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1. Bd. 2 - S. 277

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
277 Zweites Kap. Religion. selbe war — so wie Numa sie einführte (*) — hetrurischen Ur- sprungs, aber gleichwohl in den meisten Stücken der griechischen ähnlich. Auch mochte schon in den frühesten Zeiten auf mancherlei Wegen die griechische Mythologie nach Italien gelangt seyn, und der nachmalige nähere Verkehr der Römer mit den Griechen veran- laßte noch eine genauere Gleichförmigkeit. Wir treffen in Rom die- selben Gottheiten, wie in Hellas, nur mit verändertem Namen, die- selben Göttergeschichten, nur minder poetisch, und sehr ähnliche Ge- bräuche an, nur etwas modifiât nach den übrigen Begriffen und Verhältnissen der Römer und vermehrt durch einige Nationalgötter (wie Aeneas, Quirinus re.) und andere, welche eigens die Klngs heit der Gesezgeber zu moralischen oder politischen Zwecken geschaffen, als Fides, Terminus n. s. w. So finden wir auch eine ganz ähnliche Gottesverehrung durch Gebete, Opfer (leider auch Men- schenopfer! * **), vielerlei Feste, Spiele und Mysterien. Von den hei- ligen Spielen (den circensischen, amphitheatralischen und scenischen) wird an einem anderen Orte die Rede seyn. Die My- sterien waren der Ceres, Proserpina, Bona Dca und dem Bacchus geweiht, aber minder wichtig, als die griechischen. Der Tempel waren viele, die meisten prächtig; airch wurde in Hainen, Höhlen rc. die Gottheit verehrt. Das Detail der römischen Mythologie kann ich wohl bei meinen Lesern voraussezen. Doch ist nicht dieses oder das blose Gerüste, das Materielle der römischen Religion, was den Welthistoriker in- tereffirt, sondern der innere Charakter derselben und ihr Verhält- niß zum Staate und zur allgemeinen Kultur. Die Römer waren sehr religiös. Kein öffentliches, kein wichti- geres Privatgeschäft wurde ohne Anrufung der Götter und ohne reli- giöse Gebräuche begangen. Sie glaubten sich ringsum von Göttern umgeben, den Zeugen ihrer geheimsten Handlungen, den Rächern des Lasters, den Leitern und selbst Verkündern des Schicksals. Rom war schon Herrscherin der Welt, als dieser fromme Sinn noch währte. Erst in den Zeiten der Bürgerkriege lehrte die griechische Philosophie die Römer zweifeln; und später riß mit dem äußersten Sittenver- derbniffe auch Unglaube in den höheren Ständen ein. Wenn wir die ('•*) Schon Romulus soll sechzig Priester aus den angesehensten Männern gewählt haben. Aber erst sein Nachfolger gab — gleichfalls der Sage nach — dem Religionswesen eine feste Gestalt. (**) In großen Gefahren, als bei einigen gallischen Kriegen, wurden Menschen geschlachtet. Nach der Niederlage bei Canna begrub man vier Personen lebendig. Der mildere Gebrauch, alljährlich eine Zahl Menschen- figuren in die Tiber zu werfen, floß wohl ursprünglich aus derselben Quelle.

