Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Geschichte der neuesten Revolution - S. 20

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
20 Die Vorgänge in Rom und der unerwartet schnelle Ausgang des Sonderbundskriegcs in der Schweiz ermu- thigtcn die Revolutionäre in Italien noch mehr, und das unter der Asche glimmende Feuer der Empörung kam an vielen Stellen zu gleicher Zeit zum Ausbruch. In Nea- pel, wo seit 1830 der von den Jesuiten beherrschte Bour- von Ferdinand Ii. regierte, kam es zu ernsthaften Volksbewegungen und in Sicilicnö Hauptstadt Palermo am 12. Januar 1848 zu einem furchtbaren Aufstande, an dessen Spitze der alte Marquis Ruggiero Set tim o die Konstitution von 1812 verlangte. Zu Florenz in Tos- kana mußte der Großhcrzog Leopold am 17. Febr. 1848 eine vollständige Konstitution mit bürgerlicher und politischer Gleichberechtigung aller Kulte geben. Dasselbe that am 8. Februar der König Karl Albert von Sardinien, der gern an der Spitze eines italiänischen Staatenbundes stehen und der erste und beliebteste unter Italiens Fürsten sein wollte. Die Jesuiten mußten überall, selbst aus Rom flüchten, und ihre Profeßhäuser wurden in Kasernen ver- wandelt. Im lombardisch-vcnetianischcn König- reiche, das sich unter Oesterreichs Herrschaft eines großen Wohlstandes erfreute, kam zu den Klagen über hohe Zölle, strenge Zensur, geheime Polizei, Verwaltung durch Auslän- der noch der Nationalhaß gegen die herrschenden Deutschen, und als selbst der Papst gegenüber dem starren Festhalten Oesterreichs am Alten zu politischen Reformen sich verstand, erhob sich in der ganzen Lombardei der Geist des Wider- standes und schon im Sommer 1817 riefen viele Stim- men : Tod den Deutschen (Oesterreichern)! Die Jtaliäner vermieden allen Umgang mit den Deutschen, sie leisteten freiwillig Verzicht auf Taback und Lotto, um den österrei- chischen Finanzen zu schaden, und in Mailand, Pavia, Padua kam cs täglich zu Händeln zwischen Militär und Volk. Die österreichischen Soldaten und Beamten wandel- ten überall auf vulkanischem Boden. Schon im Februar 1818 ließ der österreichische Graf Radetzky im ganzen Königreich das Standrccht verkündigen. Diese Flammen der Empörung waren es nun, welche auch nach Frankreich und Paris hinüberreichten und einen Brand entzündeten, der seines Gleichen kaum noch gehabt hat.

2. Erster Unterricht vom Menschen und den vornehmsten auf ihn sich beziehenden Dingen - S. 74

1781 - Gotha : Reyher
74 Iv. Von der menschlichen I6z. Drittens: die väterliche, welche Jun* mittelbar aus der vorigen entsteht. Eltern und Binder machen solche unter einander aus. Die Eltern haben die Pflicht auf sich " ihre Binder zu erziehen, deswegen stehet ihnen eine gewisse Ge- walt über dieselben zu, danüt alle die Einrichtungen und Anordnungen, die sie zu deren Besten machen, nicht fruchtlos bleiben. Vater und Mütter aber, die ihre Bosheit durch unbesonnene Schlage und Ver- fluchungen an den Kindern auslasten, oder im Ge- gentheil dieselben durch thöngre liebe und Sorglo- sigkeit verzärteln, mißbrauchen diese Gewalt, und laden schwere Verantwortung auf stch. 164. Dw Kinder aber haben, so bald sie nur ein wenig zu Verstand kommen die Verbindlichkeit, ^ durch Gehorsam, Dienftfertigrelt, Fleiß und andere Tugenden, wodurch sie eine wahre kind- liche Liede beweisen können, ihren Eltern das schwere Geschäfte der Erziehung so leicht als möglich zu machen; vor allen Dingen aber, wenn sie alt und schwach sind, ihnen durch allerley Gut- thaten das in etwas zu vergelten, was sie ihnen in ihrer Jugend gekostet haben. 16s. Unter die kleinen Gesellschaften des Staats kann man auch 4 die Bürgerschaft in den Städten und 1 2 3 4 1 Woraus entspringt die väterliche Gesellschaft? 2 Was haben dis Eltern für Pflichten auf sich? 3 Was für Verbindlichkeiten aber die Kinder? 4 Was kann man noch mehr unter die kleinen Gesellschaften rechnen?

