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1. Vorderasien und Griechenland - S. 116

1874 - Leipzig : Teubner
- 116 - 'Krieg und Frieden, Einführung neuer Gesetze u. s. w. Uebri-gens konnte das Volk über die Vorlagen, die ihm die Gerusia machte, nur Ja oder Nein sagen, annehmen oder ablehnen. Das Ackerland, welches die Spartiaten besessen, theilte Lykurg aufs neue zu gleichen Theilen, indem er für die 9000 Spartiatenfamilien ebenso viele Ackerloose machte, welche der Staat an die einzelnen Familien gleichsam tierlehnte. Die Bearbeitung dieser Ländereien besorgten die Heloten, von denen der Staat eine Anzahl jeder Familie ebenfalls als geliehene Knechte übergab; denn die Heloten galten als Sela-tien des Staates. Von dem Ertrage des Gutes mußten die Heloten der Herrenfamilie jährlich ein gewisses Maß abliefern, wovon diese lebte. Denn dieser dorische Kriegsadel sollte frei bleiben von den niederen Sorgen des Erwerbs und allein sich seinen höheren bürgerlichen Pflichten widmen können, namentlich sollte er Zeit und Muße haben sür seine kriegerischen Uebungen. Der Spartiat war vorzugsweise Kriegsmann, Gewerbe und Ackerbau war seiner nicht würdig. Die ganze Bürgergemeinde war ein Kriegsheer, und die Stadt Sparta eine große Kaserne. Deshalb speisten die Männer auch vom 20. Lebensjahre an außer dem Hause zusammen an den gemeinsamen Männermahlzeiten, den s. g. Syssitien, und zwar so, daß jede Abtheilung, die an einem Tische aß, aus 15 Mann bestem^ Eine solche Abtheilung hieß ein Zelt; denn sie bildeten auch im Felde zusammen eine Zeltgenossenschaft, die unterste Abtheilung im Heer. Jeder einzelne mußte zu seinem Tische monatlich einen bestimmten Beitrag an Mehl oder Gerstengraupen, Käse, Feigen und Wein und eine geringe Summe Geldes liefern. Die Mahlzeiten waren sehr einfach. Das tägliche Hauptgericht war die vielgenannte schwarze Suppe, ein Schwarzsauer von Schweinefleisch, das im Blute gekocht und nur mit Essig und mit Salz gewürzt war. Der Nachtisch bestand in Käse, Oliven und Feigen. Kein Spartaner durfte sich diesen gemeinsamen Mahlen entziehen, selbst die Könige nicht. Einfach wie die Mahlzeiten war auch die Kleidung und die Wohnung des Spartaners. Luxus war in allen Verhält-

2. Römische Geschichte - S. 1

1881 - Leipzig : Teubner
Mythische und Königsm. I. Kneas. Die römische Sage führt den Ursprung der Stadt Rom auf den trojanischen Helden Äneas (Aineias) zurück. Bei der Eroberung von Troja soll Äneas mit einer größeren Zahl von Landsleuten entkommen und auf das Meer gegangen sein, um sich in der Ferne nach der Verheißung der Götter eine neue Heimat zu suchen. Nach mehrjährigem Umherirren unter mancherlei Abenteuern kam er an die Küste von Latium, der fruchtbaren und volkreichen Landschaft an der Westküste Italiens, südlich vom Tiber. Dieser Fluß schied es gegen Norden von Hetrnrien. Damals herrschte in Latium der König Latinns über die Aboriginer (d. h. Ureinwohner). Da die Fremdlinge, von der Not gezwungen, räuberisch in die Felder und Herden einfielen, so eilte Latinus mit seinen Unterthanen bewaffnet zur Abwehr herbei; als er aber hörte, daß die Fremden Trojaner seien und ihr Führer der berühmte Äneas, schloß er Frieden und Freundschaft mit ihnen und vermählte dem Äneas feine Tochter Lavinia. Äneas blieb in Latium und baute eine Stadt, die er feiner Gemahlin zu Ehren Lavininm nannte. Da aber Lavinia vorher mit Turnus, dem jungen kriegerischen König der Rntnler, verlobt gewesen war, so begann dieser jetzt einen Krieg gegen Latinus und Äneas. In der Schlacht ward Turnus besiegt, aber Latinns fiel. Jetzt vereinte Aiteas, der Erbe des Latinus, feinetrojanernnd dieaboriginer zu einem Volke und nannte sie dem Latinns zu Ehren ©toll, Erzählungen. Ii. 1

