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1. H. G. Bohrs Lehrbuch der Geschichte des Mittelalters - S. 63

1853 - Kopenhagen : Gyldendal
476—1100. 63 Als Heinrich seinen Gegner in einer Schlacht überwun- den und getödtet hatte, sah er sich in den Stand gesetzt, ein Heer über die Alpen zu führen, um in der Hauptstadt der Welt selbst den übermüthigen Papst zu demüthigen. Nom wurde ein- genommen, der Papst schloß sich in die Engelsburg ein, allein entkam durch den Beistand Robert Guiscards, seines nor- mannischen Vasallen. Er starb in Salerno 1085 mit den Worten: Ich habe die Gerechtigkeit geliebt und die Ungerech- tigkeit gehaßt; darum sterbe ich in der Landflüchtigkeit!" Allein der Tod des Papstes, oder die weltliche Uebcrmacht verschafften dem Kaiser noch bei weitem den Sieg nicht; denn die folgenden Päpste machten Gregors Plan zu dem ihrigen. Neue Un- ruhen zwangen den Kaiser, nach Deutschland zurückzukehrcn, wo sogar sein eigner Sohn einen Aufruhr gegen ihn erregte, und er starb 1106 ohne die verwickelten politischen und kirchlichen Angelegenheiten geordnet zu haben. Nach einer Reihe von Kämpfen mit der Kirche kam endlich in Worms 1122 zwischen dem Papste und dem Kaiser Heinrich V. ein Vergleich zu Stande (1106—1125). Die Bischöfe sollten frei von den Geistlichen gewählt werden, welchen die Wahl zukämc, der Papst sollte alleiniges Recht zur Investitur (Bestätigung der geistlichen Wahl) haben, der Kaiser dagegen den Geistlichen weltliche Lehen zucrtheilen. Aehnliche Bestimmungen rücksichtlich des Verhältnisses zwi- schen Kirche und Staat wurden nach und nach auch in den übrigen wichtigsten Staaten in Europa angenommen, und selbst der englische König Heinrich I. (1100—1135), der Sohn Wilhelm des Eroberers, mußte nach einem heftigen Kampfe dem Papste die Investitur abtreten. So hatte nun die Kirche ihr Ziel erreicht, ihren eignen Staat unabhängig und mächtig dem Staate gegenüber zu stellen. Diese geistliche Uebcrmacht, so gefährlich sic auch für die Sicher- heit und Entwicklung der Staatsmacht war, war gleichwohl für

2. H. G. Bohrs Lehrbuch der Geschichte des Mittelalters - S. 101

1853 - Kopenhagen : Gyldendal
1100-1517. 101 deutschen Freiheit und Sicherheit gefährlich sei, erklärte den Herzog in die Reichsacht und verurtheilte ihn zum Verluste sei- ner Besitzungen. Er übertrug sie andern mächtigen Lehnsmän- nern, die wie ihr eigner Vortheil dies erheischte, seine Länder in Besitz nahmen. Der Sohn Heinrichs des Stolzen, Hein- rich der Löwe, behielt zwar Sachsen, allein seit der Zeit nahm der Streit zwischen den Ghibellinen (Anhängern des Kaisers) und den Welfen seinen Anfang, deren Fehden lange Zeit hin- durch Deutschland und Italien verwüsteten. Nach seiner Rück- kehr vom unglücklichen Kreuzzuge 1150 (p. 87) veranlaßt er durch seine kräftige Empfehlung die Wahl seines Brudersohnes Friedrich Barbarossa zum deutschen König. Kurz nach seiner Thronbesteigung (1152) belehnte Fried- rich I Heinrich den Löwen mit Baiern, um die mäch- tige Parthei der Welfen zu versöhnen, allein er suchte zugleich der Macht H e i n r i ch des L ö w e n, durch die Erhebung des früher mit Baiern verbunden gewesenen Oesterreich zu einer selbststän- digen Markgrafschaft mit großen Vorrechten, ein Gegengewicht zu geben. So lange er regierte, hatte er stets seine Aufmerk- samkeit auf Italien gerichtet, woselbst die durch den Handel mächtigen, freiheitliebcnden lombardischen Städte, Mailand an der Spitze, sich der welfischen Parthei anschlossen; Papst Alexander Iii verbündete sich mit ihnen gegen ihn, weil er den wachsenden Einfluß des Kaisers in Italien fürchtete. Zwar wurde Mailand, die Königin der lombardischen Städte, ero- bert, und zerstört, allein die Städte schlossen sich 1167 enger aneinander, der Papst schleuderte den Bannstrahl gegen den Kai- ser, Heinrich dpr Löwe, der in seinem Uebermuthe den Zeit- punkt für günstig hielt, trennte sich auf einem neuen Zuge nach Italien vom Kaiser, obgleich sich dieser so sehr seiner Würde be- gab, daß er sogar in halb knieender Stellung ihn an seine Freund- schaft und Pflichten erinnerte. Der Kaiser wurde bei L e g n a n o von den Lomba^e^^esc^la^^r.^1zals er einen Schulbyqkäiiistitui

