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1. Bd. 2 - S. 128

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
128 Viertes Kap. Römische Geschichte. erfahrensten Staatsmänner und Feldherren und die edelsten Talente von beiden Ständen vereinigt waren. Die äußeren Angelegen- heiten interessirten sezt mehr, als die Händel des Forums, und man erkannte, daß jene einem permanenten Kollegium, welches daher von beharrlichen Marimen geleitet wäre, weit sicherer, als dem von Ein- drücken des Augenblicks abhängenden Volkshaufen anvertraut würden. Welches diese Marimen gewesen, welches System der Politik der Senat — mehr ans egoistischen, als aus patriotischen Antrieben — befolgt habe, werden wir später (§. 30. 31.) erörtern. Hier noch die vorläufige Bemerkung, daß die Aristokratie der Op tim aten, welche jene der Geburt oder der patricischeu Geschlechter verdrängt hatte, ihrerseits in Aristokratie des Reichthums allmälig überging, welches damals geschah, als bei steigendem Lurus die Armuth schwerer zu tragen schien, und die Reichthümer sich theils durch Zufall, thcils durch Habsucht in wenigen Häusern anhäuften, woraus dann ein unge- meines Ucbergewicht dieser leztercn und eine Reihe von traurigen Folgen entsprang, die jedoch erst nach den pnnischen Kriegen auffallend sicht- bar wurden. Bei dem Ausbruche dieser Kriege mochte Rom an 300,000 waffenfähige Bürger zählen. §. Io. Die Karthager streben nach Sicilien. Die Angelegenheiten Siciliens, welche den nächsten Anlaß zur Fehde zwischen Rom und Karthago gaben, und mit denen auch die karthagische Geschichte selbst, von Serres Zeit au, auf's innigste verwebt ist, finden hier ihre geeignete Stelle. Unter allen auswärtigen Ländern, ans welche die Karthager nach Begründung ihrer Macht in Afrika verlangende Blicke warfen, war keines, wornach sie heftiger und beharrlicher strebten, als Sicilien. Die Lage dieser Insel, ihre Größe und ihre Fruchtbarkeit machten sie auch allerdings in kommerzieller und politischer Rücksicht zum kostbar- sten Besizthume. Schon frühe waren die alten phönicischen Kolo- nien auf der sicilischen Küste unter den Schuz, daher auch unter die Hoheit Karthago's gekommen. Der vielgetheiltc Zustand und die unaufhörlichen inneren Bewegungen der Insel begünstigten die Erwei- terung der fremden Herrschaft. Aber die griechischen Kolonien, welche für ihre Freiheit zitterten, strebten mit aller Kraft derselben entgegen, und die ganze griechische Nation, welche die Karthager als Barbaren und als Handelsrivalen haßte, war geneigt, jene Bestre- bungen zu unterstüzen. Aus solchen Verhältnissen, aus solcher Entge- gensezung der wichtigsten Interessen mußte wohl, da beide Parteien so ziemlich gleich an Kräften waren, ein äußerst hartnäckiger Kampf ent-