3. Römische Geschichte - S. 9

1881 - Leipzig : Teubner
Ermord, d. Horatia. Verrat des Mettius Fufetius. 9 zu Hilfe kommen konnten. Nun eilte er auf den Zweiten zu, bei dem er noch weniger Widerstand fand. Dem Dritten, der kaum noch die Waffen halten konnte, stieß er frohlockend das Schwert in die Gurgel. Mit Glückwünschen und Jubelgeschrei begrüßten die Römer ihren siegreichen Streiter, der ihnen die Herrschaft über die Albaner erkämpft hatte. Als der Horatier mit den Rüstungen der erschlagenen Feinde triumphierend an der Spitze des Heeres in Rom einzog, kam ihm an dem capenischen Thore seine Schwester entgegen, welche mit einem der Curiatier verlobt gewesen war, und wie sie auf der Schulter des Bruders den blutigen Kriegsrock ihres Bräutigams erblickte, den sie selbst gewirkt, da brach sie in laute Klagen aus und verwünschte den Bruder. Der geriet in raschen Zorn und stieß die Schwester mit dem Schwerte nieder, indem er ries: „Gehe hin mit deiner unzeitigen Liebe zu deinem Bräutigam, un-eingedenk deiner Brüder, der toten wie des lebendigen, uu-eingedenk des Vaterlandes! So fahre künftig jede dahin, die — eine Römerin — den Feind betrauert." Die blutige That konnte nicht ungestraft bleiben, Horatius wurde von den Richtern zum Tode verurteilt. Als der Liktor ihm die Hände binden wollte, um die Hinrichtung zu vollziehen, rief er: „Ich appelliere an die Volksgemeinde!" Die Volksversammlung, eingedenk der Verdienste des Jünglings und gerührt von den Thränen des Vaters, der jetzt sein letztes Kind verlieren sollte, übte Gnade und sprach den Verurteilten los. Doch mußte er, um nicht ungestraft zu bleiben, zur Schmach unter einem Balken hindurch gehen, der als Joch über die Straße gelegt war. Die Albaner und Mettius Fufetius ertrugen mit Widerwillen die Herrschaft der Römer. Um sie wieder abzuschütteln, veranlaßte Mettius die Fidenaten und Vejenter zum Krieg gegen Rom, indem er versprach, im Krieg auf ihre Seite zu treten. Als sich die Heere zur Schlacht entgegen rückten, stellte Tullus feine Römer den Vejentern und die Albaner den Fidenaten gegenüber. Aber beim Beginn der Schlacht zog sich Mettius mit seinem Heer zur Seite an

