Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
62
Genetische Behandlung.
der Po-Spiegel steigt unaufhaltsam, und der Fluss hat schon sein Mündungsgebiet in Sumpfland verwandelt. Ravenna war im Altertum eine Hafenstadt (sogar Kriegshafen). Heutzutage liegt es fast zwei Stunden vom Meere entfernt, von dem es zum Teil durch einen Pinienwald getrennt wird. So auch Rom. Schon im Altertum musste man Ostia als Ein- und Ausfuhrhafen für Rom anlegen, und schon im Mittelalter war auch dieser versandet und musste dafür der Hafen bis nach Civita Vecchia vorgeschoben werden. Geht man in dieser Entwicklung rückwärts, so kann im ältesten Altertum Rom recht gut Aus- und Einfuhrhafen für die Latiner und Etrusker gewesen sein. Bedenken wir, dass die Latiner im wesentlichen ein Bauernstamm waren, dass dagegen die Etrusker eine hochentwickelte Industrie hatten, so können mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit hier die Wurzeln des ältesten Roms gesucht werden. Es war eben für beide der Austauschplatz. Bald legten auch die Sabiner Faktoreien an, und sehr früh knüpften sich auch Beziehungen zu den eingewanderten Griechen in Unteritalien, sowie den Puniern in Karthago. Dafür sprechen die ältesten Sagen: die Zweiheit der Gründer, die Aussetzung im Fluss, die Alternierung zwischen Tltus Tatius, dem Etrusker aus Cures, und Romulus, Raub der Sabinerinnen, Anknüpfung der gens Julia an die eingewanderten Trojaner (können natürlich höchstens Griechen sein) und ihre feindseligen Beziehungen zu Karthago (Dido) u. dgl.
Dabei kann man dem Schüler leicht klar machen, dass diese Vermutungen über den Ursprung Roms viel Berechtigung haben, da wir etwas Bestimmtes kaum wissen. Was Llvlus und andere über die älteste Zeit bringen, ist kaum mehr als Sage, da der 1 empel des Jupiter Capitolinus, das Nationalheiligtum, das auch zugleich als Archiv diente, bis zum Jahre 83 v. Chr. aus Holz bestand und wiederholt abbrannte. Noch im Jahre 83 brannte der Tempel so vollständig nieder, dass selbst die sibyllinischen Bücher ein Raub der Flammen wurden, obwohl man sie in den Kellern aufbewahrt hatte. Erst Sulla baute den Tempel aus Marmor, wozu er bekanntlich einfach die Säulen des unvollendet gebliebenen Olympieion von Athen nach Rom schleppte.
So dürfte man schwerlich fehlgehen, wenn man die Entstehung des ältesten Roms auf merkantile Ursachen zurückführt. Damit würde auch übereinstimmen, dass historisch nachweisbar sehr alte Verträge mit den Tarentinern sowie ein uraltes Handelsbündnis mit den Karthagern bestand.
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Extrahierte Personennamen: Tltus_Tatius Julia Sulla
Extrahierte Ortsnamen: Ravenna Altertum Rom Ostia Rom Civita_Vecchia Altertum_Rom Unteritalien Karthago Karthago Athen Rom
— 203
Portugal besitzt einen Teil von Senegambien sowie Angola,
das große Gebiet südlich der Kongomündung.
Der uuter der Souveränität des Königs der Belgier stehende
Kongo st aat (auf 2 250 000 qkm und 14 Mill. E. geschätzt)
reicht nur mit einem schmalen Streifen bis an die Mündung des
Kongo, breitet sich aber in Centralasrika über den größten Teil
seines Stromgebietes aus.
(Bodenbeschaffenheit, Klima und Produkte der aufgezählten Ge-
biete sind zumeist ähulich wie in Kamerun, siehe unten.)
Deutsche Schutzgebiete sind: 1. Togo, 2. Kamerun,
3. Deutsch-Südwestafrika.
Togo (82 000 qkm und 21/4 Mill. E., darunter etwa
100 Deutsche) liegt in Oberguinea zwischen der englischen Goldküste
und dem französischen Dahome. Die Küste, nnr etwa 60 km lang,
ist wegen der heftigen Brandung schwer zugänglich. Nach innen
steigt das Land allmählich zu einer fruchtbaren, wohlbebanten Hoch-
ebene und gut bewaldeten Gebirgszügen an. Die wichtigsten Er-
zeugnisse sind Palmöl, Palmkerne und Kautschuk. Haupthafen ist
Klein-Popo (5000 E.), Regierungssitz Lome (4000 E.).
