273
Völkerverkehr uitb Handel.
bewirkt. Wie derselbe nach der Zerstörung von Tyrns die Stadt Ale-
xandrien in Niederägypten erbauet, ist schon oben (S. 75) erzählt.
Unfern der westlichen Nilmündung, ans einer zwischen dem Meere
und dem See Mareotis sich hinziehenden Landenge, erhob sich diese
große, prächtige, volkerfüllte Stadt. Fünf Hafen (wovon einer am
marcotischen See) nahmen die Handels- und Kriegschiffe auf. Das
arabische Meer, zu welchem vom Nil ein kurzer Landweg, auch
ein Kanal führte, auf der einen und das vielarmige Mittel me er
auf der anderen Seite berührend, war Alexandrien durch die Natur
selbst zum Mittelpunkte des Verkehrs zwischen den Morgen- und Abend-
ländern, zum Stapelplaze des Welthandels bestimmt. Kein herrlicheres
Denkmal hat sich je ein König gcsezt. Denn, als die macedonischen
Reiche bis auf die lezten Trümmer zernichtet waren, dauerte doch in
einer langen Folge von Jahrhunderten und unter dem mannigfaltigsten
Wechsel der Herrschaft die Handelsgröße Alexandriens fort, bis die
Entdeckung des Wasserweges nach Ostindien alle Verhältnisse
änderte.
Die Ptolemäer erkannten die Vortheile solcher einzigen Lage,
und vermehrten sie durch zweckmäßige und prächtige Anstalten. Dahin
gehören die Errichtung des Leuchtthurms auf der Insel Pharos,
welche die Hafen deckte, die Vollendung des schon von den Pharaonen
angefangenen (und nach Herodot von Darius Hystaspis fortgesezten)
Kanals nach dem rothen Meere, die Anlagen trefflicher Straßen da-
hin (*), insbesondere nach Berenice und später nach Myoshormos,
die Verbesserung dieser und anderer Hafen, die Abschickung erforschen-
der Gelehrten (wie Megasthenes und Dionysius) nach In-
dien, u. s. w. Dabei wurden auch die alten Handelsverbindungen
Aegyptens fortgesczt, erweitert und mit griechischer Thätigkeit betrie-
den. (Bergt. B. Z. S. 251.)
Eine zweite für den Handel und die Erweiterung des geographi-
schen Gesichtskreises äußerst merkwürdige Unternehmung des in solchen
Sachen wahrhaft großen Alexander war die Seereise des Nearchus
von der Mündung des Indus bis in den persischen Meerbusen
(S. 77). Alexander hatte einen ansehnlichen Theil Vorderindiens
kriegerisch durchzogen, und wünschte den Verkehr mit jenen reicheren
Ländern zu sichern und zu erleichtern. Die genauere Bekanntschaft mit
diesem von den Griechen damals noch unbefahrenen Meere und den
(*) Der Kanal wurde niemals lebhaft befahren. Die Seichtigkeit des
arabischen Busens in seinen nördlichen Theilen mag die Ursache fern. Man
schiffte darum den Nil herauf bis Kortos, und von da ging derkaravanen-
weg nach den im Text genannten südlicheren Häfen.
Il.
18
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T85: [König Alexander Reich Sohn Perser Tod Syrien Darius Cyrus Provinz], T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer]]
Extrahierte Personennamen: Herodot Darius_Hystaspis Darius Berenice Dionysius Alexander Alexander Alexander Alexander
2o3
Kriegswesen.
Später kommen fünfrudrige und noch größere Schiffe vor. Die See-
taktik blieb sehr einfach, und konnte nicht wohl anders seyn, da die
Flotten sich in der Nähe bekämpften: aber die Seeschlachten waren
noch blutiger, als heute.
Nicht viel verschieden, in Waffen, Organisation und Taktik, war
von dem griechischen das maccdonische Kriegswesen. Doch hatten
die Könige Makedoniens, besonders die Nachfolger Alexanders M.
(also auch die syrischen und ägyptischen Könige) lauter stehende
Truppen oder Miethsoldaten. Auch waren ihre Kriege meist nur
persönliche, keine Nationalkriege.
