424
Afrika — vas Land.
Jahre vergehen, eh' es in Oberägypten und im größten Theile der Sahara nur
einmal regnet. Desgleichen auf den Hochebenen im mittleren und unteren
Stromgebiete des Gariep und in der sandigen Wüste Kallihary. Wo indeß die
Sahara schon in den großen tropischen Regengürtel hinein reicht, da ist es, wie
vorhin erwähnt, minder regenlos.
Die Re gen zo ne umfaßt aber in Afrika nicht die ganze Breite zwischen
den Wendekreisen, sondern nur 20 Breitengrade ans jeder Seite des Aequators,
ja noch etwas weniger, da die Sahara von ihrer Mitte aus sich noch 3 Grade
südlicher vorschiebt. Die Nordgränze der Regenzone bildet deshalb eine Curve,
deren Biegung gegen das Niger- und Tschadgebiet das Breitenparallel von 17",
.selbst von Ig'/z berührt, während ihre Schenkel in Ost und West, nahe dem
rothen und atlantischen Meere, bei 20° beginnen. Je nach Lage und Bodenbe-
schaffenheit der Länder hat dann die tropische Regenzeit verschiedene Dauer;
meistens währt sie 3 bis 6 Monate, in den feuchten Gegenden des Tschad über
drei Viertel des Jahrs. Uebrigens kann man diese Zeit, wenn man unsere
Benennungen brauchen will, den Sommer nennen, denn sie ist es, die mit war-
men Tagen auch warme Nächte verbindet und das Wachsthum der Pflanzen
fördert, während in der trocknen Jahrszeit Tageshitze mit Nachtkühlung wechselt.
Auf der nördlichen Hemisphäre fällt auch die Regenzeit als zusammen hängend
mit dem höheren Sonnenstände zwischen den April und Oktober, also in unsern
Sommer, ans der südlichen dagegen in die andre Jahreshälfte von Oktober bis
April.
Die Pflanzenwelt, sowohl die ursprünglich einheimische, als die aus andern
Welttheilen eingeführte, wird durch das Klima bedingt. Siehe §. 40 des vorigen
Abschnitts. Wir treffen also am Mittelmeer noch südeuropäische Ge-
wächse, so wie unsre Zugvögel, deren mehrere dort den Winter zubringen.
Auch auf dem Caplande, dessen einheimische Flora in mancher Hinsicht der
australischen ähnelt, bestellt man jetzt die Felder mit unsern Korn- und Gemüsearlen.
Im ganzen übrigen Afrika, auch da wo höhere Lage die Hitze mäßigt, ist Haupt-
cerealie die Durra oder Mohrenhirse, daneben der Reis und der Mais,
dessen Anbau sich immer mehr verbreitet. Der tropischen Nährpflanzen
sind viele, als Pams, Manioc, Bananen, Erdnuß, Schih- oder Butterbaum,
der Gurunußbaum, dessen Frucht als Nahrungsmittel und (neben den Kauries)
zugleich als Scheidemünze dient, die Dattel im Norden, die tropischere De-
lebpalme, deren große schattige Krone mit einer Fülle ananasartiger Früchte
sich aus einem 100' hohen Stamme erhebt, die Kokospalme nur an der Küste
Guineas, die Sagopalme u. a. m. Zu den Oelgewächsen gehört nicht blos
der Sesam, auch die Oelpalme und die Dendempalme mit röthlichem Oel. In
den Gewürzhandel liefert Afrika den Pfeffer, auch Paradieskörner, weshalb
ein Theil Guineas den Namen Pfeffer- oder Körnerküste führt. Baumwoll-
Arten, Zuckerrohr, Indigo wachsen hie und da wild. Aus den Urwäldern
feuchter Landstriche kann man treffliche Holzarten zur Färberei und
Tischlerei beziehen und die Akazien trockener Länder liefern das Kautschuk
Senegambiens und den arabischen Gummi Aegyptens. Wie der kolossale
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Extrahierte Ortsnamen: Afrika Sahara Kallihary Afrika Niger- Ost Afrika Guineas Afrika
Afrika — geschichtlicher Ueberblick. 427
und Azrek gebahnt haben, wo Karawanenplätze, und bald auch Tempel und
Städte entstanden. Natürlich ging der Handel von dort den Strom zwischen
den Wüsten hinab, und veranlaßte ähnliche Colonisation und Eroberungen all-
mählig bis zur Küste des Mittelmeers. So erwuchsen priesterlich kriegerische
Staaten erst südlich der nublschen Wüsten unter den braunen Aethiopeu, deren
Hanptorte Axum und Me roe, dann nördlich unter den minder braunen
Aegyptern, deren Hauptorte Thebe, Dtemfis n. a. wurden. Den spärlichen
Ureinwohnern ließ man ihren rohen Thierdienst, mochten sie nun Katzen und
Krokodile, Ichneumons und Ibisse verehren; doch gewöhnte man sie, ihren neuen
Herren gehorsam zu sein, und Tempel für die höheren Götter Ammon, Osiris,
Isis u. a. bauen zu Helsen. Dies war der Beginn der Kultur im Nilthalc, wo
nach und nach die eingewanderlen Begriffe und Einrichtungen dem Klima und
der Lebensart gemäß sich weiter entwickelten und, durch Wüsten fast überall von
andern Völkern getrennt, ganz eigenthümlich gestalteten. Vorzüglich war dies in
Aegypten der Fall, wo man größere Fortschritte als in Aethiopien machte,
obwohl die Völker hier und dort in Gebräuchen und Ideen sich ähnlich blieben.