2. Bd. 2 - S. 277

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
277 Zweites Kap. Religion. selbe war — so wie Numa sie einführte (*) — hetrurischen Ur- sprungs, aber gleichwohl in den meisten Stücken der griechischen ähnlich. Auch mochte schon in den frühesten Zeiten auf mancherlei Wegen die griechische Mythologie nach Italien gelangt seyn, und der nachmalige nähere Verkehr der Römer mit den Griechen veran- laßte noch eine genauere Gleichförmigkeit. Wir treffen in Rom die- selben Gottheiten, wie in Hellas, nur mit verändertem Namen, die- selben Göttergeschichten, nur minder poetisch, und sehr ähnliche Ge- bräuche an, nur etwas modifiât nach den übrigen Begriffen und Verhältnissen der Römer und vermehrt durch einige Nationalgötter (wie Aeneas, Quirinus re.) und andere, welche eigens die Klngs heit der Gesezgeber zu moralischen oder politischen Zwecken geschaffen, als Fides, Terminus n. s. w. So finden wir auch eine ganz ähnliche Gottesverehrung durch Gebete, Opfer (leider auch Men- schenopfer! * **), vielerlei Feste, Spiele und Mysterien. Von den hei- ligen Spielen (den circensischen, amphitheatralischen und scenischen) wird an einem anderen Orte die Rede seyn. Die My- sterien waren der Ceres, Proserpina, Bona Dca und dem Bacchus geweiht, aber minder wichtig, als die griechischen. Der Tempel waren viele, die meisten prächtig; airch wurde in Hainen, Höhlen rc. die Gottheit verehrt. Das Detail der römischen Mythologie kann ich wohl bei meinen Lesern voraussezen. Doch ist nicht dieses oder das blose Gerüste, das Materielle der römischen Religion, was den Welthistoriker in- tereffirt, sondern der innere Charakter derselben und ihr Verhält- niß zum Staate und zur allgemeinen Kultur. Die Römer waren sehr religiös. Kein öffentliches, kein wichti- geres Privatgeschäft wurde ohne Anrufung der Götter und ohne reli- giöse Gebräuche begangen. Sie glaubten sich ringsum von Göttern umgeben, den Zeugen ihrer geheimsten Handlungen, den Rächern des Lasters, den Leitern und selbst Verkündern des Schicksals. Rom war schon Herrscherin der Welt, als dieser fromme Sinn noch währte. Erst in den Zeiten der Bürgerkriege lehrte die griechische Philosophie die Römer zweifeln; und später riß mit dem äußersten Sittenver- derbniffe auch Unglaube in den höheren Ständen ein. Wenn wir die ('•*) Schon Romulus soll sechzig Priester aus den angesehensten Männern gewählt haben. Aber erst sein Nachfolger gab — gleichfalls der Sage nach — dem Religionswesen eine feste Gestalt. (**) In großen Gefahren, als bei einigen gallischen Kriegen, wurden Menschen geschlachtet. Nach der Niederlage bei Canna begrub man vier Personen lebendig. Der mildere Gebrauch, alljährlich eine Zahl Menschen- figuren in die Tiber zu werfen, floß wohl ursprünglich aus derselben Quelle.

3. Bd. 2 - S. 137

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
137 Viertes Kap. Römische Geschichte. chen Erfolg. Er baute zu seinem Hauptwaffeuplaz Neu-Karthago (Karthageua), das mit dem alten an Pracht zu wetteifern schien, und vermochte viele spanische Häupter zur freiwilligen Unterwerfung. Rom, neidisch und besorgt, drohte mit Krieg — mit Recht fürchtete es die Erstarkung des hart beleidigten Staates —; da versprach Karthago, dessen Plaue noch nicht reif waren, seine Waffen nicht über den Ebro zu tragen, und auch im Süden desselben Saguut nicht auzugreifen. Asdrubal, nach achtjähriger, glorreich geführter Gewalt, fiel durch Meuchelmord. Jezt rief das Heer den jungen Hannibal, des großen Barkaö Sohn, zum Feldherrn aus; der Senat bestätigte die Wahl, und so trat dieser Held, einer der allermerkwürdigsten in der Geschichte, auf den Schauplaz. Haß gegen Rom war wohl eine natürliche Empfindung bei jedem ächten Karthager. In Hannibal's Gemüthe hatte sie frühe ge- wurzelt durch die Aufforderungen des von ihr durchglühtcn Vaters. Aufgenährt durch alle Umgebungen und Verhältnisse, und durch das eigeuthümliche Feuer einer starken Seele erhöht, wurde sie bei Hanui- bal zur heroischen Leidenschaft, zur großen Triebfeder aller seiner Thaten, zum Schwerpunkte aller Schicksale seines Lebens. Beide erhal- ten hiedurch — abgesehen von der historischen Wichtigkeit — ein ganz eigenes und hohes, dramatisches Interesse. §. 22. Geschichte Roms. Bevor wir aber Hannibal auf seiner Hcldenbahn verfolgen, müs- sen wir unseren Blick auf die.fortschreitendevergrößerung der Römer werfen. Nach geschlossenem Frieden mit Karthago hatten sie noch mit verschiedenen abtrünnigen Bundesgenossen zu kämpfen. Darauf schlossen sie den Tempel des Janus (3754. 229 v. Ehr.) zum ersten- mal seit Numa's Zeit; aber nur kurz, und nie wieder bis Auger- st us. Welch ein schreckliches Volk um diese Römer! Ein Volk des Kriegs und der Zerstörung! Die Illyrier — die Algierer jener Zeit — waren Rom durch Seeräuberei beschwerlich gefallen. Ihre Königin Teuta strafte den Uebermuth eines römischen Gesandten mit dem Tode. Darüber erhob sich der Krieg, welcher den Römern festen Fuß in D a lm a ti eu, nähere Verhältnisse mit Macedonien und großen Ruhm in den griechischen Ländern, die Vieles von den Seeräubern gelitten, verschaffte. Ein zweiter Krieg gegen dasselbe Illyrien befestigte diese Vortheite, streute auch Samen zu wichtigeren Dingen. Aber große Folgen hatte der gallische Krieg. Seit der Verbrennung Roms durch die S e n n o n c n war daselbst der Name der Gallier schrcck- li ch gewesen. Verschiedene Kriege, welche diese Nation theils allein,