Philipp, durch Epaminondas gebildet, macht Epoche in der
Kriegskunst. Seine genau und nach weisen Grundsäzen geordnete Pha-
lanx ist bis auf Perseus fürchterlich geblieben. Eine volle Phalanx
zählte 16,384 schwerbewaffnete Fußgänger, 8192 Mann leichte Trup-
pen und 4096 Reiter. Die Fronte der Schwerbewaffneten war 1024
Mann, die Tiefe 16 (*). Alle Unterabteilungen, alle Stellungen der
Phalanx beruhten auf dieser bequemen Wurzelzahl. Unwiderstehlich war
ihr Stoß auf einem günstigen Schlachtfelde; auf einem unebenen, zer-
schnittenen Terrain taugte sie nicht. Auch erlag sie der leicht beweg-
lichen Legion.
§. 16. Karthagisches.
Karthago war vorzugsweise eine Seemacht, und zwar eine
solche, die nach der Herrschaft des Meeres strebte, soweit dieselbe
nach den damaligen nautischen Verhältniffen möglich war, und soweit
ihre politischen oder Handelsverbindungen reichten. Darum unter-
hielt auch der Staat gewöhnlich mehrere hundert Galeeren von großer
Bauart und starker Bemannung (**), Die karthagische Flotte, die gegen
Regulus focht, zählte 350 Galeeren, und führte 150,000 Mann;
sie wurde von der (nur wenig schwächeren) römischen Flotte mit schreck-
lichem Verluste geschlagen. Daß cs den Römern möglich war, in
etlichen Jahren eine mit der karthagischen wetteifernde, ja ihr noch über-
legene Marine zu erschaffen, beweist wohl deutlich die Unvollkom-
menheit der alten Schiffbaukuust und Seetaktik.
Aber Karthago war auch Landmacht, und bedurfte zur Besezung
und Vcrtheidigung so ausgebreitcter Länderstrccken eine große Anzahl
stehender Truppen. Die Bürger der herrschenden Gemeinde waren zu
wenig zahlreich und dem Kriegsdienste zu abgeneigt, um dieselben aus
ihrer Mitte zu erhalten. Nur in Nothfällcn griffen die gewerbfleißigen
(*) Die Soldaten trugen 24 Fuß lange Spieße (Sarissen), die über
das sechste Glied drei Schuh weit hinausragten.
(•*) Die Ruderer waren meistens Sklaven: die Streiter aber Soldknechte.
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
TM Hauptwörter (200): [T60: [Mann Heer Jahr Offizier Soldat Landwehr Truppe Krieg Armee Regiment], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T85: [König Alexander Reich Sohn Perser Tod Syrien Darius Cyrus Provinz], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Extrahierte Personennamen: Alexanders Philipp Philipp
53 Zweites Kap. Geschichte der Griechen.
gegen Darius Hystaspis rechnen, so hatte derselbe über fünfzig Jahre
gedauert.
Vermöge dieses ewig merkwürdigen Cim onisch en Friedens'er-
kannte Artarerres Longimanus, der Sohn jenes Xerrcs, wel-
cher ganz Griechenland Fesseln zngedacht, die Freiheit aller im Umfange
seines Reichs, also vornehmlich ans kleinasiatischer Küste gelegenen
griechischen Kolonien. Kein persisches Kriegsschiff sollte mehr in den
griechischen Gewässern erscheinen, kein persischer Heerhaufe sich auf
drei Tagreiscn den jonischen Küsten nähern.
§. 9. Innere Angel egenheiten Griechenlands. —Themistokles.
Wir haben die Hanptbegebenheiten des langwierigen persischen
Krieges und seinen Schluß der Uebersicht willen zusammengestellt. Laßt
uns nun den Blick auf die einheimischen Angelegenheiten Griechen-
lands in dieser wichtigen Periode werfen.
Nach der Vertreibung der Perser war Athen wieder schnell und
schöner, als zuvor, aus der Asche emporgestiegen. Seine Bürger,
voll Kraft und Selbstgefühl, strebten jezt nach höheren Dingen. The-
mistokles hatte den Phalera entdeckt, hergestellt und befestigt; drei
Hafen nahmen jezt die athenischen Schiffe auf, deren Zahl durch seine
Veranstaltung alljährlich vermehrt wurde. Auf die Seemacht seiner Va-
terstadt hatte er den Plan der Vertheidigung gegen die Perser und der
Herrschaft über Griechenland gegründet. Nach seinem Rathe wurde
jezt eine hohe und starke Mauer aufgeführt um die Stadt und die Häfen,
damit alles zusammen eine Festung bilde gegen auswärtige und ein-
heimische Feinde. Die Spartaner, unruhig über das Gedeihen und Em-
porstreben ihrer Nebenbuhlerin, wollten den Bau der Mauern — un-
ter scheinbaren Vorwänden des griechischen Nationalinteresses — hin-
dern; Themistoktcs hielt sie durch schlaue Verstellung hin, bis die
Mauern hoch genug zur Vertheidigung waren, und wies dann ihrezu-
muthung mit Hohn zurück.
