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1. Erdkunde - S. 203

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 203 Portugal besitzt einen Teil von Senegambien sowie Angola, das große Gebiet südlich der Kongomündung. Der uuter der Souveränität des Königs der Belgier stehende Kongo st aat (auf 2 250 000 qkm und 14 Mill. E. geschätzt) reicht nur mit einem schmalen Streifen bis an die Mündung des Kongo, breitet sich aber in Centralasrika über den größten Teil seines Stromgebietes aus. (Bodenbeschaffenheit, Klima und Produkte der aufgezählten Ge- biete sind zumeist ähulich wie in Kamerun, siehe unten.) Deutsche Schutzgebiete sind: 1. Togo, 2. Kamerun, 3. Deutsch-Südwestafrika. Togo (82 000 qkm und 21/4 Mill. E., darunter etwa 100 Deutsche) liegt in Oberguinea zwischen der englischen Goldküste und dem französischen Dahome. Die Küste, nnr etwa 60 km lang, ist wegen der heftigen Brandung schwer zugänglich. Nach innen steigt das Land allmählich zu einer fruchtbaren, wohlbebanten Hoch- ebene und gut bewaldeten Gebirgszügen an. Die wichtigsten Er- zeugnisse sind Palmöl, Palmkerne und Kautschuk. Haupthafen ist Klein-Popo (5000 E.), Regierungssitz Lome (4000 E.). Kamerun (zu 495 000 qkm, also fast so groß wie das Deutsche Reich, und 3 Mill. E. geschützt, unter denen 250 Deutsche) liegt am innersten Teil des Guiueabusens zwischen Französisch-Kongo und Britisch-Nigerland. Die Ostgrenze bildet im allgemeinen der 15.° östl. L. von Greenwich bis zum Tsadsee. Nach seiner Oberflächen- gestalt besteht Kamerun aus einem schmalen, sumpfigen, feucht heißen und ungesunden Küstengebiet, das von einem Urwaldgürtel umschlossen wird. Jenseits desselben erhebt sich ein grasreiches, ziemlich gesundes Hochland, das im Norden zu dem Gebirge von Adamaua ansteigt. Doch steigt auch aus dem Küstenlande das vulkauische Kamerun- gebirge (4000 in) empor. Die zahlreichen Flüsse sind wegen der Stromschnellen nur streckenweise schiffbar. Die wichtigsten Ausfuhr- artikel sind Kautschuk, Palmöl, Palmkerne und Elfenbein. In neuester Zeit sind mit wachsendem Ersolg Kakao- und Kaffeepflanzuugen an- gelegt worden. Handelsmittelpunkt und Regierungssitz ist Kamerun.

2. Erdkunde - S. 207

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 207 Nördlich schließt sich daran das deutsche Schutzgebiet Deutsch- Ostafrika (941000 qkm, also fast zweimal so groß als Deutschland, und 3 Mill. E., darunter etwa 700 Deutsche). Das Gebiet erstreckt sich an der Küste vom Rovuma bis zum Wangafluß und landeinwärts über den Kilima-Ndscharo quer durch den Victoriasee und entlang dem Tauganyika- und Nyassasee. Die politischen Grenzen sind: Im Norden Britisch-Ostasrika, im Westen der Kongostaat, im Süden Britisch-Centralasrika und der portugiesische Freistaat von Ostafrika. Bild 75. Abessinier (König Menelik Ii.). und reichlichen Ertrag. Bei dem lichen Verkehrsweges in das Innere kann der in Aussicht genommene Bau einer Eisenbahn für die Erschließung des Landes und Förderung des Handels von großer Bedeutung werden. Ausfuhrartikel siud: Elfen- bein, Kautschuk (verdickter Saft einer Schlingpflanze), Kopal (bernstein- artiges Harz) und Tabak. Der Regierungssitz ist Dar-es-Saläm mit 6000 E. (Bild 74). Größere Handelsplätze sind: Tanga (4000 E.), Pangani (4000 E.) und vor allem Bagamoyo (10000 E.). Britisch-Ostasrika (über 1 Mill. qkm mit angeblich 6 Mill. E.) umschließt das Saud nördlich von Deutsch-Ostafrika bis zum Jubfluß. Hauptort ist Mombasa (15 000 E.). Das Kaiserreich Abessinien (Habesch) (508 000 qkm, 41f2 Mill. E.) auf dem mächtigen, schwer zugänglichen Hochland gl. N. ist ein Wie Kamerun, so hat auch Deutsch-Ostafrika einen schmalen, stark bewässerten, fruchtbaren, aber ungesunden Küstenstrich, dem sich nach innen ein grasreiches, von Gebirgen durchzogenes Hoch- land anschließt. An der Nord- grenze erhebt sich die vulkauische p fruchtbar. Die Anpflanzung von Kaffee und Tabak verspricht guten Masse des Kilima-Ndscharo bis zu 6130 m. Das Gebiet ist vollständigen Mangel eines natür-

