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1. Die deutschen Landschaften - S. 115

1896 - Trier : Lintz
Die schwäbisch-bayerische Hochebene. 115 d. s. die sumpfigen Niederungen i. Sw. des Kaukasus seine wichtigsten Anbau- gebiete. Die ägyptischen Mumien sind in Leinwand eingehüllt. In Palästina wurde schon vor der Einwanderung der Israeliten Flachsbau betrieben. Leinene Kleider galten bei allen orientalischen Völkern als die reinlichste und feinste Tracht. Wie in Aegypten und in anderen Ländern des Orients für die Priester das Tragen leinener Kleider Vorschrift war, so musste auch bei den Juden der Hohepriester vor dem Betreten des Allerheiligsten ein Gewand von Leinen an- legen. Zu den Griechen wurde die Leinwand von den Phönizie rn gebracht (phöniz. kitonet, griech. /naiv = Leinwand). Beide Völker haben aber weniger den Flachs selbst angebaut, als vielmehr das Spinnen und Weben der Flachs- faser und das kunstvolle Färben der Leinwand ausgebildet, sowie den Handel mit diesen Erzeugnissen betrieben. Von den Griechen lernten die Börner den Flachs, seinen Anbau und seine Behandlung kennen. Das Land Etr uri en, nördlich von Bom, ist ein altes Flachsbaugebiet. (Mitteil. v. Plinius ü. d. Flachs- bau i. Oberitalien). Mehr aber noch als in Italien selbst bürgerte sich diese wichtige Kulturpflanze in den römischen Provinzen Spaniens, Galliens und Germaniens (in den feuchten, nebeligen Ebenen der Barbaren, wie Plinius i. 19. Buche mitteilt) ein. Ein leinenes, mit roter Farbe geschmücktes Kleid war schon zu den Bömerzeiten der Stolz der germanischen Frauen; sie sassen in ihren unterirdischen Wohnungen, mit Spinnen und Weben beschäftigt (s. Plin.j. Von den Schiffahrt treibenden Küstenvölkern wurde der Flachs auch zur Her- stellung von Segeln verwandt, und erst die Verbreitung des Flachsbaues machte also die kriegerischen Seefahrten in späteren Jahrhunderten, z. B. der Sachsen im 4., der Dänen im 6. und der Normannen im 8. Jahrhunderte möglich. (Zur Zeit Gäsars waren noch Segel aus Tierfellen im Gebrauch, wie er von den Ve- netern in der Bretagne berichtet). Im Mittelalter erlangte der Flachs für das deutsche Hauswesen eine hohe wirtschaftliche Bedeutung. Fast jeder länd- liche Haushalt zog seinen Flachsbedarf selbst, und das Spinnen und Weben galt für alt und jung, für reich und arm als eine ehrende Beschäftigung, der sogar Fürstentöchter (z. B. Karls des Gr.) mit Eifer oblagen. Die duftenden Laden mit dem weissglänzenden Linnen waren der Stolz aller deutschen Frauen. Der Handel mit Leinwand, der besonders nach Italien ging, wurde eine Hauptquelle des Beichtums der deutschen Kaufleute (z. B. der Fugger in Augsburg). I m letzten Jahrhundert ist in Deutschland der Flachsbau stark zurückge- gangen. Manche Gegenden, in welchen er noch vor 10—20 Jahren in hoher Blüte stand, erzeugen heute keine handvoll Flachs mehr. Seitdem die Flachs- spinnerei vom Hand- zum Maschinenbetriebe übergegangen ist, werden an die Güte der Flachsfaser höhere Anforderungen gestellt. Nur gut zubereiteter Flachs von feiner und langer Faser, aus dem sich auch die teureren Garne verspinnen lassen, erzielen noch ordentliche Preise, während schlechte Ware fast unverkäuf- lich ist. Da aber in den meisten flachsbauenden Gegenden die Landwirte den Fortschritten der Technik nicht folgten und ihrem Gewächse nach wie vor eine schlechte Behandlung zu teil werden liessen, musste der Flachsbau unlohnend werden, besonders da andere Länder, nämlich Belgien, Bussland und Irland bessern Flachs zu liefern im stände waren. Gefördert wurde sein Bückgang noch durch die Vorherrschaft, die in letzter die baumwollenen Gewebe vor den leinenen behaupteten, und durch den Wettbewerb der Jute- gewebe. Neuerdings sucht man staatlicherseits den Flachsbau wieder in Deutschland zu h e b e n , indem man Einrichtungen (z. B. Flachsbereitungsanstalten, Flachsmärkte) trifft, die einen lohnenden Betrieb desselben ermöglichen. Doch wenn auch diese Bemühungen den ihnen zu wünschenden Erfolg haben sollten, wenn Deutschland seinen Bedarf an Flachs (ü. d. jetzige Einfuhr s. i. d. Bück- blicke nach) wieder selbst erzeugte und dessen Anbau eine neue Einnahmequelle für den Landmann werden sollte, eins kommt niemals wieder, nämlich die Poesie, die mit dem Spinnrade aus dem deutschen Bauern- und Bürgerhause verschwun- den ist. Der Flachs oder Lein wird zweitens der Oelgewinnung wegen ange- baut. Das Leinöl ist unter den trocknenden Oelen wegen seiner Verwendung zur Bereitung von Oelfarben, Firnis, Wachsleinwand u. s. w. das wichtigste. Seine Gewinnung geschieht durch Auspressen und zwar entweder auf kaltem oder