4. Römische Geschichte - S. 22

1881 - Leipzig : Teubner
22 Hinrichtung der Söhne des Brutus. Brutus'ende. dahin, daß die Freunde des vertriebenen Königs und seiner Söhne sich vereinigten, um die Rückkehr des Königs zu bewerkstelligen. Die Verschworenen waren meistens junge vornehme Leute, unter ihnen auch zwei Söhne des Brutus. Die Sache wurde entdeckt und die Verschworenen nebst den Gesandten in Haft genommen. Die letzteren entließ man ungekränkt; aber die Verschwörer wurden zum Tode verurteilt. Brutus hatte die traurige Aufgabe, über die eigenen Söhne den Todesspruch zu thun. Ohne eine Miene zu verziehen, mit strengem ernstem Antlitz sah er zu, wie die Söhne auf seinen Befehl gebunden, gepeitscht, zu Boden geworfen und enthauptet wurden. Dann eilte er verhüllten Hauptes in fein verödetes Haus. Die Güter des Tarqui-nius wurden dem Volke zur Plünderung preisgegeben; ein großes Feld zwischen dem Capitolium und dem Tiber weihte man dem Mars, wovon es den Namen Marsfeld (Campus Martins) erhielt. Das abgeschnittene Getreide auf demselben ward in den Tiber geworfen; es blieb in dem Flusse hangen, und daraus entstand die Tiberinsel bei Rom. Da der Weg des Verrates und der List dem Tarqui-nius mißglückt war, so versuchte er jetzt mit Krieg und Gewalt seine Rückkehr durchzusetzen. Er reizte die hetruskischen Städte Veji und Tarquinii zum Krieg gegen Nom. Bei dem Walde Arsia begegneten sich die beiden Heere. Als Brutus und Aruns Tarquinius, welche beide an der Spitze ihrer Reiterei dem Heere vorausritten, einander ansichtig wurden, sprengten sie, von Haß und Zorn getrieben, mit verhängtem Zügel auf einander los und durchbohrten sich gegenseitig mit den Lanzen, daß sie beide sterbend zur Erde sanken. Die nun folgende Schlacht ward durch einen Gewittersturm abgebrochen. In der Nacht aber rief der Gott Silvanus aus dem Walde Arsia, die Römer hätten gesiegt, von den Hetruskern sei ein Manu mehr gefallen. Die He-trusker flohen davon und gaben sich besiegt. Brutus hatte auch sein Leben für die Freiheit geopfert. Die römischen Frauen betrauerten ihn ein ganzes Jahr als den Rächer gekränkter Frauenehre.

5. Römische Geschichte - S. 8

1881 - Leipzig : Teubner
8 Egeria. Hostilius. M.fufetius. Horatier u. Curiat. die friedliche Beschäftigung des Ackerbaues, sowie die Gewerbe und den Handel. Bei dieser segensreichen Thätigkeit unterstützte ihn, wie die Sage erzählt, durch ihre Ratschläge die Quellnymphe Egeria, mit der er nächtliche Zusammenkünfte gehabt haben soll. Als er in hohem Alter starb, zerfloß Egeria in dem Haine von Aricia in Thränen zum Quell. 2. Auf Numa folgte wieder ein König aus latinifchem Stamm, Tullns Hostilius, wild und kriegerisch, mehr noch als Romulus. Durch gegenseitige Räubereien kam es mit Alba zu einem Krieg. Die Albaner rückten in das römische Gebiet ein unter ihrem König Clnilius, und als dieser im Lager gestorben, wählten sie sich einen Diktator, Mettiusfusetius. Als beide Heere sich gegenüber standen, machte Mettins, indem er auf die nahe Verwandtschaft beider Städte hinwies, den Vorschlag, man solle den Streit durch den Kampf weniger Männer entscheiden lassen. Tullns nahm den Vorschlag an. Es waren zufällig in beiden Heeren Drillingsbrüder, Söhne zweier Zwillingsschwestern, an.jahren und Stärke einander nicht ungleich; Horatier hießen die römischen Jünglinge, Curiatier die albanischen. Diese übernahmen es, für ihr Vaterland zu kämpfen. Welcher Teil siegte, dessen Staat sollte über den andern herrschen. Nachdem der Vertrag feierlich beschworen worden war, traten zwischen den ausgestellten Heeren die sechs Jünglinge zum Kampfe auf. Lauge fochten sie mit Mut und Tapferkeit ohne merklichen Erfolg; da fielen zwei Römer, auf den Tod getroffen, zu Boden, und die drei Curiatier umstellten den einen noch übrigen Römer. Laut jauchzten die Albaner ihren Kämpfern zu, den Römern aber sank alle Hoffnung. Der Horatier war jedoch noch unverletzt, während die drei Curiatier aus tiefen Wunden bluteten. Plötzlich ergriff der Horatier die Flucht, und die Curiatier folgten ihm in größeren Zwischenräumen, sowie jedem seine Wunden es gestatteten. Als der Horatier nach längerem Laufe sich umschaute, sah er seine Feinde weit von einander getrennt. Das eben hatte er gewollt. Rasch wandte er gegen den Nächsten sich um und erlegte ihn, ehe seine Brüder ihm

6. Verschüttete Römerstädte, die Römer in den Provinzen, Lager und Soldatenleben, Religion und Philosophie, der Ausgang des römischen Weltreichs - S. 26