Kamerun (zu 495 000 qkm, also fast so groß wie das Deutsche
Reich, und 3 Mill. E. geschützt, unter denen 250 Deutsche) liegt
am innersten Teil des Guiueabusens zwischen Französisch-Kongo und
Britisch-Nigerland. Die Ostgrenze bildet im allgemeinen der 15.°
östl. L. von Greenwich bis zum Tsadsee. Nach seiner Oberflächen-
gestalt besteht Kamerun aus einem schmalen, sumpfigen, feucht heißen
und ungesunden Küstengebiet, das von einem Urwaldgürtel umschlossen
wird. Jenseits desselben erhebt sich ein grasreiches, ziemlich gesundes
Hochland, das im Norden zu dem Gebirge von Adamaua ansteigt.
Doch steigt auch aus dem Küstenlande das vulkauische Kamerun-
gebirge (4000 in) empor. Die zahlreichen Flüsse sind wegen der
Stromschnellen nur streckenweise schiffbar. Die wichtigsten Ausfuhr-
artikel sind Kautschuk, Palmöl, Palmkerne und Elfenbein. In neuester
Zeit sind mit wachsendem Ersolg Kakao- und Kaffeepflanzuugen an-
gelegt worden. Handelsmittelpunkt und Regierungssitz ist Kamerun.
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— 207
Nördlich schließt sich daran das deutsche Schutzgebiet Deutsch-
Ostafrika (941000 qkm, also fast zweimal so groß als Deutschland,
und 3 Mill. E., darunter etwa 700 Deutsche). Das Gebiet erstreckt
sich an der Küste vom Rovuma bis zum Wangafluß und landeinwärts
über den Kilima-Ndscharo quer durch den Victoriasee und entlang
dem Tauganyika- und Nyassasee. Die politischen Grenzen sind:
Im Norden Britisch-Ostasrika, im Westen der Kongostaat, im Süden
Britisch-Centralasrika und der portugiesische Freistaat von Ostafrika.
Bild 75. Abessinier (König Menelik Ii.). und reichlichen Ertrag. Bei dem
lichen Verkehrsweges in das Innere kann der in Aussicht genommene
Bau einer Eisenbahn für die Erschließung des Landes und Förderung
des Handels von großer Bedeutung werden. Ausfuhrartikel siud: Elfen-
bein, Kautschuk (verdickter Saft einer Schlingpflanze), Kopal (bernstein-
artiges Harz) und Tabak. Der Regierungssitz ist Dar-es-Saläm
mit 6000 E. (Bild 74). Größere Handelsplätze sind: Tanga (4000 E.),
Pangani (4000 E.) und vor allem Bagamoyo (10000 E.).
Britisch-Ostasrika (über 1 Mill. qkm mit angeblich
6 Mill. E.) umschließt das Saud nördlich von Deutsch-Ostafrika bis
zum Jubfluß. Hauptort ist Mombasa (15 000 E.).
Das Kaiserreich Abessinien (Habesch) (508 000 qkm, 41f2 Mill.
E.) auf dem mächtigen, schwer zugänglichen Hochland gl. N. ist ein
Wie Kamerun, so hat auch
Deutsch-Ostafrika einen schmalen,
stark bewässerten, fruchtbaren,
aber ungesunden Küstenstrich, dem
sich nach innen ein grasreiches,
von Gebirgen durchzogenes Hoch-
land anschließt. An der Nord-
grenze erhebt sich die vulkauische
p fruchtbar. Die Anpflanzung von
Kaffee und Tabak verspricht guten
Masse des Kilima-Ndscharo bis
zu 6130 m. Das Gebiet ist
vollständigen Mangel eines natür-
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Tauganyika- Süden
Britisch-Centralasrika Ostafrika Britisch-Ostasrika Deutsch-Ostafrika Mombasa Abessinien Kamerun Deutsch-Ostafrika
— 200 —
zerstörten frühern Hauptstadt Chartum gegenüber angelegte Omdnr-
man, nnweit des Znsammenflusses des Weißen und Blauen Nils.
