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1. Lehrbuch der Weltgeschichte für Schulen - S. 99

1872 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
— 99 — die Wittwe des ermordeten Kaisers, Eudoxia, zwang, sich mit ihm zu vermählen. Nachdem sich diese von der Theilnahme des Maximus an der Ermordung ihres Gemahls überzeugt hatte, rief sie aus Rache heimlich den Vandalenkönig Geiserich aus Afrika herüber nach Italien. Maximus, der entfliehen wollte, wurde vom Volke gesteinigt, und Geiserich zog in das zitternde Rom ein. Die Stadt blieb zwar auf die Fürbitte des Papstes Leo von Feuer und Schwert verschont, wurde aber vierzehn Tage lang von den wilden Vandalen mit einer Wuth geplündert, die ihren Namen zur Bezeichnung roher Zerstörungslust sprichwörtlich gemacht hat. Mit reicher Beute, darunter die bedeutendsten Kunstschätze Roms, und einer Menge Gefangener, unter ihnen auch Eudoxia, kehrte Geiserich nach Afrika zurück. Von den acht noch folgenden Kaisern wurden die meisten durch den Sneven Ricimer, der sich der höchsten Gewalt bemächtigt hatte, ein- und abgesetzt. Der letzte weströmische Kaiser war Romulus Augustulus, den sein Vater, der Feldherr Orestes, auf den Thron erhoben hatte. Von diesem forderten die deutschen Hilfstruppen, die unter dem Namen von Verbündeten die eigentliche Kriegsmacht des Reiches bildeten, den dritten Theil aller italienischen Ländereien; da diese Forderung zurückgewiesen wurde, zwang Od oaker, ein Fürst der Heruler und Rugier, nachdem Orestes erschlagen worden war, den jungen Kaiser zur Abdankung, indem er ihm die Villa des Lucullus in Campanien zum Aufenthaltsorte anwies. Odoaker wurde zum Könige von Italien ausgerufen; die kaiserliche Würde blieb abgeschafft. Zur Zeit der Auflösung des abendländischen Reiches waren die Länder desselben folgendermaßen vertheilt: 1) Italien — das Reich Odoakers, das sich bis zur Donau erstreckte. 2) Pannonien — die Ostgothen. 3) Die Schweiz — Alemannen (ein mächtiger deutscher Völkerbund). 4) Die Niederlande und das nördliche Frankreich — Franken. 5) Das nordwestliche Frankreich (Bretagne) — Briten. 6) Das südöstliche Frankreich und die westliche Schweiz — die Burgunder. 7) Frankreich südlich von der Loire und das nördliche Spanien — die Westgothen. 8) Das übrige Spanien — die Su even. 9) Die afrikanische Nordküste (Afrika) — die Vandalen. 10) Britannien — die Angeln und Sachsen. T

2. Lehrbuch der Weltgeschichte für Schulen - S. 52

1872 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
— 52 — In Latium, südlich von Etrurien, hatte sich, der Sage nach, Aeneas mit einer Schaar Trojaner niedergelassen, und sein Sohn Askauias galt als der Erbauer der Stadt Albalonaa der Mutterstadt Roms. Ueber den Ursprung der Stadt Rom erzählt die Sage folgendes: Prokas, König von Alba Longa, hinterließ zwei Söhne, Nnmitor und Amulius. Amnlins stieß den älteren Bruder vom Throne, tödtete dessen eohn und machte dessen Tochter Rhea Sylvia zur Vestaliu (Priesterin der Vesta), als welche sie nn-verheirathet bleiben mußte. Da sie sich nichtsdestoweniger mit dem Kriegsgotte Mars vermählt hatte, ließ Amulius sie lebendig begraben, ihre Zwillingssöhne, Romulus und Remus, aber in der eben ausgetretenen Tiber aussetzn:. Als der Strom zurückgetreten war, blieben die Kiuder au der Wurzel eines Feigenbaumes sitzen.^ Hier wurden sie von einer Wölfin gesäugt, bis der Hirtc Faustn lus sie fand und sie, vou Mitleid ergriffen, mitnahm in seine Hütte. Als sie zu rüstigen Jünglingen herangewachsen waren und von ihrer Abkunft Kenntniß erhalten hatten, erschlugen sie den Amulius und setzten ihren Großvater wieder auf deu Thron, Hum Lohn für diesen Dienst gestattete Nnmitor seinen Enkeln, am "User der Tiber eine Niederlassung zu gründen. Auf dem Palatinischen Hügel, am linken Tiberuser, legten sie den Grund zu der neuen Stadt; doch es entstand Streit unter den Brüdern, wem die Ehre zukomme, derselben den Namen zu geben. Götterzeichen sollten den Streit entscheiden, und die Brüder stellten sich auf zwei verschiedene Hügel, sie zu erwarten. Da erschienen dem Remus zuerst sechs vorüberfliegende Geier, glrich darauf aber dem Romnlus zwölf. So erschien der Wille der Götter zweideutig, und es kam zu einem neuen Streit, in welchem Remus erschlagen wurde. Romulus wurde also König der neuen Stadt, die nach ihm Rom genannt wurde. Als das Grüuduugsjahr der -Ltadt gilt das Jahr 754 v. Chr. Geb. §. 17. Rom unter Königen. (754—510 v. Chr.) Romulus (754—717) theilte die Bürger in drei Stämme (Tribns) und jeden Stamm in zehn Bruderschaften (Cnrien). Diese Cnrien bildeten die Volksversammlung (Comitia curiata), in welcher über alle wichtigen Angelegenheiten berathen wurde. Die Regierung führte, im Vereine mit dem Könige, der Senat, der