1884 - Leipzig : Freytag [u.a.]
— 26 — In dem Peristyl eines Hauses fand sich folgender Herzenserguß eines Sklaven: „Amoris ignes si sentires, mulio, Magi properares ut videres Venerem. Diligo juvenem (puerum) venustum; rogo: punge! iamus! Bibisti; iamus! prende lora et excute! Pompeios defer, ubi dulcis est amor meus es............ Der Schreiber teilt mit, wie er einst auf einem Maultier nach Pompei geritten sei und der Treiber ihm zu langsam war: „Wenn bu, Maultiertreiber, bei- Liebe Feuer fühltest, Würbest bu mehr eilen, die Venus zu sehen. Ich liebe den anmutigen Jungen; ich sage bin stich ihn boch*)! rasch voran! Getrunken hast bu; vorwärts! nimm die Peitsche und treibe (ihn) an! Nach Pompei bringe mich, wo mein süßes Liebchen ist . . Die Graffiti im Innern der Häuser beziehen sich häufig auf geschäftliche Verhältnisse. So verrechnete in den Wirtsstuben der Wirt (z. B. der „zum Elefanten") auf diese Weise seine Einkäufe oder was er auf Pump ausgegeben hatte. Die Gäste wieder benutzten die Wände der Herberge als eine Art Fremdenbuch und kritzelten Namen, Stand und Herkunft hin. Die Wirte verfehlten nicht, Gäste auf jede mögliche Weise anzulocken und reklamenartige Inschriften auf dem Schilde anzubringen. (So heißt es z. B. einmal in Lugudunum (Lyon) an einem Gasthause, das Merkur und Apoll im Schilde geführt zu haben scheint: „hier verspricht Merkur Gewinn, Apollo Gesundheit, der Wirt Septumanus Aufnahme (liospitium) nebst Mahlzeit. Wer emkehrt, wird sich nachher besser befinden; Fremder (hospes) sieh' zu, wo du bleibst.") — Auf anderen Ankündigungen dieser Art werden alle Genüsse der Ceres, des Bromins, d. i. des Bacchus, und des Amor ausgeboten. Besser gestellte Personen pflegten sich um ein Privatquartier umzusehen, die Tabernen und Popinen suchte in der Regel nur das niedere Volk, wie *) Mit dem Stachelstock, bent „pungolo“.

7. Charakterbilder aus der Völkerkunde - S. 52

1895 - Leipzig : Hinrichs
52 Hindu. Riesentier, das dafür auch göttlicher Ehren durch seine Herren teilhaftig geworden ist. — Die Hauptnahrung der Hindu ist der Reis; zur Erregung ihres leicht erschlaffenden Organismus aber brauchen sie die starken Gewürze, namentlich den Pfeffer, der vor ihren Hütten und auf ihren Feldern wächst, ein natür- licher Ersatz für die geistigen Getränke, die ihnen durch weise Gesetze versagt sind, zu denen aber ihre natürliche Lüsternheit sie nur allzu sehr hinzieht. — Die Kleidung besteht, dem Klima angemessen, bei den Männern meist aus weiten Bein- kleidern, oder das lose um die Hüften geschlungene baumwollene Tuch läßt die Beine frei. Die Frauen tragen lange Bein- kleider, die bei Reichen häufig von Silber- und Goldstoff sind; eine Art kurzer Weste deckt den Oberleib. Während der Mann sorgsam den Bart pflegt, finden die Frauen im Haarputz den größten Schmuck. Die mit feinen wohlriechenden Ölen ein- geriebenen Kopfhaare werden mit Perlen, Edelsteinschnüren oder duftenden Blumen durchflochten, bei Armen wenigstens mit Blumen durchfchlungen. Hier und da werden sonderbare Ver- schönernngskünste geübt: so das Rotfärben der Hände und Füße nach innen, das Schwärzen der Zähne, das Schwarzfärben der Augenbrauen mit Spießglanz, um das Auge lebhafter zu machen u. s. w. — Die Bauart der Häuser ist je nach dem Klima der einzelnen Landschaften verschieden. In den Ghats finden sich feste Häuser aus Mauerwerk mit steilen Dächern. In Bengalen und an den Jndns-Mündungen genügt die ein- fache Bambushütte. Im oberen Gebiete des Brahmaputra sind die aus Thon oder Lehm aufgeführten, nicht über drei Meter hohen Hütten eher Ameisenhaufen als Menschenwohnungen ahn- lich, das Dach mit Baumzweigen oder Bambus gedeckt. Da- gegen sind in den Landschaften des Himalaja die Wohnungen von einer Art Cedernholz fest und dauerhaft gebaut, gewöhnlich dreistöckig, fo daß unten das Vieh, im zweiten Stockwerk die Getreidevorräte sich befinden und darüber die Familie wohnt. Kleine, zuweilen vergitterte, zuweilen mit geöltem Papier ver- schloffene Fenster finden sich aber auch hier. Der Hausrat ist gewöhnlich der einfachste. Eine Matte dient als Stuhl und Tisch; aus Rohr geflochtene Bettstellen finden sich nur bei Reicheren, dazu noch eine Handmühle nebst einer Eisenplatte zum Brotbacken. — Die Dörfer gruppieren sich meist um einen uralten Pisang. In deren Nähe steht die Pagode, die