2. Erdkunde - S. 203

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 203 Portugal besitzt einen Teil von Senegambien sowie Angola, das große Gebiet südlich der Kongomündung. Der uuter der Souveränität des Königs der Belgier stehende Kongo st aat (auf 2 250 000 qkm und 14 Mill. E. geschätzt) reicht nur mit einem schmalen Streifen bis an die Mündung des Kongo, breitet sich aber in Centralasrika über den größten Teil seines Stromgebietes aus. (Bodenbeschaffenheit, Klima und Produkte der aufgezählten Ge- biete sind zumeist ähulich wie in Kamerun, siehe unten.) Deutsche Schutzgebiete sind: 1. Togo, 2. Kamerun, 3. Deutsch-Südwestafrika. Togo (82 000 qkm und 21/4 Mill. E., darunter etwa 100 Deutsche) liegt in Oberguinea zwischen der englischen Goldküste und dem französischen Dahome. Die Küste, nnr etwa 60 km lang, ist wegen der heftigen Brandung schwer zugänglich. Nach innen steigt das Land allmählich zu einer fruchtbaren, wohlbebanten Hoch- ebene und gut bewaldeten Gebirgszügen an. Die wichtigsten Er- zeugnisse sind Palmöl, Palmkerne und Kautschuk. Haupthafen ist Klein-Popo (5000 E.), Regierungssitz Lome (4000 E.). Kamerun (zu 495 000 qkm, also fast so groß wie das Deutsche Reich, und 3 Mill. E. geschützt, unter denen 250 Deutsche) liegt am innersten Teil des Guiueabusens zwischen Französisch-Kongo und Britisch-Nigerland. Die Ostgrenze bildet im allgemeinen der 15.° östl. L. von Greenwich bis zum Tsadsee. Nach seiner Oberflächen- gestalt besteht Kamerun aus einem schmalen, sumpfigen, feucht heißen und ungesunden Küstengebiet, das von einem Urwaldgürtel umschlossen wird. Jenseits desselben erhebt sich ein grasreiches, ziemlich gesundes Hochland, das im Norden zu dem Gebirge von Adamaua ansteigt. Doch steigt auch aus dem Küstenlande das vulkauische Kamerun- gebirge (4000 in) empor. Die zahlreichen Flüsse sind wegen der Stromschnellen nur streckenweise schiffbar. Die wichtigsten Ausfuhr- artikel sind Kautschuk, Palmöl, Palmkerne und Elfenbein. In neuester Zeit sind mit wachsendem Ersolg Kakao- und Kaffeepflanzuugen an- gelegt worden. Handelsmittelpunkt und Regierungssitz ist Kamerun.

