Ober-Guinea.
48g
1. Die Pfefferküste hat ihren Namen von dem
sogenannten guineischen Pfeffer, oder den Paradieskörnern,
eine Art Zngber, der dort gewonnen wird. Sie reicht von
dem Vorgebirge Sierra Leone bis zum Palmenvor-
g e b i r g e.
2. Die Zahnküste, vermuthlich wegen der großen
Menge Elephantenzähne die ausgeführt werden, so benannt,
erstreckt sich bis zum Vorgebirge der drei Spitzen. Sie
enthält ein holländisches Fort.
5. Die Goldküste reicht bis zum Voltaffuß. Ihre
Bewohner zeichnen sich vor den übrigen Guineern aus,
durch gute Bildung; auch haben hier die Europäer die mei-
sten Niederlassungen. Die Holländer besitzen St. Georg
bella Mina; die Engländer Cap Eorse; die Dänen
Christiansburg.
4. Die Sklavenküste reicht bis zum Cap Gonsalves.
Auf dieser Küste liegen die Reiche Benin und Dahomeh,
unter der Regierung despotischer Könige, von welchen jähr-
liche Blutfcfte gefeiert werden, bei denen eine große Menge
Menschen zur Lust der Tiranncn ihr Leben opfern müssen.
Aufgesteckte Menschenschädel sind da die Zierde der Palläfte
und die Luft ihrer Bewohner. Der König von Dahomed
lat iooo Weiber und 8000 Mann Soldaten. Im König-
reich Benin ist die Stadt gleiches Namens eine der bekann-
testen auf dieser Küste.
Hieher gehören auch noch die vier Guinea-Inseln:
Fernando dcl Po, (spanische Besitzung.)
Die P r i n z e n i n se l, (portugiesische Besitzung.)
Thomas, (portugiesisch.)
Aunabon, (spanische Besitzung.)
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art]]
Extrahierte Personennamen: Georg
bella_Mina Thomas
592 Afrika — Senegambien und Ober-Guinea.
die von der Abdachung des Koug gebildet wird, die Beninküste hinzu. An dem
einförmigen, mit Kokospalmen geschmückten Gestade gibt es keine geschlossenen Baien,
keine Mündungen (außer denen des Niger) von bedeutender Breite, wenige Vorgebirge,
die hoch über den Meeresspiegel hervorragen, und von unzähligen Flüssen nnr einige, die
zu beschissen sind. Heiß, beinahe wie in Senegambien, befördert der fruchtbare Boden
eine noch kräftigere Vegetation, vor allen im Nigerdelta, wo z. B. der schattenreiche
Wollbanm eine Höhe von 30 m. im Stamm, 10 und mehr Meter im Umfang
erreicht, so daß häufig ein Kahn für 100 Personen aus einem Stück gehauen wird.
Die abgefallenen Früchte der Oelpalme liegen dort oft x/i m. hoch am Boden. Nähr-,
Würz» und Nutzpflanzen hat Guinea in Menge, und von der Goldküste werden jährlich
an 100000 Unzen feines Waschgold verschifft. — Die Bevölkerung, trotz der ewigeu
Fehden und Menschenjagden im Innern, immer noch zahlreich, theilt sich in viele Staa-
teu und leidet unter Aberglauben und Despotismus mehr als in Senegambien. Dort
hat der Fetischendienst doch mildere Bräuche, in Guinea ist er mit barbarischen Men-
fcheuopferu und mit größerem Priestereinflnß verbunden. Dennoch finden sich löbliche
Eigenschaften im Volke, man schildert es meistens als mäßig, dienstfertig, thätig, gast-
frei, und nur da verderbt, wo Jahrhunderte lang der Verkehr mit europäischen und
amerikanischen Sklavenkäufern statt gehabt, also an vielen Punkten der Seeküste; doch
ist jetzt im ganzen der Sklavenhandel in Ober-Guinea als erloschen zu betrachteu. —
Unter den Negerstaaten sind einige durch Unterjochung andrer mächtig geworden, vor
züglich folgende:
1. Auf der Goldküste das Reich Aschanti*). Es soll 3500 Q. M. und 2 Mill.
E. haben. Man rühmt die Aschautis als tapfre Leute und als sehr geschickt in man«
cherlei Arbeiten ans Thon, Eisen, Gold und Seide. Das Land ist außerordentlich
reich au Produkten aller Art, namentlich auch an Gold, und Gold ist das einzige Geld
welches (als Goldstanb oder in kleinen gewogenen Stücken) im Umlaufe ist. Dieser
Rcichthum an Gold verbreitet einen ungeheuren Luxus, den man in einem Negerlande
nicht vermuthen sollte. Der König ist ein konstitutioneller Monarch, aber mit viel
absoluter Gewalt, die in den scheußlichsten Despotismus ausarten kann; er betrachtet
sich als Herr über Person und Eigenthnm der Unterthanen, ist aber in mancher Hin-
ficht durch gewisse Familieuhänpter (den Feudaladel) und durch gewisse Fundamental-
Gesetze beschränkt, deren Nichtbesolgnng die Entthronung zur Folge haben würde.