4. Bd. 2 - S. 156

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
15g Viertes Kap. Römische Geschichte. und Ländern um Anhänger und Freunde, suchte Jllyricn, Thracicn, Bithynicn und Syrien und das ferne Karthago in seine Allianz zu ziehen, und sammelte rastlos Schäze, Waffen und Soldaten. Aber gleich unermüdet und mit besserem Glücke arbeitete die römische Politik ihm entgegen. Man ermunterte die Bundesgenossen — die Achäer, Rhodier, Pergamnm u. s. w. — zur Treue, hielt die Ver- dächtigen durch Besaznngen, Drohungen oder nähere Feinde im Zaume, schwächte sie — wie die Aetolier, Akarnanier, Böotier u. a. — durch Auflösung ihrer Bündnisse und Unterhaltung der Faktionenwnth, ließ es geschehen, daß An ti o ch ns Epip h an es seine Waffen nach Aegyp- ten trug, und gewann endlich, als der Ausbruch noch zu frühe für das römische Interesse erfolgte, durch einen trügerischen, von Perseus erwirkten Stillstand Zeit zur völligen Rüstung. Auch nach Erneuerung des Krieges hatte Perseus durch zwei Jahre die Oberhand. Die Völ- ker von Epirns, von Thessalien, von Thracien, nebst vielen fremden Söldlingen (auch 30,000 Gallier zogen heran) stritten für ihn; Gen- tins von Jllyrien (gegen den er jedoch zu karg mit Subsidien war) half ihm mit aller Macht, und die wohlgerüstete Phalanx schien furcht- barer, als je. Nach mehreren Siegen der Macedonier bezeugten die Rhodier, bezeugte selbst Eumenes den Wunsch des Friedens, und Perseus mit etwas mehr Nachdruck und Klugheit, hätte wohl Beide auf seine Seite bringen mögen. Die Römer hatten zu eben der Zeit gegen die aufrührischen Einwohner Istriens, Liguriens, Korsika's, Sardiniens und in Spanien zu kämpfen. Endlich erschien Paulus Aemilins mit verstärkter Macht. Nnmidische, italische, griechische und kleinasiatische Völker waren in seinem Heere; gleichwohl schien dem römischen Feldherrn jedes Hilfsmittel der Vorsicht und Anstren- gung und die Erweckung religiöser und patriotischer Begeisterung nöthig, um den Sieg zu sichern. Er selbst gestand nachmals, daß der Anblick der Phalanx, als sie, in der entscheidenden Stunde bei Pydna, in gedrängter Ordnung sich auf die Legionen stürzte, ihn furchtbar erschüttert habe (3816. 167 v. Ehr.). Aber es war der leztc Tag ihres Ruhmes. Schon war das erste Treffen der Römer gebrochen, als Aemilius bemerkte, daß die Phalanx wegen Ungleich- heit des Bodens die Geschlossenheit ihrer Glieder verliere. Im näm- lichen Augenblicke ließ er seine Schaaren in die Zwischenräume bre- chen, und von allen Seiten zugleich auf die zerrissene Schlachtord- nung stürmen. Es war um sie geschehen. Nach heldenmüthiger Ver- theidigung fiel der Kern des macedonischen Heeres auf dem Wahl- plaze; der Uebcrrest kam auf der Flucht um, oder wurde gefangen. Es mag seyn, daß 25,000 Macedonier gefallen; aber lächerliche