2. Bd. 2 - S. 199

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
109 Viertes Kap. Römische Geschichte. Ideal der strengsten Tugend und des erhabensten Bürgersinncs, ohne Nachsicht gegen sich, wie gegen Andere, und unfähig zum Vergleiche mit den Bedürfnissen einer verderbten Zeit und mir der Schwäche der Menschen. Wahr ist's, daß er hiedurch mehr scheue Ehrfurcht, als Nachahmung erweckte — man verzweifelte, ihm ähnlich zu werden — ; wahr ist's auch, daß er wohlthätiger für Rom gewirkt hätte, wäre er biegsamer gewesen. "Aber dann", nach dem Ausdruck eines großen Schriftstellers — dann würde ein Catoder Geschichte der Menschheit fehlen!" — Von dem Bunde der drei Männer, welchen sich anzuschlicßcn auch Cicero, wiewohl vergeblich, ersucht ward, zog Cäsar allein den Vor- theil. Pomp ejus (welchem zur Befestigung des Bundes Cäsar seine Tochter Julia zur Gemahlin gegeben) verlor die Liebe des Volkes, sank in der Achtung der Gutgesinnten, und fühlte nicht, daß Er, ohne eigenen bedeutenden Gewinn, seinen Credit zur Erhöhung eines gefährlichen Rivalen geliehen. Crassus aber, mit allem Reichthume, vermochte nie der Erste zu seyn. Die unmittelbare Frucht des Triumvirats war, daß Cäsar Con- sul wurde. Sein College, Bibulus, war durch den Einfluß des Senats (welcher diesmal ans patriotischer Absicht selbst zur Be- stechung seine Zuflucht nahm) gewählt worden. Aber Cäsar, durch seine Mitvcrbundenen und einen zahlreichen Anhang im Volke stark, lachte der ohnmächtigen Einreden des Bibulus gegen seine Geseze, ließ ihn sogar durch den Pöbel mißhandeln, und brachte nicht nur die längst- vertangte Bestätigung von Pompejus Anordnungen in Asien und eine verhaßte Ackervertheilung in Campanien, dann zu Gunsten der Ritter eine Verminderung der von ihnen zu bezahlenden Pachtgelder von den Staatseinkünften zuwege (den Senat, welcher widersprach, berief er gar nicht mehr zusammen ), sondern ließ sich auch durch das Volk — was gegen die Verfassung war, weit solches immer durch den Senat geschehen — das cisalpinische Gallien sammt Illyricum zur Provinz auf fünf Jahre ertheilen, wozu hernach der erschreckte Senat noch das jenseitige Gallien that (*). §. 88. Cäsar's gallischer Krieg. Cäsar betrat seine Provinz mit großen Entwürfen. Wohl erkannte er, daß hier der Schauplaz sey, worauf er Roms Herrschaft sich erkämpfen möge. Das weite, vielbewohnte, wohlhabende Gallien, (,*) Jene, welche Cäsar vergöttern, mögen die Geschichte seines ersten Eonsnlats mit unbefangener Beurtheilung lesen. Die vielen Flecken derselben und insbesondere die abscheuliche Verrätherei, mit und an Vetti u s begangen, werden ihren Enthusiasmus kühlen.

3. Bd. 2 - S. 291

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
291 Schöne Künste und Wissenschaften. Allmälig versuchten die Römer ihr eigenes Künstlcrtakent. Aber niemals durften sie ihre Werke neben die griechischen stellen Auch wurden griechische Künstler zu allen bedeutenden Arbeiten gebraucht. Nur in der Baukunst mögen die Römer den selbstständigen Ruhm der Größe und Festigkeit ansprechen. Die Schönheit mußten sie auch hier von den Griechen lernen. Schon die Könige hatten in Rom die erstauuenswürdigeu Kloaken, dann das Kapitolinm und den Circus marimus erbaut. Nach einem langen Stillstände (denn die Wiedererbauung der Stadt nach dem gallischen Brande geschah flüchtig und schlecht) wurde die Herrscherin der Welt durch eine Menge von Prachtgebäuden geziert. Es stiegen stolze Tempel, Basiliken, Porticus, Bäder, Triumphbogen, Thea- ter und Amphitheater, selbst reiche Privatgebäude empor, alle prangend mit geraubten und gekauften Kunstschäzcn, überherrlich, aber beladen mit der geplünderten Völker Fluch. Doch schufen die Römer auch gemeinnüzige und wahrhaft große Werke. Ihre Was- serleitungen, ihre Heerstraßen, Brücken rc. verdienen die Bewunderung aller Zeiten. Kein Volk hat in solchen Sachen das römische erreicht. §. 6. Gymnastik und Musik. Von der Liebe der Griechen zur Gymnastik zeuget, was wir oben von den öffentlichen Spielen und Gymnasien sagten. Die mei- sten Uebungen derselben bezogen sich jedoch auf die Palästrik, welche nicht wohl eine schöne Kunst genannt werden kann. Der Orchestik aber (gleichfalls ein Tbcit der Gymnastik) kommt diese Benennung zu, weil Schönheit das Grundgesez des Tanzes ist. Der Gebrauch beim Gottesdienste (heilige Tanze kommen fast allent- halben vor), mehr noch die Anwendung aus's Theater, wo man auch die Mimik damit verband, hoben die Orchestik. Insbesondere gewann sie bei den Römern, welche die mimischen und panto- mimischen Spiele leidenschaftlich liebten, und zur höchsten Voll- kommenheit brachten (*). Auch die Palästrik wurde von ihnen ge- schäzt. Doch beschränkten die Bürger sich auf Privat-Uebungcn, und später besuchten sie die griechischen Spiele. Der Gymnastik wurde die Musik entgegengcsezt, aber man nahm dieses Wort in gar verschiedenem und oft sehr ausgedehntem Sinne. (*) D. h. indem sie die gedungenen öffentlichen Tänzer durch reiche Be- lohnung ermunterten. Ater an den Bürgern selbst wurde das Tanzen für eine schändliche Ausschweifung gehalten: wie aus dein Eifer erhellt, wo- mit Cicero den Murena gegen die Beschuldigung des Tanzens verlheidigt. pro Muren. G. 19