Die Priest er schaft behauptete den ersten Rang, ein volles Drittel alles Land-
eigenthums gehörte ihr, und die Könige hatten sich, wie hoch sie auch von ihr
geehrt wurden, doch nach strengen göttlichen Vorschriften zu richten. Sie war
die obere Kaste wie bei den Hindus, und ihr zunächst stand die der Krieger,
gleichfalls im Besitz eines Drittels vom Grund und Boden. Die Gewerb-
treibenden (worunter auch die Pächter), die Schiffer (deren es am Nil und
den unzähligen zur Bewässerung angelegten Kanälen sehr viele gab) und die
Hirten in den Seitengebirgen und einigen Weidegegenden des Delta, machten
die übrigen 3 Kasten aus, worin alles scharf geschieden war. Nur die Mit-
glieder der Priesterschaft beschäftigten sich init wissenschaftlichen Dingen, dem
Volke blieben die mechanischen Arbeiten. Im Hansel mit fremden Ländern ver-
hielt sich der Aegypter leidend; durch Karawanen erhielt er Goldstanb, Elfenbein
und Sklaven, aus dem Innern Asrika's; Räncherwerk aus Arabien, Gewürze
aus Indien, Weine aus Phönizien, Salz aus den Wüsten, und ließ dagegen
seinen Ueberstuß au Korn und seine vortrefflichen Linnen- und Banmwollen-
waaren von ihnen abholen. Von der Hofpracht der Pharaonen oder Könige,
als Aegypten endlich, etwa 1550 Jahr vor Chr., ein einiges Reich ausmachte,
sowie vom Einflüsse der Priester und von dem Grade ihrer bildenden
Kunst zeugen noch jetzt die unter dem heitern Himmel Aegyptens wohl erhal-
tenen Ruinen, die ans ungeheuren Pyramiden, Tempeln, Palästen, Colossen,
Obelisken, Sfinxen und Felsgräbern bestehen.
Ueber 1000 Jahre erhielt sich dieser merkwürdige Staat trotz einzelner Re-
volutionen in seiner Eigenthümlichkeit, bis er in die Gewalt des persischen Er-
oberers Cambyses gerieth, 525 vor Chr., und blieb von nun an die Beute
fremder Herrscher, fremder Religionen und Einrichtnngen. 332 kam Alexan-
der und legte den Grund zur Handelstadt Alexandria, worin nach seinem Tode
der Feldherr Ptolemäus eine griechisch-macedonische Regierung errichtete.
Unter den Nachfolgern desselben, die man allzumal Ptolemäer nennt, war
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Extrahierte Ortsnamen: Afrika Nilthalc Goldstanb Indien Alexandria
290
Das Altertum. Die Rmer.
zur Alleinherrschaft zu bahnen. Der edle Mann mag vielleicht auch danach getrachtet haben, zum Militrtribunat zu gelangen, schwerlich aber nach der Tyrannis. Die Sage macht den alten Cincinnatus wieder zum Retter in der Not. Zum Diktator ernannt, soll er den Verdchtigen vorgeladen, sein Reiteroberst C. Servilius denselben ohne weiteres erstochen haben. Von der ganzen Geschichte wird wahr sein: die Getreidespende, der Ha und die Be-sorgnis der Patricier, der Mord, sei er Justiz- oder Meuchelmord, und die Verbannung des patricischen Werkzeugs. Die Aristokratie war unbedenklich in der Wahl ihrer Mittel und wute stets die von ihr angewendete Gewalt und List im gnstigen Lichte darzustellen.