3. Erdkunde - S. 207

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 207 Nördlich schließt sich daran das deutsche Schutzgebiet Deutsch- Ostafrika (941000 qkm, also fast zweimal so groß als Deutschland, und 3 Mill. E., darunter etwa 700 Deutsche). Das Gebiet erstreckt sich an der Küste vom Rovuma bis zum Wangafluß und landeinwärts über den Kilima-Ndscharo quer durch den Victoriasee und entlang dem Tauganyika- und Nyassasee. Die politischen Grenzen sind: Im Norden Britisch-Ostasrika, im Westen der Kongostaat, im Süden Britisch-Centralasrika und der portugiesische Freistaat von Ostafrika. Bild 75. Abessinier (König Menelik Ii.). und reichlichen Ertrag. Bei dem lichen Verkehrsweges in das Innere kann der in Aussicht genommene Bau einer Eisenbahn für die Erschließung des Landes und Förderung des Handels von großer Bedeutung werden. Ausfuhrartikel siud: Elfen- bein, Kautschuk (verdickter Saft einer Schlingpflanze), Kopal (bernstein- artiges Harz) und Tabak. Der Regierungssitz ist Dar-es-Saläm mit 6000 E. (Bild 74). Größere Handelsplätze sind: Tanga (4000 E.), Pangani (4000 E.) und vor allem Bagamoyo (10000 E.). Britisch-Ostasrika (über 1 Mill. qkm mit angeblich 6 Mill. E.) umschließt das Saud nördlich von Deutsch-Ostafrika bis zum Jubfluß. Hauptort ist Mombasa (15 000 E.). Das Kaiserreich Abessinien (Habesch) (508 000 qkm, 41f2 Mill. E.) auf dem mächtigen, schwer zugänglichen Hochland gl. N. ist ein Wie Kamerun, so hat auch Deutsch-Ostafrika einen schmalen, stark bewässerten, fruchtbaren, aber ungesunden Küstenstrich, dem sich nach innen ein grasreiches, von Gebirgen durchzogenes Hoch- land anschließt. An der Nord- grenze erhebt sich die vulkauische p fruchtbar. Die Anpflanzung von Kaffee und Tabak verspricht guten Masse des Kilima-Ndscharo bis zu 6130 m. Das Gebiet ist vollständigen Mangel eines natür-

4. Erdkunde - S. 200

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 200 — zerstörten frühern Hauptstadt Chartum gegenüber angelegte Omdnr- man, nnweit des Znsammenflusses des Weißen und Blauen Nils. Das eigentliche Ägypten breitet sich am Mittel- und Unter- lause des Nils aus; es reicht östlich bis zum Roten Meere, westlich mit unbestimmter Grenze bis in die Libysche Wüste. Den Kern des Landes bildet das Nilthal, das in Oberägypten nur eine Breite von 15 bis 20 km hat, in Unterägypten aber mit der Spaltung des Stromes sich bedeutend erweitert. Nur das Nilthal (ungefähr 30 000 qkm) ist anbaufähig; die regelmäßigen jährlichen Überschwemmungen Bild 72. Pyramiden. erzeugen eine außerordentliche Fruchtbarkeit. Die wichtigsten Pro- dnkte sind: Baumwolle, Getreide, Reis und Zucker. Der Handel hat dnrch die Erbauung von Eisenbahnen wie auch durch Eröffnung des Sueskanals in neuester Zeit einen lebhaften Aufschwung genommen. Die Bevölkerung — an 10 Millionen auf 1 Million qkm — ist in Unterägypten am dichtesten, wo auf 1 qkm un- gefähr 250 Menschen treffen. Mehr als 3/4 der Bewohner bilden die Fellachen (— Pflüger), größtenteils Taglöhner. — Herrschende Religion ist der Islam; doch giebt es über 1/2 Million Christen, zumeist Kopten, daneben an 60 000 Katholiken.

