Ober-Guinea.
48g
1. Die Pfefferküste hat ihren Namen von dem
sogenannten guineischen Pfeffer, oder den Paradieskörnern,
eine Art Zngber, der dort gewonnen wird. Sie reicht von
dem Vorgebirge Sierra Leone bis zum Palmenvor-
g e b i r g e.
2. Die Zahnküste, vermuthlich wegen der großen
Menge Elephantenzähne die ausgeführt werden, so benannt,
erstreckt sich bis zum Vorgebirge der drei Spitzen. Sie
enthält ein holländisches Fort.
5. Die Goldküste reicht bis zum Voltaffuß. Ihre
Bewohner zeichnen sich vor den übrigen Guineern aus,
durch gute Bildung; auch haben hier die Europäer die mei-
sten Niederlassungen. Die Holländer besitzen St. Georg
bella Mina; die Engländer Cap Eorse; die Dänen
Christiansburg.
4. Die Sklavenküste reicht bis zum Cap Gonsalves.
Auf dieser Küste liegen die Reiche Benin und Dahomeh,
unter der Regierung despotischer Könige, von welchen jähr-
liche Blutfcfte gefeiert werden, bei denen eine große Menge
Menschen zur Lust der Tiranncn ihr Leben opfern müssen.
Aufgesteckte Menschenschädel sind da die Zierde der Palläfte
und die Luft ihrer Bewohner. Der König von Dahomed
lat iooo Weiber und 8000 Mann Soldaten. Im König-
reich Benin ist die Stadt gleiches Namens eine der bekann-
testen auf dieser Küste.
Hieher gehören auch noch die vier Guinea-Inseln:
Fernando dcl Po, (spanische Besitzung.)
Die P r i n z e n i n se l, (portugiesische Besitzung.)
Thomas, (portugiesisch.)
Aunabon, (spanische Besitzung.)
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Extrahierte Personennamen: Georg
bella_Mina Thomas
328
— H
der Troß brauchte mehrere Wochen. Als Xerxes von einem hohen Gerüste
herab das ikngeheure Heer und die zahlreiche Flotte überschaute, da schwoll
ihm das Herz vor Freude und Stolz, daß er der Herr so vieler Tausende sei,
die alle seines Winkes gewärtig wären. Tann aber traten ihm die Thränen
in die Augen, als er bedachte, daß in weniger als hundert Jahren kein, einzi-
ger dieser kräftigen Menschen mehr am Leben sein würde. Der Zug wälzte sich
nach Griechenland hin.
Hier war die Bestürzung allgemein. Auch die Muthigsten fingen an zu
verzagen, ob es möglich sei, einer so ungeheuern Macht Widerstand zu
leisten.
Nur Einer verzagte nicht; es war Themistokles der Athener. Ihm
gelang es, die Griechen noch zusammenzuhalten und zu entschlossenem Wider-
stande zu begeistern. Oben im Norden Griechenlands macht ein hohes, steiles
Gebirge die Grenze; seine ungeheuren Felswände ragen in die Wolken, und
nur ein einziger Engpaß führt durch sie hin. Vor dieser Schlucht — die Grie-
chen nannten sie von einem benachbarten Städtchen: Thermopylä —
stellten sie 8000 Griechen unter dem tapfern Spartanerkönig Leonidas auf.