5. Bd. 2 - S. 291

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
291 Schöne Künste und Wissenschaften. Allmälig versuchten die Römer ihr eigenes Künstlcrtakent. Aber niemals durften sie ihre Werke neben die griechischen stellen Auch wurden griechische Künstler zu allen bedeutenden Arbeiten gebraucht. Nur in der Baukunst mögen die Römer den selbstständigen Ruhm der Größe und Festigkeit ansprechen. Die Schönheit mußten sie auch hier von den Griechen lernen. Schon die Könige hatten in Rom die erstauuenswürdigeu Kloaken, dann das Kapitolinm und den Circus marimus erbaut. Nach einem langen Stillstände (denn die Wiedererbauung der Stadt nach dem gallischen Brande geschah flüchtig und schlecht) wurde die Herrscherin der Welt durch eine Menge von Prachtgebäuden geziert. Es stiegen stolze Tempel, Basiliken, Porticus, Bäder, Triumphbogen, Thea- ter und Amphitheater, selbst reiche Privatgebäude empor, alle prangend mit geraubten und gekauften Kunstschäzcn, überherrlich, aber beladen mit der geplünderten Völker Fluch. Doch schufen die Römer auch gemeinnüzige und wahrhaft große Werke. Ihre Was- serleitungen, ihre Heerstraßen, Brücken rc. verdienen die Bewunderung aller Zeiten. Kein Volk hat in solchen Sachen das römische erreicht. §. 6. Gymnastik und Musik. Von der Liebe der Griechen zur Gymnastik zeuget, was wir oben von den öffentlichen Spielen und Gymnasien sagten. Die mei- sten Uebungen derselben bezogen sich jedoch auf die Palästrik, welche nicht wohl eine schöne Kunst genannt werden kann. Der Orchestik aber (gleichfalls ein Tbcit der Gymnastik) kommt diese Benennung zu, weil Schönheit das Grundgesez des Tanzes ist. Der Gebrauch beim Gottesdienste (heilige Tanze kommen fast allent- halben vor), mehr noch die Anwendung aus's Theater, wo man auch die Mimik damit verband, hoben die Orchestik. Insbesondere gewann sie bei den Römern, welche die mimischen und panto- mimischen Spiele leidenschaftlich liebten, und zur höchsten Voll- kommenheit brachten (*). Auch die Palästrik wurde von ihnen ge- schäzt. Doch beschränkten die Bürger sich auf Privat-Uebungcn, und später besuchten sie die griechischen Spiele. Der Gymnastik wurde die Musik entgegengcsezt, aber man nahm dieses Wort in gar verschiedenem und oft sehr ausgedehntem Sinne. (*) D. h. indem sie die gedungenen öffentlichen Tänzer durch reiche Be- lohnung ermunterten. Ater an den Bürgern selbst wurde das Tanzen für eine schändliche Ausschweifung gehalten: wie aus dein Eifer erhellt, wo- mit Cicero den Murena gegen die Beschuldigung des Tanzens verlheidigt. pro Muren. G. 19

6. Sagen und Geschichten aus dem Altertum - S. 165

1890 - Paderborn [u.a.] : Schöningh
— 165 — losigkeit zu züchtigen. Schon hatte der Kampf begonnen und drohte für die Römer einen ungünstigen Ausgang zu nehmen; da stürzten sich die geraubten Sabineridnen inmitten der Streitenden, flehten hier, sie nicht zu Waisen, dort, sie nicht zu Witwen zu machen, und veranlafsten auf diese Weise einen gütlichen Ausgleich. Die Sabiner wurden von den Römern in ihre Stadt aufgenommen und verschmolzen mit ihnen zu einem Volke. Romulus aber wurde bald darauf unter Blitz und Donner von der Erde hinweggenommen und unter die Götter versetzt. 5. Der Krieg mit den Albanern. Auf den Romulus folgte Nüma Pompilius, der das noch rohe Volk durch Einführung religiöser Gebräuche an mildere Sitten gewöhnte. Sein Nachfolger war Tüllus Hosti-lius, unter dessen Regierung die Römer in einen Krieg mit der Mutterstadt Alba longa verwickelt wurden. Als die beiden Heere in Schlachtordnung einander gegenüberstanden, trat Mettius Fufetius, der Anführer der Albaner, in die Mitte und schlug dem Tullus Hostilius vor, ihre Streitsache durch den Kampf von nur wenigen Kriegern entscheiden zu lassen. Der Vorschlag gefiel dem römischen Könige. Nun befanden sich aber zufällig in beiden Heeren Drillingsbrüder, bei den Römern die Horätier, bei den Albanern die Curiätier. Diese erboten sich zum Kampfe. Derselbe begann unter den Augen beider Heere, und nach langem, heftigem Ringen lagen endlich zwei Römer tot am Boden. Jubelnd sahen die Albaner ihrem Falle zu, und schon zitterten die Römer hoffnungslos für den Ausgadg. Da griff der letzte Horatier zu einer List. Er war noch unverletzt, während die drei Curiätier mehr oder weniger durch Wunden entkräftet waren. Scheinbar nahm er die Flucht,