Das eigentliche Ägypten breitet sich am Mittel- und Unter-
lause des Nils aus; es reicht östlich bis zum Roten Meere, westlich mit
unbestimmter Grenze bis in die Libysche Wüste. Den Kern des Landes
bildet das Nilthal, das in Oberägypten nur eine Breite von 15 bis
20 km hat, in Unterägypten aber mit der Spaltung des Stromes sich
bedeutend erweitert. Nur das Nilthal (ungefähr 30 000 qkm)
ist anbaufähig; die regelmäßigen jährlichen Überschwemmungen
Bild 72. Pyramiden.
erzeugen eine außerordentliche Fruchtbarkeit. Die wichtigsten Pro-
dnkte sind: Baumwolle, Getreide, Reis und Zucker. Der Handel
hat dnrch die Erbauung von Eisenbahnen wie auch durch Eröffnung
des Sueskanals in neuester Zeit einen lebhaften Aufschwung genommen.
Die Bevölkerung — an 10 Millionen auf 1 Million
qkm — ist in Unterägypten am dichtesten, wo auf 1 qkm un-
gefähr 250 Menschen treffen. Mehr als 3/4 der Bewohner bilden
die Fellachen (— Pflüger), größtenteils Taglöhner. — Herrschende
Religion ist der Islam; doch giebt es über 1/2 Million Christen,
zumeist Kopten, daneben an 60 000 Katholiken.
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— 202 —
welche in früher Jahreszeit nach Europa versandt werden, ferner von
Getreide, Wein, Olivenöl, Vieh, Korkholz und Halfa, d. i. Steppen-
gras, welches zur Papierbereitnng verwendet wird. — Die Haupt-
stadt Algier (alsche, arabisch El-Dschesair) mit 92 000 E. steht in
lebhafter Handelsverbindung mit Marseille. — Andere größere Orte
sind: Oran mit 81 000 und Konstantine mit 48000 E.
Marokko
(812 009 qkm und 8 Millionen E.)
ist ein Snltanat, dessen mohammedanische Einwohner dnrch ihren
wilden Haß gegen die Christen berüchtigt sind. Das Land ist mit
Ausnahme des südlichsten Teiles sehr fruchtbar, wird aber schlecht ver-
waltet. — Hauptort ist das gewerbereiche Fes. zugleich wichtigster
Handelsplatz des Innern, mit etwa 150 000 E. Von dieser Stadt
haben die roten türkischen Mützen ihren Namen. — Die alte Haupt-
stadt Marokko (ca. 50 000 E.) liegt prächtig am Fuße des schnee-
bedeckten Atlas. — Tanger (20 000 E.), unfern der Straße von
Gibraltar, ist der bedeutendste Seehandelsplatz.
West- und Südafrika.
Mit Ausnahme der Negerrepnblik Liberia an der Pfeffer-
küste (85 000 qkm und 2 Mifi. E.) ist das ganze Gebiet in den
Händen europäischer Mächte.
Frankreich besitzt: 1. Senegambien und dessen Hinterland
am Niger bis zu der bedeutenden Karawanenhandelsstadt Timbnktu,
2. die Elfeubeiuküste und Dahoine in Oberguinea, 3. Französisch-
Kongo in Niederguinea.
Zu Großbritannien gehört: 1. das Land am untern
Gambia, 2. Sierra Leone, 3. die Goldküste, 4. Lagos mit der
lebhasten Handelsstadt gl. N. (37 000 E.) und das Gebiet des
untern Niger, 5. die Kapkolonie und Natal, endlich 6. Britisch-
Süd- und Centralasrika, das sich vom Kapland nordwärts bis
Deutsch-Ostafrika und dem Kongostaat erstreckt.