3. Erdkunde - S. 200

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 200 — zerstörten frühern Hauptstadt Chartum gegenüber angelegte Omdnr- man, nnweit des Znsammenflusses des Weißen und Blauen Nils. Das eigentliche Ägypten breitet sich am Mittel- und Unter- lause des Nils aus; es reicht östlich bis zum Roten Meere, westlich mit unbestimmter Grenze bis in die Libysche Wüste. Den Kern des Landes bildet das Nilthal, das in Oberägypten nur eine Breite von 15 bis 20 km hat, in Unterägypten aber mit der Spaltung des Stromes sich bedeutend erweitert. Nur das Nilthal (ungefähr 30 000 qkm) ist anbaufähig; die regelmäßigen jährlichen Überschwemmungen Bild 72. Pyramiden. erzeugen eine außerordentliche Fruchtbarkeit. Die wichtigsten Pro- dnkte sind: Baumwolle, Getreide, Reis und Zucker. Der Handel hat dnrch die Erbauung von Eisenbahnen wie auch durch Eröffnung des Sueskanals in neuester Zeit einen lebhaften Aufschwung genommen. Die Bevölkerung — an 10 Millionen auf 1 Million qkm — ist in Unterägypten am dichtesten, wo auf 1 qkm un- gefähr 250 Menschen treffen. Mehr als 3/4 der Bewohner bilden die Fellachen (— Pflüger), größtenteils Taglöhner. — Herrschende Religion ist der Islam; doch giebt es über 1/2 Million Christen, zumeist Kopten, daneben an 60 000 Katholiken.

4. Erdkunde - S. 202

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 202 — welche in früher Jahreszeit nach Europa versandt werden, ferner von Getreide, Wein, Olivenöl, Vieh, Korkholz und Halfa, d. i. Steppen- gras, welches zur Papierbereitnng verwendet wird. — Die Haupt- stadt Algier (alsche, arabisch El-Dschesair) mit 92 000 E. steht in lebhafter Handelsverbindung mit Marseille. — Andere größere Orte sind: Oran mit 81 000 und Konstantine mit 48000 E. Marokko (812 009 qkm und 8 Millionen E.) ist ein Snltanat, dessen mohammedanische Einwohner dnrch ihren wilden Haß gegen die Christen berüchtigt sind. Das Land ist mit Ausnahme des südlichsten Teiles sehr fruchtbar, wird aber schlecht ver- waltet. — Hauptort ist das gewerbereiche Fes. zugleich wichtigster Handelsplatz des Innern, mit etwa 150 000 E. Von dieser Stadt haben die roten türkischen Mützen ihren Namen. — Die alte Haupt- stadt Marokko (ca. 50 000 E.) liegt prächtig am Fuße des schnee- bedeckten Atlas. — Tanger (20 000 E.), unfern der Straße von Gibraltar, ist der bedeutendste Seehandelsplatz. West- und Südafrika. Mit Ausnahme der Negerrepnblik Liberia an der Pfeffer- küste (85 000 qkm und 2 Mifi. E.) ist das ganze Gebiet in den Händen europäischer Mächte. Frankreich besitzt: 1. Senegambien und dessen Hinterland am Niger bis zu der bedeutenden Karawanenhandelsstadt Timbnktu, 2. die Elfeubeiuküste und Dahoine in Oberguinea, 3. Französisch- Kongo in Niederguinea. Zu Großbritannien gehört: 1. das Land am untern Gambia, 2. Sierra Leone, 3. die Goldküste, 4. Lagos mit der lebhasten Handelsstadt gl. N. (37 000 E.) und das Gebiet des untern Niger, 5. die Kapkolonie und Natal, endlich 6. Britisch- Süd- und Centralasrika, das sich vom Kapland nordwärts bis Deutsch-Ostafrika und dem Kongostaat erstreckt. 1