3. H. G. Bohrs Lehrbuch der Geschichte des Mittelalters - S. 103

1853 - Kopenhagen : Gyldendal
1100—1517. 103 Europa kam, glaubte der große Kaiser sein Leben mit keiner schöneren That beschließen zu können, als mit der Befreiung der heiligen Stadt, er gab daher sein heitres, ritterliches Leben aus um sich Kämpfen und Entbehrungen zur Ehre des Glaubens zu unterziehen. Er fand auf dem Zuge seinen Tod 119 0 ohne Jerusalem gesehen zu haben (p. 88). Sein Sohn Heinrich Vi war schon bei Lebzeiten des Kaisers zum deutschen Könige erwählt worden und setzte die Pläne seines Vaters zur Erwei- terung seiner Macht fort. Er suchte die Parthei der Welfen zu versöhnen, indem er, unter harten Bedingungen, Heinrich dem Löwen einen Theil derbraunschweigisch-lüneburgischenlande zurückgab. Nachdem er mit großer Grausamkeit sein Erbrecht auf Neapel und Sicilien geltend gemacht und sich ihrer 1194 bemächtigt hatte, kehrte er mit Plänen zur Veränderung der Reichsverfassung nach Deutschland zurück, indem er glaubte, sie durch seine Macht und seine Reichthümer durchsetzen zu können. Er erbot sich, für immer Apulien und Sicilien mit dem Reiche zu vereinigen und erklärte alle Lehen erblich machen zu wollen, wenn die Fürsten die Kaiserwürde in seiner Familie erblich machen wollten. Allein dieser Plan scheiterte an dem Freiheits- gefühle der Fürsten und wurde ebenfalls durch den plötzlichen Tod des Kaisers auf Sicilien 1197 verhindert. Sterbend hatte Constantia"ihren stleinen Sohn Friedrich von Neapel dem Schutze des mächtigen Papstes Innocenz Iii (1198—1216) übergeben, und mit Freuden übernahmder Papst die Pflicht der Kirche, die Verwaisten zu beschützen, eine Pflicht, die ihm diesmal so großen weltlichen Einfluß und gleiche Macht versprach. Schon früher hatte er den vaterlosen Erben der Ho- henstaufen mit dem Königreiche Sicilien belehnt; er machte nun seine Vormundschaft mit Kraft geltend und suchte die mächtigen Herrn des Reiches zu beugen, die streitenden Welfen und Ghi- bellinen mit einander auszusöhneu, um im Namen der Kirche selbst über Alle zu herrschen.