4. Sagen und Geschichten aus dem Altertum - S. 165

1890 - Paderborn [u.a.] : Schöningh
— 165 — losigkeit zu züchtigen. Schon hatte der Kampf begonnen und drohte für die Römer einen ungünstigen Ausgang zu nehmen; da stürzten sich die geraubten Sabineridnen inmitten der Streitenden, flehten hier, sie nicht zu Waisen, dort, sie nicht zu Witwen zu machen, und veranlafsten auf diese Weise einen gütlichen Ausgleich. Die Sabiner wurden von den Römern in ihre Stadt aufgenommen und verschmolzen mit ihnen zu einem Volke. Romulus aber wurde bald darauf unter Blitz und Donner von der Erde hinweggenommen und unter die Götter versetzt. 5. Der Krieg mit den Albanern. Auf den Romulus folgte Nüma Pompilius, der das noch rohe Volk durch Einführung religiöser Gebräuche an mildere Sitten gewöhnte. Sein Nachfolger war Tüllus Hosti-lius, unter dessen Regierung die Römer in einen Krieg mit der Mutterstadt Alba longa verwickelt wurden. Als die beiden Heere in Schlachtordnung einander gegenüberstanden, trat Mettius Fufetius, der Anführer der Albaner, in die Mitte und schlug dem Tullus Hostilius vor, ihre Streitsache durch den Kampf von nur wenigen Kriegern entscheiden zu lassen. Der Vorschlag gefiel dem römischen Könige. Nun befanden sich aber zufällig in beiden Heeren Drillingsbrüder, bei den Römern die Horätier, bei den Albanern die Curiätier. Diese erboten sich zum Kampfe. Derselbe begann unter den Augen beider Heere, und nach langem, heftigem Ringen lagen endlich zwei Römer tot am Boden. Jubelnd sahen die Albaner ihrem Falle zu, und schon zitterten die Römer hoffnungslos für den Ausgadg. Da griff der letzte Horatier zu einer List. Er war noch unverletzt, während die drei Curiätier mehr oder weniger durch Wunden entkräftet waren. Scheinbar nahm er die Flucht,

5. Bd. 2 - S. 141

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
141 Viertes Kap. Römische Geschichte. legen Willen, zur Schlacht. An den Ufern des A ufi du s (*) bei dem Flecken Canna wurde sie geliefert, die verderblichste für Rom in seiner ganzen Geschichte. An diesem Tage sieten 45,000 Bürger, es fielen 80 Senatoren, viele Consnlaren und Staatsbeamte und die Blüthe der Ritterschaft. Aemilius Paulus nahm einen schönen Tod, Terenti us Varrò die Flucht. Dennoch ging ihm der Senat- um des Volkes Muth zu erhalten — dankend entgegen, dafür, daß er am Heile des Vaterlandes nicht verzweifelt. §. 88. Folgen derselben. Dies war das Zenith von Hannibals Glück und Ruhm. Das erste begann jezt zu sinken, der zweite nie. Zwar werfen ihm Viele vor, daß er nach dem großen Siege nicht schnell, wie Maharbal wollte, das Kapitol gcstürmet: und in der That ist es ein wichtige- res Talent, Siege zu benüzen, als Schlachten zu gewinnen; aber daß der Tag bei Canna ohne entscheidende Folgen blieb, lag wohl in den Umständen und nicht in Hannibal's Schuld. Mit 26,000 Mann war er von den Alpen hinabgestiegen, und hatte seitdem, außer der gallischen Hilfe, keine bedeutende Verstärkung erhalten. Wie konnte er nun, im dritten Feldzuge, nach so vielen Gefechten und vier groß- ßen Schlachten, stark genug seyn, das zwar bluttriefende, aber noch immer an Volk und Waffen reiche Rom anzugreifen; Rom, dessen eigenthümlicher Charakter darin bestand, nach Unfällen am furchtbar- sten zu seyn? Daher, um nicht die Frucht der Siege durch Verwegen- heit zu vertieren, beschloß Hannibal, bevor er das Größte wagte, durch Gewinnung der römischen Bundesgenossen sich zu verstärken, und karthagische Hilfe zu erwarten. Auch fielen jezt die meisten Völker des unteren Italiens ab von dem längst gehaßten Rom. Solches that auch Campanie» mit seiner Hauptstadt Cap na. 2n diesem schönen, von der Natur überreich begabten Lande (**), dessen schwel- gerische Einwohner keine Kunst höher, als jene des Genusses schäz- ten, nahm Hannibal die Winterquartiere. Unmäßigkeit und Wollüste entnervten daselbst seine Krieger: nach geschmecktem Uebersiusse schie- nen Entsagung und Mühseligkeit unerträglich. Aber vergebens begehrte Hannibal Verstärkung von Karthago. Hanno bcharrte bei seiner Anfeindung des barkinischen Hauses, und da dieses auf den Krieg seine Größe baute; so erhob jener sich (*) Gleich nach der trasimenischen Schlacht war Unteritalien derschan- plaz des Krieges geworden. (**) Omnium non modo Italia, scd toto orbe terrarum, pulcherrima Campania« plaga est. Nihil mollius coclo, nihil uberius solo : ideo Liberi Cererisque certame» dicitur. Florus.