1
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Extrahierte Personennamen: Sierra_Leone Lagos
Extrahierte Ortsnamen: Europa Algier Marseille Marokko Marokko Tanger Negerrepnblik_Liberia Frankreich Niger Karawanenhandelsstadt_Timbnktu Oberguinea Niederguinea Gambia Niger Deutsch-Ostafrika
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Freiburg
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
— 32 —
kirchen und von der St. Nikolanskirche in der Vorstadt Neuburg die Glocken läuteten, wurde der Englische Gruß gebetet. Dann wurde zu Mittag Suppe, Fleisch, Gemüse, reichlich Brot, sehr oft statt des Fleisches Fische, namentlich Heringe und Stockfische gegessen; auch Milch wurde viel getrunken; denn viele Bürger hatten noch eine Kuh im Stalle stehen. Manchmal, an Waschtagen, wenn die Wäsche auf den Wiesen vor der Stadt zur Bleiche ausgelegt wurde, da aßen Mutter und Kinder draußen im Freien unter dem Nußbaum. Das war allemal ein Fest! Oder wenn gar um Martini der Vater das fette Schwein aus dem Stalle holte, der Metzger das Messer schliff, und zum Mittag die frischen Blut- und Leberwürste mit dem neuen Sauerkraut oder den sauren Rüben auf den Tisch kamen!
Am Nachmittag, wenn die Bauern und fremden Händler die Stadt wieder verlassen hatten, war es stille in den engen Gassen. Da saßen nun die Bürgersfrauen vor den Häusern, hüteten die Kinder und besorgten daneben allerlei Hausarbeit, nähten, strickten und flickten und sangen dazwischen wohl auch ein fröhliches oder ernstes Lied. Dieses Verweilen in der freien Luft war nötig, denn die alten Häuser waren oft recht schmal und hatten nicht viel Luft und Licht, und besonders die Schlafräume lagen in den dunkeln Alkoven.
An Sonn- und Feiertagen gab es allerlei Abwechslung in dieser stillen, fleißigen Tätigkeit. Am Morgen ging der Vater, an hohen Feiertagen mit dem Degen an der Seite, die Mutter in der goldgestickten Haube, in das Münster ins Hochamt, wo der Vater bei seinen Zunftgenossen den Platz hatte. Nachher wurden die Gräber auf dem Kirchhof ums Münster besucht; am Bäckerlicht und bei der St. Andreas-Kapelle (bei der Volksbibliothek) brannten Lichter für die armen Seelen.
Schon um elf Uhr wurde Sonntags zu Mittag gegessen. Um ein Uhr war Christenlehre. Erst nach der Vesper begann das fröhliche Sonntagstreiben. Im Stadtgraben um die Festungsmauern lockten die Kinder die Hirsche und Rehe, die in Friedenszeiten, wenn der tiefe Graben nicht mit Wasser gefüllt war, da gehalten wurden. Droben beim Schützen übten sich die Gesellen vom Stahl im Scheibenschießen. Auf der Wiese drehten sich Burschen und Mägde im Tanz. Auch in der Stadt gab es allerlei Belustigung, namentlich auf dem Münsterplatz. Da trieben die Ritter vor dem adeligen Gesellschaftshaus „zum Ritter" (Erzbischöfliches Palais) das Wasfenspiel. Auch friedlichere Schauspiele wurden auf dem Platz aufgeführt, Szenen aus dem Heiligenleben oder der Bibel, auch aus der Geschichte und Sage.
Den Höhepunkt bildete aber das Fronleichnamsfest. Alle Zünftigen traten in Harnisch und Gewehr an. Der Zunftmeister trug stolz während der Prozession die Zunftfahne, die schon in vielen Kämpfen mit dabei war. Die Meister trugen in feierlichem Schritt die Büste des Zunftheiligen oder wirkten in den Darstellungen mit, die auf Wagen allerlei Szenen aus der biblischen Geschichte boten. Nach der Prozession hielten die Meister
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10
Hausfleiß.
Zweckmäßige
Verteilung
der
Arbeit.
Gewerbliche-)
Arbeit als
Neben-
beschäftigung.
jedoch nicht dazu hergestellt, um vielleicht nachher verkauft oder
auch nur vertauscht zu werden; sie sollten nur den Bedarf der
Wirtschaftsgemeinde decken.
Während der besseren Jahreszeit mußte das Feld bestellt
und Wiese und Wald gepflegt werden. Die Herstellung der Werk-
zeuge geschah daher hauptsächlich im Winter.