7. Bd. 2 - S. 141

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
141 Viertes Kap. Römische Geschichte. legen Willen, zur Schlacht. An den Ufern des A ufi du s (*) bei dem Flecken Canna wurde sie geliefert, die verderblichste für Rom in seiner ganzen Geschichte. An diesem Tage sieten 45,000 Bürger, es fielen 80 Senatoren, viele Consnlaren und Staatsbeamte und die Blüthe der Ritterschaft. Aemilius Paulus nahm einen schönen Tod, Terenti us Varrò die Flucht. Dennoch ging ihm der Senat- um des Volkes Muth zu erhalten — dankend entgegen, dafür, daß er am Heile des Vaterlandes nicht verzweifelt. §. 88. Folgen derselben. Dies war das Zenith von Hannibals Glück und Ruhm. Das erste begann jezt zu sinken, der zweite nie. Zwar werfen ihm Viele vor, daß er nach dem großen Siege nicht schnell, wie Maharbal wollte, das Kapitol gcstürmet: und in der That ist es ein wichtige- res Talent, Siege zu benüzen, als Schlachten zu gewinnen; aber daß der Tag bei Canna ohne entscheidende Folgen blieb, lag wohl in den Umständen und nicht in Hannibal's Schuld. Mit 26,000 Mann war er von den Alpen hinabgestiegen, und hatte seitdem, außer der gallischen Hilfe, keine bedeutende Verstärkung erhalten. Wie konnte er nun, im dritten Feldzuge, nach so vielen Gefechten und vier groß- ßen Schlachten, stark genug seyn, das zwar bluttriefende, aber noch immer an Volk und Waffen reiche Rom anzugreifen; Rom, dessen eigenthümlicher Charakter darin bestand, nach Unfällen am furchtbar- sten zu seyn? Daher, um nicht die Frucht der Siege durch Verwegen- heit zu vertieren, beschloß Hannibal, bevor er das Größte wagte, durch Gewinnung der römischen Bundesgenossen sich zu verstärken, und karthagische Hilfe zu erwarten. Auch fielen jezt die meisten Völker des unteren Italiens ab von dem längst gehaßten Rom. Solches that auch Campanie» mit seiner Hauptstadt Cap na. 2n diesem schönen, von der Natur überreich begabten Lande (**), dessen schwel- gerische Einwohner keine Kunst höher, als jene des Genusses schäz- ten, nahm Hannibal die Winterquartiere. Unmäßigkeit und Wollüste entnervten daselbst seine Krieger: nach geschmecktem Uebersiusse schie- nen Entsagung und Mühseligkeit unerträglich. Aber vergebens begehrte Hannibal Verstärkung von Karthago. Hanno bcharrte bei seiner Anfeindung des barkinischen Hauses, und da dieses auf den Krieg seine Größe baute; so erhob jener sich (*) Gleich nach der trasimenischen Schlacht war Unteritalien derschan- plaz des Krieges geworden. (**) Omnium non modo Italia, scd toto orbe terrarum, pulcherrima Campania« plaga est. Nihil mollius coclo, nihil uberius solo : ideo Liberi Cererisque certame» dicitur. Florus.

