigste für
die Schöpfungen eines legislatorischen Genies. Ist einmal einer Na-
tion durch längere Dauer ein bestimmter Charakter eingeprägt, haben
ihre Sitten und Gebräuche Consistenz erhalten; so läßt sich wohl theil-
weis verbessern oder anders gestalten, aber eine völlige Umschaffung
oder Wiedergeburt ist schwerer.
In der That ist, was wir von Gcsezen dieses Zeitraumes zu sagen
haben, meist nur Stückwerk, durch das Bedürfniß des Augenblicks
und lokaler Verhältnisse diktirt, keineswegs aber das Ergebniß eines
Systems oder einer wissenschaftlichen Gesezgebung. Zwar sind zu einer
solchen in den Werken der Griechen, vorzüglich in den aristote-
lischen Schriften, schäzbare Materialien enthalten; und die Römer
(zumal Cicero) haben selbe benüzt: aber in der Ausübung fin-
den wir noch wenig Spur wissenschaftlicher Grundsäze oder eines all-
gemeinen Fortschreitens der Gesezgebungskunst.
Auch haben die Hauptvölker noch insgesammt ihre besonderen Cha-
raktere, ihre eigenen Nationalphysiognomieen beibehalten: ein jedes
(*) Raptores orbis, postquam cuncta vastantibus defuere terrae, et mare
scrutantur. Si locuples hostis est, avari, si pauper, ambitiosi, quos non
oriens non occidens satiaverit; soli omnium opes atque inopiam pari allectu
concupiscunt. Auferre, trucidare, rapere falsis nominibus imperium; atque,
ubi solitudinem faciunt, pacem appellant. Tacit. Agrie.
(**) Gvguets Untersuchungen von dem Urspning der Geseze, Künste
und Wissenschaften u. s. w. aus dem Französischen im Ausz. und neu bea»
beitet von Sattler. Nürnberg 17l6.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T55: [Rom Krieg Römer Jahr Heer Cäsar Hannibal Pompejus Marius Schlacht]]
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262
Erstes Kap. Bürgerlicher Zustand.
siasmus für die hie und da erscheinenden einzelnen Schönheiten. Wie
ließe sich von Griechen etwas Anderes gedenken? —Die Gesezgeber
fühlten ihre Ohnmacht gegen den Hang der Natur, und duldeten meist
den Verkehr mit Hetären, welcher in späteren Zeiten fast allgemein
ward. Der freiere Umgang mit Männern, und zwar mit den aus-
gezeichnetsten Männern, gab den Hetären (cs waren meist Skla-
vinnen oder Fremde; Bürgerinnen, wenn sie dieses Gcwerb ergriffen,
verloren das Bürgerrecht) einen hohen Grad von Bildung; ihr geist-
voller, gefälliger Umgang mochte selbst den Ernst des Philosophen
anfheitern, und an vielen wurde selbst die Schönheit der Seele (so
weit sie verträglich ist mit solchem Stande) nicht minder gerühmt,
als jene des Körpers. Auch wurde den berühmtesten ans ihnen —
zwar keine bürgerliche Achtung, aber — eine der Vergötterung sich
nähernde, leidenschaftliche Huldigung im Leben und im Tode gezollt.
Die Namen einer Lais, einer Phryne wurden über ganz Griechen-
land mit Entzücken genannt;' Dichter und Künstler verewigten sie.
Kein prächtigeres Monnment gab cs in Hellas, als jenes, welches
unfern Athen Harpalns seiner geliebten Pythionice errichtete;
Lamia beherrschte, selbst noch alternd, den stolzen Demetrius,
den Städtebezwinger; und früher war Aspasia Genossin von Pe-
rikles Macht und Ruhm. Die Zahl der Hetären war sehr groß.
2n Korinth zählte man tausend Priesterinnen der Venus. Allmätig
nahmen auch freie Mädchen und Matronen die Sitten der Hetären
an, aber nicht ihre Liebenswürdigkeit.
Einen grellen Kontrast mit den leidenschaftlichen Verehrern der
Schönheit bildeten die Weiberfeinde (Misogyne), deren es in Grie-
chenland in ansehnlicher Menge und znm Theit unter den ausgezeich-
netsten Männern gab. Euripides war Misogyn. Melancholisches
Temperament, Bizarrerie oder unglückliche Liebe waren die Quellen
dieser Krankheit.