3. Elementarbuch für den ersten Schulunterricht in der Geschichtkunde - S. 23

1824 - Gotha : Ettinger
des Menschengeschlechts. 23 stimmten. Einer derselben, Pipin der 752 Kleine, setzte sich die fränkische Krone selbst auf. Pipins Sohn, Karl der Große, zerstörte das lvngobardische Reich in Italien; er bezwang die Sachsen in Deutschland, und eroberte einen Theil von Spanien und Ungern. Auch nahm er zu Rom 800 den Äaisenitel an. Karl war jedoch nicht allein ein glücklicher Eroberer, sondern auch ein vortrefflicher Landes- regent. Dieß beweisen seine Gesetze; dieß beweiset seine Aufmerksamkeit, die er der Landwirthschaft, die er der Verbesserung der Schulen, und der deutschen Sprache, widmete. 2. Karls des Großen ansehnliche Monarchie zerfiel wieder in mehrere Staaten. Karls Sohn, Ludwig der Fromme, ver- wickelte sich in verdrießliche Händel mit seinen Söhnen, weil er seine Länder zu frühzeitig getheilt hatte. Ludwig hinterließ drey Söhne, die aus der väterlichen Monarchie eben so vie- 843 le besondere Staaten bildeten. Diese waren Italien, Deutschland und Frank- reich. 3. Der deutsche Staat behauptete lange Zeit das größte Ansehn. Als die Karolinger in Deutschland aus- gestorben waren, wühlten sich die Deut- 911 scheu einheimische Könige. Diese brach« ten

4. Deutsche Stammesgeschichte, deutsche Kaisergeschichte - S. 128

1894 - Gera : Hofmann
128 Erstes Buch. Ii. Abschnitt: Bilder aus der Völkerwanderung. Die Niederlage der Goten und die Zerrüttung ihrer staatlichen Gemeinsamkeit gab Anstoß zu furchtbaren Erschütterungen, von welchen zunächst die Balkanhalbinsel heimgesucht wurde. In ihrer Not schickten die Westgoten eine Gesandtschaft an den oströmischen Kaiser Valens ab, um ihm ihre Lage zu schildern. Die Abgesandten erreichten den Imperator in Antiochien. Mit ausgestreckten Armen flehten sie um seinen Beistand. Der Kaiser, ein eifriger Anhänger der arianischen Lehre, hegte einige Sympathie für die germanischen Glaubensgenossen. Wenn er das zahlreiche gotische Volk, dessen Tapferkeit ihm bekannt geworden, für sich gewann, durfte er hoffen, an demselben kräftige Hüter der Grenzen des Reichs zu gewinnen. Er willfahrte daher der Bitte der Sendboten, gestattete den Goten die Donau zu überschreiten und sich in den öden Strecken Thrakiens niederzulassen. Die Habsucht und Treulosigkeiten der kaiserlichen Beamten vereitelten jedoch die weisen Absichten des Herrschers. Während die Gesandtschaft bei Valens sich befand, war die Hauptmasse der Goten unter ihren Heerführern Fritigern und Ablavins bereits an der Donau angelangt. Athanarich stand noch mit einer kleineren Heeresmacht in den waldreichen Niederungen zwischen Prnth und Donau, in der Absicht, solche als Schutzwehr zu benutzen und sie gegen den hunnischen Andrang zu verteidigen. Jenseit der Donau hielt nun angesichts der römischen Grenze das gotische Hauptheer, von Hunger gefoltert und verzweifelt nach dem Rettung verheißenden Hafen blickend. Die Nachricht traf ein, daß der Kaiser ihr Gesuch gewährt habe und daß ihnen gestattet sei, die Donau zu überschreiten, jedoch nur unter der Bedingung, daß sie die Waffen niederlegen und daß die Kinder vornehmer Familien zur Erziehung und zugleich auch als Geiseln in die Hände der Römer geliefert werden sollten. Der letztere Teil der Bedingungen wurde erfüllt, aber der erstere widerstrebte dem germanischen Geiste. Die Goten waren jedoch so klug, diese Forderung nicht zurückzuweisen, sondern sie durch Bestechung der römischen Beamten zu umgehen. So betraten denn infolge der getroffenen Übereinkunft nahezu eine Million Germanen, unter welchen über 200,000 waffenfähige und bewaffnete Männer sich befanden, den Boden des römischen Reiches. Die Habsucht und Verderbtheit der römischen Beamten ließ den gemachten ersten Fehler noch durch weitere, schwerere verschlimmern. Der Kaiser hatte angeordnet, daß den Goten unengeltlich Nahrungsmittel zu liefern seien. Statt bessert verkauften seine Beamten dieselben zu Wucherpreisen. Wenn es auch schwer glaublich ist, so wird doch erzählt, daß sich die Römer für ein Stück Brot, für ein Stück Fleisch, ja für einen toten Hund einen Menschen hätten geben lassen, der in die Sklaverei wandern mußte. Die schönen, hochgewachsenen gotischen Frauen und Mädchen, die herrlichen Knaben dienten den Wüstlingen zur Befriedigung ihrer Lüste. Da schwand unter den hungernden germanischen Völkern die bisherige Langmut. Eines war ihnen noch geblieben, ihr gutes Schwert; es bedurfte nur des Wortes der Führer, und die germanische Kraft konnte sich an den römischen Schwächlingen erproben. Den Anlaß zum Ausbruch der Empörung gab der römische