Merkwürdig ist es, daß die Thronfolge nicht den Söhnen, sondern stets den Brüdern
zukommt, und daß jeder Thronwechsel mit großartigen Menschenschlächtereien verbunden
ist. Der König und seiu Volk sind Heiden, obwohl es auch ein moslemitisches Quartier
^n der Hauptstadt gibt. Die Muhammedaner sind Haudelslcnte aus den Nigerländern. Der
König muß sich 3333 Weiber halten, welche Zahl, als eine mystische, stets voll erhalten
wird. Die Aschanti-Armee ist die Nation; wenn die Marschordre gegeben ist, schließen-
sich alle tanglichen Männer ihren Compagnien an, Lebensmittel mit sich uehmend.
Geschlageue Generale tobten sich selber. Die Engländer waren schon öfter und sind
auch gegenwärtig wieder in einen nicht gerade glücklich geführten Kampf mit den bar-
*) Man pflegte sonst Gninea in Löwengebirgs-, Pfeffer-, Zahn-, Gold-, Sklaven-
und Beninküste abzntheilen.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
TM Hauptwörter (200): [T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit]]
Afrika - Sene gambien und Ober-Guinea. 593
barischeu *) und tapfern Aschantis verflochten, in welchem es sich um den Besitz des
Fantilandes handelt und um die Aschantis von der Küste auszuschließen. Haupt-
stadt des Reiches und Residenz des Königs ist Kumassie, welche, ans einem von
Sumpf umgebenen Grauitfelfeu liegend, 1 Meile im Umfang und 70000 E. hat. Es
befinden sich daselbst 2 Paläste von europäischer Bauart, einer für den König, der an-
dere für die Fremden. — 2) Das Reich Dahom eh auf der Sklavenküste, ebenfalls
I V2 Jahrhundert alt, noch ausgedehnter als Aschauti. Es ist gut angebaut; die Dörfer,
von Feldern umgeben, sind aus der Ferne an den Oelpalmen zu erkennen, deren Pflege
jetzt seit Abnahme des Sklavenhandels überall in Guinea sich verbreitet. Den Eingang
jeder Ortschaft bezeichnet das Bild ihres Schutzgottes, ein thönerner Fetisch. Nur die
eigentlichen Dahomeher, als herrschender Stamm, gelten für frei, alle übrigen Untertha-
nen und selbst die obern Beamten sind Sklaven, so daß jeder Nengeborne dem König
gehört, jede Braut ihm, nicht den Eltern, wie sonst Negerbranch ist, abgekauft werdeu
muß. Der König übt einen furchtbaren Despotismus, sein Wille ist Gesetz. Er kann
die Uuterthauen tödten lassen oder verkaufen, wie es ihm beliebt, und stützt seine Macht
ans ein stattliches Heer von 12000 Mann (Kriegsstärke 24000), insbesondere anch auf
seiue Amazonengarde, die im Frieden 5000, zur Kriegszeit 10000 Weiber stark iu
niehrere Rotten abgetheilt, mit Geschützen versehen und tüchtig in Waffen geübt ist;
eine Kompagnie besteht ans Elephantenjägerinnen. Daß diese seltsame Garde anch bei
Festlichkeiten zu thnn Hai, wo als Opfer für die Fetische und zur Ergötzlichkeit des Hofs
Gefangene und Sklaven oft hmidertweise geschlachtet werden, läßt sich denken. Snell-
grave und Norris. die im vorigen Jahrhundert sich zu Abomeh aufhielten, haben
Schauderhaftes davon berichtet. Vielleicht hätte es auch jenen Heiden geschaudert, wenn
ihnen vou Juquisitionsmarteru und Autodafe's erzählt worden wäre, die auch zur Ehre
Gottes und nebenbei zur Ergötzlichkeit des spanischen Hofs abgehalten wurden. Abo-
meh die Hauptstadt mit 60000 E. liegt 22 M. landeinwärts. — Der Hauptküstenplatz
ist Waid ah mit dem (englischen) Fort William; der Ort hat 7000 E. und mehrere
europäische Handelshäuser. — 3) Das Reich Narriba (Joruba) anf dem Ostende des
Kong bis zum Niger, mit etwas milderer Despotie und ohne Menschenopfer. Ka-
tunga (nahe dem Niger) war frühere, Abbeokuta (näher der Küste) ist jetzige Hanpt-
stadt und zählt 150000 E., unter denen sich bereits christliche aus Sierra Leone ent-
lafseue gewerbtreibende Neger befinden; bedeutende Handelsstadt. Es herrscht hier die
Einrichtung, daß der Thron nicht in der Familie bleibt; vielmehr wird der älteste
Sohn eines verstorbenen Königs und die erste seiner Franen nebst einigen Häuptlingen
getödtet und zugleich irgend ein weiser alter Mann zum neuen Könige gewählt. —
Im Lande Benin ist die Stadt gleichen Namens, und im Delta 30 M. von der
Mündung aufwärts war sonst zu Abo (Jbu) eiu Hauptstapelplatz für Sklaven, jetzt
aber für Palmöl.