5. Erdkunde - S. 202

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 202 — welche in früher Jahreszeit nach Europa versandt werden, ferner von Getreide, Wein, Olivenöl, Vieh, Korkholz und Halfa, d. i. Steppen- gras, welches zur Papierbereitnng verwendet wird. — Die Haupt- stadt Algier (alsche, arabisch El-Dschesair) mit 92 000 E. steht in lebhafter Handelsverbindung mit Marseille. — Andere größere Orte sind: Oran mit 81 000 und Konstantine mit 48000 E. Marokko (812 009 qkm und 8 Millionen E.) ist ein Snltanat, dessen mohammedanische Einwohner dnrch ihren wilden Haß gegen die Christen berüchtigt sind. Das Land ist mit Ausnahme des südlichsten Teiles sehr fruchtbar, wird aber schlecht ver- waltet. — Hauptort ist das gewerbereiche Fes. zugleich wichtigster Handelsplatz des Innern, mit etwa 150 000 E. Von dieser Stadt haben die roten türkischen Mützen ihren Namen. — Die alte Haupt- stadt Marokko (ca. 50 000 E.) liegt prächtig am Fuße des schnee- bedeckten Atlas. — Tanger (20 000 E.), unfern der Straße von Gibraltar, ist der bedeutendste Seehandelsplatz. West- und Südafrika. Mit Ausnahme der Negerrepnblik Liberia an der Pfeffer- küste (85 000 qkm und 2 Mifi. E.) ist das ganze Gebiet in den Händen europäischer Mächte. Frankreich besitzt: 1. Senegambien und dessen Hinterland am Niger bis zu der bedeutenden Karawanenhandelsstadt Timbnktu, 2. die Elfeubeiuküste und Dahoine in Oberguinea, 3. Französisch- Kongo in Niederguinea. Zu Großbritannien gehört: 1. das Land am untern Gambia, 2. Sierra Leone, 3. die Goldküste, 4. Lagos mit der lebhasten Handelsstadt gl. N. (37 000 E.) und das Gebiet des untern Niger, 5. die Kapkolonie und Natal, endlich 6. Britisch- Süd- und Centralasrika, das sich vom Kapland nordwärts bis Deutsch-Ostafrika und dem Kongostaat erstreckt. 1

6. Die Landschaften Europas - S. 104

1900 - Trier : Lintz
104 Das Karpatenland und die Ungarische Tiefebene. Trabe jagen die Erntewagen hinaus zu den Vorwerken. Sehr gleichförmig liegen die Häuser, alle einstöckig, an der end- losen Strasse, jedes mit der schmalen G-i ebelsei te dieser zuge- kehrt. Ein niedriger, häufig sehr vernachlässigter Lattenzaun bezeichnet strassenwärts die Grenze des Anwesens. Die Wände bestehen aus Lehm, der zwischen zwei Brettern zar Mauer fest gestampft wird. Sobald der eingestampfte Lehm genügend ange- trocknet ist, werden die Bretter höher befestigt, und ein weiteres Stück Mauer wird aufgesetzt. Das Dach ist mit Stroh oder mit Schilf gedeckt Überall nisten Vögel. Der Eingang befindet sich immer auf der langen Hofseite des Gebäudes. Wir treten ein und befinden uns in einem Räume, der gleichzeitig als Flur und als Küche dient. Eine Frau heizt den Backofen, der in der Wand steht, aber mehr in das anstossende, strassenwärts gelegene Zimmer gerückt ist und nur von der Küche aus bedient wird. Zum Heizen wird meistens Stroh und Kuh dünge r, der zu Ziegelsteinform gepresst ist, gebraucht. Wir treten in jenes Nach- barzimmer. Es dient als Wohn- und Schlafzimmer zugleich. Der Fussboden ist, wie in der Küche, nicht gedielt — diesen Luxus können sich die Leute in dem holzarmen Laude nicht ge- statten —, sondern aus gestampftem Lehm hergestellt. Es ist Samstag, und der Boden hat für den kommenden Sonntag einen Schmuck, aus einer frischen Schicht von gelbem Lehm bestehend, erhalten. Aus weissem Sand sind Verzierungen auf ihm angebracht. Uber die Mahlzeiten der Familie wird uns folgendes er- zählt: Morgens bekommt jeder, ob gross oder klein, einen Schnaps. Der Hausvater geht mit einer Flasche des selbstge- machten Schnapses, der aus Mais oder Trebern gebrannt ist, rund. Jeder isst dann sein Weizenbrot mit Speck. Butter wird wenig und zwar wie Käse gegessen. Mittags wird ein vollstän- diges Essen, das aus Fleisch- und Mehlspeisen besteht, auf- getragen. Der Ungar liebt scharf gewürzte Speisen, be- sonders Gulyas und Paprikafleisch. Paprika ist die Frucht- hülle des sogenannten spanischen Pfeifers, der unreif grün ist und so mit Gurken, um diesen Wohlgeschmack zu geben, eingemacht wird. Die Samen werden nicht benutzt. Abends giebt es Mehl- speisen, die sehr gut zubereitet werden. Beliebt ist der Strudel, der aus dünn gerolltem Teig hergestellt wird. Mittags und abends trinkt der Ungar meistens auch seinen Wein. Zur Erquickung dienen ferner Obst und besonders Melonen. Von letztern giebt es zwei Arten, die Zuckermelone, die inwendig gelb, aus- wendig scheckig ist, und die Wassermelone, die inwendig rot, auswendig grün ist. Für den Fremden ist die Wassermelone un- gesund. Die Ungarn essen grosse Scheiben von ihnen mit sicht- lichem Behagen und nagen dazu vielleicht einen Maiskolben ab. In dem Hofraum des ungarischen Wohnhauses ist nicht viel zu sehen. Das Vieh ist meistens auf der Weide, und das Getreide bleibt auf dem Felde. Nur kleine Nebengebäude sind andas