4. H. G. Bohrs Lehrbuch der Geschichte des Mittelalters - S. 146

1853 - Kopenhagen : Gyldendal
146 1100-1517. Gegner bei Mühldorf gefangen genommen, (1322); allein (pater theilte Ludwig von Baiern die königliche Würde mit dem österreichischen Fürsten (ff 1330). Allein mitterweile hatte der Papst in Avignon stch in fran- zösischem Interesse in den deutschen Kaiserstreit gemischt und hatte Ludwig von Baiern in den Bann gethan. Ludwig appellirte vom Urtheile des französischen Papstes an eine allgemeine Kirchen- versammlung , zog nach Italien, ließ sich in Rom als Kaiser krönen und einen Gcgenpapst erwählen. Der Streit zwischen dem Kaiser und dem Papste wurde durch heftige Streitschriften von beiden Seiten fortgesetzt. Allein als die deutschen Fürsten Deutschlands Freiheit und Selbstständigkeit gefährdet glaubten, wenn dem französischen Papste ein Recht eingeräumt würde, sich in die deutsche Königswahl zu mischen, traten sie zu einem Churvereine in Rhense (1338) zusammen, woselbst abgemacht wurde, daß die deutsche Kaiser- wahl durch die deutschen Fürsten allein entschieden werden sollte und keiner päpstlichen Bestätigung bedürfe. Allein als der Kai- ser sich bald übermüthig an den Rechten der Kirche vergriff, bald dcmüthig Versöhnung suchte, verlor er nach und nach allen Einfluß, und es gelang dem Papste in Avignon einen Theil der Churstimmen für einen Gegenkaiser Karl von Böhmen, einen Sohn Königs Johann von Luxemburg zu gewinnen. Dennoch erhielt Ludwig von Baiern sich bis zu seinem Tode in seiner Würde (1347); und erst nach demselben wurde Karl Iv aufs Neue gewählt und gekrönt. Karl Iv (1347—1378), König von Deutschland und Böhmen, mit welchem Lande er später Schlesien verband, errang die Kaiserkrone durch einen Zug nach Italien. In der goldenen Bulle (1356) ordnete er in Ueberstimmung mit den Beschlüssen des Churvereins in Rhense die deutsche Königswahl durch ein Gesetz und stellte die Rechte der Churfürsten, nament- lich die Untheilbarkeit der Churländer, fest. ¡inrimmmébmi

5. H. G. Bohrs Lehrbuch der Geschichte des Mittelalters - S. 148

1853 - Kopenhagen : Gyldendal
148 1100—1517. großen Entschluß: „Ich will Euch eine Gasse öffnen, lieben Landsleute", sagte er; „sorgt für mein Weib und meine Kinder!'* Er stürmte nun gegen die Oesterreicher vor, umfaßte mil seinen Armen so viele Lanzen, als er greifen konnte und stürzte von denselben durchbohrt nieder. Allein er hatte eine Gasse geöffnet, so wie er es versprochen hatte: Die Schweizer drangen durch die Oeffnung; die Ritter fielen unter den schweren Schlägen der Hellebarden der Schweizer oder erstickten in der Hitze des Som- mertages unter der schweren Rüstung. Das Blutbad wurde noch größer, weil die Pferde weggeführt waren. Auch der Her- zog Leopold wurde von einem Manne aus Schwytz erschla- gen; die Niederlage war so vollständig, daß viele adliche Ge- schlechter ganz erloschen. Der Bauer sagte: „Gott hat den über- müthigen Trotz der adlichen Herrn gerichtet!" Angesichts eines solchen Auflösungszustandes in Deulschtand und den deutschen Staaten wuchs die Unzufriedenheit der Fürsten, was die Gleichgültigkeit des Kaisers betraf. Ein Theil der Chur- fürsten sprach daher die Absetzung des W e nzeslaus aus. Zuerst wählte man Ruprecht von der Pfalz (1401 —1410) und nach seiner ohnmächtigen Regierung den jüngeren Bruder Wen- zeslaus's, Sigismund (1410 — 1437), der schon früher durch seine Vermählung mit der Tochter Ludwigs des Großen, Maria, König von Ungarn geworden war. Sigismund richtete zuerst seine ganze Aufmerksamkeit auf die Ordnung der kirchlichen Angelegenheiten. Als der Papst Gregor Xi im Jahre 1378 in Rom, woselbst er sich zum Besuche aushielt, gestorben war, wurden die Kardinäle von den Römern gezwungen, aus der Stelle einen neuen Papst zu wählen, und dieser blieb in Rom, al- lein die Kardinäle flohen und wählten aufs Neue einen Fran- zosen, der abermals in Avignon seine Residenz ausschlug. Dergestalt war die Christenheit unter zwei Päpste getheilt und die Gewissen kamen in so viel größere Verwirrung, als eine Nmmaü

