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1. Erdkunde - S. 102

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 102 — die Erzeugnisse des eigenen Gewerbefleißes überwiegend ausgeführt werden, müssen Lebensmittel (Getreide) und die Rohstoffe der Industrie eingeführt werden. Durch die Gotthardbahn ist die Schweiz nunmehr die Vermittlerin des Handels zwischen Deutschland, Italien und dem Oriente geworden. Schöne Heerstraßen und ein reiches Netz von Eisenbahnen durchziehen das Land, kühn die vielen Hinder- nisse des gebirgigen Bodens überwindend. V. a) Die Schweiz zählt bei einem Flächeninhalte von 41000 qkm über 3 Mill. Eiuwohner; somit treffen auf 1 qkm durch- schnittlich 75 Menschen. Naturgemäß siud die Hochalpengebiete sehr dünn bevölkert; die Jndustriebezirke dagegen gehören zu den stärkst- bewohnten Gegenden Europas. b) Der Abstammung nach zeigt die Bevölkerung große Ver- schiedenheit; doch überwiegen die Deutschen, welche den Norden, Osten und die Mitte des Landes bewohnen, weit an Zahl, indem sie mehr als 7/io aller Einwohner ausmachen. Über 2/10 sind französisch (im Westen). Der Rest verteilt sich auf die Italiener (im Süden) und etwa 40 000 Rätoromanen (im Kauton Grau- bünden). c) Der Religion nach sind fast 3/5 der Schweizer prote- stantisch, über 2/ö katholisch. Während das Alpenland vorzugsweise katholisch blieb, verbreitete sich die Reformation besonders auf der Ebene und im Jura. ä) Für geistige Bildung ist in der Schweiz durch zahl- reiche Volks- und viele Mittelschulen trefflich gesorgt. An Hoch- schulen besitzt das Land sechs Universitäten und eine technische Hochschule. e) Die Schweiz ist eiu Bundesstaat — die „Schweize- rische Eidgenossenschaft" — von 22, richtiger 25 Kan- tonen, da Basel, Appenzell und Unterwalden je zwei Halbkantone bilden. Jeder Kanton hat seine eigene Verfassung. Die gemein- samen Angelegenheiten werden durch die Bundesversammlung und den Bundesrat besorgt. Die Bundesversammlung, welche ans dem National rat (den Vertretern des Volkes) und dem Stände-

2. Geschichtlicher Leitfaden für Anfänger - S. 65

1886 - Kreuznach : Voigtländer
— 65 — 3. Albrecht Ii von Oesterreich 1298—1308, Rudolfs Sohn. Auch er ging eifrig darauf aus, seine Hausmacht zu vergrößern. Die Gründung der schweizerischen Eidgenossenschaft (der Rütlibund, die Sage von Geßler und Tell) führte zunächst zur Losreißnng der Walbstätte Schwyz, Uri und Unter-walben vom Hanse Habsburg, und die späteren Siege am Morgarten 1315 und bei Sempach 1386 (Arnolb von Winkelrieb) hatten die Befestigung und weitere Ausbreitung des Bnnbes zur Folge. — Albrecht würde von seinem Neffen Johann (Parriciba) vonschwaben, dem er fein väterliches Erbe vorenthielt, am Ufer der Reuß unweit der Habsburg ermorbet. 4. Heinrich Vii von Luxemburg 1308—1313 brachte Böhmen an fein Haus und suchte vergeblich die kaiserliche Herrschaft über Italien wieder herzustellen. 5. Ludwig der Bayer 1314—1347 hatte zum Gegenkönig Friedrich den Schönen von Österreich 1314—1330 (Kaiser Albrechts Sohn), beit er in der Schlacht bei Mühldorf 1322 (die Sage vom „frommen" Schweppermann) besiegte und gefangen nahm, dann aber, feine Treue ehrend, zum Mitkaiser machte. Als die Päpste (welche seit 1309 siebenzig Jahre hindurch zu Avignon residierten) den Kaiser Ludwig unversöhnlich verfolgten, erklärte der Kurverein zu Rense 1338 d. h. die bei Rense (oberhalb Koblenz) versammelten Kurfürsten, daß der von den deutschen Fürsten gewählte Kaiser der Bestätigung des Papstes nicht bedürfe. Die Macht seines Hanfes vermehrte Ludwig, indem er Brandenburg feinem Sohne Ludwig verlieh, dem er auch Tirol zuwandte. § 62. Die luxemburgischen Kaiser 1347—1437. 1. Karl Iv 1347—1378 ist „Böhmens Vater, des heiligen römischen Reiches Erzstiefvater" genannt worden. Er gründete sich eine sehr bedeutende Hansma ch t, indem er die Andrä, Geschichtlicher Leitfaden. 5. Auflage. c