5. Freiburger Lesebuch - S. 32

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 32 — kirchen und von der St. Nikolanskirche in der Vorstadt Neuburg die Glocken läuteten, wurde der Englische Gruß gebetet. Dann wurde zu Mittag Suppe, Fleisch, Gemüse, reichlich Brot, sehr oft statt des Fleisches Fische, namentlich Heringe und Stockfische gegessen; auch Milch wurde viel getrunken; denn viele Bürger hatten noch eine Kuh im Stalle stehen. Manchmal, an Waschtagen, wenn die Wäsche auf den Wiesen vor der Stadt zur Bleiche ausgelegt wurde, da aßen Mutter und Kinder draußen im Freien unter dem Nußbaum. Das war allemal ein Fest! Oder wenn gar um Martini der Vater das fette Schwein aus dem Stalle holte, der Metzger das Messer schliff, und zum Mittag die frischen Blut- und Leberwürste mit dem neuen Sauerkraut oder den sauren Rüben auf den Tisch kamen! Am Nachmittag, wenn die Bauern und fremden Händler die Stadt wieder verlassen hatten, war es stille in den engen Gassen. Da saßen nun die Bürgersfrauen vor den Häusern, hüteten die Kinder und besorgten daneben allerlei Hausarbeit, nähten, strickten und flickten und sangen dazwischen wohl auch ein fröhliches oder ernstes Lied. Dieses Verweilen in der freien Luft war nötig, denn die alten Häuser waren oft recht schmal und hatten nicht viel Luft und Licht, und besonders die Schlafräume lagen in den dunkeln Alkoven. An Sonn- und Feiertagen gab es allerlei Abwechslung in dieser stillen, fleißigen Tätigkeit. Am Morgen ging der Vater, an hohen Feiertagen mit dem Degen an der Seite, die Mutter in der goldgestickten Haube, in das Münster ins Hochamt, wo der Vater bei seinen Zunftgenossen den Platz hatte. Nachher wurden die Gräber auf dem Kirchhof ums Münster besucht; am Bäckerlicht und bei der St. Andreas-Kapelle (bei der Volksbibliothek) brannten Lichter für die armen Seelen. Schon um elf Uhr wurde Sonntags zu Mittag gegessen. Um ein Uhr war Christenlehre. Erst nach der Vesper begann das fröhliche Sonntagstreiben. Im Stadtgraben um die Festungsmauern lockten die Kinder die Hirsche und Rehe, die in Friedenszeiten, wenn der tiefe Graben nicht mit Wasser gefüllt war, da gehalten wurden. Droben beim Schützen übten sich die Gesellen vom Stahl im Scheibenschießen. Auf der Wiese drehten sich Burschen und Mägde im Tanz. Auch in der Stadt gab es allerlei Belustigung, namentlich auf dem Münsterplatz. Da trieben die Ritter vor dem adeligen Gesellschaftshaus „zum Ritter" (Erzbischöfliches Palais) das Wasfenspiel. Auch friedlichere Schauspiele wurden auf dem Platz aufgeführt, Szenen aus dem Heiligenleben oder der Bibel, auch aus der Geschichte und Sage. Den Höhepunkt bildete aber das Fronleichnamsfest. Alle Zünftigen traten in Harnisch und Gewehr an. Der Zunftmeister trug stolz während der Prozession die Zunftfahne, die schon in vielen Kämpfen mit dabei war. Die Meister trugen in feierlichem Schritt die Büste des Zunftheiligen oder wirkten in den Darstellungen mit, die auf Wagen allerlei Szenen aus der biblischen Geschichte boten. Nach der Prozession hielten die Meister