2. Verfhrt sie in der gleichen Weise in der uern Politik, so schiebt sie die Schuld ebenfalls auf die bse Plebs. So benutzt sie, als Schieds-gericht angerufen, den Streit der Städte Ardea und Ariern um die Mark von Corioli (446) einfach dazu, diese fr sich selbst mit Beschlag zu belegen, macht aber in der Tradition die dabei kaum beteiligte Plebs verantwortlich. Ganz in derselben Weise schlichteten die Rmer im 2. Jahrhundert v. Chr. einen Hader zwischen Neapel und Nola dadurch, da sie das strittige Land als ihr Eigentum einzogen.
Whrend die Volsker und quer in Latium Fortschritte machten, hielten die Rmer ihnen gegenber stand und erlangten dadurch wieder eine fhrende Stellung der die Latiner. Die Besitznahme von Orten wie Labici (418) und Bol auf dem Wege nach dem Lande der Herniker (auf der sptem via latina) beweist, da sie die quer zurckdrngten. Auch gegen die Etrusker war der Kampf erfolgreich, aber gegen Roms gefhrliche Nebenbuhlerin Veji hartnckig. Whrend eines Waffenstillstandes mit Ront fiel die ursprnglich latinische Stadt Fiden zu Veji ab und ermordete, wenn man der Nach-richt glauben darf, die Rechenschaft fordernden Gesandten der Rmer, welche die Fidenaten trotz der ihnen vom Vejenterknig, dem Lars Tolumnius, und den Bewohnern von Falerii, den Faliskern, gebrachten Hilfe besiegten, ihre Stadt vertilgten (426) und ihre Feldmark als Staatsacker einzogen. To-lumnius war im Kampfe gefallen; sein Linnenpanzer hing als Weihestck aus der Beute (spolia opima) noch zur Zeit des Augustus im Tempel des Jupiter Feretrius auf dem Capitol. Ein neuer Waffenstillstand mit Veji beendete weder die Fehden noch die Eifersucht Roms gegen die durch Ge-werbethtigkeit, Handel und Reichtum blhende Stadt. Wahrscheinlich be-nutzten die Rmer die gnstige Gelegenheit, da die Nordetrusker durch den Einfall der Gallier abgehalten waren, Veji Hilfe zu bringen. Gleichwohl war der Kampf langwierig und heftig (406396). Denn Capena und Falerii brachten Untersttzung, und Veji selbst war durch seine Lage und seine Befestigung gesichert. Die Rmer sahen sich gentigt, die Festung einzuschlieen
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Extrahierte Personennamen: C._Servilius Roms Lars_Tolumnius Augustus Capena
298
Das Altertum. Die Rmer.
Mann setzte diese Maregel ungeachtet aller Anfeindung seitens der Altbrger als Censor 312 durch. Es ist dabei zu bemerken, da dieser merkwrdige, natrlich auch als Streber nach der Tyrannis verdchtigte Demagog, der zugleich Jurist, Redner und Dichter war, die mterlaufbahn mit diesem Amte begann und erst 307 und 296 das Konsulat bekleidete. Sein Nachfolger in der Censur, Q. Fabius Maximus, schwchte die Neuerung des Appius durch die Bestimmung, da die Neubrger nur in den vier stdtischen Tribus Aufnahme fanden, die Altbrger, d. h. die Grogrundbesitzer der 27 lndlichen Tribus, also trotz ihrer Minderzahl bei der Abstimmung das bergewicht be-hielten. brigens nahm Appius auch Neubrger ohne weiteres in den Senat auf und verstie durch dieses Verfahren gegen das Herkommen. Erdichtung ist es, da er sein Amt der die gesetzliche Zeit hinaus behielt gegen den Willen des Senats, als ob dies berhaupt mglich gewesen wre. Seine Censur wurde der 18 Monate verlngert, weil er die von den Ersparnissen begonnenen groartigen Bauanlagen vollenden mute, die seinen Namen ver-ewigten, die Appische Wasserleitung aus den Sabinerbergen und die Appische Landstrae nach dem Sden. Der Ausstand der rmischen Stadtmusikanten (tubicines), den sein Verbot, in herkmmlicher Weise das Zunftfest an dem Minervafeste der kleinen Quinquatrus zu begehen, ver-anlat haben soll, und noch mehr die Heimholung der in Tibur benebelten Striker hat zwar als Vorbild moderner Vorkommnisse ein gewisses Interesse, aber wohl nur schwache geschichtliche Unterlage. Unter des Appius Mit-Wirkung sammelte der Libertine Cn. Flavius, erst dessen Schreiber, dann kuru-lischer dil (304), die Klageformen, erklrte sie und gab sie mit einem Ge-richtskalender heraus, welcher die dies fasti und nefasti bekannt gab (ius Flavianum).
