476—1100.
63
Als Heinrich seinen Gegner in einer Schlacht überwun-
den und getödtet hatte, sah er sich in den Stand gesetzt, ein
Heer über die Alpen zu führen, um in der Hauptstadt der Welt
selbst den übermüthigen Papst zu demüthigen. Nom wurde ein-
genommen, der Papst schloß sich in die Engelsburg ein, allein
entkam durch den Beistand Robert Guiscards, seines nor-
mannischen Vasallen. Er starb in Salerno 1085 mit den
Worten: Ich habe die Gerechtigkeit geliebt und die Ungerech-
tigkeit gehaßt; darum sterbe ich in der Landflüchtigkeit!" Allein
der Tod des Papstes, oder die weltliche Uebcrmacht verschafften
dem Kaiser noch bei weitem den Sieg nicht; denn die folgenden
Päpste machten Gregors Plan zu dem ihrigen. Neue Un-
ruhen zwangen den Kaiser, nach Deutschland zurückzukehrcn, wo
sogar sein eigner Sohn einen Aufruhr gegen ihn erregte, und
er starb 1106 ohne die verwickelten politischen und kirchlichen
Angelegenheiten geordnet zu haben. Nach einer Reihe von
Kämpfen mit der Kirche kam endlich in Worms 1122 zwischen
dem Papste und dem Kaiser Heinrich V. ein Vergleich zu
Stande (1106—1125). Die Bischöfe sollten frei von den
Geistlichen gewählt werden, welchen die Wahl zukämc, der Papst
sollte alleiniges Recht zur Investitur (Bestätigung der geistlichen
Wahl) haben, der Kaiser dagegen den Geistlichen weltliche
Lehen zucrtheilen.
Aehnliche Bestimmungen rücksichtlich des Verhältnisses zwi-
schen Kirche und Staat wurden nach und nach auch in den
übrigen wichtigsten Staaten in Europa angenommen, und selbst
der englische König Heinrich I. (1100—1135), der Sohn
Wilhelm des Eroberers, mußte nach einem heftigen Kampfe dem
Papste die Investitur abtreten.
So hatte nun die Kirche ihr Ziel erreicht, ihren eignen
Staat unabhängig und mächtig dem Staate gegenüber zu stellen.
Diese geistliche Uebcrmacht, so gefährlich sic auch für die Sicher-
heit und Entwicklung der Staatsmacht war, war gleichwohl für
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Robert_Guiscards Gregors Heinrich_V. Heinrich_V. Heinrich_I. Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Engelsburg Salerno Deutschland Worms Europa
1100-1517.
101
deutschen Freiheit und Sicherheit gefährlich sei, erklärte den
Herzog in die Reichsacht und verurtheilte ihn zum Verluste sei-
ner Besitzungen. Er übertrug sie andern mächtigen Lehnsmän-
nern, die wie ihr eigner Vortheil dies erheischte, seine Länder in
Besitz nahmen. Der Sohn Heinrichs des Stolzen, Hein-
rich der Löwe, behielt zwar Sachsen, allein seit der Zeit nahm
der Streit zwischen den Ghibellinen (Anhängern des Kaisers)
und den Welfen seinen Anfang, deren Fehden lange Zeit hin-
durch Deutschland und Italien verwüsteten. Nach seiner Rück-
kehr vom unglücklichen Kreuzzuge 1150 (p. 87) veranlaßt er
durch seine kräftige Empfehlung die Wahl seines Brudersohnes
Friedrich Barbarossa zum deutschen König.