cherxes kam an und wunderte sich nicht wenig, daß man es noch wage, sich
ihm zu widersetzen. Er schickte einen K undschafter ab, die Größe des feindlichen
Heeres zu erforschen. Der brachte die Nachricht, es sei ein kleines Häuslein,
Einige davon sängen, Andere flechteten ihre Haare, Andere stellten Kampf-
spiele an. Der persische König staunte über die Furchtlosigkeit und Ruhe. Er
schickte einen Herold und ließ ihnen die Waffen abfordern. „Komm' und hole
sie!" war die Antwort. Er schickte abermals und lud den Leonidas unter groß-
ßen Versprechungen ein, zu ihm überzugehen. „Die Spartaner," antwortete
dieser, „sind nickt gewohnt, Ehre durch Verrath zu erkaufen.-" — Ein Grieche,
der die unübersehbaren Scharen der Perser aus der Ferne überblickt hatte,
kam erschrocken zurück und rief: „Wir werden die Sonne nicht ^sshen vor der
Menge ihrer Pfeile!" Ein Spartaner antwortete ganz gelassen: „Desto des-
ser, dann werden wir im Schatten fechten." Die Perser zogen in den Hohlweg
ein; aber so viele hineinkamen, so viele sanken unter den Schwertern der
Griechen. Kein Grieche wich. So oft die Perser eindrangen, so oft wurden
sie über die Leichen der Ihrigen zurückgetrieben, Terxes befahl seiner Leib-
wache, „den Unsterblichen," wie er sie nannte, vorzudringen — aber mit eben
so wenig Erfolg. Nun wollte kein Perser mehr angreifen, und die Soldaten
mußten mit Peitschen in den Hohlweg hinein getrieben werden.
Schon hofften die Griechen, den Persern alle ferneren Versuche verleidet
zu haben, als Ucberläufer ihnen die schreckliche Nachricht brachten, daß ein
Hause Perser sie umgangen hätte und sie bald von hinten angreifen würde.
Ein uichtswürdiger Grieche, Namens Ephialtes, hatte dem Terxes angeboten,
einen Theil des Perserheeres auf einen: wenig betretenen Fußpfade über das
Gebirge zu führen. Noch war Zeit, sich zu retten. Aber des Leonidas edle
Seele war schnell gefaßt. Ein Orakelspruch hatte verkündigt, in diesem Kampfe
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271
bis Zum westphäll'schen Frieden.
lands dem Vortheile seines Hauses zuzuwenden suchte;
es gefiel ihnen nicht, daß jezt, da man ihrer entbehren
zu können glaubte, die Ligue in das Dunkle gestellt zu
werden anfieng. Hatte indessen Ferdinand höhere Ab-
sichten durchsezen wollen, so mußte er sich nicht in die
polnischen Angelegenheiten und in den Man-
tuanischen Successionsstreit durch Spanien ver-
wickeln lassen; so mußte er vor allem seine Truppen
nicht vermindern und den Wallenstein nicht zur Ruhe
sezen, zu einer Zeit als ein neuer Feind, König Gustav
Adolph von Schweden, schon innerhalb Deutschlands
Gränzen stand.
*• 9.
Huellen — von schwedischer Seite:
(Spanliem) Le soldat Suédois. Rouen, 1634. 8-
Sam. Pufendorf comment, de rebus Suecici*
etc. Ultraj. 16q6. sol. Frcf. 1707. fol.
Bogisl. Phil. v. Chemnitz Rellum Sueco-Gei-'
man. Vol. I. Stettin 1648- Vol. Ii. Stockholm 1653.
fol. Auch deutsch herausgegeben.
Von österreichischer Seite, ausser dem oben ange-
führten K hevenhüller:
Galeazzo Gualdo Priorato hist, delle guerre
de Ferdin. Ii. yenod. i6;o. Hl. Vol. 4.
Lange schon hatte Gustav Adolph seine ganze
Aufmerksamkeit auf Deutschlands Angelegenheiten gerich-
tet, sich als Thcilnehmer der Union erboten, England
seine Unrerstüzuug zur Wiederherstellung des Kurfürsten
von der Pfalz zugesagt, war aber in beyden Fällen durch
die
24
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand Gustav
Adolph_von_Schweden Gustav Frcf Galeazzo_Gualdo_Priorato Gustav_Adolph Gustav
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Deutschlands Rouen Chemnitz Stettin Stockholm Deutschlands England
Heinrich Iv. Ludwig Xiv. 205
über diejenigen, die, wie er sagte, ihre Mühlen und Wälder auf dem Rücken trügen. Um seinem Lande das Geld zu erhalten, das für den Ankauf seidener Waren damals in fremde Länder ging, ließ er viele Maulbeerbäume pflauzeu, Seidenwürmer ziehen und brachte felbst mehrere Manufakturen in Gang. Auch erleichterte er auf alle Weise den Handel, machte Flüsse schiffbar, ebnete Wege und setzte Zölle herab. So empfand denn ganz Frankreich die Segnungen feiner Regierung.