Vi. Die kmpfe mit die Herrschaft der Italien.
1. Kriege mit den Latinern itttb Sanmitern (ca. 340266).
Whrend im Innern des rmischen Staates der Kampf um die Rechts-gleichheit zu Ende geht, errangen die Rmer nach auen die Vorherrschaft der Mittelitalien. Ihre Bedeutung zeigt sich in dem Handelsvertrag mit Karthago (348, erneuert 306), den man sonst in die ersten Jahre der Republik versetzte, und in dem Freundschaftsbndnis (354) mit den im Quell-gebiet des Volturnus wohnenden krftigen sabellischen Stmmen, die man gewhnlich in dem Namen der Samniter zusammensat, den Pentrern und Caudinern; auch Hirpiner, Picentiner, Frentaner werden zu den Sam-nitern gerechnet. Mig, fleiig, bieder, dabei tapfer, hatte sich das Berg-Volk unter dem Namen der Lucaner und Bruttier der den Sden der Halbinsel
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Entstehung Roms.
271
Jtaler an, welcher in zwei ste sich spaltete: 1. die umbrisch-sabellischm Völker im Gebirgsland. Zn ihnen zhlten die Urnbrer, deren Name nur der Landschaft zu beiden Seiten des Apennin, vom obern Tiber bis zum Adriatischen Meer (die heutige Landschaft von Perugia, Urbino und ein Teil der Romagna) blieb; dann die Sab eller mit zahlreichen Unterabteilungen, die ihren Ursprung auf die krftigen Sa bin er in den Abruzzen zurck-fhrten. Die Not zwang diese, die Auswanderung gleichsam religionsgesetzlich zu regeln durch das ver sacrum (Weihe-Lenz), demzufolge sie alles, was das nchste Frhjahr gedeihen lie, dem Mars weihten, die Tiere opferten, die Menschen spter auswandern lieen (vgl. Uhlands Gedicht). Die zu ihnen gehrigen Volsker, Herniker, quer wurden frhe latinisiert. Die Samniter drangen im 5. Jahrhundert in das Land der Osker (Opici, Osci, Ausones) ein und nannten sich nach ihrer Hauptstadt Capua Camp an er. Zu den Oskern gehren auch die Lucaner und Bruttier. Die umbrische und oskische Sprache war nur mundartlich verschieden und verwandt mit der Sprache des zweiten Astes: 2. der Latin er. Dieser kleine aber wichtigste Stamm sa am Tiber und Anw (Teverone), in den Vorbergen des Apennin und an der Kste etwa von Cre bis Terracina in dem Flachland", d. i. Latium, ein arbeitsames, religises, tapferes Volk von Bauern. Sie sollen einen Bund von 30 Stdten (Gauen) gebildet und ihre Bundestage in einer sagenhaften Stadt Alba longa, einem Capitolium (Burg), spter im Haine der Feren-tina abgehalten haben. Die heilige Dreizahl kehrt mehrfach in der rmischen Sage wieder. Die Vereinigung war jedenfalls nur religiser Natur wie die griechischen Amphiktyonien. Man beging dem gemeinsamen Stammgott Jupiter Latiaris zu Ehren gemeinsam das latinische Fest (feriae latinae) in dem Albanergebirge. Zum latinischen Gauverbande gehrte auch die Gemeinde, welche durch ihre Lage dazu berufen war, stufenmig die Vorherrschaft der Latium, der Italien, der die Welt zu erringen, die Stadt, welche ihren Ursprung von Alba ableitete Rom.