Kurz nach seiner Thronbesteigung (1152) belehnte Fried-
rich I Heinrich den Löwen mit Baiern, um die mäch-
tige Parthei der Welfen zu versöhnen, allein er suchte zugleich
der Macht H e i n r i ch des L ö w e n, durch die Erhebung des früher
mit Baiern verbunden gewesenen Oesterreich zu einer selbststän-
digen Markgrafschaft mit großen Vorrechten, ein Gegengewicht
zu geben. So lange er regierte, hatte er stets seine Aufmerk-
samkeit auf Italien gerichtet, woselbst die durch den Handel
mächtigen, freiheitliebcnden lombardischen Städte, Mailand an
der Spitze, sich der welfischen Parthei anschlossen; Papst
Alexander Iii verbündete sich mit ihnen gegen ihn, weil er
den wachsenden Einfluß des Kaisers in Italien fürchtete. Zwar
wurde Mailand, die Königin der lombardischen Städte, ero-
bert, und zerstört, allein die Städte schlossen sich 1167 enger
aneinander, der Papst schleuderte den Bannstrahl gegen den Kai-
ser, Heinrich dpr Löwe, der in seinem Uebermuthe den Zeit-
punkt für günstig hielt, trennte sich auf einem neuen Zuge nach
Italien vom Kaiser, obgleich sich dieser so sehr seiner Würde be-
gab, daß er sogar in halb knieender Stellung ihn an seine Freund-
schaft und Pflichten erinnerte. Der Kaiser wurde bei L e g n a n o
von den Lomba^e^^esc^la^^r.^1zals er einen
Schulbyqkäiiistitui
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Extrahierte Personennamen: Heinrichs Heinrichs Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Heinrich Heinrich Alexander_Iii Alexander Heinrich_dpr_Löwe Heinrich
1100—1517.
103
Europa kam, glaubte der große Kaiser sein Leben mit keiner
schöneren That beschließen zu können, als mit der Befreiung der
heiligen Stadt, er gab daher sein heitres, ritterliches Leben aus
um sich Kämpfen und Entbehrungen zur Ehre des Glaubens zu
unterziehen. Er fand auf dem Zuge seinen Tod 119 0 ohne
Jerusalem gesehen zu haben (p. 88). Sein Sohn Heinrich
Vi war schon bei Lebzeiten des Kaisers zum deutschen Könige
erwählt worden und setzte die Pläne seines Vaters zur Erwei-
terung seiner Macht fort. Er suchte die Parthei der Welfen
zu versöhnen, indem er, unter harten Bedingungen, Heinrich
dem Löwen einen Theil derbraunschweigisch-lüneburgischenlande
zurückgab. Nachdem er mit großer Grausamkeit sein Erbrecht
auf Neapel und Sicilien geltend gemacht und sich ihrer 1194
bemächtigt hatte, kehrte er mit Plänen zur Veränderung der
Reichsverfassung nach Deutschland zurück, indem er glaubte, sie
durch seine Macht und seine Reichthümer durchsetzen zu können.
Er erbot sich, für immer Apulien und Sicilien mit dem Reiche
zu vereinigen und erklärte alle Lehen erblich machen zu wollen,
wenn die Fürsten die Kaiserwürde in seiner Familie erblich
machen wollten. Allein dieser Plan scheiterte an dem Freiheits-
gefühle der Fürsten und wurde ebenfalls durch den plötzlichen
Tod des Kaisers auf Sicilien 1197 verhindert.
Sterbend hatte Constantia"ihren stleinen Sohn Friedrich
von Neapel dem Schutze des mächtigen Papstes Innocenz Iii
(1198—1216) übergeben, und mit Freuden übernahmder Papst
die Pflicht der Kirche, die Verwaisten zu beschützen, eine Pflicht,
die ihm diesmal so großen weltlichen Einfluß und gleiche Macht
versprach. Schon früher hatte er den vaterlosen Erben der Ho-
henstaufen mit dem Königreiche Sicilien belehnt; er machte nun
seine Vormundschaft mit Kraft geltend und suchte die mächtigen
Herrn des Reiches zu beugen, die streitenden Welfen und Ghi-
bellinen mit einander auszusöhneu, um im Namen der Kirche
selbst über Alle zu herrschen.
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Extrahierte Personennamen: Heinrich
Vi Heinrich Heinrich
dem_Löwen Heinrich Friedrich
von_Neapel Friedrich Innocenz_Iii Innocenz
Extrahierte Ortsnamen: Europa Neapel Sicilien Deutschland Apulien Sicilien Sicilien Sicilien
146
1100-1517.
Gegner bei Mühldorf gefangen genommen, (1322); allein
(pater theilte Ludwig von Baiern die königliche Würde mit dem
österreichischen Fürsten (ff 1330).
Allein mitterweile hatte der Papst in Avignon stch in fran-
zösischem Interesse in den deutschen Kaiserstreit gemischt und hatte
Ludwig von Baiern in den Bann gethan. Ludwig appellirte
vom Urtheile des französischen Papstes an eine allgemeine Kirchen-
versammlung , zog nach Italien, ließ sich in Rom als Kaiser
krönen und einen Gcgenpapst erwählen. Der Streit zwischen
dem Kaiser und dem Papste wurde durch heftige Streitschriften
von beiden Seiten fortgesetzt.