8. Teil 2 - S. 380

1882 - Leipzig : Brandstetter
380 Kleiderordnungen und Luxusgesetze. Kaufleuten eingebrachten fremden Waren, meist unnütze und der Gesundheit schädliche, als da sind Näglein, Zimmet, Muskatnuß, Ingwer. Und das alles wird nicht sparsam verbraucht, sondern viel und gierig; und leert die Taschen, denn es wird teurer von Jahr zu Jahr und setzen die Kanflent Preise, wie sie wollen. Die Überflüssigkeit in der Kleidung ist nicht größer, denn die in der Nahrung. Es ist mit gewaltigen Hochzeiten, Kindtaufen und sonstigen Festen viel schlimmer worden, als es ehedem war, und helfen alle Ordnungen dagegen von Fürsten und Städten gar wenig, als denn die Fürsten und Stadtherren selbst am meisten Schleckereien, große Tischuu-gen und Gastereien lieben. Es ist zu verwundern, was da all vertrunken wird und verzehrt, viel Tag nach einander, oft wohl eine Woche lang." Welcher Aufwand bei fürstlichen Hochzeiten oft gemacht wurde, mögen einige Beispiele belegen. Bei der Hochzeit des Grafen Eberhard von Württemberg im Jahre 1474 wurden vier Eimer Malvasier, zwölf Eimer Rheinwein und fünfhundert Eimer Neckarwein aufgezehrt. Dem Hochzeitsfeste des Landgrafen Wilhelm Iii. von Hessen, welches 1498 mit kostbaren Mahlen, mit glänzenden Tänzen, mit Rennen und Stechen gehalten wurde, wohnten Tausende von fremden Gästen bei. Der Kurfürst von Köln kam mit fünfhundert Pferden zu demselben, der Vater der Braut, der Kurfürst von der Pfalz, sogar mit sechzehnhundert. Auch bei bürgerlichen Hochzeiten war der Aufwand oft ein ganz ungeheurer. Ein bürgerliches Hochzeitsfest in Schwäbisch-Hall dauerte neun Tage und es waren bei demselben nicht weniger als 60 Tische zum Mahle ausgestellt. Im Jahre 1483 gewährte der Rat zu Frankfurt einem Bürger die Erlaubnis, bei seinem Hochzeitsfeste eine besondere Hütte zum Kochen errichten zu dürfen. Die 1515 von dem Frankfurter Patrizier Arnold von Glauburg abgehaltene Hochzeit kostete 1162/s Gulden, eine Summe, deren Größe sich daraus ermessen läßt, daß man damals das Malter Korn für einen, das Fuder Wein für neun Gulden kaufte. Zu dieser Hochzeit waren, außer den vielen von auswärts gekommenen Freunden, sechsundsiebenzig Frankfurter eingeladen, und es wurden bei derselben sechs Ohm Wein, für fechsthalb Gulden Bier, 239 Pfund Rindfleisch, 315 Hähne und Hühner, 30 Gänse, 3100 Krebse, 1420 Weißbrote re. verzehrt. Im Jahre 1496 wurde Johann Knoblauch in Frankfurt als Geizhals verhöhnt, weil er zu seiner Hochzeit nur die nächsten Freunde und Verwandten eingeladen hatte. Die Hochzeitsordnungen waren hauptsächlich darauf gerichtet, die Zahl der Gäste, die Geschenke und die großen Mahle einzuschränken. In Nürnberg gestattete eine Verordnung des 15. Jahrhunderts den Besuch der Hochzeit nur den Eltern, Großeltern, Geschwistern und Verschwägerten, sowie je zwei nichtverwandtm Männern und Frauen, anderen Nicht-Angehörigen aber nur als Stellvertretern von jenen. In Ulm waren anfangs nur 18 Gäste bei jedem Hochzeitsmahl gestattet, 1411 erhöhte man diese Zahl auf 24. In Konstanz wurde 1444 erlaubt, 50 Personen zum Hochzeitsmahle einzuladen, ebensoviele Gäste waren in Mainz gestattet. In Braunschweig