6. Das Mittelalter - S. 87

1884 - Mainz : Kirchheim
Sein Privatleben. °' Hühnern und Tauben, auch hielt man als Ziervögel Pfauen, Enten und Turteltauben. Die Aufsichtsbeamten mußten zu Weihnachten ein genaues Verzeichnis von dem ganzen Bestände an Vieh, Getreide, Wein, Honig, Eiern, Wolle n. s. w. einreichen, am Palmsonntag den Geldertrag abliefern und Rechnung ablegen. Wenn Karl feine Güter bereifte, was fehr oft geschah, fo war er ganz Landwirt und vergaß den König und Staatsmann; er nahm alles selbst in Augenschein, ordnete Verbesserungen an, prüfte die Bauanschläge und sah die Rechnungen nach, in welche alles bis aufs Kleinste, selbst jedes verkaufte Ei, eingetragen sein mußte. 6. Karls Privatleben und Tod. So groß Karl iu allen Verhülltnissen des öffentlichen Lebens war, fo liebenswürdig erscheint er irrt Privatleben. Wie er seiner Mutter stets die höchste Ehrfurcht erwies, so war er feiner Schwester Gisla ein liebevoller Bruder, feiner (Zweiten) Gemahlin Hildegard ein zärtlicher Gatte, feinen Kindern ein sorgsamer Vater. Seine Söhne ließ er nicht nur in den Waffen üben, sondern er war auch mit der größten Sorgfalt für ihre geistige Bildung bemüht. Eben so sorgte er dafür, daß feine Töchter, an denen er mit ganzer Seele hing, nicht nur in den weiblichen Künsten des Spinnens, Webens und Wirkens, sondern auch iu den Wissenschaften unterrichtet würden. Nie mochte er sie von feiner Seite lassen, und nicht bloß bei Tische mußten sie neben ihm fitzen, sondern sie begleiteten ihn auch auf feinen Reifen, gingen mit ihm auf die Jagd, und selbst auf feinen Kriegszügen trennte er sich nicht von ihnen. In feiner Lebensweise war er außerordentlich einfach. Niemand konnte müßiger fein in Speise und Trank. An seiner gewöhnlichen Mittagstafel gab es nur 4 Gerichte, außer dem Braten, den er von den Jägern am Bratspieß herbeibringen ließ, und den er fehr gern atz. Gastmähler fanden nur selten und an besonders festlichen Tagen statt; dann fah er aber auch gern recht viele Leute bei sich. Wein trank er wenig, selten mehr als dreimal bei Tische, und nichts verabscheute er mehr, als Trunkenheit; dagegen wurde es ihm fehr schwer, an Fasttagen ohne alle Speise fertig zu werden, und er meinte, das Fasten schade ihm. Zur Unterhaltung ließ er sich bei Tafel etwas von den Thaten der alten Könige, auch wohl aus den Schriften des heiligen Augustin vorlesen; auch liebte er bei Tische Saitenfpiel und Gesang. Nach der Mahlzeit pflegte er 2—3 Stunden zu schlafen;