Allein als die deutschen Fürsten Deutschlands Freiheit und
Selbstständigkeit gefährdet glaubten, wenn dem französischen Papste
ein Recht eingeräumt würde, sich in die deutsche Königswahl zu
mischen, traten sie zu einem Churvereine in Rhense (1338)
zusammen, woselbst abgemacht wurde, daß die deutsche Kaiser-
wahl durch die deutschen Fürsten allein entschieden werden sollte
und keiner päpstlichen Bestätigung bedürfe. Allein als der Kai-
ser sich bald übermüthig an den Rechten der Kirche vergriff,
bald dcmüthig Versöhnung suchte, verlor er nach und nach allen
Einfluß, und es gelang dem Papste in Avignon einen Theil der
Churstimmen für einen Gegenkaiser Karl von Böhmen, einen
Sohn Königs Johann von Luxemburg zu gewinnen. Dennoch
erhielt Ludwig von Baiern sich bis zu seinem Tode in seiner
Würde (1347); und erst nach demselben wurde Karl Iv aufs
Neue gewählt und gekrönt.
Karl Iv (1347—1378), König von Deutschland und
Böhmen, mit welchem Lande er später Schlesien verband,
errang die Kaiserkrone durch einen Zug nach Italien. In der
goldenen Bulle (1356) ordnete er in Ueberstimmung mit den
Beschlüssen des Churvereins in Rhense die deutsche Königswahl
durch ein Gesetz und stellte die Rechte der Churfürsten, nament-
lich die Untheilbarkeit der Churländer, fest.
¡inrimmmébmi
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Extrahierte Ortsnamen: Avignon Italien Rom Deutschlands Rhense Avignon Luxemburg Deutschland Italien Rhense
148
1100—1517.
großen Entschluß: „Ich will Euch eine Gasse öffnen, lieben
Landsleute", sagte er; „sorgt für mein Weib und meine Kinder!'*
Er stürmte nun gegen die Oesterreicher vor, umfaßte mil seinen
Armen so viele Lanzen, als er greifen konnte und stürzte von
denselben durchbohrt nieder. Allein er hatte eine Gasse geöffnet,
so wie er es versprochen hatte: Die Schweizer drangen durch
die Oeffnung; die Ritter fielen unter den schweren Schlägen der
Hellebarden der Schweizer oder erstickten in der Hitze des Som-
mertages unter der schweren Rüstung. Das Blutbad wurde
noch größer, weil die Pferde weggeführt waren. Auch der Her-
zog Leopold wurde von einem Manne aus Schwytz erschla-
gen; die Niederlage war so vollständig, daß viele adliche Ge-
schlechter ganz erloschen. Der Bauer sagte: „Gott hat den über-
müthigen Trotz der adlichen Herrn gerichtet!"
Angesichts eines solchen Auflösungszustandes in Deulschtand
und den deutschen Staaten wuchs die Unzufriedenheit der Fürsten,
was die Gleichgültigkeit des Kaisers betraf. Ein Theil der Chur-
fürsten sprach daher die Absetzung des W e nzeslaus aus. Zuerst
wählte man Ruprecht von der Pfalz (1401 —1410) und
nach seiner ohnmächtigen Regierung den jüngeren Bruder Wen-
zeslaus's, Sigismund (1410 — 1437), der schon früher
durch seine Vermählung mit der Tochter Ludwigs des Großen,
Maria, König von Ungarn geworden war.
Sigismund richtete zuerst seine ganze Aufmerksamkeit auf
die Ordnung der kirchlichen Angelegenheiten.
Als der Papst Gregor Xi im Jahre 1378 in Rom,
woselbst er sich zum Besuche aushielt, gestorben war, wurden
die Kardinäle von den Römern gezwungen, aus der Stelle
einen neuen Papst zu wählen, und dieser blieb in Rom, al-
lein die Kardinäle flohen und wählten aufs Neue einen Fran-
zosen, der abermals in Avignon seine Residenz ausschlug.