Die väterliche Gewalt bei den Griechen, wie bei den meisten
alten Völkern, war groß. Das neugeborene Kind, wenn es gebrech-
lich schien, oder der Vater sich zu dürftig für dessen Erziehung hielt,
mochte dieser zum Tode oder zur Aussezung verdammen. Wer cs
im lezten Falle anfnahm, behielt cs als Sklave. Die Spartaner
tödteten regelmäßig die schwächlichen Kinder; in Theben und weni-
gen anderen Städten hielt das Gesez diese Barbarei hintan. Allent-
halben in Griechenland wurde über die Erziehung sorgfältig ge-
wacht. Der Grnndsaz war herrschend, daß der Heranwachsende für
den Staat müsse erzogen werden. Daher stand entweder, wie in A then,
hie häusliche Erziehung unter Aufsicht und Leitung der Magistrate,
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T31: [Athen Athener Spartaner Flotte Perser Stadt Sparta Krieg Schlacht Griechenland], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
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Extrahierte Personennamen: Ernst Athen_Harpalns Aspasia
277
Zweites Kap. Religion.
selbe war — so wie Numa sie einführte (*) — hetrurischen Ur-
sprungs, aber gleichwohl in den meisten Stücken der griechischen
ähnlich. Auch mochte schon in den frühesten Zeiten auf mancherlei
Wegen die griechische Mythologie nach Italien gelangt seyn, und
der nachmalige nähere Verkehr der Römer mit den Griechen veran-
laßte noch eine genauere Gleichförmigkeit. Wir treffen in Rom die-
selben Gottheiten, wie in Hellas, nur mit verändertem Namen, die-
selben Göttergeschichten, nur minder poetisch, und sehr ähnliche Ge-
bräuche an, nur etwas modifiât nach den übrigen Begriffen und
Verhältnissen der Römer und vermehrt durch einige Nationalgötter
(wie Aeneas, Quirinus re.) und andere, welche eigens die Klngs
heit der Gesezgeber zu moralischen oder politischen Zwecken geschaffen,
als Fides, Terminus n. s. w. So finden wir auch eine ganz
ähnliche Gottesverehrung durch Gebete, Opfer (leider auch Men-
schenopfer! * **), vielerlei Feste, Spiele und Mysterien. Von den hei-
ligen Spielen (den circensischen, amphitheatralischen und
scenischen) wird an einem anderen Orte die Rede seyn. Die My-
sterien waren der Ceres, Proserpina, Bona Dca und dem
Bacchus geweiht, aber minder wichtig, als die griechischen. Der
Tempel waren viele, die meisten prächtig; airch wurde in Hainen,
Höhlen rc. die Gottheit verehrt.
Das Detail der römischen Mythologie kann ich wohl bei meinen
Lesern voraussezen. Doch ist nicht dieses oder das blose Gerüste,
das Materielle der römischen Religion, was den Welthistoriker in-
tereffirt, sondern der innere Charakter derselben und ihr Verhält-
niß zum Staate und zur allgemeinen Kultur.
Die Römer waren sehr religiös. Kein öffentliches, kein wichti-
geres Privatgeschäft wurde ohne Anrufung der Götter und ohne reli-
giöse Gebräuche begangen. Sie glaubten sich ringsum von Göttern
umgeben, den Zeugen ihrer geheimsten Handlungen, den Rächern des
Lasters, den Leitern und selbst Verkündern des Schicksals. Rom war
schon Herrscherin der Welt, als dieser fromme Sinn noch währte.
Erst in den Zeiten der Bürgerkriege lehrte die griechische Philosophie
die Römer zweifeln; und später riß mit dem äußersten Sittenver-
derbniffe auch Unglaube in den höheren Ständen ein. Wenn wir die
('•*) Schon Romulus soll sechzig Priester aus den angesehensten Männern
gewählt haben. Aber erst sein Nachfolger gab — gleichfalls der Sage nach —
dem Religionswesen eine feste Gestalt.
(**) In großen Gefahren, als bei einigen gallischen Kriegen, wurden
Menschen geschlachtet. Nach der Niederlage bei Canna begrub man vier
Personen lebendig. Der mildere Gebrauch, alljährlich eine Zahl Menschen-
figuren in die Tiber zu werfen, floß wohl ursprünglich aus derselben Quelle.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T53: [Rom Stadt König Romulus Tempel Römer Sohn Forum Zeit Alba], T63: [Jahr Senat Plebejer Gesetz Volk Recht Staat Bürger Gewalt Rom]]
TM Hauptwörter (200): [T120: [Gott Göttin Zeus Tempel Sohn Gottheit Priester Erde Mensch Opfer], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz]]
Extrahierte Personennamen: Canna
Extrahierte Ortsnamen: Italien Rom Hellas Bona_Dca
278
Zweites Kap. Religion.
Erzählungen des Livius und Plutarch lesen (welche wenigstens
den Ton der betreffenden Zeiten, bei Plutarch auch wohl seine eigene
Sinnesweise, schildern), wenn wir selbst einen Cicero von einem
Traume, als einer von Gott eingegebenen Ahnung, sprechen hören
(de divin. I. 28.); so können wir nicht verkennen, daß nicht nur Fröm-
migkeit, sondern abergläubische Gcmüthsart und meist sklavische
Götterfurcht ein Hanptzug des Römercharakters bei Großen und Kleinen
gewesen.