3. Lehrbuch der Weltgeschichte für Schulen - S. 92

1872 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
— 92 — ~ Spaltungen und dm fortgesetzten Angriffen feindlicher Volker, die von allen Seiten über die Grenzen eindrangen ^n st-tner größten Ausdehnung umfaßte das Reich folgende Provinzen-Italien mit den umliegenden Inseln, Portugal (Lusitania), vs Pa rtien (Hispama), Frankreich (Gallia), England und den südlichen Theil von Schottland (Britannia) ß"fc ?L%gia und Batavia)' Deutschland, westlich vom Rhein und südlich von der Donau (Germania), die Schweiz (Helvetia), Ungarn, südlich von der Donau (Pannonia), die Moldau und 1 tacf)ei (Dacia)t die ganze europäische Türkei, nebst allen Inseln des mittelländischen Meeres, die Küstenländer des jchwarzen Meeres, Kleinasien bis zum Euphrat, die Küsten des mittelländischen Meeres: Syrien, Phönizien, Palästina, egypten, Tunis, Algier u. s. w. bis zur Meerenge von ison Co mmodus (180—192), dem lasterhaften Sohne des Marcus Aurelius, an bis zum Untergänge des Reiches herrschten tast unausgesetzt schlechte Kaiser, mitunter' Wütheriche, von denen die meisten durch die Prätorianer eingesetzt und wieder gestürzt wurden und nur wenige eines natürlichen Todes starben. Erwähnung verdienen nur Alexander Severus, Aurelianus Probus und Diocletian. ' Während der musterhaften Regierung des Alexander Severus x un^er welcher sich das Reich wieder einigermaßen von ^ier^9jährigen Erschütterungen und Leiden erholte, stürzte Arta-xerres, der Sassanide, das Reich der Parther und stiftete das neupersische Reich oder das Reich der Sassaniden (226). Alexander wurde von seinen rheinischen Soldaten unweit Mainr erschlagen, 235. 5 Aurelianus (270—275), ein kriegerischer Kaiser, bemühte sich vergebens, dem Reiche seine frühere Ausdehnung zurückzugeben, erhielt aber nichtsdestoweniger den Titel Wiederherstell er des Reiches. Er besiegte die berühmte Zenobia, die Königin von Palmyra, jtn Heldensinn eine zweite Semiramis, zerstörte ihren prachtvollen Herrschersitz und führte sie selbst gefangen nach Rom, ließ ihr jedoch, nachdem sie als Gefangene seinen Triumphzug verherrlicht hatte, eine edle Behandlung zu Theil werden. Aurelianus wurde auf einem Zuge gegen die Perser ermordet (275). Probus (276—282), von Geburt ein pannonischer Landmann, ein einsichtsvoller, tüchtiger Regent, kämpfte am Rhein und an der