Gegen das Ende seiner Tage hing Heinrich einem riesenhaften Gedanken nach, der gewöhnlich „der große Plan Heinrichs" genannt wird. Er wollte die Macht des Hauses Habsburg brechen und Europa in 15 möglichst gleiche Staaten teilen, die einen Gerichtshof aufstellen und alle vorkommenden Streitigkeiten nach Urteil und Recht, unter dem Vorsitze Frankreichs entscheiden sollten. Schon hatte der König alle Anstalten znm Kriege, gegen Österreich getroffen, als er am 14. Mai 1610 von Franz Rav aillac meuchlings ermordet wnrde. Ganz Frankreich trauerte um den geliebten Monarchen, und die Rückkehr trüber Zeiten, gleich nachdem er die Augen geschlossen, rechtfertigte den allgemeinen Schmerz. Aus Heinrich Iv. folgte dessen schwacher Sohn Ludwig Xiii. (1610—1643).
2. Ludwig Xjv. König von Frankreich (1643—1715).
Ludwig Xiv., geboren am 5. September 1638 war erst fünf Jahre alt, als fein Vater Ludwig Xiii. starb. Daher übernahm feine Mutter, Anna von Österreich, eine Tochter Philipps Iii. von Spanien die vormnndschastliche Regierung; in der That aber herrschte der staatsklnge Kardinal Maza rin, der auch die Erziehung des jungen Königs leitete. Mazariu versuhr mit derselben Härte und Willkür, wie sein Lehrmeister Richelieu, gegen den Adel und die hohen Beamten, um alle Unterthanen zu fügsamen Werkzeugen des königlichen Willens zu machen. Anfangs fetzten die Großen dem eigenmächtigen Minister nur geringen Widerstand entgegen, später aber, als derselbe einige Parlamentsräte verhaften ließ, kam der Unwille zu einem gewaltsamen Ausbruche. Vier Jahre, von 1648 — 1652, wurde Frankreich von einem blutigen Bürgerkriege — dem Krieg der Fronde1),— zerrissen. Der Adel unterlag, und
1) Frondeurs heißen die Knaben, welche sich mit Schleudern bekriegten. So wie diese, meinte man, beim Erscheinen eines Polizeibeamten weglausen und dann mit Geschrei wiederkehren, so sei auch die Partei des Parlaments bald furchtsam, bald anmaßend.
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_Iv Heinrich Ludwig_Xiv Ludwig Heinrich Heinrich Franz_Rav Franz Heinrich_Iv Heinrich Ludwig_Xiii Ludwig Ludwig_Xjv Ludwig Ludwig_Xiv. Ludwig_Xiv. Ludwig_Xiii Ludwig Anna_von_Österreich Philipps Philipps Maza Richelieu
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Hauses_Habsburg Europa Frankreichs Frankreich Frankreich Spanien Frankreich
Seine Auslieferung. Cromwell. 257
Das Parlament hatte hiermit in dem vierjährigen Kampfe mir dem Könige vollständig obgesiegt. Allein es ahnte nicht, daß das Heer, durch dessen Hilfe es seinen Triumph errungen, schon im Begriff stand, die Rache des Himmels an ihm zu vollziehen für die Frevel, die es am König verübt hatte. Dieses Heer bestand jetzt aus lauter Judepeudeuten, deren Tapferkeit und Begeisterung die bisherigen Siege erfochten hatte; jetzt faßte das Parlament, in dem die Presbyterianer noch immer eine, wenn auch schwache Majorität zählten, den Beschluß, das Heer teils zu verabschieden, teils nach Irland zu schicken. Dasselbe hatte jedoch noch große Summen rückständigen Soldes zu sor-dern, die das Parlament trotz der unerschwinglichen Steuern, die es dem Volke aufbürdete, nicht sofort schaffen konnte. Der Beschluß des Parlaments erregte daher allgemeinen Unwillen; die entschlossensten Offiziere und Gemeinen reichten eine Bittschrift ein, in welcher sie vollkommene Entschädigung für geleistete Dienste verlangten. Das Parlament erklärte die Bittschrift für unstatthaft und meuterisch, woraus von Seiten der Independenten eine noch kräftigere Gegenschrift erfolgte, die von mehr als 150 Offizieren unterschrieben war. Obgleich Cromwell und seine Anhänger die Seele dieses ganzen Treibens waren, so wußte er doch seinen Anteil daran mit solcher Schlauheit zu verbergen, daß ihm das Parlament sogar den Auftrag erteilte, den Aufruhr des Heeres zu dämpfen, in dem sich schon zwei beratende Versammlungen gebildet hatten, von denen die eine ans Offizieren, die andere ans Vertretern der Gemeinen bestand.