6. Bd. 2 - S. 264

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
264 Erstes Kap. Bürgerlicher Zustand. Der Spartaner brachte seine Zeit mit gymnastischen Uebungen und öffentlichen Angelegenheiten hin. Landwirthschaft und Industrie war ausschließend der Sklaven Sache. Die Athener ehrten beide, und liebten insbesondere das ländliche Leben mit wahrer Leidenschaft. Wie sehr sie den'gcwerbssieiß geachtet, beweist das Gesez, wornach ein Fremder, wenn er eine Fabrik in Attika errichtete, das Bürger- recht unweigerlich erhielt, jenes so sehr geschäzte Bürgerrecht, welches wohl Königen bisweilen versagt ward. Zn dem Reize eines freien, harmlosen, naturgemäßen Lebens, welcher die Athener auf's Land zog, kam noch die Neigung zur Be- quemlichkeit und Pracht. Republikanische Eifersucht war, wenigstens in früheren Zeiten, durch stolze Wohnhäuser in der Hauptstadt belei- digt worden: daselbst sollten alle Privatgcbäude den Schein einer be- scheidenen Gleichheit tragen, und nur die öffentlichen Gebäude Pracht verkünden. Aber ihre Landhäuser mochten die Reichen nach Gefallen vergrößern und schmücken; man fand nichts Arges daran. Die Kleidung beider Geschlechter war meist aus Wolle. Attika und Arkadien erzeugten die beste, und die Athenerinuen wußten sie sehr geschickt zu verarbeiten. Aber die mi lesi sch e oder überhaupt jo- nische Wolle wurde höher gcschäzt. Leinwand holte man aus dem Peloponnes, noch lieber austhracien und Aegypten. Seide und Baum- wolle dienten zur Pracht, lieber das anschließende Unterkleid wurde ein Mantel getragen; von den Frauen ein Rock und ein Schleier. Aber die Spartanerinnen gingen häufig ohne den leztern, welches den Strengen für eine Art der Nacktheit galt. Allenthalben waren öffentliche Anstalten zum Baden. Reinlich- keit war selbst Religionspflicht. Bäder, Salben, Räucherwerk wur- den unter die gemeinsten Bedürfnisse gerechnet. Die Griechen liebten die Vergnügungen der Tafel, würzten sie durch geistreiche Unterhaltung, und paarten damit noch vcrschledene Sinnenlust. Aber die Weiber — die Hetären ausgeuommen — blieben von den Malen der Männer entfernt. Die Reichen besezten ihre Tafel mit unzähligen Leckerbissen von nah' und fern. Die Schlemmer wußten genau, welches für jede Speise die beste Gegend, Jahreszeit und Zubereitung sey, und eine gute Anzahl Schriftsteller hatte die Kochkunst zum Gegenstände gelehrter Abhandlungen gewählt (*). Sy- rakus brachte die besten Köche hervor. Allgemein war der Hang nach berauschenden Getränken ; und frühe schon wurde das attische Bier durch die köstlichen Weine verdrängt, (*) Neben vielen ähnlichen Werken wurde insbesondere die Gastrono- mie des Archestralos gerühmt.

7. Theil 2 - S. 223

1864 - Mainz : Kirchheim
223 Durch den Riß nur der Wolken Erblickt er die Welt, Ties unter den Wassern Das grünende Feld. H ch i l l e r. 5. Fr an kr e i ch *). — P ari s. Wandern wir aus der Mitte Deutschlands gegen Südwest immer weiter und weiter, so werden wir endlich vor den blauen Fluthen des mächtigen Rheins stehen. Ueberschreiten wir diesen Strom, so treten wir in das herr- liche Fr a n k r e ich ein. 37^ Mill. Menschen bewohnen dieses schöne und frucht- bare, meist ebene Land, das von hundert Flüssen bewässert tvird. Ja wohl iß Frankreich ein herrliches, gesegnetes Land; den» im Norden findet sich Alles, wie in Deutschland: reichlich tragende Getreideäcker, lachende Obst- und Ge- müsegärten, würzigdufteude Wiesen. Noch freundlicher gestaltet sich aber das Bild im Süden. Hier wachsen Citronen, Orangen, Mandeln, Kastanien, Fei- gen, Oliven und noch viele andere Früchte und Kräuter in Hülle und Fülle; besonders gedeiht aber hier guter, feuriger Wein, mit welchem auch die mitt- lern Provinzen überreichlich gesegnet sind. Und wo in Frankreich die Traube spendende Rebe nicht fortkommen will, da macht man Obstwein, wie z. B. in der Normandie; denn der lebenslustige, fast etwas leichtfertige Franzose hält es mit dem Sprüchlein: „Der Wein erfreut des Menschen Herz." Deßhalb wird in Frankreich auch nur wenig Bier gebraut. Doch trinkt der Franzose den Wein nur höchst selten ganz rein. In der Regel mischt er ihn im Glase zur Hälfte niit Wasser. — Wo das Land des Anbaues fähig ist, blühen Ackerbau und Viehzucht. Namentlich herrscht aber in den vielen und mitunter sehr groß- ßen Fabriken sehr reges Leben und eine seltene, musterhafte Thätigkeit; denn die Franzosen sind ein fleißiges, erfinderisches und betriebsames Volk. Die schönen, geschmackvollen Seidenzeuge, die buntfarbigen, prächtigen, seidnen Tücher und Bänder, die ihr in den Gewölben unsrer Kaufleute erblickt, werden größtentheils in Frankreich gewebt. Wegen ihrer feurigen Farben, ihrer Festig- keit und Reinheit, zieht man sie den deutschen und englischen seidnen Fabrikaten vor. Pariser Umschlagetücher machen die Reise durch die ganze Welt. Die Franzosen wirken aber auch Gold- und Silberstoffe, Tressen, prächtige und kunstreiche Tapeten, eine große Menge Wollen - und Baumwollenzeuge u. s. f. Und wie viele andere Galanterie - und Modewaaren verfertigen und verkaufen nicht die Franzosen! Die Pariser Modewaaren sind auf den Sandwichinseln eben so gut zu finden, wie in den Kaufläden Calcutta's und Batavia's. Der Bergbau will aber in Frankreich weit weniger besagen, als bei uns in Deutschland. Während die gesammten deutschen Silbergruben jährl. 200,000 Mark Silber liefern, geben die 33 Blei- und Silberbergwerke *) Mit Savoyen und Nizza 10,000 ^Meilen.