4. Lehrbuch der Weltgeschichte für Schulen - S. 54

1872 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
t — 54 — an friedliche Beschäftigungen zu gewöhnen, vertheilte Numa die eroberten Läudereien unter die unbemittelten Bürger und führte, zuv Sicherung des Grundeigenthums, die Verehrung des Gottes Terminus, des Beschützers der Feldsteine, ein. Auch die Einführung des Ordens der Vestalinnen wird ihm zugeschrieben, deren Hauptaufgabe in der Unterhaltung des heiligen Feuers auf dem Altare der Vesta bestand, und die den strengsten Regeln unterworfen waren, dafür aber auch große Auszeichnungen geuossen. Die Sage zeigt uns in der Regierung des Numa eine Zeit ungestörten Friedens und ungetrübten Glückes und in dem von ihm beherrschten Rom eine Stätte, auf welcher der Segen der Götter richte. Auf Numa folgte Tullns Holtilius (672—640), ein kriegerischer König, an Sinnesart dem Romnlns ähnlich. Unter ihm brach ein Krieg mit der Mutterstadt Alba Longa aus, der durch einen Einzelkampf der Horatier und Curiatier zu Gunsten der Römer entschieden wurde. Die Curiatier, drei albanische Brüder, wurden, nachdem bereits zwei ihrer Gegner gefallen waren, von dem einzigen überlebenden Horatier durch eine scheinbare Flucht getrennt und einzeln überwunden. Der getroffenen Übereinkunft gemäß, mußten die Albaner die Oberherrschaft der Römer anerkennen. Der siegestrunkene Horatins, der an der Spitze des jubelnden Heeres in die Stadt zurückgezogen war, ließ sich durch die lauten Klagen seiner Schwester Camilla, die mit einem der Curiatier verlobt gewesen, zum Schwestermorde hinreißen, und so streng hielten die Römer an ihren Gesetzen fest, daß der Retter der römischen Freiheit zum Tode verurtheilt wurde. Die flehentliche Bitte des greisen Vaters, ihn nicht seines letzten Kindes zu berauben, rührte jedoch das Volk, und der Schuldige wurde einfach zur Sühne feiner Schuld, mit verhülltem Haupte von den Lietoren unter dem Galgen durchgeführt. Die Albaner trugen indessen das römische Joch nur mit Widerwillen, und ihr Feldherr Mettus Fuffetius sann auf ein Mittel, es abzuschütteln. Er reizte die Vejen ter undfid euater zum Kriege gegen Rom, indem er ihnen versprach, in der Schlacht zu ihnen überzugehen. Seine Verrätherei wurde entdeckt, und Tullns ließ ihn nach errungenem Siege auf dem Schlachtfelde selbst durch angespannte Pferde lebendig zerreißen, Alba Longa aber von Grund aus zerstören. Die Albaner mußten nach Rom übersiedeln, wo ihnen ein noch unbebauter Hügel zum Wohnsitze angewiesen wurde. Nach zwei und dreißigjähriger Regierung wurde Tullus Hostilius durch einen Blitzstrahl getödtet. Sein Nachfolger war Ancus Marcius (640—616), ein Enkel des Numa Pompilius und, wie es schien, der Erbe seiner frommen und friedlichen Denknngs-