Erste Periode.
Die Knigszeit (bis 509 ti. Chr.).
I. Entstehung Horns.
Die ganze ltere rmische Geschichte ist rein sagenhaft, der aus der mythischen Schale zu lsende Kern auerordentlich klein. Es sind nicht wie in Griechenland historische Erinnerungen, durch reine Phantasie zu lebhaftem Bildern ausgestaltet worden; der nchterne Sinn des italischen Volkes wirkte
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274
Das Altertum. Die Rmer.
Vejovis knpfte, und die Apotheose des Stammvaters sind hellenischen Ur-sprunges; die Kriege mit Fiden und Veji beruhen auf Zurckdatierung. Die gesetzgeberische Thtigkeit des ersten Knigs enthlt ebensowenig Historisches. So bleibt nur als Thatsache die Entstehung einer sabinischen Gemeinde neben der latinischen und ihre Verschmelzung zu einer Gemeinde (Syn-oikismos). Die Ansiedler des Palatinischen Hgels waren Latiner, die Ramnes, Romani, die Bewohner des ltesten Teiles der Stromstadt" Roma; diese Ansiedlung bezeichnete man spter nach der viereckigen Gestalt als Roma quadrata. Der zweite Gau, die sabinischen Tities, beste-delten den Quirinalis. Als dritter, wieder latinischer Bestandteil, kam die Tribus der Luc er es hinzu. Diese Dreiteilung des Volkes soll nach der Sage natrlich auch der Stifter der Stadt vorgenommen haben, wie ihm weiter die Einteilung in 30 Geschlechtsverbnde (Kurien), die Festsetzung des Senats und des militrischen Aufgebots von 3000 Mann zu Fu (legio) und 100 zu Pferd (celeres) zugeschrieben wird. Vielleicht waren die drei Tribus weiter nichts als Rittercenturien.
Ii. ie brigen Könige
Wie Romulus als Grnder des Staates und Schpfer des kriegerischen Geistes gilt, so ist entgegen sonstiger Regel der zweite König, Numa Pom-pilius, der Ordner der Religion. Parallelen zu den beiden ersten Knigen bilden die folgenden zwei: Tullus Hostilius, von kriegerischem Charakter, der Alba zerstrt und dessen Bewohner nach Rom verpflanzt haben soll, und Ancus Marcius, dem die Grndung der Hafenstadt Ostia, die Besiedelung des Aventinischen Berges durch die Plebejer und die Verschanzung des Berges Janiculus auf dem jenseitigen Ufer des Tiber, sowie der Bau der Holzbrcke (pons sublicius) zugeschrieben wird.
Auf zeitweilige etruskische Herrschaft in Rom, mindestens auf be-deutenden Einflu der Etrusker, weist die Erzhlung von der Dynastie der Tarquinier. Dem ersten derselben, Tarquinius Priscus, schreibt die Sage groe Bauten zu, den Jupitertempel auf dem Kapitolinischen Hgel, die Kanalisierung durch die cloaca, die erste Anlage des circus maximus fr ffentliche Kampfspiele, die Einrichtung des Forums zwischen Quirinal und Palatm zum Markte und Volksversammlungsplatz. Eine Ver-fassungsresorm legt man Servius Tullius bei, die Centuriatverfassung. Der Unterwerfer Latiums bildet als drckender Herrscher den Schlu, Tar-quinius Superbus, der im Jahre 509 infolge schmachvoller Frevelthat seines Sohnes vom Throne gestrzt und verjagt worden sein soll. Das Fest der Knigsflucht" ward am 24. Februar begangen. Cre in Tuscien, wohin er seine Flucht gelenkt habe, hat allerdings Grber einer Familie Tarchna.
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276
Das Altertum. Die Rmer.
Iv. Die religisen Einrichtungen.
Mit dem ganzen rmischen Staats- und Familienleben waren die meisten Einrichtungen so verwoben, da es im Altertum kein religiseres Volk gab als die Rmer.