Bis dahin waren die Spartaner das anführende Volk in Grie-
chenland gewesen. Selbst Athen hatte ihren Vorrang erkannt. Jezt
ging die „Hegemonie" allmälig auf das leztere über. Die Zög-
linge Lyknrg's hatten von jeher durch ihren soldatischen Tr oz beleidigt;
man vergab ihnen, so lang ihre Sitten Achtung geboten. Als aber
Pausanias, der Sieger von Ptatäa und Eroberer von Byzanz,
anfing, sich das Ansehen eines Herrschers zu geben, und durch seine,
eines Satrapen würdige, Pracht den republikanischen Anstand höhnte;
als dagegen die Bescheidenheit des Atheners Aristides und die Leut-
seligkeit Eimon's (des edlen Sohnes von Miltiades) im schneidend-
sten Kontraste erschien: als endlich gar Pausanias — wiewohl zu sei-
TM Hauptwörter (50): [T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T31: [Athen Athener Spartaner Flotte Perser Stadt Sparta Krieg Schlacht Griechenland], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T37: [Athen Athener Flotte Perser Stadt Spartaner Schiff Heer Schlacht Sparta], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T15: [Athen Theben Sparta Griechenland Krieg Philipp Stadt Spartaner Athener König], T85: [König Alexander Reich Sohn Perser Tod Syrien Darius Cyrus Provinz], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter]]
Extrahierte Personennamen: Darius_Hystaspis Darius Artarerres_Longimanus Ptatäa
335
Hierauf eroberte Alexander noch das reiche Indien. Als er aber damit
noch nicht zufrieden war und bis an das Ende der Welt vordringen wollte,
wurden seine Soldaten unmuthig und empörten sich. Nicht einen Schritt woll-
ten sie weiter vorwärts. Alexander versuchte noch einmal, sie zu weitern Sie-
gen zu ermuntern, aber vergeblich! Da mußte er sich zur Rückkehr entschließen.
Er theilte das Heer in zwei Theile: die eine Hälfte machte den Weg zu Was-
ser unter einem geschickten Admirale; die andere Halste führte Alerander zu
Lande zurück. Unter unsäglichen Beschwerden und Entbehrungen kam er zu
Babylon an, das er zur Hauptstadt seines Reiches machen wollte. Allein rit-
ten in seinen großen Plänen ereilte ihn hier der Tod. Ein hitziges Fieber, die
Folge seiner Anstrengungen, aber noch mehr der Schwelgereien, denen er sich
überließ, überfiel ihn, und bald war alle Hoffnung zier Genesung verschwun-
den. Die Feldherren standen wehmüthig um sein Lager und reichten ihm die
Hände. Zuletzt fragten sie ihn, wen er zu seinem Nachfolger bestimme. Er
antwortete„Den Würdigsten." Hierauf verschied er in einem Alter von
33 Jahren. Sein großes Reich theilten seine Feldherren unter sich.
i /
12. Roms Ursprung.
In dem schönen Lande Italien lag vor grauen Jahren eine Stadt, die
hieß Alba longa, und ein König herrschte darin, mit Namen Numitor. Nu-
mitor hatte aber einen bösen Bruder, Amulius. Dieser wollte gern König
sein und stieß daher den Numitor vom Throne, brachte desien Sohn um und
ließ, als Numitors Tochter Zwillinge gebar, diese in einer Badewanne auf
den Tiberfluß setzen, daß sie ertränken. Aber sie ertranken nicht; sondern die
Wanne blieb am Ufer stehen. Die Knaben weinten bitterlich. -Das hörte eine
Wölfin, lief herbei und — war barmherziger, als der Großoheim. Sie legte
sich auf die Knaben und säugte sie. Nach einiger Zeit kam ein Hirt des Weges
und sah die Wölfin und die Knaben, welche bei der Wölfin lagen, jagte diese
fort und nahm jene mit, brachte sie seiner Frau, zog sie auf und nannte sie
Romulus und Remus. Da mit der Zeit aus den Knaben große, schöne
Jünglinge geworden waren, fragte sie einmal ihr Pflegvater: „Nicht wahr,
ihr meint, ich sei euer Vater?" '— Es ist aber nicht so. Ihr seid Prinzen.