5. Deutsche Stammesgeschichte, deutsche Kaisergeschichte - S. 135

1894 - Gera : Hofmann
4. Alarich, der König der Westgoten. 135 Sweben und Alanen und zogen von da nach Spanien, gerufen, wie es heißt, von den Garden des Kaisers, den Honorianern, welche die Pyrenäen zu bewachen hatten, aber die Pässe öffneten, um an der Plünderung teilzunehmen. Nach anderen Nachrichten wurden jene Völker nach Spanien gerufen, um es dem Kaiser zu entreißen, und wiederum nach anderen Nachrichten hat sie der Kaiser geschickt, um ihm Spanien zurückzuerobern und um sie aus Gallien fortzuschaffen. Zwei Jahre sind sie in Spanien umhergezogen und haben dann eigene Staaten gegründet, die Sweben und asdingischen Wandalen in Galizien, die Alanen in Lusitanieu und Karthagena, die silingischen Wandalen in Andalusien. Während diese Dinge in den Provinzen vorgingen, ward in Italien durch die römischen Höflinge Stilicho ermordet, der einzige Helfer, der dem Kaiser kräftig zur Seite stand. Als Hauptverbrechen ward ihm vorgeworfen, daß er mit Alarich Verbindung angeknüpft, ihn in römischen Dienst genommen und als jener bei ausbleibender Tributzahlung die Alpenpässe besetzt, ihn mit 4000 Pfund Goldes beschwichtigt habe. Haß gegen die zahlreich in Italien schaltenden Goten von Stilichos Anhang war eine Haupttriebfeder der römisch-rechtgläubigen Partei. Gleich ihm wurden seine Verwandten und Freunde, sogar die in den Städten verteilten Weiber und Kinder gotischer Söldner ermordet, ihre Habe geraubt. Vierzigtausend Goten und Alanen sollen infolge dieser Vorfälle zu Alarich übergegangen sein, welcher ungesäumt und ohne erheblichen Widerstand zu finden, wie im festlichen Zuge durch Italien eilte. Er legte sich vor Rom und verlangte zur Sühne alles edle Metall und alle Sklaven germanischer Abkunft. Doch ließ er sich für das Mal mit 5000 Pfund Goldes, 30,000 Pfund Silbers, 4000 seidenen Gewändern, 3000 Purpurhäuten und 30,000 Pfund Pfeffer genügen. Die alten Götterbilder mußten, um diese Summen liefern zu helfen, den letzten Schmuck hergeben, und die Bildsäule der Tapferkeit ward eingeschmolzen — als überflüssiger Zierrat in einer Stadt, die trotz ihrer 1,200,000 Menschen nur noch in der Ermordung eines Weibes, der Witwe Stilichos, ihren Heldenmut zu bewähren vermochte. Dann nahm Alarich Winterquartiere in Tuscien, wohin ihm der Schwager Athaulf noch ein gotisch-hunnisches Heer aus Pannonien führte. Alle Deutschen in Italien liefen ihm Rache fordernd zu, und in Rom allein nahmen 40,000 Sklaven die Gelegenheit wahr, ihre Herren zu verlassen und den gotischen Befreiern zu folgen. In den Unterhandlungen, welche zwischen Alarich und dem römischen Hose zu Ravenna ohne Erfolg stattfanden, war des Goten Forderung, außer Sold und Lieferungen für sein Volk die norischen Provinzen zur Wohnstätte zu erhalten. Von neuem brach er endlich auf und zog nach Rom. Auf sein Geheiß wählten die Römer einen neuen Kaiser, den Stadtpräfekten Attalus, als dessen Oberbefehlshaber nunmehr Alarich die Städte Italiens zu unterwerfen begann. Indes litt Rom Hunger, denn der Statthalter von Afrika weigerte dem.neuen Kaiser die Getreideflotte; auch sonst war Alarich mit seinem kaiserlichen Geschöpfe, einem eitlen Griechen, nicht zufrieden, und so nahm er ihm denn bei Arminium vor versammeltem Heere Krone und Purpur wieder ab und übersandte beides dem Honorius, mit welchem neue Unterhandlungen im Gange waren. Sie zerschlugen sich. Zum dritten