8. Bd. 2 - S. 150

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
150 Viertes Kap. Römische Geschichte. bracht. Keine andere Politik hat mit so trefflichem Erfolge, als die römische, den großen Wahlsprnch: «divide et impera« in Vollziehung gesezt. Keine hat so gut verstaudcn, den Samen der Zwietracht in den Schooß der einzelnen Staaten und zwischen verschiedene Völker zu streuen, keine so gut, die aufkeimende Pflanze zu nähren, zu pflegen und von ihr Früchte zu ziehen. Auf dieselbe Art, wie früher Latium und Hetrurien, fielen nachmals Macedonien und Griechcnland, K l e i n a si en und Syrien, durch Isolirung der Mächte und einheimische Entzweiung. Selten kamen Bündnisse gegen Rom zu Stande; denn die Schrecken, womit es die Ueberwundenen bedrohte, hielten Fürsten und Völker ab, in die verhängnißvollen Schranken zu treten, wenn nicht die allernächste und äußerste Gefahr sie drängte. Schien gleichwohl eine Coalition sich bilden zu wollen, dann beschwor Roms allsehende, überall thätige Politik das Ungewitter, fe nach den Umständen, durch Versprechungen, Drohungen oder Aufhezung Eines gegen den Anderen. Alsdann war man bescheiden und nachgiebig, man räumte kleine Vor- theile ein, beruhigte so den Einen, indessen man den Anderen vereinzelt erdrückte, und kehrte darauf zur Bestrafung des Ersten zurück. Man gab sich das Ansehen der Mäßigung bei der unersättlichsten Herrschsucht. Nicht für sich selbst, nur für die Buud esg enoffen und für die Frei- heit der Völker schien man zu kämpfen und zu siegen. Dankbarkeit der Beschüzten, der Befreiten entfernte das Mißtrauen. Kein Schritt mehr geschah ohne Roms Willen, und unmerklich ging das Ansehen der Be- schüzerin und Vormünderin in Herrschaft über. Schloß man einen Frieden, so enthielt er sicherlich den Samen eines neuen Krieges, den man bei gelegener Zeit wieder erhob. Auch waren immer Bedingungen dabei, welche des Gegners bleibende Ent- kräftung bewirkten. Er mußte seine Seemacht zerstören, seinen Bun- desgenossen, ja oft dem Rechte des Krieges entsagen, und sein Schaz wurde durch schwere Eontributionen erschöpft. War dann die Zeit ge- kommen, da man ihn vertilgen wollte; so erpreßte man von dem Ge- ängstigten die Auslieferung der Festungen, der Waffen u. s. w., und wenn er ganz wehrlos war — so erdrückte man ihn. §. 32. Allgemeine Weltlage. Aber bei aller Furchtbarkeit der römischen Waffen und bei der noch größeren Furchtbarkeit der römischen Politik wäre gleichwohl die Welt- herrschaft entweder gar nicht, oder doch langsamer und nach schwererem Kampfe errichtet worden, hätten nicht die inneren und äußeren Ver- hältnisse aller damaligen Staaten ihr Auskommen begünstigt. Diese allgemeine Weltlage wollen wir vorläufig im Ganzen betrachten;

9. Das Mittelalter - S. 87

1884 - Mainz : Kirchheim
Sein Privatleben. °' Hühnern und Tauben, auch hielt man als Ziervögel Pfauen, Enten und Turteltauben. Die Aufsichtsbeamten mußten zu Weihnachten ein genaues Verzeichnis von dem ganzen Bestände an Vieh, Getreide, Wein, Honig, Eiern, Wolle n. s. w. einreichen, am Palmsonntag den Geldertrag abliefern und Rechnung ablegen. Wenn Karl feine Güter bereifte, was fehr oft geschah, fo war er ganz Landwirt und vergaß den König und Staatsmann; er nahm alles selbst in Augenschein, ordnete Verbesserungen an, prüfte die Bauanschläge und sah die Rechnungen nach, in welche alles bis aufs Kleinste, selbst jedes verkaufte Ei, eingetragen sein mußte. 6. Karls Privatleben und Tod. So groß Karl iu allen Verhülltnissen des öffentlichen Lebens war, fo liebenswürdig erscheint er irrt Privatleben. Wie er seiner Mutter stets die höchste Ehrfurcht erwies, so war er feiner Schwester Gisla ein liebevoller Bruder, feiner (Zweiten) Gemahlin Hildegard ein zärtlicher Gatte, feinen Kindern ein sorgsamer Vater. Seine Söhne ließ er nicht nur in den Waffen üben, sondern er war auch mit der größten Sorgfalt für ihre geistige Bildung bemüht. Eben so sorgte er dafür, daß feine Töchter, an denen er mit ganzer Seele hing, nicht nur in den weiblichen Künsten des Spinnens, Webens und Wirkens, sondern auch iu den Wissenschaften unterrichtet würden. Nie mochte er sie von feiner Seite lassen, und nicht bloß bei Tische mußten sie neben ihm fitzen, sondern sie begleiteten ihn auch auf feinen Reifen, gingen mit ihm auf die Jagd, und selbst auf feinen Kriegszügen trennte er sich nicht von ihnen. In feiner Lebensweise war er außerordentlich einfach. Niemand konnte müßiger fein in Speise und Trank. An seiner gewöhnlichen Mittagstafel gab es nur 4 Gerichte, außer dem Braten, den er von den Jägern am Bratspieß herbeibringen ließ, und den er fehr gern atz. Gastmähler fanden nur selten und an besonders festlichen Tagen statt; dann fah er aber auch gern recht viele Leute bei sich. Wein trank er wenig, selten mehr als dreimal bei Tische, und nichts verabscheute er mehr, als Trunkenheit; dagegen wurde es ihm fehr schwer, an Fasttagen ohne alle Speise fertig zu werden, und er meinte, das Fasten schade ihm. Zur Unterhaltung ließ er sich bei Tafel etwas von den Thaten der alten Könige, auch wohl aus den Schriften des heiligen Augustin vorlesen; auch liebte er bei Tische Saitenfpiel und Gesang. Nach der Mahlzeit pflegte er 2—3 Stunden zu schlafen;