Trefflich hatten die ersten Gründer des Staates sowohl, als seine
folgenden Häupter, diesen religiösen Sinn genüzt und gcpffcgt. Sie
hatten ihn zu einer Hauptstüze der Verfassung, znm Triebwerke des
Gehorsams und des patriotischen Eifers, znm Erhalter der politischen
Tugend gemacht. Die Religion war das kostbarste Staatseigen-
t h u m; sie antasten hieß gegen die Majestät des Volkes sündigen (*).
Hinwieder wurde für Gottlosigkeit gehalten, die Fahnen zu verlassen,
den Magistraten nicht zu gehorchen, gegen den Vorzug edler Ge-
schlechter zu kämpfen. Ohne diese heilige Waffe wären die Patrizier
viel früher und vollständiger der Plebs erlegen. Alle schwereren Pflich-
ten, alle härteren Opfer wurden den Bürgern im Namen der Götter
aufgelegt; alle Tugenden, an deren Erhaltung dem Staate lag,
wurden zu Religionspflichten gestempelt; jedes Widerstreben wurde
durch Autorität des Himmels gedämpft.
Daher konnten die griechischen Götterfabeln, in so fern sie blos
Dichterphantasie und theils von belustigender, theils von sitten-
verderblicher Wirkung waren, in Rom keinen Eingang finden. Hier
wurde nur ausgenommen, was p o li t isch - nü z ti ch schien. Der Charak-
ter der römischen Religion blieb ernst und feierlich; sie reichte den Aus-
schweifungen weder Deckmantel, noch Entschuldigung dar, sondern
schärfte die Gebote der Sittlichkeit und des Rechts durch eine höhere
Sanktion ein. Jedoch nicht des öffentlichen Rechts; denn da sie
Staatsmaschine und Dienstmagd der Politik war, so gebrauchte
man sie (bei Kriegserklärungen, Friedensschlüssen und Bündnissen
waren Priester, die Fccialen, nöthig) zur Beschwichtigung des Ge-
wissens, zur Aufrichtung des Selbstvertrauens in den abscheulichsten
Kriegen und zur Beschönigung der gröbsten Attentate gegen das Völ-
kerrecht.
Aus demselben Grllnde, daß die Religion in Rom mehr znm Besten
des Staates, als jenem der Bürger vorhanden war, floß auch
die Unbestimmtheit ihrer Unsterblichkeitslehre. Es scheint die-
(') Auch die Sacra prirat« (Hausgottesdienst) mußten vom Volte gebilligt seyn.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T63: [Jahr Senat Plebejer Gesetz Volk Recht Staat Bürger Gewalt Rom], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
202
Drittes Kap. Kunst und Wissenschaft.
Nicht blos die eigentliche Tonkunst wurde darunter verstanden; ge-
wöhnlich rechnete man auch Deklamation, Tanz und Geber-
dcnspiet, Poesie und Redekunst dazu (*); oder überhaupt alle
geistige Uebungen (daher die uyooyss /jcva/Kc), im Gcgensaze
der yvvvty.c'y, oder endlich in noch größerer Allgemeinheit Alles,
worauf sich der Begriff der Harmonie natürlich oder figürlich au-
wenden laßt, sonach fast das ganze Gebiet sowohl der spekulativen
Wissenschaften, als der praktischen Philosophie und die wirkliche Tu-
gendübung. Diese schwärmerische Erweiterung des Begriffes galt vor-
züglich in der pythagoreischen Schule, wie wir unten bemerken wer-
den. Für sezt haben wir nur von der Tonkunst zu reden.
