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1. Neue Bilder-Geographie für die Jugend - S. 489

1819 - Nürnberg : Campe
Ober-Guinea. 48g 1. Die Pfefferküste hat ihren Namen von dem sogenannten guineischen Pfeffer, oder den Paradieskörnern, eine Art Zngber, der dort gewonnen wird. Sie reicht von dem Vorgebirge Sierra Leone bis zum Palmenvor- g e b i r g e. 2. Die Zahnküste, vermuthlich wegen der großen Menge Elephantenzähne die ausgeführt werden, so benannt, erstreckt sich bis zum Vorgebirge der drei Spitzen. Sie enthält ein holländisches Fort. 5. Die Goldküste reicht bis zum Voltaffuß. Ihre Bewohner zeichnen sich vor den übrigen Guineern aus, durch gute Bildung; auch haben hier die Europäer die mei- sten Niederlassungen. Die Holländer besitzen St. Georg bella Mina; die Engländer Cap Eorse; die Dänen Christiansburg. 4. Die Sklavenküste reicht bis zum Cap Gonsalves. Auf dieser Küste liegen die Reiche Benin und Dahomeh, unter der Regierung despotischer Könige, von welchen jähr- liche Blutfcfte gefeiert werden, bei denen eine große Menge Menschen zur Lust der Tiranncn ihr Leben opfern müssen. Aufgesteckte Menschenschädel sind da die Zierde der Palläfte und die Luft ihrer Bewohner. Der König von Dahomed lat iooo Weiber und 8000 Mann Soldaten. Im König- reich Benin ist die Stadt gleiches Namens eine der bekann- testen auf dieser Küste. Hieher gehören auch noch die vier Guinea-Inseln: Fernando dcl Po, (spanische Besitzung.) Die P r i n z e n i n se l, (portugiesische Besitzung.) Thomas, (portugiesisch.) Aunabon, (spanische Besitzung.)

2. Theil 2 - S. 246

1821 - Nürnberg : Campe
crus der Notb zu suchen. Er ahnete aber nicht, daß er eine Pulverminc aulegtc, die zuerst ihn selbst vom Throne stürzen, und dann sein ganzes Reich und die Nachbar- staaten in Brand stecken würde. Die Glieder der Nationalversammlung bestanden aus den Abgeordneten der hohen Geistlichkeit, de^> Adels und des Bürgerstandes (tiers- état). Der Bnrgerstand verschaffte sich bald die Ueberlegenheit über die beiden andern. Er verlangte gänzliche Gleichheit der Rechte und Pflichten; die Geistlichen und der Adel sollten sorran keinen Vorzug mehr genießen, sie sollten die Lasten des Staates mit tragen helfen, wie der gemeine Mann, und nur Verdienste sollten die Rangordnung bestimmen. Der pariser Pöbel blieb bei diesen Verhandlungen nicht unthatig, sondern unterstützte seine Abgeordnete nach be- sten Kräften, stürmte die Bastille (so nannte man das feste Schloß zu Paris), machte cs dem Erdboden gleich, bemächtigte sich des Geschützes und bewaffnete sich mit kleinem Gewehr. Von nun an wurden nicht nur zu Paris, sondern durch das ganze Königreich an deuari- stocraten (so nannte man den Adel), der Geistlichkeit und den Staatsbeamten Greuel aller Art begangen. Wer von diesen fliehen konnte, der entfloh, und so kamen eine Menge Emigrirte auch nach Deutschland. Die französischen Freiheitsschwindler behaupteten aber fhre beliebten Grundsätze von Freiheit und Gleichheit nicht nur gegen die Franzosen, sie machten sie auch gegen teutsche Fürsten, Bischöffc und Edcllcute geltend, welche Besitzungen in Frankreich batten. So nahmen sie ihnen z. B. alle ihre lehenherrlichen Rechte, das Iagdrecht, die gutsherrliche Gerichtsbarkeit, den Zehenten der Geistlich keit und alle ihre Privilegien. Da keine Widersprüche und keine Vorstellungen helfen wollten, so wurden end- lich förmliche Beschwerden bei Kaiser und Reich ange-