An den Küsten Guineas gibt es mehrere fremde Handelsfaktoreien und
Niederlassungen von Bedeutung. Die wichtigsten sind Englands westafri-
kanische Besitzungen; von ihnen aus wird der ganze Handel an der Küste beherrscht,
dessen Totalwerth jährlich 1,120000 Pfd. Sl. beträgt. Sie liegen zerstreut vom Gambia
*) Die Bewohner der Küste haben in Bezng auf die vou deu Aschantis verübten
Grausamkeiten das Sprichwort: „Die Afchanti-Snppe ist zu sehr gesalzen."
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San]]
TM Hauptwörter (200): [T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art]]
598
Afrika —
Nigritien,
und kamen nach vielen Hindernissen, deraubt, sogar gefangen und wieder befreit, end-
lich über Benin nach der Küste und nach der Insel Fernaodo Po. Zu wichtig für
die Handelswelt war das Resultat dieser Reise, weshalb 1833 zu näherer Erforschung
des Deltas und seines Hauptarmes 2 Dampsschifse hingesandt wurden, die ein großes
Stück Wegs hinauf und selbst einen Nebenstrom, den Tschad da, befuhren und die Ge-
wißheit mitbrachten, daß der Nun, östlich des Caps Formosa, der Hauptarm des
Quorra, und daß die Beschiffung leicht, aber auch das Klima in dem feuchtheißen
Niederlande des Stromes für Europäer mörderisch sei; Richard Lander, der die
Expedition mitgemacht, ward selbst ein Opfer, er starb auf Fernaodo Po. Eine zweite
Expedition, die Ii Jahr später in 3 Dampfern absnhr, hatte keinen größeren Erfolg.
— Glänzend dagegen waren die Resultate von neuen Landreisen, die bald hernach
(1850) von dem Engländer Richardson und den Hamburgern Overweg und
Barth unternommen wurden. Unter ihnen war Heinrich Barth der ausgezeich-
netste an physischer und geistiger Kraft, an Ausdauer und Klugheit, und da er schon
früher die gesammten afrikanischen Küstenländer des Mittelmeeres durchreist, auch hin-
reichend vorbereitet. Wie er mächtige Personen, von denen die Förderung seiner Zwecke
abhing, ohne sich seiner Würde zu vergeben, zu gewinnen, in schwierigen Lagen sich zu
helfen verstand, und was er unter vielfachen Beschwerden, in einem oft tödlichen Klima,
trotz wiederholter Geldnoth und Gefangenschaft geleistet, ist stannenswerth. Seine Zeit
weise benutzend, machte er überall ethnographische, sprachliche, geschichtliche Forschungen,
und so hat er über Sudän ein Licht verbreitet, das die Völker und Staaten desselben
unter die bekannteren der Erde einreiht. Während auf dem Hinznge durch die Sahars
die Reisegesellschaft in Tin Tellust (in der Oase Air) liegen bleiben mußte, um eine
Salzkarawane zu erwarten, machte er einen Abstecher nach Agsdes und lernte als
erster Europäer die interessante Gebirgsgegend des Staates Asben kennen. Im grünen
Sudan angelangt und von Richardson getrennt, der bald darauf starb, ging die Reise
über Katschna und Kano 146 Meilen weit nach Knka, der Residenz des Snltsus
von Born». Hier in Gunst gelangt, könnt' er sich nach Süden wenden ins Land der
Marghi und nach Adamaua, wo er von dem Herrscher zwar ans der Stadt Aola
zurückgewiesen ward, jedoch den 3000 m. hohen Berg Alantika, und — was noch
wichtiger war — den Strom Venne entdeckte, von dem er erkundete, daß es derselbe
sei, dessen Mündung in den Niger man Tschadda genannt, und daß er ans dem nn-
bekannten Süden komme. Aus der geringen Meereshöhe des großen Stromes ließ sich
schließen, daß sein Gefäll nicht bedeutend sein, also der Beschiffung kein Hindernis im
Wege stehen könne. Barths Bericht darüber veranlaßt? eine nene Niger-Benne-Expe-
dition; 1854 fuhr Baikie den Strom hinauf bis zu dem Punkte, wo Barth gewesen.