5. Lehrbuch der Weltgeschichte für Schulen - S. 55

1872 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
— 55 — art. Hum Kriege mit den Nachbarvölkern gezwungen, erweiterte er gleichfalls das römische Gebiet und vermehrte die Zahl der Bürger Roms durch die Aufnahme der Bewohner mehrerer eroberten Städte. Zur Erleichterung des Handelsverkehrs legte er an der Mündung der Tiber den Seehafen Ostia an. Tarquinius Priscus «der Aeltere), von 616 — 578, der fünfte König, war der Sohn eines etruskischen Großen von ^griechischer Abkunft. Von Auciis Marcius zum Vormuud seiner Söhne eingesetzt, war er später vom Volke auf den Thron erhoben worden. Auch 'er führte glückliche Kriege gegeu die Latiner und Etrusker und erweiterte und verschönerte Rom. Ihm verdankt die Stadt die Cloaken, weite, mit unverwüstlichen Mauern umgebene Gewölbe, durch welche der Schmutz aus den Straßen und den einzelnen Häusern in die Tiber geleitet wurde, sowie die Anlage des Circus Maximus, eines großartigen Platzes für öffentliche Kampfspiele, der 150,000 Menschen fassen konnte, und endlich die Gründung des Capitols, der berühmten Tempelburg des Jupiter, aus dem capitolinischen Hügel. Tarquinius wurde in seinem achtzigsten Lebensjahre aus Anstiften der Söhne des Aneus Marcius ermordet, und seine Wittwe Tanaquil verschaffte durch längeres Geheimhalten feines Todes den Thron ihrem Schwiegersöhne Servius Tullius (578—534). Dieser vergrößerte den Umfang Roms, indem er zwei weitere Hügel mit neuen Ansiedelungen bevölkerte. Sein wichtigstes Werk war jedoch die neue Berfa s s u u g, die er dem römischen Gemeinwesen gab. Er theilte die Stadt in 4, die Landschaft in 26 Tribus, die Gesammtheit der Römer aber nach ihrem Vermögen in sechs Klassen mit abnehmender Besteuerung und verschiedener Verpflichtung zum Kriegsdienste. Diese sechs Klassen zerfielen in eine gewisse Anzahl von Centurien, von denen jede in der Volksversammlung (Comitia centuriata) eine Stimme hatte; da jedoch die erste Klasse mehr Centurien zählte, als die fünf andern zusammen, so blieben fortan die Entscheidungen in beit meisten Fällen von ihr allein abhängig. ^ Alle fünf Jahre sollte eine neue Vermögensschätzuug (Census) stattfinden, und da derselben ein Lustrum (Reinigungsopfer) vorausging, nannten die Römer später einen Zeitraum von fünf Jahren gleichfalls ein Lustrum. Servius Tullius vermählte feine Beiben Töchter mit beit nachgelassenen Söhnen des Tarqninius, Aruus und Lucius, bte bcibe in ihrer Gemüthsart eben so verschieben waren wie ihre Frauen. Die sanfte ältere Tullia, bte mit dem wilben Lucius vermählt war. würde auf bessert Anstiften ermorbet; das gleiche Loos würde dem

6. Lehrbuch der Weltgeschichte für Schulen - S. 84

1872 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
— 84 — der Befreier Deutschland, erntete den Verbienten Lohn seines ruhmgekrönten Unternehmens nicht. Nachbem er an der Spitze der Cherusker und ihrer Bunbesgenossen einen Kampf gegen ben'mächtigen Marbob, den König der Marcomannen — eines beut-scheu Volkes, das sich, von den Römern aus seinen ursprünglichen Wohnsitzen an der Donau vertrieben, in Böhmen niebergelaffen hatte — siegreich bestauben, verbitterten Familienzwistigkeiten und die (Eifersucht anberer teutschen Fürsten und Stammeshäupter sein Leben, und er starb, wie der römische Geschichtsschreiber Tacitus sagt: „durch die Arglist seiner Verwanbten". Seine Gattin Thus-nelbanfiel bitrch Verrath in die Hänbe der Römer und starb mit ihrem Sohne in römischer Gefangenschaft. In seinen häuslichen Verhältnissen war Augustus nicht glücklich. (seine einzige Tochter Julia eutsrembete sich bitrch einen ausschweiseubeu Lebenswanbel die Liebe des Vaters. Zuerst mit einem Neffen des Augustus, Mareellus, einem Jüngling von den trefflichsten Anlagen und des Kaisers Liebling, vermählt, würde sie nach besten frühem Tode die Gemahlin des tapferen Agrippa. Auch btefer starb balb, und seine beiben ältesten Söhne,' auf die der Großvater seine ganze Liebe übertragen hatte, folgten ihm ins Grab. Auf den Betrieb der ränkesüchtigen britten Gemahlin des Augustus, Li via (früher mit Liberins Clanbins Nero vermählt), die das Gerücht beschnlbigte, sowohl den Marcellus als die beiben Enkel des Kaisers durch Gift aus dem Wege geräumt zu haben, und die den greisen Kaiser ganz beherrschte, würde Julia zum britten Male mit Tiber ins, dem ältesten Sohne der Livia, vermählt, balb barans aber durch den über ihre zügellosen Ausschweifungen erbitterten Kaiser aus Rom verbannt. Tiberius, den Augustus an Kinbes Statt angenommen hatte, würde in den letzten Regierungs-jähren des Kaisers zum Mitregenten ernannt. Augustus starb im 76. Lebensjahre aus einer Reise zu Nola (14 nach Chr. Geb.), und es würden ihm nach seinem Tode göttliche Ehren zuerkannt. §. 31. Das Christenthum. Unter der Regierung des Augustus war die Zeit herangenaht, in welcher sich das Geheimniß der Wiebergebnri des Menschengeschlechts durch die Erscheinung des verheißenen Welterlösers erfüllen sollte. Aeußerlich glänzte zwar noch die alte Welt in ihrer ganzen Pracht, im Innern aber war sie hohl und verberbt, und, matt und erschöpft, ging sie unaufhaltsam ihrer Auflösung entgegen. Gesunken mit den von der römischen Weltherrschaft verschlungenen Völkern waren die Nationalgötter, und die Römer wanbten sich