6. Deutsche Stammesgeschichte, deutsche Kaisergeschichte - S. 142

1894 - Gera : Hofmann
142 Erstes Buch. Ii. Abschnitt: Bilder aus der Völkerwanderung. des Aetius vereinigt, und Römer wie Germanen, ihrer Verschmelzung bewußt, die sarmatischen Horden auf den Katalanischen Feldern glorreich bekämpfen. Eine der größten Völkerschlachten, welche die Geschichte Europas kennt, war die letzte heroische That des römischen Reiches; wie sie seinen Untergang mit Glanz umgiebt, so ehrt sie auch das Andenken der Goten und reinigt es von dem Hasse der Plünderung Roms. Der geschlagene Hunnenkönig raffte den Rest seiner Völker zusammen und kehrte nach dem niederen Pannonien zurück, aber nur, um die Winterruhe zur Ansammlung neuer Streitkräfte zu benutzen und dann im Frühjahre 452 über die julischen Alpen nach Italien herabzusteigen, die Hand seiner Verlobten*), ihr Erbe und die von ihm beanspruchten Titel an sich zu nehmen. Auf seinem Zuge von Frianl her zermalmte er die unglücklichen Städte von Venetien, Jnsubrien und der Ämilia und machte dann an der Stelle halt, wo der Mincius in den Pofluß sich ergießt. Zwischen ihm und Rom stand weder eine Festung noch ein Heer; denn der römische General Aetius befand sich in Gallien, wo er nur mit Mühe Kriegsvölker zusammenbrachte, und die ummauerten Städte, welche Attilas Marsch noch hemmen konnten, versprachen nicht, wie das unselige und heldenmütige Aquileja, eine dreimonatliche Belagerung auszuhalten. Der feige Valentinian hatte nicht einmal in Ravenna sich zu behaupten versucht, sondern er war in Rom, wehrloser als einst Honorius. Die schlechtgerüstete Stadt sah sich einem unmenschlichen Feinde bloßgestellt, und die verzeifelten Römer, nicht einmal mehr des Entschlusses fähig, sich zu bewaffnen und ihre Mauern zu verteidigen, sagten sich mit Entsetzen, daß sie von Attila, dessen Würgerhände vom Blute Aquilejas trieften, nicht das Erbarmen hoffen durften, welches ihnen der großmütige Alarich geschenkt hatte. In dieser Not entschied sich der Senat zu einer feierlichen Gesandtschaft, um vom Hunnenkönige den Frieden und Rückzug zu erbitten. Die angesehensten Männer Roms, der Konsular Avienus, das Haupt des Senats, Trigetius, ehemals Präfekt Italiens, und der Bischof Leo wurden ausgewählt, diesen verzweifelten Auftrag zu vollführen. Leo war jenen Senatoren beigegeben, um ihr Ansehen durch den Nimbus seiner geistlichen Stellung und den Zauber seiner Redekunst zu verstärken. Auch hatte ihn das Volk ohne Zweifel zum Mitgesandten begehrt. Hier erscheint zum erstenmale der Bischof Roms als Mithandelnder bei einem Akt politischer Natur, und wohl darf man annehmen, daß er, gleich allen andern Bischöfen in den Städten des Abendlandes, schon einen großen und offiziell anerkannten Einfluß auf die Stadtkurie besaß. Selten war ein Priester mit einer dankbareren Sendung betraut worden. Sein Auftreten vor diesem schrecklichsten Dämon der Weltgeschichte, einem Völkergebieter, welcher die Hauptstadt der Zivilisation zu zerstören im Anzuge war, erwarb ihm vielleicht mehr durch Gunst der priesterlichen Legende als durch sein wirkliches Verdienst den Dank der Welt und die Unsterblichkeit. Ein Attila empfand schwerlich mehr Furcht vor einem Bischof als vor einem Senator; gleichwohl war Leo damals der wahre Repräsentant der mensch- *) Honoria, Schwester des Kaisers Valentinian Iii., soll dem Attila durch Übersendung eines Ringes ihre Hand angeboten haben.