7. Das Mittelalter - S. 274

1884 - Mainz : Kirchheim
274 Bauhütten. aus Köln vollendet; also daß an dem Werke 424 Jahre gearbeitet ist. Um die Entstehung und noch mehr die gediegene Ausführung jener Wunder der Baukunst, durch so viele Menschenalter hindurch nach gleichem großartigen Plane, einigermaßen zu begreifen, müssen wir bemerken, daß nicht einzelne Baumeister mit wechselnden, bald guten, bald schlechten Werkleuten, wie in unserer Zeit, solche Werke unternahmen, sondern daß es eine große, über ganz Deutschland, ja über die meisten Länder Europas ausgebreitete Gesellschaft von Bauleuten gab, welche durch feste Ordnung, durch Religion und Standesehre zusammengehalten wurden. — Schon unter den Römern gab es Baugesellschaften von großer Ausdehnung; Überreste derselben erhielten sich später in den Klöstern, beschäftigten sich vorzüglich mit dem Bau der Kirchen und bildeten so den höheren Styl der christlichen Baukunst aus. Auch weltliche Bauleute wurden wohl in die Gesellschaften aufgenommen; und als [mit dem 11. Jahrhundert die Kraft des Mönchswesens zu erschlaffen anfing, gewannen die weltlichen Bauleute nach und nach die Oberhand und bildeten nun die großen Genossenschaften, von welchen jene bewundernswürdigen Werfe vollführt fiud. Sie behielten geheimnisvolle Zeichen und Gebräuche bei, durch welche die Gesellschaften der höheren Baukunst von den gemeinen Handwerkern geschieden wurden. Jede Genossenschaft hatte ihren Schutzpatron, nach welchem sie sich benannte, und wo ein großes Werk ausgeführt werden sollte, da sammelten sie sich aus vielen Gegenden, so daß ihre Kraft als ein Gemeingut über die meisten christlichen Länder verbreitet wurde. Diese wichtigen Gesellschaften erhielten von Kaisern und Königen Freibriefe und sogar eigene Gerichtsbarkeit, welche von dem obersten Baumeister ausgeübt wurde. Neben dem Bauplatze eines großen Werkes, an welchem Jahrhunderte gebaut wurde, war gewöhnlich eine hölzerne Hütte errichtet, im Innern anständig ansgezieret, in welcher der Baumeister, mit dem Gerichtsschwerte in der Hand, unter einem Baldachin saß und Recht sprach. Eine besondere Wichtigkeit erhielt die Hütte in Straß bürg bei dem großen Baue des Münsters. Sie wurde bald als die vornehmste in Deutschland angesehen, ihre Einrichtungen wurden nachgeahmt, und oft holten sich die anderen Hütten von ihr Rat und Entscheidung in Streitsachen. Aber auch in diesen Verbindungen ging der großartige Sinn mit dem Absterben des ganzen Geistes des Mittelalters am Ende desselben zu Grunde. Die großen Banunternehmungen hörten auf; die Kräfte der Menschen zersplitterten sich nach allen