7. Lehrbuch der Weltgeschichte für Schulen - S. 86

1872 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
— 86 — Geheimhaltung ihrer durch strenge Verordnungen verbotenen gottesdienstlichen Versammlungen1. Viele Tausende starben freudig den Märtyrertod, und aus ihrem Blute sproß eine reiche Saat'neuer Glaubenshelden - Andere wanderten aus und trugen die Lehre des Heils in entferntere Gegenden, und so wurde gerade das, was menschliche Bosheit und Verblendung zur Bekämpfung der göttlichen Heilsbeschlüsse zu thun sich vermaß, in den Händen der Vorsehung ein Förderungsmittel des großen Erlösungswerkes. §. 32. Kaiser aus dem Dause des Augustus. (14—68.) Tiberius (14—37) erschlich sich unter der Maske der Tugend die höchste Gewalt und suchte dieselbe durch die ausgewählteste Tyrannei zu befestigen. Seinen Neffen, den edlen Germaniens, den er zu seinem Nachfolger hatte ernennen müssen, rief er ans den Rheingegenden zurück und sandte ihn als Oberbefehlshaber nach dem Morgenlande, wo er ihn, wahrscheinlich durch Gift, das ihm der Statthalter von Syrien, Pi so, beigebracht haben soll, aus dem Wege räumen ließ. Der Schwelgerei und insbesondere dem Trunke ergeben, ließ er sich ganz von dem Obersten der Prätorianer (die königlichen Leibwächter), Sejanus, leiten, auf dessen Anstiften Agrippina, des Germaniens Wittwe, mit ihren beiden älteren Söhnen, Nero und Drnsus, ermordet wurde. Der übermüthige Sejanus wurde endlich auf Befehl des Tiberius hingerichtet, dieser selbst im 78. Lebensjahre, auf einer Reise, von Mcicro, dem Befehlshaber der Prätorianer, ermordet (37). Auf ihn folgte der jüngste Sohn des Germaniens Cajus. bekannter unter seinem Beinamen Caligula (von ca-ligae — Soldatenstiefel, die er als Kind schon zu tragen pflegte), von 37 — 41. Dieser berechtigte Anfangs zu den besten Hoffnungen, wurde jedoch nach einer Krankheit, die ihn im achten Jahre feiner Regierung befiel, zum wahnsinnigen Wütherich. Was er that, war Gräuel oder Tollheit. Schaaren von Menschen um leichter Ver- 1 In Rom fanden diese Versammlungen in den Katakomben statt, einer znr Zeit der Verfolgung unter der Stadt der Lebenden entstandenen Stadt der Tobten, in welcher die Christen die Leichen ihrer Angehörigen beisetzten, die heiligen Geheimnisse feierten und Schutz vor ihren Verfolgern suchten. Diese unterirdischen Räume, die, einem Labyrinthe gleich. sich unter dem größten Theile der Stadt hinziehe», hießen Krypten ober Ruhestätten, und touroen erst feit dem vierten Jahrhundert Katakomben genannt.