Die Werkzeuge waren natürlich höchst einfach; aber doch
müssen wir die vielseitige Geschicklichkeit dieser Naturmenschen be-
wundern. Sie bauten ihre Hütten, fertigten ihre Werkzeuge,
waren ihr eigener Gerber, Schuster, manchmal auch Schmied und
Wagner. Alle Arbeit hatte nur den einen Zweck, die Bedürfnisse
des eigenen Hauses zu befriedigen. Sämtliche Kleidungsstücke
und Werkzeuge wurden im Hause von den Bewohnern desselben
hergestellt. s Eigenwirtschaft.) Diese Art gewerblicher Tätigkeit
heißt H a u s f l e i ß oder H a u s w e r k. Noch heute findet sich das
Hauswerk in abgelegenen armen Gegenden.
C. A. Romstorfero erzählt: „Im kleinen Kreise der Familie
oder doch innerhalb der engen Dorfgrenzen besorgt der Bukowinaer
Landbewohner sich alle seine Lebensbedürfnisse selbst. Beiin Ball des
Hauses versteht der Mann in der Regel die Arbeiten des Zimmermanns,
Dachdeckers n. dergl. zu versehell . . . Bon dem Anbau der Gespinst-
pflanzen oder von der Aufzucht des Schafes all bis zur Fertigstellung der
Bett- ^und Kleidungsstücke aus Leinen, Wolle oder Pelzwerk, Leder, Filz
oder Strohgeflecht erzeugt ferner das Bnkowiilaer Landvolk alles, selbst
die Farbstoffe aus eigens gezogelien Pflanzen sowie die nötigen, aller-
dings höchst primitiven Handwerkszeugs. Und so ist es iln allgemeinen
auch mit der Nahrung. Mit Aufwand ziemlich bedeutender Mühe pflegt
der Bauer sein Maisfeld, stellt er ans der Handinühle das Kukuruzmehl
her, das er zum Backen feiner Hauptkost, die der Polenta ähnlich ist, ver-
lvendet . . . Nur die Bearbeitung des Eisens, welches Material die
eingeborene Bevölkerung in äußerst geringen Mengen verbraucht, überläßt
er im allgemeinen den im Lallde zerstreut lebenden Zigeunern." —
Es ist sehr zweckmäßig, daß im Aquarium jede Pflanze,
jedes Tier eine vom Schöpfer bestimmte Aufgabe zu er-
füllen hat. Der Nutzen entsprechender Verteilung der Arbeit
hat auch die Sippe bestimmt, jedes Glied der Wirtschafts-
gemeinde dort zu verwenden, wo es am brauchbarsten war. Neben
der landwirtschaftlichen Arbeit, die alle Personen beschäftigte,
wurden diejenigen gewerblichen Arbeiten, die bedeutende Körper-
b „Die Hausindustrie Österreichs." (Weil Literaturnachweise für
den Schüler wertlos sind, wurde darauf verzichtet, sie in Anmerkungen
genau anzugeben; die benüßte Literatur ist am Schlüsse des Büchleins
angeführt. Anm. d. Vers.)
2) ___________Gewerbe ____________
Handwerk Industrie.
Handwerk (mit der Hand wirken) ist der gewerbliche Kleinbetrieb; Hilfs-
mittel: einfache Werkzeuge.
Industrie ist der gewerbliche Großbetrieb; Hilfsmittel: Maschinen.
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Städte int izten Jahrhrmdert alle übrige europäische
Städte an Nettigkeit und Reinlichkeit übcrtraffen,
wie (der in Italien 1405 geb., dann 1442 zum Se-
kretär Kaiser Friedrichs Ulten, und 1458 zur pabst-
lichen Würde unter dem Name Pius Ilte beförderte,
1464 gest.) Aeneas Sylvius bezeuget: so fallen doch
die frühesten öffentlichen Anstalten zur Reinigung der
Strassen, Plätze und Kanäle in das Ende des sechzehn-
ten, und meist erst in den Anfang, oder das Ende
des siebenzehnten Jahrhunderts. Bis dahin waren
die gepflasterten und ungepflasterten Städte in Deutsch-
land (und so mebr und weniger im übrigen Europa)
stinkende Sümpfe. In einem gleichen Verhaltuiß
stand die Nahrung der Menschen im Mittelalter.