3. Das Großherzogthum Baden - S. 26

1861 - Freiburg im Breisgau : Herder
26 wird; doch ist der 4 Stunden lange und V2 Stunde breite Ueberlingersee ausschließlich badisches Desitzthum^. Der See, dessen absolute Höhe über dem adriatischen Meer und der Nordsee nun ermittelt ist, liegt 1232' ü. d. M., mißt von Bregenz bis Constanz 10 bad. Stunden und bis zur Mün- dung der Stockacher Aach 14 Stunden. Seine größte Breite zwischen Arbon und Bregenz beträgt 5 Stunden; zwischen Friedrichshafen und Romanshorn 3 Stunden, zwischen Constanz und Meersburg 1v2 Stunden. An Flächenraum nimmt er 9*/2 lum. ein. Er ist also dreimal größer als das Fürstenthum Lichtenstein (3 sim.). Uebrigens sind außer diesem noch 7 Deutsche Staaten an Umfang kleiner als der Bodensee: die Landgrafschaft Hessen (5 s)M-), das Fürstenthum Lippe-Schaumburg 8 ssim., das Fürsten- thum Reuß-Greiz 7 s)M. und die 4 freien Reichsstädte: Frank- furt 2, Hamburg 6, Lübeck 6, Bremen 3y2 f)M. Unter der Benennung Dbersee begreift man die süd- lichere Seehälfte: von Immenstaad-Romanshorn bis Bregenz. Im Ueberlingersee liegt die hochanstcigende aber kleine Insel Mainau mit schönem Schloß, setzt Eigenthum des Großherzogs. Ehedem eine Besitzung des deutschen Ordens, wurde diese Insel im 30iährigen Krieg 1647 von den Schweden mit einer Flotille von 17 Schiffen erstürmt und geplündert. Die vorzüglichsten Seehafen sind: Constanz, Ludwigs- hasen, Meersburg (badisch), Friedrichshafen (württember- gisch), Lindau (bayerisch, auf einer Insel im südöstlichen Theil des Bodensees), Bregenz (österreichisch), Rorschach und Romanshorn (schweizerisch). Bei starkem Wind, namentlich beim Südwind, „Föhn" genannt, ist der See sehr bewegt und auch für größere Schiffe gefährlich; der Obersee ist selbst zeitweise sehr stürmisch, während die Seefläche bei Constanz sich ruhig verhält; doch zeigt er manchmal bei stil- lem Wetter ein starkes sogenanntes „Grundgcwell", wobei der ganze See in Bewegung ist. Die tiefste Stelle desselben ist in der Mitte zwischen Friedrichshafen und Romanshorn 856'. Bei Constanz zwischen Horn und Kreuzlingen beträgt dieselbe 140'. In den See ergießen sich gegen 50 Bäche und Flüsse. Unter den vielen (26) Fischarten, die derselbe enthält, sind die Felchen und Gangfische dem See allein eigentümlich. Von crsteren werden die Blaufel- chen nur zwischen der Mainau, Meersburg und Bottighofen und in der Bucht von Constanz im Juni und Juli gefangen; die Sand- felchen im Winter am Untersce; die Gangfische aber in den Mo- naten November und December. Der Fang der letzteren beginnt im Untersee bei Ermatingen und Gottlieben und endet bei Constanz oberhalb der Rheinbrücke, wo sie zu Tausenden innerhalb der nach