8. Lehrbuch der Weltgeschichte für Schulen - S. 87

1872 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
— 87 — gelungen willen zum Richtplatze führen und unter den ausgesuchtesten Martern zu Tode quälen zu lassen, war seine Lnst. Er erklärte sich für einen Gott und verlangte, bald als Bacchus, bald als Hercules verehrt zu werden. Nachdem er durch die unsinnigste Verschwendung in weniger als einem Jahre den großen, von Ti-berius gesammelten Schatz von 143 Millionen Thalern vergeudet hatte, führte er, um neue Schätze zusammen zu bringen, die drückendsten Abgaben ein und ließ viele reichen Römer hinrichten, um sich in den Besitz ihres Vermögens zu setzen. Um sich Kriegsruhm zu erwerben, traf er die großartigsten Vorkehrungen zu einem Zuge gegen die Deutschen, begnügte sich jedoch damit, Deutsche aus seiner Leibwache über den Rhein setzen und als Gefangene wieder herüber bringen zu lassen. Dann zog er mit einem Heere von 200,000 Mann an die gallische Nordküste, Britannien gegenüber, und gab seinen Soldaten Befehl, — Muscheln zu sammeln, als Zeichen, daß er den Ocean besiegt habe. Nach vierjähriger blutiger Regierung wurde der Rasende in seinem 29. Lebensjahre von den Prätorianern ermordet. Tibcrius Claudius (41—54), ein Sohn des ersten Drusus, von den Prätorianern erhoben, geistig und körperlich schwach, war ein Spielwerk seiner Frauen. Die dritte derselben, Messalina, mußte das Uebermaß ihrer Frechheit und Ausschweifungen auf dem Blutgerüste büßen, während die vierte, Agrippina, eine Tochter des Germaniens, den Kaiser in seinem 64. Lebensjahre vergiften ließ, um ihrem, mit Claudius Tochter Octavia vermählten Sohne Nero den Thron zu sichern. Nero (54—68), von dem Philosophen Seneca erzogen, zeigte anfänglich Edelmnth und Wohlthätigkeitssinn, überließ sich jedoch bald den zügellosesten Ausschweifungen und der empörendsten Tyrannei. Sein Stiefbruder Britannicus, dessen Volksbeliebtheit ihm Besorgmß einflößte, seine Mutter, deren Ermahnungen ihm lästig waren, seine Gemahlin, sein Erzieher und viele edlen Römer wurden die Opfer feiner Mordlust. Um durch den Neubau der Stadt Rom sich ein unsterbliches Andenken zu stiften, ließ er die Stadt in Brand stecken. Acht Tage lang wütheten die Flammen, denen kaum irgend Jemand Einhalt zu thun wagte und au deren „Pracht" der Kaiser, von der Zinne eines entfernten Palastes herab, sich als an einem „wunderbaren Bilde des Untergangs von Troja" mit Wohlgefallen weidete (64).' Geängstigt durch die bedrohliche Stimmung, die unter der Bevölkerung sich knnd gab, schob er die Schuld des Brandes auf die Christen Roms und gab Befehl, sie einzuziehen. Unter den furchtbarsten Qualen wurden sie,

9. Lehrbuch der Weltgeschichte für Schulen - S. 88

1872 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
zum zerstreuenden Schauspiel für Kaiser und Volk, in den Gärten Nero's zu Tode gemartert. Auch der Apostelfürst Petrus und der Weltapostel Paulus, von denen der Erstere 25 Jahre lang die von ihm gegründete römische Gemeinde geleitet hatte, fielen der Wuth der Verfolgung zum Opfer (67) und eröffneten die lange Reihe von Märtyrern, deren Glaubenstreue das Heidenthum in seinen Gruudsesteu erschütterte. Ebenso eitel als grausam, strebte Nero auch nach künstlerischem Ruhm und trat sogar öffentlich in Rom als Sänger und Schauspieler, in Griechenland, bei den olympischen Spielen, als Tonkünstler und Wagenlenker ans. Endlich war die Geduld der lang^ verhöhnten Welt erschöpft, und der 72jährige Statthalter von Spanien, Galba, wurde, vom Heere erwählt, als Kaiser begrüßt (68). Nero entfloh aus Rom und ließ sich, 32 Jahre alt, auf der Flucht vou einem Freigelassenen erdolchen. Mit ihm erlosch Cäsars Geschlecht auch in den adoptirten Zweigen. §. 33. Hont unter besseren Kaisern. (69—180.) Nachdem Galba von den über seine Strenge erbitterten Prätorianern ermordet worden war und auch der Anstifter des Mordes, Otho, gleich seinem von den rheinischen Legionen erhobenen Gegenkaiser Vitellins, den Tod gefunden hatte, begann für das erschöpfte und geängstigt? Rom unter der Regierung besserer Kaiser eine kurze Zeit der Erholung, das Abendroth der römischen Weltherrschaft. Die Reihe dieser besseren Regenten wird eröffnet durch Vespasian (69—79), den die Legionen des Orients zum Kaiser ausgerufen hatten. Nach der Besiegung des Vitellius stellte Vespasiau Ruhe, Ordnung und Sicherheit in dem zerrütteten Staate her und setzte dem Uebermnlhe der Legionen durch kräftige Maßregeln ein Ziel. Unter den von ihm errichteten Bauteu verdient besonders das unter dem Namen Colosseum bekannte Amphitheater Erwähnung, ein Riesenbau, der 87,000 Menschen fassen konnte und dessen Ruinen noch jetzt staunende Bewunderung erregen. Unter der Regierung des Vespasian wurde der im Jahre 66 auögebrochene jüdische Krieg beendigt. In Palästina war während des zweiten Triumvirats Herodes der Große zum König erhoben worden, unter dessen despotisch grausamer Regierung der Heiland geboren wurde. Nach seinem Tode (2 nach Chr. Geb.) war das Reich unter seine drei Söhne getheilt, unter seinem Enkel Agrippa jedoch wieder vereinigt worden. Bei Agrippa's Tode (44) hatte der