— Nach der Hauptstadt Bornus zurückgekehrt, wohnte Barth nebst Overweg einem
unglücklich aussalleudeu Kriegszuge ins Land Kanem nördlich vom Tschadsee bei, und
bald darauf sehen wir ihn im stark bewässerten Lande der Mnsgo, neben Mandara,
südl. des Tsad. Richardson war längst todt; nun war auch Overweg ein Raub des
Klimas am Tsadsee geworden. — Ein neuer Zug Barths aus seinem Standquartier
zu Kuka führte ihn, mit der Absicht, nach Wadai und weiter ostwärts vorzudringen,
ins Reich Bagirmi; hier aufgehalten, beschloß er, sich nach Westen zu wenden und
machte sich trotz Major Laings ehemaligem Schicksal und trotz den Warnungen, die
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß]]
Afrika — der Süden. 609
und mit schwarzem kurzen Wollhaar, aber die Nase gebogen, die Stirn hoch, überhaupt
von ausgezeichneter Körperbildung. Sie verbinden Feldbau mit Viehzucht, leben meist
von Hirse und Kafferkorn mit Milch gekocht, und von Fleisch, wenn sie Vieh im Raub-
zuge oder auf der Jagd erbeutet; sind auch sonst zu einigen Arbeiten nicht ungeschickt
in Holz, Elfenbein und Metall, denn ihre aus hartem Holz gefertigten Affagaieu oder
Wurfspeere haben erzene und eiserne Spitzen. Zu den Schilden aber nehmen sie
Büffelfell. Die fortwährenden, grausamen Kriege mit Portugiesen, Holländern und
Engländern haben sie sehr verwildert und ihre Charaktereigenschaften verschlechtert; ihre
kriegerische Lust aber hat den Engländern während dieses Jahrhunderts viel zu schaffen
gemacht, und die Missionare schreiben ihnen nicht wenig Bildungsfähigst zu, obgleich
es bei ihnen wie bei den von Livingstoue geschilderten Negern sehr schwer hält, sie vom
Glauben an ihre Zauberer und Regenmacher abzubringen. Ihre Sprache ist vokal-
reich, man hört sie gern. An jagdbaren Thieren, woran sie ihre Gewandtheit üben
können, namentlich an Quaggas, Antilopen, Giraffen, Büffeln, Elephanten und Löwen,
beginnt es in der neuesten Zeit, doch nur im Süden, etwas zu fehlen. Sie be-
stehen aus mehreren Amas oder Stämmen, z. B. Amaponda, Amakosa, Ama-
zulu u. s. w. unter erblichen Oberhäuptern, gewöhnlich mit einem Rath der Vornehm-
sten zur Seite. Die Zulukaffern sind gegenwärtig die bedeutendsten. Die südlichsten
Stämme sind jetzt dem Caplande einverleibt.
3) Die Betschnanen sind westliche Nachbarn der Kaffern, mit denen sie häufig
in Streit gelebt. Von den Drakeubergen dehnen sich die ursprünglich ihnen gehörigen
Länder bis zur Kalahariwüste und vom Caledon, Nebenfluß des Nu-Garib, bis zum
Ngami-See aus, doch haben ihre einzelnen Stämme es ebenfalls uie dahin gebracht,
sich zu einem großen Volke zu vereinen. Im Vergleich mit den Kaffern sind sie min-
der kriegerisch und raublustig, dagegen thätiger auf ihren Feldern, geschickter in allerlei
Arbeiten, sorgfältiger in der Erbauung von Hütten und Dörfern und noch frei von der
Hinterlist, Treulosigkeit und Bettelhastigkeit der Küsteustämme. Ihre Sprache, die
Sitschu a ua, wird vom Garib bis zum Zambesi verstanden, und war dem Livingstone,
der mehrere Jahre unter ihnen in den Missionsorten Knrnman und Kolobeng thätig
gewesen, vollkommen geläufig, eh' er die große Entdeckungsreise nach Norden antrat.
Daß die Makololo als Eroberer ans dem Schöße der Betschuanen hervorgegangen, haben
wir vorhin erwähnt. Anderseits sind aber fast alle östlichen Betschuauen unter fremde
Herrschaft geratheu, die an den Matoppobergen nördlich vom Limpopo unter die Ama-
Tebele-Kaffern (Matebele), die unter dem im September 1868 verstorbenen Kriegsfür-
sten Mosilikatse, den vorher Mauch in dem Kraal Matlokotlolo noch aufgesucht
hatte, unter Mord, Raub und Zerstörung ein Reich gründeten; die Ackerbau und Ge-
werbe treibenden Makalaka, die schwächlichen Maschona mit jüdischem Typus, die
Bahlovkwa oder Kuopsuaseu, die buschmannartig in den Bergen lebenden Banyai u. a.
Betschnanenstämme sind als „Maschole", d. i. Sklaven den stolzen, kräftigen Matebele
unterworfen. Unter 192/3° S. Br. die Missionsstation Jnyati, und 2 Grade ost-
südostlich davon die räthselhasten, von Mauch aufgefundenen Ruinen von Zimbaotz.
Südlichere Betschuanen geriethen unter die Herrschaft der aus dem Caplande entwichenen
holländischen Boers, d. H.bauern, denen nur die Basutos in den Malnti oder Blan-
bergen unter dem tapfern Führer M o s ch e s ch glücklich widerstanden.
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land], T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil]]
Afrika —
der Süden.
607
Katema nahe dem Liba-Strom; wie denn überhaupt aus seinen Reiseberichten her-
vorgeht, daß nur in der Nähe der portugiesischen Besitzungen unter den Negervölkern
Habgier und Verrath zu fürchten sei, wo aber die Sklavenaufkäufer nicht hingekommen,
habe der Reisende nur hie und da mit der Natur, d. h. mit Fiebergegenden und Wild«
nissen zu kämpfen, nicht mit den Menschen. Ueberaus reizend, wenn auch vielleicht in
mancher Beziehung übertrieben und idealisirt, sind seine Schilderungen von Land und
Leuten, namentlich von den Makol^los, deren Regierung auch den vollen Gegensatz
des Mnatijanwo-Despotismus bilden soll.