7. Deutsche Stammesgeschichte, deutsche Kaisergeschichte - S. 169

1894 - Gera : Hofmann
3. Pippin der Kurze. 169 mußte er sie bestehen. Immer und immer wieder erneuerte sich ihr Angriff, und dabei wurden sie unterstützt von den Großen, die in Narbonne, Arles, Orleans u. s. w. wie kleine Könige geboten und nichts davon wissen wollten, daß Karl ihr Herr sei. Darin lag die allergrößte Gefahr. Und gleichzeitig ruhte auch der Kampf im Norden nicht. In den Jahren 73-3 und 34 mußte Karl gegen die Friesen kämpfen und eine Verschwörung unter den Großen in seiner nächsten Umgebung niederwerfen. Ohne Ruhe zog er von dem Norden und Osten seines Reiches nach dem Süden und Westen, und nur nach harten Verlusten erreichte er zuletzt sein Ziel. Aber die große Gefahr, welche ihm die Araber bereiteten, half ihm schließlich noch dazu, die trotzig widerstrebenden Großen zu unterwerfen und das zersplitterte Frankenreich wieder zu einigen. Als nun aber so das Reich in seiner ganzen Ausdehnung zu Karls Füßen lag, da fragte auch keiner mehr danach, ob er mit Recht solche Gewalt übte. Die Macht gab ihm das Recht, denn herrenlos war das Recht im Frankenlande, und das Recht kann nicht wirken, wenn ihm nicht ein mächtiger Herr seinen Schutz und sein Schwert leiht. Sein Ruhm erfüllte alle Lande, er war der mächtigste Fürst der Christenheit. An ihn wandte sich deshalb der Bischof von Rom um Hilfe, als er den Versuch machte, sich mit Unterstützung der Langobarden der Herrschaft des durch die Araber bedrängten griechischen Kaisers zu entziehen und dabei Gefahr lief, nun ein Unterthan des Langobardenkönigs zu werden. Es war dies der erste einleitende Schritt zu der folgenschweren Verbindung zwischen der neugegründeten kar-lingischen Monarchie und dem zur Selbständigkeit emporsteigenden Papsttum, auf welcher die geistlich-weltliche Universalmonarchie des Mittelalters beruht. 3. Pippin der Kurze. Tieffenbach und Vogt, Geschichte des Mittelalters. 1. Band. 2. Aufl. Leipzig 1882. Karl Martek, der eigentliche Schöpfer der karlingifchen Dynastie, dem man das Zeugnis eines kräftigen und weisen Herrschers nicht versagen kann, endete sein thatenreiches Leben am 21. Oktober 741 auf seinem Landsitze zu Quiercy an der Oise etwa im fünfzigsten Lebensjahre, nachdem er mit Bewilligung der Reichsstände seine Würde an seine Söhne Karlmann und Pippin vererbt und das Reich, welches er als sein Eigentum betrachten zu dürfen glaubte, unter dieselben verteilt hatte, derart, daß Karlmann Australien, Alamannien und Thüringen, Pippin aber Neustrien, Burgund und die Provence zur Verwaltung erhielt. — Die Teilung der Hausmeierwürde schwächte indes die Macht derselben so sehr, daß es die beiden Regenten für notwendig fanden, noch einmal die königliche Autorität zu benutzen, um unter deren Schirm dem Hausmeieramte wieder festeren Halt zu verleihen. Der König, den sie wählten, Childerich Iii., blieb jedoch ein Scheinkönig, den wir bloß darum nennen, weil er die Reihe der merowingischen Könige für immer abschließt. Im übrigen verursachte seine Thronbesteigung nicht die geringste Veränderung, ja sie erregte kaum irgendwo Aussehen. Denn Karlmann und Pippin regierten nach wie vor allein, indem