Während dieser Vorfälle gab Cromwell insgeheim einem seiner Offiziere den Befehl, den König von Holmby abzuholen. Der Streich gelang, und ein Reitertrnpp führte den gefangenen Monarchen nach Newm arket, wo er ehrenvoll behandelt ward und sogar feine Freunde und Kinder bei sich sehen konnte. Die Nachricht von diesem Vorgänge versetzte das Parlament in die größte Bestürzung; es wollte einlenken, aber zu spät: das Heer rückte, den gefangenen König in der Mitte, gegen die Hauptstadt vor, und weder Zugeständnisse noch Geldbewilligungen vermochten seinen Laus zu hemmen. Es verlangte, daß seine Feinde, welche die den Truppen ungünstigen Beschlüsse gefaßt und verteidigt hätten, aus dem Parlamente gewiesen würden. Als solche wurden die elf mächtigsten Häupter der Presbyterianer bezeichnet, denen nichts übrig blieb , als ihre Stellen freiwillig nieder zu legen. Sofort hatte das Heer eine andere Forderung in Bereitschaft : die Londoner Stadtmiliz sollte abgeschafft'und durch eine Schar Independenten ersetzt werden. Das Parlament fügte sich,
§ off mann, Weltgeschichte :c. Iii. 17
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig
2o4 England. Karl I. Oliver Cromwell.
gemacht hatte, um zu dem Heere des Königs zu stoßen, von Th omas Fairfax überfallen und bei Nantwich im Norden Englands völlig vernichtet. In demselben Jahre verlor der König auch die Hauptschlacht bei Mostonmoor, in welcher der Generallieutenant Cromwell das meiste zum Siege des Revolutionsheeres über das Königtum beigetragen hatte.
Oliver Cromwell war im Jahre 1599 zu Hutiugdon geboren. ^ Anfangs für die Wirtschaften bestimmt, soll er seine Jugendzeit in Ausschweifungen und Rausereien hingebracht und sein väterliches Vermögen in Trunk und Spiel vergeudet haben. Schon frühe fühlte er sich zu den politischen und religiösen Grundsätzen der Puritaner hingezogen und mischte sich von innerer Unruhe getrieben, unter die hitzigsten puritanischen Eiferer. Er veranstaltete religiöse Vereinigungen, hielt seinen Landsleuten lange Predigten und erbot sich denen, welchen er einst im Spiele Geld abgenommen, dasselbe wieder zu erstatten. Er ererbte von seinem Oheim eine Summe Geldes, verheiratete sich und zog sich auf das Land zurück, um hier ungestört seinen geistlichen Übungen leben zu können. Im Jahre 1628 trat er zuerst als Abgeordneter seiner Vaterstadt im Unterlaufe auf, wurde aber damals noch wenig beachtet, da feine persönliche Erscheinung keinen angenehmen Eindruck machte, denn sein Äußeres war häßlich , sein Anzug schmutzig, feine Sitten grob, feine Stimme dumpf, und feine Rede unzusammenhängend. Seine strenge puritanische Richtung machte ihn zu einem erbitterten Feinde der bischöflichen Kirche, und schon war er im Begriff, der Tyrannei Lands durch die Auswanderung nach Amerika zu entgehen, als das Verbot des Hofes ihn auf Englands Boden zurückhielt. Als das lange Parlament zusammentrat, schloß er sich an seine Vettern Ha mp freu und Pym, entschiedene Gegner der Regierung, an und sprach selbst mit großer Heftigkeit gegen den Hos. Doch mochte er sich wohl selbst unter den damaligen glänzenden Rednern des Unterhauses nicht