Der innere Raum eines rmischen Hauses war ein Heiligtum, der Herd ein Altar, in dessen Nhe daher auch die Bilder der Schutzgeister des Hauses standen, die Penaten und die Laren, letztere ursprnglich Flurgottheiten, dann auch als Geister der Verstorbenen verehrt. Auch der Tisch war den Penaten heilig; aus demselben stand immer ein Gef mit Salz, ein anderes mit Erstlingssrchten. Jede Mahlzeit begann mit einer Reinigung und schlo mit einer Libation. Priester des Hauses war das Familienhaupt, dem alle Hausgenossen strengen Gehorsam schuldeten. Den abgeschiedenen Familien-angehrigen mute man Ruhe im Reiche der Geister durch Begrbnis, Cere-monien, Opfer und Gebete verschaffen. Ruhelose Manen kehrten sonst als neckende Kobolde, larvae, ins Haus zurck; ein vershnter Geist dagegen brachte als Lar Glck und Segen.
Die Stadt und der Staat bildeten ein Haus im groen. Der Herd war der Vestatempel, in welchem ein ewiges Feuer brannte. Die Unter-Haltung desselben lag den zur Keuschheit verpflichteten und hoch angesehenen vestalischen Jungfrauen ob, anfangs 4, dann 6. Bruch des Gelbdes ward mit Lebendigbegraben bestraft. Wie das Haus hatte die Stadt ihre Laren und schtzenden Penaten. Der doppelkpfige I anus (Thrgott, vgl. Thor") waltet der dem Eingang nicht nur des Hauses, sondern auch der Heim-statte des Volkes, des Forums; ist die Gemeinde zum Kriege ausgezogen, dann bleibt hinter ihr das Gemeindethor offen; im Frieden wenn das Volk daheim ist bleibt es geschlossen; er ist der Gott alles Anfangs, in Handel und Wandel, fr Zeugung und Jahr, der erste latinische Gott (deorum deus), wie Jupiter (Iovis pater), der himmlische Herrscher, der hchste ist. Jenem diente der rex sacrorum, diesem der flamen Dialis. Zu dem Hter von Wahrheit und Treue, dem Rcher ihrer Ver-letzung, standen auch die Fetialen (20) in naher Beziehung. Sie hatten von dem Volke, von welchem die Rmer sich beleidigt glaubten, Genngthuung zu fordern und bei Verweigerung derselben unter bestimmten Ceremonien den Krieg zu erklären, ebenso auch Bndnisse und Vertrge abzuschlieen. Die von ihnen gebrauchten Gerte waren der heilige Kiesel, der Stab und der Grasbschel. Den Kult des Mars, ursprnglich eines Frhlingsgottes, dann des Kriegsgottes, der bei den Sabinern Quirinus, der vergtterte Romulus war, besorgten der flamen Martialis und der flamen Quirinalis; dem Mars dienten auch die 12 Salier (Springer), die Wchter der 12 hei-
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Extrahierte Personennamen: Iovis Quirinus Romulus Springer
292
Das Altertum. Die Rmer.
nach lngerer Belagerung des Capitols zogen die Gallier mit ihrer Beute ab und kehrten noch fter zu Plnderungen wieder: 367, 361, 360, 358, 350, 349, schlssen aber 334 mit Rom Frieden. Auch diese Kmpfe sind durch rmische Heldenthaten reich ausgeschmckt, Siege, Triumphe und Zwei-kmpfe. T. Manlins soll seinen Beinamen Torquatus von dem einem gallischen Riesen abgenommenen Halsring (torques), M. Valerius den Beinamen Corvus (Rabe) erhalten haben, weil während des Kampfes seinem gallischen Gegner ein Rabe das Gesicht zerhackte. Die Namenerklrungen sind ebenso richtig, wie die Sage von dem Beinamen des Capitol-Retters, der eben Capitolinus hie, weil seine Familie auf dem Burghgel wohnte. Den Kamillus lt die Sage die Volsker, quer und Etrusker besiegen. Ohne Zweifel hat sich Rom von dem Schlage durch die Kelten rasch erholt. Das geht aus der Umwandlung der etruskischen Orte Sutrium und Repete zu rmischen Kolonien, aus der Unterwerfung der Latinerstdte Prneste und Tibur (354) und der Errichtung zweier weitern Tribus in Latium hervor. Die Volsker waren zurckgedrngt, vielleicht mit Untersttzung der damals (354) den Rmern verbndeten Samniter, die Latiner in ein ziemlich abhngiges Bundes-Verhltnis gebracht; auch die abtrnnigen Herniker fgten sich wieder. Der minder erfolgreiche achtjhrige Krieg mit Tarquinii, nrdlich des Ciminischen Waldes, brachte Cre (353) in Abhngigkeit von Rom; die Criten erhielten Brgerrecht ohne Stimmrecht, wie die aerarii. Von der Erbitterung, mit welcher sich Etrusker und Rmer bekriegten, zeugt die Erzhlung von der Opferung rmischer Kriegsgefangenen an den Altren etruskischer Gottheiten und der vergeltenden Hinrichtung gefangener Etrusker. Ein Waffenstillstand auf 40 Jahre (351) beendete den Krieg.