Dergestalt war die Christenheit unter zwei Päpste getheilt und
die Gewissen kamen in so viel größere Verwirrung, als eine
Nmmaü
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Extrahierte Personennamen: Leopold Leopold Sigismund_( Ludwigs Maria Maria Sigismund Gregor_Xi Gregor
Extrahierte Ortsnamen: Schwytz Deulschtand Ungarn Rom Rom Avignon
1100—1517.
149
Kirchenversammlung zu Pisa (1409) einen dritten Papst wählte
ohne die beiden andern zur Entsagung bewegen zu können.
Sigismund, als der höchste Beschützer der Kirche, wurde
von allen Seiten ersucht, eine allgemeine K irch cnversamm-
lung zu berufen, um eine vollständige Verbesserung des
Kirchcnwesens vorzubereiten und der Spaltung ein Ende
zu machen, welche die christliche Kirche in drei Theile, jeder
mit einem Oberhaupte die sich gegenseitig verketzerten, trenne.
So trat denn nun, unter großen Erwartungen die zahlreiche
Kirchenversammlnng in Konstanz, am Bodensee zusammen,
(1414—1418). Die Geistlichen der fünf Hauptnationen,
Deutsche, Italiener, Franzosen, Engländer, und Spanier faßten
den Beschluß, sämtliche drei Päpste abzusetzen und sprachen somit
aus, daß der Papst der vereinigten Kirche untergeben sei. Johann
H u ß, ein geachteter Lehrer an der Universität zu Prag, hatte voll
Eifers gegen die Mißbräuche der Kirche geredet und geschrieben.
Als der Kaiser ihm sicheres Geleite zugestanden hatte, fand er sich
in Konstanz ein, um seine Ansichten vor der Kirchenversamm-
lung zu vertheidigen, allein der freimüthige Reformator wurde
ins Gefängniß geworfen und als ein verhärteter Ketzer verbrannt
(1415). Ehe man nun zu der Kirchenverbesserung schritt, be-
schloß die Kirchenversammlung einen neuen Papst zu wählen,
was, den Einwendungen des Kaisers zum Trotze, auch geschah;
ein Kardinal wurde gewählt und-nahm den Namen Martin V
an. Vorsichtig schloß er Verträge mit einzelnen Nationen, um
der allgemeinen Kirchenverbesserung zu entgehen, welche die Macht
des Papstes zu schmälern drohte, und hob darauf 1418 die
Kirchenversammlung auf, welche somit, was die Hauptsache be-
traf, nichts ausgcrichtet hatte.
Allein die Treulosigkeit des Kaisers und das grausame Ver-
fahren der Kirche gegen Johann Huß , hatten einen Religionskricg
in Böhmen zur Folge, woselbst ein tapfrer Krieger Johann
Zi ska (der Einäugige) den Oberbefehl über die fanatische Par-
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Extrahierte Personennamen: Sigismund Johann Johann Martin Johann_Huß Johann Johann
116
1100-1517.
nigs an. Da verkündete ein päpstlicher Legat, daß Frankreich
mit dem Interdikte belegt sei; der Versuch des französischen
Königs, die Ausführung der gottesdienstlichen Handlungen mit
Macht zu erzwingen, mißlang, und Philipp Ii mußte endlich
vor einem geistlichen, vom Papste ernannten Gerichte, Jngeborg
als seine rechte Gattin annehmen (1201).
Schon in seinem ersten Regierungsjahre ließ Innocenz
einen Kreuzzug predigen; der Tod des mächtigen Sultans Sa-
ladin, welcher einige Jahre vorher .eingetroffen war, schien aufs
Neue die Hoffnungen der Christenheit zu beleben, die sinkende
Macht im heiligen Lande zu retten und das verlorene Jerusalem
wiederzugcwinnen. Der Kreuzzug endete mit der Eroberung
Konstantinopels (1204 p. 95) Innocenz misbilligte das Ver-
fahren der Kreuzfahrer und tadelte sehr strenge, daß sie ihre
Waffen gegen ein geistliches Reich anstatt gegen die Un-
gläubigen gerichtet hätten. Allein er machte sich den Ausfall zu
Nutze, erwählte einen römischen Patriarchen für Konstantinopel
und es hatte demnach wenigstens für einige Zeit den Anschein,
als ob die griechische Kirche in die römisch-katholische ausgenom-
men sei, und als ob der Papst in Rom über alle christlichen Ge-
meinden auf Erden herrsche.