8. Die neueste Zeit - S. 42

1886 - Mainz : Kirchheim
England. Canning. Wellington. einem Anfalle von Schwermut sich mit einem Federmesser die Schlagader am Halse geöffnet hatte. An seine Stelle trat Georg Canning (s. o.), ein Mann, gleich ausgezeichnet durch Beredsamkeil wie politische Einsicht. Dieser leitete sofort die englische Politik in neue selbständige Bahnen. Sein Grundsatz war, daß jedes Volk seine inneren Verhältnisse selbst zu ordnen habe, und daß darum — dies bemerkte er den Mitgliedern des heiligen Bundes — jede europäische Intervention zu vermeiden sei. Doch nicht nur in den auswärtigen Angelegenheiten, in allen Zweigen der Verwaltung machte sich Cannings überlegener Geist geltend. Er milderte die drückenden Korngesetze, bestimmte hinsichtlich der Sklaverei in den englischen Kolonien, daß die Sklaven durch geistige und sittliche Bildung ihrer gänzlichen Befreiung entgegengeführt, der Sklavenhandel aber der _<Seeräu£>eret gleichgeachtet und mit dem Tode bestraft werden sollte. Ebenso arbeitete er an der Gleichberechtigung der Katholiken. Leider starb er bereits am 8. August 1827, doch hinterließ er den Ruhm, einer der besten und größten Staatsmänner der neueren Zeit gewesen zu sein. Nach einigen Übergangsministerien trat der Herzog von Wellington (s. o.) an die Spitze der Staatsregierung, der, obgleich zu der Partei der Tories gehörend, dem in Cannings Verwaltung wehenden Geist der neuen Zeit sich nicht verschloß. Er schaffte nicht nur 1828 die sogenannte Te stakte ab, die alle Katholiken von den höheren Staatsämtern ausschloß, sondern nahm auch die Lösung der Katholikenfrage in die Hand. Diese Frage war von besonderer Wichtigkeit für Irlan d, wo die Katholiken die überwiegende Mehrzahl bildeten, und von den Engländern (schon durch Stammesunterschied getrennt), seit Jahrhunderten die ärgsten Unterdrückungen zu erdulden hatten. Diese religiöse Unterdrückung der Irländer ist ein schwarzes Blatt iu der Geschichte Englands, welches sich vorzugsweise der Bewahrung altgermanischer Freiheit rühmt, und jedem Staatsbürger für persönliche Freiheit einen so großen Spielraum gewährt. Aber in diesem freiheitsliebenden England war seit der sogenannten Toleranzakte vom Jahre 1689 bis zum Jahre 1829 die katholische Kirche zu einer bloß geduldeten Religionsgesellschaft herabgedrückt worden. Durch die erwähnte Toleranzakte wurden alle Gesetze gegen die Dissenters aufgehoben, sie erhielten gegen die Verpflichtung zur Entrichtung des Zehnten an die Staatskirche und zur Unterschrift der 39 Artikel, welche das Glaubensbekenntnis der englischen Hochkirche bilden, freie Religionsübuug (jedoch nicht in Kirchen, sondern in Kapellen).

9. Geschichte des Altertums - S. 372

1895 - Freiburg im Breisgau : Herder
372 Das Altertum. Die Rmer. mit nur etwa 16 000 Mann den Euphrat und schlug (69) vor den Mauern der neuen Hauptstadt Tigranokerta (bei Nisibis in Mesopotamien) die zwanzigfache bermacht, deren Fhrer beim Anblick des kleinen Rmerheeres gespottet: Als Boten sind es zu viel, als Soldaten zu wenig", und die aus-drckliche Warnung seines gewitzigten Schwiegervaters, eine Feldschlacht zu vermeiden, verachtet hatte. Es war kaum eine Schlacht zu nennen, eher ein Schlachten. Die dichten, schwerflligen Massen wurden zersprengt und auf der tollen Flucht zu Tausenden niedergemetzelt. Der König selbst hatte gleich bei Einbruch der Verwirrung Tiara und Diadem weggeworfen und war ge-flohen; auch Mithridates, dessen Mut und Entschlossenheit eher im Unglck sich festigte, rettete sich. Die kniglichen Abzeichen des Tigranes kamen in die Gewalt des Lucullus. Der Sieg wandelte den Unglckstag der Schlacht von Arausio (6. Oktober) in einen Glckstag um. Die Einnahme der Hauptstadt lieferte den Soldaten eine Masse Schtze in die Hnde, und auerdem empfing jeder Einzelne 800 Drachmen Beuteanteil; aber das gierige Soldatenvolk murrte darber, da ihm nicht alles berlassen wurde. Und Lucullus mute doch die Mittel fr den ganzen Krieg selbst erwerben. Auch die strenge Zucht des ernsten Befehlshabers sagte den meisten nicht zu. Zuerst weigerte sich eine Abteilung, zu ihm zu stoen; dann, als er in das armenische Hochgebirge einrckte und nach einem neuen Siege am Arsaniasflusse (Mural) Tschai) auf die alte Hauptstadt Artaxata am Araxes (unweit Eriwan) (68) unter schwierigen Verhltnissen weitermarschierte, erzwangen die Meuterer die Rck-kehr und betrogen ihn so um den Erfolg seiner Siege und ihrer Anstrengungen. Diese Aufgabe des Siegespreises unmittelbar vor dem Ziele steht in der Ge-schichte Roms einzig da. Nach der auf dem Rckzge erfolgenden Eroberung von Nisibis kndigten die Soldaten, besonders die zuchtlosen Fimbrianer, deren Dienstzeit abgelaufen war, von Lucullus' sittenlosem Schwager P. Clodius planmig aufgehetzt, dem Feldherrn vollends den Gehorsam. Sein Unter-feldherr Triarius erlitt bei Zela (67) eine schwere Niederlage, durch welche Mithridates, da das rmische Heer unthtig in Kappadokien lag, sein Reich wieder eroberte. An Stelle des Lucullus, der sich durch sein Einschreiten gegen die Wucherer und Zllner in der Provinz Asien (70) diese Blutsauger zu erbitterten Feinden gemacht hatte und darum in Rom angeschwrzt und jetzt zurckgerufen wurde, sollte der Konsul M'. Acilius Glabrio treten, der aber vor der Aufgabe zurckscheute und sich in Vorderasien mit Erla von Edikten beschftigte. Lucullus triumphierte und lebte dann in behaglicher Ruhe seinen Neigungen zu ppigster Ausstattung der Wohnung und Tafel, die sein Reichtum ihm gestattete. Jetzt ernannte das Volk, trotz der Warnungen vereinzelter republikanischer Stimmen im Senate, auf den Antrag des Volkstribunen C. Manilius, fr welchen