Der arme Numitor ist euer Großvater und Amulius hat ihn abgesetzt!" Das
betrübte die kühnen Jünglinge. Sie sammelten die Hirten der Umgegend, ihre
Freunde, erzählten ihnen die ganze Geschichte, gingen nach Alba, erschlugen
den Amulius und setzten ihren Großvater wieder auf den Thron. Keiner war
nun natürlich froher, als Numitor, und in seiner Freude sprach er zu seinen
Enkeln: „Bittet euch aus, was ihr wollt, ihr sollt es haben!" Romulus und
Remus begehrten nichts Großes, sondern sagten bloß: „Lieber Großvater,
sei uns behülflich, an der Stelle eine Stadt zu bauen, wo der Hirt uns bei
der Wölfin gefunden hat!" „Von Herzen gern!" antwortete der Alte und
war ihnen behülflich. Die Brüder machten nun bekannt: „Wer irgend Lust
ff. 0 Y ^ Jjkw «Ui ( 4/0 i *
(f fl ' A 7 J 'I
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T53: [Rom Stadt König Romulus Tempel Römer Sohn Forum Zeit Alba], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T88: [Sohn Vater König Tod Kaiser Tochter Bruder Jahr Mutter Gemahlin], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T181: [Rom Kaiser Sohn Stadt König Nero Romulus Jahr Tarquinius Tod], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand], T85: [König Alexander Reich Sohn Perser Tod Syrien Darius Cyrus Provinz], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Alexander Alexander
199
möglich machen, wenn man den Hals der ganzen Halbinsel des Athos
durchstach und einen Kanal von Akanthos hinüber nach Sane führte,
welcher der Flotte die Fahrt um den Athos ganz ersparte und ihren
Weg bedeutend verkürzte, indem er sie in gerader Linie von der Mündung
des Strymon in den Busen von Torone brachte. Der Hellespont, die
gesamte thrakische Küste, waren seit dem Zuge des Mardonios Bestand-
teile des persischen Reiches: was stand im Wege, diese Arbeiten sogleich
herstellen zu lassen? Und wenn dies für die Brücke über den Hellespont
wegen der Winterstürme unthunlich war, man konnte alle Erfordernisse
für diesen Bau in der Weise vorbereiten, daß die Brücke beim Beginn
des Feldzuges nur aufgefahren zu werden brauchte. Die Erzeugnisse der
Landschaften, welche mit dem vereinigten Heere zu durchziehen waren,
die der thrakischen Küste, sowie die der Kantone von Hellas, konnten nicht
ausreichen, ein Heer und eine Flotte, wie Serres sie ins Feld zu führen
gedachte, zu erhalten; man mußte, wenigstens solange man im eigenen
Lande war, vom Hellespont bis an den Olympos eine Kette von großen
Magazinen anlegen.
Sobald der -Feldzugsplan feststand, ergingen im Frühlinge des
Jahres 483 die Weisungen zu deu erforderlicheu Vorbereituugen, zu den
Rüstungen. Die Abteilung der persischen Flotte, welche zu Eläus statio-
nierte — es waren Triremen 1 der Phöuiker und anderer Küstenvölker
des Reiches —, erhielt Befehl, nach Akanthos zu segeln. Ihre Mann-
schaften sollten hier samt den benachbarten thrakischen Stämmen und den
Einwohnern der nächsten griechischen Städte zum Bau des Kanals ver-
wendet werden. Die Leitung des Baues wurde dem Bubares, dem
Schwager des Königs von Makedonien, der mit den Verhältnissen dieser
Gebiete vertraut war, und einem Achämeniden, dem Artachäos, übergeben.