7. Die Landschaften Europas - S. 356

1900 - Trier : Lintz
356 Das Russische und Rumänische Tiefland. Betten in unserm Sinne kennt man in dem russischen Bauernhause fast gar nicht. Als Schlafstelle dient die Palata (= Zelt), ein Bretterboden, der von der obera Kante des Ofens bis zur gegen- überliegenden Wand reicht. Als Bettzeug werden Schafsfelle, Filz- decken, kleine Kissen und alte Kleider benutzt. Ausser einigen Holzbänken und schweren Tischen aus Tannenholz besteht die Möbelausstattung der Isbà noch aus einer grossen Kiste, die die wertvollsten Habseligkeiten der Familie birgt. Reinlichkeit ist nicht die starke Seite der russischen Bauern- familie. Tägliches Waschen ist nicht Sitte, obschon es bei dem engen Zusammenwohnen und Zusammenschlafen notwendig wäre. Trotzdem sieht es mit der Sorge für die Reinlichkeit nicht so schlimm aus, als wir hiernach annehmen möchten. Nach der Woche Müh und Arbeit kommt der Samstag. An diesem Tage nimmt jeder russische Bauer ein heisses Dampfbad. Es hat diese Sitte zugleich eine religiöse Bedeutung. Kein rechtgläubiger Russe würde ohne jene gründliche Reinigung am Körper es wagen, Sonntags das Gotteshaus zu betreten. Das Dampfbad wird entweder in einer Gemeindebade- stube oder in einer kleinen Badestube, die im eigenen Hause eingerichtet ist, genommen. Durch Aufgiessen von Wasser auf glühend gemachte Steine wird ein heisser Dampf erzeugt, in dem man so lange aushält, bis der Körper ganz in Schweiss gebadet ist. Die Schwitzenden schlagen sich mit Birkenruten, und zum Schlüsse begiessen sie sich mit kaltem Wasser oder wälzen sich draussen im Schnee. Nachher fühlt sich der Körper sehr erfrischt. Sehr einfach ist die Ernährungsweise des russischen Landvolkes. Brot, gesalzene Fische, Kohl, entweder frischer oder gesäuerter, Milch, Eier, Hülsenfrüchte, sowie Zwiebeln, Gurken und Pilze sind die Hauptnahrungsgegenstände. Fleisch ist eine Fest- tagsspeise und wird nur der Kohlsuppe, die fast alltäglich wie- derkehrt, zugefügt. Der Schnaps g en us s ist ziemlich verbreitet. Bier jedoch verschmäht der russische Bauer, weil es ilm nicht schnell genug berauscht. Berauschtwerden ist aber seine einzige Absicht beim Branntweintrinken. Doch bürgern sich immer mehr zwei Yolksgetränke ein, denen auch in andern Ländern eine grosse Verbreitung zu wünschen wäre, nämlich Kwass und Tliee. Der Kwass ist ein kühlendes, durststillendes und wohlschmeckendes Halb- bier, das verschieden, z. B. aus Roggenmehl und Malz, aus Schwarzbrot und Äpfeln u. s. w. zubereitet wird, indem man eine Gärung im Wasser eintreten lässt. Es besitzt keinen Alkoholgehalt. Der Thee wird in der vortrefflichen russischen Theemaschine, dem blank geputzten Ssamovär, der ein Zierstück fast eines jeden Hauses ist, zubereitet. Das russische Volk liebt sehr den Gesang. Das tiefe Em- pfinden des russischen Gemütes kommt bei diesem zum Ausdruck. Bei der Arbeit, bei der Ruhe und besonders bei festlichen Gelegen- heiten ertönen die sanften Melodieen, die durch ihren gedehnten Vortrag an die endlosen Ebenen des Landes erinnern. Doch auch plötzliche Übergänge zu einem wilden Rythmus kommen in ihnen vor und erzählen uns von noch ungezügelten Naturkräften des Volkes. In langgezogenen hohen Tönen klingt häufig das Lied aus, welches meist mit einem einfachen Instrumente, einer Art Harfe oder Zither, begleitet wird.