Das Land derselben, sehr fruchtbar, reich an Baobab, Palmen, Reben und Krün-
tern, an Antilopen, Büffeln und Giraffen, an Ochsen, Rhinoceros, Elephanten und
Hippopotamen, liegt in etwa gleicher Entfernung von den portugiesischen Orten der
West- und Ostküste. Die Bewohner, vorzüglich mit Viehzucht beschäftigt, sind auch Feld-
bauer und Eisenschmelzer. Sie sind begierig zu hören, zu lernen, mnthvoll und stolz
darauf, Makololos zu sein. Eigentlich sind sie ein Adel, der zwischen den älteren Be-
wohnern des Landes vertheilt seine Sitze hat. Diese Bewohner sind aber Unterthanen,
nicht Sklaven. Die Herrn kamen aus dem Süden, aus dem Lande der Basuto-Betschua-
nen als Gefolge eines kriegerischen Häuptlings, Namens Sebitnane, dessen Wissens-
und Gedankenkreis schon durch Umgang mit englischen Missionaren etwas erweitert war'
Sebitnane und seine Leute suchten bessere und gesichertere Wohnsitze, er ward Eroberer
und gefürchteter Kriegsfürst, Herr am mittleren Zambesi und am Tschobe, wo er
Linyanti (7000 E.) zur Hauptstadt erkor; mehrere Nachbarvölker, besonders die kräs-
tigen und der Stromschiffahrt kundigen Barotse mußten seine Oberhoheit anerkennen.
Und sie erkannten sie gern an, denn Sebitnane war ein großmüthiger, nicht grausamer
Herr. Er wars, der den Missionar Livingstone freundlich aufnahm und ihm die Her-
reise aus dem Süden möglich machte. Sein Sohn und Nachfolger Sekeletn trat
ganz in seine Fnßstapsen und setzte auch seine Freundschaft für Livingstone fort. Wie
er mit diesem sein Land durchreist, ihn zur fernern Reise mit Lebensmitteln und mit
einer auserlesenen Schaar von Begleitern ausstattet, gehört zu den anziehendsten Blät-
lern der Livingstonischen Reiseberichte.
Schließlich dürfen wir die hellkaffeebrauneu Ba nya i nicht übergehen, die auch am
Zambesi ostwärts der Makololo Hausen und zu den achtnngswerthen ackerbauenden
Negern gehören. Sie bilden einen Bund kleiner Freistaaten, jedoch mit einem Ober-
Haupte, dem in seiner Vorsteherschaft nicht ein eigner, sondern der Schwestersohn folgt.
Die Frauen der Banyai stehen in besonderer Achtung, denn die Männer unternehmen
nichts ohne deren Einwilligung; der Mann folgt der Frau, obwohl er sie der Schwie-
germntter abkauft, in ihr Heimwesen, nicht umgekehrt. Livingstone erwähnt, daß er
überhaupt den Negerfrauen viel verdanke, die sich bei mehreren Gelegenheiten dafür ver-
wendet hätten, daß dem durchreisenden weißen Manne kein Leides geschehe.
Die drei südlichsten Völkerstämme, das Capland und die
Republiken der Boers.
Die Küsten und die Oberfläche des südlichsten Theils von Afrika haben
wir bereits im allgemeinen skizzirt. Es war dort die Rede von den Ge-
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere]]
459
Afrika — das Kapland.
arbeiten, sind hart gegen Feinde, doch den Freunden tren. Die einzelnen
Stämme oder Ama's haben erbliche Oberhäupter, nicht immer gleich Homers
Völkerhirten mit einem Rath der Vornehmsten zur Seite; denn bei den Zulahs
gilt der König grade wie in Dahome, für den Herrn über Leben und Tod,
und kann, wenn seine Natur dahin neigt, gar leicht zum blutdürstigen Tyrannen
werden*). Die Hottentotten, auch aus mehreren Stämmen (Griquas,
Koranas, Namaqnas rc.) bestehend, sind blos Hirtenvölker und ihre Kraals oder
Dörfer aus beweglichen Zelthütten zusammengestellt. Musik und Tan; liebend,
sind sie dennoch überaus trag und geistiger Bildung schwer zugänglich-, ein
Gürtel und eine Thierhaut als Kroß oder Mantel genügt ihnen zur Kleidung.
Gegen Vieh tauschen sie Brantewein und Tabak ein, ihre höchsten Genüsse; sonst
haben sie nichts weiter zu erstreben. Dabei sind sie aber gastfrei, wie die Kaffern
auch. Die sogenannten Buschmänner (holländisch: Bosjesmans), die auf
thierische Weise in Wäldern und Wildnisien hausen, gehören auch zur Raße der
Hottentotten; man meint, sie seien Abkömmlinge derer, die im 17. Jahrhundert
von den Europäern ihres Viehes beraubt und verjagt worden.