gefallen und wandte sich daher mit Vorliebe der kriegerischen Laufbahn zu. Er erhielt vom Parlament die Hauptmannsstelle mit dem Auftrag , eine Reiterschwadron anzuwerben, und nun beschloß er, dem Parlamente Krieger zu bilden, die durch sittliche Kraft, Mut und Entschlossenheit den königlichen Edelleuten gewachsen wären. Er führte unter feiner Schar, die meist aus Söhnen wohlhabender Pächter bestand, die strengste Mannszucht ein und wußte ihnen seinen religiösen Fanatismus einzuflößen. Wie sein rasches, strenges Wesen die Trägen mit Furcht erfüllte, so entflammte sein belebender Zuspruch die Tapferen zur höchsten Anstrengung und
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'0 Revolution in Polen. Chlopicki.
fuhren, niedergeschossen. Beide Parteien, die gemäßigte und die überspannte, suchten nun nach Chlopicki, von dem beide hofften, daß er ihre Ansicht teilen werde. Endlich wurde er am dritten Tage aufgefunden und nahm die Stelle eines Oberbefehlshabers der bewaffneten Macht an. So patriotisch auch dieser Maun war und so wenig er auch mit dem Großfürsten gestimmt hatte, so war er doch dem Aufstande durchaus abgeneigt, weil er einen Krieg mit Rußland und eine Verwüstung seines Vaterlandes voraussah. Gewiß würde ihm auch gelungen sein, nach und nach die aufgeregten Gemüter zu beschwichtigen, wenn ihm nicht Lelewel und die andern Verschworenen entgegengearbeitet hätten, die durchaus von Rußland abfallen und daher Schritte thuu wollten, welche eine Aussöhnung unmöglich machten. Sie bildeten daher, nach Art der ehemaligen Jakobiner in Frankreich, einen Revolutionsklub und hielten hier wütende Reden gegen Rußland. So sah man hier die sonderbare Erscheinung, daß eine Revolution von jungen, unerfahrenen Jünglingen angefangen und daß der verständigere Teil der Nation in den Strndel derselben hineingerissen wurde.
Da Kaiser Nikolaus nur wenige russische Regimenter in Polen stehen hatte, so war er nicht im stände, bei der großen Ausdehnung seines Reichs, gleich ein ansehnliches Heer aufzustellen , um den Aufstand zu unterdrücken, und dies gab den Verschworenen Zeit, das Volk zu bewaffnen und sich zum Kampfe zu rüsten. Aber die den Polen eigentümliche Uneinigkeit zeigte sich bald auch hier, sowie während der ganzen Revolution. Chlopicki, der diesen Fehler der Polen wohl kannte, sah ein, daß durchaus nötig sei, die ganze Gewalt in einer Person zu vereinigen, wenn etwas Gedeihliches bewirkt und die Parteien im Zaume gehalten werden sollten, und da er die Liebe und das Vertrauen der Polen zu seiner Person kannte, so beschloß er, sich zum Diktator auszuwerfen. Er ließ am 5. Dezember alle Regimenter zusammentreten, ritt dann, an der Spitze einer Schwadron , von feinen Adjutanten umgeben , nach dem Gebäude, in welchem die provisorische Regierung ihre Sitzungen hielt, und trat in den Saal. Man überreichte ihm die schon ausgefertigte Schrift, die ihn zum Oberbefehlshaber ernannte; er aber warf sie unwillig auf den Tisch und rief: „Ich will keine Ernennung! Da ich sehe, daß keine Einigkeit in der Regierung ist, so ergreife ich die Diktatur und erkläre jeden , der mir nicht gehorcht, für einen Verräter. Nur das Wohl des Vaterlandes werde ich bei meiner Handlungsweise befragen. Vor allem muß man sich mit den inneren Feinden beschäftigen; sie sind gefährlicher als die