Sie ließen es an Eifer nicht fehlen. Obwohl die Landenge, welche zu durch-
stechen war, nur eine Breite von zwölf Stadien (etwas über 7000 Fuß)
hatte, und das Terrain, ein sandiger Rücken mit unbedeutenden Hügeln,
keine besonderen Schwierigkeiten bot, so erforderte die Arbeit doch Zeit,
da der Kanal eine Breite für zwei Dreiruderer, d. h. etwa achtzig Fuß
im Fahrwasser haben sollte und Ein- und Ausfahrt durch Dämme ge-
schützt werden mußten. Der Kanal wurde in Strecken abgeteilt und
jedem einzelnen Volke eine Sektion zur Ausführung übergeben. Die
Phöniker kamen am schnellsten zu stände, weil sie gleich beim Beginne
der Arbeit die richtige Weite nahmen, um eine haltbare Böschung in dem
sandigen Boden zu gewinnen, das Doppelte der Breite des Fahrwassers.
Für die Brücke über den Hellespont hatte man das Muster jener Schiff-
1 Dreiruderige Schiffe.
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T31: [Athen Athener Spartaner Flotte Perser Stadt Sparta Krieg Schlacht Griechenland], T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T138: [Meer Insel Stadt Küste Halbinsel Kleinasien Griechenland Name Bosporus Land], T37: [Athen Athener Flotte Perser Stadt Spartaner Schiff Heer Schlacht Sparta], T85: [König Alexander Reich Sohn Perser Tod Syrien Darius Cyrus Provinz], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See]]
59
Jahre früher, ehe Cäsar die Jnselstadt im Kampfe gegen die für ihre
Dynastie und ihre Unabhängigkeit aufgestandenen Ägypter vernichtete.
Da vervollständigte sie mit ihrem Außenhafen und ihren granitnen Kais,
ihren stattlichen Häusern und Magazinen und ihren menschengefüllten
Plätzen und Gassen als reiche Hafenvorstadt Alexandriens das glänzende
Bild, das sich dein Auge des Beobachters von der Höhe des Paneions
darbot, und das wir jetzt an der Hand des alten Geographen näher
schildern wollen.
Rings um die beiden soeben beschriebenen Hanpthäsen dehnte sich die
Stadt des Welteroberers in der Gestalt eines ausgebreiteten macedonischen
Reitermantels auf der Landenge zwischen den beiden Meeren ans, ans
der südlichen Langseite von dem Mareotis-See, ans der nördlichen von den
Wellen des Mittelmeeres bespült. Der Michel Angelo des Altertums,
jener Architekt und Bildhauer Dinokrates — derselbe, der den Berg
Athos in eine Statue Alexanders umwandeln wollte —, hatte den Plan zu
der neuen Weltstadt entworfen, Kleoinenes von Rankratis, den Alexander
mit der Statthalterschaft von Ägypten betraute, die Ausführung des
Baues geleitet. Die griechischen Könige Ägyptens hatten sie dann später
zu ihrer Residenz erwählt und säst drei Jahrhunderte hindurch die Mittel
des reichsten Landes auf die Verschönerung ihrer Hauptstadt verwendet;
so war die jüngste aller großen Städte der Alten Welt zur herrlichsten
aller Weltstädte erhoben worden. Im Gegensatze zu den unregelmäßig
gebauten, engen und finstern Städten Italiens und Griechenlands war
die Alexanderstadt von breiten, für Reiter und Wagen bequem passier-
baren Straßen nach regelmäßigem Plane durchschnitten. Vor allem
herrlich aber war der Anblick der beiden Hauptstraßen, die, über hundert
römische Fuß breit und auf beiden Seiten von Säulengängen eingefaßt,
im rechten Winkel sich durchschneidend, die Stadt in ihren beiden Aus-
dehnungen, ähnlich den beiden Hauptstraßen des heutigen Palermo, durch-
zogen. Diejenige dieser beiden Hauptstraßen, welche, von der Rekropolis
im Südwesten bis zum Kanopischen Thore im Nordosten die Stadt durch-
schnitt, war nach Strabo dreißig Stadien oder dreiviertel deutsche Meilen,
nach Diodor gar eine volle Meile lang; die andere, welche, von dem
Anfange des Heptastadiums ausgehend, die Stadt bis zum Sonnenthore
in der Breite durchzog, maß eine halbe Stunde. Der Zug der erstem
Straße ist noch heute durch eine lange kanalartige Einsenkung zwischen
dünenartig gehäuften Trümmerhaufen genau erkennbar, während der