Es hat lange gewährt, ehe sich eine europäische Seemacht zu Niederlassungen
an der Südküste Afrikas entschloß. Es war kein Goldland, die Portugiesen also
eilten stets daran vorüber, um nach Sofala und weiter zu gelangen. Höchstens
wurde nur so lange verweilt, bis frisches Wasser eingenommen und Vieh geraubt
war. Erst später begriff >nan die Wichtigkeit einer dortigen sichern Station für
die Jndienfahrer, und als der holländische Wundarzt Ribbek sich von den Hotten-
totten ein Stück Land am Kap um etwas Leinwand erhandelt hatte, folgte die
Regierung seinem Beispiel und kaufte einen beträchtlichen Strich Südküste ilm
15000 fl., die sie in allerlei Waaren bezahlte. So entstand im Jahr 1652 die
Kolonie Kap land, die sehr bald eine große Bedeutung erhielt. Europäisches
Getreide, Obst, Wein, Südfrüchte gediehen nach Wunsch. In neuester Zeit hat
man noch Baumwolle, Kaffee, Thee, Bambus und sogar den Brodbaum dahin
verpflanzt rmd macht Versuche mit der Seidenzncht. Die Kolonie kann als
Keim einer Kultur betrachtet werden, die sich im nächsten Jahrhundert über ganz
Südafrika ausbreiten wird. Bis 1806 blieb sie holländisch. Seitdem gehört sie
den Engländern, welche damals, als Holland dem Willen Napoleons gehorchen
mußte, sich des Kaps bemächtigten und es im Friedenschluß 1814 behielten.
Das ganze Gebiet, wozu jetzt das schöne Küstenland Natal gehört, umfaßt
gegenwärtig 10000 Qm. und hat über 300000 Bew., nämlich 60000 Weiße,
meist Holländer, 50000 Neger (gewesene Sklaven) und Malaien. Die übrigen
sind theils Hottentotten, deren viele das Christenthum angenommen und sogar
Ackerbau treiben, theils Kaffern, besonders Betschnanen, deren großer Hauptort
*) ist noch nicht lange, daß die Völker in der Nähe des Kaschangebirgs
Beispiele davon erlebten. Die Zulahs wurden Eroberer, ihr Herrscher aber,
in fast wahnsinniger Blutgier, ging aufs Morden aus und suchte ganze Stämme,
die sich schon unterworfen hatten, auszurotten. Man sieht jetzt weite, vorder
zahlreich bewohnte Landstrecken völlig menschenleer.
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Extrahierte Personennamen: Ribbek Napoleons
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Dahome Afrikas Sofala Südafrika
436
Afrika — Aegypten.
Zugleich ist er Oberkaufmann, so daß alle Produkte in seine Magazine müssen,
woraus er sie um willkührliche Preise an die Verkäufer abläßt. Alle Webstühle
in Flachs und Wolle sind sein, wozu er den rohen Stoff liefert und die Arbeiter
bezahlt. Das Fabrikat müssen ihm die Handelsleute abnehmen, denen er so-
wohl den Preis des Kaufs als Verkaufs bestimmt. Eben so willkührlich be-
steuert er das Volk." — Andre dagegen urtheilen günstiger. Ihnen zufolge soll
das Monopol, das der Pascha übt, grade für Aegypten eine Quelle des Wohl-
standes sein, da es keinen Abnehmer der Landesprodukte gebe, der so sicher und
gut bezahle als er. Das Gerücht von dein Elend und der Armuth der Fellahs
sei ungegründet. Die Lebensbedürfnisse, Brot, Butter, Eier, Geflügel, Früchte
seien im Ueberfluß vorhanden und wohlfeil, die Menschen froh und zufrieden bei
Gesang und Tanz, und Sicherheit herrsche auf allen Landstraßen. Was der
Pascha für den erweiterten Anbau von Oliven, Zuckerrohr, Indigo, und vor
allen der Baumwolle gethan, die im vorigen Jahrhundert kaum für die Fellahs
zur Deckung der Blöße ausgereicht, jetzt aber sogar in großer Masse ins Ausland
gehe, sowie seine Bemühungen für Einführung europäischer Bildung, und für
Herstellung einer Seemacht, das habe den Mehemed Ali in die Reihe der vor-
züglichsten Herrscher gestellt; wenigstens könne man ihm das Lob unermüdeter
Thätigkeit nicht versagen. Die Aufhebung und Vernichtung der anarchischen
Mameluckengarde, die unter seinen Vorgängern keine geregelte Regierung zuließ,
sei schon allein eine große Wohlthat für Aegypten, und daß er das Reisen euro-
päischer Forscher nach Nubien, und weiter aufwärts, aufs bereitwilligste unter-
stützt habe, müsse ihm von allen Freunden der Wissenschaft verdankt werden.
Dies mag ganz richtig sein; dabei ist und bleibt aber Aegypten ein des-
potisch regierter Staat, und wie in allen Despotieen des Orients, so hängt auch
dort von den persönlichen Eigenschaften des Herrschers Sicherheit, Wohlstand,
Bildung, ja das Leben der Bewohner ab. Ein unglücklicher Thronwechsel kann
wieder umstürzen, was eben der Geist eines vorzüglichen Fürsten gebaut hat.