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Politische Parteien. Die äußere Politik. 219
ner doch sehr groß. Die Legitim! st en, welche auf eine Wiederherstellung des Königtums hofften, hielten sich von der Regierung fern und näherten sich derselben auch dann nur vereinzelt , als die beabsichtigte Verföhuuug zwischen der älteren (Graf v. C h a m b o r d, s. S. 51.) und der jüngeren (Graf v. Paris, Sohn des Herzogs von Orleans, s. S. 112) bonrbo-nischen Linie gescheitert war. — Schroffer als die königlich Gesinnten standen die Republikaner der uapoleonischen Herrschaft gegenüber. Viele hervorragende Persönlichkeiten verharrten als unversöhnliche Widersacher in der Fremde, einen neuen Umschwung in dem tiefbewegten Lande erwartend, und in Frankreich selbst traten bei manchen Gelegenheiten, wie dem Begräbnis des Volksdichters Beranger (17. Jnli 1857), anti-bonapar-tistische Gesinnungen zutage.
Aber Napoleon Iii. war auf seiner Hut. Gleich seinem Oheim stützte er sich zunächst aus eine weitverzweigte, wachsame Polizei und dann vor allem auf sein schlagfertiges Heer, dessen Offiziere die bevorzugte Stellung, welche er ihnen im Staate und in der Gesellschaft einräumte, mit Treue und Hingebung vergalten. Ein mit großer Klugheit entworfenes Vereinsgesetz gab der Regierung die Mittel an die Hand, das Assoziationswesen sorgfältig Zu überwachen, und die gegen die Presse ergriffenen strengen Maßregeln — inbern jeder Artikel die Überschrift des Verfassers tragen mußte — stellten die Journalistik fast unter die Vormnnbfchaft der Regierung, nicht zu gebenken, daß eine offiziöse Broschürenlitteratnr die kaiserlichen Jbeen aussprach, beutete und verteidigte.
Die gläuzenbsten Triumphe feierte Napoleon auf dem Felbe der äußeren Politik. Im Bunbe mit E n g l a n b trat er als Schützer der Türkei gegen R u ß l a n b auf (f. S. 162), und wenn auch der baburch hervorgerufene Krim krieg das französische Reich nicht vergrößerte und Rnßlanb nicht aus feiner Stellung als Großmacht verbrängte, so hatte berselbe boch zur Folge, daß Frankreich aus dem Pariser Friebenskongreß das entscheibenbe Wort führte, daß der „heilige Bnnb" in feinen innersten gäben zerrissen warb , und daß sowohl der russische Hof, welcher dem neuen Kaiser anfangs die fürstliche Anrebe: „Mein Bruder" verweigert hatte, als auch die übrigen europäischen Regierungen sich nm Napoleons Gnnst und Freuubschaft bewarben. — Von noch wichtigeren Folgen war Napoleons Einmischung in die Angelegenheiten Italiens. Er erreichte baburch , daß der Einfluß Österreichs in Italien gebrochen warb, daß Frankreichs Verbünbeter Viktor E m a n u e I die
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Extrahierte Personennamen: Jnli Napoleon Napoleon Napoleons_Gnnst Napoleons Napoleons Napoleons Viktor_E Viktor
Extrahierte Ortsnamen: Paris Frankreich Bunbe Frankreich Pariser_Friebenskongreß russische_Hof Italiens Italien Frankreichs
459
Afrika — das Kapland.