10. Lehrbuch der Weltgeschichte für Schulen - S. 89

1872 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
— 89 — Kaiser Claudius Judäa als römische Provinz eingezogen, die von einem Rathe verwaltet wurde. Der harte Druck, den dieser ausübte, hatte die Juden zur Empörung gereizt, weßhalb schon unter Nero ein Heer, von Vespasian geführt, gegen sie abgesandt worden war. Als Vespasian zum Kaiser ausgerufen worden war, übertrug er seinem Sohne Titus die Fortführung des Krieges, und diesem gelang es, Jerusalem nach verzweifelter Gegenwehr der Juden einzunehmen. Der Tempel, wohin die Belagerten nach der Erstürmung der Festungswerke sich zurückgezogen hatten und den Titus zu retten wünschte, ging in Flammen ans, und nach einem furchtbaren Blut-bade drangen die Römer in die Stadt ein, die auf Titus Befehl iu einen Trümmerhaufen verwandelt wurde (70). Mehr als eine Million Juden sollen in diesem Vernichtnngskampfe umgekommen sein; die Reste des Volkes zerstreuten sich über die ganze cultivirte Erde. So war die Weissagung des Heilandes von dem Untergange des alten Jerusalems erfüllt, — ein Unterpfand für die Erfüllung seiner Verheißung von der Fortdauer feiner Kirche, in welcher ein neues Jerusalem erstehen sollte. Vespasian starb im Jahre 79, 70 Jahre alt; ihm folgte fein Sohn Titus (79—81), „die Liebe und Wonne des menschlichen Geschlechts", wie ihn das Volk in dankbarer Anerkennung der väterlichen Fürsorge nannte, die er ihm zu Theil werden ließ. Große Unglücksfälle bezeichneten feine Regierung und gaben ihm Gelegenheit, feinen menschenfreundlichen Sinn zu bewähren: eine schreckliche Feuersbrun st vernichtete einen großen Theil von Rom; eine verheerende Pest raffte Taufende hin; ein Ausbruch des Vesuvs vewüstete ganz Eampanien und verschüttete die Städte Pompeji, Herculanum und Stabiä (79). Ueber anderthalb-taufend Jahre blieben diese Orte spurlos von der Erde verschwunden, bis man zu Anfang des vorigen Jahrhunderts, beim Graben eines Brunnens, auf Spuren der längst vergessenen Städte stieß. Fortgesetzte Nachgrabungen haben einen Theil von Herculanum und fast ganz Pompeji dem Tageslicht zurückgegeben, und das Letztere bietet, in der Bauart und Einrichtung feiner meist wohlerhaltenen Gebäude, ein treues und anschauliches Bild des altrömifchen Lebens bar. Titus starb schon im Jahre 81 an einem hitzigen Fieber,'und ihm folgte fein ihm ganz unähnlicher Bruder Domitian (81—96). Fünfzehn Jahre lang unterbrach der title, verschwenderische und grausame Domitian, der die Zeiten Ca-ligulas und Nero's zurückführte, die Reihe der besseren Regenten.
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