8. Die Landschaften Europas - S. 405

1900 - Trier : Lintz
Mittelitalien. 405 lernen wollten. Nachdem wir den langen Tunnel von Pietrafitta durchfahren hatten, erblickten wir in einem andern Hochthal den malerischen Ort Goriano- Sicoli mit einer Vorstadt von seltsamen Höhlenwohnungen. Es folgte wieder ein Tunnel, und als wir seinen schwarzen Schlund verlassen, lag vor unsern Augen im ersten Morgenlicht die weite Thalebene von Sulmona. Uber dem grünen Thal wogten noch die Nebel, jenseits stiegen die mächtigen Stein- massen der M o r r o n e - und Ma j ellakette auf, deren weisse Schneegipfel sich glänzend von der klaren, blauen Luft abhoben, und über dem nördlichen Ende des Thaies ragte in rötlichem Scheine der steile Felskoloss des Gran Sasso, des höchsten Gipfels des Apennin, auf. Von dei Station Anversa wanderten wir zu dem gleichnamigen armseligen, jedoch prächtig gelegenen Dorfe. Hinter diesem nahm uns das Thal des Sagittario auf. Dasselbe ist meist so eng, dass unten auf der Sohle nur Raum für den Wasserlauf bleibt, und die Abhänge sind so steil, dass die Fahr- strasse in die Felswand hineingesprengt werden musste und an einzelnen Stellen unter überhangendem Gestein und durch künstliche Pforten führt. Die Thalbilder und auch die grünen Matten auf den Bergabhängen erinnern an die Alpenwelt. Hinter Castrovalve durchbricht die Strasse in einem mächtigen Thorbogen den Fels, und jenseits öffnet sich der heitere Ausblick auf eine üppig grünende Thal- erweiterung mit einem bunten Rahmen von Bergen, die bis zu 2000 m ansteigen und bald kahl und zerklüftet, bald mit Matten und Niederholz bewachsen sind. In einer Felsennische liegt die Einsiedelei S. Domenico. Dann erscheint das Dörfchen Vi 11 alago, dessen Häuser unheimlich über einem tiefen Abgrund hängen. Das Gestein ist fast ganz von Moos, Gras und Buschwerk verdeckt, und aus dieser grünen Wildnis hervor stürzen sich in zahlreichen Silberfäden und Cascaden die Wasser des Sagittario herab, die in unterirdischem Laufe dem eine halbe Stunde weiter oben im Thale gelegenen See von Scanno, dem Ziel unserer herrlichen Abruzzenwanderung, entströmen. Von den früher genannten Flüssen, die von der Westseite des Apennin rinnen, ist der bedeutendste der Tiber. Er ist 393 km lang, und sein Abflussgebiet ist fast 17000 qkm gross. Obschon der Tiber auf seinem obera Laufe durch ein fruchtbares Thal fliesst, liegt an seinem Ufer ausser Rom, das schon die Gunst der Meeresnähe geniesst, keine einzige grössere Stadt. Auf die „Ewige Stadt", die seit mehr als zwei Jahrtausenden die Augen der Völker auf sich gelenkt hat, wollen wir noch einen Blick werfen. Im alten und neuen Rom x). Rom ruht auf mehreren Hügeln. Von diesen sind der Palatin, der capitolinische, der A ven tin, der Coelius, der Esquilin, der V imi nal und der Quirinal jene sieben geschichtlichen, nach denen die Stadt häufig auch die Siebenhügelstadt genannt wird. Gegenwärtig breitet sie sich auch über den Monte Pinio, den eine herrliche Promenade schmückt, und von dessen Terrasse man eine unvergleichliche Überschau über die Stadt geniesst, ferner auf der andern Tiberseite über den Monte Giani- colo und Monte Vaticano aus. Das Häusermeer des jetzigen Rom mit einem Gewirr enger und krummer Gassen, in seiner Nordhälfte durchschnitten von dem schnurgeraden berühmten Korso, liegt in der Ebene des alten Campus Martii. Die Hügel Palatin, Aventin und Coelius bilden den Stadt- bezirk, den man insbesondere das „Alte Rom" nennt, weil sich dort die meisten baulichen Uberreste aus dem Altertum zusammendrängen. Hinter dem Kapitol *) Frei bearbeitet nach v. Hellwalds Darstellung in dem Buche: Die Erde und ihre Völker.