8. Deutsche Stammesgeschichte, deutsche Kaisergeschichte - S. 170

1894 - Gera : Hofmann
170 Erstes Buch. Iii. Abschnitt: Bilder aus dem Frankenreiche. sie namentlich die innere Ruhe des Reiches, die durch die Empörung einiger Herzoge bedroht wurde, herzustellen strebten. Unter letzteren nennen wir vorzugsweise den Herzog Waifar von Aquitanien, den Herzog Odilo von Bayern und den Herzog Theodebald von Alemannien, welch letzteres Land von jetzt an wegen seiner größtenteils swebischen Bevölkerung das Swebenland oder in deutscher Verstümmelung das „Schwabenland" genannt wird. Diese Aufstände wurden hauptsächlich geschürt durch Grifo, einen Sohn zweiter Ehe Karl Martells mit Swanahild aus Bayern, welcher die Herrschaft den beiden ältern fränkischen Brüdern streitig zu machen suchte. Die von den letzteren gegen die Herzöge unternommenen Feldzüge waren glorreich und glücklich, hatten aber die moralische Kraft des schwächeren Karlmann so sehr erschöpft, daß sich derselbe nach der Ruhe des Klosters sehnte und (747) der Regierung entsagte. Pippin, von seiner geringen Körperlänge „der Kurze", unrichtiger „der Kleine", zubenannt, führte dieselbe nun allein fort, das fränkische Reich zum sechsten Male wieder vereinigend. Pippin, der Alleinherrscher des großen Frankenreichs, erkannte, daß es nunmehr Zeit sei, die unfähigen Nachkommen des merowingischen Geschlechtes zu beseitigen. Äußerst bezeichnend schildert Einhard, der Geheimschreiber Karls des Großen, die Stellung der letzten Merowingen. Er sagt: „Dem König war nichts gelassen worden, als daß er, zufrieden mit dem bloßen Königsnamen, mit herabhängendem Haar und ungeschorenem Bart auf dem Throne saß und den äußeren Schein des Herrschers genoß, die von allen Seiten herkommenden Gesandten anhörte und ihnen bei ihrem Abgange die ihm eingegebenen oder anbefohlenen Antworten wie aus eigener Machtvollkommenheit erteilte. Außer dem leeren Königsnamen und dem mäßigen Lebensunterhalt, den ihm der Hausmeier zumaß, besaß er nichts eigen, als ein Hofgut oder eine Villa von geringem Umfange und Ertrage, einen Fürstensitz von den bescheidensten Verhältnissen und eine wenig zahlreiche Dienerschaft für die notwendigsten Dienstleistungen. Überall, wohin er sich zu begeben hatte, fuhr er auf einem Wagen, von Rindern gezogen und von einem Rinderknecht gelenkt. So fuhr er nach dem Palaste, nach der Volksversammlung, die jährlich für die Reichsgeschäfte gehalten wurde, und nach Hause zurück. Die ganze Staatsverwaltung aber und alles, was zu Hause anzuordnen war, besorgte der Major Domus." Die Schattenkönige mußten aufhören, wenn das Reich nicht endlich selbst zum Schatten werden sollte. Vielleicht mochte auch der allen kräftigen Naturen eigene Ehrgeiz in Pippins Brust seine Stimme erheben und demselben zuflüstern, daß es eines großen Reiches unwürdig sei, wenn sein Herrscher, der Repräsentant seiner Macht, sich vor einem Schattenbilde, wenn auch nur der Form nach, beuge. Pippin beschloß deshalb, zu der königlichen Macht, welche er bereits besaß, auch die königliche Würde zu fügen, und so durch seine eigene Thronbesteigung der merowingischen Dynastie ein Ende zu machen. Es war nichts Tadelnwertes in seinem Zwecke; man kann dergleichen nur in den Mitteln finden, welche Pippin anwandte. Einesteils hatte er die Eifersucht der Reichsgroßen zu fürchten, denen unter der Schattendynastie immer noch Aussicht auf unbehinderte Ausübung ihrer eigenen Macht geblieben war, andernteils mußte er die Unzufriedenheit eines in religiösen Vorurteilen