10. Das Mittelalter - S. 323

1884 - Mainz : Kirchheim
Die pyrenäische Halbinsel. 323 Um den Besitz des schwarzen Meeres und die Inseln beneideten, auf den Thron und eröffnete wieder die Reihe der griechischen Kaiser, die nun noch 200 Jahre fortbestehen sollten, bis das Reich 1453 in die Hände dert ür k en fiel. Die Begebnisse des griechischen Kaisertums sind die traurigsten und verwirrtesten in dem Gange der Weltgeschichte. Das byzantinische Reich hat den längsten Todeskampf gekämpft, und fein Untergang ist der trostloseste, da es hoffnungsloser Barbarei zum Opfer fallen mußte in einer Zeit, wo eine neue Kulturepoche die Welt zu erleuchten begann. 9. Die pyrenäische Halbinsel. In diesem Laude hatten, wie wir bereits wissen, die aus Gallien von den Franken verdrängten Westgoten ein ausgedehntes Reich gegründet, welches aber Trotz, Widerstand und Parteiwut der Großen geschwächt hatte. Im Jahre 711 machte Uneinigkeit in der Herrscherfamilie dem Reiche vollends ein Ende. König Witiza war gestorben, und dessen Erbfeind Roderich schwang sich auf den Thron. Der Erzbischof Oppas von Sevilla und dessen Bruder Graf Julian, Brüder Witiza's, nahmen sich der Söhne desselben an und riefen gegen Roderich die Araber aus Afrika zu Hilfe. Diese kamen und siegten bei Xeres, unweit Cadix, über die Goten (s. S. 72). Sie dehnten darauf ihre Eroberungen immer weiter aus und gingen nach der Unterwerfung Spaniens über die Pyrenäen, um auch Gallien zu gewinnen. Bei Tour und Poiiiers aber stellte sich ihnen der fränkische Hausmeier Karl Martell mit einem geübten Heere entgegen und verhinderte durch einen glänzenden Sieg die Ausbreitung ^des Islam aus europäischem Boden (732). Nur eine _ kleine Schar tapferer Männer, unter der Führung ihres Fürsten P e l a y o, hatten sich nach der Schlacht bei Xeres in die Gebirge von Asturien *) zurückgezogen und behaupteten hier unter beständigen Kämpfen sich so lauge, bis im 11. Jahrhundert eine neue Wendung der Dinge eintrat. In Ägypten hatte sich ums Jahr 750 Abul Abbas Saffah, d. H. der Blutvergießer, gegen die Kalifen aus dem Hanse der Omejjaden empört und das ganze Geschlecht bis auf einen Mann , Abderrahman, vertilgt. — Dieser flüchtete sich mit seinem Anhange nach Spanien, wo er das Kalifat von Eo r d ö v a gründete. Mit ihm zogen Kunst 1) A l p h o n s I. erhob Asturien zum Königreiche. 21 * 4
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