3. Historisches Bilder-Buch für die denkende Jugend - S. 149

1835 - Nürnberg : Campe
149 zumal dennoch manches Unaufklärbare in der Sache blieb, war für im- mer dabin. Im Allgemeinen machte sich der Adel damals überhaupt entweder durch eine von aller äußerlichen Decenz entfernte Sittcnlosig- keit verächtlich, oder durch ein starres, rücksichtsloses Bebarren bei sei- nen alten Vorrechten verbaßt. Nur Wenige waren gleich dem edlen Lafayette, der die Freibeit Nordamerikas miterfochten und in seine Seele ausgenommen batte, dessen Name als der dritte neben Franklin und Wasbingtvn ftebt, mit voller Wabrbeit von der Notbwendigkcit einer Aenderung überzeugt und entschlossen, selbst jedes erforderliche Opfer zu bringen. Dazu aber wollte sich Niemand, der Hof am we- nigsten, versteben. Schon 1781 hatte der König den reichen und im Finanzwesen wohlerfahrenen Genfer, Necker, dein er auf des Premier- ministers Maurepas Rath das Directorium der Finanzen übertragen batte, wieder entlassen, weil seine für den königlichen Hausbalt vorge- schlagene Einschränkung nicht nur keinen Eingang fand, sondern «Uri) Necker sich deswegen als einen Feind des Adels und des Königtbums, denen er ibre Vorrechte rauben wolle, gebaßt und verfolgt sab. Durch seinen Rechenschaftsbericht (Compte rendu) deckte er das Gebeimniß der innern Zerrüttung auf, und seit dieser Appellation an die öffentliche Stimme konnte es keine absolute Monarchie mebr geben. Der dritte Nachfolger Neckers, Calonne, der, übrigens gewandt, beredt, tbätig, ei- nen ganz entgegengesetzten Weg wie Necker einschlug, erschöpfte die noch vorhandenen Hülfsmittel so, daß man zu neuen Auflagen seine Zuflucht nehmen mußte. Wer aber sollte sie zahlen? Das Volk hatte Nichts mehr, die privilegirten Stände wollten Nichts geben. Calonne verfiel dal,er auf den Gedanken, die Notablen, d. b. die angesehensten Männer des Reichs, cinzuberufen, die (Febr. 1787) zu Versailles ibre Sitzungen eröffneten. Allein diese Versammlung, aus lauter Privilegir- ten bestehend, war durch die Eröffnung, man habe in wenigen Jahren 1046 Millionen Franken entlehnt, und die jährliche Ausgabe übersteige die Einnahme um uo Millionen, so wenig erfreut, daß sie nach einer Bewilligung einer neuen Auflage auf den Stempel, Aufhebung der Froh- nen, Ordnung des Kornbandels, und Einführung von Provincialstän- dcn, wieder auseinanderging, in das ganze Reich nur die Nachricht von der Noth des Hofs, den Fehlgriffen der Minister, den Verschwendun- gen am Hofe, und dem unheilbaren Elend des Volks verbreitend. Ea- lonne batte weichen müssen, allein sein Nachfolger Brienne bekam einen noch weit schwierigeren Stand. Denn nun entfaltete das Parlanient von Paris einen seit lange ungekannten Geist. Es weigerte sich hart- näckig, die Stempeltaxe in seine Register einzutragen; und obgleich es auf einige Zeit nach Troyes relegirt wurde, obgleich 18. Dec. 1787 der König den Protestanten Bürgerrechte verlieb und eine Zusammen- berufung der Reichsstände in fünf Jahren versprach, so protestirte es doch eben so fest gegen die Anerkennung einer neuen Anleihe von 400