4. Das Großherzogthum Baden - S. 27

1861 - Freiburg im Breisgau : Herder
27 der Fischerordnung hiesür festgesetzten 13 Nächte gefangen werden. Letztere kommen geräuchert in den Handel. Aber es gibt im See auch Hechte bis zu 40 Pfund; Seeforellen bei Constanz und Lachs-' forellen bei Lindau bis zu 30 Pfund. Außerdem werde>a 73 Vögel- arten, worunter 36 Arten Schwimm- und 30 Arten Sumpfvögel an demselben aufgezählt. 5 Eisenbahnen münden am Bodensee: 1) die baye- rische Staatsbahn in Lindau, 2) die Schweizerbahn von Winterthur nach St. Gallen, 3) die Schweizerbahn von Winterthur nach Romanshorn, 4) die württembergische Staatsbahn bei Friedrichshasen, 5) die badische bei Constanz. Vom Bodensee 3/4 Stunden entfernt, doch mit demselben durch den bei Constanz abfließenden Rhein verbunden, ist der Zetter- oder Untersee — ein selbständiges Seebecken von mehr als 1 Om. Umfang, von Gottlieben bis zur Zeller Aach 3% Stunden, bis Stein Vj2 Stunden lang; die Breite beträgt 1—iy2 Stunden. Die größte Tiefe zwischen Hornstaad und Berlingen beträgt 148'. Er um- schließt die Insel Reichenau, die °/4 Stunden lang und gegen % Stunden breit ist. Die vom irländischen Bischof Pirmin 724 gegründete, 1538 mit dem Hochstift Constanz vereinigte Benediktinerabtei Reichenau war eine der wichtigsten Bildungsstätten Süddeutschlands. Die Kirche von Oberzell (unfern der Ruinen der 1370 zerstörten Burg Scho- pfeln), wurde 888 von dem später zum Erzbischof von Mainz er- nannten Abt Hatto von Köln erbaut. Auf dieser Insel liegt der als Heerführer sagenberühmte Schwager Carls des Großen, Gerold, damals Herr des ganzen Linz- und Argengaues, der im Kampfe wider die Avaren fiel, begraben. In Mittelzell ist die Grabstätte Kaiser Carls des Dicken, f 888. Der Seearm zwischen der Reichenau und Allensbach heißt auch der Gnadensee. Von Constanz bis in die Nähe von Gottlieben ist der Rhein ganz badisch; von da an bildet der Thalweg, der am Schweizer User hinzieht, die Landesgrenze, so daß fast der ganze Unterscc zu Baden gehört. Dieser See gefriert beinahe alljährlich zu, so daß er von der Reichenau in die Schweiz oft mit Magen befahren werden kann. Der Bodensee dagegen gefriert seiner bewegten Wellen wegen höchst selten zu. Doch fand dieß statt in den Jah- ren 1277, 1560, 1573, 1587, 1695 und 1830. Besonders hoch (10'/2‘ über den Nullpunkt des Lindauer Pegels, der den niedersten Stand des Wassers bezeichnet, während der Con- stanzer Pegel den höchsten angibt) war der Wafferstand in den Jahren 1343, 1511. Nahezu gleich hoch in den Jahren 1640, 1770, < 1785. Auch in den Jahren 1817, 1821, 1822, 1857, 1858 er- reichte der See eine bedeutende Höhe. Sehr niedrig war der Wasser- stand 1672, 1725, 1779, 1784, 1797 und 1859. Am höchsten steht

5. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 890

1874 - Mainz : Kunze
890 Europ a — Schweiz. Sie erhebt nur unbedeutende Finanzzölle, nicht zum Schutze ihrer Industrie, sondern zum Vortheil der Bundeskasse. „Weislich sind die verschiedenen Importe mit entweder unbedeutenden oder sehr mäßigen Ansätzen belegt; das Zollsystem beruht auf einer Klassifikation, welche die Rohprodukte und die einfacheren Erzeugnisse von den verfeiner- ten und Luxusartikeln trennt und somit auch die Bedürfnisse des Lebens und der In- dustrie bedeutend weniger als die entbehrlicheren belastet (Egli)." Die Durchfuhrzölle sind ganz aufgehoben. Die Brutto-Einnahme aus allen Zöllen beträgt an 3mill.thlr.; einen ungefähr gleich hohen Ertrag wirft die Post ab. Die jährlichen Bundesausgaben betragen 7 Mill. Thlr. (gegen 5 Mill. Cantonsansgaben); die Staatsschuld beläuft sich auf 9'/, Mill. Thlr. (gegen 60 Mill. Cantonsschnlden). Aber, so fragt man, bei diesem außerordentlichen Aufschwung des Nationalwohl- standes hat wohl die alte Einfachheit des schweizerischen Lebens gelitten? Das ist wahr, besonders da, wo der jährliche Strom der Fremden sich ergießt; und das war unvermeidlich! Alles ist ja der Veränderung unterworfen. Auch der Ausschwung der Fabrikation, sagt man, hat seine bekannten Nachtheile mitgebracht. Das ist eben- falls nicht zu leugnen; wo Reichthum aufwächst, tritt Armut greller hervor, und mit Übeln Folgen in Momenten, wo die Arbeit stockt. Allein die Schweiz wird dennoch weniger davon betroffen als manche andern fabricirenden Landstriche. Sie hat keine großen Güter, der Boden befindet sich in so viel Händen, daß kaum der fünfte Theil der Bewohner ohne eignen Grundbesitz ist. Eine Menge Fabrikarbeiter hat also noch ein eignes Heimwesen, etwas Feld und Wiese, und weiß wohin, wenn es einmal an Arbeit fehlt. Ueberdies ist der Sinn für Wohlthun und alles Gemeinnützliche sehr verbreitet, zahlreiche Stiftungen aus alter und neuer Zeit, von Jahr zu Jahr sich vermehrend, oft mit bedeutenden Fonds, zeugen davon. Jedes Dorf fast hat sein Spittel oder Armenhaus. Und was für Unterricht und Bil- dung geschieht, ist nicht gering anzuschlagen. Für den Volksschulunterricht, mit Aus- nähme von Uri und Genf in allen Cantonen obligatorisch, bestehen ca. 7000 Primär- schulen. Freilich ist er nicht in allen Cantonen gleich gut. Es gibt Cantone, die mehrere Jahre hintereinander keine Rekruten ohne Schulbildung haben; im allgemeinen sind die Cantone der deutschen und ebenen (industriellen, resormirten) Schweiz (Schaffhausen, Thurgau, Zürich :c.) den übrigen weit voran. Aber auch das Schulwesen von St. Gallen, einem Gebirgskanton, steht auf sehr hoher Stufe. Haben nun auch alle Gemein- den Schulen, so ist doch in manchen bloß sommers, in anderen nur winters Unterricht. Die Gehälter der Lehrer sind in den verschiedenen Cantonen sehr verschieden, in mehreren erschreckend gering. In Bern zeigten 1871 25°/o der Rekruten geringe, 15°/o (vorzugs- weise aus den jurassischen Gemeinden) gar keine Schulbildung; in Lnzern 25 °/u geringe, 10 °/o keine; in Gens ll°/o geringe, 2°/o keine; in Aargau I0°/o geringe, 6o/0 keine. Zu den zurückgebliebensten gehört in dieser Beziehung Freiburg, wo das gegenwärtige Regiment den Beitrag der Cantonskässe an die Primärschule von 100000 auf 20000 Francs herabgesetzt hat; dort ist laut Gesetz der Lehrer Gehilfe des Geistlichen, der als Inspektor alljährlich den Gehalt des elfteren bestimmt (meist 500 Francs); der obliga- torische Schulbesuch steht bloß auf dem Papier. In Tessin sind (wie auch in Wallis, Unterwalden, Zug und Graubünden) sehr zahlreich geistliche Lehrer und Lehrschwestern thätig; es kannten aber auch in einem der letzten Jahre von 554 Rekruten 63 kanm

6. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 888

1874 - Mainz : Kunze
888 Europa — Schweiz. denn Artillerie, Kavallerie ,c. haben natürlich länger. Zum Offizier befähigen noch besondere Kurse und die Kriegsschule zu Thun. Uniform und Gewehr nimmt jeder Soldat von den Hebungen mit in die Heimat, um ungesäumt, wenn es gilt, auf dem Sammelplatze sich einfinden und in Reih und Glied stellen zu können; eine Mobil- machung geht deshalb rasch vom Fleck, man ist eigentlich immer mobil. — Von Zeit zu Zeit ordnet die Bundesbehörde Truppenzusammeuzüge aus Armeetheilen mehrerer Cantone an. An der Spitze der Truppencorps stehen nur Obersten; im Kriegsfall allein wird einer zum General ernannt. Offiziere und Soldaten beziehen natürlich nur für die Wochen und Tage Sold, die sie einberufen und im Dienst sind; denn Soldaten und der größere Theil der Offiziere betreiben, wenn nicht im Dienste, da- heim ein bürgerliches Geschäft, sei es als Landleute oder in einem Gewerbe, als Fabri- kanten. Beamte, Richter ?c. Daher ist das schweizerische Militärbudget niedrig und beträgt, die cantonalen Budgets ungerechnet, nur ca. 1,400000 Thlr. Die schöne Schweiz ist von der Natur gerade nicht mit Reichthümern bedacht. Eisen ist wenig vorhanden (2/ß des Bedarfs), Kohlen noch weniger. Obst hat sie in Fülle,, folglich auch Obstmost, aber ihre Weine decken bei weitem nicht den Bedarf. Auch was die zum Ackerbau geeigneten Landstriche an Getreide hervorbringen, ist viel zu wenig zur Ernährung der jetzigen Bevölkerung. Sie muß gar Vieles, selbst Honig, obwohl ihre Bienenzucht blüht, vom Auslände beziehen. Mit Wiesen und Alpenmat« ten gesegnet, hegt sie einen herrlichen und zahlreichen Viehstand, so daß 500000 Eft- Käse (besonders geschätzt sind Emmenthaler und Greyerzer) im Werthe von 6^/s Mtfl Thlr. jährlich produzirt und mehrere tausend Kühe und viele Zuchtstiere iu die Fremde verkauft werden und doch muß sie Vieh, zum Schlachten nämlich, kommen lasfen.- Was braucht sie nicht allein der Reisenden halber, die in außerordentlicher Anzahl zur Sommerzeit ihre Berge und Seeuser besuchen! Faßt man dies zusammen, so begreift man, wie vor Jahrhunderten das Schweizervolk für arm galt und von der benachbarten Ritterschaft, wie von den reichen Flandrern im Burgunderheere nur Kühmelker geschol- ten wurde. Heutzutage steht es indes anders. Die wackern Kühmelker sind freilich immer noch da, Viehzucht und Landban sind gottlob — wie unter andern der wohlhäbige Bauernstand im Canton Bern bezeugt — noch immer Hauptbeschäftigung des Volkes; allein in mehreren Cantonen, besonders in St. Gallen, Zürich und Außer- rhoden, Basel und im Aargan, auf und am Jura, ja im Hochthale von Glarus und in der Gersauer Schlucht hat sich immer mehr ein industrielles Leben entwickelt,, das gegenwärtig auf einer Höhe steht, die Erstaunen erregt. Nennen wir zuerst die Uhrenfabrikation. Ihre Hauptsitze sind in Chauxdek fonds, Locle, im Traversthale und in anderen Jurathälern, besonders auch in Genf, „der Hochschule der Uhrmacher"; sie beschäftigt 40000 Menschen und erzielt einen jähr- lichen Produktionswerth ca. 27 Mill. Thlr. Der europäische Markt ist für sie längst zu eng. In Genf wird ferner, theils mit der Uhrmachern verbunden, theils als selbstän- dige Industrie auftretend, die Verfertigung von Gold- und Silberwaaren, welche genannte Stadt zu einer Art „Klein-Paris" macht, ins großartige betrieben. Die Her- stelluug von Musikdosen, ein Nebenzweig des Uhrgeschäfts, ist fortdauernd in Flor; ihre Fabrikate gehen bis nach China. — Gleichwichtig ist die Verarbeitung der Baumwolle, der Hauptindustriezweig der Schweiz, rücksichtlich welcher sie den 3. Rang in Europa einnimmt; sie hat ihre Hauptsitze in der Ostschweiz, beschäftigt an

7. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 889

1874 - Mainz : Kunze
Europa — Schweiz. 889 60000 Menschen, setzt l7/io Mill. Spindeln in Bewegung und ergibt einen Produk- tionswerth von ca. 40 Mill. Thlr. Ihr schließt sich in Appenzell und St. Gallen die Weißstickerei und Mo usseliusabrikation an. Zu den Spinnereien und Webereien kommen noch die Anstalten zum Färben, Bleichen, Zeugdrucken u. s. w. — Auch das Stroh flechten, dessen Export auf 3^/s Mill. Thlr. angegeben wird, nimmt viele Hände in Anspruch; man verbindet dabei mit dem Roggenstroh Mauilla, Hanf, Roßhaar, Seide und Basthalm. Einer der Mittelpunkte des Geschäfts ist Wohlen im Aargan. — Wichtiger ist die Seidenmanufaktur, die in den letzteren Iahrzenten überaus bedeutend geworden. Im Laude selbst, d. h. in warmen Thäleru, prodncirt man Seide, doch höchstens für 2/5 Mill. Thlr., während der Werth der im Lande ver- arbeiteten Rohseide auf 15 Mill. Thlr. angegeben wird; es muß deshalb, wie die Baumwolle und wie das Metall zu deu Uhren, so auch größtentheils die rohe Seide vom Auslande her bezogen werden, und doch ist der Gewinn außerordentlich. Denn der Werth der Seidenfabrikate wird auf 56 Mill. Thlr. angegeben; 40000 Personen sind dabei beschäftigt. Zürich (für Stoffe) und Basel (für Bänder) sind vorzüglich da- bei betheiligt. — Die Holzschnitzerei in den Gebirgen, z. B. zu Brieuz im Ber- ner Oberland, gehört mit zur schweizerischen Industrie; und wie vieles wäre sonst noch aufzuzählen! Die Pianos und Dampfmaschinen Zürichs, die feinen Aarauer Reiß- zeuge u. f. w. Der Verkehr im Innern und nach außen hält natürlich mit der gewerb- lichen Thätigkeit gleichen Schritt; darum war er vor 30 Jahren nicht halb so umfang- reich als jetzt. Die kleine Schweiz, mehrentheils gebirgig, ohne schiffbare Ströme — denn der Rhein wird erst in Deutschland zu einer Handelsstraße — fern von der See, und umgeben von den Zollstätten mächtiger Nachbarländer, hat sich Absatzwege überall bis in ferne Weltgegenden zu verschaffen gewußt. Im Verhältnis ihrer Bevölkerung nimmt sie unter deu handeltreibenden Staaten einen hervorragenden Platz ein. Die jährliche Ausfuhr einheimischer Erzeugnisse hat einen Werth von Iii Mill. Thlr., die Waareneinsuhr zum Verbrauche von 122 Mill. Das Straßennetz, mit so großen Schwierigkeiten seine Erstellung auch zu kämpfen, ist nicht nur in der „ebenen Schweiz" sondern auch im Berglaude durchaus befriedigend. Die Telegraphenverwaltung ging anderen Staaten mit dem Beispiel eines niedrigen Tarifs voran. Auf allen bedeuten- den Seen ist ein lebhafter Dampfschiffahrtsverkehr. Die Hauptlinie des Bahnsystems verbindet, zwischen Boden- und Genfer See, die deutschen und südfranzösischen Bahnen und hat im No. und Sw. sogar Parallellinien; diese Läugenrichtuug wird von meh- reren Querlinien gekreuzt, die theils (in Basel, Waldshut, Schaffhausen) an die deutsch- rheinischen Bahnen anknüpfen, theils (durch die Flußthäler der Rhone, der Aar, der Reuß, des Rheins) zu den Hochalpenpässen des Simplon, Gotthard und Splügen an- streben. Von diesen Alpenbahnen hat zunächst die Linie über den Gotthard Ans- sicht auf Verwirklichung; in gerader Linie zwischen Hambnrg-Bremen und Genua, in der Mitte zwischen Brenner und Mont-Cenis gelegen, wird sie, vollendet, namentlich auch dem Handel Deutschlands zu großer Förderung gereichen (S. S. 167). Und welch riesigen Aufwand von Kunst und Geld muß der Bau so vieler Bahnen in einem Hochlande, wie die Schweiz, erfordern! Die Schweiz genießt einer vollständigen Gewerbe- und Handelsfreiheit. Schacht, Lehrb. d. Geographie 8. Aufl. 57