Die Ketzer in Norditalien und Südfrankreich erhoben sich
ohne Erfolg gegen die Kirche; Innocenz predigte das Kreuz
gegen sie und der blutige und gräuclvolle Krieg gegen die Al-
bigenser (p. 108) endete mit der Herrschaft der Kirche in
Toulouse. Innocenz hoffte sogar die duldsameren Walden-
ser. dadurch daß er sie in einen Mönchsorden verwandelte, in die
Kirche aufnehmen zu können. Die unbesonnene Gewaltthätigkeit
des englischen Königs Johann ohne Land mußte ^sich vorder
ruhigen Festigkeit beugen, mit welcher Innocenz die Macht und
das Recht der Kirche geltend machte. England wurde ein Lehn
der Kirche (1213).
Im Jahre 1215 berief Innocenz die große Kirchen-
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Extrahierte Personennamen: Philipp_Ii Philipp Jngeborg Innocenz Innocenz Innocenz Innocenz Innocenz Innocenz Innocenz Innocenz Königs_Johann Johann Innocenz Innocenz Innocenz Innocenz
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Konstantinopel Rom Norditalien Toulouse England
118
1100 — 1517.
auszurotten, und bald eigneten sich die Dominikaner dies
Geschäft ausschließlich an (Inquisition).
Eine der Hauptbestrebungen der Kirchenversammlung war:
für die Wiedereroberung des heiligen Landes zu wirken: ein
allgemeiner Gottesfriede wurde verkündet, damit nicht die Zwi-
stigkeiten der Christen unter einander dem gemeinsamen Ziele hin-
derlich würden. Allein als Jnnocen'z, um die Beschlüsse der,
Kirchenversammlung auszuführen nach Norditalien reis'te, um
zwischen den streitenden Genuesern und Pisanern zu vermitteln,
wurde er, noch im kräftigen Mannesalter, von einem Fieber hin-
weggerafft. (1216).
In der Person des Innocenz war das Papstthum als die
höchste Macht im Himmel und auf Erden dem Volke entgegen-
getreten. Der Nachfolger des heiligen Petrus, der Statthalter
Christi auf Erden, setzte fest, was die christliche Welt und wie
sie es glauben sollte. Bald verbreitete sich auch derlehrsatz von
des Pabstes Unfehlbarkeit, d. h. daß sein Urtheil in geistlichen
Dingen nothwendig mit der göttlichen Wahrheit und Gerechtigkeit
übereinstimmen müsse. Der Papst ertheilte den Bischöfen die
Investitur, von ihm ging als öberstem Richter, der Bann,
das Interdikt und der Ablaß aus; er übte seine Macht
ringsum in der christlichen Welt durch Legaten aus. Die welt-
liche Macht war der Kirche untergeordnet, und es machte sich
die Ansicht geltend, daß der Kaiser das Schwert vom
Papste zum Lehn trage.
So hatte das Papstthum das Ziel erreicht, welches seiner
Entwicklung gesteckt war; der große Gedanke: das Christcnthum
alle Verhältnisse des menschlichen Lebens durchdringen und leiten
zu lassen, schien verwirklicht zu sein. Allein so wie das Papst-
thum auftrat, trug es den Keim des Todes in sich. Denn cs
war nothwendig, daß die christliche Freiheit sich gegen die
falsche Auffassung, zufolge welcher die Lehrsätze der Kirche an
die Stelle des lebendigen und göttlichen Wortes traten, erheben
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Extrahierte Personennamen: Innocenz Petrus Christi
1100—1517.
119
mußte. Und es war nothwendig, daß die Staaten sich zum
Widerstande gegen das übermächtige Eingreifen der Päpste
waffnen müßten, da es bisweilen eine völlige Auflösung aller
gesetzlichen und bürgerlichen Ordnung veranlassen zu wollen schien.
Friedrich Ii, deutscher König und römischer Kaiser.
(1215—1250.)