9. Teil 2 - S. 515

1882 - Leipzig : Brandstetter
Kulturzustände am Anfang des 19. Jahrhunderts. 515 ft übe mit etlichen Wäschkornoden. Ein langer hölzerner Gang führt vorn Vorsaale aus ins Hinterhaus, wo die Zimmer der heranwachsenden Söhne und die Gastzimmer sich befinden. Der Raum unter dem hohen Dach enthält mehrere Böden übereinander, in denen allerlei gröbere Vorräte, abgesetzte Möbel n. dgl. Unterkunft finden. Es war in einem solchen Hause Raum die Fülle vorhanden. Die Kinder hatten Gelegenheit, bei übler Witternng sich im Hanse zu tummeln, man war nicht auf ängstliche Benutzung jedes Winkels angewiesen. Alte Tische, Stühle und anderes Gerät, das unscheinbar, ward aufbewahrt, und manche sich verheiratende Magd erhielt ihre erste Einrichtung aus dem alten Vorrat der Herrschaft. Ebenso war es mit den alten Kleidern, die wie die Geräte bei weitem dauerhafter waren, als die unserer Zeit. Diese alten Häuser waren behaglich, warm im Winter, kühl im Sommer, aber wenig elegant. Die Pntzstnbe zierten einige Kupferstiche unter Glas in schwarz oder braun gebeizten Rahmen oder die Bilder der Eltern in Pastell- oder Ölfarbe. Die Tische waren mit einem grün und schwarz gestreiften Tiroler Teppich belegt. Aber selten fehlte es an kostbarem Porzellan, an geschliffenen Gläsern, silbernen Zucker- und Wachsstockschachteln, Leuchtern, Löffeln rc. In der Küche gab es eine Fülle von Kupfer- und und Zinngeschirr, der Stolz der Hausfrau aber war ein reicher Vorrat an Betten, Tischzeug und Wäsche. Speise und Trank ward meist im Hause selbst bereitet, selbst in den Städten. Auf dem Dorfe buk man in jeder Haushaltung das Brot selbst. In der Stadt bereitete die Hausfrau mit der Magd wenigstens den Teig selbst, der dann zum Bäcker geschafft wurde. Auch die Osterfladen, Geburtstagskuchen, Christstollen bereitete die Hausfrau selbst; galt es etwas außerordentliches, eine Torte rc., so ließ man wohl eine Kunstverständige ins Haus kommen, der man Mehl, Eier, Butter rc. zuwog. Auch die Weihnachtspfefferkuchen buk manche Hausfrau selbst. Jede größere städtische Haushaltung zog ein oder mehrere Schweine auf, die im Winter geschlachtet wurden. Die Wurst wurde im eigenen Kessel gekocht, der Schinken und Speck in der eigenen Rauchkammer geräuchert. Im Keller hatte man das Pökelfaß. Man speiste in der alten Zeit weder mehr noch besser als jetzt, vielleicht minder mannigfaltig. Größere Wandlungen haben bezüglich der Getränke stattgefunden. Vor allem ist das Wasser wieder zu Ehren gekommen, das man zu Anfang des Jahrhunderts selbst der'jugend zu trinken verbot. Kaffee war schon am Anfang des Jahrhunderts wenigstens in den Städten der allgemeine Morgen- und Nachmittagstrank. Auf dem Dorfe blieb man noch länger bei der Morgensuppe. Thee war wenig verbreitet. Zum Bier kam man erst nach dem Abendessen in die Bierstuben, in denen daher auch außer Bier, Licht und Fidibus nichts verabreicht ward. Frauen gingen nie mit ins Bierhaus, die Männer kamen meist im Haus-rocf und in Pantoffeln. Weinstuben, in denen auch ausländische Weine zu 3'J*