4. Historisches Bilder-Buch für die denkende Jugend - S. 150

1835 - Nürnberg : Campe
150 Millionen, durch die man einstweilen der Stempeltaxe überhoben zu seyn glaubte, und als man endlich-die noch vorhandenen Rechte des Parlaments fast ganz vernichten, und einem eigenen Gerichtshöfe über- geben wollte, erhob sich in ganz Frankreich ein so ernsthafter Wider- spruch, selbst bei Adel und Geistlichkeit, und eine so laute Stimme für die Einberufung der allgemeinen Reichsstände, daß Brienne sich nicht mehr als Minister halten konnte, Ludwig aber die schon versprochene Versammlung der Reichsstände am 8. Aug. 1788 auf den 1. Mai 1789 einberief. An Brienne's Stelle wurde Recker zum zweitenmal Finanz- minister. Nun erhob sich über die Stellung des Bürgerstandes zu den beiden andern Ständen eine neue Frage; sollte er nur eine Stimme gegen die beiden andern haben, wie es in der alten Zeit gewesen war, oder sollte man seine Stimme verdoppeln, wie cs der Anzahl und Be- deutung des Standes angemessen war. Necker, der nun die Leitung des Ganzen hatte, wagte nicht allein zu entscheiden, sondern berief die Notablen abermals, welche mit geringer Stimmeninehrheit die Ver- dopplung des Bürgerstandes verwarfen. Dennoch erklärte der König (1788 Dec. 27.) die Verdopplung für zulässig, doch sollte jeder Stand für sich berathen. Die zweite wichtige Frage, über die Abstimmung, wurde der Versammlung selbst anheimgestellt. Die Eröffnung der aus 270 vom Adel, 201 von der Geistlichkeit, 578 vom Bürgerstande, worunter 212 Advokaten waren, bestehenden Reichsstände geschah am 5. Mai 1789. Zwei Tage vorher hatte der Aufstand der armen Be- völkerung in der Vorstadt St. Antoine, die das Haus eines reichen Tapetenfabrikanten Reveillon erstürmten und plünderten, und erst durch eine starke Abtheilung der Garde mit einem bedeutenden Blutbad ver- trieben wurden, eine schlimme Vorbedeutung künftiger Ereignisse gege- den. Nachdem am 4. eine religiöse Eeremonie, eine Proeession von der Kirche Notre Dame nach der Ludwigskirche stattgefunden, ervffnete am 5. zu Versailles der König in einem festlichgeschmückten Saale die Siz- zungen. Hier zeigte sich aber bald, daß der König, sey es nun aus eigner Furcht, sey cs alls Einfluß seiner Gemahlin und des übrigen Hofes, den Ständen lediglich die Beschäftigung mit einem Mittel ge- gen die Schuldenlast vorgelcgt haben und von andern Neuerungen schlechterdings nichts wissen ivollte, während die Stände, zwar mit ih- ren eigenen Absichten selbst noch nicht unter sich einverstanden, ja nicht einmal klar, dennoch fühlten, daß sie zu einem wichtigeren Zwecke als nur um neue Steuern zu bewilligen, von dem Könige, der nur die Stimme der ganzen Nation ausgesprochen hatte, einberufen worden wa- ren. Ludwig selbst wäre der nothwendigen Umgestaltung nicht entgegen gewesen, seine eigene Gesinnung und seine Einsicht in die Verhältnisse drängten ihn dazu, allein er schwankte unschlüssig zwischen dieser mit dem Minister Necker im Einklang stehenden Maaßregel und dem Ein- flüsse seiner Gemahlin und seiner Brüder. Zu diesem Mißverständniß

5. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 592

1874 - Mainz : Kunze
592 Afrika — Senegambien und Ober-Guinea. die von der Abdachung des Koug gebildet wird, die Beninküste hinzu. An dem einförmigen, mit Kokospalmen geschmückten Gestade gibt es keine geschlossenen Baien, keine Mündungen (außer denen des Niger) von bedeutender Breite, wenige Vorgebirge, die hoch über den Meeresspiegel hervorragen, und von unzähligen Flüssen nnr einige, die zu beschissen sind. Heiß, beinahe wie in Senegambien, befördert der fruchtbare Boden eine noch kräftigere Vegetation, vor allen im Nigerdelta, wo z. B. der schattenreiche Wollbanm eine Höhe von 30 m. im Stamm, 10 und mehr Meter im Umfang erreicht, so daß häufig ein Kahn für 100 Personen aus einem Stück gehauen wird. Die abgefallenen Früchte der Oelpalme liegen dort oft x/i m. hoch am Boden. Nähr-, Würz» und Nutzpflanzen hat Guinea in Menge, und von der Goldküste werden jährlich an 100000 Unzen feines Waschgold verschifft. — Die Bevölkerung, trotz der ewigeu Fehden und Menschenjagden im Innern, immer noch zahlreich, theilt sich in viele Staa- teu und leidet unter Aberglauben und Despotismus mehr als in Senegambien. Dort hat der Fetischendienst doch mildere Bräuche, in Guinea ist er mit barbarischen Men- fcheuopferu und mit größerem Priestereinflnß verbunden. Dennoch finden sich löbliche Eigenschaften im Volke, man schildert es meistens als mäßig, dienstfertig, thätig, gast- frei, und nur da verderbt, wo Jahrhunderte lang der Verkehr mit europäischen und amerikanischen Sklavenkäufern statt gehabt, also an vielen Punkten der Seeküste; doch ist jetzt im ganzen der Sklavenhandel in Ober-Guinea als erloschen zu betrachteu. — Unter den Negerstaaten sind einige durch Unterjochung andrer mächtig geworden, vor züglich folgende: 1. Auf der Goldküste das Reich Aschanti*). Es soll 3500 Q. M. und 2 Mill. E. haben. Man rühmt die Aschautis als tapfre Leute und als sehr geschickt in man« cherlei Arbeiten ans Thon, Eisen, Gold und Seide. Das Land ist außerordentlich reich au Produkten aller Art, namentlich auch an Gold, und Gold ist das einzige Geld welches (als Goldstanb oder in kleinen gewogenen Stücken) im Umlaufe ist. Dieser Rcichthum an Gold verbreitet einen ungeheuren Luxus, den man in einem Negerlande nicht vermuthen sollte. Der König ist ein konstitutioneller Monarch, aber mit viel absoluter Gewalt, die in den scheußlichsten Despotismus ausarten kann; er betrachtet sich als Herr über Person und Eigenthnm der Unterthanen, ist aber in mancher Hin- ficht durch gewisse Familieuhänpter (den Feudaladel) und durch gewisse Fundamental- Gesetze beschränkt, deren Nichtbesolgnng die Entthronung zur Folge haben würde. Merkwürdig ist es, daß die Thronfolge nicht den Söhnen, sondern stets den Brüdern zukommt, und daß jeder Thronwechsel mit großartigen Menschenschlächtereien verbunden ist. Der König und seiu Volk sind Heiden, obwohl es auch ein moslemitisches Quartier ^n der Hauptstadt gibt. Die Muhammedaner sind Haudelslcnte aus den Nigerländern. Der König muß sich 3333 Weiber halten, welche Zahl, als eine mystische, stets voll erhalten wird. Die Aschanti-Armee ist die Nation; wenn die Marschordre gegeben ist, schließen- sich alle tanglichen Männer ihren Compagnien an, Lebensmittel mit sich uehmend. Geschlageue Generale tobten sich selber. Die Engländer waren schon öfter und sind auch gegenwärtig wieder in einen nicht gerade glücklich geführten Kampf mit den bar- *) Man pflegte sonst Gninea in Löwengebirgs-, Pfeffer-, Zahn-, Gold-, Sklaven- und Beninküste abzntheilen.

6. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 742

1874 - Mainz : Kunze
742 Europa — Frankreich. und Verstand sich Bahn machen konnten. Ohne Zweifel strebten die edleren Schrift- steller danach, einen bessern Zustand der Dinge herbeizuführen; ste sprachen Ideen ans, die seitdem in Europa mehr oder minder zur Herrschaft gelangt sind, in Frankreich allerdings am wenigsten; auch gelang es ihnen, wesentlich zur Vertreibung der Jesuiten und zur Aufhebung dieses gemeinschädlichen Ordens beizutragen. Aber die häufig maß- losen, gegen Krone, Adel und Klerus zugleich gerichteten Angriffe in der Literatur unter- -gruben auch die Grundlagen von Staat und Kirche. Die große Masse der ländlichen Bevölkerung gerieth in immer größeren Nothstand; 2/s des Grundbesitzes waren in den Händen des Adels, Klerus und großer Kapitalisten, verpachtet an abhängige und ge- drückte Meier; nur ^/s im Besitz kleiner, verarmter Bauern. Die stets wachsenden und ungleich vertheilten Staatslasten steigerten die allgemeine Unzufriedenheit. Der Hof fuhr unterdessen unbekümmert fort, Frankreichs Ehre durch schlechtgeführte Kriege, be- sonders gegen Friedrich Ii. (Roßbach 1757) zu schänden, und die Finanzen durch fort- gesetzte Verschwendung noch mehr zu Grunde zu richten. Der neue König Ludwig Xvi. hatte bei aller Güte des Herzens nicht Einsicht und Kraft genug, um der Zerrüttung des Staats auf gefahrlosem Wege abzuhelfen. Als endlich die Roth drängte, als das Land bei einem Defizit von 198 Mill. Franks vor dem Staatsbankerotte stand, da ver- suchte man, durch neue Steuern den Ausfall zu decken, da erklärte aber auch das Pariser Parlament, nur die Reichsstände dürften neue Stenern verwilligen. Der König willigte ein. Die etats generaux, die seit 1614 nicht versammelt gewesen, wurden auf den 1. Mai 1789 berufen. Mit ihnen begann die Revolution, indem der dritte Stand (tiers etat) die beiden andern, Adel und Klerus nöthigte, mit ihm gemeinsam als Nationalversammlung zu berathen. Und da man von Unter- suchung des Staatshaushaltes zur Verbesserung aller sonstigen Gebrechen überging, so stürzte man leider alles Bestehende ohne Zandern um. Republikanische Ideen, schon seit 10 Jahren durch die glückliche nordamerikanische Revolution geweckt und genährt, ergriffen die Köpfe, der Pöbel von Paris mischte sich ein, man ward von schwärmerischen Begriffen der Freiheit und Gleichheit über alle Schranken hinansgerissen. Die besseren Köpfe und Gemüiher, die verständigen Männer, die anfangs an der Spitze der Revo- lution gestanden, sahen sich genöthigt, den wildesten Schreiern zu weichen. Rasende Jakobiner bemächtigten sich der Herrschaft; die Nation befleckte sich mit den gräßlichsten Verbrechen; der unglückliche König mußte für die Sünden seiner Väter büßen. Seit dem 21. September 1792 hieß Frankreich eine Republik, doch im Namen der Frei- heit ward die Freiheit mit Füßen getreten; denn Nüchternheit und vernünftig konser- vativer Sinn, ja noch mehr, Rechts sinn und Pflichtbewußtsein waren da- nials schon der französischen Nation abhanden gekommen. So konnte denn auch die Republik keine innere Festigkeit gewinnen; mehrmals wechselte sie ihre Einrichtung, bis es am 13. Dezember 1799 dem Corsen (also Nichtfranzosen) Napoleon Bonaparte gelang, sich als erster Consul zum Oberhaupte des Staates zu machen. Ungeachtet des Elends, worin sich das Reich während jener Zeit befunden, hatten seine Trnppen im Kampf mit den europäischen Königen manche Erfolge errungen; frei- lich waren die Ursachen derselben nicht sowohl in der Tüchtigkeit der republikanischen Heere, wie voreingenommene Federn oft glauben machen wollten, als vielmehr in der schlechten Führung ihrer Gegner und in der Kabinetspolitik der Höfe zu suchen.

7. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 926

1874 - Mainz : Kunze
926 Suropa — Brittisches Reich. und Beamte hätten dem Könige als dem Höchsten in der Kirche den Supremat-Eid zu leisten, ebenfalls für einen natürlichen Ausfluß der Kronrechte an. Diese Behauptung konnte ein Heinrich der Achte noch verfechten, auch Elisabeth konnte, was sie freilich minder tyrannisch that, daran festhalten; denn sie gehörten dem 16. Jahrhundert an und herrschten bloß in England. Allein im 17. Jahrhundert, wo Schottland und England, jedes mit eignem Parlament, unter derselben Krone standen, und wo unter den Schotten die presbyterianifche Kirchenverfassung vom Parlament zu Edinburgh be- stätigt und bereits eingebürgert war, auch mit dem Puritanism vieler Engländer sym- pathisirte (denn beide standen der neuen bischöflichen wie der früheren päbstlichen Dtd* nung streng entgegen) war jene Behauptung gefährlicher. Die Stuarts verstießen also auf kirchlichem und weltlichem Gebiete gegen die Ansichten ihrer Zeit und gegen das Recht der Nation. Schwach und schwankend in der äußern Politik (namentlich im 30 jährigen Kriege Deutschlands), erlaubte sich Jakob I. gleichwohl Eingriffe in das Steuerbewilligungs- recht des Unterhauses, löste das widersprechende Parlament in beleidigtem Hochmnthe auf und ließ auch wohl, so gutherzig und muthlos er sonst war, einzelne Parlaments- Mitglieder verhaften. Karl I., kräftiger als er und minder nachgibig, ging noch weiter.. Als gerichtliches Einschreiten gegen bedeutende Oppositionsredner, harte Strafen, wieder- holtes Auflösen protestirender Parlamente, ihm keine gefügigen Abgeordneten herbei- schaffte, und zu schlecht geführten Kriegen wider Spanien und Frankreich kein Geld ver- willigt wurde, brach er gradezu den altverbrieften Pakt mit der Nation, indem er dnrch eigenmächtig befohlene Steuern deren Bewilligungsrecht umging und dadurch selbst Stenerverweigermigen und andre Widersetzlichkeiten im Volke hervorrief. Unbesorgt um die weitern Folgen verschärfte er gleichzeitig die schon unter seinem Bater ergriffenen Maßregeln in Kirchensachen, verfuhr herrisch und gewaltsam gegen Andersgläubige, und ließ im eignen anglikanischen Gottesdienst gewisse längst beseitigte, an das Pabsuhnm erinnernde Ceremonien wieder zu. Wie unbesonnen! noch dazu, da seine französische Gemahlin als eifrig römisch bekannt war. Elisabeth hatte weise Staatsmänner aus- zuwählen gewußt; Karl dagegen schenkte denjenigen Gehör, die sein Echo waren, be- sonders wenn seine Ansichten durch sie noch verstärkt und auf die Spitze getrieben wurden. So war in Regierungsfachen sein Rath und Werkzeug Lord Strafford^ der geradezu auf Vernichtung der Volksrechte und auf unbeschränkte Königsgewalt los- steuerte, und auf kirchlichem Gebiete der Londoner Bischof Land, ein starrgläubigeo hartherziger Priester, den der König mit dem Erzbisthum Canterbury belohnte. Aergeo als zuvor wurden unter ihm die Puritaner (Glaubensreiniger) verfolgt und so gleich- sam mit Absicht zu Fanatikern gemacht, während ihre vertriebenen Prediger selbst unter dem anglikanisch gesinnten, aber durch die Willkür des Königs gereizten Theile des Volks Mitleid und neuen Anhang fanden. In Schottland zeigte sich die Aufregung am heftigsten. Dort, wo nach presby- terianischer Lehre weder ein König noch ein Pabst, sondern mir eine freigewählte Sy- node in Kirchensachen walten konnte, verweigerte man in Edinburgh und andern Städten den Bischöfen, die ihnen aufgedrängt wurden, den Gehorsam und schloß zuletzt, wie schon früher einmal, einen Covenant oder Verein zur Vertheidigung der Religions- freiheit. Der König erklärte dies für offenbare Rebellion, die mit Waffengewalt ge-