6. H. G. Bohrs Lehrbuch der Geschichte des Mittelalters - S. 149

1853 - Kopenhagen : Gyldendal
1100—1517. 149 Kirchenversammlung zu Pisa (1409) einen dritten Papst wählte ohne die beiden andern zur Entsagung bewegen zu können. Sigismund, als der höchste Beschützer der Kirche, wurde von allen Seiten ersucht, eine allgemeine K irch cnversamm- lung zu berufen, um eine vollständige Verbesserung des Kirchcnwesens vorzubereiten und der Spaltung ein Ende zu machen, welche die christliche Kirche in drei Theile, jeder mit einem Oberhaupte die sich gegenseitig verketzerten, trenne. So trat denn nun, unter großen Erwartungen die zahlreiche Kirchenversammlnng in Konstanz, am Bodensee zusammen, (1414—1418). Die Geistlichen der fünf Hauptnationen, Deutsche, Italiener, Franzosen, Engländer, und Spanier faßten den Beschluß, sämtliche drei Päpste abzusetzen und sprachen somit aus, daß der Papst der vereinigten Kirche untergeben sei. Johann H u ß, ein geachteter Lehrer an der Universität zu Prag, hatte voll Eifers gegen die Mißbräuche der Kirche geredet und geschrieben. Als der Kaiser ihm sicheres Geleite zugestanden hatte, fand er sich in Konstanz ein, um seine Ansichten vor der Kirchenversamm- lung zu vertheidigen, allein der freimüthige Reformator wurde ins Gefängniß geworfen und als ein verhärteter Ketzer verbrannt (1415). Ehe man nun zu der Kirchenverbesserung schritt, be- schloß die Kirchenversammlung einen neuen Papst zu wählen, was, den Einwendungen des Kaisers zum Trotze, auch geschah; ein Kardinal wurde gewählt und-nahm den Namen Martin V an. Vorsichtig schloß er Verträge mit einzelnen Nationen, um der allgemeinen Kirchenverbesserung zu entgehen, welche die Macht des Papstes zu schmälern drohte, und hob darauf 1418 die Kirchenversammlung auf, welche somit, was die Hauptsache be- traf, nichts ausgcrichtet hatte. Allein die Treulosigkeit des Kaisers und das grausame Ver- fahren der Kirche gegen Johann Huß , hatten einen Religionskricg in Böhmen zur Folge, woselbst ein tapfrer Krieger Johann Zi ska (der Einäugige) den Oberbefehl über die fanatische Par-

7. H. G. Bohrs Lehrbuch der Geschichte des Mittelalters - S. 116

1853 - Kopenhagen : Gyldendal
116 1100-1517. nigs an. Da verkündete ein päpstlicher Legat, daß Frankreich mit dem Interdikte belegt sei; der Versuch des französischen Königs, die Ausführung der gottesdienstlichen Handlungen mit Macht zu erzwingen, mißlang, und Philipp Ii mußte endlich vor einem geistlichen, vom Papste ernannten Gerichte, Jngeborg als seine rechte Gattin annehmen (1201). Schon in seinem ersten Regierungsjahre ließ Innocenz einen Kreuzzug predigen; der Tod des mächtigen Sultans Sa- ladin, welcher einige Jahre vorher .eingetroffen war, schien aufs Neue die Hoffnungen der Christenheit zu beleben, die sinkende Macht im heiligen Lande zu retten und das verlorene Jerusalem wiederzugcwinnen. Der Kreuzzug endete mit der Eroberung Konstantinopels (1204 p. 95) Innocenz misbilligte das Ver- fahren der Kreuzfahrer und tadelte sehr strenge, daß sie ihre Waffen gegen ein geistliches Reich anstatt gegen die Un- gläubigen gerichtet hätten. Allein er machte sich den Ausfall zu Nutze, erwählte einen römischen Patriarchen für Konstantinopel und es hatte demnach wenigstens für einige Zeit den Anschein, als ob die griechische Kirche in die römisch-katholische ausgenom- men sei, und als ob der Papst in Rom über alle christlichen Ge- meinden auf Erden herrsche. Die Ketzer in Norditalien und Südfrankreich erhoben sich ohne Erfolg gegen die Kirche; Innocenz predigte das Kreuz gegen sie und der blutige und gräuclvolle Krieg gegen die Al- bigenser (p. 108) endete mit der Herrschaft der Kirche in Toulouse. Innocenz hoffte sogar die duldsameren Walden- ser. dadurch daß er sie in einen Mönchsorden verwandelte, in die Kirche aufnehmen zu können. Die unbesonnene Gewaltthätigkeit des englischen Königs Johann ohne Land mußte ^sich vorder ruhigen Festigkeit beugen, mit welcher Innocenz die Macht und das Recht der Kirche geltend machte. England wurde ein Lehn der Kirche (1213). Im Jahre 1215 berief Innocenz die große Kirchen-