9. Deutsche Stammesgeschichte, deutsche Kaisergeschichte - S. 202

1894 - Gera : Hofmann
202 Erstes Buch. Iv. Abschnitt: Bilder aus dem Karlingischen Weltreiche. hatte er sich unzuverlässig gezeigt, jetzt ließ er sich in Umtriebe ein mit Adelchis, dem er verschwägert war. Von Karl deshalb zur Rechenschaft gezogen und streng beobachtet, verband er sich mit den Avaren und gab so selbst Karl Gelegenheit, die letzte Herzogsgewalt, die sich bisher ziemlich selbständig gehalten, aufzuheben. Tassilo ward zu Ingelheim des Hochverrates angeklagt, zum Tode verurteilt, von Karl aber begnadigt und mit Weib und Kiud in das Kloster geschickt. Bayern ward in Grafschaften aufgelöst und von nun an wie die übrigen Teile des Frankenreichs regiert. (788.) Gegen die räuberischen Avaren, die von ihren Sitzen in Ungarn Deutschland und Italien verheerten, unternahm dann Karl 791 einen Feldzug. Er trieb sie bis tief in ihr Land zurück, und als er selbst gegen die aufgestandenen Sachsen ziehen mußte, eroberte sein Sohn Pippin, der König von Italien, ihren „Ring", Erdumwallungen, in welchen sie ihre Beute zu bergen pflegten. Es war von da ab mit der Macht, bald auch mit dem Bestehen dieses Volkes zu Ende. Karl entriß ihnen das Land von der Enns bis zur Raab und schuf daraus die avarische Mark. Sie wurde mit bayrischen Kolonisten besetzt und in kirchlicher Beziehung dem Erzbistum Salzburg untergeordnet. In ihr liegen die ersten Keime des österreichischen Staates. Als die sächsische Eroberung für gesichert angesehen werden konnte, griffen Karls Pläne noch weiter. Das Land von der Elbe, Saale und dem Böhmerwald gegen Morgen, welches einst Deutsche bewohnt hatten, war nach dem Abzüge derselben während der Völkerwanderung von Slawen oder, wie sie die Deutschen nannten, von Wenden eingenommen. Diese waren noch heidnisch und in viele Völkerschaften geteilt. Im heutigen Mecklenburgischen wohnten die Obotriten, im Brandenburgischen die Milzen, östlich von der Saale die Sorben und im heutigen Böhmen, wie noch jetzt, die Tschechen. Auch diese Völker hat Karl der Große versucht, in den Kirchen- und Reichsverband hineinzufügen, und hat damit ein Werk begonnen, das, wenn auch erst Jahrhunderte später, von der deutschen Nation vollendet worden ist; denn nach und nach sind hier die alten Grenzen bis zur Oder und Weichsel hin von uns wieder gewonnen worden. Karl war früher mit den Obotriten gegen die Sachsen, dann gegen die Wilzen verbündet. Gegen die letzteren machte er im Jahre 789 einen Feldzng, bis sie Unterwerfung gelobten. Auch Sorben und Böhmen traten in eine Art Abhängigkeit. Karl gründete gegen diese Slawen seine Grenzmarken und legte Burgen an; so Halle an der Saale, und an der Elbe Magdeburg und Büchen, wofür später Hamburg gewählt wurde. Auf die sächsische Mark aber weisen die ersten Anfänge des branöen-burgisch-preußischen Staates zurück. Karls Reich begrenzte im Norden die Eider, im Osten die Elbe und Raab, im Süden der Garigliano und Ebro. Es umschloß alle germanischen Stämme außer den Angelsachsen und den noch heidnischen skandinavischen Völkern, den Nordmannen. Dieser ganzen gewaltigen Macht gab Karl eine feste Gestaltung und Ordnung. Er verschmolz die verschiedenartigen Bestandteile zu einer Einheit, er schuf das Reich, welches die Geschichte kennt als das große Karolinger- oder Frankenreich. Der Höhe, die Karl der Große eingenommen, fehlte noch der entsprechende

10. Deutsche Stammesgeschichte, deutsche Kaisergeschichte - S. 144

1894 - Gera : Hofmann
144 Erstes Buch. Ii. Abschnitt: Bilder aus der Völkerwanderung. Sobald die hunnische Macht gebrochen war, erhoben sich die germanischen Völker aufs neue zur Freiheit, Roms Herrschaft aber ging im Abendlande mit schnellen Schritten dem Untergange entgegen. Aetius fiel durch Mord, und Kaiser Valentinian selbst war sein Mörder; doch Aetius fand seinen Rächer, und auch Valentinian endete bald nachher durch Mörderhand. Italien war ohne allen Schutz; die Wandalen, die mit ihrer Flotte das Mittelmeer beherrschten, plünderten die Küsten, drangen gegen Rom vor und eroberten abermals die Stadt, die von ihnen schonungsloser als einst von den Goten, behandelt wurde. Eine kaiserliche Macht gab es nicht mehr; die Männer, die in schnellem Wechsel mit dem kaiserlichen Namen bekleidet wurden, waren entweder ohnmächtige Werkzeuge in der Hand der Westgoten* und der Burgunderkönige oder abhängige Geschöpfe des Hofes zu Konstantinopel oder endlich lediglich jenen barbarischen Kriegsscharen dienstbar, die in Italien standen. Eine selbständige Macht erhob sich in diesem Lande erst wieder, als die Heruler, Skiren, Rugier, Goten, Thüringer und andere Deutsche, die im römischen Solde dienten, Odoaker, einen ans ihrer Mitte, der als gemeiner Kriegsmann nach Italien gekommen war, zu ihrem Könige erhoben, um sich so eine feste Herrschaft hier zu gründen. Er entthronte den damaligen römischen Kaiser, das Kind Romulus Augustulus, und machte so dem weströmischen Reiche ein Ende (476 n. Chr.). 6. Hheoderich der Kroße, König der Hstgoten. Gotthold Klee, Geschichtsbilder aus der Völkerwanderung. Gütersloh 1891. (Bearbeitet nach: Felix Dahn, Urgeschichte der germanischen und romanischen Völker.) Nachdem Odoakers milde Herrschaft an zwölf Jahre lang gedauert hatte, sollte Italien unter ein mächtigeres Germanenhaupt sich beugen, dessen Versuch, römisches und deutsches Wesen in diesem Lande noch näher mit einander zu verbinden, als es Odoaker gethan, zwar anfangs von einem großartigen Erfolge begleitet war, aber doch zuletzt für sein Volk einen verhängnisvollen Ausgang nahm. Es war dies der hochbegabte Ostgotenkönig Theo- derich, der, angereizt von dem Sohne smünse Theoderichs. (W.) des von Odoaker erschlagenen Rugier- fürsten und begünstigt von dem oströmischen Hofe, im Jahre 489 mit seinem ganzen Volke aus Pannonien sich aufmachte, um jenseit der Alpen ein neues-Gotenreich zu errichten. Von Weibern und Kindern Begleitet, mit Hab und Gut bepackt, 200 000 (Streiter stark, gelangten die Ostgoten, nachdem sie auf ihrer langen Wanderfahrt die Gepiden zwischen der Drau und Sau über den Haufen geworfen hatten, in ungestörter Ordnung an den Jsonzo, an dessen Usern ihnen Odoaker mit den Herulern den Weg zu verlegen suchte. Allein Theoderich erstürmte mit jugendlichem Heldenfeuer Odoakers Lager (in der Nähe des
   bis 10 von 35 weiter»  »»
35 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 35 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 1
3 0
4 11
5 0
6 0
7 1
8 0
9 1
10 7
11 0
12 1
13 0
14 0
15 0
16 0
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 4
24 1
25 2
26 6
27 2
28 0
29 0
30 0
31 0
32 0
33 1
34 0
35 0
36 2
37 6
38 0
39 1
40 0
41 0
42 2
43 0
44 0
45 4
46 20
47 0
48 13
49 1