Die gewöhnlichsten Nahrungsmittel, selbst in Städ-
ten, waren gesalzne und geräucherte Fische, und ge-
räuchertes Fleisch, harte Hülsenfrüchte, unverdau-
liche Mehlspeisen, und einige Kohlarten. Zu den
Zeitendes, eben genannten, Aeneassylvins, waren
zwar die Tafeln der deutschen Fürsten mit allen Ar-
ten von Leckereyen besetzt; allein die Hofbediente,
welche damals noch sämmtlich die Hofkost erhielten,
mußten sich mit schwarzem Brod, faulen oder stin-
kenden Fischen, zähem Küh- oder Ziegen, oder gar
Bärenfleisch, und mit fast mwenießbaren Hülsenfrüch-
ten begnügen. . Im nördlichen Deutschland zumal
war der Genuß vom geräucherten Rindfleisch, ge-
räuchertem Schweinefleisch, geräucherten Würsten
und Gänsen von jeher, wie es noch itzt ist, allge-
meiner, als im südlichen; und noch vor einem Men-
schenalter war es in dem größten Theil des nördlichen
Deutschlands gewöhnlich, daß alle nicht ganz arme
Hausväter selbst in den Städten gegen den Winter
einen oder mehrere Ochsen und Schweine, und eine
verhältnißmäßige Anzahl von Gänsen einschlachteten,
um von dem gesalzenen oder geräuchertem Fleisch die-
ser Thiere, fast das ganze Jahr durch leben zu kön-
nen. Am Sonntag kochte man gewöhnlich für die
ganze Woche. In den vornehmsten Hausern aß man
lange
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264
Erstes Kap. Bürgerlicher Zustand.
Der Spartaner brachte seine Zeit mit gymnastischen Uebungen
und öffentlichen Angelegenheiten hin. Landwirthschaft und Industrie
war ausschließend der Sklaven Sache. Die Athener ehrten beide,
und liebten insbesondere das ländliche Leben mit wahrer Leidenschaft.
Wie sehr sie den'gcwerbssieiß geachtet, beweist das Gesez, wornach
ein Fremder, wenn er eine Fabrik in Attika errichtete, das Bürger-
recht unweigerlich erhielt, jenes so sehr geschäzte Bürgerrecht, welches
wohl Königen bisweilen versagt ward.
Zn dem Reize eines freien, harmlosen, naturgemäßen Lebens,
welcher die Athener auf's Land zog, kam noch die Neigung zur Be-
quemlichkeit und Pracht. Republikanische Eifersucht war, wenigstens
in früheren Zeiten, durch stolze Wohnhäuser in der Hauptstadt belei-
digt worden: daselbst sollten alle Privatgcbäude den Schein einer be-
scheidenen Gleichheit tragen, und nur die öffentlichen Gebäude Pracht
verkünden. Aber ihre Landhäuser mochten die Reichen nach Gefallen
vergrößern und schmücken; man fand nichts Arges daran.
Die Kleidung beider Geschlechter war meist aus Wolle. Attika
und Arkadien erzeugten die beste, und die Athenerinuen wußten sie
sehr geschickt zu verarbeiten. Aber die mi lesi sch e oder überhaupt jo-
nische Wolle wurde höher gcschäzt. Leinwand holte man aus dem
Peloponnes, noch lieber austhracien und Aegypten. Seide und Baum-
wolle dienten zur Pracht, lieber das anschließende Unterkleid wurde
ein Mantel getragen; von den Frauen ein Rock und ein Schleier.
Aber die Spartanerinnen gingen häufig ohne den leztern, welches den
Strengen für eine Art der Nacktheit galt.
Allenthalben waren öffentliche Anstalten zum Baden. Reinlich-
keit war selbst Religionspflicht. Bäder, Salben, Räucherwerk wur-
den unter die gemeinsten Bedürfnisse gerechnet.