8. Theil 2 - S. 118

1864 - Mainz : Kirchheim
118 5. Die Olive. Die Olivenbäume sind den Bewohnern des südlichen Europa's, nament- lich den Italienern und Griechen, eben so viel werth, als uns die Obstbäume. Da ist keine Hütte, zu der sich nicht die Olive gleichsam als Hausgenosse ge- sellt hätte; da ist kein Berg, in dessen Mittelgrunde nicht Olivenbäume grün- ten, während am Fuße die breitblätterige Feige steht. So lang nur noch etwas Leben in ihren Adern kreis't, bietet sie sich mit Allein, was sie hat, zur Be- nutzung dar. Mit geringer Pflege zufrieden, segnet sie schon mit ihrer kirsch- artigen Frucht, noch wenn dieselbe unreif ist, indem sie eingemacht auf die Tafel gebracht wird. Hat sie die gehörige Reife erlangt, so wird aus ihrem Fleische das bekannte Oliven- oder Baumöl gepreßt, das fast in allen südlichen Ländern Europa's stak> der Butter zur Bereitung vieler Speisen gebraucht, namentlich aber als Salatöl benutzt wird. Doch nicht nur in ihren Früchten spendet die Olive den mannichfaltigsten Segen; ihr Holz ist auch eine Zierde der Stuben. Die Möbeln, welche daraus verfertigt sind, sehen wie marmorirt aus, ja, oft wie mit Landschaften bemalt. Nicht minder ist der Baum ein Schmuck der Gebirge und ein Licbliirg der Maler. Zwar sagt man, daß er unserm Weidenbaume ähnlich sehe, der bekanntlich kein schöner Baum ist; aber sicherlich übertrifft er ihn in dem Wuchs seiner feinen und zierlich verschlunge- nen Zweige, in dem silberfarbenen, leichten Blatte seiner Krone, in den lieb- lichen Gruppen, die er an den Bergabhängen Italiens bildet, deren Rücken sich meistens nackt mit scharfen, bestimmten Linien in die reine, tiefblaue Lust des Südens erhebt und aus der Ferne blau erscheint. Er soll aus Palästina nach Europa gekommen sein. Seiner wird zuerst im alten Testamente bei der Sündsluth gedacht. Die Taube, welche Noah zunr zweiten Male ausstiegcn ließ, trug, als sie zurückkam, ein frisches Oelblatt in ihrem Schnabel, und Noah erkannte daran, daß das Gewäffer gefallen sei. Dieses grüne Friedens- blatt, im Schnabel der treuen Taube gehalten, ward bei den älteren Christen ein sinniges und liebes Denkmal. Auf ihren Friedhöfen sah man nämlich häu- fig die Taube mit dem Oelblatte in Stein ausgehauen. Salomon ließ aus dem Holze der Olive zwei Cherubin!, zehn Ellen hoch, anfertigen und diese in seinen herrlichen Tempel bringen. In der Stistshütte brannte das allerreinste, lautere Olivenöl in einer Lampe, und aus Olivenöl wurde das heilige Salböl zubereitet, mit welchem Samuel sein Horn füllte, als er den David mitten unter seinen Brüdern zum Könige salbte. Auch der Frankenkönig Chlodwig, der bis zur Schlacht bei Zülpich ein Heide gewesen, wurde am Weihnachtsfeste des Jahres 496 von einen! Bischöfe mit solchem Oele gesalbt. Auch den Griechen war der Oelbaum von großer Bedeutung. Die Göttin Pallas Athene, so erzählten die Griechen, habe mit eigener Hand die erjle Olive auf Athens Tempelberg gepflanzt, und von dieser stammten alle Oliven Griechenlands ab. Als einst Athen durch die Perser eingeäschert wurde, brannte auch der Olivenbaum, den die Athene gepflanzt, mit an, brannte jedoch nicht