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 3
1 33
2 0
3 5
4 3
5 1
6 2
7 6
8 24
9 17
10 2
11 1
12 8
13 7
14 12
15 6
16 60
17 101
18 2
19 63
20 5
21 22
22 7
23 96
24 0
25 4
26 2
27 1
28 23
29 9
30 1
31 8
32 6
33 4
34 8
35 3
36 12
37 10
38 5
39 60
40 3
41 20
42 14
43 20
44 0
45 24
46 4
47 3
48 3
49 4
50 0
51 19
52 12
53 1
54 23
55 7
56 9
57 0
58 6
59 20
60 3
61 3
62 1
63 0
64 7
65 16
66 6
67 2
68 33
69 6
70 1
71 17
72 6
73 8
74 5
75 24
76 34
77 37
78 3
79 3
80 4
81 1
82 47
83 64
84 10
85 20
86 3
87 41
88 7
89 3
90 3
91 27
92 96
93 4
94 46
95 16
96 8
97 6
98 74
99 1

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 13
1 1
2 2
3 10
4 5
5 24
6 2
7 44
8 1
9 4
10 89
11 5
12 5
13 4
14 5
15 2
16 4
17 0
18 23
19 58
20 2
21 0
22 1
23 0
24 2
25 3
26 13
27 5
28 0
29 20
30 1
31 12
32 1
33 55
34 4
35 3
36 7
37 0
38 15
39 21
40 11
41 4
42 2
43 8
44 2
45 4
46 3
47 7
48 5
49 5
50 4
51 3
52 34
53 3
54 114
55 3
56 68
57 7
58 15
59 49
60 12
61 0
62 44
63 8
64 9
65 7
66 0
67 9
68 2
69 1
70 1
71 7
72 6
73 10
74 5
75 4
76 2
77 40
78 2
79 4
80 70
81 54
82 1
83 1
84 1
85 1
86 0
87 4
88 5
89 3
90 5
91 42
92 0
93 9
94 0
95 2
96 1
97 19
98 20
99 42
100 27
101 1
102 3
103 5
104 1
105 16
106 1
107 1
108 0
109 0
110 2
111 1
112 19
113 0
114 2
115 1
116 3
117 1
118 21
119 5
120 6
121 20
122 6
123 5
124 3
125 3
126 2
127 104
128 19
129 4
130 3
131 21
132 37
133 9
134 0
135 1
136 129
137 1
138 0
139 19
140 4
141 0
142 19
143 13
144 2
145 64
146 6
147 0
148 70
149 1
150 1
151 19
152 11
153 11
154 8
155 18
156 17
157 6
158 6
159 6
160 3
161 5
162 1
163 1
164 0
165 9
166 21
167 3
168 2
169 3
170 1
171 29
172 4
173 26
174 1
175 23
176 6
177 94
178 7
179 17
180 2
181 2
182 62
183 106
184 2
185 4
186 3
187 11
188 7
189 1
190 0
191 12
192 163
193 3
194 20
195 1
196 4
197 7
198 3
199 1