8. H. G. Bohrs Lehrbuch der Geschichte des Mittelalters - S. 118

1853 - Kopenhagen : Gyldendal
118 1100 — 1517. auszurotten, und bald eigneten sich die Dominikaner dies Geschäft ausschließlich an (Inquisition). Eine der Hauptbestrebungen der Kirchenversammlung war: für die Wiedereroberung des heiligen Landes zu wirken: ein allgemeiner Gottesfriede wurde verkündet, damit nicht die Zwi- stigkeiten der Christen unter einander dem gemeinsamen Ziele hin- derlich würden. Allein als Jnnocen'z, um die Beschlüsse der, Kirchenversammlung auszuführen nach Norditalien reis'te, um zwischen den streitenden Genuesern und Pisanern zu vermitteln, wurde er, noch im kräftigen Mannesalter, von einem Fieber hin- weggerafft. (1216). In der Person des Innocenz war das Papstthum als die höchste Macht im Himmel und auf Erden dem Volke entgegen- getreten. Der Nachfolger des heiligen Petrus, der Statthalter Christi auf Erden, setzte fest, was die christliche Welt und wie sie es glauben sollte. Bald verbreitete sich auch derlehrsatz von des Pabstes Unfehlbarkeit, d. h. daß sein Urtheil in geistlichen Dingen nothwendig mit der göttlichen Wahrheit und Gerechtigkeit übereinstimmen müsse. Der Papst ertheilte den Bischöfen die Investitur, von ihm ging als öberstem Richter, der Bann, das Interdikt und der Ablaß aus; er übte seine Macht ringsum in der christlichen Welt durch Legaten aus. Die welt- liche Macht war der Kirche untergeordnet, und es machte sich die Ansicht geltend, daß der Kaiser das Schwert vom Papste zum Lehn trage. So hatte das Papstthum das Ziel erreicht, welches seiner Entwicklung gesteckt war; der große Gedanke: das Christcnthum alle Verhältnisse des menschlichen Lebens durchdringen und leiten zu lassen, schien verwirklicht zu sein. Allein so wie das Papst- thum auftrat, trug es den Keim des Todes in sich. Denn cs war nothwendig, daß die christliche Freiheit sich gegen die falsche Auffassung, zufolge welcher die Lehrsätze der Kirche an die Stelle des lebendigen und göttlichen Wortes traten, erheben