Die Griechen liebten die Vergnügungen der Tafel, würzten sie
durch geistreiche Unterhaltung, und paarten damit noch vcrschledene
Sinnenlust. Aber die Weiber — die Hetären ausgeuommen — blieben
von den Malen der Männer entfernt. Die Reichen besezten ihre
Tafel mit unzähligen Leckerbissen von nah' und fern. Die Schlemmer
wußten genau, welches für jede Speise die beste Gegend, Jahreszeit
und Zubereitung sey, und eine gute Anzahl Schriftsteller hatte die
Kochkunst zum Gegenstände gelehrter Abhandlungen gewählt (*). Sy-
rakus brachte die besten Köche hervor.
Allgemein war der Hang nach berauschenden Getränken ; und frühe
schon wurde das attische Bier durch die köstlichen Weine verdrängt,
(*) Neben vielen ähnlichen Werken wurde insbesondere die Gastrono-
mie des Archestralos gerühmt.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
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223
Durch den Riß nur der Wolken
Erblickt er die Welt,
Ties unter den Wassern
Das grünende Feld. H ch i l l e r.
5. Fr an kr e i ch *). — P ari s.
Wandern wir aus der Mitte Deutschlands gegen Südwest immer weiter
und weiter, so werden wir endlich vor den blauen Fluthen des mächtigen
Rheins stehen. Ueberschreiten wir diesen Strom, so treten wir in das herr-
liche Fr a n k r e ich ein. 37^ Mill. Menschen bewohnen dieses schöne und frucht-
bare, meist ebene Land, das von hundert Flüssen bewässert tvird. Ja wohl iß
Frankreich ein herrliches, gesegnetes Land; den» im Norden findet sich Alles,
wie in Deutschland: reichlich tragende Getreideäcker, lachende Obst- und Ge-
müsegärten, würzigdufteude Wiesen. Noch freundlicher gestaltet sich aber das
Bild im Süden. Hier wachsen Citronen, Orangen, Mandeln, Kastanien, Fei-
gen, Oliven und noch viele andere Früchte und Kräuter in Hülle und Fülle;
besonders gedeiht aber hier guter, feuriger Wein, mit welchem auch die mitt-
lern Provinzen überreichlich gesegnet sind. Und wo in Frankreich die Traube
spendende Rebe nicht fortkommen will, da macht man Obstwein, wie z. B. in
der Normandie; denn der lebenslustige, fast etwas leichtfertige Franzose hält
es mit dem Sprüchlein: „Der Wein erfreut des Menschen Herz." Deßhalb
wird in Frankreich auch nur wenig Bier gebraut. Doch trinkt der Franzose den
Wein nur höchst selten ganz rein. In der Regel mischt er ihn im Glase zur
Hälfte niit Wasser. — Wo das Land des Anbaues fähig ist, blühen Ackerbau
und Viehzucht. Namentlich herrscht aber in den vielen und mitunter sehr groß-
ßen Fabriken sehr reges Leben und eine seltene, musterhafte Thätigkeit; denn
die Franzosen sind ein fleißiges, erfinderisches und betriebsames Volk. Die
schönen, geschmackvollen Seidenzeuge, die buntfarbigen, prächtigen, seidnen
Tücher und Bänder, die ihr in den Gewölben unsrer Kaufleute erblickt, werden
größtentheils in Frankreich gewebt. Wegen ihrer feurigen Farben, ihrer Festig-
keit und Reinheit, zieht man sie den deutschen und englischen seidnen Fabrikaten
vor. Pariser Umschlagetücher machen die Reise durch die ganze Welt. Die
Franzosen wirken aber auch Gold- und Silberstoffe, Tressen, prächtige und
kunstreiche Tapeten, eine große Menge Wollen - und Baumwollenzeuge u. s. f.
Und wie viele andere Galanterie - und Modewaaren verfertigen und verkaufen
nicht die Franzosen! Die Pariser Modewaaren sind auf den Sandwichinseln
eben so gut zu finden, wie in den Kaufläden Calcutta's und Batavia's.
Der Bergbau will aber in Frankreich weit weniger besagen, als bei
uns in Deutschland. Während die gesammten deutschen Silbergruben jährl.
200,000 Mark Silber liefern, geben die 33 Blei- und Silberbergwerke
*) Mit Savoyen und Nizza 10,000 ^Meilen.
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