9. Freiburger Lesebuch - S. 32

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 32 — kirchen und von der St. Nikolanskirche in der Vorstadt Neuburg die Glocken läuteten, wurde der Englische Gruß gebetet. Dann wurde zu Mittag Suppe, Fleisch, Gemüse, reichlich Brot, sehr oft statt des Fleisches Fische, namentlich Heringe und Stockfische gegessen; auch Milch wurde viel getrunken; denn viele Bürger hatten noch eine Kuh im Stalle stehen. Manchmal, an Waschtagen, wenn die Wäsche auf den Wiesen vor der Stadt zur Bleiche ausgelegt wurde, da aßen Mutter und Kinder draußen im Freien unter dem Nußbaum. Das war allemal ein Fest! Oder wenn gar um Martini der Vater das fette Schwein aus dem Stalle holte, der Metzger das Messer schliff, und zum Mittag die frischen Blut- und Leberwürste mit dem neuen Sauerkraut oder den sauren Rüben auf den Tisch kamen! Am Nachmittag, wenn die Bauern und fremden Händler die Stadt wieder verlassen hatten, war es stille in den engen Gassen. Da saßen nun die Bürgersfrauen vor den Häusern, hüteten die Kinder und besorgten daneben allerlei Hausarbeit, nähten, strickten und flickten und sangen dazwischen wohl auch ein fröhliches oder ernstes Lied. Dieses Verweilen in der freien Luft war nötig, denn die alten Häuser waren oft recht schmal und hatten nicht viel Luft und Licht, und besonders die Schlafräume lagen in den dunkeln Alkoven. An Sonn- und Feiertagen gab es allerlei Abwechslung in dieser stillen, fleißigen Tätigkeit. Am Morgen ging der Vater, an hohen Feiertagen mit dem Degen an der Seite, die Mutter in der goldgestickten Haube, in das Münster ins Hochamt, wo der Vater bei seinen Zunftgenossen den Platz hatte. Nachher wurden die Gräber auf dem Kirchhof ums Münster besucht; am Bäckerlicht und bei der St. Andreas-Kapelle (bei der Volksbibliothek) brannten Lichter für die armen Seelen. Schon um elf Uhr wurde Sonntags zu Mittag gegessen. Um ein Uhr war Christenlehre. Erst nach der Vesper begann das fröhliche Sonntagstreiben. Im Stadtgraben um die Festungsmauern lockten die Kinder die Hirsche und Rehe, die in Friedenszeiten, wenn der tiefe Graben nicht mit Wasser gefüllt war, da gehalten wurden. Droben beim Schützen übten sich die Gesellen vom Stahl im Scheibenschießen. Auf der Wiese drehten sich Burschen und Mägde im Tanz. Auch in der Stadt gab es allerlei Belustigung, namentlich auf dem Münsterplatz. Da trieben die Ritter vor dem adeligen Gesellschaftshaus „zum Ritter" (Erzbischöfliches Palais) das Wasfenspiel. Auch friedlichere Schauspiele wurden auf dem Platz aufgeführt, Szenen aus dem Heiligenleben oder der Bibel, auch aus der Geschichte und Sage. Den Höhepunkt bildete aber das Fronleichnamsfest. Alle Zünftigen traten in Harnisch und Gewehr an. Der Zunftmeister trug stolz während der Prozession die Zunftfahne, die schon in vielen Kämpfen mit dabei war. Die Meister trugen in feierlichem Schritt die Büste des Zunftheiligen oder wirkten in den Darstellungen mit, die auf Wagen allerlei Szenen aus der biblischen Geschichte boten. Nach der Prozession hielten die Meister