Gang der andern minder deutlich ist. Der alte Geograph, dessen Be-
schreibung wir folgen, wird nicht müde, die Herrlichkeit der Stadt zu
schildern. „Sie enthält," sagt er, „die schönsten öffentlichen Plätze und
königlichen Paläste, welche den vierten, ja selbst den dritten Teil des
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
TM Hauptwörter (200): [T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T115: [Tempel Stadt Rom Zeit Athen Pyramide Bau Ruine Denkmal Säule], T85: [König Alexander Reich Sohn Perser Tod Syrien Darius Cyrus Provinz], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe]]
Extrahierte Personennamen: Cäsar Alexandriens Michel_Angelo Dinokrates Alexanders Kleoinenes_von_Rankratis Alexander Alexander Strabo
203
daheimbehalten wollte, während er selbst mit den Prinzen des Hauses,
mit seinen jungen Söhnen ins Feld zog. Die Bitte des Vaters zu be-
strasen, ließ er den Sohn hinrichten und die Hälften des Leichnams zum
warnenden Beispiel an die Straße legen. Von Atarneus marschierte das
Heer längs der Küste über Adramyttion und Antandros, den Jda zur
Rechten, nach Abndos. Das Wasser des Skamandros reichte für die
Menge der Menschen, der Rosse und Lasttiere nicht aus. Auf der Höhe
von Ilion, aus Pergamon, dem letzten Berge des heimischen Asiens,
brachten die Magier ein großes Opfer von tausend Rindern dar. Am
Fuße der Brücken hatten die Abydener eine Plattform von weißen Steinen
im voraus erbauen müssen. Von dieser überschaute Werpes die Brücken,
den Heranzug und die Lagerung seines Heeres in der Ebene von Abydos,
die Flotten, welche von Phokäa und Kpme heransegelteu und den Helles-
pont mit ihren Schiffen bedeckten. Das Heer erhielt einen Rasttag und
der König ließ die Kriegsflotte ein Manöver ausführen; in dem Gefecht,
welches dargestellt wurde, siegten die Schisse der Sidonier.
Artabanos, der Bruder des Dareios, war von seinem Neffen, dem
Könige, ausersehen, die Aufsicht des Palastes und die Regierung des
Reiches während seiner Abwesenheit zu führen. Er hatte den König bis
nach Abydos geleitet und soll hier noch einmal die Vorstellungen gegen
den Kriegsplan des Werpes erneuert haben, welche er schon früher erhoben
hatte. Das Heer sei zu groß, um leben zu können, die Flotte zu stark,
als daß ein Hasen sie sicher aufnehmen könne; wenigstens die Schiffe der
Ionier, deren Treue beim Kampfe gegen ihre Landsleute zweifelhaft sei,
möge der König zurückschicken. Serres wies darauf hin, daß das Heer
Vorräte mit sich führe, daß große Vorräte ans seinem Wege bereit lägen,
daß das Land des Feindes auch einiges hergeben werde, daß er den Zug
in der besten Jahreszeit beginne, daß die Ionier sich seinem Vater an
der Donau treu bewiesen und daß er an ihren Weibern und Kindern
ein Pfand ihrer Treue besäße.
Am nächsten Morgen warfen die Magier viele Wohlgerüche ins
Feuer und bestreuten die Brücken mit Myrtenzweigen. Sobald sich der
„glänzende Mithra" 1 erhob, erhob auch der König die goldene Opfer-
schale und betete zum Gotte des Sieges, daß ihn kein Unfall auf seinem
Zuge' träfe. Danach soll er die Opserschale, einen goldenen Becher und
ein persisches Schwert in den Hellespont geworfen haben. Die Garde
des Königs, die 10000 Unsterblichen mit bekränzten Tiaren, gingen zuerst
über die Brücke zur Linken, dann folgte ein Teil des Heeres. Auf jeder
Brücke stand eine doppelte Reihe von Peitschenträgern, welche darauf
1 Mithra oder Mithras, Sonnengott, Lichtgott der alten Perser.
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
TM Hauptwörter (200): [T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T37: [Athen Athener Flotte Perser Stadt Spartaner Schiff Heer Schlacht Sparta], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T85: [König Alexander Reich Sohn Perser Tod Syrien Darius Cyrus Provinz], T120: [Gott Göttin Zeus Tempel Sohn Gottheit Priester Erde Mensch Opfer]]