3. Abest historia litteris nostris, unsere Litteratur hat keine Ge-schichtschreibung"; dieses Gestndnis des Atticus in der Schrift des Redners Cicero der die Gesetze" besttigt, was die Darstellung der rmischen Geschichte bis jetzt gelehrt hat. Die etwa vorhandenen baulichen und urkund-lichen Denkmler hatten in dem gallischen Brand ihren Untergang gefunden. Die Nachrichten entstammen daher fr die ltere Zeit den ganz unzuver-lssigen Familienchroniken adeliger Geschlechter, welche die drftigen Jahr-tafeln des Pontifex Maximus, die Annales maxxmi, und die Beamtenverzeichnisse , die Fasten, nur zum Nachteil der Wahrheit ergnzten. Erst mit dem zweiten punischen Kriege beginnt die rmische Geschichtschreibung mit der Thtigkeit der Chronikschreiber, der Annalisten, deren erste sich der griechischen Sprache bedienten. Der lteste von ihnen, Q. (= Quintus) Fa-bius Pictor, der im Jahre 216 nach Delphi geschickt ward, um den Rat des Orakels einzuholen, verherrlichte sein eigenes Geschlecht. Sein Zeitgenosse L. Cincius Alimentus konnte wenigstens aus seiner karthagischen Gefangenschaft
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Extrahierte Personennamen: T._Manlins Capitolinus Maximus L._Cincius_Alimentus
Die Kunst.
399
Provinzen mgen vielleicht ebensoviele Meisterwerke weggenommen, abgezwungen, erbettelt haben, als durch Eroberung und Kauf nach Rom kamen.
Gleichwohl wurden die Rmer nie rechte Knstler. In den guten Zeiten der Republik nahm die Sorge fr Staat, Stand und Hauswesen den nch-ternen Sinn genug in Anspruch. Keines der italischen Völker, mit welchen die Rmer zu thun bekamen, auch die Etrusker nicht ausgenommen, hatte sich in der Kunst so weit entwickelt, um den stahlharten, politischen Geist der Rmer dadurch zu mildern.
In der Plastik, die sie in erster Linie nur in den Dienst des Patrio-tismus im engsten Sinne stellten, erhoben sie sich nicht zu selbstndigen Leistungen.
Von den Etruskern lernten sie in der Baukunst, welche durch ihren praktischen Nutzen ihrer praktischen Neigung zusagte, den Gewlbebau, den sie in Verbindung mit dem griechischen Sulenbau brachten. Hierin sind sie die Lehrer der sptern Völker geworden. Vereinigung des jonischen und korin-thischen Kapitals schuf das berladene rmische. Anbringung von Halbsulen an den Auenseiten von Gebuden und Gesimse belebten die groen Flchen. Die Kaiser schmckten die Hauptstadt mit groartigen Tempeln, von denen auer andern noch erhalten sind der Rundtempel des Pantheon und der Vestatempel in Tivoli; mit groen Prachthallen, Basiliken, Grabdenkmlern, wie der Ccilia Metella, der Gemahlin des Triumvirs Crassus, an der via Appia, und des Hadrian, der heutigen Engelsburg; mit Theatern, deren erstes steinernes Pompejus im Jahre 55 errichtete; Amphitheatern, wie dem Flavianischen Kolosseum (fr 87 000 Zuschauer); mit Palsten, Triumph-bogen, Ehrensulen, wie der Trajanssule, und Thermen, den groartigsten Bdern der Welt. Augustus selbst bewohnte ein einfaches Haus auf dem Palatium, an dessen Stelle erst im 3. Jahrhundert n. Chr. ein Palast (danach genannt) trat. Aber er durfte sich rhmen: Ich habe eine Stadt von Ziegelsteinen bernommen und hinterlasse eine von Marmor."