9. H. G. Bohrs Lehrbuch der Geschichte des Mittelalters - S. 119

1853 - Kopenhagen : Gyldendal
1100—1517. 119 mußte. Und es war nothwendig, daß die Staaten sich zum Widerstande gegen das übermächtige Eingreifen der Päpste waffnen müßten, da es bisweilen eine völlige Auflösung aller gesetzlichen und bürgerlichen Ordnung veranlassen zu wollen schien. Friedrich Ii, deutscher König und römischer Kaiser. (1215—1250.) Innocenz Ul hatte keinen Grund gehabt, die deutsche Königswahl zu bereuen, welche er veranlaßt hatte; denn Fried- rich U schien im Anfänge seiner Regierung von Gehorsam und Ehrerbietung für die Kirche und ihren heiligen Vater durchdrun- gen zu sein. Allein nach und nach kam bei dem hochbegabten Hohenstaufen der Gedanke zur Reife: die Macht des Kaiserthums als die stärkste weltliche Macht auf Erden zu befestigen und kräftig allen Hindernissen zu begegnen, die sich in den Weg stellten, mochten es nun Vasallen, die freien Städte oder die Kirche sein, welche sich an dem Rechte des Staates vergriffen. Der Kampf mit dem Papstthume nahm bereits unter dem Nachfolger des Innocenz, dem milden Honorius Ul, feinen Anfang. Der letztere machte Friedrich zum Vorwurf, daß er die deutsche Königskrone für seinen erstgebornen Sohn erwürbe, da derselbe zugleich Erbe von Neapel sei, was gegen das Ver- sprechen stritte, welches er in die Hand des Innocenz abge- legt habe. Friedrich Ii antwortete: er könne sich nicht in die-freie Wahl der deutschen Fürsten mischen. Friedrich Ii hatte bei seiner Wahl in Aachen ein Ge- lübde abgelegt, daß er einen Kreuzzug unternehmen wolle; seine spätere Heirath mit Jola nie von Brienn e, der Erbin des verloren gegangenen Königreichs Jerusalem, verstärkte die Ver- pflichtung, welche er auf sich genommen hatte. Der Papst gab sich alle erdenkliche Mühe den Kaiser zur Erfüllung seines Ver- sprechens zu vermögen; denn er hoffte sowohl in Deutschland als I U

10. H. G. Bohrs Lehrbuch der Geschichte des Mittelalters - S. 120

1853 - Kopenhagen : Gyldendal
i 20 1100 — 1517. in Neapel herrschen zu können, wenn der kräftige Gegner der Kirche für einige Zeit von Europa fern sei. Allein Friedrich suchte beständig neue Vorwände um den Kreuzzug aufzuschicben. Als er sich endlich eiuschiffte, kehrte er nach einigen Tagen zu- rück, und entschuldigte sich mit Krankheit. Allein der Papst Gregor Ix, ein harter und starrköpfiger Mann, der sich Jnnoccnz Iii zum Vorbilde gewählt hatte, that den Kaiser in den Bann. Der Kaiser wandte sich mit seiner Klage und seiner Rechtfertigung an die Christenheit und ließ ein Schreiben ausgehen, welches bittre Anklagen gegen die ungerechten Bann- sprüche, welche vom römischen Hofe ausgingen, enthielt. Er, hieß es, suche alle freien Männer unter das Joch zu beugen, alle Friedlichen zu beunruhigen und überall Geld zu erpressen, und wolle gern Könige und Kaiser zu seinen Füßen sehen, um die ganze Welt in Verwirrung zu bringen. Daher forderte er die Christenheit auf, dies unerträgliche Joch abzuwerfen, um gegen die Gefahr zu kämpfen, welche alle bedrohe. Ohne sich darum zu kümmern, ob er vom Banne gelöst werde, den er für ungerecht und ungültig hielt, segelte der Kai- ser darauf nach Palästina (1228). Der Papst sandte Mönche nach dem heiligen Lande, um zu verkünden, daß der Kaiser in den Bann gethan sei und um jeden Christen davon abzurathen, ihm zu gehorchen, und die Tempelherren, welche ihre eigne Macht bei des Kaisers Ankunft gefährdet sahen, bedienten sich hoch erfreut dieses Vorwandes, um feindselig gegen ihn aufzu- treten. Allein der Kaiser machte sich klugerweise den Streit zu Nutze, der zwischen dem Sultan Kamel von Aegypten und dem Sultan von Damaskus obschwebte, und erhielt einen drei- jährigen Waffenstillstand, während dessen Jerusalem und ein großer Theil von Palästina den Christen überlassen wurde. Der Kaiser hielt darauf seinen prächtigen Einzug in Jerusalem, ging als der feierliche Gottesdienst geschlossen war, in die Kirche und setzte sich selbst die Krone des Königreichs Jerusalem auf.
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