9. Bd. 2 - S. 165

1838 - Freiburg im Breisgau : Herder
163 Viertes Kap. Römische Geschichte. Die Kriege, wodurch Rom sich die Weltherrschaft erstritt, haben wir ohne Einmischung innerer Angelegenheiten in zusammenhängender Folge erzählt; auch waren, so lange diese wichtige Krise dauerte, und die Frage: ob Nom herrschen, oder nicht herrschen sollte? mit end- licher Entscheidung verhandelt wurde, die Gemüthcr fast ausschließend nach Außen gewandt. Vor diesem unermeßlichen Interesse verschwan- den die kleineren Anliegen der einzelnen Stände und die Privatleidcn- schaftcn der Bürger. Sie erwachten auf's Neue und ungleich heftiger, als Rom triumphirt hatte, und nichts mehr die Herrschaft zu gefähr den schien. Es hatte indessen, und gerade durch die ungeheuere Vergrößerung der Macht, die römische Verfassung, ohne an ihrem Gerüste eine wesentliche Veränderung zu leiden — einen durchaus anderen Geist erhalten. Sie war ursprünglich eine Stadtvcrfassnng (*) und als solche wohlberechnet und weise. Auch bei mäßiger Erweiterung der Republik, durch Einverleibung und Kolonieen, auch so lange die besiegten Völker mit ihr als Bundesgenossen zwar in ein unter- geordnetes, jedoch immer in ein Rechtsverhältn iß traten, mochte die Verfassung bestehen, besonders so lange noch ihre Aegide, die republikanische Tugend, bestand. Als aber die Bundesgenossen der That nach Untcrthanen wurden; mehr noch, als man Länder und Königreiche zu P ro v inzen, d. h. zum Eigen t h um e dor herr- schenden Gemeinde, erklärte, und demnach ein unbeschränktes Nnznngs- recht darüber ansprach, und ausübte: so entstand hierdurch nicht nur die monströse Gestalt eines Staatskörpers, dessen unvergleichbar größ- ter Theit blos zum Dienen und Tragen, und nur das Haupt, die rö- mische Gemeinde, zum Herrschen und Genießen berufen war; sondern dieses Haupt selbst erhielt durch den natürlichen Zusammenfluß der Säfte ans dem ungeheuren Körper eine krankhafte Uebersüllnng. Oder ohne Bild: die Römergemeinde, welche doch in einiges Verhältniß zu der von ihr bekriegten und beherrschten Welt sich sezen mußte, ver- größerte sich unermeßlich durch das Zusammenströmen und die Bür- geraufnahme von Fremden und Sklaven, worüber der Römergeist verloren ging. Nun konnten die Formen nicht mehr gut seyn, welche ans eine mäßige Stadt oder auf die Gebieterin Latiums, selbst auf das Bnndcshaupt Italiens, passen mochten. Jene Gcseze und Sitten, welche dem armen Rom genügten, als der Gesichtskreis seiner Bür- ger, folglich auch ihre Wünsche und Leidenschaften, enge begrenzt, (*) d. h. eines Staates, der nur Eine Gemeinde begriff. (Vergl. V. i. S. 220 )

10. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 586

1874 - Mainz : Kunze
586 Afri ka — die Berberei. Bevölkerung von Kyrenaika wird auf 302000 Seelen veranschlagt. — Südlich von Barka die durch treffliche Datteln berühmte Oase Andschila, die (unter Hinzurechnung einiger Nachbaroasen, wie Dschalo :c.) 11—12000 E. hat. An merk. Oben bei der Schilderung der Sahara ist schon der theils umher schweifenden, theils aus Oasen seßhaften Stämme der Wüste erwähnt worden (zusammen vielleicht4 Mill.), nämlich der Tib b ns oder Tvbns im Osten, der Tnäregs in der Mitte und der Mauren im Westen. Sie sind keine Neger. Die fast schwarzen Tibbus mögen stark mit Negern gemischte Nachkommen der alten Libyer sein. Die braunen Tuaregs, ein kräftiger Menschenschlag, stammen von Berbern ab, die bei den mancherlei Unterjochungen der nordafrikanischen Küstenländer in die Sahara gedrängt worden; sie selbst nennen sich Jmoschagh, d. i. Freie. Ohne den Schutz der Tnaregs, welchen mau, wie im Mittelalter den der Ritter, erkaufen muß, kann die Wüste nicht sicher durchreist werden; sie bilden iu ihrem Gebiete, das viermal so groß ist als Deutschland, verschiedene oft mit einander in Krieg begriffene Stämme, stehen unter Oberhäuptern, sind gut bekleidet, stark bewaffnet, auf Dromedaren reitend, und bekennen den Islam; doch gehen ihre Weiber nnverschleiert. Die Grenze zwischen den Tnäregs und Tibbus ist etwa durch eine Linie von Mnrsnk nach Bornu am Tsadsee zu bezeichnen. — Im Westen an der Küste liegen die Hafen- und Handelsplätze Arguin und Portendik. b. Der Staat Tunis — viel kleiner als Tripoli, aber mit mehr knlturfähigem Boden und reich an Korn, Oliven, Datteln, Wachs, Salz n. s. w. Man rechnet, daß 1100 Q. M. seiner fruchtbaren Fläche sich mit dem Nildelta messen könnten, wenn die Bewohner fleißiger wären und es nicht an Bewässerungsanstalten fehlte. Zur alten Karthager Zeit war es äußerst bevölkert, jetzt hat es auf seinen 2150 Q. M. höchstens 2 Million Bewohner. Am besten wird es noch bebant im Thale des Medscherda (Ba- gradas), der zur Winterszeit ein reißender Strom, im Sommer zum Bache wird. An der Spitze des Staates steht eiu Bey oder vielmehr eiu fast unabhängiger Snltan, der bis jüngst nur nominell von Konstantinopel abhing. Neulich hat sich in dem Verhältnis Einiges geändert. Die lregiernngen nämlich, welche in den letzten 30 Jahren sich in Frankreich folgten, machten fämmtlich kein Hehl daraus, daß im Interesse ihres algerischen Besitzes Tunis früher oder später gleichfalls französisch werden müsse. In letzter Zeit anch von Italien bedroht, hat der Bey in dem engern An- fchlnsse an die snveräne Macht, an „den Beherrscher der Gläubigen," das Mittel gesunden, die Selbständigkeit seines Landes mehr zu erhalten. Durch Firman vom Oktober 1871 wurde der an die Pforte bezahlte Tribut abgeschafft, der Familie des jetzigen Bey die erbliche Regierungswürde in der Ordnung der Primogenitur gewährt und dem Lande die Freiheit seiner innern Entwicklung gesichert. Militär-Conventionen und Landesabtretungen sind untersagt. Eine gute Regieruug wurde zur Bedingung der Aufrechthaltung des Firmans gemacht, sowie sich der Bey verpflichtete, im Kriegsfalle der Pforte einen Theil seiner Truppen und seiner Flotte zur Berfiignng zu stellen. Schon seit 1812 ist die Sklaverei abgeschafft, überhaupt suchen die Herrscher europäische Einrichtungen einzuführen. — Orte: Tnnis, mit 125000 E., wovon 74 Juden, an einer fast rings eingeschlossenen Bnchr, an deren schmalen Oeffnung ins Meer der Hafen von Tunis, Goletta liegt. Louis Ix. vou Frankreich starb bei der Belagerung von Tnnis an der Pest 1270; Kaiser Karl V. war 1535 glücklicher, was nnserm Pyrker
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