Schon in frühen Zeiten lernten die Griechen dieselbe kennen,
im Geleite der Poesie und der sanfteren Gesittung. Die ältesten Dich-
ter und so auch die meisten ihrer Nachfolger waren zugleich Tonkünst-
ler, was den Eindruck ihrer Gesänge verstärkte. Daher der Musik
nicht minder, als der Dichtkunst die erste Civilisirung der Nation
zugeschrieben wird. Deßwegcn, und weil man ihre mächtige Wirkung
auf die Gemüther fortwährend erkannte, hielten die größten Gesezge-
der und einsichtsvollsten Magistrate für uothwendig, sie durch Anstal-
ten und Verordnungen zu begünstigen, und nn't Strenge über ihrer
Erhaltung zu wachen (**). Man gebrauchte sie beim Gottesdienste,
bei Volksversammlungen, bei jeder öffentlichen und Privatfeicr; un-
wissend darin zu seyu, war Schande. Aber ihr Charakter war Würde
und Ernst, Vergnügen nur ein untergeordneter Zweck. Den Sturm
der Leidenschaften sollte sie besänftigen, nicht erregen. So wurden bei
Gastmalen Götter- und Heldenhymnen gesungen, um die Ausschwei-
fungen des Trunkes zu verhindern; so folgte eine Zahl Flötenspieler
den Spartanern in die Schlacht, um den Ungestüm der jungen Krie-
ger zu mäßigen u. s. f. Bei solcher Anwendung schien auch wichtig,
den wohlbcrechneten Erfolg durch unveränderte Beibehaltung dersel-
den Instrumente, Tonarten und Saugweisen zu sichern. Aber die
Einführung der Musik auf das Theater, mehr noch der allgemein ein-
reißeude Hang des Vergnügens, änderte nach und nach ihren Cha-
rakter. Die Musik wurde künstlicher, vollkommener, aber auch wei-
cher, üppiger, gefährlicher für Phantasie und Herz. Solche Aende-
(*) Die Wunder, die man von der Musik erzählt, konnten nur von der
vereinten Wirkling jener Künste herrühren. So muß die Mythe von der
Lever Amphion's, so die Sage von Terpander, der durch die Musik
einen Aufruhr dämpfte, verstanden werden.
(**) Plato behauptete, daß Neuerungen in die Musik einführen so viel
heiße, als die Grundfesten des Staates erschüttern.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Mathematische und Physik. Wissenschasten. 305
und die Thorheiten der Magie, die ans dem Fetischmns und Pric-
stcrbetrng hcrvorgegangcn, benahmen dem Forschungsgeiste die Flüget.
Einige große Geister (wie Demokrit) warfen die Fesseln von
sich; doch konnten sie nur Licht in einzelne Räume bringen. Die Zweige
der Naturkunde, die dem gemeinen Bedürfnisse näher tagen, wurden
nicht ohne Erfolg bearbeitet, insbesondere die Metallurgie und
soviel von der Chemie, als die Fabriken und Gewerbe und auch
die Medizin zu ihrem unmittelbaren Gebrauche erheischten.
Die Arzneikunde hatte sich zuerst von der Philosophie und von
den übrigen Wissenschaften gesondert, um einen eigenen Gang zu
gehen, ohne jedoch von dem bald hemmenden, bald befördernden Ein-
fluß derselben befreit zu werden. Noch weniger machte sie sich vom
Aberglauben los; lange Zeit suchten die Kranken in Tempeln Ge-
nesung. Die Priester derselben bewahrten die Kenntniß verschiedener
Heilmittel als Geheimnisse, und überall wurde die Arzneiknnde nur
empirisch, nicht rationell getrieben. Der unvollkommene Zustand
der Naturwissenschaft hielt sie in unvermeidlicher Beschränkung, Re-
ligiosität verbot lange Zeit das Zergliedern menschlicher Leichen. In
diesen Verhältnissen erscheint der große Umfang der Kenntnisse eines
Hippokrates wahrhaft bewunderungswürdig. Auf impirische Weise,
insbesondere durch Vergleichung der in Tempeln (etwa ans Votiv-
tafeln) verzeichnten Heilungsarten einzelner Krankheitsfälle, war er da-
zu gelangt, aber er brachte den Geist der Wissenschaft zu solchem
Studium, und zog ans zerstreuten Erfahrungen allgemeine Grundsäze s*).
Später geriet!) die Arzneiknnde auf den entgegengesezten Abweg.
Die Aerzte gencralisiten zu viel, und zwar nach Hypothesen und idea-
len Spekulationen, nicht nach Grundsäzen der Erfahrung. Man trug
die verschiedenen Systeme der philosophischen Schulen, und
mit ihnen Sektcngeist und Verblendung, auf die Arzneiwissenschaft
über, schwor zu einer bestimmten Methode, und huldigte dem Ansehen
des Meisters, nicht jenem der Natur. So wurde das Fortschrciten
unmöglich, und — mit Ausnahme der Anatomie, welche beträcht-
lich gewann — war man an richtigen ärztlichen Kenntnissen in Angn-
stus Zeiten' ärmer, als in jenen des Hippokrates.
§. 14. Nach Aristoteles.
Von Aristoteles hebt eine neue Periode in der Geschichte der
Wissenschaften an. Dieser große Denker, dessen ungeheueres Genie das
ganze Reich der Erkenntniß umfaßte, sonderte die einzelnen Gebiete
/(’) An Ihm wurde sein eigenes Wort erfüllt: (pikoaocpos
iccs'eoi’."
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T74: [Zeit Wissenschaft Philosophie Geschichte Philosoph Werk Lehrer Schrift Sokrat Schüler], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Personennamen: Aristoteles Aristoteles