10. Lehrbuch der Erdkunde - S. 122

1903 - Trier : Lintz
122 Afrika. mittleren Sudan haben die Eingeborenen den Handel selbst in Händen Seit Jahrhunderten haben an den Küsten auch euro- päische Staaten Handelsstellen, sog. Faktoreien, zum Zwecke eines Tauschverkehrs unterhalten. In den meisten Mittel- meerländern und in Südafrika bewegt sich der Handel fast ganz in europäischen Formen. Gegenstände Zur Ausfuhr gelangen aus dem mittlern Afrika hauptsächlich Elfen- des Handels. bein, Kautschuk, Palmkerne und Palmöl, Gewürznelken, Straußenfedern, Gummi und Kaffee, zur Einfuhr Baumwollstoffe, Waffen, Munition, Perlen, Eisen- und Messingdraht und der sehr begehrte, vielfach aber im Handelsverkehr verbotene Rum. Stoffe, Perlen, Eisen- und Messingdraht bilden gleichsam das Geld. Als solches dienen noch manche andere, oft seltsame Gegenstände, außer Goldstaub z. B. Salzstangen, die Kaurimuschel, die von Sansibar und Indien eingeführt wird (2500—3000 Stück haben etwa 4 M Wert) und in ganz Nordostafrika merkwürdigerweise der Mariatheresientaler (mit der Jahreszahl 1780). Ägypten führt hauptsächlich Baumwolle aus, Tripolis, sowie Tunesien Haifagras, Algerien Haifagras, Kork und vor allem Wein. Aus Marokko ist fast jede Ausfuhr ver- boten. Südafrika tritt mit großen Reichtümern auf den Weltmarkt, Seine Hauptprodukte sind Gold, Diamanten, Straußenfedern und Wolle. formen und Man könnte Afrika nach der herrschenden Verkehrsform Verkehrsmittel.in mehrere Verkehrsgebiete teilen. In den Mittelmeerländern und in Abessinien dienen hauptsächlich Esel und Maultier dem Verkehr, die Sahara ist das Gebiet der Kamelkarawanen, die Savannen und der Urwald, fast ganz Mittelafrika, sind das Gebiet der Trägerkolonnen (warum?), Südafrika mit seinen ebenen und ziemlich kahlen Hochflächen endlich ist das Gebiet der Ochsen- wagenzüge. Zu den einheimischen Verkehrseinrichtungen sind in den letzten Jahrzehnten die Eisenbahnen gekommen. Diese haben für ganz Afrika zur Erschließung des Innern eine ganz besonders große Bedeutung, weil der Erdteil wenig gegliedert ist und fast alle Ströme vor der Mündung durch Katarakte gesperrt sind. East alle europäischen Staaten haben daher in ihren Kolonien den Bau von Eisenbahnen begonnen. Algerien, das Nildelta und Englisch-Südafrika haben bereits ein verzweigtes Eisenbahnnetz. Zwei großartige Eisenbahnbauten sind auf afrikanischem Boden in der Ausführung begriffen, eine französische Tr ans s äh a rab ah n , die von Algerien nach Timbuktu führen und durch das Senegalgebiet eine Verbindung mit der Westküste erhalten soll, und die englische Zentralbahn, die ganz Afrika von N nach S, von Kairo bis Kapstadt, durchschneiden soll. Wichtige Eisen- bahnbauten sind auch im Kongogebiete zur Umgehung der die Schiffahrt dieses Stromes unterbrechenden Katarakte geplant oder schon ausgeführt. Binnen- Wenn überall durch Eisenbahnbauten die Kataraktenzone der schiffahrt. afrikanischen Ströme umgangen ist, werden diese eine bedeutende Entwicklung der Binnenschiffahrt gestatten. Der Nil kann nach Fortführung der Nilbalm bis Chartum bis zum 5° N befahren werden. Seiner Wasserstrasse fehlen aber die langen Seitenarme. Solche besitzt der Kongo, dessen Stromnetz schiffbare Strecken von zusammen 20000 km besitzen soll. Der Niger wird schon auf seinem obersten Laufe schiffbar, aber durch die Kataraktenzone zwischen dem 9. und 10. Parallelkreise in zwei Schiffahrtsstrecken geteilt. Eine wichtige Schiffahrtslinie bildet der Benue. Eine
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