Alle Kunstliebe erzeugte aus der vornehmen Welt Roms keinen Knstler. Die rohe Plebs suchte ihren Genu so gut wie heute der weitaus grte Teil der Menschheit an materiellen Vergngungen, denn sie sah ja auch die obern Zehntausend in allen Genssen der Kleidung, der Tafel, der Aus-stattung von Haus und Garten, in Bauten und Kunstwerken nur schwelgen, prunken und protzen. Sie verachtete den Stand des Handwerkers, aus dem der Knstler erwchst, und ergtzte sich an Wettrennen, Tier- und Fechter-kmpfen, an Blutscenen und unzchtigen Darstellungen aller Art, fr die der Fürst und die Reichen sorgten.
Am meisten wirkte noch die griechische Kunst auf den Handwerkerstand in den Provinzen: die verschiedenen Gerte, sowohl die zum Schmuck als
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Extrahierte Personennamen: Ccilia_Metella Augustus
Extrahierte Ortsnamen: Rom Engelsburg Palatium Roms
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Johannes Laterans; im Mittelgrunde das Kolosseum und die Titus-
Thermen; ganz rechts die Höhenplatte des Palatin mit schwachen Über-
bleibseln der Kaiserpaläste; darüber fern hinaus die Via Appia; norn
das Riesenkastell der Caracalla-Bäder, und zwischen der Appia und dem
Tiber außerhalb der Mauern die große vereinsamte Basilika des Paulus-
Grabes. Vor uns, jenseits vom Palatin, aus dessen ganzer Südseite,
der Cirkus Maximus, jetzt eine grüne bebaute Tiefe, von einem schilf-
bewachsenen trüben Bach durchschlichen. Die Sitzreihen und Säulenhallen,
die zu beiden Seiten sich übereinander türmten, das Werk von Jahr-
hunderten, sind verschwunden; der Cirkus Maximus ist stille geworden,
wie alle die großen Hügel auf dieser Seite, Palatin, Aventin, Cälius,
verlassen sind. Das Menschentreiben ist wie eine Weingeistflamme, die
an ihrem Dochte nur so lange spielt, als er noch Nahrung bietet, dann
aber hinweghüpft, um anderswo weiterzuflackern.
Ja freilich, Nom ist eine Stadt wie andere Städte — und dennoch
scheint es mit der zauberhaften Eigenschaft begabt zu sein, die Sehnsucht
im Menschen zu erwecken: hier zu leben und zu sterben. Tief an dem
Tiber liegt die Stadt in der Mitte einer gewellten Ebene, ringsum von
milden Gebirgen umgeben. Nur nach Westen hin fallen letztere ab, dem
Meere zu, dessen schöne sonnige Küste nach dieser Seite hin die Grenze
bildet. Niemand wird die zartgezogenen Linien dieser Gebirge vergessen,
der von der Höhe des Kapitols jemals zu ihnen hinübersah. „Wie die
Schriftzüge einer geliebten Hand bleibt uns das im Gedächtnis," sagt
Hermann Grimm. „Es ist, als hätten die durch Jahrtausende sich anhäu-
fenden Thaten, die in Rom vorbereitet und ausgefochten wurden, eine
Art geistiger Atmosphäre dort geschaffen, von der man sich umnebelt und
festgehalten fühlt, als sei das Echo der Schritte all der Männer, die
hier gingen, in den Wolken hängen geblieben und umtöne uns leise
unaufhörlich."
Die Sonne neigt sich zum Untergange; die fernen Pinien der Villa
Pamfili drüben auf dem Janiculusrücken, jenseits des Tiber, schweben
bereits auf goldenem Grunde. Welch ein Anblick! welch ein Wechsel von
Farben rings um uns her! Der entfernte Soracte hebt sich blau ab
von dem leuchtenden Goldgrün des Himmels. Die hintereinander vor-
rückenden Mauerschalen des nahen Kolosseums glühen rot, rot die
fernen phantastischen Statuenzinnen des Lateran; violett der Cypressen-
wald, der die Stätte des Claudius-Tempels auf dem Cälius bezeichnet,
und dahinter in allen Farben spielend das Gebirge mit seinen lichten
Ortschaften.
Fridolin H o f f m a n n.
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