10. Geschichte des Altertums - S. 66

1895 - Freiburg im Breisgau : Herder
66 Das Altertum. Die orientalischen Völker. Frbung mit dem Saft der Purpurschnecke (Pelagia) und der Trompetenschnecke (Buccinum). Die beiden Grundfarben des Purpurs, rot und schwarz, wuten sie durch allerhand Mischungen zu den mannigfaltigsten Farbenber-gangen (Nancen) zu verndern. Stoff und Frbung verlieh den Purpur-gewndern einen auerordentlichen Wert, so da sie Luxustracht der Fürsten und Groen wurden. Die Erfindung des nur zu Schmuck verwendeten Glases haben nicht die Phniker, sondern die gypter gemacht; aber erstere stellten es am reinsten dar (besonders in Sarepta). Wie sie den Bergbau nach dem Abendland brachten und zuerst auch das Gold des Pangos-Gebirges in Thrakien frderten, so verarbeiteten sie auch die Metalle zu Gerten aller Art. Sie lieferten Waffen, kupferne Kessel und Becken, goldene und silberne Trinkgefe und Tafelgeschirr, Halsbnder und sonstigen Schmuck. Wenn bei Homer mehrmals besonders knstlerische Werke von sidonischen Mnnern stammen, so weisen die Gold- und Silberfunde von Myken trotz der vielleicht teilweise nicht-phnikischen Ornamentik jedenfalls auf orientalische Fabrikation und ph-nikischen Import. Als Baumeister verwendete Salomon Phniker bei der Er-richtung des Tempels zu Jerusalem. Gewhnlich wird ihnen auch die Erfindung der Buchstabenschrift nachgerhmt und ein Gott Thaut (Hermes, Kadmos?) als Erfinder genannt. Sie haben ihr Alphabet von den Babyloniern erhalten, aber die Schrift nach Griechenland gebracht. Den Griechen bermittelten sie die hochentwickelte Kultur des Orients und lehrten sie auch die Schiffbaukunst. Die Schler folgten den Spuren ihrer Lehrmeister, wetteiferten mit ihnen und berflgelten sie schlielich. 1). Schicksale Phnikiens. Kriegerischer Unternehmungsgeist war dem Volke, dessen ganzes Streben auf friedlichen Erwerb ging und dessen khnste Seemnner sich hchstens auf den Seeraub verlegten, vllig fremd. Die Regierung in den Kolonialstdten lag in den Hnden des Geldadels; zwei gewhlte Oberbeamte, Richter" (sofet, Suffeten), hatten die Verwaltung und das Recht zu den. Einzelne Erhebungen, wie z. B. des tributverweigernden Utika (unter Hiram, 966936), unterdrckte man mit den Sldnern. Als der bedeutendste Herrscher erscheint immer Hiram von Tyrus, dem König Salomon 20 Städte in Galila ver-pfndete, um seine Bauschulden zu decken. Sonst hren wir fast nur von Thronwirren. Der Schwiegervater König Achabs von Israel, Jtubaal von Sidon (885854), grndete Botrys nrdlich von Byblus in Phnikien, und in Numidien Auza (Auzea, in der Nhe des jetzigen Anmale). Unter seinem Urenkel Pygmalion (820774) soll seine Schwester Elissa (Dido Astarte), die Gemahlin des Melkart-Priesters Sichus, zur Auswanderung gezwungen worden sein und Karthago gegrndet haben.
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