8. Erdkunde - S. 106

1888 - Freiburg im Breisgau : Herder
106 ist großartig. Er erstreckt sich bis in die fernsten Länder, in denen die Schweizer sich als unternehmende Kaufleute niederlasfen. Durch die Gotthardbahn ist die Schweiz nunmehr die Vermittlerin des Handels zwischen Westdeutschland, Italien und dem Oriente ge- worden. Schöne Heerstraßen und ein reiches Netz von Eisenbahnen durchziehen das Land, kühn die vielen Hindernisse des gebirgigen Bodens überwindend. Y. a. Die Schweiz zählt bei einem Flächeninhalte von mehr als 41000 qkm nahe an 3 Millionen Einwohner; sohin treffen auf 1 qkm durchschnittlich 71 Menschen. Naturgemäß sind die Hochalpen sehr gering bevölkert; die Jndnstriebezirke dagegen gehören zu den stärkstbewohnten Gegenden Europas. d. Der Abstammung nach zeigt die Bevölkerung der Schweiz große Verschiedenheit; doch überwiegen die Deutschen, welche den Norden, Osten und die Mitte des Landes bewohnen, die anderen Volksstämme weit an Zahl, indem sie mehr als 2/3 aller Einwohner ausmachen. Etwa Vs der Gesamtbevölkerung ist französisch (im Westen). Der Nest verteilt sich auf die Italiener (im Süden) und auf wenige Rätoromanen (im Kanton Granbünden). 6. Der Religion nach sind fast 3/s der Schweizer prote- stantisch, über Vs katholisch. Während das Alpenland vorzugsweise katholisch blieb, verbreitete sich die Reformation auf der Ebene und im Jura. ä. Für geistige Bildung ist in der Schweiz durch zahl- reiche Volks- und viele Mittelschulen trefflich gesorgt. An Hoch- schulen besitzt das Land vier Universitäten, in Basel, Zürich, Bern und Genf, sowie eine technische Hochschule in Zürich. 6. Die Schweiz ist ein Bundesstaat— „Schweizerische Eidgenossenschaft" genannt — von 22, richtiger 25 Kan- tonen, da Basel, Appenzell und Unterwalden je zwei Halbkantone bilden. Jeder Kanton hat seine eigene Verfassung und ist in Ord- nung seiner inneren Angelegenheiten selbständig. Die gemein- samen Angelegenheiten werden durch die Bundesversammlung und den Bundesrat besorgt. Die Bundesversammlung, welche aus dem Nationalrat und dem Ständerat besteht, hat die

9. Erdkunde - S. 108

1888 - Freiburg im Breisgau : Herder
108 5. Zürich. Die am Ausfluß der Limmat aus dem See schön gelegene Hauptstadt Zürich zählt 25000, mit den Vororten 76 000 Einwohner. Mittelpunkt der schweizerischen Baumwollen- industrie und Seidensabrikatiou. Durch die günstige Lage ist Zürich ein wichtiger Platz für den Handel nach Italien. Universität und technische Hochschule. Die Ufer des lieblichen Zürichersees sind mit Dörfern und Flecken übersäet. — Winterthur (14000 Ein- wohner) ist eine der betriebsamsten Städte der Schweiz. Groß- artige Maschinenfabrikation und Baumwollenweberei. 6. Aargau mit dem Hanptorte Aarau (60oo Einwohner). — Bei Baden altberühmte warme Bäder. — Unfern der Aare die Ruinen des Schlosses Habsburg. 7. Basel besteht aus zwei Halbkantonen. Die Hauptstadt Basel mit 73000 Einwohnern, sehr günstig am Rheinknie zu beiden Seiten des Flusses gelegen, ist ein alter, reicher Handelsplatz. Universität. — Hauptort des Halbkantons Basel-Land ist Liestal. Im Innern: 8. Glarus mit sehr bedeutender Baumwollenindnstrie. Haupt- ort Glarus an der Linth. 9. Uri. Die Hauptorte Altdorf an der Reuß und Flüelen am Vierwaldstättersee sind durch Eröffnung der Gotthardbahn leb- hafte Handelsplätze geworden. (Sage von Wilhelm Tell.) 10. Schwyz, nach welchem Kanton allmählich die ganze Eid- genossenschaft benannt wurde. Hauptort Schwyz. — Ein siedeln mit seinem looosährigen Kloster ist einer der besuchtesten Wallfahrts- orte Europas. — Küßnacht mit der „Hohlen Gasse". — Der 1800 m hohe Rigi gewährt eine weltberühmte Rundsicht. Zwei Zahnradbahnen führen auf die Höhe (Fig. 15). 11. Unterwalden besteht aus den zwei Halbkantonen Ob dem Walde mit dem Orte Sarnen und Nid dem Walde mit Stans. 12. Luzern. Der Hauptort gleichen Namens mit 18000 Ein- wohnern liegt reizend am Vierwaldstättersee. Mit Zürich ist es der wichtigste Platz für den Handel nach Italien. — Bei Sem- pach 1386 Sieg der Schweizer über die Österreicher (Arnolds von Wiukelried Heldentod).
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