Wo der Grund und Boden als Eigenthum eines Einzigen betrachtet wird, wo
die Rechtsprechung nicht unabhängig ist von der Willkühr des Herrschers, wo der
Unterthan nicht eben so gut Rechte wie Pflichten hat, und wo die Regierung
nicht durch die Formen der Verfassung genöthigt ist, diese Rechte unangetastet zu
lassen, da ist kein Volksglück dauerhaft.
Aegypten besteht jetzt aus 5 Provinzen oder Mudirliks, die wieder in
Mamurliks zerfallen, und jeder Mamur hat Nazirs oder Beamte kleinerer Kreise
unter sich. Die ältere Eintheilnng war: Ober- und Mittel-Aegypten, oder das
Thal, und Unterägypteu oder das Delta.
1) Das Thal, nur 3 bis 4 Stunden breit, zwischen den sogenannt arabi-
schen Bergen (Dschebl Mokattam) und den libyschen. Beide sind niedrig und
öde, in Oberägypten ans Sandstein, unterhalb Theben aus Kalkstein bestehend.
In beide öffnen sich öde Seitenthäler und Schluchten; durch eins dieser Thäler
geht der Weg von Kenneh nach Kossei r am rothen Meere. Die Menge blühen-
der Städte, die es sonst besaß, hat es nicht mehr; die jetzigen sind unbedeutend,
etwa mit Ausnahme von Siut (18000 E.) Girgeh und Kenneh. Wichtiger
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Mehemed_Ali Nubien Mamurliks
449
Afrika — Senegambien und Guinea.
durch gewisse Familienhäupter und durch Herkömmlichkeiten beschränkt, die er sich
hüten muß zu verletzen. Die Hofsitte verlangt, daß er sich fern vom Volke hält,
und aus seinem Palaste heraus sich nur durch die Minister vernehmen läßt.
Merkwürdig ist es, daß die Thronfolge nicht den Söhnen, sondern stets den
Brüdern zukommt. Kumassie mit 70000 E. ist die Residenz. Gleichen Um-
fang hat die Stadt Aahn di und ist bereits großentheils muhamedanisch. Vor
einigen Jahrzehnten fing ein kriegerischer König Streit an mit den Engländern;
anfangs glücklich, doch am 7. August 1826, auf der Ebene von Akkra, wurde
sein Heer durch Congreve-Raketen auseinander gesprengt. Seitdem ist der Handel
ungestört. — 2) Das Reich Dahomeh auf der Sklavenküste, ebenfalls Is/^ Jahr-
hundert alt, noch ausgedehnter als Aschanti. Nur die eigentlichen Dahomeher, als
herrschender Stamm, gelten für frei, alle übrige Unterthanen sind Sklaven, so
daß jeder Nengeborne dem König gehört, jede Braut ihm, nicht den Eltern wie
sonst Negerbranch ist, abgekauft werden muß. Sein Wille ist Gesetz. Er kann
die Unterthanen tobten lassen oder verkaufen, wie es ihm beliebt, und stützt seine
Macht auf ein stattliches Heer, insbesondre auf seine Amazonengarde, die 2000
Weiber stark in mehrere Rotten abgetheilt und tüchtig in Waffen geübt ist. Daß
diese seltsame Garde auch bei Festlichkeiten zu thun hat, wo als Opfer für die
Fetische und zur Ergötzlichkeit des Hofs, Gefangene und Sklaven oft hundert-
weis geschlachtet werden, läßt sich denken. Snellgrave und Norris, die im vorigen
Jahrhundert sich zu Abomeh aushielten, haben Schauderhaftes davon berichtet.
Vielleicht hätt' es auch jenen Heiden geschaudert, wenn ihnen von Jnquisitions-
martern und Autodafe's erzählt wäre, die auch zur Ehre Gottes und nebenbei
zur Ergötzlichkeit des spanischen Hofs abgehalten wurden. — Abomeh die Haupt-
stadt liegt 22 M. von der Küste. — 3) Das Reich I arriba im Innern bis
zum Niger, mit etwas milderer Despotie und ohne Menschenopfer. Katunga
war frühere, A bb e u kuta ist jetzige Hauptstadt und zählt 50000 E. unter denen
sich bereits christliche aus Sierra Leona entlassene gewerbtreibende Neger befinden.
Eö herrscht hier die Einrichtung, daß der Thron nicht in der Familie bleibt;
vielniehr wird der älteste Sohn eines verstorbenen Königs und die erste seiner
Frauen nebst einigen Häuptlingen getödtet, und zugleich irgend ein weiser alter
Mann zum neuen Könige gewählt.
An der Küste gibt es mehrere fremde Handelsfactoreien und Niederlassungen,
am wichtigsten Sierra Leona und Liberia.
Jene ist eine englische Colonie auf der gleichnamigen Küste, mit dem Haupt-
orte Freetown. Des für Europäer ungesunden Klimas wegen, und als Folge
des berühmten Dekrets gegen den Sklavenhandel, beschloß England, befreite Neger,
hier anzusiedeln und alle Neger ertappter Sklavenschiffe hieher bringen zu lassen.