8. Die Neuzeit - S. 325

1884 - Mainz : Kirchheim
Einberufung der Stände. Mirabeau. 325 feit 175 Jahren nicht mehr befragt worben waren. Vom Abel kamen 300 Abgeorbnete und eben so viele von der Geistlichkeit; vom Bürger st anbe erschien die boppelte Anzahl. Weil aber die Mehrheit der hohen Geistlichkeit tmb des Abels mit bent britteri Stanbe gemeinschaftlich nicht beraten, also nicht nach Köpfen, fonbern nach Stänben abstimmen wollte, so erklärte sich der b r i 11 e Staub allein als die wahre N a-tioualverfammlung und machte bamit im Jahre 1789 (den 17. Juni) den Anfang zur Revolution. Der Befehl, die Sitzungen getrennt zu halten, würde nicht befolgt, irnb als die Versammlung das Lokal räumen mußte, fetzten sie ihre Beratungen im sogenannten Ballhaufe fort, wo sie feierlich schwuren, sich nicht zu irermett, bis sie dem Laube eine neue Verfassung gegeben hätten. Hierauf folgte am 23. Juni die k ö-nigltche Sitzung, worin der König einen kalt aufgenommenen Verfaffungsentwurf vorlegte und der Versammlung aus-einanber zu gehen befahl. Der Abel und bte Geistlichkeit gehorchten , aber der britte Staub blieb sitzen und als der ©eremonienmeifter an die Weisung des Königs erinnerte, rief Graf Mirabeau, ein Manu von seltenem Talent, aber sittlich verkommen, der sich mit einem Teil des Abels und der Geistlichkeit dem britten Staube angeschlossen hatte, mit feiner gewaltigen Stimme: „Sagen Sie Ihrem Herrn, daß wir hier finb kraft der Gewalt des Volkes und daß man uns nur durch die Gewalt der Bajonette wegtreiben wirb!" Und nun erklärte sich der britte Staub zu einer konstitnierenben (b. i. ber-faffungge&enben) Versammlung. Der König wagte nicht, leinen Willen bnrchznfetzen, vielmehr riet er einige Tage barauf dem Abel und der Geistlichkeit, sich mit dem Bürgerstanbe zu vereinigen. Der Pöbel aber, aufgeregt von dem Herzoge von Orleans, der, zwar ein Vetter des Königs, aber beffen Tobfeinb war, sowie von andern Gegnern des Königs, beging bereits große Unorbnungen. Die pflichtvergessenen französischen Solba-ten weigerten sich, den Ausschweifungen der Menge Einhalt zu thun, und es gelang den Parteihäuptern, sie völlig zum Abfall Zu verführen. Sie gingen haufenweife zum Volke über, das sie mit Speisen und Getränken bewirtete. Nun ließ Ludwig beutfche Truppen in Paris einrücken. Dieser Umstaub, zugleich mit der Entlassung Neckers, in dem das Volk feinen Liebling ehrte, entstammte die Einwohner von Paris zur höchsten Wut. Alles lief zu den Waffen; Zeughäuser und Waffenwerkstätten würden mit Gewalt erbrochen; ein wüteubes Geschrei: „Nach der Bastillel

9. Die neueste Zeit - S. 10

1886 - Mainz : Kirchheim
Einschreiten gegen „Demagogische Umtriebe." Görres. strengste Überwachung der Presse; die Auflösung der deutschen Burschenschaft, mit dem strengsten Verbote der Erneuerung derselben , sowie die Überwachung der Universitäten durch landesherrliche, mit unbeschränkten Vollmachten versehenen Kommissarien und 3. die Einsetzung einer Centralkommission zur Untersuchung und Bestrafung der „demagogischen Umtriebe." Diese Centraluntersuchungskommission, die am 8. November 1819 in Mainz zusammentrat und ihre Wirksamkeit bis zum ^ahre 1828 fortsetzte, verfügte zahlreiche Verhaftungen und hauste Berge von Akten an, konnte aber, ungeachtet die Burschenschaft im Geheimen fortbestand, die vermutete große Verschwörung nicht entdecken, weil eben eine solche nicht existierte. Äußerungen des Mißmuts in Briefen, Reden und Gedichten^ meist von unmündigen jungen Leuten, war alles, was sich auftreiben ließ. Nichtsdestoweniger wurden viele patriotisch gesinnte Professoren, unter ihnen der alte Ernst Moritz Arndt in Bonn und Jahn in Berlin, der die deutsche Jugend für das ^.nrn er wesen begeistert hatte, von ihren Stellen entsernt, zum Teil auch, nebst zahlreichen andern Männern, die während der Befreiungskriege durch Wort und Schrift die Flammen der Begeisterung für Deutschlands Wiedergeburt geschürt, zur Haft gebracht und in langwierige Prozesse verwickelt, ohne daß ihnen irgend welche hochverräterische Handlung nachgewiesen werden konnte. Auch gegen Görres, der sich im Jahre 1817 durch die Einreichung einer Adresse der Stadt Koblenz, worin die Einführung der versprochenen preußischen Verfassung gefordert wurde, aufs neue mißliebig gemacht und im Sommer 1819 eine flammende Flugschrift „Deutschland und die Revolution" herausgegeben, wurde ein Verhaftsbefehl erlassen; er kam jedoch der Vollziehung desselben durch die Flucht nach Straßburg zuvor, von wo er sich später nach der Schweiz begab. Dahin floh auch der als Dichter kühner Freiheitslieder viel genannte Ludwig Follenredakleur der „Elberfelder Zeitung." So blieb die Thätigkeit des „heiligen Bundes" in Deutschland eine lediglich negative, indem ihre Leiter sich darauf beschränkten, durch wohl durchdachte Gegenmaßregeln die politische Entwicklung einzudämmen, zurückzuhalten und niederzudrücken, statt, nach dem Ausscheiden des Schlimmen, das Brauchbare und Gute in den hervortretenden Lebenskeimen zu einer gedeihlichen Entfaltung zu bringen. Dies wurde auch nicht anders, nachdem die deutsch e_ Bundesverfassung durch die am 8. Juni 1820 erlassene „Wiener Schlußakte" die von dem Wiener Kongreß vorgesehene Ergänzung erhalten hatte; denn diese änderte nichts an