arbeiten, sind hart gegen Feinde, doch den Freunden tren. Die einzelnen
Stämme oder Ama's haben erbliche Oberhäupter, nicht immer gleich Homers
Völkerhirten mit einem Rath der Vornehmsten zur Seite; denn bei den Zulahs
gilt der König grade wie in Dahome, für den Herrn über Leben und Tod,
und kann, wenn seine Natur dahin neigt, gar leicht zum blutdürstigen Tyrannen
werden*). Die Hottentotten, auch aus mehreren Stämmen (Griquas,
Koranas, Namaqnas rc.) bestehend, sind blos Hirtenvölker und ihre Kraals oder
Dörfer aus beweglichen Zelthütten zusammengestellt. Musik und Tan; liebend,
sind sie dennoch überaus trag und geistiger Bildung schwer zugänglich-, ein
Gürtel und eine Thierhaut als Kroß oder Mantel genügt ihnen zur Kleidung.
Gegen Vieh tauschen sie Brantewein und Tabak ein, ihre höchsten Genüsse; sonst
haben sie nichts weiter zu erstreben. Dabei sind sie aber gastfrei, wie die Kaffern
auch. Die sogenannten Buschmänner (holländisch: Bosjesmans), die auf
thierische Weise in Wäldern und Wildnisien hausen, gehören auch zur Raße der
Hottentotten; man meint, sie seien Abkömmlinge derer, die im 17. Jahrhundert
von den Europäern ihres Viehes beraubt und verjagt worden.
Es hat lange gewährt, ehe sich eine europäische Seemacht zu Niederlassungen
an der Südküste Afrikas entschloß. Es war kein Goldland, die Portugiesen also
eilten stets daran vorüber, um nach Sofala und weiter zu gelangen. Höchstens
wurde nur so lange verweilt, bis frisches Wasser eingenommen und Vieh geraubt
war. Erst später begriff >nan die Wichtigkeit einer dortigen sichern Station für
die Jndienfahrer, und als der holländische Wundarzt Ribbek sich von den Hotten-
totten ein Stück Land am Kap um etwas Leinwand erhandelt hatte, folgte die
Regierung seinem Beispiel und kaufte einen beträchtlichen Strich Südküste ilm
15000 fl., die sie in allerlei Waaren bezahlte. So entstand im Jahr 1652 die
Kolonie Kap land, die sehr bald eine große Bedeutung erhielt. Europäisches
Getreide, Obst, Wein, Südfrüchte gediehen nach Wunsch. In neuester Zeit hat
man noch Baumwolle, Kaffee, Thee, Bambus und sogar den Brodbaum dahin
verpflanzt rmd macht Versuche mit der Seidenzncht. Die Kolonie kann als
Keim einer Kultur betrachtet werden, die sich im nächsten Jahrhundert über ganz
Südafrika ausbreiten wird. Bis 1806 blieb sie holländisch. Seitdem gehört sie
den Engländern, welche damals, als Holland dem Willen Napoleons gehorchen
mußte, sich des Kaps bemächtigten und es im Friedenschluß 1814 behielten.
Das ganze Gebiet, wozu jetzt das schöne Küstenland Natal gehört, umfaßt
gegenwärtig 10000 Qm. und hat über 300000 Bew., nämlich 60000 Weiße,
meist Holländer, 50000 Neger (gewesene Sklaven) und Malaien. Die übrigen
sind theils Hottentotten, deren viele das Christenthum angenommen und sogar
Ackerbau treiben, theils Kaffern, besonders Betschnanen, deren großer Hauptort
*) ist noch nicht lange, daß die Völker in der Nähe des Kaschangebirgs
Beispiele davon erlebten. Die Zulahs wurden Eroberer, ihr Herrscher aber,
in fast wahnsinniger Blutgier, ging aufs Morden aus und suchte ganze Stämme,
die sich schon unterworfen hatten, auszurotten. Man sieht jetzt weite, vorder
zahlreich bewohnte Landstrecken völlig menschenleer.
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Extrahierte Personennamen: Ribbek Napoleons
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Dahome Afrikas Sofala Südafrika