Mit Negern aus Jamaika geschah der Anfang. Die Colonie zählt jetzt 55000
Köpfe, worunter kaum 100 Weiße, als Offiziere, Beamte und Kaufleute, in 21
Ortschaften. Den Unterricht besorgt die brittilche Missionsgesellschaft. Der
Hauptort Freetown hat etwa 12000 E. und ist Residenz des Statthalters aller
englischen Besitzungen in Senegambien und Guinea.
Schacht'« Geographie 6. Aust.
29
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T88: [Sohn Vater König Tod Kaiser Tochter Bruder Jahr Mutter Gemahlin], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße]]
TM Hauptwörter (200): [T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T31: [Jahrhundert Schweden Norwegen Dänemark König Ende Jahr Anfang England Mitte], T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Personennamen: August Akkra Norris Katunga Sierra_Leona Sierra_Leona
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Guinea Gottes Niger Liberia Freetown England Jamaika Freetown Guinea
Afrika
Nigritien.
453
Häusern aus Backstein und runden Negerhütten, belebt durch Handel, besonders
Salzhandel, und Residenz eines muselmännischen Negerkönigs. Mauren und
Araber sah er viele, die sich des Handels halber dort aufhalten. Uebrigens fand
Caillio, daß die Stadt eigentlich Tim buk tu heiße, und die Leute dort vergnügt
lebten, obwohl sie ihre meisten Lebensbedürfnisse von Jenne am Joliba beziehen
müßten.
Unterdeß hatte nun auch der unermüdliche Ela pp ertön seine Forschungen
fortgesetzt, aber auch mit dem Leben bezahlt. Von Badagry war er ins Land
Iarriba gekommen, dann an den Strom Quorra, der kein andrer als der
Joliba (Dscholiba) sein konnte, und zuletzt nach Sackatn, wo ihn sein Gönner,
der Sultan Bello, wohlwollend empfing. Sein Ziel sollte Bornu sein, allein
der Tod übereilte ihn den 13. April 1827. Ans seine Gesundheit trotzend, hatte
er auf bloßer Erde übernachtet, was in dem dortigen Klima, wo kühle ja kalte
Nächte auf glühende Tage folgen, höchst gefährlich ist. Die wissenschaftlichen
Ergebnisse seiner Reise sollten indeß nicht verloren sein. Sein treuer sehr an-
stelliger Diener Richard Lander, ein gelernter Buchdrucker, kam nach manchen
Abentheuern und neuen Entdeckungen mit den Papieren seines Herrn glücklich
zurück, und wurde alsbald in England unterstützt, um eine neue Reise und
zwar zur weitern Erkundigung des Quorralaufs zu unternehmen. Im Januar
1830 fuhren die Brüder Richard und John Lander von London ab und
nahmen ihren Weg, wie Clapperton, von Badagry zum Quorra und zwar nach
der Stadt Katun ga, von wo sie bis B ussa gelangten und über Mungo Parks
Tod genaue Nachricht erhielten. Am Quorra weiter auswärts zu ziehen, war
zu bedenklich. Ihn abwärts zu fahren ward ihnen gleichfalls als gefährlich, nicht
des Stroms, sondern der feindseligen Anwohner wegen, abgerathen. Sie ent-
schlossen sich aber dennoch dazu, fuhren den mächtigen oft von Felsen eingezwäng-
ten Strom herab, lernten die Stadt Fun da kennen, und kamen nach vielen
Hindernissen, beraubt, sogar gefangen und wieder befreit, endlich über Benin
nach der Küste und nach der Insel Fernando Po. Zu wichtig für die Handels-
welt war das Resultat dieser Reise, weshalb 1833 zu näherer Erforschung des
Deltas und seines Hauptarmes 2 Dampfschiffe hingesandt wurden, die ein großes
Stück Wegs hinaus und selbst einen Nebenstrom, den Tschad da, befuhren und
die Gewißheit mitbrachten, daß der Nun östlich des Caps Forinosa, der Haupt-
arm des Quorra, und daß die Beschiffung leicht, aber auch das Klima in dem
feucht heißen Niederlande des Stroms für Europäer mörderisch sei; Richard
Lander, der die Expedition mitgemacht, ward selbst ein Opfer, er starb auf
Fernando Po. — Eine zweite Expedition, die 11 Jahr später in 3 Dampfern
abfuhr, hatte keinen größeren Erfolg; die Mannschaft erlitt so großen Verlust,
daß die Engländer, sonst nicht gewohnt sich durch Hindernisse abschreckenzu
lassen, einstweilen die Beschiffung des Niger aufgaben und sich wieder darauf
beschränkten , zu neuen Landreisen zu ermuntern, die auch bald nachher von ihrem
Landsmann Richardson und den Deutschen Overweg und Barth unter-
nommen wurden. Was diese Männer — leider sind Richardson und Overweg
schon unter den Todten — für die Erweiterung der Kenntniß von Sudan gethan,
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff]]
TM Hauptwörter (200): [T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Personennamen: Caillio Badagry Bello John_Lander_von_London Badagry Mungo Richardson Barth
Extrahierte Ortsnamen: Afrika
Nigritien Joliba Iarriba Sackatn England Stadt_Katun Benin Niger Overweg