10. Die neueste Zeit - S. 121

1886 - Mainz : Kirchheim
Weitere Verbreitung des Aufruhrs. 121 Gedankenlosen mit, die überall die Mehrzahl bilden, und den Willenlosen, die allemal mit dem dicksten Hausen gehen; die ganze Nation ergriff der „morbus democraticus.“ Selbst alte, stocksteife Bureaukraten gingen jetzt mit dem Schleppsäbel und dem Karbonarihut umher, und greise, invalide Familienväter bezogen zum Entsetzen ihrer Frauen nachts die Bürgerwehrwache. Nur wenige behielten Besonnenheit genng, um durch den Wirrwarr unklarer Wünsche und Meinungen, die jetzt als „Volksstimme" Geltung haben sollten, ohne Schwanken sich hindurchzuarbeiten zu dem, was wirklich den: Volke uot that. Aber diese gemäßigten Freunde des Fortschritts wurden von den Volksrednern überschrieen, welche, zumal in der Hauptstadt, sich in leidenschaftlichen und maßlosen Angriffen auf alles Bestehende überboten. So konnte denn in Berlin sehr bald eine zügellose Volksherrschaft die Oberhand gewinnen, unter deren Einfluß alle wohlmeinenden Abfickjten der Regierung und alle Bestrebungen der gemäßigten Bürger vereitelt wurden. Durch das Träugen Zahlreicher Deputationen sah sich der König genötigt, am 22. März*) die Berufung einer v e r f a s s u lt g s m ä ß i g e u N a t i o u a l v e r s a m m-lung zu verheißen, welche eine neue Verfassung für den preußischen Staat beraten sollte; eine nochmalige Sitzung des vereinigten Landtages im April 1848 diente nur dazu, der Natio-ualversammlnng die Wege zu bahnen, indem der Beschluß gefaßt wurde, dieselbe dnrck) unbeschränkte U r w a h l e n zu bilden, an welchen alle Preußen ohne Unterschied des Standes, der Einsicht und der Bildnng gleichen Anteil haben sollten. Ehe jedoch die Nationalversammlung zusammentrat, wurde die Aufmerksamkeit und Thätigkeit der Regierung noch nach anderer Seite in Ansprnch genommen. In Posen war infolge der allgemeinen politischen Aufregung eine Empömng der polnischen Bevölkerung ansgebrochen. Schon im Jahre 1846 war dort eine Verschwörung entdeckt worden, welche zugleid) auch in Krakau und Galizien zum Ausbruch kommen sollte; man hatte dieselbe damals im Seime unterdrückt, jetzt aber hoffte die polnische Bevölkerung des Großherzogtnms bei der eingetretenen Erschütterung der Regierung leicht erreichen zu können, was zuvor mißlungen war. Die Fahne der Empörung wurde überall ausgepflanzt, die preußischen Wappen herabgerissen, die 1) An diesem Tage fand auch die Beerdigung der gefallenen Barrikadenkämpfer , 216 an der Zahl, auf dem Friedrichshain vor dem Landsberger Thore statt. Als der an 20,000 Köpfe starke Zug am Schlosse vorbeikam, stand der König entblößten Hauptes auf dem Balkon, bis die Särge vorüber waren.
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TM Hauptwörter (200)200

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