Innocenz Ul hatte keinen Grund gehabt, die deutsche
Königswahl zu bereuen, welche er veranlaßt hatte; denn Fried-
rich U schien im Anfänge seiner Regierung von Gehorsam und
Ehrerbietung für die Kirche und ihren heiligen Vater durchdrun-
gen zu sein. Allein nach und nach kam bei dem hochbegabten
Hohenstaufen der Gedanke zur Reife: die Macht des Kaiserthums
als die stärkste weltliche Macht auf Erden zu befestigen und
kräftig allen Hindernissen zu begegnen, die sich in den Weg
stellten, mochten es nun Vasallen, die freien Städte oder die
Kirche sein, welche sich an dem Rechte des Staates vergriffen.
Der Kampf mit dem Papstthume nahm bereits unter dem
Nachfolger des Innocenz, dem milden Honorius Ul, feinen
Anfang. Der letztere machte Friedrich zum Vorwurf, daß er
die deutsche Königskrone für seinen erstgebornen Sohn erwürbe,
da derselbe zugleich Erbe von Neapel sei, was gegen das Ver-
sprechen stritte, welches er in die Hand des Innocenz abge-
legt habe. Friedrich Ii antwortete: er könne sich nicht in
die-freie Wahl der deutschen Fürsten mischen.
Friedrich Ii hatte bei seiner Wahl in Aachen ein Ge-
lübde abgelegt, daß er einen Kreuzzug unternehmen wolle; seine
spätere Heirath mit Jola nie von Brienn e, der Erbin des
verloren gegangenen Königreichs Jerusalem, verstärkte die Ver-
pflichtung, welche er auf sich genommen hatte. Der Papst gab
sich alle erdenkliche Mühe den Kaiser zur Erfüllung seines Ver-
sprechens zu vermögen; denn er hoffte sowohl in Deutschland als
I U
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Extrahierte Ortsnamen: Neapel Aachen Jerusalem Deutschland
i 20 1100 — 1517.
in Neapel herrschen zu können, wenn der kräftige Gegner der
Kirche für einige Zeit von Europa fern sei. Allein Friedrich
suchte beständig neue Vorwände um den Kreuzzug aufzuschicben.
Als er sich endlich eiuschiffte, kehrte er nach einigen Tagen zu-
rück, und entschuldigte sich mit Krankheit. Allein der Papst
Gregor Ix, ein harter und starrköpfiger Mann, der sich
Jnnoccnz Iii zum Vorbilde gewählt hatte, that den Kaiser
in den Bann. Der Kaiser wandte sich mit seiner Klage und
seiner Rechtfertigung an die Christenheit und ließ ein Schreiben
ausgehen, welches bittre Anklagen gegen die ungerechten Bann-
sprüche, welche vom römischen Hofe ausgingen, enthielt. Er,
hieß es, suche alle freien Männer unter das Joch zu beugen,
alle Friedlichen zu beunruhigen und überall Geld zu erpressen,
und wolle gern Könige und Kaiser zu seinen Füßen sehen, um
die ganze Welt in Verwirrung zu bringen. Daher forderte er
die Christenheit auf, dies unerträgliche Joch abzuwerfen, um gegen
die Gefahr zu kämpfen, welche alle bedrohe.
Ohne sich darum zu kümmern, ob er vom Banne gelöst
werde, den er für ungerecht und ungültig hielt, segelte der Kai-
ser darauf nach Palästina (1228). Der Papst sandte Mönche
nach dem heiligen Lande, um zu verkünden, daß der Kaiser in
den Bann gethan sei und um jeden Christen davon abzurathen,
ihm zu gehorchen, und die Tempelherren, welche ihre eigne
Macht bei des Kaisers Ankunft gefährdet sahen, bedienten sich
hoch erfreut dieses Vorwandes, um feindselig gegen ihn aufzu-
treten. Allein der Kaiser machte sich klugerweise den Streit zu
Nutze, der zwischen dem Sultan Kamel von Aegypten und
dem Sultan von Damaskus obschwebte, und erhielt einen drei-
jährigen Waffenstillstand, während dessen Jerusalem und ein
großer Theil von Palästina den Christen überlassen wurde. Der
Kaiser hielt darauf seinen prächtigen Einzug in Jerusalem,
ging als der feierliche Gottesdienst geschlossen war, in die Kirche
und setzte sich selbst die Krone des Königreichs Jerusalem auf.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Gregor_Ix Gregor Palästina
Extrahierte Ortsnamen: Neapel Europa Palästina Damaskus Jerusalem Jerusalem