10. Europa in natürlichen Landschaftsgebieten - S. 16

1898 - Leipzig : Wunderlich
— 16 — mehreren geschlossenen Höhenzügen, von denen Querriegel (Gitter), wie Olymp (Götterberg), Othrys, Ötagebirge, der Parnaß (Dichterberg- Orakel zu Delphi) sich nach 0 abzweigen. Bodengestalt zwischen den Querriegeln? — tiefe Gebirgskessel von Larissa (wie in Böh- men, Kornkammer Griechenlands), schmale Küsteuebenen (Thermo- pylen). Entfernung vom Hauptkamme nach beiden Küsten im 0 und W? — mehr der Westküste genähert. Folgen dieser Bodengestalt? — Klima verschieden (Nachweis: in den ringsumschlossenen Thalkesseln im Sommer drückende durch keine Seewinde gemilderte Hitze, im Winter große Kälte — auf den Höhen rauh, in den Tiefebenen der Buchten mildes ozeanisches Klima) — größere, schiffbare Flüsse fehlen — im Winter viel, im trockenen Sommer wenig oder gar kein Wasfer — infolge der Ver- gitterung werden die fruchtbaren Landschaften der tiefen Mulden zur Regenzeit (im Winter) überflutet; im Sommer verengt sich der Spiegel der so entstandenen Seen, die Sumpfgegenden sind unge- gesund und nur zum Teil mit Reis und Baumwolle bepflanzt — der Hauptkamm trennt Thessalien von Epirus, und die Querriegel hatten im Altertum die Kleinstaaterei von Griechenland zur Folge — geschützte Lage der Küsten- und Thalebenen, der Buseu und Buchten im 0. Folge? Platanen-, Lorbeer- und Olivenhaine, Weingärten, Weizenfelder, Tabakfelder. Ansfuhr? Korinthen, Wein, Olivenöl, Tabak, Feigen. Einfuhr? — Getreide, Vieh, Fleisch, Holz, Köhlen. Epirns nach einem Küstenbilde: Steile Abhänge mit einem sumpfigen Küstenstreifen — zerrissene Kalkmassen mit tief eingeschnittenen Thä- lern und wilden Felsschluchten — die bis 1500 m hohen Gipfel sind vielfach kahl und nur hier und da mit Kiefern bedeckt. Bewässerung dieses Kalkgebirges? (Siehe Karst, dinar. und alban. Geb.!) Flüsse, aus den Seen und Höhlen im Innern des Gebirges; aus Karstlöchern sehr stark hervorbrechend, fließen sie durch Seen und fruchtbare Thalmulden. Folge? — in den Thälern Wein- gärten, Weizenfelder und entzückende Wiesengründe — auf den Hochebenen weite Strecken unangebaut und der Viehweide preisge- geben (11 % Feld, 22 % Weideland, 2/3 brach) — wenig Ansiedelungen — in den Dörfern und Städten armselige Hütten (30 Einw. auf 1 qkm) — Einfuhr von Getreide, Vieh, Fleisch Holz- und Kohlenausfuhr von Korinthen, Olivenöl, Feigen, Wein Tabak. Athen: Lage? (Siehe Karte!) — in einiger Entfernung vom Meere, — etwas landeinwärts. Warum? — weil die alten griechischen, Ansiedler hier Schutz vor den Seeräubern suchten. Piräus, der Hafen Athens, ist eine Stunde von der Hauptstadt Griechenlands entfernt. Größe? 108 T. — Hauptstadt und Residenz.
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